Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 3 Die Schön' ist keusch, aber die Hässliche eilt mit der Geiss auf den Markt. - Eiselein, 202. 4 Die schöne fürdert heymlich. - Franck, I, 58b. Lat.: Formosa facies, mota commendatio est. (Franck I, 68b.) 5 Eine Schöne ins Bett, eine Reiche in die Küche. Holl.: Met eene mooije vrijen, met eene rijke trouwen. (Harrebomee, II, 101b.) 6 Es hilfft kein schöne am weibsbild, wenn sie vnkeusch frech vnd wild. - Henisch, 378, 41. 7 Keine Schöne ohne Kreuz, keine Hässliche ohne Reiz. Kreuz hat hier die Bedeutung von Fehler, Mängel; ein Kreuz bei etwas machen, ein nachtheiliges Denkmal setzen. 8 Schöne betreugt manchen Mann. - Mathesy, 375b. 9 Schöne ist ein verdeckt Vnflat. - Petri, II, 531. 10 Schöne ohn Verstand schafft nicht viel guts im Land. - Petri, II, 531. 11 Schöne vnnd Keuschheit sind selten beieinander. - Lehmann, II, 567, 42. "Gar selten das gesehen wirt, das schöne mit keuschheit sey geziert." Lat.: Esse solet raro pulchra pudica caro. (Loci comm., 67.) 12 Schöne wehret nicht lang. - Petri, II, 532. Böhm.: Krasa-rasa. - V krase stalosti neni. (Celakovsky, 303.) Lat.: Cito pereunt flores. (Seybold, 76.) 13 Von der Schöne isset man nicht viel. - Petri, II, 580; Mathesy, 161b. Schonen. 1 Schon mich, so schon' ich dich. Mhd.: Schone du min, so schone ich dein, seit wir beide schuldec sein. (Renner.) (Zingerle, 134.) 2 Wer geschont sein will, muss auch andere schonen. Frz.: Si tu veux qu'on t'epargne, epargne aussi les autres. (Cahier, 631.) *3 Diän draffste nitt schonen, dat es en Orosse. (Iserlohn.) - Woeste, 88, 148. *4 Etwas schonen, wie die Wölfe. Auf deren Tödtung eine Belohnung gesetzt ist. *5 He schont nig Vadder nog Fründ. (Holst.) - Schütze, IV, 58. *6 Schon dein selbs. - Franck, I, 59b. Lat.: Tu tibi venerabilis. (Franck, I, 59b.) Schönfärber. * Er ist ein Schönfärber. Er stellt alles im günstigsten Lichte dar, mag es ihn selbst oder andere betreffen. Schönhausen. * Sie ist einmal in Schönhausen gewesen, aber es ist schon lange her. Holl.: Zij is van Schoonhoven af (voorbij) gevaren, en te Seelijkendam aangekommen. (Harrebomee, II, 257b.) Schönheit. 1 An Schönheit und an Leim bleibt man sehr leicht kleben. "Schönheit ist ein Vogelleim, jeder hänget gern daran, wer nur fleugt, wer nur schleicht, wer nur manchmal kriechen kann." (Witzfunken, VIIIa, 209.) 2 Der Schönheit ist nicht zu trauen. - Simrock, 9174; Braun, I, 3961. Mhd.: Under schoenen vel ist valscher rat. (Welscher Gast.) (Zingerle, 134.) 3 Die Schönheit bedarf keines Schleiers. Die Russen: Die Schönheit verwirft den Schleier. (Altmann VI, 503.) 4 Die Schönheit bleibet nicht so lang, dass Mertzenblüt, Winterschön, Vollmond, Favor populi und Pfaffenstreit lang bleiben mag. - Pauli, Postilla, 251. 5 Die Schönheit der Weiber hat manchen verdorben. Bei Tunnicius (1185): De schonheit der wyve heft mannigen vordorven. (Feminae multae specie cecidere virorum.) 6 Die Schönheit fleugt hinweg, als wer sie nie gewesen; wer sie mit tugend schmückt, ist selig vnd genesen. - Zinkgref, IV, 395. 7 Die Schönheit ohne Annehmlichkeit ist wie der Köder ohne Angel auf dem Wasser, dass gefangen werde, nicht, dass er fange. 8 Die Schönheit seiner Frau muss man nicht vor andern loben. [Spaltenumbruch] 9 Die Schönheit von Gehalt (der Begabung, des Charakters) ist mehr werth als die der Gestalt. (Chin.) 10 Eine Schönheit verdunkelt die andere. Holl.: Als schoon bij schoon komt, zoo verliest het schoon zijne schoonheid. (Harrebomee, II, 257a.) 11 Geborgte Schönheit dauert nicht. Holl.: Geleende schoonheid kan niet duren. (Harrebomee, II, 257b.) 12 Grosse Schönheit bleibt selten verborgen. 