Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 129 Wer auf Schönheit traut, hat auf Sand gebaut. Lat.: Falsa est fiducia formae. (Properz.) (Philippi, I, 150.) 130 Wer der Schönheit dient, der wird leicht ihr Knecht. Goethe sagt: "Schönheit und Geist muss man entfernen, wenn man nicht ihr Knecht werden will." (von Löper, Goethe's Sprüche, 327.) 131 Wer die Schönheit allein zum Brautschatz nimmt, bereut es bald nach der Hochzeit. 132 Wer eine Schönheit will, muss sein Haus verkaufen. 133 Wer Schönheit liebt und Ehr' nicht acht't, der hat sein Glück nicht wohl bedacht. Lat.: Perditissima ratio est, diligere formam, negligere famam. (Seybold, 436.) 134 Wo Schönheit, da ist Pracht, schöne Gestalt hoffärtig macht. 135 Zur Schönheit einer Frau gehören viel Stück. Wie viel, darüber sind die Deutschen, wie über viel andere Dinge, noch nicht einig. (S. Frau. 159 u. 548.) *136 Die Schönheit ist ihm nicht aufgehuckt. (Breslau.) Von einem hässlichen Menschen. *137 Die Schönheit ist ihm (ihr) nicht nachgelaufen. Von einer hässlichen Person. *138 Ihre Schönheit ist über den Mittag hinaus. Frz.: Cette beaute est a son midi. (Kritzinger, 64b.) Schönroggen. * Sein Schönrokken bis auff den Knust gessen haben. - Schottel, 1115b. Schönste (das). Was am schönsten, das ist auch am schwersten. Lat.: Natura pulcherrimo cuique operi proposuit difficultatem. (Seybold, 330.) Schönste (der). *1 Der Schönste kommt aufs Dutzend. - Klix, 80. *2 Er ist der Schönste vom Dutzend und wird obenauf gebunden. Spöttisch, weil das Mustertück vom Dutzend obenauf kommt. Schönste (die). 1 Di schünst' putzt d's Licht. (Henneberg.) - Frommann, III, 410, 88; Eiselein, 534; Körte, 5390; Braun, I, 3964. Weil dem Schönsten am meisten daran liegt, gesehen zu werden. Die Redensart wird gern als Artigkeit für die von jemand übernommene Mühe des Lichtputzens gesagt. Frz.: La plus belle mouche la chandelle. 2 Die Schönste ist nicht immer die beste. Frz.: Ce ne sont pas les plus belles qui font les grandes passions. (Bohn I, 10.) 3 Die schönsten bey tag, die hesslichsten bey nacht. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 175. *4 Sie ist die Schönste, wenn sie allein ist. - Eiselein, 554; Körte, 5390c; Braun, I, 3965. *5 Sie ist heute hier die Schönste. Weil sie nämlich allein hier ist. Schönthun. * Sie thun schön miteinander. Von Hans und Grete's Liebkosungen und Zärtlichkeiten. Schopa. *1 Ein hölziga Schopa1 n' a legge. - Tobler, 396. 1) Eigentlich ein Rock. In das von Holz aufgeführte Gefängniss. *2 Me sett em en hölzige Schope-n alegge. - Sutermeister, 85. Er sollte ins Gefängniss kommen. *3 Om enen Schopa wärmer se. - Tobler, 346. Bedeutend wärmer als früher und zwar so viel, dass man jetzt ebenso gut bararm gehen könnte, als sonst im Kittel oder Rock. Schopf. 1 An seinem eigenen Schopfe kann sich niemand aus der Grube ziehen, in die er gefallen ist. - Eiselein, 259. 2 Schopf um Schopf. - Phillips, Die Lehre von der Gütergemeinschaft, S. 126. Schopf ist ein Büschel Haare auf dem Kopfe. Das Sprichwort deutet symbolisch die Zusammengehörigkeit des Vermögens der Frau und des Mannes an und kommt auch in folgender Form vor: Schopf und Schopf. (Hillebrand, 123; Siebenkees, Beiträge zum deutschen Recht, IV, 3, 44; Graf, 153, 72.) [Spaltenumbruch] *3 Man muss es beim Schopf fassen. Das Ding, die Sache am rechten Ort angreifen. Schöpfen. 1 Er schöpft für sich mit dem Eimer, für andere mit dem Fingerhut. Böhm.: Kazdy sobe zbanem a jinemu stripkem rad nabira. (Celakovsky, 57.) Wend.: Kozdy sebi z karhanom, druhim z dzjerawcem nacjera. (Celakovsky, 57.) 2 Schöpff weil du bei dem brunnen bist. - Franck, II, 92b. Frz.: Il faut puiser tandis que la corde est au puits. (Cahier, 449.) It.: E bisogna macinar finche piove. 