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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 2 Es hat alles seine Ursache.

Holl.: Niets is zonder oorzak (Harrebomee, II, 151b.)

3 Es mag leicht ein Ursache sein, der Pater geht zur Nonne ins Bett. - Klosterspiegel, 18, 17.

4 Es mag leicht ein vrsach sein, das der wolff das schaf frisst. - Franck, I, 87a; Egenolff, 346a; Gruter, I, 37; Eyering, II, 569; Petri, II, 287; Braun, 388; Eiselein, 647; Körte, 6220.

"Es brauchet ein schlechte Ursach, wenn der Fux die Hennen, und der Wolff das Schaf fressen will." (Chaos, 293.)

5 Faule vrsachen geberen viel Kranckheiten. - Lehmann, 855, 11.

6 Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen.

Holl.: Gelijke oorzaken, gelijke gevolgen. (Harrebomee, II, 151b.)

7 Kleine Ursachen, grosse Wirkungen.

8 Man bricht offt ein vrsach vom Baum oder bringt sie herbey. - Lehmann, 854, 3.

9 Mit vrsach wird alle ding gethan. - Lehmann, 855, 5.

10 Nicht on vrsach. - Franck, I, 145a.

Lat.: Nihil sine causa. (Egeria, 190.)

11 Um kleiner Ursache willen zerreisst der Wolf das Schaf. - Grubb, 823.

Holl.: Om eene kleine zaak bijt (eet) de wolf het schaap. (Harrebomee, II, 478b.)

12 Um kleiner Ursachen willen erhebe keinen Streit. - Gaal, 1477.

Lat.: Arma procul jaceant; tamae est fas sumere bellum, sin aliter pacis non licet arte frui. (Gaal, 1477.)

13 Ursach fäinjt em ze alen Däinjen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1085.

14 Ursache und Wirkung, sagte Neumann, als der Wagen eines Arztes an einem Leichenwagen vorüberfuhr. - Witzfunken, Ib, 87.

15 Ursachen kann man von jedem Zaune brechen. - Lohrengel, I, 664.

16 Vrsachen seind der Menschen brillen, dadurch die vernunfft im finstern die warheit erkennen kan. - Lehmann, 856, 34.

17 Was aus Ursachen kommt, das kann gebessert werden.

18 Wer die Ursache der Dinge erkennen kann, das ist ein weiser Mann.

19 Wer eine Vrsach zu einem haben wil, der muss eine vom Zaun brechen, wenn er sonst kein hat. - Petri, II, 705.

20 Wer ohne Ursache zürnt, der versöhnt sich ohne Grund. (Finn.)

21 Wo einerley vrsach ist, da soll auch einerley recht sein. - Lehmann, 855, 13.

*22 Aine vrsach vom Zaun (Stocke) brechen. - Agricola II, 119; Schottel, 1113a; Luther's Tischr., 195b; Pauli, Schimpff, XXXIIIa; Eiselein, 655; Körte, 6220a.

"Die vrsach von einem alten zaun brechen." (Mathesy, 289b.)

Lat.: Pomus Eridis in medium projicere. (Seybold, 449.)

*23 Eine Ursache von einem Hölzlein schaben.

*24 Hefft man dy niet orsacke genoch gheue? Wiltu dat man hath dy oeck in den mondt steken. - Tappius, 128a; Suringar, CLXXV, 1.

*25 Vrsach nemen oder suchen. - Hauer, Kiij4.

Lat.: Ansam quaerere. (Adag., 693.)


Ursula.

1 An Ursula (21. Oct.) muss das Kraut herein, sonst schneien Simon und Jude (28. Oct.) drein.

2 Sanct Ursula Wind von Nord bringt eine heitere Fastnacht, von Südost einen nassen Winter. (Luzern.)

*3 Ruck Urschel, lass d' Appel (Apollonia) au nau. (Schwaben.)

*4 Sie ist eine tolle Vrsel. - Mathesy, 137a.


Uerte.

