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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *192 Mit'r Döre in't Hus fall'n. - Kern, 1087; Eichwald, 286; hochdeutsch bei Braun, I, 4509.

Um den Gedanken des Plötzlichen, Unerwarteten, Unvorbereiteten auszudrücken, bedient man sich in Warschau der jüdisch-deutschen Redensart: Kümm ich herein mit meine Füsselech' klein (blos), die aus einem sogenannten Purimspiel entnommen ist, wo ein Monolog mit diesen Worten anfängt.

Frz.: Vous etes trop chaud pour abbruver. (Kritzinger, 2b.)

*193 Nach der Thür gehen und den Ofen treffen. - Hanzely, 1.

Fehl gehen, irren.

*194 Sich nach der Thür umsehen.

Zu entkommen suchen, weil man sich an dem Orte nicht wohl befindet.

Frz.: Regarder la porte. (Kritzinger, 550b.)

*195 Sich zwischen Thür und Angel legen (stecken).

Z. B. zwischen Eheleuten Streit erregen.

*196 Sie gehen alle durch dieselbe Thür ein.

Holl.: Zij gaan dezelfde deur in. (Harrebomee, II, 129a.)

*197 Sie öffnet jedem die Thür.

*198 Sie verschliesst keinem die Thür.

Von Frauenzimmern, die für jedermann zu haben sind.

Lat.: Dotatim se dare. (Faselius, 57.)

*199 Sind alle Thüren zu?

Holl.: Zijn de poorten al toe? (Harrebomee, II, 193a.)

*200 Thür und Thor öffnen.

Lat.: Fibulam laxare. Tertullian sagt von einem Frauenzimmer: Voluntariis delictis fibulam laxat, sie öffnet der Wollust Thür und Thor. (Faselius, 89.)

*201 Var mein Thür wett auch a muhl die Sünn' scheinen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Drückt die Hoffnung auf bessere Tage aus.

*202 Vnder der thür grüssen. - Egenolff, 294a; Sutor, 738.

Lat.: A limine salmiare (salutare).

*203 Vnter der Thüren stehen vnnd das fenster stets am Halse haben. - Mathesy, 200b.

*204 Von Thür zu Thür gehen. - Eiselein, 596; Braun, I, 4516.

*205 Vor der eigenen Thür fegen.

Holl.: Hij veegt voor zijne eigene deur. (Harrebomee, II, 128b.)

*206 Vor der Thür eines Tauben singen.

Holl.: Het is al voor eens dooven mans deur gezongen. (Harrebomee, I, 128b.)

*207 Vor der Thür ist draussen. - Eiselein, 595.

Um jemand zu sagen, dass er sich entfernen möge, um nicht hinausbefördert zu werden.

*208 Vor der Thür ist sein. - Braun, I, 4518.

*209 Vor der Thür sein.

In der Nähe.

*210 Vor fremden Thüren kehren und vor der eigenen den Schmuz liegen lassen.

Lat.: Stultum est aliena sic appetere, ut de nostris periodi temur. (Philippi, II, 202.)

*211 Vor fremder Thür kehren und seine eigene nicht rein halten.

Fehler an andern erkennen und rügen, ohne die eigenen zu bemerken.

*212 Vor jemand die Thür schliessen.

Holl.: Voor iemand de deur sluiten. (Harrebomee, I, 129a.)

*213 Wann er die thür zuthut, so ists hauss vbel verwart. - Franck, II, 20b; Eiselein, 596; Körte, 5979g.

Von einem, der starke Neigung zu fremdem Eigenthum hat.

*214 Wenn er die Thür geschlossen hat, so ist das Haus wohl verwahrt.

Holl.: Als hij die deur toedoet, zoo is het huis wel bewaart. (Harrebomee, I, 127.)

*215 Wenn es vor seiner Thür regnet, so meint er, es regne überall.

*216 Wenn man ihn zur Thür1 hinaustreibt, kommt er zum Fenster wieder herein.