3 Wenn man immer schöpft, wird auch der tiefste Brunnen leer. - Sprichwörtergarten, 211. 4 Wenn man zu tief schöpft, kommt man auf Schlamm. Schöpfer. 1 Den Schöpfer, der alles gut gemacht, tadle nicht in Unbedacht. Ueberschrift einer Dichtung von Gleim. (Düsseldorf, II.) 2 Wie der Schöpffer ist, so sind auch seine Creaturen. - Henisch, 618, 25. Schöppe (s. Schöffe). 1 Die jüngsten Schöppen fällen das Urtel. Wenn junge Leute etwas besser wissen wollen als ältere Personen. Da die jüngsten Schöppen zuletzt stimmten, so konnte man sagen, dass ihre Stimme entschied. Wenn in Holland ein Todesurtheil zu vollstrecken war, so versammelten sich am Tage der Vollstreckung desselben die sieben Schöppen unter dem Vorsitz des jüngsten, der alsdann feierlich seine Spruchgenossen einzeln fragte, ob sie bei dem gesprochenen Urtheil beharrten. Stand die Stimmenzahl drei gegen drei, so entschied der Vorsitzende und das Urtheil wurde mithin vom jüngsten gefällt. 2 Leichte Schöppen machen leichte Urtel. Holl.: Ligte schepens geven ligt vonnis. (Harrebomee, II, 246a.) 3 Wie die Schöppen, so das Urtel. Holl.: Slecht schepen, slecht vonnis. (Harrebomee, II, 246b.) Schöppe. Schöppe (s. Schaufel und Schüppe). *1 Hä hät Schöppen an dä Fingere, hä künnt sein Bässtevader (Grossvater) aus der Aehd (Erde) eraus kratze. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 237. *2 Hä kratz de Schöpp av. (Bedburg.) Abtragung einer Schuld. *3 Hä röch al no der Schöpp. (Bedburg.) Sein Tod scheint nahe. (S. Leben.) Schoppen. Es ist besser e Schoppe z'vil zahlt, als eine z'vil trunke. - Sutermeister, 131. Schöppenstädt. * Er ist aus Schöppenstädt. - Braun, I, 3966. Schöppenstädter. * Es sind Schöppenstädter. Schöpperke. Wer söck als Schöpperke utgöfft, mot ok als Schöpperke fahre. (S. Hund 1279-1281.) Schöpplein. * Es muss jede sini Schöppli zahle. - Schweiz, I, 143, 37. Schöps. 1 Der Schöps fragte den Hammel, warum er im Sommer einen Pelz trage. 2 Der wahre Schöps passt auf alle Tafeln. (Sachsen.) Dieser Ausspruch befindet sich als Bemerkung beim Hammelbraten in dem von dem berühmten dresdener Koch herausgegebenen Kochbuch, das in Sachsen sehr verbreitet ist. - In Toscana sagt man, um die Vorzüge des Hammelfleisches anzuerkennen: Wer das Hammelfleisch lässt, der lässt die Vernunft. (Magazin, 1863, 604.) 3 Ehe man die Schöpse schlachtet, mästet man sie. 4 Le-Ojlem müss män seine Schöpse scheren. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Bevor man sich an die Geschäfte anderer wagt, muss man vorher seine eigenen beendigt haben. 5 Neunundneunzig Schöpse und Ein Champagner sind hundert Stück Vieh. - Illustr. Zeitung, 1870, S. 1447. Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent betes. (Lendroy, 1593.)
[Spaltenumbruch] 129 Wer auf Schönheit traut, hat auf Sand gebaut. Lat.: Falsa est fiducia formae. (Properz.) (Philippi, I, 150.) 130 Wer der Schönheit dient, der wird leicht ihr Knecht. Goethe sagt: „Schönheit und Geist muss man entfernen, wenn man nicht ihr Knecht werden will.“ (von Löper, Goethe's Sprüche, 327.) 131 Wer die Schönheit allein zum Brautschatz nimmt, bereut es bald nach der Hochzeit. 132 Wer eine Schönheit will, muss sein Haus verkaufen. 133 Wer Schönheit liebt und Ehr' nicht acht't, der hat sein Glück nicht wohl bedacht. Lat.: Perditissima ratio est, diligere formam, negligere famam. (Seybold, 436.) 134 Wo Schönheit, da ist Pracht, schöne Gestalt hoffärtig macht. 135 Zur Schönheit einer Frau gehören viel Stück. Wie viel, darüber sind die Deutschen, wie über viel andere Dinge, noch nicht einig. (S. Frau. 159 u. 548.) *136 Die Schönheit ist ihm nicht aufgehuckt. (Breslau.) Von einem hässlichen Menschen. *137 Die Schönheit ist ihm (ihr) nicht nachgelaufen. 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129 Wer auf Schönheit traut, hat auf Sand gebaut.
