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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Sinnig.

* Et sinnig togan lat'n. - Eichwald, 1719.


Sinnigkeit.

Mit Sinnigkeit1 kann man wol 'n Bullen melken. - Goldschmidt, 106.

1) Bedächtiger Langsamkeit.


Sintflut.

1 In der Sündfluth ist alles verdorben, ohne die Fische nicht, drumb dienen sie zur fasten. - Wirth, I, 99, 444.

2 Nu üs de Sündflot vör de Döhr, säd' de Mügg, un pisst bi't Regenweder. - Hoefer, 771.

Die Russen: Der Narr brunste in den See, nun wird's ein Meer werden, rief er. - Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 423 u. 478.)

*3 Da möchte doch eine zweite Sintflut kommen.

Es ist auch zu verschiedenen Zeiten mehr von den Gläubigen als aus wissenschaftlichen Gründen eine zweite derartige Ueberschwemmung vorausgesagt worden, und hat unter denen, die mehr Anlage zum Glauben als Denken haben, grosse Beunruhigung hervorgerufen. Ausnahmsweise haben auch Gelehrte sich zu derartigen Aufstellungen verleiten lassen. So kündigte der gelehrte Mathematiker und Astrolog Johann Stöfler zu Tübingen im Jahre 1518 dem Kaiser Karl V. eine Sintflut an, welche im Februar 1524 beginnen und die ganze Erde überschwemmen werde, und zwar aus dem Grunde, weil zur gedachten Zeit eine Verbindung des Saturn, Jupiter und Mars im Zeichen der Venus eintreten werde. Diese Ankündigung machte auf den Kaiser um so mehr Eindruck, weil Stöfler's Gelehrsamkeit und tiefe Einsicht rühmlich bekannt war, und sein Ausspruch bei mehreren gleichzeitigen Astrologen Geltung fand. Augustin Niphus bemühte sich zwar, in einem ziemlich langen Tractate jene Verkündigung als eine Chimäre zu widerlegen, allein er fand zahlreiche Gegner unter den Gelehrten. Jedermann überliess sich einer peinlichen Angst; und es wurde dem Kaiser der Vorschlag gemacht, auf den höchsten Bergen Magazine anzulegen und die Armee dabei campiren zu lassen. Die allgemeine Furcht verdoppelte sich, als man sich dem Februar 1524 näherte; viele flüchteten sich auf die Gebirge, bauten Schiffe, sammelten Lebensmittel; einige verloren aus Verzweiflung sogar den Verstand. Der Präsident Anciot in Toulouse liess in der Nähe der Stadt eine förmliche Arche bauen, mit allen Bedürfnissen auf längere Zeit versehen, und damit sie von der Gewalt der Fluten nicht weggeschwemmt werden sollte, dieselbe auf vier hohen gemauerten Pfeilern erheben. Unter diesen und ähnlichen Vorbereitungen erschien endlich der so ängstlich erwartete Monat Februar. Ungewöhnlich freundlich und heiter verging ein Tag nach dem andern; von der bis zum Ende des Monats von so vielen befürchteten Katastrophe war keine Rede. - "Wisst ihr, wie in der Urzeit Land die Sintflut ob der Menschen bösen Hader nach einer Hypothese entstanden? Zehn Dichterlingen liess Apoll zur Ader." (Witzfunken, IIb, 196.) "Warum wird trotz der Weltvergehen die zweite Sintflut nicht verhängt? Jehova hat vorausgesehen, dass doch die erste nichts verfängt." (Witzfunken, Vb, 52.)

*4 Das ist noch von (schon vor) der Sintflut her.

Dän.: Da vor kerre, og St. Peter vandrede i verden. - Som var til for synfloden. - Var med udi arken. (Prov. dan., 541.)

*5 Das ist seit der Sintflut nicht geschehen. - Tendlau, 2.

*6 Nach mir die Sintflut.

Aus der französischen Sprache in unsere übergegangene Redensart, um zu sagen, dass man ein (grosses, befürchtetes Volks-)Unglück nicht mehr erleben werde.

Frz.: Apres moi le deluge. (Leroux, I, 7.)


Sion.

Sion soll man nicht mit Geblüt erbauen. - Graf, 536, 20.


