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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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*34 Sahst 'nen Türken? Geld nur will er; sahst einen andern? Andres will er. - Sanders, 91.

*35 Sie müssen der Türken Liedlein singen, als dass sie haben die Türken gereizt und herausgelockt. - Birlinger, 1055.

*36 Treff' euch der Türken Fluch.

Der Fluch der Türken soll gewesen sein, dass die Ungarn nie eines Willens seien. "Es traf ein Fluch die Ungarn, dass sie nicht einig seien." (Ludw. Aigner, Ungarische Volksdichtungen, Pest 1873.)

*37 Wider den Türken kriegen.

Lat.: Pro aris et focis certare. (Chaos, 570.) - Pro aris et focis pugnare.


Turkel.

* Er ist im Turkel. (Niederlausitz.)

Ist etwas angetrunken.


Türkenwein.

* Es ist (echter) Türkenwein.

Es ist dies ein Spitzname für einen sauern Wein, wie sie unter dem Gesammtnamen Rachenputzer (s. d.) bekannt sind und auch schon zur Zeit der römischen Kaiser mit allerhand Spitznamen belegt wurden. So nannte der Kaiser Tiberius den Surrentiner nur einen "edeln Essig" (Generosum acetum) und Caligula "nobilem vappam". In nicht besserm Rufe standen die Weine von Vejenta und Pelignum; und den vom Vatican nannte man, boshaft genug, geradezu Gift: "Caelatus tibi cum sit, Amiane Serpens in patera Myronis arte vaticana bibis, bibis venenum." Der obige Türkenwein gehört nun dem Jahre 1528 an. Fr. J. Dochnahl (Chronik von Neustadt a. d. Hardt, Neustadt a. d. H. 1867) führt ihn unter dem Namen "Wiedertäufer" auf. Es heisst dort S. 140: "Im Jahre 1529 war ein kalter Winter, grosse Gewässer in allen Ländern, Wein sehr sauer und fast ungeniessbar, daher Wiedertäufer genannt. Weil gerade der türkische Sultan Wien belagerte, benannte man das Gewächs auch Türkenwein. Der Wein soll so sauer gewesen sein, dass man ihn, selbst mit anderm vermischt, noch nach acht Jahren geschmeckt habe." (S. Dreimännerwein, Seewein, Stösselwein, Strumpfwein.) (Vgl. auch Antiquarische Bemerkungen zu einer Studienordnung der lateinischen Rathsschule zu Landau in der Pfalz vom Jahre 1482 von Dr. J. Franck, Beigabe zum Jahresbericht zur Lateinschule zu Edenkoben für das Jahr 1873-74.)


Türkisch.

1 Lieber türkisch als spanisch. (Niederlausitz.)

*2 Da möchte einer doch (oder: das ist zum) türkisch werden.

Holl.: Liever Turksch dan Spaansch. (Harrebomee, II, 349a.)


Turkomane.

Ein Turkomane zu Pferd sich weder an Vater noch Mutter kehrt.

Leben und Vermögen eines Turkomanen, hängt von der Güte seines Pferdes ab. Daher sind diese ihr höchster Stolz. Sie singen sogar Lieder ihren Pferden zu Ehren. Wenn ein turkomanischer Reiter auf dem Sattel vorwärts gelehnt, im schnellsten Galop über die Ebene dahinjagt, so gibt ihm das einen interessanten Anstrich von Eifer und Begierde. Hierbei kommt alles auf die Schnelligkeit der Pferde an, welche von ihnen mit der grössten Sorgfalt dazu vorbereitet werden. Man gibt ihnen nämlich geraume Zeit weder zu fressen noch zu trinken, und macht sodann scharfe Ritte, wodurch sie eine unglaubliche Ausdaner erhalten. Man gestattet ihnen kein grünes Futter, weil man glaubt, das trockene Futter mache das Fleisch hart; dann lässt man sie schwitzen, bis das Fett völlig verschwindet, was die Turkomanen daraus abnehmen, wenn die Thiere nur sehr wenig trinken. Bei einer solchen Zucht ist das turkomanische Pferd dem europäischen und arabischen vorzuziehen. Sein Ansehen ist aber roh, es fehlt ihm das schöne Aussehen, die glatte Haut der sonst wohlgepflegten Pferde.