1) Bei den Osmanen statt dessen: zum Schornstein. (Schlechta, 343.)

*217 Wo er recht in die Thür sieht, wird die Frau nicht im Kindbett sterben.

Scherzweise von einem Schielenden, weil der eben nicht recht hineinsehen kann.

Holl.: Daar hij regt in de deur ziet, daar zal de vrouw niet van het kind sterven. (Harrebomee, I, 127a.)

*218 Zu derselben Thür eingehen.

*219 Zur andern Thür eingehen.

"Ich schwöre Stein und Bein, zur andern Thür bald einzugehn." (Keller, 158b.)

[Spaltenumbruch] *220 Zur rechten thür eingehen. - Franck, I, 72b; Egenolff, 190a.

Willkommen sein.

*221 Zwischen thür vnd angel kommen (stecken). - Franck, II, 64b; Gruter, I, 89; Lehmann, II, 903, 46; Dür. Chronika, 268; Eiselein, 596; Körte, 5976; Braun, I, 4508; Philippi, I, 14; Lohrengel, II, 525; Sailer, 306; Suringar, 97, 8.

In seinem Entschluss schwanken. Sich in einer peinlichen, verzweifelten Lage, in der Klemme befinden, nicht wissen, welchen Weg man einschlagen, welches von zwei Uebeln man wählen soll u. s. w. "Ein Sprichwort ist lang gesait: wer twischen tür vnd angel stöszt seinen vinger vnvertzagt, der gwint an frewden mangel." (Suchenwirth's Werke, Wien 1827, XXXII, 89.)

Engl.: He is between too swords. - To be between two fires.

Frz.: Comme un brochet dans le tiroir d'une commode, comme un ane qui aune tete de chardon dans le deriere, a qui l'on a attache une fusee aux fesses. - Entre chien et loup. (Leroux, I, 116.) Entre deux feux. - Etre entre l'enclaume et le marteau. (Kritzinger, 269b.) - Il est a l'aise comme le diable dans un benetier. - Il est comme le poisson, hors de l'eau. (Masson, 342.) - Il est comme un pou entre deux ongles. - Il est comme une carpe sur un grenier. - Je suis la gaufre, dans cette affaire. (Kritzinger, 12b.) - Le voila dans de beaux draps dans le petrin. - Ne savoir a quelle sauce manger ce poisson. - Ne savoir ou donner de la tete. - Ne savoir sur quel piu danser. Tenir le loup par le oreilles. (Marin, 27.)

Holl.: Tusschen de haag en de gracht. (Harrebomee, I, 256.)

It.: Trovarsi tra due fuochi.

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. - Auribus lupum tenet. (Terenz.) (Binder I, 112; II, 292; Philippi, I, 50; Seybold, 47; Hauer, L2.) - De filo, vel e pilo pendet. (Hanzely, 103; Philippi, I, 15.) - In puteo constrictus. (Philippi, I, 202; Seybold, 254.) - In puteo constrictus est. (Binder I, 772; II, 1463; Seybold, 248.) - Inter malleum et incudem esse versari. (Binder II, 1534; Erasm., 239; Lang, 810; Philippi, I, 206; Tappius, 736.) - Inter Orci cancros adhaerere. (Binder 11, 1536.) - Inter spem et desperationem hae sitare. (Binder II, 1540.) - Intra sacrum et saxum stare. (Plautus.) (Binder II, 1546.) - Lupum auribus tenere. (Frob., 421; Philippi, I, 230.)

Schwed.: Han star emellam hammar och städ. (Grubb, 308.) - Wara mellan twänne eldar. (Marin, 27.)


Thürängeln, s. Türengeln.

Thurgau.

1 Poch, Thurgau, poch; schaff' ich nichts, so zehr' ich doch. - Kirchhofer, 118; Körte, 5981; Körte2, 7499.

Kirchhofer bemerkt mit den Worten einer alten Chronik: "Aus dem nämlichen guten Willen, den die Thurgauer zum Kriege wie zur Arbeit haben, wo sie oft die ersten im Harnisch und die letzten in der Besoldung sind, ist dies Sprichwort hervorgegangen. Man ersieht hieraus, dass dabei nicht wie Körte a. a. O. annahm, an Torgau (Elbfestung) zu denken ist."

