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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *21 Das war den Tauben geflötet, kann man's nicht sehen, so kann man's doch riechen.

Holl.: Het is den doove gefloten, als men het niet zien kan, men kan het toch rucken. (Harrebomee, II, 147a.)

*22 Das war einem Tauben gepredigt.

Holl.: Dat is voor den doove gepreekt. (Harrebomee, I, 147a.)

Lat.: Mortuo verba facere. (Plautus.)

*23 Das war keinem Tauben gesagt.

Holl.: Dat hebt gij geen' doove gozegd. (Harrebomee, I, 147a.)

*24 Dem Tauben ein Liedlein singen. - Körte, 5855; Eyering, II, 48 u. 195; Schottel, 1123b.

Ein Märchen erzählen.

Dän.: At synge to viiser for den döve. (Prov. dan., 101.)

*25 Der Taube will den Dolmetsch machen. - Altmann V, 131.

Die Kassuben sagen: Der Blinde wirft sich gern zum Führer auf. (Altmann V, 131.)

*26 Doss hesst annem Tauben eiss Uhr geroint. - Robinson, 491; hochdeutsch bei Simrock, 10120.

*27 Ein Tauber hätte den Lärm hören sollen.

Wenn dies oder das geschehen wäre.

*28 Einem Tauben ein Märlein erzählen.

Lat.: Lurdo fabulam narrare. (Horaz.) (Seybold, 590.)

*29 Einem Tauben etwas leise ins Ohr sagen. - Altmann VI, 519.

Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 700a.)

*30 Einem Tauben Messe lesen.

*31 He het den Dauwen geflöt. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 423.

*32 Tauben eine Laute verehren. - Schuppius, Tract.


Taube (die).

1 A braset Düüwen kem eg uun a Müüs fle'n (Amrum.) - Haupt, VIII, 359, 135.

Die gebratenen Tauben kommen nicht in den Mund geflogen.

2 Auch eine Taube hat Zorn.

Lat.: Columbae quoque biliosae finute fiunt. (Philippi, I, 86.)

3 Aus einer Taube kann man keinen Sperber und aus einem Schweinsohr keinen seidenen Beutel machen. - Winckler, IX, 45.

Frz.: L'on ne peut faire d'un coulomb un espervier. (Leroux, I, 110.)

4 Aus einer Taube wird kein Habicht.

Holl.: Men kan van eene duif geen' sperwer maken. (Harrebomee, I, 159a.)

5 Besser en Duv en der Hank als zehn om Dach. (Bedburg.)

6 Blaue Tauben haben blaue Junge. - Winckler, I, 10.

Buchstäblich verstanden, unwahr, uneigentlich: Die Jungen arten meist den Alten nach.

Holl.: Blaauwe duiven krijgen blaauwe jongen. (Harrebomee, I, 159a.)

7 Bradd'et Düüffen flö ek sallew die Müd' in. (Sylt.) - Haupt, VIII, 359, 135.

8 De gebrodän Douwe fläje ned än der Laft eräm. (S. Kloss 2 und Pfannkuchen 2.) (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 459.

9 Die gebraten tuben fliegen eim nicht ins mul. - Geiler, Alsatia, 1862-63, 426; Simrock, 10112; Eiselein, 388; Lohrengel, II, 131.

Holl.: De gebraden duiven komen u niet in de lucht. (Harrebomee, I, 159a; Bohn I, 318.)

10 Die Taube ist gemein. - Graf, 130, 383.

D. h. es konnte sie, sobald sie ausser Haus und Hof aufs freie Feld kam, jeder ergreifen und zu seinem Eigenthum machen. "Auch die Taube ist gemein, wer sie schützt und nährt, mag sie nehmen mit Recht." (Rössler, I, 140.)

11 Die Taube ist verloren, die eine wilde Katze freit.

12 Die Tauben dir ein fürbild sein, wie du dein ehe solt halten rein. - Henisch, 801, 65.

13 Die Tauben frewen sich nicht, wenn die Falcken (zu Besuch) kommen. - Lehmann, 444, 135.

14 Die Tauben frewen sich nicht, wenn Sperber vnd Raubvögel ins Landt kommen. - Henisch, 1219, 50; Petri, II, 145.

15 Die Tauben haben auch ihre Noth, fehlt's an Gerste, fehlt's an Brot.

Engl.: The pigeon never knoweth woe, but when she doth a benting go. (Bohn II, 36.)

