Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] das Wort gebrauchte, dachte dabei an die Save. "Diese Sau", sagt er, "hat kein Maul, lebt nicht, und frisst doch viel. Da beisst sie hier ein Stück Acker hinweg, dort eine Reihe Wiesen, anderwärts ein gross Gestedte, an einem andern Ort ein halbes Dorf. Wo diese Sau entspringt, ist sie so klein, dass ein einjähriges Kind darin tändeln kann, wie in einem Badewandel ....Die Menschen sein mehrentheils gesittet und gesint wie dieser Fluss Savus. Keiner wird auf einmal eine grobe Sau, sondern er fängt an von kleinen Fehlern u. s. w." 5 Aus einer Sau zeucht man keinen Zelter. 6 Bai sik unner da Süege menget, de maut li'en, dat se 'ne turbelt (zerren). (Iserlohn.) - Woeste, 76, 283. 7 D' Säu gelte nie, was sie werth sind. (Luzern.) Entweder zu viel oder zu wenig. 8 D' Säu hei eidwederes strauig oder guldig Stile. (Solothurn.) - Schild, 99, 11. Je nach der Kartoffelernte werden die Schweine sehr billig oder sehr theuer. 9 D' Sou sticht de Küng. - Sutermeister, 136. 10 Das heisst Säu geschwemmt, sprach der Teufel, und er ersäufte einen Wagen voll Mönche. - Fischart, S. Dominici Leben, 1571; Hoefer, 1042; H. Kurz, VIII, 142. 11 Dass die Säue werden geschlacht, das hat ihr Muthwille gemacht. - Petri, II, 59. 12 Dat kann wol möglich 'n oll Sau sin, säd' Meyersch, un harr 'n Biern bi de Klöten. (Mecklenburg.) - Hoefer, 752. Bei Schlingmann (489) lautet das Sprichwort: Dat kann unmöglich 'ne Su sin, söä' de oll Frau, don har se' 'n Bie'r bie de Klöten. 13 Der die Saw heimführt, der darff vor schimpff nicht sorgen. - Lehmann, 704, 6. 14 Der eine mästet eine Sau, der andere Schweine. Böhm.: Davnej jednu svini krmivali; a nyni i s prasaty. (Celakovsky, 364.) 15 Der faulsten Sau die grösste Winkelwurst. - Eiselein, 540. 16 Der faulsten Sau gehört der faulste Apfel. - Fischart, Trostb., in Kloster, X, 683. 17 Der faulsten (feistesten, grössten) saw gehört alweg der grösst dreck. - Franck, I, 26a; II, 60a u. 129a; Gruter, I, 14; Eyering, I, 448; Henisch, 745, 69; Franck, Chronik, CXXXIb; Grimm, II, 1356, 8; Simrock, 8738; Körte, 5188; Lohrengel, I, 145; Masson, 256; Braun, I, 3729. In der Schweiz: Die fülst Suu überchunnt da gröst Dräck. (Sutermeister, 136.) "Die feistest saw wil allezeit den besten Dreck haben zur beut." Holl.: Aan de vuilste zeug komt de grootste drek toe. (Harrebomee, II, 499a.) Lat.: Diues semper hiat, pars maior ut sibi fiat. (Loci comm., 15.) 18 Der faulsten Saw wird offt die grosse Mohren. - Petri, II, 87. 19 Der fetten Suge schmert man nich den Balg. (Lippe.) - Firmenich, I, 269; hochdeutsch bei Simrock, 8758. 20 Der fülste Suu die beste Eichle. - Sutermeister, 136. 21 Der Sau gehören keine Muskaten. - Simrock, 8739. 22 Der Sau ist im Koth am wohlsten. Lat.: Sus magis in eoeno gaudet, quam fonte sereno. (Binder II, 3257; Loci comm., 11; Neander, 312.) 23 Der Sau ist's nicht viel um das Baden. 24 Der Sau lässt Gott keine Hörner wachsen. Böhm.: Dobre ze svine rohuv nema. - Nedal pan buh svini rohy aby netrkala. (Celakovsky, 101.) 