Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 6 Was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.

"Schöpse, die kenn' ich wol, doch hört' ich jüngst von Schöppen, sprach Bauer Hans zum Nachbar Eppen: kannst du mir sagen, was das sei? Ei, sprach er, das ist einerlei, denn was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt." (Witzfunken, VIIa, 83.)

7 Was ein Schöps ist, bleibt ein Schöps.

8 Wie der Schöps ist, so kriegt er die Bissen.

*9 Den duzen die Schöpse auf der Strasse.

" ... Ich dachte an die Zeit, wo wir in Frankreich sechs Wochen lang Mittags Kartoffeln und Schöps und Abends Schöps und Kartoffeln essen mussten, sodass wir Gefahr liefen, von den Schöpsen auf der Strasse geduzt zu werden." (Europa, Leipzig 1871, Nr. 36.)

*10 Einen für einen Schöps und Dorfhammel halten. - Westermann's Monatshefte, S. 370.

Ihm Bildungsmangel zur Last legen.

*11 Elk mot sin egen Scheps Düchte1 weten. - Hauskalender, II.

1) Tiefer, tiefliegender, verborgener Sinn, englisch depth. (Vgl. Stürenburg, 40b.) Jeder muss die Neigungen, Eigenthümlichkeiten u. s. w. seiner Thiere kennen.

Frz.: C'est un bon as de pique. (Kritzinger, 536a.) - C'est une buse. (Kritzinger, 98b.)

*12 Es ist ein rechter Schöps.

Ein Scheltwort, wie Schaf (s. d. 354), um einen dummen, einfältigen Menschen zu bezeichnen, und, weil mit dem Nebenbegriff der Unbehülflichkeit und Plumpheit, noch schärfer und verletzender. Auch bei den Römern hatte Schöps (vervex) einen schlimmern Klang als Schaf. Im Kaufmann des Plautus sagt Lysimachus zu dem wider seinen Willen in das Haus eindringen wollenden Demipho: "So, du Schöps, wollst hineingehen?" Ebenso gehört hierher eine Stelle in Seneca's Schrift über die Charakterfestigkeit. Sie lautet: "Chrysippus sagt: Es sei jemand darüber empört gewesen, dass ihn einer einen Meerschöps (vervex marinus) genannt habe." Juvenal bemerkt in Bezug auf Abdera, der Philosoph Demokrit habe bewiesen, dass grosse Männer auch geboren werden könnten im Vaterlande der Schöpse und im dunstigen Nebel. (Vgl. Röm. Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.)

*13 Wieder auf seine Schöpse zurückkommen.

Fortfahren, wo man aufgehört hatte.

Frz.: Revenons a nos moutons. (Lendroy, 1051.)


Schöpsenkeule.

Eine Schöpsenkeule in der Nähe ist besser als ein fetter Hammel in der Ferne.


Schöpswurm.

* Er hat einen Schöpswurm im Kopfe. (Schles.)

Von confusen, verdrehten Menschen.


Schorf (s. Grind, Krätze und Schäbe).

1 An Schorf soll man nicht tasten.

Verharschte, wunde Stellen soll man nicht berühren.

Holl.: Schurft is ligt geraakt. - Schurft wil niet geraakt zijn. (Harrebomee, II, 264a.)

2 Der Schorf ist eine alte Krankheit der Kröte.

Jung gewohnt, alt gethan.

3 Mein Schorf und deine Krätze sind von gleicher Schätze.

Sind an Werth, d. i. Unwerth gleich.

Holl.: Mijn schurft en jou krets zollen wel hetzelfde zijn. - Mijn zeer is zoo goed als zijn schurft. (Harrebomee, II, 264a.)

4 Schorf lehrt klauwen. (S. Grind 5 und Placke.) - Petri, II, 357.

5 Schorf lehrt krauen.

Holl.: Schurft leert wel kraauwen. (Harrebomee, II, 264a.)

6 Schorf und Grind will bessern mit Jucken (Krauen) ein (einfältig) Kind.

Holl.: Die het schurft met kraauwen wil goed maken, zal aan het einde leeren, dat hij kwalijk begonnen heeft. (Harrebomee, II, 264a.)

*7 Er will andern den Schorf heilen und ist selber schäbig.

Holl.: Gij zijt zelf schurftig, en wilt een ander beregten. (Harrebomee, II, 264b.)


Schorfkopf.