[Spaltenumbruch] 16 Die Tauben haben ihren Habicht, die Frösche ihren Storch.

Schwed.: Dufvan maste ha en hök, och grodan en stork. (Grubb, 160.)

17 Die Tauben sind vorm Wiesel nicht sicher, wenn auch der Marder gefangen ist. - Altmann V, 103.

18 Die Tauben, so unter Dach bleiben, sind vor Stossvögeln sicher. - Eiselein, 588; Simrock, 10114; Braun, I, 4402.

19 Die Tauben werden in keinem Lande ohne Feuer gebraten.

Die glückliche Zeit, wo auch Minderbegabte und Träge ihr Brot, und dies nicht im Schweisse ihres Angesichts fanden, ist vorüber. Jeder muss sich anstrengen. Wer z. B. in unserer Zeit sich den Wissenschaften weihen will, muss mit guten Anlagen den regsten Fleiss verbinden, wenn er nicht am Ziele die verlorene Zeit bedauern will.

20 Diuwen un Dijke maket keinen rijke. (Westf.)

21 Douwen, Enten un Deiche machen kenn oarmen Mann reiche. (Waldeck.) - Curtze, 365, 630; Firmenich, I, 325, 10.

22 Dauwen un Deike maket kennen reike; Immen un Schope kummet im Schlope. (Waldeck.) - Curtze, 316, 40; für Hannover: Schambach, II, 309.

23 Eine blinde Taube findet manchmal auch eine Erbse. - Für Henneberg: Frommann, II, 409, 41.

Dän.: Blind dunner finder og stundom hvede-korn. (Prov. dan., 73, 30; Bohn I, 351.)

Schwed.: Blind dufwa finner och stundom et hwetekorn. (Grubb, 48.)

24 Eine Taube, die der Habicht gefressen, holt der Geier nicht.

Aehnlich russisch Altmann IV, 417.

25 Eine Taube hat (braucht, trägt) nicht so viel Federn als ein Schwan.

26 Eine Taube und eine Elster wohnen nicht in demselben Neste.

27 Es bringt nit ein jede Taube ein Oelblattzweig. - Chaos, 284.

28 Es fliegen einem keine gebratenen Tauben ins maul. - Henisch, 481, 15; Petri, II, 244; Blum, 543; Siebenkees, 145; Körte, 5856; Masson, 78.

Deutet an, dass nicht alles so bequem in der Welt ist, wie mancher denkt, und dass man ohne Anstrengung nichts bekommt. "Im Schweiss soll'n wir das brodt geniessen, vnd nicht so lang am rücken ligen, das gbraten tauben ins maul vns fliegen." (Waldis, II, 14, 22.) "Gebratene Tauben ins Maul mir muss ich verbitten; sind sie nicht auch mit Kunst vorher minutim verschnitten."

Frz.: Ce n'est pas benefice sans cure. (Kritzinger, 66b.) - Les alouettes roties ne se trouvent pas sur les haies. (Gaal, 1508; Lendroy, 24.)

Holl.: Gebrude duijven vliegen niet door de lucht. (Bohn I, 818.)

It.: Non a' e bene senza bene. (Pazzaglia, 30.)

Lat.: Non contingit ignavis praeda, nulli per ventos assa columba venit. (Binder I, 1157; II, 2142; Seybold, 364.) - Non volat in buccas assa columba tuas. (Eiselein, 588; Seybold, 382; Sutor, 153.) - Nulli per ventos assa columba venit. (Binder I, 1212; II, 2253; Buchler, 85; Fischer, 157, 108; Gaal, 1508.)

Ung.: Senki szajaban nem repül a süllt galamb. (Gaal, 1508.)

29 Es hat noch nie eine Taube ein Adlerei gelegt. - Altmann VI, 416.

30 Es können viel Tauben tanzen, ehe das Haus bebt.

Dän.: Det duuner ikke deert, der duen dandser. - Det duuner under ross, de Danske hov maend den ride. (Prov. dan., 128.)

31 Es wäre um die Tauben geschehen, wenn der Marder Flügel hätte. - Altmann VI, 494.

32 Fliegt die Taube zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behält. - Körte, 5857; Masson, 360; Frischbier, 186.

Der Schwache setze sich nicht zu sehr der Gefahr aus, physisch oder moralisch zu unterliegen.

Span.: La muger y la gallina por mucho andar se pierde aina. (Masson, 361.)