25 Der Sau sind Träber lieber als Rosen. Frz.: Truie aime mieux bran que roses. (Bohn I, 60.) Holl.: De zeug heeft liever draf dan rozen. (Harrebomee, II, 499a.) 26 Der Sauen Leben ist ein Requiem, ihr Tod ein Gaudeamus. - Körte, 5194. 27 Der schlimmsten Sauen seynd die besten Eicheln, dem bösesten Hund die besten Beiner. Lat.: Ignavis fortuna favet. (Chaos, 273.) 28 Di Sau keft me' net im Soack. (Henneberg.) - Frommann, II, 411, 133. 29 Die erstgeborne Saw saugt den ersten Dutten, vnd so fort die ander den andern. - Lehmann, 188, 16. [Spaltenumbruch] 30 Die fette Sau weiss nicht wie der magern zu Muthe ist. 31 Die fetteste Sau will allzeit die grössten Rüben fressen. 32 Die feulste Sau wirt die gröst. - Nas, 231a. 33 Die gröbeste Sau erwischt die gröst Möhre vnd der gröst Ochs die gröste Ehre. - Herberger, Hertzpostille, I, 562. 34 Die loseste Sau, die beste Möhre. (Altenburg.) "Die leiste Sau, die besste Meire." Spricht die Ansicht aus, dass es dem schlechtesten Menschen oft am besten gehe, dass er das meiste Glück habe. 35 Die mit Säuen umgehen, schweineln gern. 36 Die satte Sau denkt nicht der hungrigen. Bei Tunnicius (237): De sade söge en denket nicht der hungergen. (Jeiuni meminit nunquam porcellus obesus.) 37 Die Sau auf der Mast leert den Trog mit Hast. Holl.: De stille zeug eet al den draf op. (Harrebomee, II, 499a.) 38 Die Sau, die man nicht füttert, kann die Ferkel nicht nähren. Dän.: Gold so var aldrig grijse god. (Bohn I, 371.) 39 Die Sau erschrickt vor keinem (fürchtet keinen) Dreck. Holl.: De zeug ziet geen' drek aan. (Harrebomee, II, 499a.) 40 Die Sau fand, die Magd band. "Die Stadt Calbe an der Saale besitzt (oder besass?) eine grosse Glocke, die Bramme genannt, von der man eine alte, wiewol ungegründete Tradition hat, dass dieselbe ein Schwein auf einer naheliegenden Drischstätte solle ausgegraben und eine Magd, nachdem sie dieselbe etwas aus der Erde herausstehend gesehen, mit ihrem Schurtzseil, damit sie nicht wieder hinuntersinken möchte, gebunden und gehalten habe, bis andere, um dieselbe herauszubringen, hinzugekommen. Daher der gemeine Mann also gereimt: Die Sau fand, die Magd band." (Haynecker's Chronica, 39b.) 41 Die Sau findet die Eichel so gut wie der Eber. Dän.: En soe finder saa snart et egerne som en galt. (Prov. dan., 166.) 42 Die Sau findet eher einen Dreck als ein Goldstück (oder: eine Perle). - Körte, 5187. 43 Die Sau findet man in Mist und Stroh. 44 Die Sau findet überall ihr Land. 45 Die Sau frisst die Eicheln ungeschält. 46 Die Sau frisst die Eicheln unterm Baume auf, ohne aufzusehen, wo sie herkommen. - Sailer, 329. Von undankbaren Menschen. 47 Die Sau geht dem Gestank nach. Dän.: Soen lugter strax det som stinker. (Prov. dan., 163.) 48 Die Sau geht nie schneller als zum Troge. - Altmann VI, 405. 49 Die Sau gehört nicht ans Spinnrad. "Vnd ist all ding also verkert, das auch die Sau hat spinnen glert." (Waldis, IV, 44, 29.) Wie der lautenschlagende Esel, so ist die spinnende Sau sprichwörtlich. So erzählt Reinsberg (V, 154): Am Thor von Hedsin sah man ehemals das Bild einer Sau, welche spann, mit der Unterschrift: "Wenn die Franzosen erst Hedsin gewonnen, hat diese Sau ihren Flachs abgesponnen." Lat.: Graculo cum fidibus nihil. (Gellius.) (Binder I, 617; II, 1241.) 