Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
*44 Er hat nichts in den Taschen als seine Hände. So sagt Lichtenberg von einem Arbeits- oder Dienstlosen. *45 Er hat seine Taschen gefüllt. Sich sehr bereichert. Frz.: Il a bien mis de l'argent dans sesgre gues. *46 Grosse Taschen und drin kein Geld. *47 He wull mi farts ön de Tasch springe. (Ermeland.) - Frischbier2, 3581. In Ostpreussen: Er will einem in die Tasche springen. Er wird erregt, heftig. *48 In seiner Tasche ist's Matthäi am letzten. Holl.: Hij heeft niet veel om de hokken. (Harrebomee, I, 273.) *49 In'r Taske fummeln. - Eichwald, 1909. *50 Nun wieder in die Taschen, sagte der Gaukler. *51 Seine Taschen können kein Geld halten. Frz.: Cet homme est un panier perce. (Lendroy, 1190.) *52 Siehe auff deine Tasche. - Mathesy, 106b. "Darin deine Fehler stecken vnd greiff in dein eigen Busen." *53 Ueber eine volle Tasche geht nichts. Taschenfühler. * Taschenfühler bekommen Ohrfeigen. Taschenscheissen. * Dös ist zum helle Taschescheisse(n). (Schwaben.) Taschenspieler. Man muss dem Taschenspieler auf die Hand lugen, nicht auf die Augen. - Simrock, 10108. Taschenveitel. Ein Taschenveit'l (Kerbmesser) ist kein Säbel. (Steiermark.) - Sonntag. Täscher. * D' Täscher sind weit g'hoolet. - Sutermeister, 52. Man behauptet, dass sie guten Appetit haben und etwas vertragen. Tasse. Eine ganze Tasse wird eher zerschlagen als eine geborstene. - Altmann VI, 507. Tassen. * Hä tasset1 met den Haunern in't Nest. (Iserlohn.) - Woeste, 90, 198. 1) Greift dreist zu. Tasten. Wiltu nicht tasten, so magstu fasten. - Grubb, 308. Tatarennachricht. * Es ist eine Tatarennachricht. Die Belagerung der Festung Malakoff im Krimkriege durch die verbündeten Franzosen und Engländer hatte im Jahre 1854 kaum begonnen, als die Zeitungen die sich bald nachher als völlig unbegründet erweisende, angeblich von einen Tataren überbrachte Nachricht verbreiteten, die Festung sei von den Alliirten genommen. Seit jener Zeit nennt man dergleichen unbegründete Mittheilungen Tatarennachrichten. So schreibt man aus Newyork: "Die Einnahme von Mobile, die so häufig als Tatarenbotschaft gemeldet worden, ist endlich eine Thatsache." (Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 217, S. 1276.) Tate. 1 A Tate 's a Kind. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ein Mensch, dessen Thun und Lassen eine gute Herkunft verräth. Tate = Vater. 2 Ein Tate und eine Mame können eher zehn Kinder ernähren, als zehn Kinder einen Tate und eine Mame. - Blass, 11. 3 Ein Tate und eine Mame können zehnerlei Kinder haben. - Blass, 11. *4 Tate, bill (belle) du! - Blass, 19. Tater. 1 Der Tater (Zigeuner) verkauft auch seinen Vater. - Schlechta, 177. 2 En Tater bestelt (bestiehlt) sein Harbarge nich. (Ostfries.) - Bueren, 933; Eichwald, 1908; Kern, 389; Hauskalender, III. 3 En Tater holt sein Harbarge rein. - Bueren, 433; Frommann, IV, 287, 442; Hauskalender, II. *4 Der Tuter halt mich. - Bernstein, Ms. In dem Sinne: Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben. Ein Jude rief die Seinigen herbei und erzählte ihnen, dass er einen Tataren gefangen genommen habe. "So lass ihn doch los, wozu soll er dir?" "Ja, das kann ich nicht, der Tatar hält mich fest." *5 Et äs e (en) Tatter. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 35, 62. Er (sie) ist munter, thätig. [Spaltenumbruch] *6 Wie de Toater ön 't Land kem, on wie et Kringel regend. (Wehlau.) Um eine längst vergangene Zeit zu bezeichnen. Tätsch. * Nebes of de hütera Tätsch usa süga. - Tobler, 128. Etwas ohne Scheu ans Licht ziehen. Tätsch ist ein Wort, das den Schall nachahmt, der aus dem Begegnen weicher Körper mit weichen oder harten entsteht = Klatsch, Platsch, klatschen, patschen. Tatze. 1 Mit fremden Tatzen ist gut kratzen. Weil es dasselbe Vergnügen macht und vor dem Wiedergekratztwerden sichert. 2 Wo die Tatzen hinreichen, nimmt der Bär die Zähne nicht. *3 Er saugt an den Tatzen wie ein Bär. In Bezug auf hoffärtige Armuth. Tau. 1 Das Tau zu ziehen, liegt dem Schiffer ob. - Burckhardt, 121. Jeder soll sein eigenes Geschäft kennen. 2 Mit gebrochenem Tau ist unsicher ziehen. Dän.: Man kand ei drage hart med brudet reeb. (Prov. dan., 92.) Holl.: Aan een krank touw moet men zachtjes trekken. (Harrebomee, II, 341b.) 3 Wer ein Tau drehen will, muss Faden an Faden reihen. - Altmann V, 107. 4 Wo das Tau am dünnsten ist, bricht (reisst) es gern. Holl.: Het touw breekt gemeenlijk, dar het 't dunst en zwakst is. (Harrebomee, II, 341b.) *5 Da ist kein Tau anzulegen. Es fehlt an Halt und Sicherheit. Von unzuverlässigen, treulosen Menschen, auf die man sich so wenig verlassen kann, wie auf einen morschen Pfahl, an dem man ein Tau legen wollte. Holl.: Daar is geen touw aan te beleggen (oder: aan vast te maken). (Harrebomee, II, 341b.) *6 Da ist kein Tau dran zu wenden. - Körte, 2954a. Wenn die Matrosen sagen wollen, dass Hopfen und Malz an einer Sache verloren sei. *7 Das Tau einziehen. Seine Ansicht ändern und anders verfahren. (S. Rechenexempel, Schiff und Segel.) Lat.: Funem reducere. (Faselius, 38.) *8 Das Tau etwas schiessen lassen. Nachgeben, mehr Freiheit gewähren. *9 Das Tau ist durchgehauen. "Rief man. Nein, rufe ich, haut das Tau nicht durch, es hält den Anker." (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 566.) *10 Dat is'n Tau sünder1 Knopen2. - Frommann, II, 537, 161; Bueren, 1151; Eichwald, 1912; Kern, 1047; Hauskalender, III. 1) Sonder, ohne. 2) Knütten, Knopf, Knoten. - Ein solches Tau ist weder zum Schlagen noch zum Festhalten brauchbar. *11 Er reitet am Tau. Hängt von der Sache ab. Von einem Schiffe entlehnt, das an seinem Ankertau auf- und niedergeht. *12 Er zieht zu viel Taue durcheinander. Verwirrt das Geschäft. *13 He hett hum an 't Tau. - Kern, 1136. Er hat ihn in seiner Gewalt, hat ihn am Strick. *14 He sleit aut'n Taue. (Rastede.) - Eichwald, 1911; Firmenich, III, 29, 114. *15 'S Tau isch em ab dem Magen. - Sutermeister, 97. *16 Tau und Mast ruiniren. Das Schiffszeug in Unordnung und Verwirrung bringen. Frz.: Desemparer un vaisseau. (Kritzinger, 700b.) Taub. 1 Besser taub als blind. Manche werden das Gegentheil behaupten. Dän.: Den döfne hörer noget, den blinde seer intet. (Prov. dan., 116.) 2 De nich dow is, mot völ hören, hadde malle Jan segt. (Ostfries.) - Bueren, 380; Hoefer, 967; Eichwald, 895; Frommann, IV, 141, 317. Holl.: Die lang leeft en noch blind noch doof wordt, ziet en hoort veel. (Harrebomee, I, 147a.) 3 Der ist sehr taub, der nicht hören will. Engl.: Who so deaf as they that will not hear. (Bohn II, 142.) It.: Gran sordo e quello, che non vuol intendere. (Pazzaglia, 358, 1.) - Mal sordo e colui che non vuol sentire. (Masson, 327.)