Turnei.

Mit turnei und mit tanzen. - Herrig, L, 92.


Turner.

1 Ist das ein Turner, sagte die Magd, als sie einen Floh in ihrem Hemde springen sah.

Holl.: Ei kijk, die springt zonder pols, zei Saartje de breister, en zij zag eene vloo in haar hemd een' kapriool maken. (Harrebomee, II, 191b.)

2 Turner sind schwer zu fangen, sagte die Magd, als ihr ein Floh (ohne Springstock) davonsprang.


Turnier.

Die langsamen (späten) Turnire(r) werden gern gut. - Lehmann, II, 71, 4; Simrock, 10568.


Turnieren.

Wer turnieren will, der denckt erst, das er sein lebelang frei brot hat. - Henisch, 522, 27; Petri, II, 770.


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Turrebredler.

* Et äs e Turrebredler1. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 33, 35.

1) Thurmknebler. In Hermannstadt sagt man statt dessen: Bastoabredler, von Bredel = Prügel, Knüttel.


Turteltaube.

1 Turteltauben bei jungen Raben, jung Mägdlein bey jungen Knaben, seyn so wol behut, als wann man den Wolff zun Schaffen thut. - Gruter, III, 86; Lehmann, II, 629, 28; Zinkgref, IV, 375; Töppen, 80, 42.

Lat.: Homo aeque magis indiget disciplina, quam alimento. (Chaos, 988.)

*2 Wir wollen sie Turteltauben von Dohlen unterscheiden lehren. - Eiselein, 606.


Tusch.

*1 Des is ka Tusch. (Wien.)

Es ist nur eine Kleinigkeit: "Des is weiter ka' tusch, wann' s zehn Guld'n g'wunnen hab'n." (Hügel, 168b.)

*2 Dort hat's Tusche gesetzt. - Klix, 108.

*3 Er hat sich selber den Tusch bestellt.

Das Lob, die Ehrenbezeigung veranlasst.


Tuscher.

* Die Tuscher kommen.

So werden die Einwohner von Pillersee in Tirol scherzweise genannt. (Westermann, 25, 617.)


Tute.

* Upper Teute fleitjen. (Hildesheim.) - Klein, I, 188.

Viel Bier trinken.


Tuten.

*1 Da helpt ken Tüten oder Blusen. (Holst.) - Schütze, IV, 291.

Es hilft keine Gegenrede. "Es hilfet weder tuto noch tota." In dem Sinne: Wir haben gewonnen.

*2 Dai wet nitt van Tütten oader Bloasen. (Iserlohn.) - Woeste, 90, 197.

*3 Er tutet gern einen.

Trinkt gern. (S. Trinken 141.) "Bei mir jeht et allens musikalisch zu", sagte ein Leiermann: "ick spiele die Drehorgel, ick tute jern enen, un ich ruhe nich eh'r, bis der letzte Jroschen flöten gegangen ist."

*4 Hä weiss vun Tüten un Bloasen (Fleiten) niks. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 93; für Ostfriesland: Bueren, 564; Frommann, V, 525, 627; Eichwald, 1959.

Ist in allem unerfahren.

*5 He kan thütten noch blasen. - Tappius, 95a; Eyering, II, 385.

*6 He wet nich van Tuten oft Blasen. - Stürenburg, 293a.

Eigentlich: er versteht nichts von Musik, wird aber nur gebraucht, um zu sagen: Er weiss und versteht gar nichts.


Tuterutut.

Tuterutut, de Geschicht' is aut. (Pommern.)

Wenn man eine Geschichte erzählen soll.


Tütjendreher.

* Er ist ein rechter Tudkedreller. (Ostpreuss.)

Scherzhafte Bezeichnung für einen Gewürzkrämer. In Mecklenburg: Tütendreier.


Tütke.