Wenn de Schorfkopp Haar kröggt; sönd et noch kruse. (Samland.)

Wenn jemand seinen frühem geringern Stand vergessen hat, wenn ein beschränkter Mensch sich prahlend überhebt.


Schorn.

Der Schorn erhalt det Korn. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 52.


Schorndorf.

Zu Schorndorf gibt der Pfaff dem Kranken die Abwischfisern der letzten Oelung zu essen.


[Spaltenumbruch]
Schornstein.

1 Aus einem niedrigen Schornstein kommt der Rauch bald ins Freie.

Holl.: Het is eene leege schouw, de rook is er haast uit. (Harrebomee, II, 261a.)

2 Der Schornstein gehört so gut zum Hause als die Stiege.

3 Der Schornstein schimpft das Ofenloch. - Simrock, 9182; Körte, 5392.

4 Der Schornstein, so zu viel rauch zeucht, ist nicht nutz. - Lehmann, 757, 11.

5 Der Schornst'n verweist dem Obe, änt seit net, dat e sälfst äs beschtobe. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 929.

6 Die besten Schornsteine werfen den wenigsten Rauch aus.

Holl.: De beste schouwen slaan den minsten rook uit. (Harrebomee, II, 261a.)

7 Ein kleiner Schornstein empfängt oft den Rauch von einem grossen Feuer.

Holl.: In eene kleine schouw stockt men wel groot vuur, en in eene groote schouw klein vuur. (Harrebomee, II, 261b.)

8 Ein Schornstein, der rauchen soll, kostet viel Geld.

Holl.: Schoorsteenen kosten veel, om ze rookende te houden. (Harrebomee, II, 258a.)

9 Enge Schornsteine ziehen besser als weite. - Eiselein, 554; Simrock, 9183.

10 Es ist leichter, einen Schornstein zu bauen, als einen Herd zu unterhalten.

Frz.: Il est plus aise de batir des cheminees, que d'entretenir une chaude. (Cahier, 195.)

11 Es sind gute Schornsteine, die allerley Rauch ziehen. - Petri, II, 293.

12 Kleine schornsteine (ziehen und) geben mehr rauch als die grossen. - Lehmann, 427, 24 u. 925, 33.

13 Man kann den Schornstein nicht fegen, ohne sich die Hände schwarz zu machen.

In der Herzegowina: Er kann kein Verzinner sein und sich die Hände nicht schwarz machen. (Hausfreund, XVI, 519, 66.)

14 Schornstein schimpft das Ofenloch.

15 Wenn man den Schornstein vermauert, so raucht's doch.

16 Wo der Schornstein raucht, da ist gut freien.

D. i. wo man bereits eine eingerichtete Wirthschaft vorfindet.

Holl.: Daar de schoorsteen rookt, is het best vrijen. (Harrebomee, II, 257b.)

17 Wo es an Schornsteinen fehlt, schlägt der Rauch ins Zimmer.

*18 Darvan will de Schornsten nich roken. - Richey, 216; Schütze, III, 405; Eichwald, 1681.

Das wird schlechten Vortheil bringen. "Ji wören des Auwends wisse auck'n Praus (eine Weile) met de Solospielers in'n Gange; man mi duchte, wat Ji wünnen, dar schall Jaue Schattsten (Schornstein) wuol nich grauts (sonderlich, stark) van rauken." (Lyra, 27.)

Holl.: Daar moet de schoorsteen van rooken. (Harrebomee, II, 257b.)

*19 Das muss man in den Schornstein schreiben. - Braun, I, 3968.

So sagt man in Baden von etwas sehr Seltenem, nicht oft Vorkommendem, z. B. einem seltenen Besuche.

*20 Do rööch der Schornsten net no. (Bedburg.)

*21 Er hat alles durch den Schornstein gejagt. - Körte, 5329a; Braun, I, 3967.

Verlebt.

Frz.: Il s'en est donne par les babines. - Tout son bien s'en est alle en eau de boudin, en brouet d'andouilles. (Masson, 375.)

*22 Er ist ein wandelnder Schornstein.

Scherzhaft von einem Manne, der stets mit der Tabackspfeife im Munde herumgeht.

Holl.: Het is een wandelnde schoorsteen. (Harrebomee, II, 257b.)

*23 Er sieht, wo der Schornstein raucht. - Frischbier2, 3390.

Sucht sich auf Kosten anderer zu nähren.

