Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

47 On die ruth thut das kind kein gut. - Franck, II, 61b; Lehmann, II, 489, 14; Mayer, I, 104.

Dasselbe behaupten auch die Slawen von ihrem Kantschuh oder ihrer Karbatsche. Die Sympathien der Russen für diese Culturwerkzeuge sind bekannt.

Böhm.: Karabac neni cert, ale pravdy se dopidi. - Karabac neni maka, lec napotom nauka. (Celakovsky, 357.)

Lat.: Rarum ibi crimen, ubi disciplina. - Vexatio dat intellectum.

Schwed.: Utan rijs blijr barn sällan wijs. (Grubb, 840.)

48 Ruth macht die Kinder gut. - Eyering, III, 290; Masson, 198.

Man spricht: "Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz." (H. Sachs, II, LXXXIX, 2.) "Die bircke rut zeucht die lieb des kinds." (Wachter, Aiij.) "Gute ruten machen ghorsam kind scharpff sporen d' pferd willig vnd gschwind."

Dän.: Ris giör godt barn. (Prov. dan., 478.)

Lat.: Correre cogit equum sub milite calcar acutum, sicque facit pueros aspera uirga bonos. (Loci comm., 150.) - Phryx plagis emendatur. (Eiselein, 535.)

Schwed.: Rijs gjör got barn. (Grubb, 689.)

49 Ruth vnd Straffe gibt Weissheit. - Petri, II, 515.

Böhm.: Metla novou msi zpiva. (Celakovsky, 409.)

Krain.: Siba novo meso poje. (Celakovsky, 409.)

50 Ruthen und Schläge bringen bei der Jugend viel Gutes zu Wege. - Parömiakon, 3234.

51 Scharpffe Rut macht fromme Kinder. - Petri, II, 527.

52 Was die Ruthe thut, ist nicht immer gut.

53 Weit hinter der Ruthe ist der Splitter. (Lit.)

54 Wenn die Ruthe ausgedient, muss sie in den Ofen. - Sailer, 218; Simrock, 8605.

55 Wenn die Ruthe bey den Kindern helffen sol, so muss sie mit dem Vaterunser zusammengebunden seyn. - Petri, II, 645.

56 Wenn die Ruthe nicht hilft, muss man zum Stocke greifen. - Altmann VI, 120.

57 Wenn die Ruthe vom Arsch, so sind die Streiche vergessen.

Holl.: Het is vergeten, zoo ras de roede van de bil is. (Harrebomee, II, 223b.)

58 Wenn man die Ruthe nur zum Schrecken vor den Spiegel steckt, so wird sie bald von den Kindern verlacht. - Eiselein, 535.

59 Wenn man die Ruthe spart, werden die Kinder schlechter Art. - Parömiakon, 227.

Mhd.: Wan man spricht: dem chind die menschen aller liebst sind, so die besen prait sein. (Clara Hätzlerin.) (Zingerle, 81.)

Holl.: Salomo zegt: als de ouders de roede sparen, dat hunne kinderen dan voor den duivel varen. (Harrebomee, II, 223b.)

60 Wer andern Ruthen bindet, zuletzt sie selbst empfindet. - Eiselein, 535.

Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestet. (Ausonius.) (Binder I, 497; II, 1056; Frob., 248; Tappius, 61b.)

61 Wer der Ruthe nicht folgt, der muss dem Strick folgen.

Hilft die Ruthe nicht, wird die Peitsche fruchten. (Altmann VI, 474.)

Holl.: Die zich niet betert door zijner ouders roeden, de komt gemakkelijk aan de galg. (Harrebomee, II, 223b.)

62 Wer die rut fleucht vnd die arbeit scheucht, vnd nichts leiden kan, vnd will nichts aussstahn, der bleibt Johannes in eodem vnd muss hacken vnd roden. - Petri, II, 696.

63 Wer die Ruthe schonet, der hasset seinen Sohn. - Spr. Sal. 13, 24; Petri, II, 696; Schulze, 63.

Bei Tunnicius (643): De de roden spart, de hatet syn kint. (Qui parcit virgis, prolem non diligit ille.)

Mhd.: Der sprichet, swer den besmen spar, daz der den sun versaume gar. (Walther.) - Wer der ruten schonet, sin selbes kint er honet. (Morolf.) (Zingerle, 81.)

Engl.: Spare the rod, and spoil the child. (Bohn II, 128.)

Holl.: Die de roede spaart, haat zijn kind. (Harrebomee, II, 223b.)

64 Zu einer eisernen Ruthe gehört eine eiserne Haut (ein eiserner Arsch).

Holl.: Eene ijzeren roede tot een stalen aars. - Had hij eene stalen roede, zij hadden eene ijzeren huid. (Harrebomee, II, 223b.)

*65 Ain mit seiner aigen rutten streychen. - Hauer, Kiij2.

*66 Alle Ruthen in ein Bündel packen. (Altröm.)

Von denen, die viel Dinge in eins zusammenfassen, sie leichter tragen zu können.

