Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 11 Ein Schulze kann so gut Ja sagen wie ein Schöffe. 12 Einer kann nur Schulze sein im Dorf. - Graf, 516, 225. Wer den Bildungsstandpunkt einer Landgemeinde unter dem Schulzenregiment kennt, wird auch vollständig mit Einem Schulzen zufrieden sein. Im Niederdeutschen: Ein kan mant schulze sin in'n dörpe. (Schambach, II, 30.) 13 Entweder Schulze im Dorfe, sagte der Bauer, oder an den Galgen. Holl.: Het moet galgen of burgemeestern. (Harrebomee, I, 199.) 14 Es ist dem Schulzen genug, dass er vber den Bauern vorgeht. - Petri, II, 258; Henisch, 213, 70; Simrock, 9280; Körte, 5435; Braun, I, 4006. Bei Tunnicius (1324): It is genoch dem schulten, dat he geit boven den buren. (Agricolae satis est, si praestat honore colonos.) "Ein gebaur genuod eren hat, der in seime dorfe gat." (Freidank.) 15 Es ist kein Schulze eher gut, bis man einen schlimmern erhalten hat. Dän.: Onder foged er ei god, förend halffve (halve) vaerre igien kommer. (Prov. dan., 172.) 16 Es kann nicht jeder Schulze werden. Böhm.: Tezko v rychtarstvi, ale snadno pak o med a maslo. (Celakovsky, 363.) 17 Es wäre gut Schulze sein, wenn man keine Rechnung legen dürfte. Dän.: Godt at vaerre foged, skulle man ikke gjöre regnskab. (Prov. dan., 172.) 18 Hinter Schulzens Schuppen, da gehets lustig zu, da tanzt der polsche Uchse mit der deutschen Kuh. - Schles. Provinzialbl., 1862, 569. Wie sich in Schlesien die slawische und germanische Nationalität lange bekämpft haben, so wurde später ihre Verschmelzung wie in diesem Sprichwort verspottet. 19 Lachenden Schulzen und weinenden Huren soll man nicht trauen. Holl.: Lagchende schouten en schreijende hoeren zal men niet ligt gelooven. - Niemand late zich vervoeren van lagchen de schouten en schreijende hoeren. (Harrebomee, II, 261a.) 20 Lieber Schulze auf dem Dorfe als Rathsherr in der Stadt. Böhm.: Radeji chci byti rychtarem ve vsi, nez konselem v meste. (Celakovsky, 363.) Poln.: Wole bye wojtem we wsi, niz lawnikiem w miescie. (Celakovsky, 363.) 21 'S Schulza Magd het Junge g'het im a schwarza Kratta; wie viel hat si dinna g'hett? Siebene und 'n Spatza. (Riedlingen.) - Birlinger, 1115. 22 Schulz ist der sechsundzwanzigste Buchstabe im Alphabet. So pflegt man bei den hannöverschen Behörden in Bezug auf das häufige Vorkommen des Namens Schulz zu sagen. Im (hannöverschen) Wendlande gibt es Dörfer, in denen nur Schulz wohnen, die Hälfte aller Wendländer heisst so. (Vgl. Westermann, Monatsschrift, 1865, S. 247.) 23 Schulzen haben viel Augen und Ohren. Holl.: Schouten hebben veel ooren en oogen. (Harrebomee, II, 261a.) 24 Schulzen und Polizeien flieht man wie die Weihen (Habichte). Holl.: Schouten en baljouwen grijpen als de wouwen. - Schouten en baljouwen schuwt men als de wouwen. (Harrebomee, II, 261a.) 25 Schulzen und Schulmeister kann kein Dorf entbehren. Holl.: De burgemeester en de schoolmeester zijn de twee nuttigste serpenten van een dorp. (Harrebomee, I, 104a.) 26 So seh' ich's an, sagte der Schulze, und damit basta. Holl.: Burgemeesteren begrijpen het zoo, daarmede afgedaan. (Harrebomee, I, 104.) 27 Weil du Schulze bist, fahr' zu Felde deinen Mist. 28 Wenn der Schulze vom Amte kommt, der Bauer verkauft ihm nicht, was er ihm zuvor geschenkt hätte. Dän.: Bliver fogden afsat, det bonden gav hannem för; vil han ey u. s. w., ei saelge hannem nu. (Prov. dan., 171.) 