Sipp.

* Jumfer Sipp. - Eichwald, 1720.


Sippe.

1 Der Nächste zur Sippe, der Nächste zur Erbschaft. (S. Nächster 9 u. 12.) - Pistor., I, 84; Eisenhart, 282; Hillebrand, 146; Sachsenspiegel, I, 3, 5; Simrock, 2087.

Dies aus dem sächsischen Landrecht entlehnte Sprichwort soll anzeigen, dass jedesmal derjenige der einzige Erbe sein soll, welcher dem Verstorbenen dem Grade nach am nächsten gewesen ist. Ueber Sippe s. ' Grad 3. Nach Grimm (Rechtsalt., 467) bedeutet das Wort ursprünglich Friede und erst durch Uebertragung Blutsverwandtschaft.

2 Halbe Sippe tritt einen Grad zurück. - Graf, 201, 135.

Halb- und Stiefgeschwister sollen vom Erbe nicht ganz ausgeschlossen sein, aber gegen die Vollgeschwister einen Grad zurücktreten. (S. Halbgeburt.)

[Spaltenumbruch] 3 Je näher dem Sippe, so näher dem Erbe. - Pistor., I, 84; Eiselein, 569; Hegewald, 75; Hillebrand, 146 u. 206; Graf, 201, 122.

4 Sibbe geit vor Schwette1. - Stürenburg, 244; Bueren, 1042.

1) Ein friesisches Wort, das nach Stürenburg (241) Grenze, Grenzlinie, Grenzzeichen bedeutet. - Das Näherrecht der Blutsverwandten geht dem der Grenznachbarn vor.

5 Wer sich näher zur Sippe zählen mag, der nimmt das Erbe zuvor. - Graf, 201, 123.

Mhd.: De sik to der sibbe paer gestubben mag, de nimpt dat erve to voren. (Sachsenspiegel, I, 2, 3.)

*6 He es met Sipp und Sapp wiäch goan. (Iserlohn.) - Woeste, 89, 172.

*7 Von der zehnten Sippe ein Schnittel.

Von sehr entfernter Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kuh 619, Morgen 87, Mutter 120 u. 245, wie Kleberanftel und Kleinbrotel im Nachtrag.)

Mhd.: Von Adames reippe se wir gas mage als Akers unde Brage. (H. Lambel, 135.)


Sippester.

Der Sibbeste ist der nächste Käufer. - Graf, 104, 221.

Der nächste Verwandte hatte nach dem ältern Recht den Vorkauf.

Altfries.: Dat dij sibste naest caep is. (Hettema, XXX, 23, 236.)


Sippkelo.

* Brut von Sippkelo. - Eichwald, 1720.


Sippschaft.

1 Sippschaft endet im siebenten Grade. - Braun, I, 4110.

*2 Er gehört zu derselben Sippschaft.

Lat.: De grege illo est. (Philippi, I, 113.)

*3 Geh mit der Sippschaft!

In Bezug auf Leute, mit denen man nicht in Berührung treten will. Aehnlich jüdisch-deutsch in Warschau: Die Mischpuche (Familie, Sippschaft) is mir zü gross. Wenn jemand etwas zu viel wird, z. B. eine Gesellschaft, Verwandtschaft. Ein Jude wollte ungeachtet des Abrathens seiner Familie sich taufen lassen. Ein Verwandter unternahm es, ihn auf folgende Weise abzubringen. Er verkleidete sich als Geistlicher und erklärte dem zu Bekehrenden, er müsse vor der Annahme des neuen Glaubens die alten Sünden abbüssen, was dadurch geschehe, dass er sich im Namen der Heiligen kasteien lasse. Der falsche Priester gab ihm nun den ersten Tag im Namen des heiligen Petrus einige Peitschenhiebe, den andern Tag wieder einige im Namen des heiligen Paulus, und setzte diesen Büssungsprocess die folgenden Tage fort im Namen des heiligen Matthäus u. s. w., bis endlich der zum Uebertritt Geneigte erklärte, er wolle von seinem Vorhaben, ein Christ zu werden, abstehen, da ihm die Mischpuche (Gesellschaft der Heiligen) gar zu gross sei.


Sirbe.

* Du Sirb! (Jena.)

