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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 10 Nach dem süssen kompt das sawer. - Lehmann, II, 422, 2.

Böhm.: Po chuti nechut' byva, lib sladec, lib horec. (Celakovsky, 150.)

Engl.: After sweet meat comes sour sauce.

Frz.: La volupte porte le repentir en croupe.

Holl.: Geen zoet zonder zuur. (Harrebomee, II, 513.)

Lat.: Post gaudia luctus.

Schwed.: Efter söt klada komer sur sweda. (Grubb, 175; Rhodin, 46; Wensell, 27.)

11 Nach dem Süssen kommt das Sawre, nach dem sawren das süsse. - Petri, II, 485.

12 Süss hat Sauer zum Gefährten.

"Süsses und Saures ist allzeit vermischt vnd nicht geschieden weit. Kein b'stand ist in zeitlichen dingen, das süss thut saures mit sich bringen; auch folget die nacht auff den tag, die Sonn ein regen bringen mag." "Kein Bestand ist in den zeitlichen Dingen, dass Süss thut Bittres mit sich bringen." (Loci comm., 77.)

Engl.: Sweet meat must have soure sauce. (Bohn II, 135.)

Lat.: Fel latet in melle, nec mel bibitur sine felle. - Nulla fides rerum, sequentur post, mella uenenum, et claudit nox atra diem, nebulaeque serenum. (Loci comm., 77.)

13 Süsses kriegt der nicht zu lecken, dem das Saure nicht will schmecken. - Simrock, 10046; Gaal, 1489.

Engl.: No sweet without some sweat. (Bohn II, 135.)

14 Unter dem Süssen ist oft was Saueres.

Bei Tunnicius (905): Under söte is vake wol saur. (Tristia fraganti latitant sub melle venena.)

15 Wenn das Süsse geschleckt, kommt die bittere Hefe.

It.: Del piacer la dolcezza per lo piu si converte in amarezza. (Pazzaglia, 286, 1.)

16 Wer begehrt des Süssen, lass' sich Bitteres nicht verdriessen. - Simrock, 10048; Masson, 84.

17 Wer nur das Süss will, nicht das Sauer, der ist nur ein Lauer.

"Der Heyd sagt, das der sei ein Lauer, der nur das Süss will, nit das Saur." (Beeren, S. 80.)

Holl.: Lijd gerust zoo 't wezen moet, na het zure komt het zoet. (Harrebomee, II, 513b.)

18 Wer Süsses leckt bis auf den Grund, bekommt endlich Bitteres in den Mund.

Böhm.: Nedobirej do dna. (Sladkosti se nedobirej az do horkosti.) (Celakovsky, 394.)

Poln.: Niedobieraj do dna.

19 Willst du zum Süssen, so lass dich das Sauere (Bittere) nicht verdriessen. - Körte, 5810.

Böhm.: Kdo chce uzivati sladkeho, musi prve okusiti kyseleho (horkeho). (Celakovsky, 30.)

Engl.: No man better knows what good is, than he that hath endured wil.

Schwed.: Den som wil ha det söta, han maste och stundom lijda det suura. (Grubb, 546.)

Span.: Si quieres holgura sufre amargura. (Cahier, 3465.)

20 Wilt du das suess, muest das sauer auch wellen. - Hauer, Lij; Lehmann, II, 881, 295; Gruter, I, 114.

Lat.: Neque mel, neapes. (Hauer, 120.)

*21 Das süss vmbs maul streichen. (S. Eiter 2.) - Franck, II, 11b; Egenolff, 310a; Körte, 5813; Schottel, 1123b.

Frz.: Donner du plat de la langue. (Masson, 305.)

*22 Man muss Süss(es) und Bitter(es) untereinander annehmen. - Seybold, 302.

*23 Sie müssen Süss und Sauer miteinander theilen.

Holl.: Zij moeten zoet en zuur met malkander deelen. (Harrebomee, II, 513.)


Süssholz.

*1 Er verlangte Süssholz und bekam Rhabarber.

"Süssholz warst du gewohnt und Lakrizen in jener Boutike; aber ein Erzschelm rührt plötzlich Rhabarber dir ein." (Witzfunken, IVb, 7.)