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*44 Er hat nichts in den Taschen als seine Hände. So sagt Lichtenberg von einem Arbeits- oder Dienstlosen. *45 Er hat seine Taschen gefüllt. Sich sehr bereichert. Frz.: Il a bien mis de l'argent dans sesgre gues. *46 Grosse Taschen und drin kein Geld. *47 He wull mi farts ön de Tasch springe. (Ermeland.) – Frischbier2, 3581. In Ostpreussen: Er will einem in die Tasche springen. Er wird erregt, heftig. *48 In seiner Tasche ist's Matthäi am letzten. Holl.: Hij heeft niet veel om de hokken. (Harrebomée, I, 273.) *49 In'r Taske fummeln. – Eichwald, 1909. *50 Nun wieder in die Taschen, sagte der Gaukler. *51 Seine Taschen können kein Geld halten. Frz.: Cet homme est un panier perce. (Lendroy, 1190.) *52 Siehe auff deine Tasche. – Mathesy, 106b. „Darin deine Fehler stecken vnd greiff in dein eigen Busen.“ *53 Ueber eine volle Tasche geht nichts. Taschenfühler. * Taschenfühler bekommen Ohrfeigen. Taschenscheissen. * Dös ist zum helle Taschescheisse(n). (Schwaben.) Taschenspieler. Man muss dem Taschenspieler auf die Hand lugen, nicht auf die Augen. – Simrock, 10108. Taschenveitel. Ein Taschenveit'l (Kerbmesser) ist kein Säbel. (Steiermark.) – Sonntag. Täscher. * D' Täscher sind wît g'hoolet. – Sutermeister, 52. Man behauptet, dass sie guten Appetit haben und etwas vertragen. Tasse. Eine ganze Tasse wird eher zerschlagen als eine geborstene. – Altmann VI, 507. Tassen. * Hä tasset1 met den Haunern in't Nest. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 198. 1) Greift dreist zu. Tasten. Wiltu nicht tasten, so magstu fasten. – Grubb, 308. Tatarennachricht. * Es ist eine Tatarennachricht. Die Belagerung der Festung Malakoff im Krimkriege durch die verbündeten Franzosen und Engländer hatte im Jahre 1854 kaum begonnen, als die Zeitungen die sich bald nachher als völlig unbegründet erweisende, angeblich von einen Tataren überbrachte Nachricht verbreiteten, die Festung sei von den Alliirten genommen. Seit jener Zeit nennt man dergleichen unbegründete Mittheilungen Tatarennachrichten. So schreibt man aus Newyork: „Die Einnahme von Mobile, die so häufig als Tatarenbotschaft gemeldet worden, ist endlich eine Thatsache.“ (Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 217, S. 1276.) Tate. 1 A Tate 's a Kind. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ein Mensch, dessen Thun und Lassen eine gute Herkunft verräth. Tate = Vater. 2 Ein Tate und eine Mame können eher zehn Kinder ernähren, als zehn Kinder einen Tate und eine Mame. – Blass, 11. 3 Ein Tate und eine Mame können zehnerlei Kinder haben. – Blass, 11. *4 Tate, bill (belle) du! – Blass, 19. Tater. 1 Der Tater (Zigeuner) verkauft auch seinen Vater. – Schlechta, 177. 2 Ên Tater bestelt (bestiehlt) sîn Harbarge nich. (Ostfries.) – Bueren, 933; Eichwald, 1908; Kern, 389; Hauskalender, III. 3 Ên Tater holt sîn Harbarge rein. – Bueren, 433; Frommann, IV, 287, 442; Hauskalender, II. *4 Der Tuter halt mich. – Bernstein, Ms. In dem Sinne: Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben. 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*44 Er hat nichts in den Taschen als seine Hände.
So sagt Lichtenberg von einem Arbeits- oder Dienstlosen.
*45 Er hat seine Taschen gefüllt.
Sich sehr bereichert.
Frz.: Il a bien mis de l'argent dans sesgre gues.
*46 Grosse Taschen und drin kein Geld.