29 Wer den Schulzen zum Freunde hat, der kann sich schon eine Gurke herausnehmen. Holl.: Het is geen wonder, dat hij vrijraakt, hij heeft den schout te vriend. (Harrebomee, II, 261a.) [Spaltenumbruch] 30 Wer den Schulzen zum Vetter hat, dessen Kühe können auf jeder Weide grasen. Span.: El que tiene al padre alcalde. (Don Quixote.) 31 Wo der Schulze schenket Wein, die Fleischhauer im Rathe sein, der Bäcker wieget selber das Brot, da leidet die Gemeinde Noth. *32 Ein anderes ist des Schulzen Kuh. - Körte, 5437; Simrock, 9274. "Aber es geht in der Welt so zu: ein anders ist des Schulzen Kuh." (Froschm., Jiiii.) *33 Er kann Schulze werden, er kann mit dem Kopfe nicken, wenn der Erb(Guts-)herr (Landrath) befiehlt. Diese Schulzensprichwörter schildern trefflich das vielgepriesene, väterliche Regiment in der Landgemeinde. *34 Er würd' ein guter Schulz, kann gut thun, was die Leute verdreusst. - Eiselein, 557; Braun, I, 4007. *35 Morgen werd ich dem Schulzen soan, woas er verdient hot. - Keller, 170a. Als Strafandrohung wegen beleidigenden Reden. Schulze (Name). * Ja, wenn Sie Schulze heissen! Der berühmteste Billardspieler in Leipzig, um das Jahr 1840, hiess Schulze. Er war so sehr Meister vom Fach, dass gewöhnliche Spieler mit ihm nicht leicht eine Partie wagten. Er stand gerade müssig, als ein Fremder, der öfters in Leipzig war und von ihm gehört hatte, ohne ihn persönlich zu kennen, ihm eine Partie anbot. Schulze liess seinem Gegner einen bedeutenden Vorsprung gewinnen und erst zuletzt, als dieser seines Erfolgs fast sicher war, warf er die Maske ab und spielte die Partie in einem Zuge meisterhaft zu Ende. Der Fremde, überrascht, macht ihm ein Compliment und bittet um Nennung seines Namens. "Ja, wenn sie Schulze heissen!" sprach er, wie aus den Wolken, gefallen, und setzte schnell den Billardstock beiseite. Seitdem bediente man sich in gewissen Kreisen häufig dieses Ausrufs, wenn jemand unverhofft etwas Ungewöhnliches leistete oder einem andern etwas zuvorthat. Schulzenbauch. * Das ist ein Schulzenbauch. Bezieht sich wol blos auf die erb- oder gutsherrlich verliehenen Schulzen; denn wo die Gemeinden ihren Vorsteher selber wählen, sehen sie wol mehr auf den Kopf als auf den Bauch. Jüdisch-deutsch heisst es: E Bauch wie e Parnes, wie ein Gemeindevorsteher, so feist und wohlbeleibt. (Vgl. Tendlau, 553.) Schulzendienst. * Hä knappt nach'n Scholzedinst (Henneberg.) Er hinkt nach einem Scholzendienst. Schulzenohr. * Er hat Schulzenohren. - Körte, 4660c; Braun, I, 3164. Man gibt dem Dorfschulzen Schuld, dass sie nur hören, was sie wollen und nicht immer, was sie sollen. "Er hat Schultens Ohren." (Mathesy, 389a.) Schulzentochter. Schulzentöchter und Müllerküh, wenn se gerathen, do is gutt Vieh. (S. Müller 62.) - Schles. Provinzialbl., 1862, 569. Schumpe. * Es ist Schumpe (Meretrix) als Hurn. - Eiselein, 557; Simrock, 9282. Schumpfiren. * Etwas schumpfiren. "Niemand soll vorsetzlich Gläser, Kannen oder Leuchter entzweyhawen, zerbrechen, zerwerffen, zerschlagen oder schumpfieren." (Seyler, Hausordnung von 1472; Friedborn, 118.) Schupe. *1 Er het d' Schupe inezoge. - Sutermeister, 93. *2 Er zieht d' Schupe hindere. - Sutermeister, 93. Wird kleinlaut. Schupfen. *1 Er isch g'schupft. (Solothurn.) - Schild, 77, 238; Sutermeister, 90. D. i. dumm. (S. Mehlsack 7.) *2 I lass mi net schupfe. (Ulm.) D. h. aufziehen. Schupfen war im Mittelalter, z. B. in Strassburg, eine Strafe für Weinverkäufer, die falsch Mass hatten und für Bäcker, welche Brot gegen die Stadtordnung buken. Der Sträfling ward mit einem Strafwerkzeug in den Koth geworfen und mehrmals damit bedeckt. Schüppe. *1 Einem die Schüppe geben. Holl.: Iemand den schop geven. (Harrebomee, II, 259a.)