*2 Süssholz in den Mund nehmen.

Milde, süsse Worte anwenden.

*3 Süssholz raspeln. - Sutermeister, 72; Trachsel, 55.

Den Angenehmen, Geleckten, Schmachtenden spielen. Von einem, der mit jeder Schürze süss liebäugelt, die Nase vorstreckt und mit dem Kopfe wiegt, als ob er "Boomkuchen" röche, und mit den steifen Beinen Circumflexe in den Sand scharrt. So erklärt ein Theaterrecensent die obige Redensart. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1837, Nr. 138.)


Süssholzraspler.

* Dar is e rechter Süssholzraspler (Ludwigsburg.)

Von einem, der den Leuten lauter angenehme Dinge sagt.


[Spaltenumbruch]
Süssigkeit.

1 Süssigkeit kompt vom Starcken. - Lehmann, II, 572, 128. IV, 683, 42, Das Simson'sche

2 Zu viel Süssigkeit schadet der Gesundheit.

Böhm.: Prilisna sladkost horsi nez horkost. (Celakovsky, 42.)


Süssling.

Wer den Süssling habe will, muss auch den Säuerling habe. (Oberösterreich.)


Süsswasser.

* Das schmeckt nach Süsswasser.

Wenn jemand über Dinge urtheilt, über welche ihm Sachkenntniss abgeht. Eine Redensart der Seeleute, wenn Landratten über Schiffahrtsangelegenheiten reden.


Süster.

Süster un Broer in enem Joar1 giet Stiärwen oadder Verdiärwen. (Iserlohn.) - Woeste, 77, 287.

1) Wenn Schwester oder Bruder in einem Jahre verheirathet werden, so soll dies einen Todesfall, weit sicherer aber das Verderben, nämlich der Wirthschaft, bedeuten.


Swade.

* Ho hett en Swad as'n Orlogshipp.

Zur Schilderung eines masslosen Schwätzers.


Swein.

* Dei hädde kein Swein1 beater bie ein knappen2 konnt. (Westf.)

1) Auch: Swen = der Hirt, Hüter, von einem Verb mit der Bedeutung hin- und herbewegen, treiben.

2) So viel als knacken, knallen.


Swinemünde.

Swinemünde, sollst du wissen, ist auf Ehre und Gewissen, eine Stadt auf Sand gebaut.

Ein Handwerker versicherte, dies Sprichwort sei, als er vor etwa vierzig Jahren als Geselle dort gearbeitet, scherz- oder spottweise in aller Munde gewesen.


Swineringen.

De 't Swineringen anfangt, mut sik 't Girn gefalle lat'n.


Sweinpleitsch.

* He is sweinpleitsch, he treckt sick nich ihrer aut, as bet he to Bedd geiht. - Goldschmidt, 122; Schiller, II, 6; Riehl, Gesellschaft, 59.


Sweir.

Dat is de Sweir (das Sonderbare, Wunderliche) dervun, dat de Karrnmelk (Buttermilch) blau is. - Frommann, II, 537, 148.

1) Sweiren = schwärmen, schwelgen, lustigleben, ausschweifen. (Schambach, Wb.; Frommann, II, 541, 148.)


Swöpe.

Anj Swöb an fream Hingstar. (Nordfries.) - Johansen, 88; für Amrum: Haupt, VIII, 368, 286.

Eigene Peitsche und fremde Pferde. Swöpe, Swepe = Peitsche, holländisch zweep, schlesisch Schwuppe, eine dünne, schwanke Gerte. Dazu schwappen, schwappern, schwupen u. s. w. (Vgl. Frommann, II, 210 u. 238; III, 283, 108; V, 297; Dähnert, 478; Richey, 301; Bremer, Wb., IV, 1107; Reinwald, II, 116; Schmid, 485; Schmidt, 213; Schütze, IV, 233; Weinhold, 88; Schmeller, III, 544.)


Sylvester.

1 Sylvesters Nachtwind und Morgensonne verdirbt die Hoffnung auf Wein und Korn.

2 Zum Sylvester ein gutes Gewissen ist besser als Punsch und gute Bissen.


Sylvesternachtwind.