*1 Dar blev ken Tütke1 up't Rick2. - Bueren, 259; Eichwald, 1961; Frommann, II, 536, 110; Kern, 855; Hauskalender, III.

1) Tütje, das Huhn in der Kindersprache, Lockname der Hühner.

2) Eine lange Stange (hier Hühnerstange), fortlaufende Reihe, Geländer, Gestelle, um etwas der Reihe nach darauf zu stellen z. B. Kanonenrick. Die Latten um den Ofen heissen Ofenrick. Englisch rake, holländisch rek; hochdeutsch mit Rechen und Riegel verwandt.

*2 Du bist mein leve Tütje. - Kern, 856.

Liebkosungswort.


Tutschel (s. Teufel).

* Eh, der Tutschel! - Sutermeister, 14.

Verhüllender Ausruf für Teufel.


Tütt.

*1 Tütt, tütt! Gele (gelbe) Wörtelsches (?). (Meurs.) - Firmenich, I, 403.

*2 Wie Tüttlin, so Wärzlin. - Binder III, 3759.


Tutti.

1 Immer Tutti, aber Pappe nuscht. (Ostpreuss.)

Sagt, wer zu trinken, aber nicht zu essen kriegt.

*2 Der ist tutti.

D. h. zu Grunde gerichtet. Unser Wirth ist tutt.


Tuttlingen.

* Die ist au net von Tuttlinge, die ist von Ebinge.

Von Frauen mit platter Brust. Ebingen und Tuttlingen sind zwei kleine Städte in Würtemberg.


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*34 Sahst 'nen Türken? Geld nur will er; sahst einen andern? Andres will er.Sanders, 91.

*35 Sie müssen der Türken Liedlein singen, als dass sie haben die Türken gereizt und herausgelockt.Birlinger, 1055.

*36 Treff' euch der Türken Fluch.

Der Fluch der Türken soll gewesen sein, dass die Ungarn nie eines Willens seien. „Es traf ein Fluch die Ungarn, dass sie nicht einig seien.“ (Ludw. Aigner, Ungarische Volksdichtungen, Pest 1873.)

*37 Wider den Türken kriegen.

Lat.: Pro aris et focis certare. (Chaos, 570.) – Pro aris et focis pugnare.


Turkel.

* Er ist im Turkel. (Niederlausitz.)

Ist etwas angetrunken.


Türkenwein.

* Es ist (echter) Türkenwein.

Es ist dies ein Spitzname für einen sauern Wein, wie sie unter dem Gesammtnamen Rachenputzer (s. d.) bekannt sind und auch schon zur Zeit der römischen Kaiser mit allerhand Spitznamen belegt wurden. So nannte der Kaiser Tiberius den Surrentiner nur einen „edeln Essig“ (Generosum acetum) und Caligula „nobilem vappam“. In nicht besserm Rufe standen die Weine von Vejenta und Pelignum; und den vom Vatican nannte man, boshaft genug, geradezu Gift: „Caelatus tibi cum sit, Amiane Serpens in patera Myronis arte vaticana bibis, bibis venenum.“ Der obige Türkenwein gehört nun dem Jahre 1528 an. Fr. J. Dochnahl (Chronik von Neustadt a. d. Hardt, Neustadt a. d. H. 1867) führt ihn unter dem Namen „Wiedertäufer“ auf. Es heisst dort S. 140: „Im Jahre 1529 war ein kalter Winter, grosse Gewässer in allen Ländern, Wein sehr sauer und fast ungeniessbar, daher Wiedertäufer genannt. Weil gerade der türkische Sultan Wien belagerte, benannte man das Gewächs auch Türkenwein. Der Wein soll so sauer gewesen sein, dass man ihn, selbst mit anderm vermischt, noch nach acht Jahren geschmeckt habe.“ (S. Dreimännerwein, Seewein, Stösselwein, Strumpfwein.) (Vgl. auch Antiquarische Bemerkungen zu einer Studienordnung der lateinischen Rathsschule zu Landau in der Pfalz vom Jahre 1482 von Dr. J. Franck, Beigabe zum Jahresbericht zur Lateinschule zu Edenkoben für das Jahr 1873-74.)


