Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] der Sage war das ein Geist, der sich in alten Häusern auf den Bodenräumen unter den "Okeln" (Dachwinkeln) aufhielt. Er war gutmüthiger Art und liebte es nur, kleine Kinder zu "buschern", dass sie ins Bett gingen. (Vgl. Neue Preuss. Provinzialbl., II, 378.) "De Schepelkopp hadd Oge wie Senfschöttle onn Tähne wie Leddersprate, on satt ömmer önn ole Hüser oppe Lucht under de Okle." u. s. w. (Vgl. Rausch, Sagen des preuss. Samlandes, 2. Aufl., Königsberg 1863, Nr. 25.) Scheffeln. 1 Ist's nicht gescheffelt, so ist's doch gelöffelt. - Frischbier2, 3275. 2 Oess 't nich to schäple, öss 't doch to läple. (Mockerau bei Graudenz.) 3 Scheffelt's nicht, so löffelt's doch. Scheffeltopf. * Er wollte einen bunzlauer Scheffeltopf machen und 's is ke Sahntippel geworden. (Schles.) Spott auf grosse Pläne, die sich im Sande verlaufen. Bezieht sich auf den grossen, 8 Ellen weiten, 31/2 Elle hohen, 30 Scheffel fassenden Topf des Meister Joppich, der in Bunzlau (Schlesien) als Merkwürdigkeit aufgestellt ist. Lat.: Amphora coepit institui, currente rota cur urceus exit? (Horaz.) Schefllich. Ist's nicht schefflich, so ist's löfflich. - Schles. Provinzialbl., 1786, 346. Es ist zwar kein Ueberfluss da, aber auch kein Mangel. Scheibe. 1 Weit von der Scheibe bleibt bei gesundem Leibe. 2 Wer die Scheibe der Wahrheit nicht sieht, der kann sie nicht treffen. - Lehmann, 494, 50. 3 Wer nach eiserner Scheibe schiesst, dem prallt die Kugel ins Gesicht. 4 Wer sich zur Scheibe stellt, wird vom Schuss gefällt. *5 Die Scheiben einschlagen. Was dahinter ist, enthüllen, blosslegen, auch aus der Zurückhaltung hervortreten, mit der Thür ins Haus fallen, z. B.: "Der Prinz Napoleon hat in der Senatssitzung vom 2. März 1861 "die Scheiben eingeschlagen ", indem er die Schlussfolgerung zu der Broschüre des Herrn von Laguerronniere lieferte." (Bresl. Zeitung, 1861, Nr. 109.) *6 Die Scheiben zählen. - Eiselein, 546. Langeweile haben. *7 Ea hod die gounzi Schaiben vafald. (Steiermark.) - Firmenich, II, 770, 170. Er hat die ganze Scheibe verfehlt. (Braun, I, 3813.) *8 Ich will dir auch einmal eine Scheibe einsetzen. - Kirchhofer, 135; Eiselein, 546; Körte, 5270b; Simrock, 8956. Eine Ehre erweisen. Von der alten Sitte, dem, der ein neues Haus gebaut hatte, gemalte Fensterscheiben mit Jahreszahl, Wappen u. s. w. zu schenken. *9 Ja, Scheibe! (Breslau.) Ausruf, wenn etwas fehlgegangen oder misrathen ist, z. B. beim Kegelspiel; oder wenn jemand Falsches gesagt hat. Die Redensart ist dem Schützenwesen entnommen, wo ein Schuss in die "Scheibe" als schlecht gilt, denn er sollte in den Spiegel gehen. Scheibe steht als Gegensatz zu Spiegel. Man vernimmt den obigen Ausruf auch wol mit dem Zusatz: "Mit Beta", womit man in feinern Kreisen das deutsche ß wegen seiner Aehnlichkeit mit dem griechischen ß verhüllend einschmuggelt. In untern Schichten sagt man statt Scheibe in demselben Sinne: Ja, Scheisse! Man hört aber