Sylvesternachtwind, früh Sonnenschein bringt keinen guten Wein. (Sachsen.) - Boebel, 55; Oec. rur.

Man pflegt nicht nur aus Naturerscheinungen am Sylvester die künftige Witterung zu bestimmen, man sucht auch die eigenen künftigen Schicksale zu ermitteln. So werfen die Mädchen, mit dem Rücken nach der Thür gekehrt, einen Pantoffel rückwärts über den Kopf. Weist die Pantoffelspitze nach der Thür, so verlässt das Mädchen in dem kommenden Jahre das Haus; wo nicht, nicht. Am Sylvesterabend stellen die Mädchen auch drei Teller hin mit Sand, mit Wasser und mit Kohl, greifen dann mit geschlossenen oder verbundenen Augen danach. Je nachdem sie nun entweder den Kohl, das Wasser oder den Sand treffen, werden sie im kommenden Jahre entweder Braut, oder kommen sie zu Fall oder müssen sterben. Während die Mädchen diese Ermittelungen am Sylvester anstellen, richten andere wieder andere Fragen an denselben, z. B. die Holzdiebe. - Wer am Sylvesterabend während die Glocken in die Kirche läuten, sich unbemerkt in ein Haus einschleicht, das im verflossenen Jahre keine Todten hatte, und ein Stück Brennholz stiehlt, ohne dabei ertappt zu werden, der kann das ganze folgende

[Spaltenumbruch] 10 Nach dem süssen kompt das sawer.Lehmann, II, 422, 2.

Böhm.: Po chutí nechut' bývá, lib sladec, lib hořec. (Čelakovsky, 150.)

Engl.: After sweet meat comes sour sauce.

Frz.: La volupté porte le repentir en croupe.

Holl.: Geen zoet zonder zuur. (Harrebomée, II, 513.)

Lat.: Post gaudia luctus.

Schwed.: Efter söt klåda komer sur sweda. (Grubb, 175; Rhodin, 46; Wensell, 27.)

11 Nach dem Süssen kommt das Sawre, nach dem sawren das süsse.Petri, II, 485.

12 Süss hat Sauer zum Gefährten.

„Süsses und Saures ist allzeit vermischt vnd nicht geschieden weit. Kein b'stand ist in zeitlichen dingen, das süss thut saures mit sich bringen; auch folget die nacht auff den tag, die Sonn ein regen bringen mag.“ „Kein Bestand ist in den zeitlichen Dingen, dass Süss thut Bittres mit sich bringen.“ (Loci comm., 77.)

Engl.: Sweet meat must have soure sauce. (Bohn II, 135.)

Lat.: Fel latet in melle, nec mel bibitur sine felle. – Nulla fides rerum, sequentur post, mella uenenum, et claudit nox atra diem, nebulaeque serenum. (Loci comm., 77.)

13 Süsses kriegt der nicht zu lecken, dem das Saure nicht will schmecken.Simrock, 10046; Gaal, 1489.

Engl.: No sweet without some sweat. (Bohn II, 135.)

14 Unter dem Süssen ist oft was Saueres.

Bei Tunnicius (905): Under söte is vake wol sûr. (Tristia fraganti latitant sub melle venena.)

15 Wenn das Süsse geschleckt, kommt die bittere Hefe.

It.: Del piacer la dolcezza per lo più si converte in amarezza. (Pazzaglia, 286, 1.)

16 Wer begehrt des Süssen, lass' sich Bitteres nicht verdriessen.Simrock, 10048; Masson, 84.

17 Wer nur das Süss will, nicht das Sauer, der ist nur ein Lauer.

„Der Heyd sagt, das der sei ein Lauer, der nur das Süss will, nit das Saur.“ (Beeren, S. 80.)

Holl.: Lijd gerust zoo 't wezen moet, na het zure komt het zoet. (Harrebomée, II, 513b.)

18 Wer Süsses leckt bis auf den Grund, bekommt endlich Bitteres in den Mund.

Böhm.: Nedobírej do dna. (Sladkosti se nedobírej až do horkostí.) (Čelakovsky, 394.)

Poln.: Niedobieraj do dna.