* Die Uerte ohne den Wirth machen. (S. Zeche.) - Eiselein, 655.


[Spaltenumbruch]
Urtheil.

1 Alle die falsch Urtheil finden, soll der Teufel ewig binden. - Graf, 409, 61.

"Und die falsche orteil vinden sol dir tewfil ewig binden." (Gaupp, Landrecht, 57.) Die alten Rechtsbücher sprachen sehr scharf gegen ungerechte Richter, seien sie es nun aus Rechtsunkenntniss oder Fahrlässigkeit, oder was am schlimmsten, aus Käuflichkeit und mit Vorbedacht. "Sein Urtheil fällt auf ihn zurück und er wird aller Teufel Geselle." (Mühler, 94.) "Rossdiebe und Kuhdiebe erschlägt man an Hundesstatt, und dasselbe Ende gehört einem schlechten Richter." (Evers, Das älteste russische Recht, Dorpat 1826, 306, 20.)

2 Alle vrteil kommen von klage vnd antwort. - Klingen, 51a, 1; Graf, 433, 271.

Können erst gefällt werden, wenn beide Theile gehört worden sind.

3 Auf das Urtheil des Narren darf niemand harren.

Ein Narr ist bald mit seinem Urtheil fertig.

Frz.: De fou juge brieve sentence.

4 Das erste Urtheil vor Gericht heischt Vorgang der Entscheidung. - Graf, 432, 252.

In Bremen: Dat erste ordel van den richte eschet vorgan der schedinge. (Oelrichs, 204.)

5 Das Urtheil bindet nicht, gibt es der rechte Richter nicht. - Klingen, 48b; Graf, 478, 652.

Sollte das Urtheil bindende Kraft haben, so musste es der zuständige Richter ertheilen.

6 Das Urtheil darf nicht zurückgehen. - Graf, 479, 660; Klingen, 48a, 2.

Ein rechtskräftig gewordenes Erkenntniss lässt sich nicht abändern und umstossen.

7 Das Urtheil hat keinen Zaum. - Graf, 479, 674.

Bezieht sich darauf, dass im alten Rechtsverfahren das Urtheil auf der Stelle, nachdem es ausgesprochen war, rechtskräftig und vollstreckbar wurde. (S. Kläger 9.)

Altfries.: Dio kest aeph neen tamen. (Hettema, XXIV, 22, 186.)

8 Das Urtheil ist Gottes. (S. Gericht 15 u. 17.) - Graf, 403, 3.

Holl.: Dat vonniss is goods. (Holl. Sachsenspiegel, 33, 24.)

9 Des Urtheils grosse Eil' hört nicht den andern Theil.

Holl.: Die een man van een oor is zijn oordeel hangt aan een' dunnen draad. (Harrebomee, 158b.)

10 Ein Urtheil wider geschriebenes Recht taugt nicht. - Graf, 478, 653.

Altfries.: Een ordel, dat to jeens dat scrifoun riucht is, dat enn daegh naet. (Hettema, LXXX, 16, 274.)

11 Ein verkehrt Urtheil gilt nicht für Recht. - Graf, 478, 674.

Nicht blos Formfehler, wie Mangel der Vorladung der zuständigen Gerichtsbarkeit, sondern auch innere Gebrechen hindern die Rechtskraft. Daher sind Urtheile gegen klare Gesetzesvorschriften oder gegen ein früheres rechtskräftiges Erkenntniss sich selbst widersprechend, ebenso alle Bescheide, die etwas Unmögliches befehlen, nichtig, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt werden soll.

Holl.: Een verkard ordeel geldt niet voor regt. (Harrebomee, II, 150b.)

12 Jedermann ist ein Urtheil werth. - Graf, 426, 221.

Gegen Rechtsverweigerung. (S. Richter 19 und Verantwortung.)

13 Jedermann kann Urtheil strafen. - Graf, 477, 635.

Er kann Berufung dagegen einlegen. (S. Appelliren und Suppliciren 1.) "Orteil mag Ydermann strafen." (Nering, II, 6.)