[Spaltenumbruch] *67 De Rutt schlet'n. - Lohrengel, II, 116.

Die Ruthe, das böse Gewissen, schlägt ihn.

*68 Der Ruthe entweichen und unter die Prügel schleichen. - Parömiakon, 2341.

In dem Sinne: Aus dem Regen in die Traufe kommen, seinen Zustand verschlimmern.

*69 Der ziagt si(ch) a Rott'n über'n Arsch. (Franken.)

Er bürdet sich selbst eine Last auf.

*70 Die rut hat er jm selbs auff seinn arss gemacht. - Franck, II, 8b; Körte, 5123a.

In Schlesien: A hot em anne Rutte uff a Hingern gebunden. (Gomolcke, 51.) Er hat das Uebel selbst verschuldet. Er hat sich den Brei selbst gekocht, die Suppe selber eingebrockt, die Kette selbst geschmiedet. "Des narren muss ich warlich lachen, der auff sein eigen arss kan machen ein gute zehe birckenrhut, die niemands dann jm schaden thut." - "Hab allzeit ein hinderhut vnd mach dir nit ein eygen rhut, das würt deim arssloch werden gut." (Murner, Nb., 86, in Kloster, IV, 858.) "Wer sich am nechsten rechen wil, ... har auff har vnd widermut, der macht jm auf sein arss ein rut." (Murner, Nb., 45, in Kloster, IV, 759.)

Engl.: He had made an halter to hang himself. - You gather a rod for your own breech. (Bohn II, 176.)

Frz.: Tel porte le baton dont a son regret le bat on.

Holl.: Hij maakt (haalt) eene roede voor zijn' eigen aars. (Harrebomee, II, 223b.)

Lat.: In tuum ipsius caput lunam deducis. (Bohn II, 176.)

*71 Die rut ist vber meinn ars gemacht. (S. Gelten 20.) - Franck, II, 81a.

*72 Die Ruthe in die Hand geben und die Hosen selbst herunterlassen. - Eiselein, 535.

*73 Die Ruthe ist für alle da.

Lat.: Una scutica omnes impellit. (Eiselein, 535.)

*74 Die Ruthe ist für mich gebunden. - Sailer, 78.

*75 Die Ruthe küssen.

(Vgl. über diese Redensarten den Aufsatz von E. L. Rochholz und dessen Alemannisches Kinderlied, in der Germania, I, 134-155 u. 513.)

Holl.: De roede kussen. (Harrebomee, II, 223b.)

*76 Die Ruthe tragen, mit der man selbst gestrichen wird.

*77 Einem die Ruthe geben.

Frz.: Chasser les mouches a quelqu'un. (Kritzinger, 127b.) - Donner le fouet sous la custode. (Lendroy, 559.)

*78 Einen in die Ruthe nehmen. - Luther's Tischr., 379b.

*79 Einen mit doppelten Ruthen peitschen.

Die Russen: Einen mit zwei Lanzen erstechen. (Altmann VI, 515.)

*80 Einen mit seiner eigenen Ruthe schlagen.

Lat.: Ex ipso bove lora sumere. (Plutarch.) (Hauer, Kiij2; Binder I, 468; II, 1019; Philippi, I, 144; Weber, 3, 18.)

*81 Einen unter der Ruthe führen. - Luther's Tischreden, 429a.

Unter Zucht halten.

*82 Er fürcht' d' Raud und chunnt de Grind über. - Sutermeister, 92.

*83 Er hat die Ruthen versucht.

Er hat etwas gelernt, hat studirt.

Lat.: Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.)

*84 Er hat jhm selbs die Ruht auff den Hindern gebunden. - Moscherosch, 334; Frischbier2, 3177.

Frz.: Il donne des verges pour se faire fouetter. (Masson, 292.)

Lat.: Asciam ipse sibi in crus impingit. - Suam et se gladio ferit. (Masson, 292.)

Poln.: Sam na sie rozge podal. (Masson, 292.)

*85 Er hat weder Ruthe noch Stock.

Ist wehrlos, auch ohne Amt, ohne bürgerliches Ansehen.

Frz.: N'avoir ni verge, ni baton. (Lendroy, 1532.)

*86 Er hat yhm eyn ruthen zu seinem eygnen arss gemacht. - Tappius, 61b; Eyering, II, 389; Henisch, 828, 31.

Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestat. - Flagellum ipse paravit, quo vapularet. (Henisch, 828, 32.) - Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.)

*87 Er het e mit ere ghämpflige Ruethe erhaue. (S. Mühle 103.) - Sutermeister, 79.

*88 Er hot auf ihm a Rüth'. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. es steht in seiner Macht, ihn zu züchtigen, durch Veröffentlichung eines Geheimnisses ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten.

*89 Er ist der Ruthe entwachsen.

Holl.: Hij is de roede ontwassen. ( Harrebomee, II, 223b.)

Lat.: Manum ferulae subduximus. (Eiselein, 535.) - Subducere manum ferulae. (Seybold, 584.)

*90 Er ist nicht mehr unter der Ruthe.