Du vertriebener, landesverwiesener Mensch. Kommt von Sirben oder Sorben; die frühern Bewohner waren Slawen. (Vgl. Richard, 391, 3.)


Sirene.

Den Sirenen wirft man, um das Schiff zu retten, leere Legeln hin, damit sie spielen. - Eiselein, 569.


Sirenenlied.

1 Ein Sirenenlied ist ein gefährlich Lied.

Dän.: Lad ey Sirenernes liflige sang forvildidig i din seylads. (Prov. dan., 498.)

*2 Ein Sirenenlied singen. - Berl. Bilderbuch, I, 576.

Holl.: Zij zingt als eene sireen. (Harrebomee, II, 269b.)


Sirup.

* He is töwer as Sirup öwe de Görte. - Eichwald, 1721.


Sirupsack.

* Dem könnte man auch einen Sirupsack schicken.

Die Entstehung der Redensart gehört der neuern Zeit an und beruht auf einem gerichtlichen Vorgange. Ein Kauf- oder Handelsmann, der mit einem andern in Feindschaft gerathen war, schickte diesem einen Sirupsack, der darin eine Beleidigung fand, und klagbar wurde, weil er annahm, der Absender habe dadurch zu ihm sagen wollen: "Sie Ruppsack!" Die Entscheidung des Gerichts ist mir nicht bekannt.


Sister.

* Sister bi de Puder-Lade. - Dähnert, 361a.

Es ist eine Freundin gemeint, die bei Festen und Gastmahlen erbeten wird, alle nöthigen Kleinigkeiten zu besorgen und zu beaufsichtigen.


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Sinnig.

* Et sinnig togan lat'n.Eichwald, 1719.


Sinnigkeit.

Mit Sinnigkeit1 kann man wol 'n Bullen melken.Goldschmidt, 106.

1) Bedächtiger Langsamkeit.


Sintflut.

1 In der Sündfluth ist alles verdorben, ohne die Fische nicht, drumb dienen sie zur fasten.Wirth, I, 99, 444.

2 Nu üs de Sündflôt vör de Döhr, säd' de Mügg, un pisst bi't Regenwêder.Hoefer, 771.

Die Russen: Der Narr brunste in den See, nun wird's ein Meer werden, rief er. – Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 423 u. 478.)

*3 Da möchte doch eine zweite Sintflut kommen.

Es ist auch zu verschiedenen Zeiten mehr von den Gläubigen als aus wissenschaftlichen Gründen eine zweite derartige Ueberschwemmung vorausgesagt worden, und hat unter denen, die mehr Anlage zum Glauben als Denken haben, grosse Beunruhigung hervorgerufen. Ausnahmsweise haben auch Gelehrte sich zu derartigen Aufstellungen verleiten lassen. So kündigte der gelehrte Mathematiker und Astrolog Johann Stöfler zu Tübingen im Jahre 1518 dem Kaiser Karl V. eine Sintflut an, welche im Februar 1524 beginnen und die ganze Erde überschwemmen werde, und zwar aus dem Grunde, weil zur gedachten Zeit eine Verbindung des Saturn, Jupiter und Mars im Zeichen der Venus eintreten werde. Diese Ankündigung machte auf den Kaiser um so mehr Eindruck, weil Stöfler's Gelehrsamkeit und tiefe Einsicht rühmlich bekannt war, und sein Ausspruch bei mehreren gleichzeitigen Astrologen Geltung fand. Augustin Niphus bemühte sich zwar, in einem ziemlich langen Tractate jene Verkündigung als eine Chimäre zu widerlegen, allein er fand zahlreiche Gegner unter den Gelehrten. Jedermann überliess sich einer peinlichen Angst; und es wurde dem Kaiser der Vorschlag gemacht, auf den höchsten Bergen Magazine anzulegen und die Armee dabei campiren zu lassen. Die allgemeine Furcht verdoppelte sich, als man sich dem Februar 1524 näherte; viele flüchteten sich auf die Gebirge, bauten Schiffe, sammelten Lebensmittel; einige verloren aus Verzweiflung sogar den Verstand. Der Präsident Anciot in Toulouse liess in der Nähe der Stadt eine förmliche Arche bauen, mit allen Bedürfnissen auf längere Zeit versehen, und damit sie von der Gewalt der Fluten nicht weggeschwemmt werden sollte, dieselbe auf vier hohen gemauerten Pfeilern erheben. Unter diesen und ähnlichen Vorbereitungen erschien endlich der so ängstlich erwartete Monat Februar. Ungewöhnlich freundlich und heiter verging ein Tag nach dem andern; von der bis zum Ende des Monats von so vielen befürchteten Katastrophe war keine Rede. – „Wisst ihr, wie in der Urzeit Land die Sintflut ob der Menschen bösen Hader nach einer Hypothese entstanden? Zehn Dichterlingen liess Apoll zur Ader.“ (Witzfunken, IIb, 196.) „Warum wird trotz der Weltvergehen die zweite Sintflut nicht verhängt? Jehova hat vorausgesehen, dass doch die erste nichts verfängt.“ (Witzfunken, Vb, 52.)