Türkisch.

1 Lieber türkisch als spanisch. (Niederlausitz.)

*2 Da möchte einer doch (oder: das ist zum) türkisch werden.

Holl.: Liever Turksch dan Spaansch. (Harrebomée, II, 349a.)


Turkomane.

Ein Turkomane zu Pferd sich weder an Vater noch Mutter kehrt.

Leben und Vermögen eines Turkomanen, hängt von der Güte seines Pferdes ab. Daher sind diese ihr höchster Stolz. Sie singen sogar Lieder ihren Pferden zu Ehren. Wenn ein turkomanischer Reiter auf dem Sattel vorwärts gelehnt, im schnellsten Galop über die Ebene dahinjagt, so gibt ihm das einen interessanten Anstrich von Eifer und Begierde. Hierbei kommt alles auf die Schnelligkeit der Pferde an, welche von ihnen mit der grössten Sorgfalt dazu vorbereitet werden. Man gibt ihnen nämlich geraume Zeit weder zu fressen noch zu trinken, und macht sodann scharfe Ritte, wodurch sie eine unglaubliche Ausdaner erhalten. Man gestattet ihnen kein grünes Futter, weil man glaubt, das trockene Futter mache das Fleisch hart; dann lässt man sie schwitzen, bis das Fett völlig verschwindet, was die Turkomanen daraus abnehmen, wenn die Thiere nur sehr wenig trinken. Bei einer solchen Zucht ist das turkomanische Pferd dem europäischen und arabischen vorzuziehen. Sein Ansehen ist aber roh, es fehlt ihm das schöne Aussehen, die glatte Haut der sonst wohlgepflegten Pferde.


Turnei.

Mit turnei und mit tanzen.Herrig, L, 92.


Turner.

1 Ist das ein Turner, sagte die Magd, als sie einen Floh in ihrem Hemde springen sah.

Holl.: Ei kijk, die springt zonder pols, zei Saartje de breister, en zij zag eene vloo in haar hemd een' kapriool maken. (Harrebomée, II, 191b.)

2 Turner sind schwer zu fangen, sagte die Magd, als ihr ein Floh (ohne Springstock) davonsprang.


Turnier.

Die langsamen (späten) Turnire(r) werden gern gut.Lehmann, II, 71, 4; Simrock, 10568.


Turnieren.

Wer turnieren will, der denckt erst, das er sein lebelang frei brot hat.Henisch, 522, 27; Petri, II, 770.


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Turrebredler.

* Et äs e Turrebredler1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 35.

1) Thurmknebler. In Hermannstadt sagt man statt dessen: Bastoabredler, von Bredel = Prügel, Knüttel.


Turteltaube.

1 Turteltauben bei jungen Raben, jung Mägdlein bey jungen Knaben, seyn so wol behut, als wann man den Wolff zun Schaffen thut.Gruter, III, 86; Lehmann, II, 629, 28; Zinkgref, IV, 375; Töppen, 80, 42.

Lat.: Homo aeque magis indiget disciplina, quam alimento. (Chaos, 988.)

*2 Wir wollen sie Turteltauben von Dohlen unterscheiden lehren.Eiselein, 606.


Tusch.

*1 Des is ka Tusch. (Wien.)

Es ist nur eine Kleinigkeit: „Des is weiter ka' tusch, wann' s zehn Guld'n g'wunnen hab'n.“ (Hügel, 168b.)

*2 Dort hat's Tusche gesetzt.Klix, 108.

*3 Er hat sich selber den Tusch bestellt.

Das Lob, die Ehrenbezeigung veranlasst.


Tuscher.

* Die Tuscher kommen.

So werden die Einwohner von Pillersee in Tirol scherzweise genannt. (Westermann, 25, 617.)


Tute.

* Upper Teute fleitjen. (Hildesheim.) – Klein, I, 188.

Viel Bier trinken.


Tuten.

*1 Da helpt kên Tüten oder Blusen. (Holst.) – Schütze, IV, 291.