50 Die Sau gibt nicht Wolle als ein Schaf. - Eiselein, 540; Simrock, 8733; Braun, I, 3733. 51 Die Sau gibt weder Milch noch Wolle. Geizhals. 52 Die Sau grunzt anders, wenn der Metzger kommt. "Vnd die Saw, so sonst allzeit grummt, schreyt anders, wenn der Metzger kummt." (Fischart, Flöhh., in Kloster, X, 772.) 53 Die Sau hält sich gern zum Koth. "Wie ein Saw wület stets im koth, ist nicht werdt, das sie ehre hat." (Waldis, II, 76.) 54 Die Sau hebt die Metten an. - Brandt, Nsch., 72. Wo Gemeinheit herrscht. "Vorauss wann prasser z'sammen kommen, so hebt die Saw die Metten an, die Primzeit ist jm Eselthon, die Tertz ist von Sant Grobian" u. s. w. (Kloster, I, 613.) 55 Die Sau ist am liebsten im Dreck. 56 Die Sau ist das Beste am Schweinskopf. - Eiselein, 540; Simrock, 9740.
[Spaltenumbruch] das Wort gebrauchte, dachte dabei an die Save. „Diese Sau“, sagt er, „hat kein Maul, lebt nicht, und frisst doch viel. Da beisst sie hier ein Stück Acker hinweg, dort eine Reihe Wiesen, anderwärts ein gross Gestedte, an einem andern Ort ein halbes Dorf. Wo diese Sau entspringt, ist sie so klein, dass ein einjähriges Kind darin tändeln kann, wie in einem Badewandel ....Die Menschen sein mehrentheils gesittet und gesint wie dieser Fluss Savus. Keiner wird auf einmal eine grobe Sau, sondern er fängt an von kleinen Fehlern u. s. w.“ 5 Aus einer Sau zeucht man keinen Zelter. 6 Bai sik unner da Süege menget, de maut li'en, dat se 'ne turbelt (zerren). (Iserlohn.) – Woeste, 76, 283. 7 D' Säu gelte nie, was sie werth sind. (Luzern.) Entweder zu viel oder zu wenig. 8 D' Säu hei eidwederes strauig oder guldig Stile. (Solothurn.) – Schild, 99, 11. Je nach der Kartoffelernte werden die Schweine sehr billig oder sehr theuer. 9 D' Sou sticht de Küng. – Sutermeister, 136. 10 Das heisst Säu geschwemmt, sprach der Teufel, und er ersäufte einen Wagen voll Mönche. – Fischart, S. Dominici Leben, 1571; Hoefer, 1042; H. Kurz, VIII, 142. 11 Dass die Säue werden geschlacht, das hat ihr Muthwille gemacht. – Petri, II, 59. 12 Dat kann wol möglich 'n oll Sau sin, säd' Meyersch, un harr 'n Biern bi de Klöten. (Mecklenburg.) – Hoefer, 752. Bei Schlingmann (489) lautet das Sprichwort: Dat kann unmöglich 'ne Su sin, söä' de oll Frû, don har se' 'n Bie'r bie de Klöten. 13 Der die Saw heimführt, der darff vor schimpff nicht sorgen. – Lehmann, 704, 6. 14 Der eine mästet eine Sau, der andere Schweine. Böhm.: Dávnĕj jednu svini krmívali; a nyní i s prasaty. (Čelakovsky, 364.) 15 Der faulsten Sau die grösste Winkelwurst. – Eiselein, 540. 16 Der faulsten Sau gehört der faulste Apfel. – Fischart, Trostb., in Kloster, X, 683. 17 Der faulsten (feistesten, grössten) saw gehört alweg der grösst dreck. – Franck, I, 26a; II, 60a u. 129a; Gruter, I, 14; Eyering, I, 448; Henisch, 745, 69; Franck, Chronik, CXXXIb; Grimm, II, 1356, 8; Simrock, 8738; Körte, 5188; Lohrengel, I, 145; Masson, 256; Braun, I, 3729. In der Schweiz: Die fülst Suu überchunnt da gröst Dräck. (Sutermeister, 136.) „Die feistest saw wil allezeit den besten Dreck haben zur beut.