[Spaltenumbruch] 11 Ein Schulze kann so gut Ja sagen wie ein Schöffe. 12 Einer kann nur Schulze sein im Dorf. – Graf, 516, 225. Wer den Bildungsstandpunkt einer Landgemeinde unter dem Schulzenregiment kennt, wird auch vollständig mit Einem Schulzen zufrieden sein. Im Niederdeutschen: Ein kan mant schulze sin in'n dörpe. (Schambach, II, 30.) 13 Entweder Schulze im Dorfe, sagte der Bauer, oder an den Galgen. Holl.: Het moet galgen of burgemeestern. (Harrebomée, I, 199.) 14 Es ist dem Schulzen genug, dass er vber den Bauern vorgeht. – Petri, II, 258; Henisch, 213, 70; Simrock, 9280; Körte, 5435; Braun, I, 4006. Bei Tunnicius (1324): It is genôch dem schulten, dat he geit boven den buren. (Agricolae satis est, si praestat honore colonos.) „Ein gebûr genuod êren hât, der in sîme dorfe gât.“ (Freidank.) 15 Es ist kein Schulze eher gut, bis man einen schlimmern erhalten hat. Dän.: Onder foged er ei god, førend halffve (halve) værre igien kommer. (Prov. dan., 172.) 16 Es kann nicht jeder Schulze werden. Böhm.: Tĕžko v rychtářství, ale snadno pak o med a máslo. (Čelakovsky, 363.) 17 Es wäre gut Schulze sein, wenn man keine Rechnung legen dürfte. Dän.: Godt at værre foged, skulle man ikke gjøre regnskab. (Prov. dan., 172.) 18 Hinter Schulzens Schuppen, da gehets lustig zu, da tanzt der polsche Uchse mit der deutschen Kuh. – Schles. Provinzialbl., 1862, 569. Wie sich in Schlesien die slawische und germanische Nationalität lange bekämpft haben, so wurde später ihre Verschmelzung wie in diesem Sprichwort verspottet. 19 Lachenden Schulzen und weinenden Huren soll man nicht trauen. Holl.: Lagchende schouten en schreijende hoeren zal men niet ligt gelooven. – Niemand late zich vervoeren van lagchen de schouten en schreijende hoeren. (Harrebomée, II, 261a.) 20 Lieber Schulze auf dem Dorfe als Rathsherr in der Stadt. Böhm.: Radĕji chci býti rychtářem ve vsi, než konšelem v mĕstĕ. (Čelakovsky, 363.) 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(Harrebomée, I, 104a.) 26 So seh' ich's an, sagte der Schulze, und damit basta. Holl.: Burgemeesteren begrijpen het zoo, daarmede afgedaan. (Harrebomée, I, 104.) 27 Weil du Schulze bist, fahr' zu Felde deinen Mist. 28 Wenn der Schulze vom Amte kommt, der Bauer verkauft ihm nicht, was er ihm zuvor geschenkt hätte. Dän.: Bliver fogden afsat, det bonden gav hannem før; vil han ey u. s. w., ei sælge hannem nu. (Prov. dan., 171.) 29 Wer den Schulzen zum Freunde hat, der kann sich schon eine Gurke herausnehmen. Holl.: Het is geen wonder, dat hij vrijraakt, hij heeft den schout te vriend. (Harrebomée, II, 261a.) [Spaltenumbruch] 30 Wer den Schulzen zum Vetter hat, dessen Kühe können auf jeder Weide grasen. Span.: El que tiene al padre alcalde. (Don Quixote.) 31 Wo der Schulze schenket Wein, die Fleischhauer im Rathe sein, der Bäcker wieget selber das Brot, da leidet die Gemeinde Noth. *32 Ein anderes ist des Schulzen Kuh. – Körte, 5437; Simrock, 9274. „Aber es geht in der Welt so zu: ein anders ist des Schulzen Kuh.