Frz.: Il a la cle de ses chausses. (Kritzinger, 130a.)

[Spaltenumbruch]

47 On die ruth thut das kind kein gut.Franck, II, 61b; Lehmann, II, 489, 14; Mayer, I, 104.

Dasselbe behaupten auch die Slawen von ihrem Kantschuh oder ihrer Karbatsche. Die Sympathien der Russen für diese Culturwerkzeuge sind bekannt.

Böhm.: Karabáč není cert, ale pravdy se dopídí. – Karabáč není maka, leč nápotom náuka. (Čelakovsky, 357.)

Lat.: Rarum ibi crimen, ubi disciplina. – Vexatio dat intellectum.

Schwed.: Utan rijs blijr barn sällan wijs. (Grubb, 840.)

48 Ruth macht die Kinder gut.Eyering, III, 290; Masson, 198.

Man spricht: „Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz.“ (H. Sachs, II, LXXXIX, 2.) „Die bircke rut zeucht die lieb des kinds.“ (Wachter, Aiij.) „Gute ruten machen ghorsam kind scharpff sporen d' pferd willig vnd gschwind.“

Dän.: Ris giør godt barn. (Prov. dan., 478.)

Lat.: Correre cogit equum sub milite calcar acutum, sicque facit pueros aspera uirga bonos. (Loci comm., 150.) – Phryx plagis emendatur. (Eiselein, 535.)

Schwed.: Rijs gjör got barn. (Grubb, 689.)

49 Ruth vnd Straffe gibt Weissheit.Petri, II, 515.

Böhm.: Metla novou mši zpívá. (Čelakovsky, 409.)

Krain.: Šiba novo mešo poje. (Čelakovsky, 409.)

50 Ruthen und Schläge bringen bei der Jugend viel Gutes zu Wege.Parömiakon, 3234.

51 Scharpffe Rut macht fromme Kinder.Petri, II, 527.

52 Was die Ruthe thut, ist nicht immer gut.

53 Weit hinter der Ruthe ist der Splitter. (Lit.)

54 Wenn die Ruthe ausgedient, muss sie in den Ofen.Sailer, 218; Simrock, 8605.

55 Wenn die Ruthe bey den Kindern helffen sol, so muss sie mit dem Vaterunser zusammengebunden seyn.Petri, II, 645.

56 Wenn die Ruthe nicht hilft, muss man zum Stocke greifen.Altmann VI, 120.

57 Wenn die Ruthe vom Arsch, so sind die Streiche vergessen.

Holl.: Het is vergeten, zoo ras de roede van de bil is. (Harrebomée, II, 223b.)

58 Wenn man die Ruthe nur zum Schrecken vor den Spiegel steckt, so wird sie bald von den Kindern verlacht.Eiselein, 535.

59 Wenn man die Ruthe spart, werden die Kinder schlechter Art.Parömiakon, 227.

Mhd.: Wan man spricht: dem chind die menschen aller liebst sind, sô die besen prait sein. (Clara Hätzlerin.) (Zingerle, 81.)

Holl.: Salomo zegt: als de ouders de roede sparen, dat hunne kinderen dan voor den duivel varen. (Harrebomée, II, 223b.)

60 Wer andern Ruthen bindet, zuletzt sie selbst empfindet.Eiselein, 535.

Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestet. (Ausonius.) (Binder I, 497; II, 1056; Frob., 248; Tappius, 61b.)

61 Wer der Ruthe nicht folgt, der muss dem Strick folgen.

Hilft die Ruthe nicht, wird die Peitsche fruchten. (Altmann VI, 474.)

Holl.: Die zich niet betert door zijner ouders roeden, de komt gemakkelijk aan de galg. (Harrebomée, II, 223b.)

62 Wer die rut fleucht vnd die arbeit scheucht, vnd nichts leiden kan, vnd will nichts aussstahn, der bleibt Johannes in eodem vnd muss hacken vnd roden.Petri, II, 696.

63 Wer die Ruthe schonet, der hasset seinen Sohn.Spr. Sal. 13, 24; Petri, II, 696; Schulze, 63.

Bei Tunnicius (643): De de roden spart, de hatet syn kint. (Qui parcit virgis, prolem non diligit ille.)

Mhd.: Der sprichet, swer den besmen spar, daz der den sun versûme gar. (Walther.) – Wer der ruten schônet, sin selbes kint er honet. (Morolf.) (Zingerle, 81.)

Engl.: Spare the rod, and spoil the child. (Bohn II, 128.)

Holl.: Die de roede spaart, haat zijn kind. (Harrebomée, II, 223b.)

64 Zu einer eisernen Ruthe gehört eine eiserne Haut (ein eiserner Arsch).

Holl.: Eene ijzeren roede tot een stalen aars. – Had hij eene stalen roede, zij hadden eene ijzeren huid. (Harrebomée, II, 223b.)

*65 Ain mit seiner aigen rutten streychen.Hauer, Kiij2.

*66 Alle Ruthen in ein Bündel packen. (Altröm.)