13 In grosser Schönheit ist selten Treuigkeit. Mhd.: Man siht manege schoene diu ist gar hoene. (Freidank.) - Ir sint, ane lougen, schoene, doch ist schoene dicke hoene. (Winterstetten.) - Ez ist doch war ein wortelein: schoene daz ist hoene. (Tristan.) (Zingerle, 134.) 14 Isset man nicht von Schönheit, so reibt man sich gern daran. - Lehmann, 149, 126; Grubb, 730. 15 Mit der Schönheit beisst man nicht. (Friaul.) Die Russen dagegen behaupten: Die mit der Schönheit handeln will, wird nicht alsbald verhungern. (Altmann VI, 458.) 16 Mit der Schönheit bringt man keinen Topf zum Kochen. 17 Scheinheit vergit, Rechtschafenheit beschteiht. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 654. 18 Scheinheit verziert, awer det Schasselt bleift glat af em Hierd. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 337. 19 Scheinheit verziert, Tugend bleift wiert. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 336. 20 Schönheid is gen Arfgod. - Bueren, 1056; Hauskalender, I. 21 Schönheit acht' ich gering und klein, wo Freundlichkeit nicht mit will sein. - Gerlach, 189. 22 Schönheit am Gemüth ist beständig und wird von keinem Fieber verderbt. - Wirth, II, 421. 23 Schönheit bedarf keiner Schnörkel. 24 Schönheit bedarf keiner Lobes. Böhm.: Netreba tomu plachty, co i v zasterce hezke. - Pekny vousek najde sobe kousek. (Celakovsky, 303.) 25 Schönheit besiegt Tapferkeit. Frz.: Souuentes foys aduient mesprise que force a beaulte est submise. Lat.: Pulchritudo nonnunquam fortitudine fortior. (Bovill, II, 8.) 26 Schönheit besteht in der Flucht und beharrt in der Unbeständigkeit. 27 Schönheit betrügt die Thoren. Die Russen: Schönheit zieht die Narren herbei, Gold auch die Weisen. (Altmann VI, 455.) 28 Schönheit blüht nur einmal. Frz.: La beaute n'a qu'une fleur. 29 Schönheit brockt man nicht in die Schüssel. - Eiselein, 554; Simrock, 9170; Körte, 5389; Braun, I, 3957. In ähnlicher Weise sagen die Finnen: Schönheit legt man nicht in den Kessel. (Bertram, 43.) Dän.: Den fagring (faverhed) er lidet vaerd, som ingen fanger guvn af. (Prov. dan., 152.) 30 Schönheit der Keuschheit Schaden thut, von schön wird man nicht wohl behut. - Lehmann, II, 574, 35; Zinkgref, IV, 373. Die Russen: Der Schönheit Schwester ist die Eitelkeit und ihre Tochter die Wollust. (Altmann VI, 462.) It.: Briga grande hanno insieme bellezza e onesta. (Biber.) Lat.: Sin procul a nobis Juvenis ac Foemina compte fine coli modico forma virilis amat. (Ovid.) (Chaos, 793.) Schwed.: Fägring far anfächtning. (Grubb, 229.) 31 Schönheit des Körpers vergeht bald. Bei Tunnicius (1062): Schonheit des lichams vorgeit bolde. (Corporis ornatus fallax et gratia vana.) Lat.: Res est forma fugax. (Seneca.) (Chaos, 792.) 32 Schönheit erlescht die Keuschheit. - Lehmann, 705, 21. Schönheit und Scham vertragen sich nicht, sagt der Lette. Und die Russen behaupten: Die eine volle Brust hat, verhüllt sie gern mit einem durchsichtigen Tuch. Und: Die Schönen und die Keuschen wohnen in verschiedenen Dörfern. (Altmann V, 114; VI, 393.) Der Schönen wehrt man es nicht, wenn sie mit dem Hemd sich die Thränen trocknet. - Meine Schönheit gilt, sagte die Nackte, als sie geknutet wurde. - Eine Schöne erschrickt nicht, wenn sie im Bade gesehen wird, die Hässliche aber entsetzt sich. (Altmann VI, 426 u. 479.) In Abyssinien sagt man: Ein hässliche Sklavin wird schreien, wenn du ihren Schleier heben willst, die schöne wild sich nur sanft sträuben, wenn du selbst den Gurt des Busens lösest. (Altmann II.)