“ (Froschm., Jiiii.) *33 Er kann Schulze werden, er kann mit dem Kopfe nicken, wenn der Erb(Guts-)herr (Landrath) befiehlt. Diese Schulzensprichwörter schildern trefflich das vielgepriesene, väterliche Regiment in der Landgemeinde. *34 Er würd' ein guter Schulz, kann gut thun, was die Leute verdreusst. – Eiselein, 557; Braun, I, 4007. *35 Morgen werd ich dem Schulzen soan, woas er verdient hot. – Keller, 170a. Als Strafandrohung wegen beleidigenden Reden. Schulze (Name). * Ja, wenn Sie Schulze heissen! Der berühmteste Billardspieler in Leipzig, um das Jahr 1840, hiess Schulze. Er war so sehr Meister vom Fach, dass gewöhnliche Spieler mit ihm nicht leicht eine Partie wagten. Er stand gerade müssig, als ein Fremder, der öfters in Leipzig war und von ihm gehört hatte, ohne ihn persönlich zu kennen, ihm eine Partie anbot. Schulze liess seinem Gegner einen bedeutenden Vorsprung gewinnen und erst zuletzt, als dieser seines Erfolgs fast sicher war, warf er die Maske ab und spielte die Partie in einem Zuge meisterhaft zu Ende. Der Fremde, überrascht, macht ihm ein Compliment und bittet um Nennung seines Namens. „Ja, wenn sie Schulze heissen!“ sprach er, wie aus den Wolken, gefallen, und setzte schnell den Billardstock beiseite. Seitdem bediente man sich in gewissen Kreisen häufig dieses Ausrufs, wenn jemand unverhofft etwas Ungewöhnliches leistete oder einem andern etwas zuvorthat. Schulzenbauch. * Das ist ein Schulzenbauch. Bezieht sich wol blos auf die erb- oder gutsherrlich verliehenen Schulzen; denn wo die Gemeinden ihren Vorsteher selber wählen, sehen sie wol mehr auf den Kopf als auf den Bauch. Jüdisch-deutsch heisst es: E Bauch wie e Parnes, wie ein Gemeindevorsteher, so feist und wohlbeleibt. (Vgl. Tendlau, 553.) Schulzendienst. * Hä knappt nach'n Scholzedinst (Henneberg.) Er hinkt nach einem Scholzendienst. Schulzenohr. * Er hat Schulzenohren. – Körte, 4660c; Braun, I, 3164. Man gibt dem Dorfschulzen Schuld, dass sie nur hören, was sie wollen und nicht immer, was sie sollen. „Er hat Schultens Ohren.“ (Mathesy, 389a.) Schulzentochter. Schulzentöchter und Müllerküh, wenn se gerathen, do is gutt Vieh. (S. Müller 62.) – Schles. Provinzialbl., 1862, 569. Schumpe. * Es ist Schumpe (Meretrix) als Hurn. – Eiselein, 557; Simrock, 9282. Schumpfiren. * Etwas schumpfiren. „Niemand soll vorsetzlich Gläser, Kannen oder Leuchter entzweyhawen, zerbrechen, zerwerffen, zerschlagen oder schumpfieren.“ (Seyler, Hausordnung von 1472; Friedborn, 118.) Schupe. *1 Er het d' Schupe inezoge. – Sutermeister, 93. *2 Er zieht d' Schupe hindere. – Sutermeister, 93. Wird kleinlaut. Schupfen. *1 Er isch g'schupft. (Solothurn.) – Schild, 77, 238; Sutermeister, 90. D. i. dumm. (S. Mehlsack 7.) *2 I lass mi net schupfe. (Ulm.) D. h. aufziehen. Schupfen war im Mittelalter, z. B. in Strassburg, eine Strafe für Weinverkäufer, die falsch Mass hatten und für Bäcker, welche Brot gegen die Stadtordnung buken. Der Sträfling ward mit einem Strafwerkzeug in den Koth geworfen und mehrmals damit bedeckt. Schüppe. *1 Einem die Schüppe geben. Holl.: Iemand den schop geven. (Harrebomée, II, 259a.)
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11 Ein Schulze kann so gut Ja sagen wie ein Schöffe.
12 Einer kann nur Schulze sein im Dorf. – Graf, 516, 225.
Wer den Bildungsstandpunkt einer Landgemeinde unter dem Schulzenregiment kennt, wird auch vollständig mit Einem Schulzen zufrieden sein. Im Niederdeutschen: Ein kan mant schulze sin in'n dörpe. (Schambach, II, 30.)