19 Willst du zum Süssen, so lass dich das Sauere (Bittere) nicht verdriessen.Körte, 5810.

Böhm.: Kdo chce užívati sladkého, musí prvé okusiti kyselého (hořkého). (Čelakovsky, 30.)

Engl.: No man better knows what good is, than he that hath endured wil.

Schwed.: Den som wil ha det söta, han måste och stundom lijda det suura. (Grubb, 546.)

Span.: Si quieres holgura sufre amargura. (Cahier, 3465.)

20 Wilt du das suess, muest das sauer auch wellen.Hauer, Lij; Lehmann, II, 881, 295; Gruter, I, 114.

Lat.: Neque mel, neapes. (Hauer, 120.)

*21 Das süss vmbs maul streichen. (S. Eiter 2.) – Franck, II, 11b; Egenolff, 310a; Körte, 5813; Schottel, 1123b.

Frz.: Donner du plat de la langue. (Masson, 305.)

*22 Man muss Süss(es) und Bitter(es) untereinander annehmen.Seybold, 302.

*23 Sie müssen Süss und Sauer miteinander theilen.

Holl.: Zij moeten zoet en zuur met malkander deelen. (Harrebomée, II, 513.)


Süssholz.

*1 Er verlangte Süssholz und bekam Rhabarber.

„Süssholz warst du gewohnt und Lakrizen in jener Boutike; aber ein Erzschelm rührt plötzlich Rhabarber dir ein.“ (Witzfunken, IVb, 7.)

*2 Süssholz in den Mund nehmen.

Milde, süsse Worte anwenden.

*3 Süssholz raspeln.Sutermeister, 72; Trachsel, 55.

Den Angenehmen, Geleckten, Schmachtenden spielen. Von einem, der mit jeder Schürze süss liebäugelt, die Nase vorstreckt und mit dem Kopfe wiegt, als ob er „Boomkuchen“ röche, und mit den steifen Beinen Circumflexe in den Sand scharrt. So erklärt ein Theaterrecensent die obige Redensart. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1837, Nr. 138.)


Süssholzraspler.

* Dar is e rechter Süssholzraspler (Ludwigsburg.)

Von einem, der den Leuten lauter angenehme Dinge sagt.


[Spaltenumbruch]
Süssigkeit.

1 Süssigkeit kompt vom Starcken.Lehmann, II, 572, 128. IV, 683, 42, Das Simson'sche

2 Zu viel Süssigkeit schadet der Gesundheit.

Böhm.: Přílisna sladkost horší než hořkost. (Čelakovsky, 42.)


Süssling.

Wer den Süssling habe will, muss auch den Säuerling habe. (Oberösterreich.)


Süsswasser.

* Das schmeckt nach Süsswasser.

Wenn jemand über Dinge urtheilt, über welche ihm Sachkenntniss abgeht. Eine Redensart der Seeleute, wenn Landratten über Schiffahrtsangelegenheiten reden.


Süster.

Süster un Broer in enem Joar1 giet Stiärwen oadder Verdiärwen. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 287.

1) Wenn Schwester oder Bruder in einem Jahre verheirathet werden, so soll dies einen Todesfall, weit sicherer aber das Verderben, nämlich der Wirthschaft, bedeuten.


Swade.

* Ho hett en Swad as'n Orlogshipp.

Zur Schilderung eines masslosen Schwätzers.


Swein.

* Dei hädde kein Swein1 beater bie ein knappen2 konnt. (Westf.)

1) Auch: Swên = der Hirt, Hüter, von einem Verb mit der Bedeutung hin- und herbewegen, treiben.

2) So viel als knacken, knallen.


Swinemünde.

Swinemünde, sollst du wissen, ist auf Ehre und Gewissen, eine Stadt auf Sand gebaut.

Ein Handwerker versicherte, dies Sprichwort sei, als er vor etwa vierzig Jahren als Geselle dort gearbeitet, scherz- oder spottweise in aller Munde gewesen.


Swineringen.

De 't Swineringen anfangt, mut sik 't Girn gefalle lat'n.


Swînplîtsch.