14 Kein Urtheil leidet Wiedertritt. (S. Richten 34.) - Graf, 479, 661.

Mhd.: Das keim orteyl wedir trit liden sal. (Daniel, Weichbildglosse, 418, 31.)

15 Kein Urtheil schadet jemand, das man über einen Ungeladenen findet. - Graf, 478, 650; Klingen, 45b, 1.

Urtheile über Abwesende hatten keine Rechtskraft, ausgenommen, sie waren geladen worden und ohne rechte Noth (s. d. 51) ausgeblieben.

16 Kein vrteil bindet den vngegenwertigen. - Klingen, 112b, 1; Graf, 478, 651.

17 Mit vrtheil fellen nicht eyl, du hast denn gehört beyde theil. - Lehmann, 568, 39; Zinkgref, IV, 332; Chaos, 438; Eiselein, 614; Braun, I, 4711; Graf, 435, 270; Steiger, 464.

Frz.: Qui n'entend qu'une cloche, n'entend qu'un son. (Masson, 351.)


[Spaltenumbruch] 2 Es hat alles seine Ursache.

Holl.: Niets is zonder oorzak (Harrebomée, II, 151b.)

3 Es mag leicht ein Ursache sein, der Pater geht zur Nonne ins Bett.Klosterspiegel, 18, 17.

4 Es mag leicht ein vrsach sein, das der wolff das schaf frisst.Franck, I, 87a; Egenolff, 346a; Gruter, I, 37; Eyering, II, 569; Petri, II, 287; Braun, 388; Eiselein, 647; Körte, 6220.

„Es brauchet ein schlechte Ursach, wenn der Fux die Hennen, und der Wolff das Schaf fressen will.“ (Chaos, 293.)

5 Faule vrsachen geberen viel Kranckheiten.Lehmann, 855, 11.

6 Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen.

Holl.: Gelijke oorzaken, gelijke gevolgen. (Harrebomée, II, 151b.)

7 Kleine Ursachen, grosse Wirkungen.

8 Man bricht offt ein vrsach vom Baum oder bringt sie herbey.Lehmann, 854, 3.

9 Mit vrsach wird alle ding gethan.Lehmann, 855, 5.

10 Nicht on vrsach.Franck, I, 145a.

Lat.: Nihil sine causa. (Egeria, 190.)

11 Um kleiner Ursache willen zerreisst der Wolf das Schaf.Grubb, 823.

Holl.: Om eene kleine zaak bijt (eet) de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 478b.)

12 Um kleiner Ursachen willen erhebe keinen Streit.Gaal, 1477.

Lat.: Arma procul jaceant; tamae est fas sumere bellum, sin aliter pacis non licet arte frui. (Gaal, 1477.)

13 Ursach fäinjt em ze alen Däinjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1085.

14 Ursache und Wirkung, sagte Neumann, als der Wagen eines Arztes an einem Leichenwagen vorüberfuhr.Witzfunken, Ib, 87.

15 Ursachen kann man von jedem Zaune brechen.Lohrengel, I, 664.

16 Vrsachen seind der Menschen brillen, dadurch die vernunfft im finstern die warheit erkennen kan.Lehmann, 856, 34.

17 Was aus Ursachen kommt, das kann gebessert werden.

18 Wer die Ursache der Dinge erkennen kann, das ist ein weiser Mann.

19 Wer eine Vrsach zu einem haben wil, der muss eine vom Zaun brechen, wenn er sonst kein hat.Petri, II, 705.

20 Wer ohne Ursache zürnt, der versöhnt sich ohne Grund. (Finn.)

21 Wo einerley vrsach ist, da soll auch einerley recht sein.Lehmann, 855, 13.

*22 Aine vrsach vom Zaun (Stocke) brechen.Agricola II, 119; Schottel, 1113a; Luther's Tischr., 195b; Pauli, Schimpff, XXXIIIa; Eiselein, 655; Körte, 6220a.