*24 Etwas in den Schornstein schreiben. - Körte, 5302b; Kehrein, VII, 110; Lohrengel, II, 338.

Als eine sehr unsichere Forderung der Vergessenheit übergeben.

[Spaltenumbruch] 6 Was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.

„Schöpse, die kenn' ich wol, doch hört' ich jüngst von Schöppen, sprach Bauer Hans zum Nachbar Eppen: kannst du mir sagen, was das sei? Ei, sprach er, das ist einerlei, denn was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.“ (Witzfunken, VIIa, 83.)

7 Was ein Schöps ist, bleibt ein Schöps.

8 Wie der Schöps ist, so kriegt er die Bissen.

*9 Den duzen die Schöpse auf der Strasse.

„ ... Ich dachte an die Zeit, wo wir in Frankreich sechs Wochen lang Mittags Kartoffeln und Schöps und Abends Schöps und Kartoffeln essen mussten, sodass wir Gefahr liefen, von den Schöpsen auf der Strasse geduzt zu werden.“ (Europa, Leipzig 1871, Nr. 36.)

*10 Einen für einen Schöps und Dorfhammel halten.Westermann's Monatshefte, S. 370.

Ihm Bildungsmangel zur Last legen.

*11 Elk mot sin egen Scheps Düchte1 weten.Hauskalender, II.

1) Tiefer, tiefliegender, verborgener Sinn, englisch depth. (Vgl. Stürenburg, 40b.) Jeder muss die Neigungen, Eigenthümlichkeiten u. s. w. seiner Thiere kennen.

Frz.: C'est un bon as de pique. (Kritzinger, 536a.) – C'est une buse. (Kritzinger, 98b.)

*12 Es ist ein rechter Schöps.

Ein Scheltwort, wie Schaf (s. d. 354), um einen dummen, einfältigen Menschen zu bezeichnen, und, weil mit dem Nebenbegriff der Unbehülflichkeit und Plumpheit, noch schärfer und verletzender. Auch bei den Römern hatte Schöps (vervex) einen schlimmern Klang als Schaf. Im Kaufmann des Plautus sagt Lysimachus zu dem wider seinen Willen in das Haus eindringen wollenden Demipho: „So, du Schöps, wollst hineingehen?“ Ebenso gehört hierher eine Stelle in Seneca's Schrift über die Charakterfestigkeit. Sie lautet: „Chrysippus sagt: Es sei jemand darüber empört gewesen, dass ihn einer einen Meerschöps (vervex marinus) genannt habe.“ Juvenal bemerkt in Bezug auf Abdera, der Philosoph Demokrit habe bewiesen, dass grosse Männer auch geboren werden könnten im Vaterlande der Schöpse und im dunstigen Nebel. (Vgl. Röm. Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.)

*13 Wieder auf seine Schöpse zurückkommen.

Fortfahren, wo man aufgehört hatte.

Frz.: Revenons à nos moutons. (Lendroy, 1051.)


Schöpsenkeule.

Eine Schöpsenkeule in der Nähe ist besser als ein fetter Hammel in der Ferne.


Schöpswurm.

* Er hat einen Schöpswurm im Kopfe. (Schles.)

Von confusen, verdrehten Menschen.


Schorf (s. Grind, Krätze und Schäbe).

1 An Schorf soll man nicht tasten.

Verharschte, wunde Stellen soll man nicht berühren.

Holl.: Schurft is ligt geraakt. – Schurft wil niet geraakt zijn. (Harrebomée, II, 264a.)

2 Der Schorf ist eine alte Krankheit der Kröte.

Jung gewohnt, alt gethan.

3 Mein Schorf und deine Krätze sind von gleicher Schätze.

Sind an Werth, d. i. Unwerth gleich.

Holl.: Mijn schurft en jou krets zollen wel hetzelfde zijn. – Mijn zeer is zoo goed als zijn schurft. (Harrebomée, II, 264a.)

4 Schorf lehrt klauwen. (S. Grind 5 und Placke.) – Petri, II, 357.

5 Schorf lehrt krauen.

Holl.: Schurft leert wel kraauwen. (Harrebomée, II, 264a.)

6 Schorf und Grind will bessern mit Jucken (Krauen) ein (einfältig) Kind.

Holl.: Die het schurft met kraauwen wil goed maken, zal aan het einde leeren, dat hij kwalijk begonnen heeft. (Harrebomée, II, 264a.)