auch in derselben Bedeutung den Ausruf: Ja, Kirschkuchen! Vielleicht entdeckt uns jemand, wie der Volkswitz dazu kommt, für dieselbe Sache drei so verschiedene Formen zu wählen. *10 Neben die Scheibe schiessen. - Eiselein, 546. Scheibenschiessen. *1 Ein blindes Scheibenschiessen. Lat.: Coeca speculatio. *2 Ja, Scheibenschiessen. Wenn etwas Erwartetes oder Gehofftes nicht eintritt, man sich also getäuscht hat. Man sagt in demselben Sinne auch: Morgen schneit's. (S. Kirschkuchen 2 und Scheibe 8.) Scheibtruchen. * Dem darf ma a mit a Scheibtruchen über d' Noas'n foahrn, so versteht a no net woas ma will. (Niederösterreich.) Scheid. 1 Wenn Schied matt wird, so ward datt entweder wat Rechts oder ock Nix. [Spaltenumbruch] 2 Wer Scheid schickt, krigt ok Scheid. (Rendsburg.) In dem Sinne: Wer selber kommt, wird nicht angeführt. Scheide. 1 Auch in einer elfenbeinernen Scheide steckt oft ein bleiern Messer. - Fischart, Gesch. 2 Die Scheid fürcht sich vor keinem Schwerdt (Degen). (S. Hure 45.) - Lehmann, 400, 38; Eiselein, 546; Simrock, 8906; Braun, I, 3815. 3 Die Scheide ist gut, aber der Degen taugt nichts. Holl.: De scheede schijnt wat te wezen, waar het lemmer deugt niet. (Harrebomee, II, 244a.) 4 Eine alte Scheide vnnd ein scharpff Messer gehören zusammen. - Henisch, 1439, 63; Petri, II, 165. "Die Bader stecken jhre Schermesser in einen alten Filzhut, und zu einem jungen, raschen, wilden, jähen, frechen vnlust und vnflat gehört ein langer muth." (Mathesy, 183b.) 5 Es gibt mehr Scheiden als Degen. - Simrock, 1520. 6 Es gibt mehr Scheiden als gute Schwerter. Frz.: Il est plus de gaines que de cousteaulx. Lat.: Vaginae quam gladij plures. (Bovill, III, 69.) 7 Es ward wol schon eher eine üble Scheide gefunden, in der ein guter Degen steckte. - Eiselein, 546; Simrock, 8907. 8 In der Scheide von Stahl steckt oft eine Klinge von Blei. 9 In der schlechtesten Scheide ist oft die beste Klinge. - Parömiakon, 126. 10 In einer alten Scheide steckt bisweilen auch ein guter Degen. - Chaos, 805. 11 In einer guten Scheide steckt oft eine rostige passauer Klinge. - Parömiakon, 72. It.: In guaina d'oro coltello di piombo. (Bohn I, 104.) Span.: En vayna de oro, cuchillo de plomo. (Bohn I, 258; Cahier, 3592.) 12 Kleine Scheiden, kleine Klingen. 13 Man steckt oft in ein hesslich verbrochen scheid ein silbern oder verguldetes Messer oder Rapier. - Lehmann, 398, 2 u. 828, 18. " ... Meint ihr, dass in einer Helffenbeinern Scheyden könn ein bleyern Messer stecken?" (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.) 14 Scheide und Degen sollen zueinander passen. Es ist aber nicht stets der Fall und da sagen die Russen: Besser eine lange Scheide und ein kurzes Schwert als eine kurze Scheide und ein langes Schwert. (Altmann 495.) 15 Was hilft die Scheide ohne Messer. 16 Wenn die Scheide nicht will, kann der Degen nicht hinein. - Simrock, 1521. 