[Spaltenumbruch] 3 Die Schön' ist keusch, aber die Hässliche eilt mit der Geiss auf den Markt. – Eiselein, 202. 4 Die schöne fürdert heymlich. – Franck, I, 58b. Lat.: Formosa facies, mota commendatio est. (Franck I, 68b.) 5 Eine Schöne ins Bett, eine Reiche in die Küche. Holl.: Met eene mooije vrijen, met eene rijke trouwen. (Harrebomée, II, 101b.) 6 Es hilfft kein schöne am weibsbild, wenn sie vnkeusch frech vnd wild. – Henisch, 378, 41. 7 Keine Schöne ohne Kreuz, keine Hässliche ohne Reiz. Kreuz hat hier die Bedeutung von Fehler, Mängel; ein Kreuz bei etwas machen, ein nachtheiliges Denkmal setzen. 8 Schöne betreugt manchen Mann. – Mathesy, 375b. 9 Schöne ist ein verdeckt Vnflat. – Petri, II, 531. 10 Schöne ohn Verstand schafft nicht viel guts im Land. – Petri, II, 531. 11 Schöne vnnd Keuschheit sind selten beieinander. – Lehmann, II, 567, 42. „Gar selten das gesehen wirt, das schöne mit keuschheit sey geziert.“ Lat.: Esse solet raro pulchra pudica caro. (Loci comm., 67.) 12 Schöne wehret nicht lang. – Petri, II, 532. Böhm.: Krása-řása. – V kráse stálosti není. (Čelakovský, 303.) Lat.: Cito pereunt flores. (Seybold, 76.) 13 Von der Schöne isset man nicht viel. – Petri, II, 580; Mathesy, 161b. Schonen. 1 Schon mich, so schon' ich dich. Mhd.: Schône du min, so schône ich dîn, sît wir beide schuldec sîn. (Renner.) (Zingerle, 134.) 2 Wer geschont sein will, muss auch andere schonen. Frz.: Si tu veux qu'on t'épargne, épargne aussi les autres. (Cahier, 631.) *3 Diän draffste nitt schonen, dat es en Orosse. (Iserlohn.) – Woeste, 88, 148. *4 Etwas schonen, wie die Wölfe. Auf deren Tödtung eine Belohnung gesetzt ist. *5 He schônt nig Vadder nog Fründ. (Holst.) – Schütze, IV, 58. *6 Schon dein selbs. – Franck, I, 59b. Lat.: Tu tibi venerabilis. (Franck, I, 59b.) Schönfärber. * Er ist ein Schönfärber. Er stellt alles im günstigsten Lichte dar, mag es ihn selbst oder andere betreffen. Schönhausen. * Sie ist einmal in Schönhausen gewesen, aber es ist schon lange her. Holl.: Zij is van Schoonhoven af (voorbij) gevaren, en te Seelijkendam aangekommen. (Harrebomée, II, 257b.) Schönheit. 1 An Schönheit und an Leim bleibt man sehr leicht kleben. „Schönheit ist ein Vogelleim, jeder hänget gern daran, wer nur fleugt, wer nur schleicht, wer nur manchmal kriechen kann.“ (Witzfunken, VIIIa, 209.) 2 Der Schönheit ist nicht zu trauen. – Simrock, 9174; Braun, I, 3961. Mhd.: Under schoenen vel ist valscher rat. (Welscher Gast.) (Zingerle, 134.) 3 Die Schönheit bedarf keines Schleiers. Die Russen: Die Schönheit verwirft den Schleier. (Altmann VI, 503.) 4 Die Schönheit bleibet nicht so lang, dass Mertzenblüt, Winterschön, Vollmond, Favor populi und Pfaffenstreit lang bleiben mag. – Pauli, Postilla, 251. 5 Die Schönheit der Weiber hat manchen verdorben. Bei Tunnicius (1185): De schônheit der wyve heft mannigen vordorven. 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3 Die Schön' ist keusch, aber die Hässliche eilt mit der Geiss auf den Markt. – Eiselein, 202.
4 Die schöne fürdert heymlich. – Franck, I, 58b.
Lat.: Formosa facies, mota commendatio est. (Franck I, 68b.)
