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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Beweisstelle hat Hase nicht beigebracht. Büchmann (8. Aufl., 193) vermuthet, dass es aus Augustinus' De civitate Dei (19, 25) entstanden sein möge, wo es heisst, dass Tugenden, die nicht auf dem Grunde der Religion ruhen, Lastern gleich zu achten seien. Ohne Zweifel ist heidnische Tugend sittlich werthvoller als christliche Heuchelei. Die Chinesen sagen: Die Tugenden schöner Menschen sind gefährlicher als ihre Laster. (Cibot, 154.)

Lat.: Virtutes paganorum splendida vitia?

89 Die tugent dörfft nit des glücks. - Franck, I, 54a.

Lat.: Virtus citra fortunam valida. (Franck, I, 54a.)

90 Die tugent hat eine tieffe wurtzel. - Franck, I, 596b; Lehmann, II, 626, 42; Simrock, 10548.

Lat.: Virtutis radices altae. (Franck, I, 59b.)

91 Die tugent hat hend vnd augen. - Franck, I, 54a.

Lat.: In virtute oculi et manus. (Franck, I, 54b.)

92 Die tugent ist ein Angel der Ehr. - Petri, II, 146.

93 Die tugent ist schnöd, dann sie beut sich iedermann selbst an. - Franck, I, 150a; Gruter, I, 21.

94 Die Tugent ists gar oder alles. - Franck, I, 54a.

Lat.: Virtus instar omnium. (Franck, I, 54a.)

95 Die tugent kan sich selbs nit sehen. - Franck, II, 735a.

96 Die tugent kent man beim end. - Petri, II, 146; Henisch, 887, 9.

Dän.: Dyden kiende naar det gielder. (Prov. dan., 129.)

97 Die tugent sihet vnd kennt sich selbs nit. - Franck, I, 100b; Gruter, I, 22; Egenolff, 354b; Eyering, I, 731.

Lat.: Virtus sui ipsius nescia.

98 Drei Tugenden hat die Rede der Weissheit: Zucht, Kunst, Lehr. - Ottow's Ms.

99 Drei Tugenden hat die Weissheit: giebet das lehen, nimbt auf, die sie suchen, geht eim vor in dem Wege der Gerechtigkeit. - Ottow's Ms.

100 Drei Tugenden soltu haben: dem armen Neige dein Ohr, wass du schuldig bist, das zahle, antworte jedem senftiglich. - Ottow's Ms.

101 Du darfst Tugend wählen und müsstest du sie aus den Händen Allahs stehlen. (Arab.)

102 Durch der Tugend Tempel zu dem Ehrentempel.

Holl.: Door deugd verkrijgt men eer. (Harrebomee, I, 126a.)

It.: Come l' ombra il corpo, cosi l' honore seguita la virtu. (Pazzaglia, 411, 2.)

103 Durch Tugend, Schweiss und Laufen erwirbt man Gut mit Haufen.

Frz.: Par vertu et grand' diligence, l'on acquiert biens en affluence. (Kritzinger, 710b.)

104 Ein edle tugent ist gedult, wer sie tregt ohne schult. - Latendorf, Jahrbuch, 265.

105 Eine Tugend nimmt (sucht) die andere.

Die Chinesen: Tugend für Tugend, die des Dorfes sind einfacher, wahrer, edler und reiner. (Cibot, 156.)

Holl.: De eene deugd zoekt de andere. (Harrebomee, I, 125b.)

106 Es ist eine grosse Tugend des Fürsten, nicht jedem Schwätzer zu glauben.

Holl.: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomee, I, 126a.)

107 Es ist keine Tugend mit einem guten Manne auszukommen, sondern mit einem bösen.

108 Es ist keyn tugent on fähl vnd keyn gut werck on nachteyl. - Franck, I, 100b; Gruter, I, 35; Henisch, 1045, 40.

109 Es ist nicht alles Tugend, was so scheint.

Schwed.: Icke all dygd i fagerleken. (Grubb, 575.)

110 Es ist schon Tugend, das Laster meiden.

It.: Sensa fallo e virtu fuggire il vizio.

111 Fast niemand die Tugend mehr kennt, so sehr hat Geld die Leute verblend't.

Lat.: Vis fieri dives? Christi mandata sequaris; diminiasque animi gaudia nota tui. (Chaos, 187.)