„Die vrsach von einem alten zaun brechen.“ (Mathesy, 289b.)

Lat.: Pomus Eridis in medium projicere. (Seybold, 449.)

*23 Eine Ursache von einem Hölzlein schaben.

*24 Hefft man dy niet orsacke genoch gheue? Wiltu dat man hath dy oeck in den mondt steken.Tappius, 128a; Suringar, CLXXV, 1.

*25 Vrsach nemen oder suchen.Hauer, Kiij4.

Lat.: Ansam quaerere. (Adag., 693.)


Ursula.

1 An Ursula (21. Oct.) muss das Kraut herein, sonst schneien Simon und Jude (28. Oct.) drein.

2 Sanct Ursula Wind von Nord bringt eine heitere Fastnacht, von Südost einen nassen Winter. (Luzern.)

*3 Ruck Urschel, lass d' Appel (Apollonia) au nau. (Schwaben.)

*4 Sie ist eine tolle Vrsel.Mathesy, 137a.


Uerte.

* Die Uerte ohne den Wirth machen. (S. Zeche.) – Eiselein, 655.


[Spaltenumbruch]
Urtheil.

1 Alle die falsch Urtheil finden, soll der Teufel ewig binden.Graf, 409, 61.

„Und die falsche orteil vinden sol dir tewfil ewig binden.“ (Gaupp, Landrecht, 57.) Die alten Rechtsbücher sprachen sehr scharf gegen ungerechte Richter, seien sie es nun aus Rechtsunkenntniss oder Fahrlässigkeit, oder was am schlimmsten, aus Käuflichkeit und mit Vorbedacht. „Sein Urtheil fällt auf ihn zurück und er wird aller Teufel Geselle.“ (Mühler, 94.) „Rossdiebe und Kuhdiebe erschlägt man an Hundesstatt, und dasselbe Ende gehört einem schlechten Richter.“ (Evers, Das älteste russische Recht, Dorpat 1826, 306, 20.)

2 Alle vrteil kommen von klage vnd antwort.Klingen, 51a, 1; Graf, 433, 271.

Können erst gefällt werden, wenn beide Theile gehört worden sind.

3 Auf das Urtheil des Narren darf niemand harren.

Ein Narr ist bald mit seinem Urtheil fertig.

Frz.: De fou juge briève sentence.

4 Das erste Urtheil vor Gericht heischt Vorgang der Entscheidung.Graf, 432, 252.

In Bremen: Dat erste ordel van den richte eschet vorgan der schedinge. (Oelrichs, 204.)

5 Das Urtheil bindet nicht, gibt es der rechte Richter nicht.Klingen, 48b; Graf, 478, 652.

Sollte das Urtheil bindende Kraft haben, so musste es der zuständige Richter ertheilen.

6 Das Urtheil darf nicht zurückgehen.Graf, 479, 660; Klingen, 48a, 2.

Ein rechtskräftig gewordenes Erkenntniss lässt sich nicht abändern und umstossen.

7 Das Urtheil hat keinen Zaum.Graf, 479, 674.

Bezieht sich darauf, dass im alten Rechtsverfahren das Urtheil auf der Stelle, nachdem es ausgesprochen war, rechtskräftig und vollstreckbar wurde. (S. Kläger 9.)

Altfries.: Dio kest aeph neen tamen. (Hettema, XXIV, 22, 186.)

8 Das Urtheil ist Gottes. (S. Gericht 15 u. 17.) – Graf, 403, 3.

Holl.: Dat vonniss is goods. (Holl. Sachsenspiegel, 33, 24.)

9 Des Urtheils grosse Eil' hört nicht den andern Theil.

Holl.: Die een man van één oor is zijn oordeel hangt aan een' dunnen draad. (Harrebomée, 158b.)

10 Ein Urtheil wider geschriebenes Recht taugt nicht.Graf, 478, 653.

Altfries.: Een ordel, dat to jeens dat scrifoun riucht is, dat enn daegh naet. (Hettema, LXXX, 16, 274.)