*7 Er will andern den Schorf heilen und ist selber schäbig.

Holl.: Gij zijt zelf schurftig, en wilt een ander beregten. (Harrebomée, II, 264b.)


Schorfkopf.

Wenn de Schorfkopp Haar kröggt; sönd et noch kruse. (Samland.)

Wenn jemand seinen frühem geringern Stand vergessen hat, wenn ein beschränkter Mensch sich prahlend überhebt.


Schorn.

Der Schôrn erhalt det Kôrn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 52.


Schorndorf.

Zu Schorndorf gibt der Pfaff dem Kranken die Abwischfisern der letzten Oelung zu essen.


[Spaltenumbruch]
Schornstein.

1 Aus einem niedrigen Schornstein kommt der Rauch bald ins Freie.

Holl.: Het is eene leêge schouw, de rook is er haast uit. (Harrebomée, II, 261a.)

2 Der Schornstein gehört so gut zum Hause als die Stiege.

3 Der Schornstein schimpft das Ofenloch.Simrock, 9182; Körte, 5392.

4 Der Schornstein, so zu viel rauch zeucht, ist nicht nutz.Lehmann, 757, 11.

5 Der Schornst'n verwéist dem Obe, änt seit net, dat e sälfst äs beschtobe. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 929.

6 Die besten Schornsteine werfen den wenigsten Rauch aus.

Holl.: De beste schouwen slaan den minsten rook uit. (Harrebomée, II, 261a.)

7 Ein kleiner Schornstein empfängt oft den Rauch von einem grossen Feuer.

Holl.: In eene kleine schouw stockt men wel groot vuur, en in eene groote schouw klein vuur. (Harrebomée, II, 261b.)

8 Ein Schornstein, der rauchen soll, kostet viel Geld.

Holl.: Schoorsteenen kosten veel, om ze rookende te houden. (Harrebomée, II, 258a.)

9 Enge Schornsteine ziehen besser als weite.Eiselein, 554; Simrock, 9183.

10 Es ist leichter, einen Schornstein zu bauen, als einen Herd zu unterhalten.

Frz.: Il est plus aisé de bâtir des cheminées, que d'entretenir une chaude. (Cahier, 195.)

11 Es sind gute Schornsteine, die allerley Rauch ziehen.Petri, II, 293.

12 Kleine schornsteine (ziehen und) geben mehr rauch als die grossen.Lehmann, 427, 24 u. 925, 33.

13 Man kann den Schornstein nicht fegen, ohne sich die Hände schwarz zu machen.

In der Herzegowina: Er kann kein Verzinner sein und sich die Hände nicht schwarz machen. (Hausfreund, XVI, 519, 66.)

14 Schornstein schimpft das Ofenloch.

15 Wenn man den Schornstein vermauert, so raucht's doch.

16 Wo der Schornstein raucht, da ist gut freien.

D. i. wo man bereits eine eingerichtete Wirthschaft vorfindet.

Holl.: Daar de schoorsteen rookt, is het best vrijen. (Harrebomée, II, 257b.)

17 Wo es an Schornsteinen fehlt, schlägt der Rauch ins Zimmer.

*18 Darvan will de Schornstên nich rôken.Richey, 216; Schütze, III, 405; Eichwald, 1681.

Das wird schlechten Vortheil bringen. „Ji wören des Auwends wisse auck'n Praus (eine Weile) met de Solospielers in'n Gange; man mi duchte, wat Ji wünnen, dâr schall Jûe Schattstên (Schornstein) wuol nich grauts (sonderlich, stark) van rauken.“ (Lyra, 27.)

Holl.: Daar moet de schoorsteen van rooken. (Harrebomée, II, 257b.)

*19 Das muss man in den Schornstein schreiben.Braun, I, 3968.

So sagt man in Baden von etwas sehr Seltenem, nicht oft Vorkommendem, z. B. einem seltenen Besuche.

*20 Do rööch der Schornstên net nô. (Bedburg.)

*21 Er hat alles durch den Schornstein gejagt.Körte, 5329a; Braun, I, 3967.

Verlebt.

Frz.: Il s'en est donné par les babines. – Tout son bien s'en est allé en eau de boudin, en brouet d'andouilles. (Masson, 375.)

*22 Er ist ein wandelnder Schornstein.

Scherzhaft von einem Manne, der stets mit der Tabackspfeife im Munde herumgeht.