112 Gereizte Tugend gibt ihr selber Zusatz und Mehrung. - Eiselein, 606.

113 Gezwungen Tugend ist kein Tugend. - Henisch, 1612, 61; Petri, II, 338.

114 Gross Tugend vnd Reichthumb vertragen sich schwer mit einander. - Petri, II, 362.

[Spaltenumbruch] 115 Grosse Tugenden, grosse Fehler.

Die Russen: Keine Tugend ohne ein schlimmes Anhängsel. (Altmann VI, 398.)

Dän.: Store dyder, store lyder. (Prov. dan., 130.)

116 Gute Nacht, Tugend, habe ich Geld, so bin ich lieb. - Simrock, 3257.

117 Halt dich an die Tugend, das Glück ist rund. - Petri, II, 369.

Bei Tunnicius (1301): Holt dy an de dogede, dat gelucke is runt. (Fidito virtuti semper: fortuna rotunde.)

118 Je höher die Tugend steigt, desto mehr glänzt (leuchtet) sie.

It.: La virtu e piu cente quand' e posta in luogh' alto, et eminente. (Pazzaglia, 411, 6.)

119 Je mehr die Tugend leiden muss, je steifer hält sie ihren Fuss.

Lat.: Virescit vulnere virtus. (Binder I, 1855; II, 3563; Schonheim, V, 14; Philippi, II, 252; Kruse, 1286; Fischer, 237, 64; Seybold, 635.)

120 Je mehr jemand in der Tugend zunimmt, desto sparsamer ist er in seinen Worten. - Hlawatsch, 120.

121 Je mehr man die Tugend tritt, desto mehr grünt sie.

Die Böhmen lassen sie dagegen vom Lobe wachsen und erstarken: Cim vice ctnost' chvalena byva tim vetsi zrust a posilu prijima. (Celakovsky, 23.)

122 Je mehr Tugend, je mehr Feinde.

Dän.: Dyd haver fiender. - Jo större dyd, jo större uvenner. (Prov. dan., 128.)

123 Je reiner (höher) Tugend, je grösser Neid.

Lat.: Ictibus obnoxia virtus.

Schwed.: Dygden föllier afwund. (Grubb, 765.)

124 Kein grosser tugend an einem herren vnd Fursten, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben. - Agricola I, 279.

125 Keine Tugend ohne Kampf. - Altmann VI, 405.

126 Keine Tugend ohne Mühe, wer sie will, der ziehe.

Strenge sich an.

Frz.: Nulle vertu vient sans fatigue, qui la veut, il faut qu'il la brigue. (Kritzinger, 710b.)

127 Keine Tugend über die der Scham.

128 Man ehrt die Tugend, wo sie sich zeigt.

Dän.: Man tager der dygden, som hun er. (Prov. dan., 130.)

129 Man gibt der Tugend die Hände, aber nicht das Herz. - Sailer, 179.

130 Man soll nach Tugend streben allzeit im ganzen Leben.

Lat.: Virtutem cole, dum vivis; famam invenies in sepulchro. (Seybold, 638.)

131 Man soll sich auf seine Tugend, aber nicht auf seinen Stammbaum verlassen.

Lat.: Virtute ambire oportet, non fautoribus. (Seybold, 637.)

132 Mancher ist mit Tugend beladen, wie ein Krebs mit Baumwolle. - Lehmann, 762, 34.

133 Mit der Tugend und gutem Glück überwindet man der Welt Tück'.

It.: Chi s'arma di virtu, vince ogni offetto. (Pazzaglia, 409, 9.)

Lat.: Virtute duce, comite fortuna. (Philippi, II, 255; Schonheim, V, 18; Seybold, 638; Sutor, 678.)

134 Nach der Tugend soll man nicht gehen, sondern laufen.

135 Nach Tugend streben heisst selig leben. - Petri, II, 488.

136 Nach Tugenden und nicht nach Gunsten. - Graf, 518, 264.

Bei der Besetzung von Aemtern soll allein die Befähigung entscheiden.

137 Niemand besitzt alle Tugenden1.

1) Oder Vollkommenheiten, wie die Osmanen sagen. (Schlechta, 151.)

138 Ohne Tugend ist aller Adel eitel Ding.

Holl.: Niemand edel zonder deugd. (Harrebomee, I, 126b.)

139 Ohne Tugend ist ein armes Leben.

Schwed.: Odygd gjör tungt lefwerne. (Grubb, 606.)