17 Wie die Scheid ist, so ist das Messer; wie das Messer, so ist die Scheide. - Lehmann, 330, 79. *18 Das ist nicht die rechte Scheide zum Schwert. *19 Das ist nicht die Scheide zu jenem Schwerte. Das ist nicht der Schwanz von jenem Kalbe. Diese Blume ist nicht aus jenem Garten. Dies Gemälde ist nicht von jenem Pinsel. Jenes Werk ist nicht von diesem Künstler. Frz.: Ceste gaine nest pas de ce costeau. Lat.: Gladii istius non est vagina haec. (Bovill, I, 220.) *20 Schon vor der Scheide zittern. - Braun, I, 3814. *21 Sich in die Scheide vernarren und nicht wissen wie der Degen aussieht. - Parömiakon, 255. Eine Heirath eingehen blos auf Grund des schönen Aussehens, ohne Kenntniss der Gemüthsart. Scheidemann. 1 Scheidemanns lohn hat den Ritten. - Petri, II, 527. 2 Scheidemanns theil ist das Creutz. - Petri, II, 527. Scheiden. 1 Ach, Scheiden, wie thust du so weh, sagte der Fünfte, dem war das Hemd in Arsch gebacken. - Hoefer, 379; Schaltjahr, III, 157. 2 Am Scheiden liegt der Dank. - Petri, II, 14. 3 Es muss einmal geschieden sein. 4 Macht Scheiden Pein, so mag es lieber heute sein. Dän.: Saa godt i dag farvel som i morgen. (Prov. dan., 157.) 5 Scheiden bringt Leyd, Wiederkommen(sehen) (bringt) Frewd. - Lehmann, II, 573, 21; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Simrock, 8910; Braun, I, 3817. Schwed.: Wänneskilnad är altid swar. (Grubb, 880.)
[Spaltenumbruch] der Sage war das ein Geist, der sich in alten Häusern auf den Bodenräumen unter den „Okeln“ (Dachwinkeln) aufhielt. Er war gutmüthiger Art und liebte es nur, kleine Kinder zu „buschern“, dass sie ins Bett gingen. (Vgl. Neue Preuss. Provinzialbl., II, 378.) „De Schêpelkopp hadd Ôge wie Senfschöttle onn Tähne wie Leddersprâte, on satt ömmer önn ôle Hüser oppe Lucht under de Ôkle.“ u. s. w. (Vgl. Rausch, Sagen des preuss. Samlandes, 2. Aufl., Königsberg 1863, Nr. 25.) Scheffeln. 1 Ist's nicht gescheffelt, so ist's doch gelöffelt. – Frischbier2, 3275. 2 Oess 't nich to schäple, öss 't doch to läple. (Mockerau bei Graudenz.) 3 Scheffelt's nicht, so löffelt's doch. Scheffeltopf. * Er wollte einen bunzlauer Scheffeltopf machen und 's is ke Sahntippel geworden. (Schles.) Spott auf grosse Pläne, die sich im Sande verlaufen. Bezieht sich auf den grossen, 8 Ellen weiten, 31/2 Elle hohen, 30 Scheffel fassenden Topf des Meister Joppich, der in Bunzlau (Schlesien) als Merkwürdigkeit aufgestellt ist. Lat.: Amphora coepit institui, currente rota cur urceus exit? (Horaz.) Schefllich. Ist's nicht schefflich, so ist's löfflich. – Schles. Provinzialbl., 1786, 346. Es ist zwar kein Ueberfluss da, aber auch kein Mangel. Scheibe. 1 Weit von der Scheibe bleibt bei gesundem Leibe. 2 Wer die Scheibe der Wahrheit nicht sieht, der kann sie nicht treffen. – Lehmann, 494, 50. 3 Wer nach eiserner Scheibe schiesst, dem prallt die Kugel ins Gesicht. 4 Wer sich zur Scheibe stellt, wird vom Schuss gefällt. *5 Die Scheiben einschlagen. Was dahinter ist, enthüllen, blosslegen, auch aus der Zurückhaltung hervortreten, mit der Thür ins Haus fallen, z. B.: „Der Prinz Napoleon hat in der Senatssitzung vom 2. März 1861 “die Scheiben eingeschlagen „, indem er die Schlussfolgerung zu der Broschüre des Herrn von Laguerronnière lieferte.