Lat.: Falsa est fiducia formae. (Properz.) (Philippi, I, 150.)
130 Wer der Schönheit dient, der wird leicht ihr Knecht.
Goethe sagt: „Schönheit und Geist muss man entfernen, wenn man nicht ihr Knecht werden will.“ (von Löper, Goethe's Sprüche, 327.)
131 Wer die Schönheit allein zum Brautschatz nimmt, bereut es bald nach der Hochzeit.
132 Wer eine Schönheit will, muss sein Haus verkaufen.
133 Wer Schönheit liebt und Ehr' nicht acht't, der hat sein Glück nicht wohl bedacht.
Lat.: Perditissima ratio est, diligere formam, negligere famam. (Seybold, 436.)
134 Wo Schönheit, da ist Pracht, schöne Gestalt hoffärtig macht.
135 Zur Schönheit einer Frau gehören viel Stück.
Wie viel, darüber sind die Deutschen, wie über viel andere Dinge, noch nicht einig. (S. Frau. 159 u. 548.)
*136 Die Schönheit ist ihm nicht aufgehuckt. (Breslau.)
Von einem hässlichen Menschen.
*137 Die Schönheit ist ihm (ihr) nicht nachgelaufen.
Von einer hässlichen Person.
*138 Ihre Schönheit ist über den Mittag hinaus.
Frz.: Cette beauté est à son midi. (Kritzinger, 64b.)
Schönroggen.
* Sein Schönrokken bis auff den Knust gessen haben. – Schottel, 1115b.
Schönste (das).
Was am schönsten, das ist auch am schwersten.
Lat.: Natura pulcherrimo cuique operi proposuit difficultatem. (Seybold, 330.)
Schönste (der).
*1 Der Schönste kommt aufs Dutzend. – Klix, 80.
*2 Er ist der Schönste vom Dutzend und wird obenauf gebunden.
Spöttisch, weil das Mustertück vom Dutzend obenauf kommt.
Schönste (die).
1 Di schünst' putzt d's Licht. (Henneberg.) – Frommann, III, 410, 88; Eiselein, 534; Körte, 5390; Braun, I, 3964.
Weil dem Schönsten am meisten daran liegt, gesehen zu werden. Die Redensart wird gern als Artigkeit für die von jemand übernommene Mühe des Lichtputzens gesagt.
Frz.: La plus belle mouche la chandelle.
2 Die Schönste ist nicht immer die beste.
Frz.: Ce ne sont pas les plus belles qui font les grandes passions. (Bohn I, 10.)
3 Die schönsten bey tag, die hesslichsten bey nacht. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 175.
*4 Sie ist die Schönste, wenn sie allein ist. – Eiselein, 554; Körte, 5390c; Braun, I, 3965.
*5 Sie ist heute hier die Schönste.
Weil sie nämlich allein hier ist.
Schönthun.
* Sie thun schön miteinander.
Von Hans und Grete's Liebkosungen und Zärtlichkeiten.
Schopa.
*1 Ein hölziga Schopa1 n' a legge. – Tobler, 396.
1) Eigentlich ein Rock. In das von Holz aufgeführte Gefängniss.
*2 Me sett em en hölzige Schope-n alegge. – Sutermeister, 85.
Er sollte ins Gefängniss kommen.
*3 Om enen Schopa wärmer sê. – Tobler, 346.
Bedeutend wärmer als früher und zwar so viel, dass man jetzt ebenso gut bararm gehen könnte, als sonst im Kittel oder Rock.
Schopf.
1 An seinem eigenen Schopfe kann sich niemand aus der Grube ziehen, in die er gefallen ist. – Eiselein, 259.
2 Schopf um Schopf. – Phillips, Die Lehre von der Gütergemeinschaft, S. 126.
Schopf ist ein Büschel Haare auf dem Kopfe. Das Sprichwort deutet symbolisch die Zusammengehörigkeit des Vermögens der Frau und des Mannes an und kommt auch in folgender Form vor: Schopf und Schopf. (Hillebrand, 123; Siebenkees, Beiträge zum deutschen Recht, IV, 3, 44; Graf, 153, 72.)