140 Ohne Tugend ist ein Mensch wie ein ungeprägter Pfennig.

141 Ohne Tugend ist keine Freude.

Schwed.: Dygden gjör wällefvadt. (Grubb, 164.)


[Spaltenumbruch] Beweisstelle hat Hase nicht beigebracht. Büchmann (8. Aufl., 193) vermuthet, dass es aus Augustinus' De civitate Dei (19, 25) entstanden sein möge, wo es heisst, dass Tugenden, die nicht auf dem Grunde der Religion ruhen, Lastern gleich zu achten seien. Ohne Zweifel ist heidnische Tugend sittlich werthvoller als christliche Heuchelei. Die Chinesen sagen: Die Tugenden schöner Menschen sind gefährlicher als ihre Laster. (Cibot, 154.)

Lat.: Virtutes paganorum splendida vitia?

89 Die tugent dörfft nit des glücks.Franck, I, 54a.

Lat.: Virtus citra fortunam valida. (Franck, I, 54a.)

90 Die tugent hat eine tieffe wurtzel.Franck, I, 596b; Lehmann, II, 626, 42; Simrock, 10548.

Lat.: Virtutis radices altae. (Franck, I, 59b.)

91 Die tugent hat hend vnd augen.Franck, I, 54a.

Lat.: In virtute oculi et manus. (Franck, I, 54b.)

92 Die tugent ist ein Angel der Ehr.Petri, II, 146.

93 Die tugent ist schnöd, dann sie beut sich iedermann selbst an.Franck, I, 150a; Gruter, I, 21.

94 Die Tugent ists gar oder alles.Franck, I, 54a.

Lat.: Virtus instar omnium. (Franck, I, 54a.)

95 Die tugent kan sich selbs nit sehen.Franck, II, 735a.

96 Die tugent kent man beim end.Petri, II, 146; Henisch, 887, 9.

Dän.: Dyden kiende naar det gielder. (Prov. dan., 129.)

97 Die tugent sihet vnd kennt sich selbs nit.Franck, I, 100b; Gruter, I, 22; Egenolff, 354b; Eyering, I, 731.

Lat.: Virtus sui ipsius nescia.

98 Drei Tugenden hat die Rede der Weissheit: Zucht, Kunst, Lehr.Ottow's Ms.

99 Drei Tugenden hat die Weissheit: giebet das lehen, nimbt auf, die sie suchen, geht eim vor in dem Wege der Gerechtigkeit.Ottow's Ms.

100 Drei Tugenden soltu haben: dem armen Neige dein Ohr, wass du schuldig bist, das zahle, antworte jedem senftiglich.Ottow's Ms.

101 Du darfst Tugend wählen und müsstest du sie aus den Händen Allahs stehlen. (Arab.)

102 Durch der Tugend Tempel zu dem Ehrentempel.

Holl.: Door deugd verkrijgt men eer. (Harrebomée, I, 126a.)

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103 Durch Tugend, Schweiss und Laufen erwirbt man Gut mit Haufen.

Frz.: Par vertu et grand' diligence, l'on acquiert biens en affluence. (Kritzinger, 710b.)

104 Ein edle tugent ist gedult, wer sie tregt ohne schult.Latendorf, Jahrbuch, 265.

105 Eine Tugend nimmt (sucht) die andere.

Die Chinesen: Tugend für Tugend, die des Dorfes sind einfacher, wahrer, edler und reiner. (Cibot, 156.)

Holl.: De eene deugd zoekt de andere. (Harrebomée, I, 125b.)

106 Es ist eine grosse Tugend des Fürsten, nicht jedem Schwätzer zu glauben.

Holl.: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomée, I, 126a.)

107 Es ist keine Tugend mit einem guten Manne auszukommen, sondern mit einem bösen.

108 Es ist keyn tugent on fähl vnd keyn gut werck on nachteyl.Franck, I, 100b; Gruter, I, 35; Henisch, 1045, 40.

109 Es ist nicht alles Tugend, was so scheint.

Schwed.: Icke all dygd i fagerleken. (Grubb, 575.)

110 Es ist schon Tugend, das Laster meiden.

It.: Sensa fallo è virtù fuggire il vizio.

111 Fast niemand die Tugend mehr kennt, so sehr hat Geld die Leute verblend't.

Lat.: Vis fieri dives? Christi mandata sequaris; diminiasque animi gaudia nota tui. (Chaos, 187.)