“ (Bresl. Zeitung, 1861, Nr. 109.) *6 Die Scheiben zählen. – Eiselein, 546. Langeweile haben. *7 Ea hod die gounzi Schaiben vafald. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 170. Er hat die ganze Scheibe verfehlt. (Braun, I, 3813.) *8 Ich will dir auch einmal eine Scheibe einsetzen. – Kirchhofer, 135; Eiselein, 546; Körte, 5270b; Simrock, 8956. Eine Ehre erweisen. Von der alten Sitte, dem, der ein neues Haus gebaut hatte, gemalte Fensterscheiben mit Jahreszahl, Wappen u. s. w. zu schenken. *9 Ja, Scheibe! (Breslau.) Ausruf, wenn etwas fehlgegangen oder misrathen ist, z. B. beim Kegelspiel; oder wenn jemand Falsches gesagt hat. Die Redensart ist dem Schützenwesen entnommen, wo ein Schuss in die „Scheibe“ als schlecht gilt, denn er sollte in den Spiegel gehen. Scheibe steht als Gegensatz zu Spiegel. Man vernimmt den obigen Ausruf auch wol mit dem Zusatz: „Mit Beta“, womit man in feinern Kreisen das deutsche ß wegen seiner Aehnlichkeit mit dem griechischen ß verhüllend einschmuggelt. In untern Schichten sagt man statt Scheibe in demselben Sinne: Ja, Scheisse! Man hört aber auch in derselben Bedeutung den Ausruf: Ja, Kirschkuchen! Vielleicht entdeckt uns jemand, wie der Volkswitz dazu kommt, für dieselbe Sache drei so verschiedene Formen zu wählen. *10 Neben die Scheibe schiessen. – Eiselein, 546. Scheibenschiessen. *1 Ein blindes Scheibenschiessen. Lat.: Coeca speculatio. *2 Ja, Scheibenschiessen. Wenn etwas Erwartetes oder Gehofftes nicht eintritt, man sich also getäuscht hat. Man sagt in demselben Sinne auch: Morgen schneit's. (S. Kirschkuchen 2 und Scheibe 8.) Scheibtruchen. * Dem darf ma a mit a Scheibtruchen über d' Noas'n foahrn, so versteht a no net woas ma will. (Niederösterreich.) Scheid. 1 Wenn Schied matt wird, so ward datt entweder wat Rechts oder ock Nix. [Spaltenumbruch] 2 Wer Schîd schickt, krigt ok Schîd. (Rendsburg.) In dem Sinne: Wer selber kommt, wird nicht angeführt. Scheide. 1 Auch in einer elfenbeinernen Scheide steckt oft ein bleiern Messer. – Fischart, Gesch. 2 Die Scheid fürcht sich vor keinem Schwerdt (Degen). (S. Hure 45.) – Lehmann, 400, 38; Eiselein, 546; Simrock, 8906; Braun, I, 3815. 3 Die Scheide ist gut, aber der Degen taugt nichts. Holl.: De scheede schijnt wat te wezen, waar het lemmer deugt niet. (Harrebomée, II, 244a.) 4 Eine alte Scheide vnnd ein scharpff Messer gehören zusammen. – Henisch, 1439, 63; Petri, II, 165. „Die Bader stecken jhre Schermesser in einen alten Filzhut, und zu einem jungen, raschen, wilden, jähen, frechen vnlust und vnflat gehört ein langer muth.“ (Mathesy, 183b.) 5 Es gibt mehr Scheiden als Degen. – Simrock, 1520. 6 Es gibt mehr Scheiden als gute Schwerter. Frz.: Il est plus de gaines que de cousteaulx. Lat.: Vaginae quam gladij plures. 