*2 Wir sind nicht im Thurgau.


Thurgaueln.

* Er thurgäuelet.

Er ist tröl- oder processsüchtig. Trölen hat eine Menge von Bedeutungen; die zu Grunde liegende ist, runde Sachen schieben, wälzen, fortwälzen, dann walzen, mit einer Walze bearbeiten, ferner eine Sache durch Umtriebe in die Länge ziehen, Rechtshändel führen u. s. w. (Vgl. Stalder, I, 307.)


Thurgauer.

* Er ist ein rechter Thurgauer.


Thüringen.

1 Also thut man in Thüringen sägen: nach grosser trücken kommt grosser rägen.

Lat.: Exundas pluuia, sequitur post tempora sicca. (Loci comm., 77.)

2 Thüringen hat an drei Dingen Freud': an Weizen, Woll' und Waid.

Lat.: Conciliare solent tria W nomenque dedusque, Waid, Woll' und Weizen, terra Thuringia, tibi.


Thüringer.

1 Dem Thüringer der Hering g'fällt, weil er'n für einen Schinken hält. - Binder III, 3695.

2 Die Thüringer heissen Heringsnasen, weil sie lieber Heringe als gebratene Vögel essen. - Hesekiel, 10.

3 Es können sich drei Thüringer an einer Heringsnase behelfen und noch eine Suppe davon machen.

Die Thüringer werden insgemein Heringsnasen genannt. Die Meissnische Landeschronik von Peter Albinus (1859) erzählt die Veranlassung zu dieser Stichelrede

[Spaltenumbruch] *192 Mit'r Döre in't Hus fall'n.Kern, 1087; Eichwald, 286; hochdeutsch bei Braun, I, 4509.

Um den Gedanken des Plötzlichen, Unerwarteten, Unvorbereiteten auszudrücken, bedient man sich in Warschau der jüdisch-deutschen Redensart: Kümm ich herein mit meine Füsselech' klein (blos), die aus einem sogenannten Purimspiel entnommen ist, wo ein Monolog mit diesen Worten anfängt.

Frz.: Vous étes trop chaud pour abbruver. (Kritzinger, 2b.)

*193 Nach der Thür gehen und den Ofen treffen.Hanzely, 1.

Fehl gehen, irren.

*194 Sich nach der Thür umsehen.

Zu entkommen suchen, weil man sich an dem Orte nicht wohl befindet.

Frz.: Regarder la porte. (Kritzinger, 550b.)

*195 Sich zwischen Thür und Angel legen (stecken).

Z. B. zwischen Eheleuten Streit erregen.

*196 Sie gehen alle durch dieselbe Thür ein.

Holl.: Zij gaan dezelfde deur in. (Harrebomée, II, 129a.)

*197 Sie öffnet jedem die Thür.

*198 Sie verschliesst keinem die Thür.

Von Frauenzimmern, die für jedermann zu haben sind.

Lat.: Dotatim se dare. (Faselius, 57.)

*199 Sind alle Thüren zu?

Holl.: Zijn de poorten al toe? (Harrebomée, II, 193a.)

*200 Thür und Thor öffnen.

Lat.: Fibulam laxare. Tertullian sagt von einem Frauenzimmer: Voluntariis delictis fibulam laxat, sie öffnet der Wollust Thür und Thor. (Faselius, 89.)

*201 Var mein Thür wett auch a muhl die Sünn' scheinen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Drückt die Hoffnung auf bessere Tage aus.

*202 Vnder der thür grüssen.Egenolff, 294a; Sutor, 738.

Lat.: A limine salmiare (salutare).

*203 Vnter der Thüren stehen vnnd das fenster stets am Halse haben.Mathesy, 200b.