5 Eine Schöne ins Bett, eine Reiche in die Küche.
Holl.: Met eene mooije vrijen, met eene rijke trouwen. (Harrebomée, II, 101b.)
6 Es hilfft kein schöne am weibsbild, wenn sie vnkeusch frech vnd wild. – Henisch, 378, 41.
7 Keine Schöne ohne Kreuz, keine Hässliche ohne Reiz.
Kreuz hat hier die Bedeutung von Fehler, Mängel; ein Kreuz bei etwas machen, ein nachtheiliges Denkmal setzen.
8 Schöne betreugt manchen Mann. – Mathesy, 375b.
9 Schöne ist ein verdeckt Vnflat. – Petri, II, 531.
10 Schöne ohn Verstand schafft nicht viel guts im Land. – Petri, II, 531.
11 Schöne vnnd Keuschheit sind selten beieinander. – Lehmann, II, 567, 42.
„Gar selten das gesehen wirt, das schöne mit keuschheit sey geziert.“
Lat.: Esse solet raro pulchra pudica caro. (Loci comm., 67.)
12 Schöne wehret nicht lang. – Petri, II, 532.
Böhm.: Krása-řása. – V kráse stálosti není. (Čelakovský, 303.)
Lat.: Cito pereunt flores. (Seybold, 76.)
13 Von der Schöne isset man nicht viel. – Petri, II, 580; Mathesy, 161b.
Schonen.
1 Schon mich, so schon' ich dich.
Mhd.: Schône du min, so schône ich dîn, sît wir beide schuldec sîn. (Renner.) (Zingerle, 134.)
2 Wer geschont sein will, muss auch andere schonen.
Frz.: Si tu veux qu'on t'épargne, épargne aussi les autres. (Cahier, 631.)
*3 Diän draffste nitt schonen, dat es en Orosse. (Iserlohn.) – Woeste, 88, 148.
*4 Etwas schonen, wie die Wölfe.
Auf deren Tödtung eine Belohnung gesetzt ist.
*5 He schônt nig Vadder nog Fründ. (Holst.) – Schütze, IV, 58.
*6 Schon dein selbs. – Franck, I, 59b.
Lat.: Tu tibi venerabilis. (Franck, I, 59b.)
Schönfärber.
* Er ist ein Schönfärber.
Er stellt alles im günstigsten Lichte dar, mag es ihn selbst oder andere betreffen.
Schönhausen.
* Sie ist einmal in Schönhausen gewesen, aber es ist schon lange her.
Holl.: Zij is van Schoonhoven af (voorbij) gevaren, en te Seelijkendam aangekommen. (Harrebomée, II, 257b.)
Schönheit.
1 An Schönheit und an Leim bleibt man sehr leicht kleben.
„Schönheit ist ein Vogelleim, jeder hänget gern daran, wer nur fleugt, wer nur schleicht, wer nur manchmal kriechen kann.“ (Witzfunken, VIIIa, 209.)
2 Der Schönheit ist nicht zu trauen. – Simrock, 9174; Braun, I, 3961.
Mhd.: Under schoenen vel ist valscher rat. (Welscher Gast.) (Zingerle, 134.)
3 Die Schönheit bedarf keines Schleiers.
Die Russen: Die Schönheit verwirft den Schleier. (Altmann VI, 503.)
4 Die Schönheit bleibet nicht so lang, dass Mertzenblüt, Winterschön, Vollmond, Favor populi und Pfaffenstreit lang bleiben mag. – Pauli, Postilla, 251.
5 Die Schönheit der Weiber hat manchen verdorben.
Bei Tunnicius (1185): De schônheit der wyve heft mannigen vordorven. (Feminae multae specie cecidere virorum.)
6 Die Schönheit fleugt hinweg, als wer sie nie gewesen; wer sie mit tugend schmückt, ist selig vnd genesen. – Zinkgref, IV, 395.
7 Die Schönheit ohne Annehmlichkeit ist wie der Köder ohne Angel auf dem Wasser, dass gefangen werde, nicht, dass er fange.
8 Die Schönheit seiner Frau muss man nicht vor andern loben.
9 Die Schönheit von Gehalt (der Begabung, des Charakters) ist mehr werth als die der Gestalt. (Chin.)
10 Eine Schönheit verdunkelt die andere.
Holl.: Als schoon bij schoon komt, zoo verliest het schoon zijne schoonheid. (Harrebomée, II, 257a.)
11 Geborgte Schönheit dauert nicht.
Holl.: Geleende schoonheid kan niet duren. (Harrebomée, II, 257b.)
