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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] eine Stunde auf offenem Markte verharren. Eine andere Strafe für zänkische Weiber, die sich mit Worten und Werken gegeneinander vergangen hatten, bestand darin, dass sie die "Schandsteine" durch die Stadt tragen mussten. Doch hat sich das Tragen des Schandsteins nicht auf weibliche Personen beschränkt. Der Schandstein hatte auch nicht überall dieselbe Form. In Bautzen z. B. hatte er die einer Flasche (s. Flaschentragen), in Hamburg heisst er der "Ehrlose Block", in Lübeck hatte er die Form einer Schüssel; in einigen Städten bestand er aus einem Halseisen, an dem ein brotförmiger Stein hing; daher die Redensart: Es ist ein schwerer Bissen Brot (s. Brot, Nachtr.). In Stettin musste er, nachdem er um den öffentlichen Markt getragen war, auf dem Kak oder Pranger niedergelegt werden. (Dähnert, 401a.) Ausser den Marktfriedensbrechern und Verleumdern wurden an manchen Orten diejenigen zur Strafe, den Schandstein zu tragen, verurtheilt, welche die nächtliche Ruhe durch Strassenlärm gestört hatten. Diese Steine waren übrigens nicht leicht. Nach dem dortmunder und halberstädter Statut von 1348 sollten sie das Gewicht eines Centners haben. Waren die Verurtheilten wohlhabend, so konnten sie sich von der ihnen zuerkannten Busse durch einen Sack voll Hafer, der mit einem rothen Bande zugebunden sein musste, von dieser Strafe loskaufen. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.) (S. Hund 1600, Katze 742, Klapperstein und Lasterstein.)


Schandstündlein.

* Es ist um ein kleines Schandstündlein zu thun.

Auf die Zeit der Schmach wird Anerkennung und Ruhm folgen. "Es ist um ein kleines Schandstündlein zu thun, darnach werden eitel Ehr Jahre folgen." (Luther's Werke, III, 108.)


Schandthat.

Schandthaten lassen sich mit Schandworten nicht gut machen. - Simrock, 8889.

So sehr diese Methode an der Tagesordnung ist.


Schandträger.

* Schandträger sein müssen.

"Die Augustiner mussten nun auch Schandtreger sein." (Luther's Werke, V, 90.)


Schanier.

* Er hat mich ganz aus dem Schanier (aus der Ordnung) gebracht. - Idiot. Austr.


Schank.

AUch äm en drech Schank beisse sich de Hangt (Hunde). (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 142.


Schänke (der).

Was der Schänke schenkt, hängt er am Schilde aus.

Ung.: Kinek mi sziveben, ki tetszik szineben. (Gaal, 697.)


Schänke (die).

* Er hobelt in der Schänke mit seinem Steiss die Bänke.


Schanze.

1 Eine Schanze geht nach der andern hin. - H. Sachs.

2 Es wart ein ieder seiner schantz. - Franck, II, 62b.

3 Es wird nicht jedem die Schanze gewährt, die er begehrt. - Fischart.

4 Jeder seh auff seine Schantz, eh er sorg vmb eines andern Tantz. - Petri, II, 202; Riehl, Novellen, 234.

Lat.: Te primo benedic, nam presbyter ipse facit sic. (Altdorf, 34; Binder II, 3291.)

5 Kompt ein Schantz, es kommen jhr mehr. - Petri, II, 426.

6 Man muss nicht alles auf Eine Schanze setzen. (S. Nagel 34 und Reichthum 38.) - Petri, II, 520; Simrock, 8893.

Frz.: On ne met pas tout son rot a une meme broohe. (Masson, 368.)

It.: Non bisogna metter troppa carne al fuoco. (Masson, 368.)

Lat.: Ne bona tu pandis ratibus simul omnia mandes. (Hesiod.)

7 Man muss selber zur Schanze lugen. - Geiler, Nsch., 24.

" ... Es würde niemand kommen, der mir zu essen geben würde, ich muss selber zu der Schantz lugen." (Kloster, I, 355.)