*204 Von Thür zu Thür gehen.Eiselein, 596; Braun, I, 4516.

*205 Vor der eigenen Thür fegen.

Holl.: Hij veegt voor zijne eigene deur. (Harrebomée, II, 128b.)

*206 Vor der Thür eines Tauben singen.

Holl.: Het is al voor eens dooven mans deur gezongen. (Harrebomée, I, 128b.)

*207 Vor der Thür ist draussen.Eiselein, 595.

Um jemand zu sagen, dass er sich entfernen möge, um nicht hinausbefördert zu werden.

*208 Vor der Thür ist sein.Braun, I, 4518.

*209 Vor der Thür sein.

In der Nähe.

*210 Vor fremden Thüren kehren und vor der eigenen den Schmuz liegen lassen.

Lat.: Stultum est aliena sic appetere, ut de nostris periodi temur. (Philippi, II, 202.)

*211 Vor fremder Thür kehren und seine eigene nicht rein halten.

Fehler an andern erkennen und rügen, ohne die eigenen zu bemerken.

*212 Vor jemand die Thür schliessen.

Holl.: Voor iemand de deur sluiten. (Harrebomée, I, 129a.)

*213 Wann er die thür zuthut, so ists hauss vbel verwart.Franck, II, 20b; Eiselein, 596; Körte, 5979g.

Von einem, der starke Neigung zu fremdem Eigenthum hat.

*214 Wenn er die Thür geschlossen hat, so ist das Haus wohl verwahrt.

Holl.: Als hij die deur toedoet, zoo is het huis wel bewaart. (Harrebomée, I, 127.)

*215 Wenn es vor seiner Thür regnet, so meint er, es regne überall.

*216 Wenn man ihn zur Thür1 hinaustreibt, kommt er zum Fenster wieder herein.

1) Bei den Osmanen statt dessen: zum Schornstein. (Schlechta, 343.)

*217 Wo er recht in die Thür sieht, wird die Frau nicht im Kindbett sterben.

Scherzweise von einem Schielenden, weil der eben nicht recht hineinsehen kann.

Holl.: Daar hij regt in de deur ziet, daar zal de vrouw niet van het kind sterven. (Harrebomée, I, 127a.)

*218 Zu derselben Thür eingehen.

*219 Zur andern Thür eingehen.

„Ich schwöre Stein und Bein, zur andern Thür bald einzugehn.“ (Keller, 158b.)

[Spaltenumbruch] *220 Zur rechten thür eingehen.Franck, I, 72b; Egenolff, 190a.

Willkommen sein.

*221 Zwischen thür vnd angel kommen (stecken).Franck, II, 64b; Gruter, I, 89; Lehmann, II, 903, 46; Dür. Chronika, 268; Eiselein, 596; Körte, 5976; Braun, I, 4508; Philippi, I, 14; Lohrengel, II, 525; Sailer, 306; Suringar, 97, 8.

In seinem Entschluss schwanken. Sich in einer peinlichen, verzweifelten Lage, in der Klemme befinden, nicht wissen, welchen Weg man einschlagen, welches von zwei Uebeln man wählen soll u. s. w. „Ein Sprichwort ist lang gesait: wer twischen tür vnd angel stöszt seinen vinger vnvertzagt, der gwint an frewden mangel.“ (Suchenwirth's Werke, Wien 1827, XXXII, 89.)

Engl.: He is between too swords. – To be between two fires.

Frz.: Comme un brochet dans le tiroir d'une commode, comme un âne qui aune tête de chardon dans le derière, à qui l'on a attache une fusée aux fesses. – Entre chien et loup. (Leroux, I, 116.) Entre deux feux. – Etre entre l'enclûme et le marteau. (Kritzinger, 269b.) – Il est à l'aise comme le diable dans un bénétier. – Il est comme le poisson, hors de l'eau. (Masson, 342.) – Il est comme un pou entre deux ongles. – Il est comme une carpe sur un grenier. – Je suis la gaufre, dans cette affaire. (Kritzinger, 12b.) – Le voilà dans de beaux draps dans le petrin. – Ne savoir à quelle sauce manger ce poisson. – Ne savoir où donner de la tête. – Ne savoir sur quel piu danser. Tenir le loup par le oreilles. (Marin, 27.)