112 Gereizte Tugend gibt ihr selber Zusatz und Mehrung.Eiselein, 606.

113 Gezwungen Tugend ist kein Tugend.Henisch, 1612, 61; Petri, II, 338.

114 Gross Tugend vnd Reichthumb vertragen sich schwer mit einander.Petri, II, 362.

[Spaltenumbruch] 115 Grosse Tugenden, grosse Fehler.

Die Russen: Keine Tugend ohne ein schlimmes Anhängsel. (Altmann VI, 398.)

Dän.: Store dyder, store lyder. (Prov. dan., 130.)

116 Gute Nacht, Tugend, habe ich Geld, so bin ich lieb.Simrock, 3257.

117 Halt dich an die Tugend, das Glück ist rund.Petri, II, 369.

Bei Tunnicius (1301): Holt dy an de dogede, dat gelucke is runt. (Fidito virtuti semper: fortuna rotunde.)

118 Je höher die Tugend steigt, desto mehr glänzt (leuchtet) sie.

It.: La virtù è più cente quand' è posta in luogh' alto, et eminente. (Pazzaglia, 411, 6.)

119 Je mehr die Tugend leiden muss, je steifer hält sie ihren Fuss.

Lat.: Virescit vulnere virtus. (Binder I, 1855; II, 3563; Schonheim, V, 14; Philippi, II, 252; Kruse, 1286; Fischer, 237, 64; Seybold, 635.)

120 Je mehr jemand in der Tugend zunimmt, desto sparsamer ist er in seinen Worten.Hlawatsch, 120.

121 Je mehr man die Tugend tritt, desto mehr grünt sie.

Die Böhmen lassen sie dagegen vom Lobe wachsen und erstarken: Čim více ctnost' chválena bývá tim vĕtší zrůst a posilu přijímá. (Čelakovsky, 23.)

122 Je mehr Tugend, je mehr Feinde.

Dän.: Dyd haver fiender. – Jo større dyd, jo større uvenner. (Prov. dan., 128.)

123 Je reiner (höher) Tugend, je grösser Neid.

Lat.: Ictibus obnoxia virtus.

Schwed.: Dygden föllier afwund. (Grubb, 765.)

124 Kein grosser tugend an einem herren vnd Fursten, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben.Agricola I, 279.

125 Keine Tugend ohne Kampf.Altmann VI, 405.

126 Keine Tugend ohne Mühe, wer sie will, der ziehe.

Strenge sich an.

Frz.: Nulle vertu vient sans fatigue, qui la veut, il faut qu'il la brigue. (Kritzinger, 710b.)

127 Keine Tugend über die der Scham.

128 Man ehrt die Tugend, wo sie sich zeigt.

Dän.: Man tager der dygden, som hun er. (Prov. dan., 130.)

129 Man gibt der Tugend die Hände, aber nicht das Herz.Sailer, 179.

130 Man soll nach Tugend streben allzeit im ganzen Leben.

Lat.: Virtutem cole, dum vivis; famam invenies in sepulchro. (Seybold, 638.)

131 Man soll sich auf seine Tugend, aber nicht auf seinen Stammbaum verlassen.

Lat.: Virtute ambire oportet, non fautoribus. (Seybold, 637.)

132 Mancher ist mit Tugend beladen, wie ein Krebs mit Baumwolle.Lehmann, 762, 34.

133 Mit der Tugend und gutem Glück überwindet man der Welt Tück'.

It.: Chi s'arma di virtù, vince ogni offetto. (Pazzaglia, 409, 9.)

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134 Nach der Tugend soll man nicht gehen, sondern laufen.

135 Nach Tugend streben heisst selig leben.Petri, II, 488.

136 Nach Tugenden und nicht nach Gunsten.Graf, 518, 264.

Bei der Besetzung von Aemtern soll allein die Befähigung entscheiden.

137 Niemand besitzt alle Tugenden1.

1) Oder Vollkommenheiten, wie die Osmanen sagen. (Schlechta, 151.)

138 Ohne Tugend ist aller Adel eitel Ding.

Holl.: Niemand edel zonder deugd. (Harrebomée, I, 126b.)

139 Ohne Tugend ist ein armes Leben.

Schwed.: Odygd gjör tungt lefwerne. (Grubb, 606.)

140 Ohne Tugend ist ein Mensch wie ein ungeprägter Pfennig.

141 Ohne Tugend ist keine Freude.

Schwed.: Dygden gjör wällefvadt. (Grubb, 164.)