*4 Das ist noch von (schon vor) der Sintflut her.

Dän.: Da vor kerre, og St. Peter vandrede i verden. – Som var til for synfloden. – Var med udi arken. (Prov. dan., 541.)

*5 Das ist seit der Sintflut nicht geschehen.Tendlau, 2.

*6 Nach mir die Sintflut.

Aus der französischen Sprache in unsere übergegangene Redensart, um zu sagen, dass man ein (grosses, befürchtetes Volks-)Unglück nicht mehr erleben werde.

Frz.: Après moi le déluge. (Leroux, I, 7.)


Sion.

Sion soll man nicht mit Geblüt erbauen.Graf, 536, 20.


Sipp.

* Jumfer Sipp.Eichwald, 1720.


Sippe.

1 Der Nächste zur Sippe, der Nächste zur Erbschaft. (S. Nächster 9 u. 12.) – Pistor., I, 84; Eisenhart, 282; Hillebrand, 146; Sachsenspiegel, I, 3, 5; Simrock, 2087.

Dies aus dem sächsischen Landrecht entlehnte Sprichwort soll anzeigen, dass jedesmal derjenige der einzige Erbe sein soll, welcher dem Verstorbenen dem Grade nach am nächsten gewesen ist. Ueber Sippe s. ' Grad 3. Nach Grimm (Rechtsalt., 467) bedeutet das Wort ursprünglich Friede und erst durch Uebertragung Blutsverwandtschaft.

2 Halbe Sippe tritt einen Grad zurück.Graf, 201, 135.

Halb- und Stiefgeschwister sollen vom Erbe nicht ganz ausgeschlossen sein, aber gegen die Vollgeschwister einen Grad zurücktreten. (S. Halbgeburt.)

[Spaltenumbruch] 3 Je näher dem Sippe, so näher dem Erbe.Pistor., I, 84; Eiselein, 569; Hegewald, 75; Hillebrand, 146 u. 206; Graf, 201, 122.

4 Sibbe geit vor Schwette1.Stürenburg, 244; Bueren, 1042.

1) Ein friesisches Wort, das nach Stürenburg (241) Grenze, Grenzlinie, Grenzzeichen bedeutet. – Das Näherrecht der Blutsverwandten geht dem der Grenznachbarn vor.

5 Wer sich näher zur Sippe zählen mag, der nimmt das Erbe zuvor.Graf, 201, 123.

Mhd.: De sik to der sibbe paer gestubben mag, de nimpt dat erve to voren. (Sachsenspiegel, I, 2, 3.)

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*7 Von der zehnten Sippe ein Schnittel.

Von sehr entfernter Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kuh 619, Morgen 87, Mutter 120 u. 245, wie Kleberanftel und Kleinbrotel im Nachtrag.)

Mhd.: Von Adâmes rîppe sê wir gas mâge als Âkers unde Brage. (H. Lambel, 135.)


Sippester.

Der Sibbeste ist der nächste Käufer.Graf, 104, 221.

Der nächste Verwandte hatte nach dem ältern Recht den Vorkauf.

Altfries.: Dat dij sibste naest caep is. (Hettema, XXX, 23, 236.)


Sippkelo.

* Brut von Sippkelo.Eichwald, 1720.


Sippschaft.