“ Holl.: Aan de vuilste zeug komt de grootste drek toe. (Harrebomée, II, 499a.) Lat.: Diues semper hiat, pars maior ut sibi fiat. (Loci comm., 15.) 18 Der faulsten Saw wird offt die grosse Mohren. – Petri, II, 87. 19 Der fetten Suge schmêrt man nich den Balg. (Lippe.) – Firmenich, I, 269; hochdeutsch bei Simrock, 8758. 20 Der fülste Suu die beste Eichle. – Sutermeister, 136. 21 Der Sau gehören keine Muskaten. – Simrock, 8739. 22 Der Sau ist im Koth am wohlsten. Lat.: Sus magis in eoeno gaudet, quam fonte sereno. (Binder II, 3257; Loci comm., 11; Neander, 312.) 23 Der Sau ist's nicht viel um das Baden. 24 Der Sau lässt Gott keine Hörner wachsen. Böhm.: Dobře že svinĕ rohův nemá. – Nedal pán bůh svini rohy aby netrkala. (Čelakovsky, 101.) 25 Der Sau sind Träber lieber als Rosen. Frz.: Truie aime mieux bran que roses. (Bohn I, 60.) Holl.: De zeug heeft liever draf dan rozen. (Harrebomée, II, 499a.) 26 Der Sauen Leben ist ein Requiem, ihr Tod ein Gaudeamus. – Körte, 5194. 27 Der schlimmsten Sauen seynd die besten Eicheln, dem bösesten Hund die besten Beiner. Lat.: Ignavis fortuna favet. (Chaos, 273.) 28 Di Sau keft me' net im Soack. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 133. 29 Die erstgeborne Saw saugt den ersten Dutten, vnd so fort die ander den andern. – Lehmann, 188, 16. [Spaltenumbruch] 30 Die fette Sau weiss nicht wie der magern zu Muthe ist. 31 Die fetteste Sau will allzeit die grössten Rüben fressen. 32 Die feulste Sau wirt die gröst. – Nas, 231a. 33 Die gröbeste Sau erwischt die gröst Möhre vnd der gröst Ochs die gröste Ehre. – Herberger, Hertzpostille, I, 562. 34 Die loseste Sau, die beste Möhre. (Altenburg.) „Die lîste Sau, die besste Mîre.“ Spricht die Ansicht aus, dass es dem schlechtesten Menschen oft am besten gehe, dass er das meiste Glück habe. 35 Die mit Säuen umgehen, schweineln gern. 36 Die satte Sau denkt nicht der hungrigen. Bei Tunnicius (237): De sade söge en denket nicht der hungergen. (Jeiuni meminit nunquam porcellus obesus.) 37 Die Sau auf der Mast leert den Trog mit Hast. Holl.: De stille zeug eet al den draf op. (Harrebomée, II, 499a.) 38 Die Sau, die man nicht füttert, kann die Ferkel nicht nähren. Dän.: Gold so var aldrig grijse god. (Bohn I, 371.) 39 Die Sau erschrickt vor keinem (fürchtet keinen) Dreck. Holl.: De zeug ziet geen' drek aan. (Harrebomée, II, 499a.) 40 Die Sau fand, die Magd band. „Die Stadt Calbe an der Saale besitzt (oder besass?) eine grosse Glocke, die Bramme genannt, von der man eine alte, wiewol ungegründete Tradition hat, dass dieselbe ein Schwein auf einer naheliegenden Drischstätte solle ausgegraben und eine Magd, nachdem sie dieselbe etwas aus der Erde herausstehend gesehen, mit ihrem Schurtzseil, damit sie nicht wieder hinuntersinken möchte, gebunden und gehalten habe, bis andere, um dieselbe herauszubringen, hinzugekommen. Daher der gemeine Mann also gereimt: Die Sau fand, die Magd band.