33 Frembde Tauben mesten, ist torheit. - Henisch, 1211, 3; Petri, II, 314.

[Spaltenumbruch] *21 Das war den Tauben geflötet, kann man's nicht sehen, so kann man's doch riechen.

Holl.: Het is den doove gefloten, als men het niet zien kan, men kan het toch rucken. (Harrebomée, II, 147a.)

*22 Das war einem Tauben gepredigt.

Holl.: Dat is voor den doove gepreekt. (Harrebomée, I, 147a.)

Lat.: Mortuo verba facere. (Plautus.)

*23 Das war keinem Tauben gesagt.

Holl.: Dat hebt gij geen' doove gozegd. (Harrebomée, I, 147a.)

*24 Dem Tauben ein Liedlein singen.Körte, 5855; Eyering, II, 48 u. 195; Schottel, 1123b.

Ein Märchen erzählen.

Dän.: At synge to viiser for den døve. (Prov. dan., 101.)

*25 Der Taube will den Dolmetsch machen.Altmann V, 131.

Die Kassuben sagen: Der Blinde wirft sich gern zum Führer auf. (Altmann V, 131.)

*26 Doss hêsst annem Tauben eiss Uhr geroint.Robinson, 491; hochdeutsch bei Simrock, 10120.

*27 Ein Tauber hätte den Lärm hören sollen.

Wenn dies oder das geschehen wäre.

*28 Einem Tauben ein Märlein erzählen.

Lat.: Lurdo fabulam narrare. (Horaz.) (Seybold, 590.)

*29 Einem Tauben etwas leise ins Ohr sagen.Altmann VI, 519.

Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 700a.)

*30 Einem Tauben Messe lesen.

*31 He het den Dauwen geflöt. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 423.

*32 Tauben eine Laute verehren.Schuppius, Tract.


Taube (die).

1 A brâset Düüwen kem eg uun a Müüs fle'n (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 135.

Die gebratenen Tauben kommen nicht in den Mund geflogen.

2 Auch eine Taube hat Zorn.

Lat.: Columbae quoque biliosae finute fiunt. (Philippi, I, 86.)

3 Aus einer Taube kann man keinen Sperber und aus einem Schweinsohr keinen seidenen Beutel machen.Winckler, IX, 45.

Frz.: L'on ne peut faire d'un coulomb un espervier. (Leroux, I, 110.)

4 Aus einer Taube wird kein Habicht.

Holl.: Men kan van eene duif geen' sperwer maken. (Harrebomée, I, 159a.)

5 Besser ên Duv en der Hank als zehn om Dâch. (Bedburg.)

6 Blaue Tauben haben blaue Junge.Winckler, I, 10.

Buchstäblich verstanden, unwahr, uneigentlich: Die Jungen arten meist den Alten nach.

Holl.: Blaauwe duiven krijgen blaauwe jongen. (Harrebomée, I, 159a.)

7 Bradd'et Düüffen flö ek sallew die Müd' in. (Sylt.) – Haupt, VIII, 359, 135.

8 De gebrôdän Douwe fläje ned än der Laft eräm. (S. Kloss 2 und Pfannkuchen 2.) (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 459.

9 Die gebraten tuben fliegen eim nicht ins mul.Geiler, Alsatia, 1862-63, 426; Simrock, 10112; Eiselein, 388; Lohrengel, II, 131.

Holl.: De gebraden duiven komen u niet in de lucht. (Harrebomée, I, 159a; Bohn I, 318.)

10 Die Taube ist gemein.Graf, 130, 383.

D. h. es konnte sie, sobald sie ausser Haus und Hof aufs freie Feld kam, jeder ergreifen und zu seinem Eigenthum machen. „Auch die Taube ist gemein, wer sie schützt und nährt, mag sie nehmen mit Recht.“ (Rössler, I, 140.)

11 Die Taube ist verloren, die eine wilde Katze freit.

12 Die Tauben dir ein fürbild sein, wie du dein ehe solt halten rein.Henisch, 801, 65.

13 Die Tauben frewen sich nicht, wenn die Falcken (zu Besuch) kommen.Lehmann, 444, 135.

14 Die Tauben frewen sich nicht, wenn Sperber vnd Raubvögel ins Landt kommen.Henisch, 1219, 50; Petri, II, 145.

15 Die Tauben haben auch ihre Noth, fehlt's an Gerste, fehlt's an Brot.

Engl.: The pigeon never knoweth woe, but when she doth a benting go. (Bohn II, 36.)