Von denen, die viel Dinge in eins zusammenfassen, sie leichter tragen zu können.

[Spaltenumbruch] *67 De Rutt schlêt'n.Lohrengel, II, 116.

Die Ruthe, das böse Gewissen, schlägt ihn.

*68 Der Ruthe entweichen und unter die Prügel schleichen.Parömiakon, 2341.

In dem Sinne: Aus dem Regen in die Traufe kommen, seinen Zustand verschlimmern.

*69 Der ziagt si(ch) a Rott'n über'n Arsch. (Franken.)

Er bürdet sich selbst eine Last auf.

*70 Die rut hat er jm selbs auff seinn arss gemacht.Franck, II, 8b; Körte, 5123a.

In Schlesien: A hot em anne Rutte uff a Hingern gebunden. (Gomolcke, 51.) Er hat das Uebel selbst verschuldet. Er hat sich den Brei selbst gekocht, die Suppe selber eingebrockt, die Kette selbst geschmiedet. „Des narren muss ich warlich lachen, der auff sein eigen arss kan machen ein gute zehe birckenrhut, die niemands dann jm schaden thut.“ – „Hab allzeit ein hinderhut vnd mach dir nit ein eygen rhut, das würt deim arssloch werden gut.“ (Murner, Nb., 86, in Kloster, IV, 858.) „Wer sich am nechsten rechen wil, ... har auff har vnd widermut, der macht jm auf sein arss ein rut.“ (Murner, Nb., 45, in Kloster, IV, 759.)

Engl.: He had made an halter to hang himself. – You gather a rod for your own breech. (Bohn II, 176.)

Frz.: Tel porte le bâton dont à son regret le bat on.

Holl.: Hij maakt (haalt) eene roede voor zijn' eigen aars. (Harrebomée, II, 223b.)

Lat.: In tuum ipsius caput lunam deducis. (Bohn II, 176.)

*71 Die rut ist vber meinn ars gemacht. (S. Gelten 20.) – Franck, II, 81a.

*72 Die Ruthe in die Hand geben und die Hosen selbst herunterlassen.Eiselein, 535.

*73 Die Ruthe ist für alle da.

Lat.: Una scutica omnes impellit. (Eiselein, 535.)

*74 Die Ruthe ist für mich gebunden.Sailer, 78.

*75 Die Ruthe küssen.

(Vgl. über diese Redensarten den Aufsatz von E. L. Rochholz und dessen Alemannisches Kinderlied, in der Germania, I, 134-155 u. 513.)

Holl.: De roede kussen. (Harrebomée, II, 223b.)

*76 Die Ruthe tragen, mit der man selbst gestrichen wird.

*77 Einem die Ruthe geben.

Frz.: Chasser les mouches à quelqu'un. (Kritzinger, 127b.) – Donner le fouet sous la custode. (Lendroy, 559.)

*78 Einen in die Ruthe nehmen.Luther's Tischr., 379b.

*79 Einen mit doppelten Ruthen peitschen.

Die Russen: Einen mit zwei Lanzen erstechen. (Altmann VI, 515.)

*80 Einen mit seiner eigenen Ruthe schlagen.

Lat.: Ex ipso bove lora sumere. (Plutarch.) (Hauer, Kiij2; Binder I, 468; II, 1019; Philippi, I, 144; Weber, 3, 18.)

*81 Einen unter der Ruthe führen.Luther's Tischreden, 429a.

Unter Zucht halten.

*82 Er fürcht' d' Rûd und chunnt de Grind über.Sutermeister, 92.

*83 Er hat die Ruthen versucht.

Er hat etwas gelernt, hat studirt.

Lat.: Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.)

*84 Er hat jhm selbs die Ruht auff den Hindern gebunden.Moscherosch, 334; Frischbier2, 3177.

Frz.: Il donne des verges pour se faire fouetter. (Masson, 292.)

Lat.: Asciam ipse sibi in crus impingit. – Suam et se gladio ferit. (Masson, 292.)

Poln.: Sam na się rózgę podał. (Masson, 292.)

*85 Er hat weder Ruthe noch Stock.

Ist wehrlos, auch ohne Amt, ohne bürgerliches Ansehen.

Frz.: N'avoir ni verge, ni bâton. (Lendroy, 1532.)

*86 Er hat yhm eyn ruthen zu seinem eygnen arss gemacht.Tappius, 61b; Eyering, II, 389; Henisch, 828, 31.

Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestat. – Flagellum ipse paravit, quo vapularet. (Henisch, 828, 32.) – Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.)

*87 Er het e mit ere ghämpflige Ruethe erhaue. (S. Mühle 103.) – Sutermeister, 79.

*88 Er hot auf ihm a Rüth'. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. es steht in seiner Macht, ihn zu züchtigen, durch Veröffentlichung eines Geheimnisses ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten.

*89 Er ist der Ruthe entwachsen.

Holl.: Hij is de roede ontwassen. ( Harrebomée, II, 223b.)

Lat.: Manum ferulae subduximus. (Eiselein, 535.) – Subducere manum ferulae. (Seybold, 584.)