8 Man schenkt keinem die Schanz, alle müssen an den Todtentanz. - Fischart, Prakt.

9 Mit der Schanze einmal versehen, ist für immer um die Ehre geschehen.

10 Sihe fleissig auff dein eigen schantz, bekümmer dich nicht vmb frembden tantz. - Henisch, 830, 60; Petri, II, 523.

[Spaltenumbruch] 11 Wenn du Eine Schanze verlierst, so hab' auf die andere Acht.

12 Wer zuerst auf der Schanze, nimmt die Fahne.

Ung.: Megelozes, gyozes. (Gaal, 376.)

13 Wirst du die Schantz einmal versehen, so ists vmb dein gerücht geschehen. - Henisch, 1525, 30.

*14 Alles in die Schanze schlagen. - Eiselein, 544.

Aufs Spiel setzen. Französisch chance = der Einsatz zum Spiel, das Spiel selbst. (Vgl. Sanders, Fremdwörterbuch, I, 196; Hoefer, Claws Bur, 505; Sandvoss, Sprichwörterlese, 91.)

Lat.: Omnium rerum periculum facere. (Eiselein, 544.)

*15 Auf seiner Schanze stehen. - Eiselein, 545.

Lat.: Rebus suis attentum esse. (Eiselein, 545.)

*16 Die schantz vbersehen. - Grimmelshausen, Springinsfeld; Rollwagenbüchlein, XCVIII; Körte, 5264b.

Die für den Betreffenden glücklichen Umstände unbeachtet und unbenutzt vorübergehen lassen.

*17 Die Schanze ist ihm gerathen. - H. Sachs.

"Er sagte: Die Schantz sey ihm gerathen." (Hueber, 17.) D. h. die Sache sei gelungen.

*18 Die Schanze ist verkehrt. - Eiselein, 545.

*19 Die Schanze treffen. - H. Sachs.

*20 Die Schanze wagen. - Brandt, Nsch., 24.

"Wer hohen Dingen stellet noch, der muss die Schantz auch wagen hoch." (Kloster, I, 351.)

*21 Eine frische Schanze wagen. - Gottfrid, 19b.

*22 Eine Schanze nach der andern verlieren. - H. Sachs.

*23 Einem auf die Schanze warten.

"Hergegen die Hertzoge von Pommern den Merckern, wo sie am besten vermöcht, auff die Schantze gewartet, jhrer viel erschlagen." (Friedborn, 111.)

*24 Er hat die Schanze verloren. - Eiselein, 508.

Ist erlegen, überwunden. (S. Pfeife 61.)

*25 Er hat seine Schanze schlecht versehen.

Frz.: Il a fait une ecole. (Kritzinger, 258.)

*26 Er kann keine böse Schanze machen. - Körte, 5264c.

*27 Er würt einmal die schantz übersehen. - Franck, I, 52a.

*28 Es ist ihm ein guter Schantz gerathen.

"Im Schmalkaldischen krieg war der herr von Weissberg befehlshaber eines heeres von 1200 reitern, die Bremen belagern wollten.... Dem von Weissberg ist hierbey ein guter Schantz gerathen; dann als Sächsische den Braunschweigischen nachjagten, kam er herbey... fiel in den Sächsischen Tross, bekam alle Pagagi, Geld und herrliche Beuthen." (Gottfrid, 775a.)

*29 Es ist wol ehe ein Schantz verloren. - Petri, II, 279.

*30 Etwas in die Schanze schlagen. - Mathesy, 104b; Braun, I, 3799.