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[[681]/0687] Beweisstelle hat Hase nicht beigebracht. Büchmann (8. Aufl., 193) vermuthet, dass es aus Augustinus' De civitate Dei (19, 25) entstanden sein möge, wo es heisst, dass Tugenden, die nicht auf dem Grunde der Religion ruhen, Lastern gleich zu achten seien. Ohne Zweifel ist heidnische Tugend sittlich werthvoller als christliche Heuchelei. Die Chinesen sagen: Die Tugenden schöner Menschen sind gefährlicher als ihre Laster. (Cibot, 154.) Lat.: Virtutes paganorum splendida vitia? 89 Die tugent dörfft nit des glücks. – Franck, I, 54a. Lat.: Virtus citra fortunam valida. (Franck, I, 54a.) 90 Die tugent hat eine tieffe wurtzel. – Franck, I, 596b; Lehmann, II, 626, 42; Simrock, 10548. Lat.: Virtutis radices altae. (Franck, I, 59b.) 91 Die tugent hat hend vnd augen. – Franck, I, 54a. Lat.: In virtute oculi et manus. (Franck, I, 54b.) 92 Die tugent ist ein Angel der Ehr. – Petri, II, 146. 93 Die tugent ist schnöd, dann sie beut sich iedermann selbst an. – Franck, I, 150a; Gruter, I, 21. 94 Die Tugent ists gar oder alles. – Franck, I, 54a. Lat.: Virtus instar omnium. (Franck, I, 54a.) 95 Die tugent kan sich selbs nit sehen. – Franck, II, 735a. 96 Die tugent kent man beim end. – Petri, II, 146; Henisch, 887, 9. Dän.: Dyden kiende naar det gielder. (Prov. dan., 129.) 97 Die tugent sihet vnd kennt sich selbs nit. – Franck, I, 100b; Gruter, I, 22; Egenolff, 354b; Eyering, I, 731. Lat.: Virtus sui ipsius nescia. 98 Drei Tugenden hat die Rede der Weissheit: Zucht, Kunst, Lehr. – Ottow's Ms. 99 Drei Tugenden hat die Weissheit: giebet das lehen, nimbt auf, die sie suchen, geht eim vor in dem Wege der Gerechtigkeit. – Ottow's Ms. 100 Drei Tugenden soltu haben: dem armen Neige dein Ohr, wass du schuldig bist, das zahle, antworte jedem senftiglich. – Ottow's Ms. 101 Du darfst Tugend wählen und müsstest du sie aus den Händen Allahs stehlen. (Arab.) 102 Durch der Tugend Tempel zu dem Ehrentempel. Holl.: Door deugd verkrijgt men eer. (Harrebomée, I, 126a.) It.: Come l' ombra il corpo, cosi l' honore seguita la virtù. (Pazzaglia, 411, 2.) 103 Durch Tugend, Schweiss und Laufen erwirbt man Gut mit Haufen. Frz.: Par vertu et grand' diligence, l'on acquiert biens en affluence. (Kritzinger, 710b.) 104 Ein edle tugent ist gedult, wer sie tregt ohne schult. – Latendorf, Jahrbuch, 265. 105 Eine Tugend nimmt (sucht) die andere. Die Chinesen: Tugend für Tugend, die des Dorfes sind einfacher, wahrer, edler und reiner. (Cibot, 156.) Holl.: De eene deugd zoekt de andere. (Harrebomée, I, 125b.) 106 Es ist eine grosse Tugend des Fürsten, nicht jedem Schwätzer zu glauben. Holl.: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomée, I, 126a.) 107 Es ist keine Tugend mit einem guten Manne auszukommen, sondern mit einem bösen. 108 Es ist keyn tugent on fähl vnd keyn gut werck on nachteyl. – Franck, I, 100b; Gruter, I, 35; Henisch, 1045, 40. 109 Es ist nicht alles Tugend, was so scheint. Schwed.: Icke all dygd i fagerleken. (Grubb, 575.) 110 Es ist schon Tugend, das Laster meiden. It.: Sensa fallo è virtù fuggire il vizio. 111 Fast niemand die Tugend mehr kennt, so sehr hat Geld die Leute verblend't. Lat.: Vis fieri dives? Christi mandata sequaris; diminiasque animi gaudia nota tui. (Chaos, 187.) 112 Gereizte Tugend gibt ihr selber Zusatz und Mehrung. – Eiselein, 606. 113 Gezwungen Tugend ist kein Tugend. – Henisch, 1612, 61; Petri, II, 338. 