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Es ist aber nicht stets der Fall und da sagen die Russen: Besser eine lange Scheide und ein kurzes Schwert als eine kurze Scheide und ein langes Schwert. (Altmann 495.) 15 Was hilft die Scheide ohne Messer. 16 Wenn die Scheide nicht will, kann der Degen nicht hinein. – Simrock, 1521. 17 Wie die Scheid ist, so ist das Messer; wie das Messer, so ist die Scheide. – Lehmann, 330, 79. *18 Das ist nicht die rechte Scheide zum Schwert. *19 Das ist nicht die Scheide zu jenem Schwerte. Das ist nicht der Schwanz von jenem Kalbe. Diese Blume ist nicht aus jenem Garten. Dies Gemälde ist nicht von jenem Pinsel. Jenes Werk ist nicht von diesem Künstler. Frz.: Ceste gaine nest pas de ce costeau. Lat.: Gladii istius non est vagina haec. (Bovill, I, 220.) *20 Schon vor der Scheide zittern. – Braun, I, 3814. *21 Sich in die Scheide vernarren und nicht wissen wie der Degen aussieht. – Parömiakon, 255. Eine Heirath eingehen blos auf Grund des schönen Aussehens, ohne Kenntniss der Gemüthsart. Scheidemann. 1 Scheidemanns lohn hat den Ritten. – Petri, II, 527. 2 Scheidemanns theil ist das Creutz. – Petri, II, 527. Scheiden. 1 Ach, Scheiden, wie thust du so weh, sagte der Fünfte, dem war das Hemd in Arsch gebacken. – Hoefer, 379; Schaltjahr, III, 157. 2 Am Scheiden liegt der Dank. – Petri, II, 14. 3 Es muss einmal geschieden sein. 4 Macht Scheiden Pein, so mag es lieber heute sein. Dän.: Saa godt i dag farvel som i morgen. (Prov. dan., 157.) 5 Scheiden bringt Leyd, Wiederkommen(sehen) (bringt) Frewd. – Lehmann, II, 573, 21; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Simrock, 8910; Braun, I, 3817. Schwed.: Wänneskilnad är altid swår. (Grubb, 880.)
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der Sage war das ein Geist, der sich in alten Häusern auf den Bodenräumen unter den „Okeln“ (Dachwinkeln) aufhielt. Er war gutmüthiger Art und liebte es nur, kleine Kinder zu „buschern“, dass sie ins Bett gingen. (Vgl. Neue Preuss. Provinzialbl., II, 378.) „De Schêpelkopp hadd Ôge wie Senfschöttle onn Tähne wie Leddersprâte, on satt ömmer önn ôle Hüser oppe Lucht under de Ôkle.“ u. s. w. (Vgl. Rausch, Sagen des preuss. Samlandes, 2. Aufl., Königsberg 1863, Nr. 25.)
Scheffeln.
1 Ist's nicht gescheffelt, so ist's doch gelöffelt. – Frischbier2, 3275.
2 Oess 't nich to schäple, öss 't doch to läple. (Mockerau bei Graudenz.)
3 Scheffelt's nicht, so löffelt's doch.
Scheffeltopf.
* Er wollte einen bunzlauer Scheffeltopf machen und 's is ke Sahntippel geworden. (Schles.)
Spott auf grosse Pläne, die sich im Sande verlaufen. Bezieht sich auf den grossen, 8 Ellen weiten, 31/2 Elle hohen, 30 Scheffel fassenden Topf des Meister Joppich, der in Bunzlau (Schlesien) als Merkwürdigkeit aufgestellt ist.
Lat.: Amphora coepit institui, currente rota cur urceus exit? (Horaz.)
Schefllich.
Ist's nicht schefflich, so ist's löfflich. – Schles. Provinzialbl., 1786, 346.
Es ist zwar kein Ueberfluss da, aber auch kein Mangel.
Scheibe.