Es dem noch unentschiedenen, glücklichen oder unglücklichen Ausgang einer Unternehmung wagend aussetzen und dem Zufall preisgeben. Wenn von Schanze und Schlagen die Rede ist, denkt man zunächst an Krieg, an die Belagerung einer Festung; man stellt sich vor, wie der Wall erstürmt und die "Schanze" genommen wird. Und so ist es nach der obigen Redensart aus einem kriegerischen Vorgange herzuleiten. Sie hat aber einen andern Ursprung; sie lautet ja auch nicht: in der, sondern in die Schanze schlagen. Wenn jemand sein Glück in die Schanze schlägt, so hat dies mit dem Kriege noch gar nichts zu thun. Das Wort schlagen hat hier mit Schlacht und Schläge nichts zu schaffen, es steht uneigentlich wie in der Redensart: Etwas in den Wind schlagen, wobei niemand an Kampf und Krieg denkt. H. Sachs bedient sich des Wortes Schanze in den mannichfachsten Beziehungen. Er sagt: "Eine Schanze geht nach der andern hin (nämlich beim Spiel), eine Schanze nach der andern verlieren, eine Schanze übersehen, die Schanze ist ihm gerathen, seiner Schanze warten, in die Schanze schlagen, noch immer einen groben Mann eine schlechte Schanze hoch bringen kann", sogar in zeitwörtlicher Form wendet er es an: "es schanzt sich viel anders"; er bringt selbst den Teufel mit der "Schanze" in Verbindung, indem er einmal von einem Spieler sagt: "endlich verschlund ihm auch der Bock (=Teufel) in einer Schanze seinen Reitrock", d. h. er verspielte, denselben. Da nun "Schanze" hier nie vom Kriege, sondern meist vom Spiel gebraucht wird, so versteht man daraus, dass das Wort Schanze nicht unser deutsches, sondern das ursprünglich französische chance ist, wofür im Deutschen ein entsprechendes fehlt. Daraus erklärt sich der oben angegebene Sinn der Redensart: Etwas in die Schanze schlagen. In ähnlichem Sinne sagt H. Sachs einmal: Auf der Messe zu Frankfurt "wartet jeder Kaufmann seiner Schanz." (Vgl. Th. Elze, Aus den Untersuchungsacten der deutschen Sprachpolizei, in Ueber Land und Meer, XXVIII, 16.)

[Spaltenumbruch] eine Stunde auf offenem Markte verharren. Eine andere Strafe für zänkische Weiber, die sich mit Worten und Werken gegeneinander vergangen hatten, bestand darin, dass sie die „Schandsteine“ durch die Stadt tragen mussten. Doch hat sich das Tragen des Schandsteins nicht auf weibliche Personen beschränkt. Der Schandstein hatte auch nicht überall dieselbe Form. In Bautzen z. B. hatte er die einer Flasche (s. Flaschentragen), in Hamburg heisst er der „Ehrlose Block“, in Lübeck hatte er die Form einer Schüssel; in einigen Städten bestand er aus einem Halseisen, an dem ein brotförmiger Stein hing; daher die Redensart: Es ist ein schwerer Bissen Brot (s. Brot, Nachtr.). In Stettin musste er, nachdem er um den öffentlichen Markt getragen war, auf dem Kâk oder Pranger niedergelegt werden. (Dähnert, 401a.) Ausser den Marktfriedensbrechern und Verleumdern wurden an manchen Orten diejenigen zur Strafe, den Schandstein zu tragen, verurtheilt, welche die nächtliche Ruhe durch Strassenlärm gestört hatten. Diese Steine waren übrigens nicht leicht. Nach dem dortmunder und halberstädter Statut von 1348 sollten sie das Gewicht eines Centners haben. Waren die Verurtheilten wohlhabend, so konnten sie sich von der ihnen zuerkannten Busse durch einen Sack voll Hafer, der mit einem rothen Bande zugebunden sein musste, von dieser Strafe loskaufen. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.) (S. Hund 1600, Katze 742, Klapperstein und Lasterstein.)


Schandstündlein.

* Es ist um ein kleines Schandstündlein zu thun.

Auf die Zeit der Schmach wird Anerkennung und Ruhm folgen. „Es ist um ein kleines Schandstündlein zu thun, darnach werden eitel Ehr Jahre folgen.“ (Luther's Werke, III, 108.)


Schandthat.

Schandthaten lassen sich mit Schandworten nicht gut machen.Simrock, 8889.

So sehr diese Methode an der Tagesordnung ist.


Schandträger.

* Schandträger sein müssen.

„Die Augustiner mussten nun auch Schandtreger sein.“ (Luther's Werke, V, 90.)


Schanier.

* Er hat mich ganz aus dem Schanier (aus der Ordnung) gebracht.Idiot. Austr.


Schank.

Ûch äm en drech Schank bèisse sich de Hangt (Hunde). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 142.


Schänke (der).

Was der Schänke schenkt, hängt er am Schilde aus.

Ung.: Kinek mi szivében, ki tetszik szinében. (Gaal, 697.)