1 Sippschaft endet im siebenten Grade.Braun, I, 4110.

*2 Er gehört zu derselben Sippschaft.

Lat.: De grege illo est. (Philippi, I, 113.)

*3 Geh mit der Sippschaft!

In Bezug auf Leute, mit denen man nicht in Berührung treten will. Aehnlich jüdisch-deutsch in Warschau: Die Mischpuche (Familie, Sippschaft) is mir zü gross. Wenn jemand etwas zu viel wird, z. B. eine Gesellschaft, Verwandtschaft. Ein Jude wollte ungeachtet des Abrathens seiner Familie sich taufen lassen. Ein Verwandter unternahm es, ihn auf folgende Weise abzubringen. Er verkleidete sich als Geistlicher und erklärte dem zu Bekehrenden, er müsse vor der Annahme des neuen Glaubens die alten Sünden abbüssen, was dadurch geschehe, dass er sich im Namen der Heiligen kasteien lasse. Der falsche Priester gab ihm nun den ersten Tag im Namen des heiligen Petrus einige Peitschenhiebe, den andern Tag wieder einige im Namen des heiligen Paulus, und setzte diesen Büssungsprocess die folgenden Tage fort im Namen des heiligen Matthäus u. s. w., bis endlich der zum Uebertritt Geneigte erklärte, er wolle von seinem Vorhaben, ein Christ zu werden, abstehen, da ihm die Mischpuche (Gesellschaft der Heiligen) gar zu gross sei.


Sirbe.

* Du Sirb! (Jena.)

Du vertriebener, landesverwiesener Mensch. Kommt von Sirben oder Sorben; die frühern Bewohner waren Slawen. (Vgl. Richard, 391, 3.)


Sirene.

Den Sirenen wirft man, um das Schiff zu retten, leere Legeln hin, damit sie spielen.Eiselein, 569.


Sirenenlied.

1 Ein Sirenenlied ist ein gefährlich Lied.

Dän.: Lad ey Sirenernes liflige sang forvildidig i din seylads. (Prov. dan., 498.)

*2 Ein Sirenenlied singen.Berl. Bilderbuch, I, 576.

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Sirup.

* He is töwer as Sirup öwe de Görte.Eichwald, 1721.


Sirupsack.

* Dem könnte man auch einen Sirupsack schicken.

Die Entstehung der Redensart gehört der neuern Zeit an und beruht auf einem gerichtlichen Vorgange. Ein Kauf- oder Handelsmann, der mit einem andern in Feindschaft gerathen war, schickte diesem einen Sirupsack, der darin eine Beleidigung fand, und klagbar wurde, weil er annahm, der Absender habe dadurch zu ihm sagen wollen: „Sie Ruppsack!“ Die Entscheidung des Gerichts ist mir nicht bekannt.