11 Ein verkehrt Urtheil gilt nicht für Recht.Graf, 478, 674.

Nicht blos Formfehler, wie Mangel der Vorladung der zuständigen Gerichtsbarkeit, sondern auch innere Gebrechen hindern die Rechtskraft. Daher sind Urtheile gegen klare Gesetzesvorschriften oder gegen ein früheres rechtskräftiges Erkenntniss sich selbst widersprechend, ebenso alle Bescheide, die etwas Unmögliches befehlen, nichtig, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt werden soll.

Holl.: Een verkard ordeel geldt niet voor regt. (Harrebomée, II, 150b.)

12 Jedermann ist ein Urtheil werth.Graf, 426, 221.

Gegen Rechtsverweigerung. (S. Richter 19 und Verantwortung.)

13 Jedermann kann Urtheil strafen.Graf, 477, 635.

Er kann Berufung dagegen einlegen. (S. Appelliren und Suppliciren 1.) „Orteil mag Ydermann strafen.“ (Nering, II, 6.)

14 Kein Urtheil leidet Wiedertritt. (S. Richten 34.) – Graf, 479, 661.

Mhd.: Das keim orteyl wedir trit liden sal. (Daniel, Weichbildglosse, 418, 31.)

15 Kein Urtheil schadet jemand, das man über einen Ungeladenen findet.Graf, 478, 650; Klingen, 45b, 1.

Urtheile über Abwesende hatten keine Rechtskraft, ausgenommen, sie waren geladen worden und ohne rechte Noth (s. d. 51) ausgeblieben.

16 Kein vrteil bindet den vngegenwertigen.Klingen, 112b, 1; Graf, 478, 651.

17 Mit vrtheil fellen nicht eyl, du hast denn gehört beyde theil.Lehmann, 568, 39; Zinkgref, IV, 332; Chaos, 438; Eiselein, 614; Braun, I, 4711; Graf, 435, 270; Steiger, 464.