* He is swînplîtsch, he treckt sick nich ihrer ût, as bet he to Bedd geiht.Goldschmidt, 122; Schiller, II, 6; Riehl, Gesellschaft, 59.


Swîr.

Dat is de Swîr (das Sonderbare, Wunderliche) dervun, dat de Karrnmelk (Buttermilch) blau is.Frommann, II, 537, 148.

1) Swîren = schwärmen, schwelgen, lustigleben, ausschweifen. (Schambach, Wb.; Frommann, II, 541, 148.)


Swöpe.

Ânj Swöb an fream Hingstar. (Nordfries.) – Johansen, 88; für Amrum: Haupt, VIII, 368, 286.

Eigene Peitsche und fremde Pferde. Swöpe, Swepe = Peitsche, holländisch zweep, schlesisch Schwuppe, eine dünne, schwanke Gerte. Dazu schwappen, schwappern, schwupen u. s. w. (Vgl. Frommann, II, 210 u. 238; III, 283, 108; V, 297; Dähnert, 478; Richey, 301; Bremer, Wb., IV, 1107; Reinwald, II, 116; Schmid, 485; Schmidt, 213; Schütze, IV, 233; Weinhold, 88; Schmeller, III, 544.)


Sylvester.

1 Sylvesters Nachtwind und Morgensonne verdirbt die Hoffnung auf Wein und Korn.

2 Zum Sylvester ein gutes Gewissen ist besser als Punsch und gute Bissen.


Sylvesternachtwind.

Sylvesternachtwind, früh Sonnenschein bringt keinen guten Wein. (Sachsen.) – Boebel, 55; Oec. rur.

Man pflegt nicht nur aus Naturerscheinungen am Sylvester die künftige Witterung zu bestimmen, man sucht auch die eigenen künftigen Schicksale zu ermitteln. So werfen die Mädchen, mit dem Rücken nach der Thür gekehrt, einen Pantoffel rückwärts über den Kopf. Weist die Pantoffelspitze nach der Thür, so verlässt das Mädchen in dem kommenden Jahre das Haus; wo nicht, nicht. Am Sylvesterabend stellen die Mädchen auch drei Teller hin mit Sand, mit Wasser und mit Kohl, greifen dann mit geschlossenen oder verbundenen Augen danach. Je nachdem sie nun entweder den Kohl, das Wasser oder den Sand treffen, werden sie im kommenden Jahre entweder Braut, oder kommen sie zu Fall oder müssen sterben. Während die Mädchen diese Ermittelungen am Sylvester anstellen, richten andere wieder andere Fragen an denselben, z. B. die Holzdiebe. – Wer am Sylvesterabend während die Glocken in die Kirche läuten, sich unbemerkt in ein Haus einschleicht, das im verflossenen Jahre keine Todten hatte, und ein Stück Brennholz stiehlt, ohne dabei ertappt zu werden, der kann das ganze folgende