12 Grosse Schönheit bleibt selten verborgen.
13 In grosser Schönheit ist selten Treuigkeit.
Mhd.: Man siht manege schoene diu ist gar hoene. (Freidank.) – Ir sint, âne lougen, schoene, doch ist schoene dicke hoene. (Winterstetten.) – Ez ist doch wâr ein wôrtelîn: schoene daz ist hoene. (Tristan.) (Zingerle, 134.)
14 Isset man nicht von Schönheit, so reibt man sich gern daran. – Lehmann, 149, 126; Grubb, 730.
15 Mit der Schönheit beisst man nicht. (Friaul.)
Die Russen dagegen behaupten: Die mit der Schönheit handeln will, wird nicht alsbald verhungern. (Altmann VI, 458.)
16 Mit der Schönheit bringt man keinen Topf zum Kochen.
17 Schînhît vergit, Rechtschafenhît beschtîht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 654.
18 Schînhît verziert, awer det Schâsselt bléift glat af em Hierd. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 337.
19 Schînhît verziert, Tugend blëift wiert. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 336.
20 Schönheid is gên Arfgôd. – Bueren, 1056; Hauskalender, I.
21 Schönheit acht' ich gering und klein, wo Freundlichkeit nicht mit will sein. – Gerlach, 189.
22 Schönheit am Gemüth ist beständig und wird von keinem Fieber verderbt. – Wirth, II, 421.
23 Schönheit bedarf keiner Schnörkel.
24 Schönheit bedarf keiner Lobes.
Böhm.: Netřeba tomu plachty, co i v zástĕrce hezké. – Pĕkný vousek najde sobĕ kousek. (Čelakovský, 303.)
25 Schönheit besiegt Tapferkeit.
Frz.: Souuentes foys aduient mesprise que force a beaulte est submise.
Lat.: Pulchritudo nonnunquam fortitudine fortior. (Bovill, II, 8.)
26 Schönheit besteht in der Flucht und beharrt in der Unbeständigkeit.
27 Schönheit betrügt die Thoren.
Die Russen: Schönheit zieht die Narren herbei, Gold auch die Weisen. (Altmann VI, 455.)
28 Schönheit blüht nur einmal.
Frz.: La beauté n'a qu'une fleur.
29 Schönheit brockt man nicht in die Schüssel. – Eiselein, 554; Simrock, 9170; Körte, 5389; Braun, I, 3957.
In ähnlicher Weise sagen die Finnen: Schönheit legt man nicht in den Kessel. (Bertram, 43.)
Dän.: Den fagring (faverhed) er lidet værd, som ingen fanger guvn af. (Prov. dan., 152.)
30 Schönheit der Keuschheit Schaden thut, von schön wird man nicht wohl behut. – Lehmann, II, 574, 35; Zinkgref, IV, 373.
Die Russen: Der Schönheit Schwester ist die Eitelkeit und ihre Tochter die Wollust. (Altmann VI, 462.)
It.: Briga grande hanno insieme bellezza e onestá. (Biber.)
Lat.: Sin procul a nobis Juvenis ac Foemina compte fine coli modico forma virilis amat. (Ovid.) (Chaos, 793.)
Schwed.: Fägring får anfächtning. (Grubb, 229.)
31 Schönheit des Körpers vergeht bald.
Bei Tunnicius (1062): Schônheit des lichams vorgeit bolde. (Corporis ornatus fallax et gratia vana.)
Lat.: Res est forma fugax. (Seneca.) (Chaos, 792.)
32 Schönheit erlescht die Keuschheit. – Lehmann, 705, 21.
Schönheit und Scham vertragen sich nicht, sagt der Lette. Und die Russen behaupten: Die eine volle Brust hat, verhüllt sie gern mit einem durchsichtigen Tuch. Und: Die Schönen und die Keuschen wohnen in verschiedenen Dörfern. (Altmann V, 114; VI, 393.) Der Schönen wehrt man es nicht, wenn sie mit dem Hemd sich die Thränen trocknet. – Meine Schönheit gilt, sagte die Nackte, als sie geknutet wurde. – Eine Schöne erschrickt nicht, wenn sie im Bade gesehen wird, die Hässliche aber entsetzt sich. (Altmann VI, 426 u. 479.) In Abyssinien sagt man: Ein hässliche Sklavin wird schreien, wenn du ihren Schleier heben willst, die schöne wild sich nur sanft sträuben, wenn du selbst den Gurt des Busens lösest. (Altmann II.)
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