1 Weit von der Scheibe bleibt bei gesundem Leibe.
2 Wer die Scheibe der Wahrheit nicht sieht, der kann sie nicht treffen. – Lehmann, 494, 50.
3 Wer nach eiserner Scheibe schiesst, dem prallt die Kugel ins Gesicht.
4 Wer sich zur Scheibe stellt, wird vom Schuss gefällt.
*5 Die Scheiben einschlagen.
Was dahinter ist, enthüllen, blosslegen, auch aus der Zurückhaltung hervortreten, mit der Thür ins Haus fallen, z. B.: „Der Prinz Napoleon hat in der Senatssitzung vom 2. März 1861 “die Scheiben eingeschlagen „, indem er die Schlussfolgerung zu der Broschüre des Herrn von Laguerronnière lieferte.“ (Bresl. Zeitung, 1861, Nr. 109.)
*6 Die Scheiben zählen. – Eiselein, 546.
Langeweile haben.
*7 Ea hod die gounzi Schaiben vafald. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 170.
Er hat die ganze Scheibe verfehlt. (Braun, I, 3813.)
*8 Ich will dir auch einmal eine Scheibe einsetzen. – Kirchhofer, 135; Eiselein, 546; Körte, 5270b; Simrock, 8956.
Eine Ehre erweisen. Von der alten Sitte, dem, der ein neues Haus gebaut hatte, gemalte Fensterscheiben mit Jahreszahl, Wappen u. s. w. zu schenken.
*9 Ja, Scheibe! (Breslau.)
Ausruf, wenn etwas fehlgegangen oder misrathen ist, z. B. beim Kegelspiel; oder wenn jemand Falsches gesagt hat. Die Redensart ist dem Schützenwesen entnommen, wo ein Schuss in die „Scheibe“ als schlecht gilt, denn er sollte in den Spiegel gehen. Scheibe steht als Gegensatz zu Spiegel. Man vernimmt den obigen Ausruf auch wol mit dem Zusatz: „Mit Beta“, womit man in feinern Kreisen das deutsche ß wegen seiner Aehnlichkeit mit dem griechischen ß verhüllend einschmuggelt. In untern Schichten sagt man statt Scheibe in demselben Sinne: Ja, Scheisse! Man hört aber auch in derselben Bedeutung den Ausruf: Ja, Kirschkuchen! Vielleicht entdeckt uns jemand, wie der Volkswitz dazu kommt, für dieselbe Sache drei so verschiedene Formen zu wählen.
*10 Neben die Scheibe schiessen. – Eiselein, 546.
Scheibenschiessen.
*1 Ein blindes Scheibenschiessen.
Lat.: Coeca speculatio.
*2 Ja, Scheibenschiessen.
Wenn etwas Erwartetes oder Gehofftes nicht eintritt, man sich also getäuscht hat. Man sagt in demselben Sinne auch: Morgen schneit's. (S. Kirschkuchen 2 und Scheibe 8.)
Scheibtruchen.
* Dem darf ma a mit a Scheibtruchen über d' Noas'n foahrn, so versteht a no net woas ma will. (Niederösterreich.)
Scheid.
1 Wenn Schied matt wird, so ward datt entweder wat Rechts oder ock Nix.
2 Wer Schîd schickt, krigt ok Schîd. (Rendsburg.)
In dem Sinne: Wer selber kommt, wird nicht angeführt.
Scheide.
1 Auch in einer elfenbeinernen Scheide steckt oft ein bleiern Messer. – Fischart, Gesch.
2 Die Scheid fürcht sich vor keinem Schwerdt (Degen). (S. Hure 45.) – Lehmann, 400, 38; Eiselein, 546; Simrock, 8906; Braun, I, 3815.
3 Die Scheide ist gut, aber der Degen taugt nichts.
Holl.: De scheede schijnt wat te wezen, waar het lemmer deugt niet. (Harrebomée, II, 244a.)