Holl.: Tusschen de haag en de gracht. (Harrebomée, I, 256.)

It.: Trovarsi tra due fuochi.

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. – Auribus lupum tenet. (Terenz.) (Binder I, 112; II, 292; Philippi, I, 50; Seybold, 47; Hauer, L2.) – De filo, vel e pilo pendet. (Hanzely, 103; Philippi, I, 15.) – In puteo constrictus. (Philippi, I, 202; Seybold, 254.) – In puteo constrictus est. (Binder I, 772; II, 1463; Seybold, 248.) – Inter malleum et incudem esse versari. (Binder II, 1534; Erasm., 239; Lang, 810; Philippi, I, 206; Tappius, 736.) – Inter Orci cancros adhaerere. (Binder 11, 1536.) – Inter spem et desperationem hae sitare. (Binder II, 1540.) – Intra sacrum et saxum stare. (Plautus.) (Binder II, 1546.) – Lupum auribus tenere. (Frob., 421; Philippi, I, 230.)

Schwed.: Han står emellam hammar och städ. (Grubb, 308.) – Wara mellan twänne eldar. (Marin, 27.)


Thürängeln, s. Türengeln.

Thurgau.

1 Poch, Thurgau, poch; schaff' ich nichts, so zehr' ich doch.Kirchhofer, 118; Körte, 5981; Körte2, 7499.

Kirchhofer bemerkt mit den Worten einer alten Chronik: „Aus dem nämlichen guten Willen, den die Thurgauer zum Kriege wie zur Arbeit haben, wo sie oft die ersten im Harnisch und die letzten in der Besoldung sind, ist dies Sprichwort hervorgegangen. Man ersieht hieraus, dass dabei nicht wie Körte a. a. O. annahm, an Torgau (Elbfestung) zu denken ist.“

*2 Wir sind nicht im Thurgau.


Thurgaueln.

* Er thurgäuelet.

Er ist tröl- oder processsüchtig. Trölen hat eine Menge von Bedeutungen; die zu Grunde liegende ist, runde Sachen schieben, wälzen, fortwälzen, dann walzen, mit einer Walze bearbeiten, ferner eine Sache durch Umtriebe in die Länge ziehen, Rechtshändel führen u. s. w. (Vgl. Stalder, I, 307.)


Thurgauer.

* Er ist ein rechter Thurgauer.


Thüringen.

1 Also thut man in Thüringen sägen: nach grosser trücken kommt grosser rägen.

Lat.: Exundas pluuia, sequitur post tempora sicca. (Loci comm., 77.)

2 Thüringen hat an drei Dingen Freud': an Weizen, Woll' und Waid.

Lat.: Conciliare solent tria W nomenque dedusque, Waid, Woll' und Weizen, terra Thuringia, tibi.


Thüringer.

1 Dem Thüringer der Hering g'fällt, weil er'n für einen Schinken hält.Binder III, 3695.

2 Die Thüringer heissen Heringsnasen, weil sie lieber Heringe als gebratene Vögel essen.Hesekiel, 10.

3 Es können sich drei Thüringer an einer Heringsnase behelfen und noch eine Suppe davon machen.

Die Thüringer werden insgemein Heringsnasen genannt. Die Meissnische Landeschronik von Peter Albinus (1859) erzählt die Veranlassung zu dieser Stichelrede