*90 Er ist nicht mehr unter der Ruthe.

Frz.: Il a la clé de ses chausses. (Kritzinger, 130a.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0905" n="[891]"/>
          <cb n="1781"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 On die ruth thut das kind kein gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 61<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 489, 14; Mayer, I, 104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dasselbe behaupten auch die Slawen von ihrem Kantschuh oder ihrer Karbatsche. Die Sympathien der Russen für diese Culturwerkzeuge sind bekannt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Karabá&#x010D; není cert, ale pravdy se dopídí. &#x2013; Karabá&#x010D; není maka, le&#x010D; nápotom náuka. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 357.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Rarum ibi crimen, ubi disciplina. &#x2013; Vexatio dat intellectum.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Utan rijs blijr barn sällan wijs. (<hi rendition="#i">Grubb, 840.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Ruth macht die Kinder gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 290; Masson, 198.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man spricht: &#x201E;Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz.&#x201C; (<hi rendition="#i">H. Sachs, II, LXXXIX, 2.</hi>) &#x201E;Die bircke rut zeucht die lieb des kinds.&#x201C; (<hi rendition="#i">Wachter, Aiij.</hi>) &#x201E;Gute ruten machen ghorsam kind scharpff sporen d' pferd willig vnd gschwind.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ris giør godt barn. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 478.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Correre cogit equum sub milite calcar acutum, sicque facit pueros aspera uirga bonos. (<hi rendition="#i">Loci comm., 150.</hi>) &#x2013; Phryx plagis emendatur. (<hi rendition="#i">Eiselein, 535.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Rijs gjör got barn. (<hi rendition="#i">Grubb, 689.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Ruth vnd Straffe gibt Weissheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 515.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Metla novou m&#x0161;i zpívá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 409.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Krain.</hi>: &#x0160;iba novo me&#x0161;o poje. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 409.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Ruthen und Schläge bringen bei der Jugend viel Gutes zu Wege.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3234.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Scharpffe Rut macht fromme Kinder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 527.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">52 Was die Ruthe thut, ist nicht immer gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Weit hinter der Ruthe ist der Splitter.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Wenn die Ruthe ausgedient, muss sie in den Ofen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 218; Simrock, 8605.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">55 Wenn die Ruthe bey den Kindern helffen sol, so muss sie mit dem Vaterunser zusammengebunden seyn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 645.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Wenn die Ruthe nicht hilft, muss man zum Stocke greifen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">57 Wenn die Ruthe vom Arsch, so sind die Streiche vergessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is vergeten, zoo ras de roede van de bil is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Wenn man die Ruthe nur zum Schrecken vor den Spiegel steckt, so wird sie bald von den Kindern verlacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 535.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">59 Wenn man die Ruthe spart, werden die Kinder schlechter Art.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 227.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wan man spricht: dem chind die menschen aller liebst sind, sô die besen prait sein. (<hi rendition="#i">Clara Hätzlerin.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 81.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Salomo zegt: als de ouders de roede sparen, dat hunne kinderen dan voor den duivel varen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Wer andern Ruthen bindet, zuletzt sie selbst empfindet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 535.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Faber compedes, quas fecit, ipse gestet. (<hi rendition="#i">Ausonius.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 497; II, 1056; Frob., 248; Tappius, 61<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">61 Wer der Ruthe nicht folgt, der muss dem Strick folgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hilft die Ruthe nicht, wird die Peitsche fruchten. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zich niet betert door zijner ouders roeden, de komt gemakkelijk aan de galg. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Wer die rut fleucht vnd die arbeit scheucht, vnd nichts leiden kan, vnd will nichts aussstahn, der bleibt Johannes in eodem vnd muss hacken vnd roden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 696.