Schänke (die).

* Er hobelt in der Schänke mit seinem Steiss die Bänke.


Schanze.

1 Eine Schanze geht nach der andern hin.H. Sachs.

2 Es wart ein ieder seiner schantz.Franck, II, 62b.

3 Es wird nicht jedem die Schanze gewährt, die er begehrt.Fischart.

4 Jeder seh auff seine Schantz, eh er sorg vmb eines andern Tantz.Petri, II, 202; Riehl, Novellen, 234.

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6 Man muss nicht alles auf Eine Schanze setzen. (S. Nagel 34 und Reichthum 38.) – Petri, II, 520; Simrock, 8893.

Frz.: On ne met pas tout son rôt à une même broohe. (Masson, 368.)

It.: Non bisogna metter troppa carne al fuoco. (Masson, 368.)

Lat.: Ne bona tu pandis ratibus simul omnia mandes. (Hesiod.)

7 Man muss selber zur Schanze lugen.Geiler, Nsch., 24.

„ ... Es würde niemand kommen, der mir zu essen geben würde, ich muss selber zu der Schantz lugen.“ (Kloster, I, 355.)

8 Man schenkt keinem die Schanz, alle müssen an den Todtentanz.Fischart, Prakt.

9 Mit der Schanze einmal versehen, ist für immer um die Ehre geschehen.

10 Sihe fleissig auff dein eigen schantz, bekümmer dich nicht vmb frembden tantz.Henisch, 830, 60; Petri, II, 523.

[Spaltenumbruch] 11 Wenn du Eine Schanze verlierst, so hab' auf die andere Acht.

12 Wer zuerst auf der Schanze, nimmt die Fahne.

Ung.: Megelozés, gyozes. (Gaal, 376.)

13 Wirst du die Schantz einmal versehen, so ists vmb dein gerücht geschehen.Henisch, 1525, 30.

*14 Alles in die Schanze schlagen.Eiselein, 544.

Aufs Spiel setzen. Französisch chance = der Einsatz zum Spiel, das Spiel selbst. (Vgl. Sanders, Fremdwörterbuch, I, 196; Hoefer, Claws Bur, 505; Sandvoss, Sprichwörterlese, 91.)

Lat.: Omnium rerum periculum facere. (Eiselein, 544.)

*15 Auf seiner Schanze stehen.Eiselein, 545.

Lat.: Rebus suis attentum esse. (Eiselein, 545.)

*16 Die schantz vbersehen.Grimmelshausen, Springinsfeld; Rollwagenbüchlein, XCVIII; Körte, 5264b.

Die für den Betreffenden glücklichen Umstände unbeachtet und unbenutzt vorübergehen lassen.

*17 Die Schanze ist ihm gerathen.H. Sachs.

„Er sagte: Die Schantz sey ihm gerathen.“ (Hueber, 17.) D. h. die Sache sei gelungen.

*18 Die Schanze ist verkehrt.Eiselein, 545.

*19 Die Schanze treffen.H. Sachs.

*20 Die Schanze wagen.Brandt, Nsch., 24.

„Wer hohen Dingen stellet noch, der muss die Schantz auch wagen hoch.“ (Kloster, I, 351.)

*21 Eine frische Schanze wagen.Gottfrid, 19b.

*22 Eine Schanze nach der andern verlieren.H. Sachs.

*23 Einem auf die Schanze warten.

„Hergegen die Hertzoge von Pommern den Merckern, wo sie am besten vermöcht, auff die Schantze gewartet, jhrer viel erschlagen.“ (Friedborn, 111.)

*24 Er hat die Schanze verloren.Eiselein, 508.

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*25 Er hat seine Schanze schlecht versehen.

Frz.: Il a fait une école. (Kritzinger, 258.)

*26 Er kann keine böse Schanze machen.Körte, 5264c.

*27 Er würt einmal die schantz übersehen.Franck, I, 52a.

*28 Es ist ihm ein guter Schantz gerathen.

„Im Schmalkaldischen krieg war der herr von Weissberg befehlshaber eines heeres von 1200 reitern, die Bremen belagern wollten.... Dem von Weissberg ist hierbey ein guter Schantz gerathen; dann als Sächsische den Braunschweigischen nachjagten, kam er herbey... fiel in den Sächsischen Tross, bekam alle Pagagi, Geld und herrliche Beuthen.“ (Gottfrid, 775a.)