*3 Man muss es beim Schopf fassen.
Das Ding, die Sache am rechten Ort angreifen.
Schöpfen.
1 Er schöpft für sich mit dem Eimer, für andere mit dem Fingerhut.
Böhm.: Každý sobĕ žbánem a jinému střípkem rad nabírá. (Čelakovský, 57.)
Wend.: Kóždý sebi z karhanom, druhim z dźjerawcem načjera. (Čelakovský, 57.)
2 Schöpff weil du bei dem brunnen bist. – Franck, II, 92b.
Frz.: Il faut puiser tandis que la corde est au puits. (Cahier, 449.)
It.: E bisogna macinar finchè piove.
3 Wenn man immer schöpft, wird auch der tiefste Brunnen leer. – Sprichwörtergarten, 211.
4 Wenn man zu tief schöpft, kommt man auf Schlamm.
Schöpfer.
1 Den Schöpfer, der alles gut gemacht, tadle nicht in Unbedacht.
Ueberschrift einer Dichtung von Gleim. (Düsseldorf, II.)
2 Wie der Schöpffer ist, so sind auch seine Creaturen. – Henisch, 618, 25.
Schöppe (s. Schöffe).
1 Die jüngsten Schöppen fällen das Urtel.
Wenn junge Leute etwas besser wissen wollen als ältere Personen. Da die jüngsten Schöppen zuletzt stimmten, so konnte man sagen, dass ihre Stimme entschied. Wenn in Holland ein Todesurtheil zu vollstrecken war, so versammelten sich am Tage der Vollstreckung desselben die sieben Schöppen unter dem Vorsitz des jüngsten, der alsdann feierlich seine Spruchgenossen einzeln fragte, ob sie bei dem gesprochenen Urtheil beharrten. Stand die Stimmenzahl drei gegen drei, so entschied der Vorsitzende und das Urtheil wurde mithin vom jüngsten gefällt.
2 Leichte Schöppen machen leichte Urtel.
Holl.: Ligte schepens geven ligt vonnis. (Harrebomée, II, 246a.)
3 Wie die Schöppen, so das Urtel.
Holl.: Slecht schepen, slecht vonnis. (Harrebomée, II, 246b.)
Schöppe.
Schöppe (s. Schaufel und Schüppe).
*1 Hä hät Schöppen ân dä Fingere, hä künnt sîn Bässtevader (Grossvater) ûs der Aehd (Erde) erûs kratze. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 237.
*2 Hä kratz de Schöpp av. (Bedburg.)
Abtragung einer Schuld.
*3 Hä röch al no der Schöpp. (Bedburg.)
Sein Tod scheint nahe. (S. Leben.)
Schoppen.
Es ist besser e Schoppe z'vil zahlt, als eine z'vil trunke. – Sutermeister, 131.
Schöppenstädt.
* Er ist aus Schöppenstädt. – Braun, I, 3966.
Schöppenstädter.
* Es sind Schöppenstädter.
Schöpperke.
Wer söck als Schöpperke utgöfft, mot ok als Schöpperke fahre. (S. Hund 1279-1281.)
Schöpplein.
* Es muss jede sini Schöppli zahle. – Schweiz, I, 143, 37.
Schöps.
1 Der Schöps fragte den Hammel, warum er im Sommer einen Pelz trage.
2 Der wahre Schöps passt auf alle Tafeln. (Sachsen.)
Dieser Ausspruch befindet sich als Bemerkung beim Hammelbraten in dem von dem berühmten dresdener Koch herausgegebenen Kochbuch, das in Sachsen sehr verbreitet ist. – In Toscana sagt man, um die Vorzüge des Hammelfleisches anzuerkennen: Wer das Hammelfleisch lässt, der lässt die Vernunft. (Magazin, 1863, 604.)
3 Ehe man die Schöpse schlachtet, mästet man sie.
4 Le-Ojlem müss män seine Schöpse scheren. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Bevor man sich an die Geschäfte anderer wagt, muss man vorher seine eigenen beendigt haben.
5 Neunundneunzig Schöpse und Ein Champagner sind hundert Stück Vieh. – Illustr. Zeitung, 1870, S. 1447.
Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent bêtes. (Lendroy, 1593.)
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