13 Entweder Schulze im Dorfe, sagte der Bauer, oder an den Galgen.
Holl.: Het moet galgen of burgemeestern. (Harrebomée, I, 199.)
14 Es ist dem Schulzen genug, dass er vber den Bauern vorgeht. – Petri, II, 258; Henisch, 213, 70; Simrock, 9280; Körte, 5435; Braun, I, 4006.
Bei Tunnicius (1324): It is genôch dem schulten, dat he geit boven den buren. (Agricolae satis est, si praestat honore colonos.) „Ein gebûr genuod êren hât, der in sîme dorfe gât.“ (Freidank.)
15 Es ist kein Schulze eher gut, bis man einen schlimmern erhalten hat.
Dän.: Onder foged er ei god, førend halffve (halve) værre igien kommer. (Prov. dan., 172.)
16 Es kann nicht jeder Schulze werden.
Böhm.: Tĕžko v rychtářství, ale snadno pak o med a máslo. (Čelakovsky, 363.)
17 Es wäre gut Schulze sein, wenn man keine Rechnung legen dürfte.
Dän.: Godt at værre foged, skulle man ikke gjøre regnskab. (Prov. dan., 172.)
18 Hinter Schulzens Schuppen, da gehets lustig zu, da tanzt der polsche Uchse mit der deutschen Kuh. – Schles. Provinzialbl., 1862, 569.
Wie sich in Schlesien die slawische und germanische Nationalität lange bekämpft haben, so wurde später ihre Verschmelzung wie in diesem Sprichwort verspottet.
19 Lachenden Schulzen und weinenden Huren soll man nicht trauen.
Holl.: Lagchende schouten en schreijende hoeren zal men niet ligt gelooven. – Niemand late zich vervoeren van lagchen de schouten en schreijende hoeren. (Harrebomée, II, 261a.)
20 Lieber Schulze auf dem Dorfe als Rathsherr in der Stadt.
Böhm.: Radĕji chci býti rychtářem ve vsi, než konšelem v mĕstĕ. (Čelakovsky, 363.)
Poln.: Wolę byé wojtem we wsi, niž ławnikiem w mieście. (Čelakovsky, 363.)
21 'S Schulza Magd het Junge g'het im a schwarza Kratta; wie viel hat si dinna g'hett? Siebene und 'n Spatza. (Riedlingen.) – Birlinger, 1115.
22 Schulz ist der sechsundzwanzigste Buchstabe im Alphabet.
So pflegt man bei den hannöverschen Behörden in Bezug auf das häufige Vorkommen des Namens Schulz zu sagen. Im (hannöverschen) Wendlande gibt es Dörfer, in denen nur Schulz wohnen, die Hälfte aller Wendländer heisst so. (Vgl. Westermann, Monatsschrift, 1865, S. 247.)
23 Schulzen haben viel Augen und Ohren.
Holl.: Schouten hebben veel ooren en oogen. (Harrebomée, II, 261a.)
24 Schulzen und Polizeien flieht man wie die Weihen (Habichte).
Holl.: Schouten en baljouwen grijpen als de wouwen. – Schouten en baljouwen schuwt men als de wouwen. (Harrebomée, II, 261a.)
25 Schulzen und Schulmeister kann kein Dorf entbehren.
Holl.: De burgemeester en de schoolmeester zijn de twee nuttigste serpenten van een dorp. (Harrebomée, I, 104a.)
26 So seh' ich's an, sagte der Schulze, und damit basta.
Holl.: Burgemeesteren begrijpen het zoo, daarmede afgedaan. (Harrebomée, I, 104.)
27 Weil du Schulze bist, fahr' zu Felde deinen Mist.
28 Wenn der Schulze vom Amte kommt, der Bauer verkauft ihm nicht, was er ihm zuvor geschenkt hätte.
Dän.: Bliver fogden afsat, det bonden gav hannem før; vil han ey u. s. w., ei sælge hannem nu. (Prov. dan., 171.)
29 Wer den Schulzen zum Freunde hat, der kann sich schon eine Gurke herausnehmen.
Holl.: Het is geen wonder, dat hij vrijraakt, hij heeft den schout te vriend. (Harrebomée, II, 261a.)
30 Wer den Schulzen zum Vetter hat, dessen Kühe können auf jeder Weide grasen.
Span.: El que tiene al padre alcalde. (Don Quixote.)
31 Wo der Schulze schenket Wein, die Fleischhauer im Rathe sein, der Bäcker wieget selber das Brot, da leidet die Gemeinde Noth.