*29 Es ist wol ehe ein Schantz verloren.Petri, II, 279.

*30 Etwas in die Schanze schlagen.Mathesy, 104b; Braun, I, 3799.

Es dem noch unentschiedenen, glücklichen oder unglücklichen Ausgang einer Unternehmung wagend aussetzen und dem Zufall preisgeben. Wenn von Schanze und Schlagen die Rede ist, denkt man zunächst an Krieg, an die Belagerung einer Festung; man stellt sich vor, wie der Wall erstürmt und die „Schanze“ genommen wird. Und so ist es nach der obigen Redensart aus einem kriegerischen Vorgange herzuleiten. Sie hat aber einen andern Ursprung; sie lautet ja auch nicht: in der, sondern in die Schanze schlagen. Wenn jemand sein Glück in die Schanze schlägt, so hat dies mit dem Kriege noch gar nichts zu thun. Das Wort schlagen hat hier mit Schlacht und Schläge nichts zu schaffen, es steht uneigentlich wie in der Redensart: Etwas in den Wind schlagen, wobei niemand an Kampf und Krieg denkt. H. Sachs bedient sich des Wortes Schanze in den mannichfachsten Beziehungen. Er sagt: „Eine Schanze geht nach der andern hin (nämlich beim Spiel), eine Schanze nach der andern verlieren, eine Schanze übersehen, die Schanze ist ihm gerathen, seiner Schanze warten, in die Schanze schlagen, noch immer einen groben Mann eine schlechte Schanze hoch bringen kann“, sogar in zeitwörtlicher Form wendet er es an: „es schanzt sich viel anders“; er bringt selbst den Teufel mit der „Schanze“ in Verbindung, indem er einmal von einem Spieler sagt: „endlich verschlund ihm auch der Bock (=Teufel) in einer Schanze seinen Reitrock“, d. h. er verspielte, denselben. Da nun „Schanze“ hier nie vom Kriege, sondern meist vom Spiel gebraucht wird, so versteht man daraus, dass das Wort Schanze nicht unser deutsches, sondern das ursprünglich französische chance ist, wofür im Deutschen ein entsprechendes fehlt. Daraus erklärt sich der oben angegebene Sinn der Redensart: Etwas in die Schanze schlagen. In ähnlichem Sinne sagt H. Sachs einmal: Auf der Messe zu Frankfurt „wartet jeder Kaufmann seiner Schanz.“ (Vgl. Th. Elze, Aus den Untersuchungsacten der deutschen Sprachpolizei, in Ueber Land und Meer, XXVIII, 16.)