Holl.: Het is een wandelnde schoorsteen. (Harrebomée, II, 257b.)

*23 Er sieht, wo der Schornstein raucht.Frischbier2, 3390.

Sucht sich auf Kosten anderer zu nähren.

*24 Etwas in den Schornstein schreiben.Körte, 5302b; Kehrein, VII, 110; Lohrengel, II, 338.

Als eine sehr unsichere Forderung der Vergessenheit übergeben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0170" n="[164]"/><cb n="327"/>
6 Was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Schöpse, die kenn' ich wol, doch hört' ich jüngst von Schöppen, sprach Bauer Hans zum Nachbar Eppen: kannst du mir sagen, was das sei? Ei, sprach er, das ist einerlei, denn was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Witzfunken, VII<hi rendition="#sup">a</hi>, 83.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Was ein Schöps ist, bleibt ein Schöps.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wie der Schöps ist, so kriegt er die Bissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Den duzen die Schöpse auf der Strasse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E; ... Ich dachte an die Zeit, wo wir in Frankreich sechs Wochen lang Mittags Kartoffeln und Schöps und Abends Schöps und Kartoffeln essen mussten, sodass wir Gefahr liefen, von den Schöpsen auf der Strasse geduzt zu werden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Europa, Leipzig 1871, Nr. 36.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Einen für einen Schöps und Dorfhammel halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Westermann's Monatshefte, S. 370.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm Bildungsmangel zur Last legen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Elk mot sin egen Scheps Düchte<hi rendition="#sup">1</hi> weten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Tiefer, tiefliegender, verborgener Sinn, englisch depth. (Vgl. <hi rendition="#i">Stürenburg, 40<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Jeder muss die Neigungen, Eigenthümlichkeiten u. s. w. seiner Thiere kennen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un bon as de pique. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 536<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; C'est une buse. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 98<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Es ist ein rechter Schöps.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Scheltwort, wie  Schaf (s. d. 354), um einen dummen, einfältigen Menschen zu bezeichnen, und, weil mit dem Nebenbegriff der Unbehülflichkeit und Plumpheit, noch schärfer und verletzender. Auch bei den Römern hatte Schöps (vervex) einen schlimmern Klang als Schaf. Im <hi rendition="#i">Kaufmann</hi> des <hi rendition="#i">Plautus</hi> sagt Lysimachus zu dem wider seinen Willen in das Haus eindringen wollenden Demipho: &#x201E;So, du Schöps, wollst hineingehen?&#x201C; Ebenso gehört hierher eine Stelle in <hi rendition="#i">Seneca's</hi> Schrift über die Charakterfestigkeit. Sie lautet: &#x201E;Chrysippus sagt: Es sei jemand darüber empört gewesen, dass ihn einer einen Meerschöps (vervex marinus) genannt habe.&#x201C; <hi rendition="#i">Juvenal</hi> bemerkt in Bezug auf Abdera, der Philosoph Demokrit habe bewiesen, dass grosse Männer auch geboren werden könnten im Vaterlande der Schöpse und im dunstigen Nebel. (Vgl. <hi rendition="#i">Röm. Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Wieder auf seine Schöpse zurückkommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Fortfahren, wo man aufgehört hatte.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Revenons à nos moutons. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1051.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schöpsenkeule.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eine Schöpsenkeule in der Nähe ist besser als ein fetter Hammel in der Ferne.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schöpswurm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat einen Schöpswurm im Kopfe.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von confusen, verdrehten Menschen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schorf</hi> (s.  Grind,  Krätze und  Schäbe).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 An Schorf soll man nicht tasten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Verharschte, wunde Stellen soll man nicht berühren.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Schurft is ligt geraakt. &#x2013; Schurft wil niet geraakt zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 264<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Schorf ist eine alte Krankheit der Kröte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jung gewohnt, alt gethan.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Mein Schorf und deine Krätze sind von gleicher Schätze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sind an Werth, d. i. Unwerth gleich.