*32 Ein anderes ist des Schulzen Kuh. – Körte, 5437; Simrock, 9274.
„Aber es geht in der Welt so zu: ein anders ist des Schulzen Kuh.“ (Froschm., Jiiii.)
*33 Er kann Schulze werden, er kann mit dem Kopfe nicken, wenn der Erb(Guts-)herr (Landrath) befiehlt.
Diese Schulzensprichwörter schildern trefflich das vielgepriesene, väterliche Regiment in der Landgemeinde.
*34 Er würd' ein guter Schulz, kann gut thun, was die Leute verdreusst. – Eiselein, 557; Braun, I, 4007.
*35 Morgen werd ich dem Schulzen soan, woas er verdient hot. – Keller, 170a.
Als Strafandrohung wegen beleidigenden Reden.
Schulze (Name).
* Ja, wenn Sie Schulze heissen!
Der berühmteste Billardspieler in Leipzig, um das Jahr 1840, hiess Schulze. Er war so sehr Meister vom Fach, dass gewöhnliche Spieler mit ihm nicht leicht eine Partie wagten. Er stand gerade müssig, als ein Fremder, der öfters in Leipzig war und von ihm gehört hatte, ohne ihn persönlich zu kennen, ihm eine Partie anbot. Schulze liess seinem Gegner einen bedeutenden Vorsprung gewinnen und erst zuletzt, als dieser seines Erfolgs fast sicher war, warf er die Maske ab und spielte die Partie in einem Zuge meisterhaft zu Ende. Der Fremde, überrascht, macht ihm ein Compliment und bittet um Nennung seines Namens. „Ja, wenn sie Schulze heissen!“ sprach er, wie aus den Wolken, gefallen, und setzte schnell den Billardstock beiseite. Seitdem bediente man sich in gewissen Kreisen häufig dieses Ausrufs, wenn jemand unverhofft etwas Ungewöhnliches leistete oder einem andern etwas zuvorthat.
Schulzenbauch.
* Das ist ein Schulzenbauch.
Bezieht sich wol blos auf die erb- oder gutsherrlich verliehenen Schulzen; denn wo die Gemeinden ihren Vorsteher selber wählen, sehen sie wol mehr auf den Kopf als auf den Bauch. Jüdisch-deutsch heisst es: E Bauch wie e Parnes, wie ein Gemeindevorsteher, so feist und wohlbeleibt. (Vgl. Tendlau, 553.)
Schulzendienst.
* Hä knappt nach'n Scholzedinst (Henneberg.)
Er hinkt nach einem Scholzendienst.
Schulzenohr.
* Er hat Schulzenohren. – Körte, 4660c; Braun, I, 3164.
Man gibt dem Dorfschulzen Schuld, dass sie nur hören, was sie wollen und nicht immer, was sie sollen. „Er hat Schultens Ohren.“ (Mathesy, 389a.)
Schulzentochter.
Schulzentöchter und Müllerküh, wenn se gerathen, do is gutt Vieh. (S. Müller 62.) – Schles. Provinzialbl., 1862, 569.
Schumpe.
* Es ist Schumpe (Meretrix) als Hurn. – Eiselein, 557; Simrock, 9282.
Schumpfiren.
* Etwas schumpfiren.
„Niemand soll vorsetzlich Gläser, Kannen oder Leuchter entzweyhawen, zerbrechen, zerwerffen, zerschlagen oder schumpfieren.“ (Seyler, Hausordnung von 1472; Friedborn, 118.)
Schupe.
*1 Er het d' Schupe inezoge. – Sutermeister, 93.
*2 Er zieht d' Schupe hindere. – Sutermeister, 93.
Wird kleinlaut.
Schupfen.
*1 Er isch g'schupft. (Solothurn.) – Schild, 77, 238; Sutermeister, 90.
D. i. dumm. (S. Mehlsack 7.)
*2 I lass mi net schupfe. (Ulm.)
D. h. aufziehen. Schupfen war im Mittelalter, z. B. in Strassburg, eine Strafe für Weinverkäufer, die falsch Mass hatten und für Bäcker, welche Brot gegen die Stadtordnung buken. Der Sträfling ward mit einem Strafwerkzeug in den Koth geworfen und mehrmals damit bedeckt.
Schüppe.
*1 Einem die Schüppe geben.
Holl.: Iemand den schop geven. (Harrebomée, II, 259a.)
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