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[[51]/0057] eine Stunde auf offenem Markte verharren. Eine andere Strafe für zänkische Weiber, die sich mit Worten und Werken gegeneinander vergangen hatten, bestand darin, dass sie die „Schandsteine“ durch die Stadt tragen mussten. Doch hat sich das Tragen des Schandsteins nicht auf weibliche Personen beschränkt. Der Schandstein hatte auch nicht überall dieselbe Form. In Bautzen z. B. hatte er die einer Flasche (s. Flaschentragen), in Hamburg heisst er der „Ehrlose Block“, in Lübeck hatte er die Form einer Schüssel; in einigen Städten bestand er aus einem Halseisen, an dem ein brotförmiger Stein hing; daher die Redensart: Es ist ein schwerer Bissen Brot (s. Brot, Nachtr.). In Stettin musste er, nachdem er um den öffentlichen Markt getragen war, auf dem Kâk oder Pranger niedergelegt werden. (Dähnert, 401a.) Ausser den Marktfriedensbrechern und Verleumdern wurden an manchen Orten diejenigen zur Strafe, den Schandstein zu tragen, verurtheilt, welche die nächtliche Ruhe durch Strassenlärm gestört hatten. Diese Steine waren übrigens nicht leicht. Nach dem dortmunder und halberstädter Statut von 1348 sollten sie das Gewicht eines Centners haben. Waren die Verurtheilten wohlhabend, so konnten sie sich von der ihnen zuerkannten Busse durch einen Sack voll Hafer, der mit einem rothen Bande zugebunden sein musste, von dieser Strafe loskaufen. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.) (S. Hund 1600, Katze 742, Klapperstein und Lasterstein.) Schandstündlein. * Es ist um ein kleines Schandstündlein zu thun. Auf die Zeit der Schmach wird Anerkennung und Ruhm folgen. „Es ist um ein kleines Schandstündlein zu thun, darnach werden eitel Ehr Jahre folgen.“ (Luther's Werke, III, 108.) Schandthat. Schandthaten lassen sich mit Schandworten nicht gut machen. – Simrock, 8889. So sehr diese Methode an der Tagesordnung ist. Schandträger. * Schandträger sein müssen. „Die Augustiner mussten nun auch Schandtreger sein.“ (Luther's Werke, V, 90.) Schanier. * Er hat mich ganz aus dem Schanier (aus der Ordnung) gebracht. – Idiot. Austr. Schank. Ûch äm en drech Schank bèisse sich de Hangt (Hunde). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 142. Schänke (der). Was der Schänke schenkt, hängt er am Schilde aus. Ung.: Kinek mi szivében, ki tetszik szinében. (Gaal, 697.) Schänke (die). * Er hobelt in der Schänke mit seinem Steiss die Bänke. Schanze. 1 Eine Schanze geht nach der andern hin. – H. Sachs. 2 Es wart ein ieder seiner schantz. – Franck, II, 62b. 3 Es wird nicht jedem die Schanze gewährt, die er begehrt. – Fischart. 4 Jeder seh auff seine Schantz, eh er sorg vmb eines andern Tantz. – Petri, II, 202; Riehl, Novellen, 234. Lat.: Te primo benedic, nam presbyter ipse facit sic. (Altdorf, 34; Binder II, 3291.) 5 Kompt ein Schantz, es kommen jhr mehr. – Petri, II, 426. 6 Man muss nicht alles auf Eine Schanze setzen. (S. Nagel 34 und Reichthum 38.) – Petri, II, 520; Simrock, 8893. Frz.: On ne met pas tout son rôt à une même broohe. (Masson, 368.) It.: Non bisogna metter troppa carne al fuoco. (Masson, 368.) Lat.: Ne bona tu pandis ratibus simul omnia mandes. (Hesiod.) 7 Man muss selber zur Schanze lugen. – Geiler, Nsch., 24. „ ... Es würde niemand kommen, der mir zu essen geben würde, ich muss selber zu der Schantz lugen.“ (Kloster, I, 355.) 8 Man schenkt keinem die Schanz, alle müssen an den Todtentanz. – Fischart, Prakt. 9 Mit der Schanze einmal versehen, ist für immer um die Ehre geschehen. 10 Sihe fleissig auff dein eigen schantz, bekümmer dich nicht vmb frembden tantz. – Henisch, 830, 60; Petri, II, 523. 11 Wenn du Eine Schanze verlierst, so hab' auf die andere Acht. 12 Wer zuerst auf der Schanze, nimmt die Fahne. Ung.: Megelozés, gyozes. (Gaal, 376.) 