[Spaltenumbruch] 16 Die Tauben haben ihren Habicht, die Frösche ihren Storch.

Schwed.: Dufvan måste ha en hök, och grodan en stork. (Grubb, 160.)

17 Die Tauben sind vorm Wiesel nicht sicher, wenn auch der Marder gefangen ist.Altmann V, 103.

18 Die Tauben, so unter Dach bleiben, sind vor Stossvögeln sicher.Eiselein, 588; Simrock, 10114; Braun, I, 4402.

19 Die Tauben werden in keinem Lande ohne Feuer gebraten.

Die glückliche Zeit, wo auch Minderbegabte und Träge ihr Brot, und dies nicht im Schweisse ihres Angesichts fanden, ist vorüber. Jeder muss sich anstrengen. Wer z. B. in unserer Zeit sich den Wissenschaften weihen will, muss mit guten Anlagen den regsten Fleiss verbinden, wenn er nicht am Ziele die verlorene Zeit bedauern will.

20 Diuwen un Dijke maket keinen rijke. (Westf.)

21 Douwen, Enten un Dîche machen kenn oarmen Mann rîche. (Waldeck.) – Curtze, 365, 630; Firmenich, I, 325, 10.

22 Dûwen un Dîke mâket kennen rîke; Immen un Schôpe kummet im Schlôpe. (Waldeck.) – Curtze, 316, 40; für Hannover: Schambach, II, 309.

23 Eine blinde Taube findet manchmal auch eine Erbse. – Für Henneberg: Frommann, II, 409, 41.

Dän.: Blind dunner finder og stundom hvede-korn. (Prov. dan., 73, 30; Bohn I, 351.)

Schwed.: Blind dufwa finner och stundom et hwetekorn. (Grubb, 48.)

24 Eine Taube, die der Habicht gefressen, holt der Geier nicht.

Aehnlich russisch Altmann IV, 417.

25 Eine Taube hat (braucht, trägt) nicht so viel Federn als ein Schwan.

26 Eine Taube und eine Elster wohnen nicht in demselben Neste.

27 Es bringt nit ein jede Taube ein Oelblattzweig.Chaos, 284.

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Deutet an, dass nicht alles so bequem in der Welt ist, wie mancher denkt, und dass man ohne Anstrengung nichts bekommt. „Im Schweiss soll'n wir das brodt geniessen, vnd nicht so lang am rücken ligen, das gbraten tauben ins maul vns fliegen.“ (Waldis, II, 14, 22.) „Gebratene Tauben ins Maul mir muss ich verbitten; sind sie nicht auch mit Kunst vorher minutim verschnitten.“

Frz.: Ce n'est pas benéfice sans cure. (Kritzinger, 66b.) – Les alouettes rôties ne se trouvent pas sur les haies. (Gaal, 1508; Lendroy, 24.)

Holl.: Gebrude duijven vliegen niet door de lucht. (Bohn I, 818.)

It.: Non a' è bene senza bene. (Pazzaglia, 30.)

Lat.: Non contingit ignavis praeda, nulli per ventos assa columba venit. (Binder I, 1157; II, 2142; Seybold, 364.) – Non volat in buccas assa columba tuas. (Eiselein, 588; Seybold, 382; Sutor, 153.) – Nulli per ventos assa columba venit. (Binder I, 1212; II, 2253; Buchler, 85; Fischer, 157, 108; Gaal, 1508.)

Ung.: Senki szájában nem repül a süllt galamb. (Gaal, 1508.)

29 Es hat noch nie eine Taube ein Adlerei gelegt.Altmann VI, 416.

30 Es können viel Tauben tanzen, ehe das Haus bebt.

Dän.: Det duuner ikke deert, der duen dandser. – Det duuner under ross, de Danske hov mænd den ride. (Prov. dan., 128.)

31 Es wäre um die Tauben geschehen, wenn der Marder Flügel hätte.Altmann VI, 494.

32 Fliegt die Taube zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behält.Körte, 5857; Masson, 360; Frischbier, 186.

Der Schwache setze sich nicht zu sehr der Gefahr aus, physisch oder moralisch zu unterliegen.

Span.: La muger y la gallina por mucho andar se pierde aina. (Masson, 361.)