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[[492]/0498] 10 Nach dem süssen kompt das sawer. – Lehmann, II, 422, 2. Böhm.: Po chutí nechut' bývá, lib sladec, lib hořec. (Čelakovsky, 150.) Engl.: After sweet meat comes sour sauce. Frz.: La volupté porte le repentir en croupe. Holl.: Geen zoet zonder zuur. (Harrebomée, II, 513.) Lat.: Post gaudia luctus. Schwed.: Efter söt klåda komer sur sweda. (Grubb, 175; Rhodin, 46; Wensell, 27.) 11 Nach dem Süssen kommt das Sawre, nach dem sawren das süsse. – Petri, II, 485. 12 Süss hat Sauer zum Gefährten. „Süsses und Saures ist allzeit vermischt vnd nicht geschieden weit. Kein b'stand ist in zeitlichen dingen, das süss thut saures mit sich bringen; auch folget die nacht auff den tag, die Sonn ein regen bringen mag.“ „Kein Bestand ist in den zeitlichen Dingen, dass Süss thut Bittres mit sich bringen.“ (Loci comm., 77.) Engl.: Sweet meat must have soure sauce. (Bohn II, 135.) Lat.: Fel latet in melle, nec mel bibitur sine felle. – Nulla fides rerum, sequentur post, mella uenenum, et claudit nox atra diem, nebulaeque serenum. (Loci comm., 77.) 13 Süsses kriegt der nicht zu lecken, dem das Saure nicht will schmecken. – Simrock, 10046; Gaal, 1489. Engl.: No sweet without some sweat. (Bohn II, 135.) 14 Unter dem Süssen ist oft was Saueres. Bei Tunnicius (905): Under söte is vake wol sûr. (Tristia fraganti latitant sub melle venena.) 15 Wenn das Süsse geschleckt, kommt die bittere Hefe. It.: Del piacer la dolcezza per lo più si converte in amarezza. (Pazzaglia, 286, 1.) 16 Wer begehrt des Süssen, lass' sich Bitteres nicht verdriessen. – Simrock, 10048; Masson, 84. 17 Wer nur das Süss will, nicht das Sauer, der ist nur ein Lauer. „Der Heyd sagt, das der sei ein Lauer, der nur das Süss will, nit das Saur.“ (Beeren, S. 80.) Holl.: Lijd gerust zoo 't wezen moet, na het zure komt het zoet. (Harrebomée, II, 513b.) 18 Wer Süsses leckt bis auf den Grund, bekommt endlich Bitteres in den Mund. Böhm.: Nedobírej do dna. (Sladkosti se nedobírej až do horkostí.) (Čelakovsky, 394.) Poln.: Niedobieraj do dna. 19 Willst du zum Süssen, so lass dich das Sauere (Bittere) nicht verdriessen. – Körte, 5810. Böhm.: Kdo chce užívati sladkého, musí prvé okusiti kyselého (hořkého). (Čelakovsky, 30.) Engl.: No man better knows what good is, than he that hath endured wil. Schwed.: Den som wil ha det söta, han måste och stundom lijda det suura. (Grubb, 546.) Span.: Si quieres holgura sufre amargura. (Cahier, 3465.) 20 Wilt du das suess, muest das sauer auch wellen. – Hauer, Lij; Lehmann, II, 881, 295; Gruter, I, 114. Lat.: Neque mel, neapes. (Hauer, 120.) *21 Das süss vmbs maul streichen. (S. Eiter 2.) – Franck, II, 11b; Egenolff, 310a; Körte, 5813; Schottel, 1123b. Frz.: Donner du plat de la langue. (Masson, 305.) *22 Man muss Süss(es) und Bitter(es) untereinander annehmen. – Seybold, 302. *23 Sie müssen Süss und Sauer miteinander theilen. Holl.: Zij moeten zoet en zuur met malkander deelen. (Harrebomée, II, 513.) Süssholz. *1 Er verlangte Süssholz und bekam Rhabarber. „Süssholz warst du gewohnt und Lakrizen in jener Boutike; aber ein Erzschelm rührt plötzlich Rhabarber dir ein.“ (Witzfunken, IVb, 7.) *2 Süssholz in den Mund nehmen. Milde, süsse Worte anwenden. *3 Süssholz raspeln. – Sutermeister, 72; Trachsel, 55. Den Angenehmen, Geleckten, Schmachtenden spielen. Von einem, der mit jeder Schürze süss liebäugelt, die Nase vorstreckt und mit dem Kopfe wiegt, als ob er „Boomkuchen“ röche, und mit den steifen Beinen Circumflexe in den Sand scharrt. So erklärt ein Theaterrecensent die obige Redensart. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1837, Nr. 138.) Süssholzraspler. * Dar is e rechter Süssholzraspler (Ludwigsburg.) Von einem, der den Leuten lauter angenehme Dinge sagt. Süssigkeit. 