Es hilft keine Gegenrede. „Es hilfet weder tuto noch tota.“ In dem Sinne: Wir haben gewonnen.

*2 Dai wet nitt van Tütten oader Bloasen. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 197.

*3 Er tutet gern einen.

Trinkt gern. (S. Trinken 141.) „Bei mir jeht et allens musikalisch zu“, sagte ein Leiermann: „ick spiele die Drehorgel, ick tute jern enen, un ich ruhe nich eh'r, bis der letzte Jroschen flöten gegangen ist.“

*4 Hä weiss vun Tüten un Bloasen (Fléiten) niks. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 93; für Ostfriesland: Bueren, 564; Frommann, V, 525, 627; Eichwald, 1959.

Ist in allem unerfahren.

*5 He kan thütten noch blasen.Tappius, 95a; Eyering, II, 385.

*6 He wêt nich van Tuten oft Blasen.Stürenburg, 293a.

Eigentlich: er versteht nichts von Musik, wird aber nur gebraucht, um zu sagen: Er weiss und versteht gar nichts.


Tuterutut.

Tuterutut, de Geschicht' is ût. (Pommern.)

Wenn man eine Geschichte erzählen soll.


Tütjendreher.

* Er ist ein rechter Tudkedreller. (Ostpreuss.)

Scherzhafte Bezeichnung für einen Gewürzkrämer. In Mecklenburg: Tütendreier.


Tütke.

*1 Dar blêv kên Tütke1 up't Rick2.Bueren, 259; Eichwald, 1961; Frommann, II, 536, 110; Kern, 855; Hauskalender, III.

1) Tütje, das Huhn in der Kindersprache, Lockname der Hühner.

2) Eine lange Stange (hier Hühnerstange), fortlaufende Reihe, Geländer, Gestelle, um etwas der Reihe nach darauf zu stellen z. B. Kanonenrick. Die Latten um den Ofen heissen Ofenrick. Englisch rake, holländisch rek; hochdeutsch mit Rechen und Riegel verwandt.

*2 Du bist mîn lêve Tütje.Kern, 856.

Liebkosungswort.


Tutschel (s. Teufel).

* Eh, der Tutschel!Sutermeister, 14.

Verhüllender Ausruf für Teufel.


Tütt.

*1 Tütt, tütt! Gele (gelbe) Wörtelsches (?). (Meurs.) – Firmenich, I, 403.

*2 Wie Tüttlin, so Wärzlin.Binder III, 3759.


Tutti.

1 Immer Tutti, aber Pappe nuscht. (Ostpreuss.)

Sagt, wer zu trinken, aber nicht zu essen kriegt.

*2 Der ist tutti.

D. h. zu Grunde gerichtet. Unser Wirth ist tutt.


Tuttlingen.