*47 He wull mi farts ön de Tasch springe. (Ermeland.) – Frischbier2, 3581.
In Ostpreussen: Er will einem in die Tasche springen. Er wird erregt, heftig.
*48 In seiner Tasche ist's Matthäi am letzten.
Holl.: Hij heeft niet veel om de hokken. (Harrebomée, I, 273.)
*49 In'r Taske fummeln. – Eichwald, 1909.
*50 Nun wieder in die Taschen, sagte der Gaukler.
*51 Seine Taschen können kein Geld halten.
Frz.: Cet homme est un panier perce. (Lendroy, 1190.)
*52 Siehe auff deine Tasche. – Mathesy, 106b.
„Darin deine Fehler stecken vnd greiff in dein eigen Busen.“
*53 Ueber eine volle Tasche geht nichts.
Taschenfühler.
* Taschenfühler bekommen Ohrfeigen.
Taschenscheissen.
* Dös ist zum helle Taschescheisse(n). (Schwaben.)
Taschenspieler.
Man muss dem Taschenspieler auf die Hand lugen, nicht auf die Augen. – Simrock, 10108.
Taschenveitel.
Ein Taschenveit'l (Kerbmesser) ist kein Säbel. (Steiermark.) – Sonntag.
Täscher.
* D' Täscher sind wît g'hoolet. – Sutermeister, 52.
Man behauptet, dass sie guten Appetit haben und etwas vertragen.
Tasse.
Eine ganze Tasse wird eher zerschlagen als eine geborstene. – Altmann VI, 507.
Tassen.
* Hä tasset1 met den Haunern in't Nest. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 198.
1) Greift dreist zu.
Tasten.
Wiltu nicht tasten, so magstu fasten. – Grubb, 308.
Tatarennachricht.
* Es ist eine Tatarennachricht.
Die Belagerung der Festung Malakoff im Krimkriege durch die verbündeten Franzosen und Engländer hatte im Jahre 1854 kaum begonnen, als die Zeitungen die sich bald nachher als völlig unbegründet erweisende, angeblich von einen Tataren überbrachte Nachricht verbreiteten, die Festung sei von den Alliirten genommen. Seit jener Zeit nennt man dergleichen unbegründete Mittheilungen Tatarennachrichten. So schreibt man aus Newyork: „Die Einnahme von Mobile, die so häufig als Tatarenbotschaft gemeldet worden, ist endlich eine Thatsache.“ (Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 217, S. 1276.)
Tate.
1 A Tate 's a Kind. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ein Mensch, dessen Thun und Lassen eine gute Herkunft verräth. Tate = Vater.
2 Ein Tate und eine Mame können eher zehn Kinder ernähren, als zehn Kinder einen Tate und eine Mame. – Blass, 11.
3 Ein Tate und eine Mame können zehnerlei Kinder haben. – Blass, 11.
*4 Tate, bill (belle) du! – Blass, 19.
Tater.
1 Der Tater (Zigeuner) verkauft auch seinen Vater. – Schlechta, 177.
2 Ên Tater bestelt (bestiehlt) sîn Harbarge nich. (Ostfries.) – Bueren, 933; Eichwald, 1908; Kern, 389; Hauskalender, III.
3 Ên Tater holt sîn Harbarge rein. – Bueren, 433; Frommann, IV, 287, 442; Hauskalender, II.
*4 Der Tuter halt mich. – Bernstein, Ms.
In dem Sinne: Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben. Ein Jude rief die Seinigen herbei und erzählte ihnen, dass er einen Tataren gefangen genommen habe. „So lass ihn doch los, wozu soll er dir?“ „Ja, das kann ich nicht, der Tatar hält mich fest.“
*5 Et äs e (en) Tatter. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 62.
Er (sie) ist munter, thätig.
*6 Wie de Toater ön 't Land kem, on wie et Kringel regend. (Wehlau.)
Um eine längst vergangene Zeit zu bezeichnen.
Tätsch.
* Nebes of de hütera Tätsch usa süga. – Tobler, 128.
Etwas ohne Scheu ans Licht ziehen. Tätsch ist ein Wort, das den Schall nachahmt, der aus dem Begegnen weicher Körper mit weichen oder harten entsteht = Klatsch, Platsch, klatschen, patschen.