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 Wer die Ruthe schonet, der hasset seinen Sohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Spr. Sal. 13, 24; Petri, II, 696; Schulze, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (643)</hi>: De de roden spart, de hatet syn kint. (Qui parcit virgis, prolem non diligit ille.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Der sprichet, swer den besmen spar, daz der den sun versûme gar. (<hi rendition="#i">Walther.</hi>) &#x2013; Wer der ruten schônet, sin selbes kint er honet. (<hi rendition="#i">Morolf.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 81.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Spare the rod, and spoil the child. (<hi rendition="#i">Bohn II, 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die de roede spaart, haat zijn kind. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Zu einer eisernen Ruthe gehört eine eiserne Haut (ein eiserner Arsch).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene ijzeren roede tot een stalen aars. &#x2013; Had hij eene stalen roede, zij hadden eene ijzeren huid. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*65 Ain mit seiner aigen rutten streychen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, Kiij<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*66 Alle Ruthen in ein Bündel packen.</hi> (<hi rendition="#i">Altröm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die viel Dinge in eins zusammenfassen, sie leichter tragen zu können.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1782"/>
*67 De Rutt schlêt'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Ruthe, das böse Gewissen, schlägt ihn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*68 Der Ruthe entweichen und unter die Prügel schleichen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: Aus dem Regen in die Traufe kommen, seinen Zustand verschlimmern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*69 Der ziagt si(ch) a Rott'n über'n Arsch.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er bürdet sich selbst eine Last auf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*70 Die rut hat er jm selbs auff seinn arss gemacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 8<hi rendition="#sup">b</hi>; Körte, 5123<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Schlesien: A hot em anne Rutte uff a Hingern gebunden. (<hi rendition="#i">Gomolcke, 51.</hi>) Er hat das Uebel selbst verschuldet. Er hat sich den Brei selbst gekocht, die Suppe selber eingebrockt, die Kette selbst geschmiedet. &#x201E;Des narren muss ich warlich lachen, der auff sein eigen arss kan machen ein gute zehe birckenrhut, die niemands dann jm schaden thut.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Hab allzeit ein hinderhut vnd mach dir nit ein eygen rhut, das würt deim arssloch werden gut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Nb., 86, in Kloster, IV, 858.</hi>) &#x201E;Wer sich am nechsten rechen wil, ... har auff har vnd widermut, der macht jm auf sein arss ein rut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Nb., 45, in Kloster, IV, 759.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He had made an halter to hang himself. &#x2013; You gather a rod for your own breech. (<hi rendition="#i">Bohn II, 176.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tel porte le bâton dont à son regret le bat on.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij maakt (haalt) eene roede voor zijn' eigen aars. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In tuum ipsius caput lunam deducis. (<hi rendition="#i">Bohn II, 176.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*71 Die rut ist vber meinn ars gemacht.</hi> (S.  Gelten 20.) &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 81<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*72 Die Ruthe in die Hand geben und die Hosen selbst herunterlassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 535.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*73 <hi rendition="#g">Die</hi> Ruthe ist für alle da.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Una scutica omnes impellit. (<hi rendition="#i">Eiselein, 535.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*74 Die Ruthe ist für mich gebunden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*75 Die Ruthe küssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">(Vgl. über diese Redensarten den Aufsatz von <hi rendition="#i">E. L. Rochholz und dessen Alemannisches Kinderlied, in der Germania, I, 134-155 u. 513.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De roede kussen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*76 Die Ruthe tragen, mit der man selbst gestrichen wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*77 Einem die Ruthe geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chasser les mouches à quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 127<hi rendition="#sup">b.</hi></hi>) &#x2013; Donner le fouet sous la custode. (<hi rendition="#i">Lendroy, 559.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*78 Einen in die Ruthe nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 379<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*79 Einen mit doppelten Ruthen peitschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Einen mit zwei Lanzen erstechen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 515.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*80 Einen mit seiner eigenen Ruthe schlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex ipso bove lora sumere. (<hi rendition="#i">Plutarch.