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[[521]/0527] *21 Das war den Tauben geflötet, kann man's nicht sehen, so kann man's doch riechen. Holl.: Het is den doove gefloten, als men het niet zien kan, men kan het toch rucken. (Harrebomée, II, 147a.) *22 Das war einem Tauben gepredigt. Holl.: Dat is voor den doove gepreekt. (Harrebomée, I, 147a.) Lat.: Mortuo verba facere. (Plautus.) *23 Das war keinem Tauben gesagt. Holl.: Dat hebt gij geen' doove gozegd. (Harrebomée, I, 147a.) *24 Dem Tauben ein Liedlein singen. – Körte, 5855; Eyering, II, 48 u. 195; Schottel, 1123b. Ein Märchen erzählen. Dän.: At synge to viiser for den døve. (Prov. dan., 101.) *25 Der Taube will den Dolmetsch machen. – Altmann V, 131. Die Kassuben sagen: Der Blinde wirft sich gern zum Führer auf. (Altmann V, 131.) *26 Doss hêsst annem Tauben eiss Uhr geroint. – Robinson, 491; hochdeutsch bei Simrock, 10120. *27 Ein Tauber hätte den Lärm hören sollen. Wenn dies oder das geschehen wäre. *28 Einem Tauben ein Märlein erzählen. Lat.: Lurdo fabulam narrare. (Horaz.) (Seybold, 590.) *29 Einem Tauben etwas leise ins Ohr sagen. – Altmann VI, 519. Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 700a.) *30 Einem Tauben Messe lesen. *31 He het den Dauwen geflöt. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 423. *32 Tauben eine Laute verehren. – Schuppius, Tract. Taube (die). 1 A brâset Düüwen kem eg uun a Müüs fle'n (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 135. Die gebratenen Tauben kommen nicht in den Mund geflogen. 2 Auch eine Taube hat Zorn. Lat.: Columbae quoque biliosae finute fiunt. (Philippi, I, 86.) 3 Aus einer Taube kann man keinen Sperber und aus einem Schweinsohr keinen seidenen Beutel machen. – Winckler, IX, 45. Frz.: L'on ne peut faire d'un coulomb un espervier. (Leroux, I, 110.) 4 Aus einer Taube wird kein Habicht. Holl.: Men kan van eene duif geen' sperwer maken. (Harrebomée, I, 159a.) 5 Besser ên Duv en der Hank als zehn om Dâch. (Bedburg.) 6 Blaue Tauben haben blaue Junge. – Winckler, I, 10. Buchstäblich verstanden, unwahr, uneigentlich: Die Jungen arten meist den Alten nach. Holl.: Blaauwe duiven krijgen blaauwe jongen. (Harrebomée, I, 159a.) 7 Bradd'et Düüffen flö ek sallew die Müd' in. (Sylt.) – Haupt, VIII, 359, 135. 8 De gebrôdän Douwe fläje ned än der Laft eräm. (S. Kloss 2 und Pfannkuchen 2.) (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 459. 9 Die gebraten tuben fliegen eim nicht ins mul. – Geiler, Alsatia, 1862-63, 426; Simrock, 10112; Eiselein, 388; Lohrengel, II, 131. Holl.: De gebraden duiven komen u niet in de lucht. (Harrebomée, I, 159a; Bohn I, 318.) 10 Die Taube ist gemein. – Graf, 130, 383. D. h. es konnte sie, sobald sie ausser Haus und Hof aufs freie Feld kam, jeder ergreifen und zu seinem Eigenthum machen. „Auch die Taube ist gemein, wer sie schützt und nährt, mag sie nehmen mit Recht.“ (Rössler, I, 140.) 11 Die Taube ist verloren, die eine wilde Katze freit. 12 Die Tauben dir ein fürbild sein, wie du dein ehe solt halten rein. – Henisch, 801, 65. 13 Die Tauben frewen sich nicht, wenn die Falcken (zu Besuch) kommen. – Lehmann, 444, 135. 14 Die Tauben frewen sich nicht, wenn Sperber vnd Raubvögel ins Landt kommen. – Henisch, 1219, 50; Petri, II, 145. 15 Die Tauben haben auch ihre Noth, fehlt's an Gerste, fehlt's an Brot. Engl.: The pigeon never knoweth woe, but when she doth a benting go. (Bohn II, 36.) 16 Die Tauben haben ihren Habicht, die Frösche ihren Storch. Schwed.: Dufvan måste ha en hök, och grodan en stork. (Grubb, 160.) 