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Mijn schurft en jou krets zollen wel hetzelfde zijn. &#x2013; Mijn zeer is zoo goed als zijn schurft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 264<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Schorf lehrt klauwen.</hi> (S.  Grind 5 und  Placke.) &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 357.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Schorf lehrt krauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Schurft leert wel kraauwen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 264<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Schorf und Grind will bessern mit Jucken (Krauen) ein (einfältig) Kind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die het schurft met kraauwen wil goed maken, zal aan het einde leeren, dat hij kwalijk begonnen heeft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 264<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er will andern den Schorf heilen und ist selber schäbig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Gij zijt zelf schurftig, en wilt een ander beregten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 264<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schorfkopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn de Schorfkopp Haar kröggt; sönd et noch kruse.</hi> (<hi rendition="#i">Samland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand seinen frühem geringern Stand vergessen hat, wenn ein beschränkter Mensch sich prahlend überhebt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schorn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Schôrn erhalt det Kôrn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 52.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schorndorf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Zu Schorndorf gibt der Pfaff dem Kranken die Abwischfisern der letzten Oelung zu essen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <cb n="328"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schornstein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus einem niedrigen Schornstein kommt der Rauch bald ins Freie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is eene leêge schouw, de rook is er haast uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 261<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Schornstein gehört so gut zum Hause als die Stiege.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Schornstein schimpft das Ofenloch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9182; Körte, 5392.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Schornstein, so zu viel rauch zeucht, ist nicht nutz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 757, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der Schornst'n verwéist dem Obe, änt seit net, dat e sälfst äs beschtobe.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 929.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die besten Schornsteine werfen den wenigsten Rauch aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De beste schouwen slaan den minsten rook uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 261<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Ein kleiner Schornstein empfängt oft den Rauch von einem grossen Feuer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In eene kleine schouw stockt men wel groot vuur, en in eene groote schouw klein vuur. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 261<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ein Schornstein, der rauchen soll, kostet viel Geld.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Schoorsteenen kosten veel, om ze rookende te houden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 258<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Enge Schornsteine ziehen besser als weite.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 554; Simrock, 9183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Es ist leichter, einen Schornstein zu bauen, als einen Herd zu unterhalten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est plus aisé de bâtir des cheminées, que d'entretenir une chaude. (<hi rendition="#i">Cahier, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es sind gute Schornsteine, die allerley Rauch ziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 293.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"/><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Kleine schornsteine (ziehen und) geben mehr rauch als die grossen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 427, 24 u. 925, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Man kann den Schornstein nicht fegen, ohne sich die Hände schwarz zu machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Herzegowina: Er kann kein Verzinner sein und sich die Hände nicht schwarz machen. (<hi rendition="#i">Hausfreund, XVI, 519, 66.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Schornstein schimpft das Ofenloch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wenn man den Schornstein vermauert, so raucht's doch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Wo der Schornstein raucht, da ist gut freien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. wo man bereits eine eingerichtete Wirthschaft vorfindet.