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[[288]/0294] Sinnig. * Et sinnig togan lat'n. – Eichwald, 1719. Sinnigkeit. Mit Sinnigkeit1 kann man wol 'n Bullen melken. – Goldschmidt, 106. 1) Bedächtiger Langsamkeit. Sintflut. 1 In der Sündfluth ist alles verdorben, ohne die Fische nicht, drumb dienen sie zur fasten. – Wirth, I, 99, 444. 2 Nu üs de Sündflôt vör de Döhr, säd' de Mügg, un pisst bi't Regenwêder. – Hoefer, 771. Die Russen: Der Narr brunste in den See, nun wird's ein Meer werden, rief er. – Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 423 u. 478.) *3 Da möchte doch eine zweite Sintflut kommen. Es ist auch zu verschiedenen Zeiten mehr von den Gläubigen als aus wissenschaftlichen Gründen eine zweite derartige Ueberschwemmung vorausgesagt worden, und hat unter denen, die mehr Anlage zum Glauben als Denken haben, grosse Beunruhigung hervorgerufen. Ausnahmsweise haben auch Gelehrte sich zu derartigen Aufstellungen verleiten lassen. So kündigte der gelehrte Mathematiker und Astrolog Johann Stöfler zu Tübingen im Jahre 1518 dem Kaiser Karl V. eine Sintflut an, welche im Februar 1524 beginnen und die ganze Erde überschwemmen werde, und zwar aus dem Grunde, weil zur gedachten Zeit eine Verbindung des Saturn, Jupiter und Mars im Zeichen der Venus eintreten werde. Diese Ankündigung machte auf den Kaiser um so mehr Eindruck, weil Stöfler's Gelehrsamkeit und tiefe Einsicht rühmlich bekannt war, und sein Ausspruch bei mehreren gleichzeitigen Astrologen Geltung fand. Augustin Niphus bemühte sich zwar, in einem ziemlich langen Tractate jene Verkündigung als eine Chimäre zu widerlegen, allein er fand zahlreiche Gegner unter den Gelehrten. Jedermann überliess sich einer peinlichen Angst; und es wurde dem Kaiser der Vorschlag gemacht, auf den höchsten Bergen Magazine anzulegen und die Armee dabei campiren zu lassen. Die allgemeine Furcht verdoppelte sich, als man sich dem Februar 1524 näherte; viele flüchteten sich auf die Gebirge, bauten Schiffe, sammelten Lebensmittel; einige verloren aus Verzweiflung sogar den Verstand. Der Präsident Anciot in Toulouse liess in der Nähe der Stadt eine förmliche Arche bauen, mit allen Bedürfnissen auf längere Zeit versehen, und damit sie von der Gewalt der Fluten nicht weggeschwemmt werden sollte, dieselbe auf vier hohen gemauerten Pfeilern erheben. Unter diesen und ähnlichen Vorbereitungen erschien endlich der so ängstlich erwartete Monat Februar. Ungewöhnlich freundlich und heiter verging ein Tag nach dem andern; von der bis zum Ende des Monats von so vielen befürchteten Katastrophe war keine Rede. – „Wisst ihr, wie in der Urzeit Land die Sintflut ob der Menschen bösen Hader nach einer Hypothese entstanden? Zehn Dichterlingen liess Apoll zur Ader.“ (Witzfunken, IIb, 196.) „Warum wird trotz der Weltvergehen die zweite Sintflut nicht verhängt? Jehova hat vorausgesehen, dass doch die erste nichts verfängt.“ (Witzfunken, Vb, 52.) *4 Das ist noch von (schon vor) der Sintflut her. Dän.: Da vor kerre, og St. Peter vandrede i verden. – Som var til for synfloden. – Var med udi arken. (Prov. dan., 541.) *5 Das ist seit der Sintflut nicht geschehen. – Tendlau, 2. *6 Nach mir die Sintflut. Aus der französischen Sprache in unsere übergegangene Redensart, um zu sagen, dass man ein (grosses, befürchtetes Volks-)Unglück nicht mehr erleben werde. Frz.: Après moi le déluge. (Leroux, I, 7.) Sion. Sion soll man nicht mit Geblüt erbauen. – Graf, 536, 20. Sipp. * Jumfer Sipp. – Eichwald, 1720. Sippe. 1 Der Nächste zur Sippe, der Nächste zur Erbschaft. (S. Nächster 9 u. 12.) – Pistor., I, 84; Eisenhart, 282; Hillebrand, 146; Sachsenspiegel, I, 3, 5; Simrock, 2087. Dies aus dem sächsischen Landrecht entlehnte Sprichwort soll anzeigen, dass jedesmal derjenige der einzige Erbe sein soll, welcher dem Verstorbenen dem Grade nach am nächsten gewesen ist. Ueber Sippe s. ' Grad 3. Nach Grimm (Rechtsalt., 467) bedeutet das Wort ursprünglich Friede und erst durch Uebertragung Blutsverwandtschaft. 