“ (Haynecker's Chronica, 39b.) 41 Die Sau findet die Eichel so gut wie der Eber. Dän.: En soe finder saa snart et egerne som en galt. (Prov. dan., 166.) 42 Die Sau findet eher einen Dreck als ein Goldstück (oder: eine Perle). – Körte, 5187. 43 Die Sau findet man in Mist und Stroh. 44 Die Sau findet überall ihr Land. 45 Die Sau frisst die Eicheln ungeschält. 46 Die Sau frisst die Eicheln unterm Baume auf, ohne aufzusehen, wo sie herkommen. – Sailer, 329. Von undankbaren Menschen. 47 Die Sau geht dem Gestank nach. Dän.: Soen lugter strax det som stinker. (Prov. dan., 163.) 48 Die Sau geht nie schneller als zum Troge. – Altmann VI, 405. 49 Die Sau gehört nicht ans Spinnrad. „Vnd ist all ding also verkert, das auch die Sau hat spinnen glert.“ (Waldis, IV, 44, 29.) Wie der lautenschlagende Esel, so ist die spinnende Sau sprichwörtlich. So erzählt Reinsberg (V, 154): Am Thor von Hedsin sah man ehemals das Bild einer Sau, welche spann, mit der Unterschrift: „Wenn die Franzosen erst Hedsin gewonnen, hat diese Sau ihren Flachs abgesponnen.“ Lat.: Graculo cum fidibus nihil. (Gellius.) (Binder I, 617; II, 1241.) 50 Die Sau gibt nicht Wolle als ein Schaf. – Eiselein, 540; Simrock, 8733; Braun, I, 3733. 51 Die Sau gibt weder Milch noch Wolle. Geizhals. 52 Die Sau grunzt anders, wenn der Metzger kommt. „Vnd die Saw, so sonst allzeit grummt, schreyt anders, wenn der Metzger kummt.“ (Fischart, Flöhh., in Kloster, X, 772.) 53 Die Sau hält sich gern zum Koth. „Wie ein Saw wület stets im koth, ist nicht werdt, das sie ehre hat.“ (Waldis, II, 76.) 54 Die Sau hebt die Metten an. – Brandt, Nsch., 72. Wo Gemeinheit herrscht. „Vorauss wann prasser z'sammen kommen, so hebt die Saw die Metten an, die Primzeit ist jm Eselthon, die Tertz ist von Sant Grobian“ u. s. w. (Kloster, I, 613.) 55 Die Sau ist am liebsten im Dreck. 56 Die Sau ist das Beste am Schweinskopf. – Eiselein, 540; Simrock, 9740.
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das Wort gebrauchte, dachte dabei an die Save. „Diese Sau“, sagt er, „hat kein Maul, lebt nicht, und frisst doch viel. Da beisst sie hier ein Stück Acker hinweg, dort eine Reihe Wiesen, anderwärts ein gross Gestedte, an einem andern Ort ein halbes Dorf. Wo diese Sau entspringt, ist sie so klein, dass ein einjähriges Kind darin tändeln kann, wie in einem Badewandel ....Die Menschen sein mehrentheils gesittet und gesint wie dieser Fluss Savus. Keiner wird auf einmal eine grobe Sau, sondern er fängt an von kleinen Fehlern u. s. w.“
5 Aus einer Sau zeucht man keinen Zelter.
6 Bai sik unner da Süege menget, de maut li'en, dat se 'ne turbelt (zerren). (Iserlohn.) – Woeste, 76, 283.
7 D' Säu gelte nie, was sie werth sind. (Luzern.)
Entweder zu viel oder zu wenig.
8 D' Säu hei eidwederes strauig oder guldig Stile. (Solothurn.) – Schild, 99, 11.
Je nach der Kartoffelernte werden die Schweine sehr billig oder sehr theuer.
9 D' Sou sticht de Küng. – Sutermeister, 136.
10 Das heisst Säu geschwemmt, sprach der Teufel, und er ersäufte einen Wagen voll Mönche. – Fischart, S. Dominici Leben, 1571; Hoefer, 1042; H. Kurz, VIII, 142.