13 Wirst du die Schantz einmal versehen, so ists vmb dein gerücht geschehen. – Henisch, 1525, 30. *14 Alles in die Schanze schlagen. – Eiselein, 544. Aufs Spiel setzen. Französisch chance = der Einsatz zum Spiel, das Spiel selbst. (Vgl. Sanders, Fremdwörterbuch, I, 196; Hoefer, Claws Bur, 505; Sandvoss, Sprichwörterlese, 91.) Lat.: Omnium rerum periculum facere. (Eiselein, 544.) *15 Auf seiner Schanze stehen. – Eiselein, 545. Lat.: Rebus suis attentum esse. (Eiselein, 545.) *16 Die schantz vbersehen. – Grimmelshausen, Springinsfeld; Rollwagenbüchlein, XCVIII; Körte, 5264b. Die für den Betreffenden glücklichen Umstände unbeachtet und unbenutzt vorübergehen lassen. *17 Die Schanze ist ihm gerathen. – H. Sachs. „Er sagte: Die Schantz sey ihm gerathen.“ (Hueber, 17.) D. h. die Sache sei gelungen. *18 Die Schanze ist verkehrt. – Eiselein, 545. *19 Die Schanze treffen. – H. Sachs. *20 Die Schanze wagen. – Brandt, Nsch., 24. „Wer hohen Dingen stellet noch, der muss die Schantz auch wagen hoch.“ (Kloster, I, 351.) *21 Eine frische Schanze wagen. – Gottfrid, 19b. *22 Eine Schanze nach der andern verlieren. – H. Sachs. *23 Einem auf die Schanze warten. „Hergegen die Hertzoge von Pommern den Merckern, wo sie am besten vermöcht, auff die Schantze gewartet, jhrer viel erschlagen.“ (Friedborn, 111.) *24 Er hat die Schanze verloren. – Eiselein, 508. Ist erlegen, überwunden. (S. Pfeife 61.) *25 Er hat seine Schanze schlecht versehen. Frz.: Il a fait une école. (Kritzinger, 258.) *26 Er kann keine böse Schanze machen. – Körte, 5264c. *27 Er würt einmal die schantz übersehen. – Franck, I, 52a. *28 Es ist ihm ein guter Schantz gerathen. „Im Schmalkaldischen krieg war der herr von Weissberg befehlshaber eines heeres von 1200 reitern, die Bremen belagern wollten.... Dem von Weissberg ist hierbey ein guter Schantz gerathen; dann als Sächsische den Braunschweigischen nachjagten, kam er herbey... fiel in den Sächsischen Tross, bekam alle Pagagi, Geld und herrliche Beuthen.“ (Gottfrid, 775a.) *29 Es ist wol ehe ein Schantz verloren. – Petri, II, 279. *30 Etwas in die Schanze schlagen. – Mathesy, 104b; Braun, I, 3799. Es dem noch unentschiedenen, glücklichen oder unglücklichen Ausgang einer Unternehmung wagend aussetzen und dem Zufall preisgeben. Wenn von Schanze und Schlagen die Rede ist, denkt man zunächst an Krieg, an die Belagerung einer Festung; man stellt sich vor, wie der Wall erstürmt und die „Schanze“ genommen wird. Und so ist es nach der obigen Redensart aus einem kriegerischen Vorgange herzuleiten. Sie hat aber einen andern Ursprung; sie lautet ja auch nicht: in der, sondern in die Schanze schlagen. Wenn jemand sein Glück in die Schanze schlägt, so hat dies mit dem Kriege noch gar nichts zu thun. Das Wort schlagen hat hier mit Schlacht und Schläge nichts zu schaffen, es steht uneigentlich wie in der Redensart: Etwas in den Wind schlagen, wobei niemand an Kampf und Krieg denkt. H. Sachs bedient sich des Wortes Schanze in den mannichfachsten Beziehungen. Er sagt: „Eine Schanze geht nach der andern hin (nämlich beim Spiel), eine Schanze nach der andern verlieren, eine Schanze übersehen, die Schanze ist ihm gerathen, seiner Schanze warten, in die Schanze schlagen, noch immer einen groben Mann eine schlechte Schanze hoch bringen kann“, sogar in zeitwörtlicher Form wendet er es an: „es schanzt sich viel anders“; er bringt selbst den Teufel mit der „Schanze“ in Verbindung, indem er einmal von einem Spieler sagt: „endlich verschlund ihm auch der Bock (=Teufel) in einer Schanze seinen Reitrock“, d. h. er verspielte, denselben. Da nun „Schanze“ hier nie vom Kriege, sondern meist vom Spiel gebraucht wird, so versteht man daraus, dass das Wort Schanze nicht unser deutsches, sondern das ursprünglich französische chance ist, wofür im Deutschen ein entsprechendes fehlt. Daraus erklärt sich der oben angegebene Sinn der Redensart: Etwas in die Schanze schlagen. In ähnlichem Sinne sagt H. Sachs einmal: Auf der Messe zu Frankfurt „wartet jeder Kaufmann seiner Schanz.“ (Vgl. Th. Elze, Aus den Untersuchungsacten der deutschen Sprachpolizei, in Ueber Land und Meer, XXVIII, 16.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/57>, abgerufen am 28.11.2024.