114 Gross Tugend vnd Reichthumb vertragen sich schwer mit einander. – Petri, II, 362. 115 Grosse Tugenden, grosse Fehler. Die Russen: Keine Tugend ohne ein schlimmes Anhängsel. (Altmann VI, 398.) Dän.: Store dyder, store lyder. (Prov. dan., 130.) 116 Gute Nacht, Tugend, habe ich Geld, so bin ich lieb. – Simrock, 3257. 117 Halt dich an die Tugend, das Glück ist rund. – Petri, II, 369. Bei Tunnicius (1301): Holt dy an de dogede, dat gelucke is runt. (Fidito virtuti semper: fortuna rotunde.) 118 Je höher die Tugend steigt, desto mehr glänzt (leuchtet) sie. It.: La virtù è più cente quand' è posta in luogh' alto, et eminente. (Pazzaglia, 411, 6.) 119 Je mehr die Tugend leiden muss, je steifer hält sie ihren Fuss. Lat.: Virescit vulnere virtus. (Binder I, 1855; II, 3563; Schonheim, V, 14; Philippi, II, 252; Kruse, 1286; Fischer, 237, 64; Seybold, 635.) 120 Je mehr jemand in der Tugend zunimmt, desto sparsamer ist er in seinen Worten. – Hlawatsch, 120. 121 Je mehr man die Tugend tritt, desto mehr grünt sie. Die Böhmen lassen sie dagegen vom Lobe wachsen und erstarken: Čim více ctnost' chválena bývá tim vĕtší zrůst a posilu přijímá. (Čelakovsky, 23.) 122 Je mehr Tugend, je mehr Feinde. Dän.: Dyd haver fiender. – Jo større dyd, jo større uvenner. (Prov. dan., 128.) 123 Je reiner (höher) Tugend, je grösser Neid. Lat.: Ictibus obnoxia virtus. Schwed.: Dygden föllier afwund. (Grubb, 765.) 124 Kein grosser tugend an einem herren vnd Fursten, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben. – Agricola I, 279. 125 Keine Tugend ohne Kampf. – Altmann VI, 405. 126 Keine Tugend ohne Mühe, wer sie will, der ziehe. Strenge sich an. Frz.: Nulle vertu vient sans fatigue, qui la veut, il faut qu'il la brigue. (Kritzinger, 710b.) 127 Keine Tugend über die der Scham. 128 Man ehrt die Tugend, wo sie sich zeigt. Dän.: Man tager der dygden, som hun er. (Prov. dan., 130.) 129 Man gibt der Tugend die Hände, aber nicht das Herz. – Sailer, 179. 130 Man soll nach Tugend streben allzeit im ganzen Leben. Lat.: Virtutem cole, dum vivis; famam invenies in sepulchro. (Seybold, 638.) 131 Man soll sich auf seine Tugend, aber nicht auf seinen Stammbaum verlassen. Lat.: Virtute ambire oportet, non fautoribus. (Seybold, 637.) 132 Mancher ist mit Tugend beladen, wie ein Krebs mit Baumwolle. – Lehmann, 762, 34. 133 Mit der Tugend und gutem Glück überwindet man der Welt Tück'. It.: Chi s'arma di virtù, vince ogni offetto. (Pazzaglia, 409, 9.) Lat.: Virtute duce, comite fortuna. (Philippi, II, 255; Schonheim, V, 18; Seybold, 638; Sutor, 678.) 134 Nach der Tugend soll man nicht gehen, sondern laufen. 135 Nach Tugend streben heisst selig leben. – Petri, II, 488. 136 Nach Tugenden und nicht nach Gunsten. – Graf, 518, 264. Bei der Besetzung von Aemtern soll allein die Befähigung entscheiden. 137 Niemand besitzt alle Tugenden1. 1) Oder Vollkommenheiten, wie die Osmanen sagen. (Schlechta, 151.) 138 Ohne Tugend ist aller Adel eitel Ding. Holl.: Niemand edel zonder deugd. (Harrebomée, I, 126b.) 139 Ohne Tugend ist ein armes Leben. Schwed.: Odygd gjör tungt lefwerne. (Grubb, 606.) 140 Ohne Tugend ist ein Mensch wie ein ungeprägter Pfennig. 141 Ohne Tugend ist keine Freude. Schwed.: Dygden gjör wällefvadt. (Grubb, 164.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [681]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/687>, abgerufen am 22.11.2024.