17 Die Tauben sind vorm Wiesel nicht sicher, wenn auch der Marder gefangen ist. – Altmann V, 103. 18 Die Tauben, so unter Dach bleiben, sind vor Stossvögeln sicher. – Eiselein, 588; Simrock, 10114; Braun, I, 4402. 19 Die Tauben werden in keinem Lande ohne Feuer gebraten. Die glückliche Zeit, wo auch Minderbegabte und Träge ihr Brot, und dies nicht im Schweisse ihres Angesichts fanden, ist vorüber. Jeder muss sich anstrengen. Wer z. B. in unserer Zeit sich den Wissenschaften weihen will, muss mit guten Anlagen den regsten Fleiss verbinden, wenn er nicht am Ziele die verlorene Zeit bedauern will. 20 Diuwen un Dijke maket keinen rijke. (Westf.) 21 Douwen, Enten un Dîche machen kenn oarmen Mann rîche. (Waldeck.) – Curtze, 365, 630; Firmenich, I, 325, 10. 22 Dûwen un Dîke mâket kennen rîke; Immen un Schôpe kummet im Schlôpe. (Waldeck.) – Curtze, 316, 40; für Hannover: Schambach, II, 309. 23 Eine blinde Taube findet manchmal auch eine Erbse. – Für Henneberg: Frommann, II, 409, 41. Dän.: Blind dunner finder og stundom hvede-korn. (Prov. dan., 73, 30; Bohn I, 351.) Schwed.: Blind dufwa finner och stundom et hwetekorn. (Grubb, 48.) 24 Eine Taube, die der Habicht gefressen, holt der Geier nicht. Aehnlich russisch Altmann IV, 417. 25 Eine Taube hat (braucht, trägt) nicht so viel Federn als ein Schwan. 26 Eine Taube und eine Elster wohnen nicht in demselben Neste. 27 Es bringt nit ein jede Taube ein Oelblattzweig. – Chaos, 284. 28 Es fliegen einem keine gebratenen Tauben ins maul. – Henisch, 481, 15; Petri, II, 244; Blum, 543; Siebenkees, 145; Körte, 5856; Masson, 78. Deutet an, dass nicht alles so bequem in der Welt ist, wie mancher denkt, und dass man ohne Anstrengung nichts bekommt. „Im Schweiss soll'n wir das brodt geniessen, vnd nicht so lang am rücken ligen, das gbraten tauben ins maul vns fliegen.“ (Waldis, II, 14, 22.) „Gebratene Tauben ins Maul mir muss ich verbitten; sind sie nicht auch mit Kunst vorher minutim verschnitten.“ Frz.: Ce n'est pas benéfice sans cure. (Kritzinger, 66b.) – Les alouettes rôties ne se trouvent pas sur les haies. (Gaal, 1508; Lendroy, 24.) Holl.: Gebrude duijven vliegen niet door de lucht. (Bohn I, 818.) It.: Non a' è bene senza bene. (Pazzaglia, 30.) Lat.: Non contingit ignavis praeda, nulli per ventos assa columba venit. (Binder I, 1157; II, 2142; Seybold, 364.) – Non volat in buccas assa columba tuas. (Eiselein, 588; Seybold, 382; Sutor, 153.) – Nulli per ventos assa columba venit. (Binder I, 1212; II, 2253; Buchler, 85; Fischer, 157, 108; Gaal, 1508.) Ung.: Senki szájában nem repül a süllt galamb. (Gaal, 1508.) 29 Es hat noch nie eine Taube ein Adlerei gelegt. – Altmann VI, 416. 30 Es können viel Tauben tanzen, ehe das Haus bebt. Dän.: Det duuner ikke deert, der duen dandser. – Det duuner under ross, de Danske hov mænd den ride. (Prov. dan., 128.) 31 Es wäre um die Tauben geschehen, wenn der Marder Flügel hätte. – Altmann VI, 494. 32 Fliegt die Taube zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behält. – Körte, 5857; Masson, 360; Frischbier, 186. Der Schwache setze sich nicht zu sehr der Gefahr aus, physisch oder moralisch zu unterliegen. Span.: La muger y la gallina por mucho andar se pierde aina. (Masson, 361.) 33 Frembde Tauben mesten, ist torheit. – Henisch, 1211, 3; Petri, II, 314.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [521]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/527>, abgerufen am 22.11.2024.