4 Eine alte Scheide vnnd ein scharpff Messer gehören zusammen. – Henisch, 1439, 63; Petri, II, 165.
„Die Bader stecken jhre Schermesser in einen alten Filzhut, und zu einem jungen, raschen, wilden, jähen, frechen vnlust und vnflat gehört ein langer muth.“ (Mathesy, 183b.)
5 Es gibt mehr Scheiden als Degen. – Simrock, 1520.
6 Es gibt mehr Scheiden als gute Schwerter.
Frz.: Il est plus de gaines que de cousteaulx.
Lat.: Vaginae quam gladij plures. (Bovill, III, 69.)
7 Es ward wol schon eher eine üble Scheide gefunden, in der ein guter Degen steckte. – Eiselein, 546; Simrock, 8907.
8 In der Scheide von Stahl steckt oft eine Klinge von Blei.
9 In der schlechtesten Scheide ist oft die beste Klinge. – Parömiakon, 126.
10 In einer alten Scheide steckt bisweilen auch ein guter Degen. – Chaos, 805.
11 In einer guten Scheide steckt oft eine rostige passauer Klinge. – Parömiakon, 72.
It.: In guaina d'oro coltello di piombo. (Bohn I, 104.)
Span.: En vayna de oro, cuchillo de plomo. (Bohn I, 258; Cahier, 3592.)
12 Kleine Scheiden, kleine Klingen.
13 Man steckt oft in ein hesslich verbrochen scheid ein silbern oder verguldetes Messer oder Rapier. – Lehmann, 398, 2 u. 828, 18.
„ ... Meint ihr, dass in einer Helffenbeinern Scheyden könn ein bleyern Messer stecken?“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.)
14 Scheide und Degen sollen zueinander passen.
Es ist aber nicht stets der Fall und da sagen die Russen: Besser eine lange Scheide und ein kurzes Schwert als eine kurze Scheide und ein langes Schwert. (Altmann 495.)
15 Was hilft die Scheide ohne Messer.
16 Wenn die Scheide nicht will, kann der Degen nicht hinein. – Simrock, 1521.
17 Wie die Scheid ist, so ist das Messer; wie das Messer, so ist die Scheide. – Lehmann, 330, 79.
*18 Das ist nicht die rechte Scheide zum Schwert.
*19 Das ist nicht die Scheide zu jenem Schwerte.
Das ist nicht der Schwanz von jenem Kalbe. Diese Blume ist nicht aus jenem Garten. Dies Gemälde ist nicht von jenem Pinsel. Jenes Werk ist nicht von diesem Künstler.
Frz.: Ceste gaine nest pas de ce costeau.
Lat.: Gladii istius non est vagina haec. (Bovill, I, 220.)
*20 Schon vor der Scheide zittern. – Braun, I, 3814.
*21 Sich in die Scheide vernarren und nicht wissen wie der Degen aussieht. – Parömiakon, 255.
Eine Heirath eingehen blos auf Grund des schönen Aussehens, ohne Kenntniss der Gemüthsart.
Scheidemann.
1 Scheidemanns lohn hat den Ritten. – Petri, II, 527.
2 Scheidemanns theil ist das Creutz. – Petri, II, 527.
Scheiden.
1 Ach, Scheiden, wie thust du so weh, sagte der Fünfte, dem war das Hemd in Arsch gebacken. – Hoefer, 379; Schaltjahr, III, 157.
2 Am Scheiden liegt der Dank. – Petri, II, 14.
3 Es muss einmal geschieden sein.
4 Macht Scheiden Pein, so mag es lieber heute sein.
Dän.: Saa godt i dag farvel som i morgen. (Prov. dan., 157.)
5 Scheiden bringt Leyd, Wiederkommen(sehen) (bringt) Frewd. – Lehmann, II, 573, 21; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Simrock, 8910; Braun, I, 3817.
Schwed.: Wänneskilnad är altid swår. (Grubb, 880.)
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