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar de schoorsteen rookt, is het best vrijen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 257<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wo es an Schornsteinen fehlt, schlägt der Rauch ins Zimmer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Darvan will de Schornstên nich rôken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 216; Schütze, III, 405; Eichwald, 1681.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das wird schlechten Vortheil bringen. &#x201E;Ji wören des Auwends wisse auck'n Praus (eine Weile) met de Solospielers in'n Gange; man mi duchte, wat Ji wünnen, dâr schall Jûe Schattstên (Schornstein) wuol nich grauts (sonderlich, stark) van rauken.&#x201C; (<hi rendition="#i">Lyra, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar moet de schoorsteen van rooken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 257<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Das muss man in den Schornstein schreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3968.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt man in Baden von etwas sehr Seltenem, nicht oft Vorkommendem, z. B. einem seltenen Besuche.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Do rööch der Schornstên net nô.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Er hat alles durch den Schornstein gejagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5329<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 3967.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verlebt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il s'en est donné par les babines. &#x2013; Tout son bien s'en est allé en eau de boudin, en brouet d'andouilles. (<hi rendition="#i">Masson, 375.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Er ist ein wandelnder Schornstein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft von einem Manne, der stets mit der Tabackspfeife im Munde herumgeht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een wandelnde schoorsteen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 257<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Er sieht, wo der Schornstein raucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3390.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sucht sich auf Kosten anderer zu nähren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Etwas in den Schornstein schreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5302<hi rendition="#sup">b</hi>; Kehrein, VII, 110; Lohrengel, II, 338.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als eine sehr unsichere Forderung der Vergessenheit übergeben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"> <hi rendition="#i">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[164]/0170] 6 Was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt. „Schöpse, die kenn' ich wol, doch hört' ich jüngst von Schöppen, sprach Bauer Hans zum Nachbar Eppen: kannst du mir sagen, was das sei? Ei, sprach er, das ist einerlei, denn was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.“ (Witzfunken, VIIa, 83.) 7 Was ein Schöps ist, bleibt ein Schöps. 8 Wie der Schöps ist, so kriegt er die Bissen. *9 Den duzen die Schöpse auf der Strasse. „ ... Ich dachte an die Zeit, wo wir in Frankreich sechs Wochen lang Mittags Kartoffeln und Schöps und Abends Schöps und Kartoffeln essen mussten, sodass wir Gefahr liefen, von den Schöpsen auf der Strasse geduzt zu werden.“ (Europa, Leipzig 1871, Nr. 36.) *10 Einen für einen Schöps und Dorfhammel halten. – Westermann's Monatshefte, S. 370. Ihm Bildungsmangel zur Last legen. *11 Elk mot sin egen Scheps Düchte1 weten. – Hauskalender, II. 1) Tiefer, tiefliegender, verborgener Sinn, englisch depth. (Vgl. Stürenburg, 40b.) Jeder muss die Neigungen, Eigenthümlichkeiten u. s. w. seiner Thiere kennen. Frz.: C'est un bon as de pique. (Kritzinger, 536a.) – C'est une buse. (Kritzinger, 98b.) *12 Es ist ein rechter Schöps. Ein Scheltwort, wie Schaf (s. d. 354), um einen dummen, einfältigen Menschen zu bezeichnen, und, weil mit dem Nebenbegriff der Unbehülflichkeit und Plumpheit, noch schärfer und verletzender. Auch bei den Römern hatte Schöps (vervex) einen schlimmern Klang als Schaf. Im Kaufmann des Plautus sagt Lysimachus zu dem wider seinen Willen in das Haus eindringen wollenden Demipho: „So, du Schöps, wollst hineingehen?“ Ebenso gehört hierher eine Stelle in Seneca's Schrift über die Charakterfestigkeit. Sie lautet: „Chrysippus sagt: Es sei jemand darüber empört gewesen, dass ihn einer einen Meerschöps (vervex marinus) genannt habe.“ Juvenal bemerkt in Bezug auf Abdera, der Philosoph Demokrit habe bewiesen, dass grosse Männer auch geboren werden könnten im Vaterlande der Schöpse und im dunstigen Nebel. (Vgl. Röm. Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.) *13 Wieder auf seine Schöpse zurückkommen. Fortfahren, wo man aufgehört hatte. Frz.: Revenons à nos moutons. (Lendroy, 1051.) Schöpsenkeule. Eine Schöpsenkeule in der Nähe ist besser als ein fetter Hammel in der Ferne. Schöpswurm. * Er hat einen Schöpswurm im Kopfe. (Schles.) Von confusen, verdrehten Menschen. Schorf (s. Grind, Krätze und Schäbe). 1 An Schorf soll man nicht tasten. Verharschte, wunde Stellen soll man nicht berühren. Holl.: Schurft is ligt geraakt. – Schurft wil niet geraakt zijn. (Harrebomée, II, 264a.) 2 Der Schorf ist eine alte Krankheit der Kröte. Jung gewohnt, alt gethan. 3 Mein Schorf und deine Krätze sind von gleicher Schätze. Sind an Werth, d. i. Unwerth gleich. Holl.: Mijn schurft en jou krets zollen wel hetzelfde zijn. – Mijn zeer is zoo goed als zijn schurft. (Harrebomée, II, 264a.) 4 Schorf lehrt klauwen. (S. Grind 5 und Placke.) – Petri, II, 357. 5 Schorf lehrt krauen. Holl.: Schurft leert wel kraauwen. (Harrebomée, II, 264a.) 6 Schorf und Grind will bessern mit Jucken (Krauen) ein (einfältig) Kind. Holl.: Die het schurft met kraauwen wil goed maken, zal aan het einde leeren, dat hij kwalijk begonnen heeft. (Harrebomée, II, 264a.) *7 Er will andern den Schorf heilen und ist selber schäbig. Holl.: Gij zijt zelf schurftig, en wilt een ander beregten. (Harrebomée, II, 264b.) Schorfkopf. Wenn de Schorfkopp Haar kröggt; sönd et noch kruse. (Samland.) Wenn jemand seinen frühem geringern Stand vergessen hat, wenn ein beschränkter Mensch sich prahlend überhebt. Schorn. Der Schôrn erhalt det Kôrn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 52. Schorndorf. Zu Schorndorf gibt der Pfaff dem Kranken die Abwischfisern der letzten Oelung zu essen. Schornstein. 1 Aus einem niedrigen Schornstein kommt der Rauch bald ins Freie. Holl.: Het is eene leêge schouw, de rook is er haast uit. (Harrebomée, II, 261a.) 2 Der Schornstein gehört so gut zum Hause als die Stiege. 3 Der Schornstein schimpft das Ofenloch. – Simrock, 9182; Körte, 5392. 4 Der Schornstein, so zu viel rauch zeucht, ist nicht nutz. – Lehmann, 757, 11. 5 Der Schornst'n verwéist dem Obe, änt seit net, dat e sälfst äs beschtobe. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 929. 6 Die besten Schornsteine werfen den wenigsten Rauch aus. Holl.: De beste schouwen slaan den minsten rook uit. (Harrebomée, II, 261a.) 7 Ein kleiner Schornstein empfängt oft den Rauch von einem grossen Feuer. Holl.: In eene kleine schouw stockt men wel groot vuur, en in eene groote schouw klein vuur. (Harrebomée, II, 261b.) 8 Ein Schornstein, der rauchen soll, kostet viel Geld. Holl.: Schoorsteenen kosten veel, om ze rookende te houden. (Harrebomée, II, 258a.) 9 Enge Schornsteine ziehen besser als weite. – Eiselein, 554; Simrock, 9183. 10 Es ist leichter, einen Schornstein zu bauen, als einen Herd zu unterhalten. Frz.: Il est plus aisé de bâtir des cheminées, que d'entretenir une chaude. (Cahier, 195.) 11 Es sind gute Schornsteine, die allerley Rauch ziehen. – Petri, II, 293. 12 Kleine schornsteine (ziehen und) geben mehr rauch als die grossen. – Lehmann, 427, 24 u. 925, 33. 13 Man kann den Schornstein nicht fegen, ohne sich die Hände schwarz zu machen. In der Herzegowina: Er kann kein Verzinner sein und sich die Hände nicht schwarz machen. (Hausfreund, XVI, 519, 66.) 14 Schornstein schimpft das Ofenloch. 15 Wenn man den Schornstein vermauert, so raucht's doch. 16 Wo der Schornstein raucht, da ist gut freien. D. i. wo man bereits eine eingerichtete Wirthschaft vorfindet. Holl.: Daar de schoorsteen rookt, is het best vrijen. (Harrebomée, II, 257b.) 17 Wo es an Schornsteinen fehlt, schlägt der Rauch ins Zimmer. *18 Darvan will de Schornstên nich rôken. – Richey, 216; Schütze, III, 405; Eichwald, 1681. Das wird schlechten Vortheil bringen. „Ji wören des Auwends wisse auck'n Praus (eine Weile) met de Solospielers in'n Gange; man mi duchte, wat Ji wünnen, dâr schall Jûe Schattstên (Schornstein) wuol nich grauts (sonderlich, stark) van rauken.“ (Lyra, 27.) Holl.: Daar moet de schoorsteen van rooken. (Harrebomée, II, 257b.) *19 Das muss man in den Schornstein schreiben. – Braun, I, 3968. So sagt man in Baden von etwas sehr Seltenem, nicht oft Vorkommendem, z. B. einem seltenen Besuche. *20 Do rööch der Schornstên net nô. (Bedburg.) *21 Er hat alles durch den Schornstein gejagt. – Körte, 5329a; Braun, I, 3967. Verlebt. Frz.: Il s'en est donné par les babines. – Tout son bien s'en est allé en eau de boudin, en brouet d'andouilles. (Masson, 375.) *22 Er ist ein wandelnder Schornstein. Scherzhaft von einem Manne, der stets mit der Tabackspfeife im Munde herumgeht. Holl.: Het is een wandelnde schoorsteen. (Harrebomée, II, 257b.) *23 Er sieht, wo der Schornstein raucht. – Frischbier2, 3390. Sucht sich auf Kosten anderer zu nähren. *24 Etwas in den Schornstein schreiben. – Körte, 5302b; Kehrein, VII, 110; Lohrengel, II, 338. Als eine sehr unsichere Forderung der Vergessenheit übergeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/170
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/170>, abgerufen am 25.11.2024.