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[[600]/0606] *192 Mit'r Döre in't Hus fall'n. – Kern, 1087; Eichwald, 286; hochdeutsch bei Braun, I, 4509. Um den Gedanken des Plötzlichen, Unerwarteten, Unvorbereiteten auszudrücken, bedient man sich in Warschau der jüdisch-deutschen Redensart: Kümm ich herein mit meine Füsselech' klein (blos), die aus einem sogenannten Purimspiel entnommen ist, wo ein Monolog mit diesen Worten anfängt. Frz.: Vous étes trop chaud pour abbruver. (Kritzinger, 2b.) *193 Nach der Thür gehen und den Ofen treffen. – Hanzely, 1. Fehl gehen, irren. *194 Sich nach der Thür umsehen. Zu entkommen suchen, weil man sich an dem Orte nicht wohl befindet. Frz.: Regarder la porte. (Kritzinger, 550b.) *195 Sich zwischen Thür und Angel legen (stecken). Z. B. zwischen Eheleuten Streit erregen. *196 Sie gehen alle durch dieselbe Thür ein. Holl.: Zij gaan dezelfde deur in. (Harrebomée, II, 129a.) *197 Sie öffnet jedem die Thür. *198 Sie verschliesst keinem die Thür. Von Frauenzimmern, die für jedermann zu haben sind. Lat.: Dotatim se dare. (Faselius, 57.) *199 Sind alle Thüren zu? Holl.: Zijn de poorten al toe? (Harrebomée, II, 193a.) *200 Thür und Thor öffnen. Lat.: Fibulam laxare. Tertullian sagt von einem Frauenzimmer: Voluntariis delictis fibulam laxat, sie öffnet der Wollust Thür und Thor. (Faselius, 89.) *201 Var mein Thür wett auch a muhl die Sünn' scheinen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Drückt die Hoffnung auf bessere Tage aus. *202 Vnder der thür grüssen. – Egenolff, 294a; Sutor, 738. Lat.: A limine salmiare (salutare). *203 Vnter der Thüren stehen vnnd das fenster stets am Halse haben. – Mathesy, 200b. *204 Von Thür zu Thür gehen. – Eiselein, 596; Braun, I, 4516. *205 Vor der eigenen Thür fegen. Holl.: Hij veegt voor zijne eigene deur. (Harrebomée, II, 128b.) *206 Vor der Thür eines Tauben singen. Holl.: Het is al voor eens dooven mans deur gezongen. (Harrebomée, I, 128b.) *207 Vor der Thür ist draussen. – Eiselein, 595. Um jemand zu sagen, dass er sich entfernen möge, um nicht hinausbefördert zu werden. *208 Vor der Thür ist sein. – Braun, I, 4518. *209 Vor der Thür sein. In der Nähe. *210 Vor fremden Thüren kehren und vor der eigenen den Schmuz liegen lassen. Lat.: Stultum est aliena sic appetere, ut de nostris periodi temur. (Philippi, II, 202.) *211 Vor fremder Thür kehren und seine eigene nicht rein halten. Fehler an andern erkennen und rügen, ohne die eigenen zu bemerken. *212 Vor jemand die Thür schliessen. Holl.: Voor iemand de deur sluiten. (Harrebomée, I, 129a.) *213 Wann er die thür zuthut, so ists hauss vbel verwart. – Franck, II, 20b; Eiselein, 596; Körte, 5979g. Von einem, der starke Neigung zu fremdem Eigenthum hat. *214 Wenn er die Thür geschlossen hat, so ist das Haus wohl verwahrt. Holl.: Als hij die deur toedoet, zoo is het huis wel bewaart. (Harrebomée, I, 127.) *215 Wenn es vor seiner Thür regnet, so meint er, es regne überall. *216 Wenn man ihn zur Thür1 hinaustreibt, kommt er zum Fenster wieder herein. 1) Bei den Osmanen statt dessen: zum Schornstein. (Schlechta, 343.) *217 Wo er recht in die Thür sieht, wird die Frau nicht im Kindbett sterben. Scherzweise von einem Schielenden, weil der eben nicht recht hineinsehen kann. Holl.: Daar hij regt in de deur ziet, daar zal de vrouw niet van het kind sterven. (Harrebomée, I, 127a.) *218 Zu derselben Thür eingehen. *219 Zur andern Thür eingehen. „Ich schwöre Stein und Bein, zur andern Thür bald einzugehn.