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[[690]/0696] *34 Sahst 'nen Türken? Geld nur will er; sahst einen andern? Andres will er. – Sanders, 91. *35 Sie müssen der Türken Liedlein singen, als dass sie haben die Türken gereizt und herausgelockt. – Birlinger, 1055. *36 Treff' euch der Türken Fluch. Der Fluch der Türken soll gewesen sein, dass die Ungarn nie eines Willens seien. „Es traf ein Fluch die Ungarn, dass sie nicht einig seien.“ (Ludw. Aigner, Ungarische Volksdichtungen, Pest 1873.) *37 Wider den Türken kriegen. Lat.: Pro aris et focis certare. (Chaos, 570.) – Pro aris et focis pugnare. Turkel. * Er ist im Turkel. (Niederlausitz.) Ist etwas angetrunken. Türkenwein. * Es ist (echter) Türkenwein. Es ist dies ein Spitzname für einen sauern Wein, wie sie unter dem Gesammtnamen Rachenputzer (s. d.) bekannt sind und auch schon zur Zeit der römischen Kaiser mit allerhand Spitznamen belegt wurden. So nannte der Kaiser Tiberius den Surrentiner nur einen „edeln Essig“ (Generosum acetum) und Caligula „nobilem vappam“. In nicht besserm Rufe standen die Weine von Vejenta und Pelignum; und den vom Vatican nannte man, boshaft genug, geradezu Gift: „Caelatus tibi cum sit, Amiane Serpens in patera Myronis arte vaticana bibis, bibis venenum.“ Der obige Türkenwein gehört nun dem Jahre 1528 an. Fr. J. Dochnahl (Chronik von Neustadt a. d. Hardt, Neustadt a. d. H. 1867) führt ihn unter dem Namen „Wiedertäufer“ auf. Es heisst dort S. 140: „Im Jahre 1529 war ein kalter Winter, grosse Gewässer in allen Ländern, Wein sehr sauer und fast ungeniessbar, daher Wiedertäufer genannt. Weil gerade der türkische Sultan Wien belagerte, benannte man das Gewächs auch Türkenwein. Der Wein soll so sauer gewesen sein, dass man ihn, selbst mit anderm vermischt, noch nach acht Jahren geschmeckt habe.“ (S. Dreimännerwein, Seewein, Stösselwein, Strumpfwein.) (Vgl. auch Antiquarische Bemerkungen zu einer Studienordnung der lateinischen Rathsschule zu Landau in der Pfalz vom Jahre 1482 von Dr. J. Franck, Beigabe zum Jahresbericht zur Lateinschule zu Edenkoben für das Jahr 1873-74.) Türkisch. 1 Lieber türkisch als spanisch. (Niederlausitz.) *2 Da möchte einer doch (oder: das ist zum) türkisch werden. Holl.: Liever Turksch dan Spaansch. (Harrebomée, II, 349a.) Turkomane. Ein Turkomane zu Pferd sich weder an Vater noch Mutter kehrt. Leben und Vermögen eines Turkomanen, hängt von der Güte seines Pferdes ab. Daher sind diese ihr höchster Stolz. Sie singen sogar Lieder ihren Pferden zu Ehren. Wenn ein turkomanischer Reiter auf dem Sattel vorwärts gelehnt, im schnellsten Galop über die Ebene dahinjagt, so gibt ihm das einen interessanten Anstrich von Eifer und Begierde. Hierbei kommt alles auf die Schnelligkeit der Pferde an, welche von ihnen mit der grössten Sorgfalt dazu vorbereitet werden. Man gibt ihnen nämlich geraume Zeit weder zu fressen noch zu trinken, und macht sodann scharfe Ritte, wodurch sie eine unglaubliche Ausdaner erhalten. Man gestattet ihnen kein grünes Futter, weil man glaubt, das trockene Futter mache das Fleisch hart; dann lässt man sie schwitzen, bis das Fett völlig verschwindet, was die Turkomanen daraus abnehmen, wenn die Thiere nur sehr wenig trinken. Bei einer solchen Zucht ist das turkomanische Pferd dem europäischen und arabischen vorzuziehen. Sein Ansehen ist aber roh, es fehlt ihm das schöne Aussehen, die glatte Haut der sonst wohlgepflegten Pferde. Turnei. Mit turnei und mit tanzen. – Herrig, L, 92. Turner. 