11 Dass die Säue werden geschlacht, das hat ihr Muthwille gemacht. – Petri, II, 59.
12 Dat kann wol möglich 'n oll Sau sin, säd' Meyersch, un harr 'n Biern bi de Klöten. (Mecklenburg.) – Hoefer, 752.
Bei Schlingmann (489) lautet das Sprichwort: Dat kann unmöglich 'ne Su sin, söä' de oll Frû, don har se' 'n Bie'r bie de Klöten.
13 Der die Saw heimführt, der darff vor schimpff nicht sorgen. – Lehmann, 704, 6.
14 Der eine mästet eine Sau, der andere Schweine.
Böhm.: Dávnĕj jednu svini krmívali; a nyní i s prasaty. (Čelakovsky, 364.)
15 Der faulsten Sau die grösste Winkelwurst. – Eiselein, 540.
16 Der faulsten Sau gehört der faulste Apfel. – Fischart, Trostb., in Kloster, X, 683.
17 Der faulsten (feistesten, grössten) saw gehört alweg der grösst dreck. – Franck, I, 26a; II, 60a u. 129a; Gruter, I, 14; Eyering, I, 448; Henisch, 745, 69; Franck, Chronik, CXXXIb; Grimm, II, 1356, 8; Simrock, 8738; Körte, 5188; Lohrengel, I, 145; Masson, 256; Braun, I, 3729.
In der Schweiz: Die fülst Suu überchunnt da gröst Dräck. (Sutermeister, 136.) „Die feistest saw wil allezeit den besten Dreck haben zur beut.“
Holl.: Aan de vuilste zeug komt de grootste drek toe. (Harrebomée, II, 499a.)
Lat.: Diues semper hiat, pars maior ut sibi fiat. (Loci comm., 15.)
18 Der faulsten Saw wird offt die grosse Mohren. – Petri, II, 87.
19 Der fetten Suge schmêrt man nich den Balg. (Lippe.) – Firmenich, I, 269; hochdeutsch bei Simrock, 8758.
20 Der fülste Suu die beste Eichle. – Sutermeister, 136.
21 Der Sau gehören keine Muskaten. – Simrock, 8739.
22 Der Sau ist im Koth am wohlsten.
Lat.: Sus magis in eoeno gaudet, quam fonte sereno. (Binder II, 3257; Loci comm., 11; Neander, 312.)
23 Der Sau ist's nicht viel um das Baden.
24 Der Sau lässt Gott keine Hörner wachsen.
Böhm.: Dobře že svinĕ rohův nemá. – Nedal pán bůh svini rohy aby netrkala. (Čelakovsky, 101.)
25 Der Sau sind Träber lieber als Rosen.
Frz.: Truie aime mieux bran que roses. (Bohn I, 60.)
Holl.: De zeug heeft liever draf dan rozen. (Harrebomée, II, 499a.)
26 Der Sauen Leben ist ein Requiem, ihr Tod ein Gaudeamus. – Körte, 5194.
27 Der schlimmsten Sauen seynd die besten Eicheln, dem bösesten Hund die besten Beiner.
Lat.: Ignavis fortuna favet. (Chaos, 273.)
28 Di Sau keft me' net im Soack. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 133.
29 Die erstgeborne Saw saugt den ersten Dutten, vnd so fort die ander den andern. – Lehmann, 188, 16.
30 Die fette Sau weiss nicht wie der magern zu Muthe ist.
31 Die fetteste Sau will allzeit die grössten Rüben fressen.
32 Die feulste Sau wirt die gröst. – Nas, 231a.
33 Die gröbeste Sau erwischt die gröst Möhre vnd der gröst Ochs die gröste Ehre. – Herberger, Hertzpostille, I, 562.
34 Die loseste Sau, die beste Möhre. (Altenburg.)
„Die lîste Sau, die besste Mîre.“ Spricht die Ansicht aus, dass es dem schlechtesten Menschen oft am besten gehe, dass er das meiste Glück habe.