1 Süssigkeit kompt vom Starcken. – Lehmann, II, 572, 128. IV, 683, 42, Das Simson'sche 2 Zu viel Süssigkeit schadet der Gesundheit. Böhm.: Přílisna sladkost horší než hořkost. (Čelakovsky, 42.) Süssling. Wer den Süssling habe will, muss auch den Säuerling habe. (Oberösterreich.) Süsswasser. * Das schmeckt nach Süsswasser. Wenn jemand über Dinge urtheilt, über welche ihm Sachkenntniss abgeht. Eine Redensart der Seeleute, wenn Landratten über Schiffahrtsangelegenheiten reden. Süster. Süster un Broer in enem Joar1 giet Stiärwen oadder Verdiärwen. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 287. 1) Wenn Schwester oder Bruder in einem Jahre verheirathet werden, so soll dies einen Todesfall, weit sicherer aber das Verderben, nämlich der Wirthschaft, bedeuten. Swade. * Ho hett en Swad as'n Orlogshipp. Zur Schilderung eines masslosen Schwätzers. Swein. * Dei hädde kein Swein1 beater bie ein knappen2 konnt. (Westf.) 1) Auch: Swên = der Hirt, Hüter, von einem Verb mit der Bedeutung hin- und herbewegen, treiben. 2) So viel als knacken, knallen. Swinemünde. Swinemünde, sollst du wissen, ist auf Ehre und Gewissen, eine Stadt auf Sand gebaut. Ein Handwerker versicherte, dies Sprichwort sei, als er vor etwa vierzig Jahren als Geselle dort gearbeitet, scherz- oder spottweise in aller Munde gewesen. Swineringen. De 't Swineringen anfangt, mut sik 't Girn gefalle lat'n. Swînplîtsch. * He is swînplîtsch, he treckt sick nich ihrer ût, as bet he to Bedd geiht. – Goldschmidt, 122; Schiller, II, 6; Riehl, Gesellschaft, 59. Swîr. Dat is de Swîr (das Sonderbare, Wunderliche) dervun, dat de Karrnmelk (Buttermilch) blau is. – Frommann, II, 537, 148. 1) Swîren = schwärmen, schwelgen, lustigleben, ausschweifen. (Schambach, Wb.; Frommann, II, 541, 148.) Swöpe. Ânj Swöb an fream Hingstar. (Nordfries.) – Johansen, 88; für Amrum: Haupt, VIII, 368, 286. Eigene Peitsche und fremde Pferde. Swöpe, Swepe = Peitsche, holländisch zweep, schlesisch Schwuppe, eine dünne, schwanke Gerte. Dazu schwappen, schwappern, schwupen u. s. w. (Vgl. Frommann, II, 210 u. 238; III, 283, 108; V, 297; Dähnert, 478; Richey, 301; Bremer, Wb., IV, 1107; Reinwald, II, 116; Schmid, 485; Schmidt, 213; Schütze, IV, 233; Weinhold, 88; Schmeller, III, 544.) Sylvester. 1 Sylvesters Nachtwind und Morgensonne verdirbt die Hoffnung auf Wein und Korn. 2 Zum Sylvester ein gutes Gewissen ist besser als Punsch und gute Bissen. Sylvesternachtwind. Sylvesternachtwind, früh Sonnenschein bringt keinen guten Wein. (Sachsen.) – Boebel, 55; Oec. rur. Man pflegt nicht nur aus Naturerscheinungen am Sylvester die künftige Witterung zu bestimmen, man sucht auch die eigenen künftigen Schicksale zu ermitteln. So werfen die Mädchen, mit dem Rücken nach der Thür gekehrt, einen Pantoffel rückwärts über den Kopf. Weist die Pantoffelspitze nach der Thür, so verlässt das Mädchen in dem kommenden Jahre das Haus; wo nicht, nicht. Am Sylvesterabend stellen die Mädchen auch drei Teller hin mit Sand, mit Wasser und mit Kohl, greifen dann mit geschlossenen oder verbundenen Augen danach. Je nachdem sie nun entweder den Kohl, das Wasser oder den Sand treffen, werden sie im kommenden Jahre entweder Braut, oder kommen sie zu Fall oder müssen sterben. Während die Mädchen diese Ermittelungen am Sylvester anstellen, richten andere wieder andere Fragen an denselben, z. B. die Holzdiebe. – Wer am Sylvesterabend während die Glocken in die Kirche läuten, sich unbemerkt in ein Haus einschleicht, das im verflossenen Jahre keine Todten hatte, und ein Stück Brennholz stiehlt, ohne dabei ertappt zu werden, der kann das ganze folgende

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [492]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/498>, abgerufen am 22.11.2024.