Tatze.
1 Mit fremden Tatzen ist gut kratzen.
Weil es dasselbe Vergnügen macht und vor dem Wiedergekratztwerden sichert.
2 Wo die Tatzen hinreichen, nimmt der Bär die Zähne nicht.
*3 Er saugt an den Tatzen wie ein Bär.
In Bezug auf hoffärtige Armuth.
Tau.
1 Das Tau zu ziehen, liegt dem Schiffer ob. – Burckhardt, 121.
Jeder soll sein eigenes Geschäft kennen.
2 Mit gebrochenem Tau ist unsicher ziehen.
Dän.: Man kand ei drage hart med brudet reeb. (Prov. dan., 92.)
Holl.: Aan een krank touw moet men zachtjes trekken. (Harrebomée, II, 341b.)
3 Wer ein Tau drehen will, muss Faden an Faden reihen. – Altmann V, 107.
4 Wo das Tau am dünnsten ist, bricht (reisst) es gern.
Holl.: Het touw breekt gemeenlijk, dar het 't dunst en zwakst is. (Harrebomée, II, 341b.)
*5 Da ist kein Tau anzulegen.
Es fehlt an Halt und Sicherheit. Von unzuverlässigen, treulosen Menschen, auf die man sich so wenig verlassen kann, wie auf einen morschen Pfahl, an dem man ein Tau legen wollte.
Holl.: Daar is geen touw aan te beleggen (oder: aan vast te maken). (Harrebomée, II, 341b.)
*6 Da ist kein Tau dran zu wenden. – Körte, 2954a.
Wenn die Matrosen sagen wollen, dass Hopfen und Malz an einer Sache verloren sei.
*7 Das Tau einziehen.
Seine Ansicht ändern und anders verfahren. (S. Rechenexempel, Schiff und Segel.)
Lat.: Funem reducere. (Faselius, 38.)
*8 Das Tau etwas schiessen lassen.
Nachgeben, mehr Freiheit gewähren.
*9 Das Tau ist durchgehauen.
„Rief man. Nein, rufe ich, haut das Tau nicht durch, es hält den Anker.“ (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 566.)
*10 Dat is'n Tau sünder1 Knôpen2. – Frommann, II, 537, 161; Bueren, 1151; Eichwald, 1912; Kern, 1047; Hauskalender, III.
1) Sonder, ohne.
2) Knütten, Knopf, Knoten. – Ein solches Tau ist weder zum Schlagen noch zum Festhalten brauchbar.
*11 Er reitet am Tau.
Hängt von der Sache ab. Von einem Schiffe entlehnt, das an seinem Ankertau auf- und niedergeht.
*12 Er zieht zu viel Taue durcheinander.
Verwirrt das Geschäft.
*13 He hett hum an 't Tau. – Kern, 1136.
Er hat ihn in seiner Gewalt, hat ihn am Strick.
*14 He sleit ût'n Taue. (Rastede.) – Eichwald, 1911; Firmenich, III, 29, 114.
*15 'S Tau isch em ab dem Magen. – Sutermeister, 97.
*16 Tau und Mast ruiniren.
Das Schiffszeug in Unordnung und Verwirrung bringen.
Frz.: Desemparer un vaisseau. (Kritzinger, 700b.)
Taub.
1 Besser taub als blind.
Manche werden das Gegentheil behaupten.
Dän.: Den døfne hører noget, den blinde seer intet. (Prov. dan., 116.)
2 De nich dow is, môt völ hören, hadde malle Jan segt. (Ostfries.) – Bueren, 380; Hoefer, 967; Eichwald, 895; Frommann, IV, 141, 317.
Holl.: Die lang leeft en noch blind noch doof wordt, ziet en hoort veel. (Harrebomée, I, 147a.)
3 Der ist sehr taub, der nicht hören will.
Engl.: Who so deaf as they that will not hear. (Bohn II, 142.)
It.: Gran sordo è quello, che non vuol intendere. (Pazzaglia, 358, 1.) – Mal sordo è colui che non vuol sentire. (Masson, 327.)
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