35 Die mit Säuen umgehen, schweineln gern.
36 Die satte Sau denkt nicht der hungrigen.
Bei Tunnicius (237): De sade söge en denket nicht der hungergen. (Jeiuni meminit nunquam porcellus obesus.)
37 Die Sau auf der Mast leert den Trog mit Hast.
Holl.: De stille zeug eet al den draf op. (Harrebomée, II, 499a.)
38 Die Sau, die man nicht füttert, kann die Ferkel nicht nähren.
Dän.: Gold so var aldrig grijse god. (Bohn I, 371.)
39 Die Sau erschrickt vor keinem (fürchtet keinen) Dreck.
Holl.: De zeug ziet geen' drek aan. (Harrebomée, II, 499a.)
40 Die Sau fand, die Magd band.
„Die Stadt Calbe an der Saale besitzt (oder besass?) eine grosse Glocke, die Bramme genannt, von der man eine alte, wiewol ungegründete Tradition hat, dass dieselbe ein Schwein auf einer naheliegenden Drischstätte solle ausgegraben und eine Magd, nachdem sie dieselbe etwas aus der Erde herausstehend gesehen, mit ihrem Schurtzseil, damit sie nicht wieder hinuntersinken möchte, gebunden und gehalten habe, bis andere, um dieselbe herauszubringen, hinzugekommen. Daher der gemeine Mann also gereimt: Die Sau fand, die Magd band.“ (Haynecker's Chronica, 39b.)
41 Die Sau findet die Eichel so gut wie der Eber.
Dän.: En soe finder saa snart et egerne som en galt. (Prov. dan., 166.)
42 Die Sau findet eher einen Dreck als ein Goldstück (oder: eine Perle). – Körte, 5187.
43 Die Sau findet man in Mist und Stroh.
44 Die Sau findet überall ihr Land.
45 Die Sau frisst die Eicheln ungeschält.
46 Die Sau frisst die Eicheln unterm Baume auf, ohne aufzusehen, wo sie herkommen. – Sailer, 329.
Von undankbaren Menschen.
47 Die Sau geht dem Gestank nach.
Dän.: Soen lugter strax det som stinker. (Prov. dan., 163.)
48 Die Sau geht nie schneller als zum Troge. – Altmann VI, 405.
49 Die Sau gehört nicht ans Spinnrad.
„Vnd ist all ding also verkert, das auch die Sau hat spinnen glert.“ (Waldis, IV, 44, 29.) Wie der lautenschlagende Esel, so ist die spinnende Sau sprichwörtlich. So erzählt Reinsberg (V, 154): Am Thor von Hedsin sah man ehemals das Bild einer Sau, welche spann, mit der Unterschrift: „Wenn die Franzosen erst Hedsin gewonnen, hat diese Sau ihren Flachs abgesponnen.“
Lat.: Graculo cum fidibus nihil. (Gellius.) (Binder I, 617; II, 1241.)
50 Die Sau gibt nicht Wolle als ein Schaf. – Eiselein, 540; Simrock, 8733; Braun, I, 3733.
51 Die Sau gibt weder Milch noch Wolle.
Geizhals.
52 Die Sau grunzt anders, wenn der Metzger kommt.
„Vnd die Saw, so sonst allzeit grummt, schreyt anders, wenn der Metzger kummt.“ (Fischart, Flöhh., in Kloster, X, 772.)
53 Die Sau hält sich gern zum Koth.
„Wie ein Saw wület stets im koth, ist nicht werdt, das sie ehre hat.“ (Waldis, II, 76.)
54 Die Sau hebt die Metten an. – Brandt, Nsch., 72.
Wo Gemeinheit herrscht. „Vorauss wann prasser z'sammen kommen, so hebt die Saw die Metten an, die Primzeit ist jm Eselthon, die Tertz ist von Sant Grobian“ u. s. w. (Kloster, I, 613.)
55 Die Sau ist am liebsten im Dreck.
56 Die Sau ist das Beste am Schweinskopf. – Eiselein, 540; Simrock, 9740.
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