</hi>) (<hi rendition="#i">Hauer, Kiij<hi rendition="#sup">2</hi>; Binder I, 468; II, 1019; Philippi, I, 144; Weber, 3, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*81 Einen unter der Ruthe führen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischreden, 429<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Zucht halten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*82 Er fürcht' d' Rûd und chunnt de Grind über.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*83 Er hat die Ruthen versucht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat etwas gelernt, hat studirt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Manum ferulae subducere. (<hi rendition="#i">Seybold, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*84 Er hat jhm selbs die Ruht auff den Hindern gebunden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Moscherosch, 334; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3177.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il donne des verges pour se faire fouetter. (<hi rendition="#i">Masson, 292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Asciam ipse sibi in crus impingit. &#x2013; Suam et se gladio ferit. (<hi rendition="#i">Masson, 292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Sam na si&#x0119; rózg&#x0119; poda&#x0142;. (<hi rendition="#i">Masson, 292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*85 Er hat weder Ruthe noch Stock.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist wehrlos, auch ohne Amt, ohne bürgerliches Ansehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: N'avoir ni verge, ni bâton. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1532.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*86 Er hat yhm eyn ruthen zu seinem eygnen arss gemacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 61<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, II, 389; Henisch, 828, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Faber compedes, quas fecit, ipse gestat. &#x2013; Flagellum ipse paravit, quo vapularet. (<hi rendition="#i">Henisch, 828, 32.</hi>) &#x2013; Manum ferulae subducere. (<hi rendition="#i">Seybold, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Er het e mit ere ghämpflige Ruethe erhaue.</hi> (S.  Mühle 103.) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*88 Er hot auf ihm a Rüth'.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. es steht in seiner Macht, ihn zu züchtigen, durch Veröffentlichung eines Geheimnisses ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*89 Er ist der Ruthe entwachsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is de roede ontwassen. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, II, 223<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Manum ferulae subduximus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 535.</hi>) &#x2013; Subducere manum ferulae. (<hi rendition="#i">Seybold, 584.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*90 Er ist nicht mehr unter der Ruthe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a la clé de ses chausses. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 130<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[891]/0905] 47 On die ruth thut das kind kein gut. – Franck, II, 61b; Lehmann, II, 489, 14; Mayer, I, 104. Dasselbe behaupten auch die Slawen von ihrem Kantschuh oder ihrer Karbatsche. Die Sympathien der Russen für diese Culturwerkzeuge sind bekannt. Böhm.: Karabáč není cert, ale pravdy se dopídí. – Karabáč není maka, leč nápotom náuka. (Čelakovsky, 357.) Lat.: Rarum ibi crimen, ubi disciplina. – Vexatio dat intellectum. Schwed.: Utan rijs blijr barn sällan wijs. (Grubb, 840.) 48 Ruth macht die Kinder gut. – Eyering, III, 290; Masson, 198. Man spricht: „Der ruten schmertz treibt Thorheit auss des Kindes Hertz.“ (H. Sachs, II, LXXXIX, 2.) „Die bircke rut zeucht die lieb des kinds.“ (Wachter, Aiij.) „Gute ruten machen ghorsam kind scharpff sporen d' pferd willig vnd gschwind.“ Dän.: Ris giør godt barn. (Prov. dan., 478.) Lat.: Correre cogit equum sub milite calcar acutum, sicque facit pueros aspera uirga bonos. (Loci comm., 150.) – Phryx plagis emendatur. (Eiselein, 535.) Schwed.: Rijs gjör got barn. (Grubb, 689.) 49 Ruth vnd Straffe gibt Weissheit. – Petri, II, 515. Böhm.: Metla novou mši zpívá. (Čelakovsky, 409.) Krain.: Šiba novo mešo poje. (Čelakovsky, 409.) 50 Ruthen und Schläge bringen bei der Jugend viel Gutes zu Wege. – Parömiakon, 3234. 51 Scharpffe Rut macht fromme Kinder. – Petri, II, 527. 52 Was die Ruthe thut, ist nicht immer gut. 53 Weit hinter der Ruthe ist der Splitter. (Lit.) 54 Wenn die Ruthe ausgedient, muss sie in den Ofen. – Sailer, 218; Simrock, 8605. 55 Wenn die Ruthe bey den Kindern helffen sol, so muss sie mit dem Vaterunser zusammengebunden seyn. – Petri, II, 645. 56 Wenn die Ruthe nicht hilft, muss man zum Stocke greifen. – Altmann VI, 120. 57 Wenn die Ruthe vom Arsch, so sind die Streiche vergessen. Holl.: Het is vergeten, zoo ras de roede van de bil is. (Harrebomée, II, 223b.) 58 Wenn man die Ruthe nur zum Schrecken vor den Spiegel steckt, so wird sie bald von den Kindern verlacht. – Eiselein, 535. 59 Wenn man die Ruthe spart, werden die Kinder schlechter Art. – Parömiakon, 227. Mhd.: Wan man spricht: dem chind die menschen aller liebst sind, sô die besen prait sein. (Clara Hätzlerin.) (Zingerle, 81.) Holl.: Salomo zegt: als de ouders de roede sparen, dat hunne kinderen dan voor den duivel varen. (Harrebomée, II, 223b.) 60 Wer andern Ruthen bindet, zuletzt sie selbst empfindet. – Eiselein, 535. Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestet. (Ausonius.) (Binder I, 497; II, 1056; Frob., 248; Tappius, 61b.) 61 Wer der Ruthe nicht folgt, der muss dem Strick folgen. Hilft die Ruthe nicht, wird die Peitsche fruchten. (Altmann VI, 474.) Holl.: Die zich niet betert door zijner ouders roeden, de komt gemakkelijk aan de galg. (Harrebomée, II, 223b.) 62 Wer die rut fleucht vnd die arbeit scheucht, vnd nichts leiden kan, vnd will nichts aussstahn, der bleibt Johannes in eodem vnd muss hacken vnd roden. – Petri, II, 696. 63 Wer die Ruthe schonet, der hasset seinen Sohn. – Spr. Sal. 13, 24; Petri, II, 696; Schulze, 63. Bei Tunnicius (643): De de roden spart, de hatet syn kint. (Qui parcit virgis, prolem non diligit ille.) Mhd.: Der sprichet, swer den besmen spar, daz der den sun versûme gar. (Walther.) – Wer der ruten schônet, sin selbes kint er honet. (Morolf.) (Zingerle, 81.) Engl.: Spare the rod, and spoil the child. (Bohn II, 128.) Holl.: Die de roede spaart, haat zijn kind. (Harrebomée, II, 223b.) 64 Zu einer eisernen Ruthe gehört eine eiserne Haut (ein eiserner Arsch). Holl.: Eene ijzeren roede tot een stalen aars. – Had hij eene stalen roede, zij hadden eene ijzeren huid. (Harrebomée, II, 223b.) *65 Ain mit seiner aigen rutten streychen. – Hauer, Kiij2. *66 Alle Ruthen in ein Bündel packen. (Altröm.) Von denen, die viel Dinge in eins zusammenfassen, sie leichter tragen zu können. *67 De Rutt schlêt'n. – Lohrengel, II, 116. Die Ruthe, das böse Gewissen, schlägt ihn. *68 Der Ruthe entweichen und unter die Prügel schleichen. – Parömiakon, 2341. In dem Sinne: Aus dem Regen in die Traufe kommen, seinen Zustand verschlimmern. *69 Der ziagt si(ch) a Rott'n über'n Arsch. (Franken.) Er bürdet sich selbst eine Last auf. *70 Die rut hat er jm selbs auff seinn arss gemacht. – Franck, II, 8b; Körte, 5123a. In Schlesien: A hot em anne Rutte uff a Hingern gebunden. (Gomolcke, 51.) Er hat das Uebel selbst verschuldet. Er hat sich den Brei selbst gekocht, die Suppe selber eingebrockt, die Kette selbst geschmiedet. „Des narren muss ich warlich lachen, der auff sein eigen arss kan machen ein gute zehe birckenrhut, die niemands dann jm schaden thut.“ – „Hab allzeit ein hinderhut vnd mach dir nit ein eygen rhut, das würt deim arssloch werden gut.“ (Murner, Nb., 86, in Kloster, IV, 858.) „Wer sich am nechsten rechen wil, ... har auff har vnd widermut, der macht jm auf sein arss ein rut.“ (Murner, Nb., 45, in Kloster, IV, 759.) Engl.: He had made an halter to hang himself. – You gather a rod for your own breech. (Bohn II, 176.) Frz.: Tel porte le bâton dont à son regret le bat on. Holl.: Hij maakt (haalt) eene roede voor zijn' eigen aars. (Harrebomée, II, 223b.) Lat.: In tuum ipsius caput lunam deducis. (Bohn II, 176.) *71 Die rut ist vber meinn ars gemacht. (S. Gelten 20.) – Franck, II, 81a. *72 Die Ruthe in die Hand geben und die Hosen selbst herunterlassen. – Eiselein, 535. *73 Die Ruthe ist für alle da. Lat.: Una scutica omnes impellit. (Eiselein, 535.) *74 Die Ruthe ist für mich gebunden. – Sailer, 78. *75 Die Ruthe küssen. (Vgl. über diese Redensarten den Aufsatz von E. L. Rochholz und dessen Alemannisches Kinderlied, in der Germania, I, 134-155 u. 513.) Holl.: De roede kussen. (Harrebomée, II, 223b.) *76 Die Ruthe tragen, mit der man selbst gestrichen wird. *77 Einem die Ruthe geben. Frz.: Chasser les mouches à quelqu'un. (Kritzinger, 127b.) – Donner le fouet sous la custode. (Lendroy, 559.) *78 Einen in die Ruthe nehmen. – Luther's Tischr., 379b. *79 Einen mit doppelten Ruthen peitschen. Die Russen: Einen mit zwei Lanzen erstechen. (Altmann VI, 515.) *80 Einen mit seiner eigenen Ruthe schlagen. Lat.: Ex ipso bove lora sumere. (Plutarch.) (Hauer, Kiij2; Binder I, 468; II, 1019; Philippi, I, 144; Weber, 3, 18.) *81 Einen unter der Ruthe führen. – Luther's Tischreden, 429a. Unter Zucht halten. *82 Er fürcht' d' Rûd und chunnt de Grind über. – Sutermeister, 92. *83 Er hat die Ruthen versucht. Er hat etwas gelernt, hat studirt. Lat.: Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.) *84 Er hat jhm selbs die Ruht auff den Hindern gebunden. – Moscherosch, 334; Frischbier2, 3177. Frz.: Il donne des verges pour se faire fouetter. (Masson, 292.) Lat.: Asciam ipse sibi in crus impingit. – Suam et se gladio ferit. (Masson, 292.) Poln.: Sam na się rózgę podał. (Masson, 292.) *85 Er hat weder Ruthe noch Stock. Ist wehrlos, auch ohne Amt, ohne bürgerliches Ansehen. Frz.: N'avoir ni verge, ni bâton. (Lendroy, 1532.) *86 Er hat yhm eyn ruthen zu seinem eygnen arss gemacht. – Tappius, 61b; Eyering, II, 389; Henisch, 828, 31. Lat.: Faber compedes, quas fecit, ipse gestat. – Flagellum ipse paravit, quo vapularet. (Henisch, 828, 32.) – Manum ferulae subducere. (Seybold, 298.) *87 Er het e mit ere ghämpflige Ruethe erhaue. (S. Mühle 103.) – Sutermeister, 79. *88 Er hot auf ihm a Rüth'. (Jüd.-deutsch. Warschau.) D. h. es steht in seiner Macht, ihn zu züchtigen, durch Veröffentlichung eines Geheimnisses ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten. *89 Er ist der Ruthe entwachsen. Holl.: Hij is de roede ontwassen. ( Harrebomée, II, 223b.) Lat.: Manum ferulae subduximus. (Eiselein, 535.) – Subducere manum ferulae. (Seybold, 584.) *90 Er ist nicht mehr unter der Ruthe. Frz.: Il a la clé de ses chausses. (Kritzinger, 130a.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/905
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [891]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/905>, abgerufen am 23.11.2024.