1 Ist das ein Turner, sagte die Magd, als sie einen Floh in ihrem Hemde springen sah. Holl.: Ei kijk, die springt zonder pols, zei Saartje de breister, en zij zag eene vloo in haar hemd een' kapriool maken. (Harrebomée, II, 191b.) 2 Turner sind schwer zu fangen, sagte die Magd, als ihr ein Floh (ohne Springstock) davonsprang. Turnier. Die langsamen (späten) Turnire(r) werden gern gut. – Lehmann, II, 71, 4; Simrock, 10568. Turnieren. Wer turnieren will, der denckt erst, das er sein lebelang frei brot hat. – Henisch, 522, 27; Petri, II, 770. Turrebredler. * Et äs e Turrebredler1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 35. 1) Thurmknebler. In Hermannstadt sagt man statt dessen: Bastoabredler, von Bredel = Prügel, Knüttel. Turteltaube. 1 Turteltauben bei jungen Raben, jung Mägdlein bey jungen Knaben, seyn so wol behut, als wann man den Wolff zun Schaffen thut. – Gruter, III, 86; Lehmann, II, 629, 28; Zinkgref, IV, 375; Töppen, 80, 42. Lat.: Homo aeque magis indiget disciplina, quam alimento. (Chaos, 988.) *2 Wir wollen sie Turteltauben von Dohlen unterscheiden lehren. – Eiselein, 606. Tusch. *1 Des is ka Tusch. (Wien.) Es ist nur eine Kleinigkeit: „Des is weiter ka' tusch, wann' s zehn Guld'n g'wunnen hab'n.“ (Hügel, 168b.) *2 Dort hat's Tusche gesetzt. – Klix, 108. *3 Er hat sich selber den Tusch bestellt. Das Lob, die Ehrenbezeigung veranlasst. Tuscher. * Die Tuscher kommen. So werden die Einwohner von Pillersee in Tirol scherzweise genannt. (Westermann, 25, 617.) Tute. * Upper Teute fleitjen. (Hildesheim.) – Klein, I, 188. Viel Bier trinken. Tuten. *1 Da helpt kên Tüten oder Blusen. (Holst.) – Schütze, IV, 291. Es hilft keine Gegenrede. „Es hilfet weder tuto noch tota.“ In dem Sinne: Wir haben gewonnen. *2 Dai wet nitt van Tütten oader Bloasen. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 197. *3 Er tutet gern einen. Trinkt gern. (S. Trinken 141.) „Bei mir jeht et allens musikalisch zu“, sagte ein Leiermann: „ick spiele die Drehorgel, ick tute jern enen, un ich ruhe nich eh'r, bis der letzte Jroschen flöten gegangen ist.“ *4 Hä weiss vun Tüten un Bloasen (Fléiten) niks. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 93; für Ostfriesland: Bueren, 564; Frommann, V, 525, 627; Eichwald, 1959. Ist in allem unerfahren. *5 He kan thütten noch blasen. – Tappius, 95a; Eyering, II, 385. *6 He wêt nich van Tuten oft Blasen. – Stürenburg, 293a. Eigentlich: er versteht nichts von Musik, wird aber nur gebraucht, um zu sagen: Er weiss und versteht gar nichts. Tuterutut. Tuterutut, de Geschicht' is ût. (Pommern.) Wenn man eine Geschichte erzählen soll. Tütjendreher. * Er ist ein rechter Tudkedreller. (Ostpreuss.) Scherzhafte Bezeichnung für einen Gewürzkrämer. In Mecklenburg: Tütendreier. Tütke. *1 Dar blêv kên Tütke1 up't Rick2. – Bueren, 259; Eichwald, 1961; Frommann, II, 536, 110; Kern, 855; Hauskalender, III. 1) Tütje, das Huhn in der Kindersprache, Lockname der Hühner. 2) Eine lange Stange (hier Hühnerstange), fortlaufende Reihe, Geländer, Gestelle, um etwas der Reihe nach darauf zu stellen z. B. Kanonenrick. Die Latten um den Ofen heissen Ofenrick. Englisch rake, holländisch rek; hochdeutsch mit Rechen und Riegel verwandt. *2 Du bist mîn lêve Tütje. – Kern, 856. Liebkosungswort. Tutschel (s. Teufel). * Eh, der Tutschel! – Sutermeister, 14. Verhüllender Ausruf für Teufel. Tütt. *1 Tütt, tütt! Gele (gelbe) Wörtelsches (?). (Meurs.) – Firmenich, I, 403. *2 Wie Tüttlin, so Wärzlin. – Binder III, 3759. Tutti. 1 Immer Tutti, aber Pappe nuscht. (Ostpreuss.) Sagt, wer zu trinken, aber nicht zu essen kriegt. *2 Der ist tutti. D. h. zu Grunde gerichtet. Unser Wirth ist tutt. Tuttlingen. * Die ist au net von Tuttlinge, die ist von Ebinge. Von Frauen mit platter Brust. Ebingen und Tuttlingen sind zwei kleine Städte in Würtemberg.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [690]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/696>, abgerufen am 22.11.2024.