2 Halbe Sippe tritt einen Grad zurück. – Graf, 201, 135. Halb- und Stiefgeschwister sollen vom Erbe nicht ganz ausgeschlossen sein, aber gegen die Vollgeschwister einen Grad zurücktreten. (S. Halbgeburt.) 3 Je näher dem Sippe, so näher dem Erbe. – Pistor., I, 84; Eiselein, 569; Hegewald, 75; Hillebrand, 146 u. 206; Graf, 201, 122. 4 Sibbe geit vor Schwette1. – Stürenburg, 244; Bueren, 1042. 1) Ein friesisches Wort, das nach Stürenburg (241) Grenze, Grenzlinie, Grenzzeichen bedeutet. – Das Näherrecht der Blutsverwandten geht dem der Grenznachbarn vor. 5 Wer sich näher zur Sippe zählen mag, der nimmt das Erbe zuvor. – Graf, 201, 123. Mhd.: De sik to der sibbe paer gestubben mag, de nimpt dat erve to voren. (Sachsenspiegel, I, 2, 3.) *6 He es met Sipp und Sapp wiäch goan. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 172. *7 Von der zehnten Sippe ein Schnittel. Von sehr entfernter Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kuh 619, Morgen 87, Mutter 120 u. 245, wie Kleberanftel und Kleinbrotel im Nachtrag.) Mhd.: Von Adâmes rîppe sê wir gas mâge als Âkers unde Brage. (H. Lambel, 135.) Sippester. Der Sibbeste ist der nächste Käufer. – Graf, 104, 221. Der nächste Verwandte hatte nach dem ältern Recht den Vorkauf. Altfries.: Dat dij sibste naest caep is. (Hettema, XXX, 23, 236.) Sippkelo. * Brut von Sippkelo. – Eichwald, 1720. Sippschaft. 1 Sippschaft endet im siebenten Grade. – Braun, I, 4110. *2 Er gehört zu derselben Sippschaft. Lat.: De grege illo est. (Philippi, I, 113.) *3 Geh mit der Sippschaft! In Bezug auf Leute, mit denen man nicht in Berührung treten will. Aehnlich jüdisch-deutsch in Warschau: Die Mischpuche (Familie, Sippschaft) is mir zü gross. Wenn jemand etwas zu viel wird, z. B. eine Gesellschaft, Verwandtschaft. Ein Jude wollte ungeachtet des Abrathens seiner Familie sich taufen lassen. Ein Verwandter unternahm es, ihn auf folgende Weise abzubringen. Er verkleidete sich als Geistlicher und erklärte dem zu Bekehrenden, er müsse vor der Annahme des neuen Glaubens die alten Sünden abbüssen, was dadurch geschehe, dass er sich im Namen der Heiligen kasteien lasse. Der falsche Priester gab ihm nun den ersten Tag im Namen des heiligen Petrus einige Peitschenhiebe, den andern Tag wieder einige im Namen des heiligen Paulus, und setzte diesen Büssungsprocess die folgenden Tage fort im Namen des heiligen Matthäus u. s. w., bis endlich der zum Uebertritt Geneigte erklärte, er wolle von seinem Vorhaben, ein Christ zu werden, abstehen, da ihm die Mischpuche (Gesellschaft der Heiligen) gar zu gross sei. Sirbe. * Du Sirb! (Jena.) Du vertriebener, landesverwiesener Mensch. Kommt von Sirben oder Sorben; die frühern Bewohner waren Slawen. (Vgl. Richard, 391, 3.) Sirene. Den Sirenen wirft man, um das Schiff zu retten, leere Legeln hin, damit sie spielen. – Eiselein, 569. Sirenenlied. 1 Ein Sirenenlied ist ein gefährlich Lied. Dän.: Lad ey Sirenernes liflige sang forvildidig i din seylads. (Prov. dan., 498.) *2 Ein Sirenenlied singen. – Berl. Bilderbuch, I, 576. Holl.: Zij zingt als eene sireen. (Harrebomée, II, 269b.) Sirup. * He is töwer as Sirup öwe de Görte. – Eichwald, 1721. Sirupsack. * Dem könnte man auch einen Sirupsack schicken. Die Entstehung der Redensart gehört der neuern Zeit an und beruht auf einem gerichtlichen Vorgange. Ein Kauf- oder Handelsmann, der mit einem andern in Feindschaft gerathen war, schickte diesem einen Sirupsack, der darin eine Beleidigung fand, und klagbar wurde, weil er annahm, der Absender habe dadurch zu ihm sagen wollen: „Sie Ruppsack!“ Die Entscheidung des Gerichts ist mir nicht bekannt. Sister. * Sister bi de Puder-Lade. – Dähnert, 361a. Es ist eine Freundin gemeint, die bei Festen und Gastmahlen erbeten wird, alle nöthigen Kleinigkeiten zu besorgen und zu beaufsichtigen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [288]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/294>, abgerufen am 22.11.2024.