“ (Keller, 158b.) *220 Zur rechten thür eingehen. – Franck, I, 72b; Egenolff, 190a. Willkommen sein. *221 Zwischen thür vnd angel kommen (stecken). – Franck, II, 64b; Gruter, I, 89; Lehmann, II, 903, 46; Dür. Chronika, 268; Eiselein, 596; Körte, 5976; Braun, I, 4508; Philippi, I, 14; Lohrengel, II, 525; Sailer, 306; Suringar, 97, 8. In seinem Entschluss schwanken. Sich in einer peinlichen, verzweifelten Lage, in der Klemme befinden, nicht wissen, welchen Weg man einschlagen, welches von zwei Uebeln man wählen soll u. s. w. „Ein Sprichwort ist lang gesait: wer twischen tür vnd angel stöszt seinen vinger vnvertzagt, der gwint an frewden mangel.“ (Suchenwirth's Werke, Wien 1827, XXXII, 89.) Engl.: He is between too swords. – To be between two fires. Frz.: Comme un brochet dans le tiroir d'une commode, comme un âne qui aune tête de chardon dans le derière, à qui l'on a attache une fusée aux fesses. – Entre chien et loup. (Leroux, I, 116.) Entre deux feux. – Etre entre l'enclûme et le marteau. (Kritzinger, 269b.) – Il est à l'aise comme le diable dans un bénétier. – Il est comme le poisson, hors de l'eau. (Masson, 342.) – Il est comme un pou entre deux ongles. – Il est comme une carpe sur un grenier. – Je suis la gaufre, dans cette affaire. (Kritzinger, 12b.) – Le voilà dans de beaux draps dans le petrin. – Ne savoir à quelle sauce manger ce poisson. – Ne savoir où donner de la tête. – Ne savoir sur quel piu danser. Tenir le loup par le oreilles. (Marin, 27.) Holl.: Tusschen de haag en de gracht. (Harrebomée, I, 256.) It.: Trovarsi tra due fuochi. Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. – Auribus lupum tenet. (Terenz.) (Binder I, 112; II, 292; Philippi, I, 50; Seybold, 47; Hauer, L2.) – De filo, vel e pilo pendet. (Hanzely, 103; Philippi, I, 15.) – In puteo constrictus. (Philippi, I, 202; Seybold, 254.) – In puteo constrictus est. (Binder I, 772; II, 1463; Seybold, 248.) – Inter malleum et incudem esse versari. (Binder II, 1534; Erasm., 239; Lang, 810; Philippi, I, 206; Tappius, 736.) – Inter Orci cancros adhaerere. (Binder 11, 1536.) – Inter spem et desperationem hae sitare. (Binder II, 1540.) – Intra sacrum et saxum stare. (Plautus.) (Binder II, 1546.) – Lupum auribus tenere. (Frob., 421; Philippi, I, 230.) 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Thüringen. 1 Also thut man in Thüringen sägen: nach grosser trücken kommt grosser rägen. Lat.: Exundas pluuia, sequitur post tempora sicca. (Loci comm., 77.) 2 Thüringen hat an drei Dingen Freud': an Weizen, Woll' und Waid. Lat.: Conciliare solent tria W nomenque dedusque, Waid, Woll' und Weizen, terra Thuringia, tibi. Thüringer. 1 Dem Thüringer der Hering g'fällt, weil er'n für einen Schinken hält. – Binder III, 3695. 2 Die Thüringer heissen Heringsnasen, weil sie lieber Heringe als gebratene Vögel essen. – Hesekiel, 10. 3 Es können sich drei Thüringer an einer Heringsnase behelfen und noch eine Suppe davon machen. Die Thüringer werden insgemein Heringsnasen genannt. Die Meissnische Landeschronik von Peter Albinus (1859) erzählt die Veranlassung zu dieser Stichelrede

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [600]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/606>, abgerufen am 22.11.2024.