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[[749]/0755] 2 Es hat alles seine Ursache. Holl.: Niets is zonder oorzak (Harrebomée, II, 151b.) 3 Es mag leicht ein Ursache sein, der Pater geht zur Nonne ins Bett. – Klosterspiegel, 18, 17. 4 Es mag leicht ein vrsach sein, das der wolff das schaf frisst. – Franck, I, 87a; Egenolff, 346a; Gruter, I, 37; Eyering, II, 569; Petri, II, 287; Braun, 388; Eiselein, 647; Körte, 6220. „Es brauchet ein schlechte Ursach, wenn der Fux die Hennen, und der Wolff das Schaf fressen will.“ (Chaos, 293.) 5 Faule vrsachen geberen viel Kranckheiten. – Lehmann, 855, 11. 6 Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen. Holl.: Gelijke oorzaken, gelijke gevolgen. (Harrebomée, II, 151b.) 7 Kleine Ursachen, grosse Wirkungen. 8 Man bricht offt ein vrsach vom Baum oder bringt sie herbey. – Lehmann, 854, 3. 9 Mit vrsach wird alle ding gethan. – Lehmann, 855, 5. 10 Nicht on vrsach. – Franck, I, 145a. Lat.: Nihil sine causa. (Egeria, 190.) 11 Um kleiner Ursache willen zerreisst der Wolf das Schaf. – Grubb, 823. Holl.: Om eene kleine zaak bijt (eet) de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 478b.) 12 Um kleiner Ursachen willen erhebe keinen Streit. – Gaal, 1477. Lat.: Arma procul jaceant; tamae est fas sumere bellum, sin aliter pacis non licet arte frui. (Gaal, 1477.) 13 Ursach fäinjt em ze alen Däinjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1085. 14 Ursache und Wirkung, sagte Neumann, als der Wagen eines Arztes an einem Leichenwagen vorüberfuhr. – Witzfunken, Ib, 87. 15 Ursachen kann man von jedem Zaune brechen. – Lohrengel, I, 664. 16 Vrsachen seind der Menschen brillen, dadurch die vernunfft im finstern die warheit erkennen kan. – Lehmann, 856, 34. 17 Was aus Ursachen kommt, das kann gebessert werden. 18 Wer die Ursache der Dinge erkennen kann, das ist ein weiser Mann. 19 Wer eine Vrsach zu einem haben wil, der muss eine vom Zaun brechen, wenn er sonst kein hat. – Petri, II, 705. 20 Wer ohne Ursache zürnt, der versöhnt sich ohne Grund. (Finn.) 21 Wo einerley vrsach ist, da soll auch einerley recht sein. – Lehmann, 855, 13. *22 Aine vrsach vom Zaun (Stocke) brechen. – Agricola II, 119; Schottel, 1113a; Luther's Tischr., 195b; Pauli, Schimpff, XXXIIIa; Eiselein, 655; Körte, 6220a. „Die vrsach von einem alten zaun brechen.“ (Mathesy, 289b.) Lat.: Pomus Eridis in medium projicere. (Seybold, 449.) *23 Eine Ursache von einem Hölzlein schaben. *24 Hefft man dy niet orsacke genoch gheue? Wiltu dat man hath dy oeck in den mondt steken. – Tappius, 128a; Suringar, CLXXV, 1. *25 Vrsach nemen oder suchen. – Hauer, Kiij4. Lat.: Ansam quaerere. (Adag., 693.) Ursula. 1 An Ursula (21. Oct.) muss das Kraut herein, sonst schneien Simon und Jude (28. Oct.) drein. 2 Sanct Ursula Wind von Nord bringt eine heitere Fastnacht, von Südost einen nassen Winter. (Luzern.) *3 Ruck Urschel, lass d' Appel (Apollonia) au nau. (Schwaben.) *4 Sie ist eine tolle Vrsel. – Mathesy, 137a. Uerte. * Die Uerte ohne den Wirth machen. (S. Zeche.) – Eiselein, 655. Urtheil. 1 Alle die falsch Urtheil finden, soll der Teufel ewig binden. – Graf, 409, 61. „Und die falsche orteil vinden sol dir tewfil ewig binden.“ (Gaupp, Landrecht, 57.) Die alten Rechtsbücher sprachen sehr scharf gegen ungerechte Richter, seien sie es nun aus Rechtsunkenntniss oder Fahrlässigkeit, oder was am schlimmsten, aus Käuflichkeit und mit Vorbedacht. „Sein Urtheil fällt auf ihn zurück und er wird aller Teufel Geselle.“ (Mühler, 94.) „Rossdiebe und Kuhdiebe erschlägt man an Hundesstatt, und dasselbe Ende gehört einem schlechten Richter.“ (Evers, Das älteste russische Recht, Dorpat 1826, 306, 20.) 2 Alle vrteil kommen von klage vnd antwort. – Klingen, 51a, 1; Graf, 433, 271. Können erst gefällt werden, wenn beide Theile gehört worden sind. 3 Auf das Urtheil des Narren darf niemand harren. Ein Narr ist bald mit seinem Urtheil fertig. Frz.: De fou juge briève sentence. 4 Das erste Urtheil vor Gericht heischt Vorgang der Entscheidung. – Graf, 432, 252. In Bremen: Dat erste ordel van den richte eschet vorgan der schedinge. (Oelrichs, 204.) 5 Das Urtheil bindet nicht, gibt es der rechte Richter nicht. – Klingen, 48b; Graf, 478, 652. Sollte das Urtheil bindende Kraft haben, so musste es der zuständige Richter ertheilen. 6 Das Urtheil darf nicht zurückgehen. – Graf, 479, 660; Klingen, 48a, 2. Ein rechtskräftig gewordenes Erkenntniss lässt sich nicht abändern und umstossen. 7 Das Urtheil hat keinen Zaum. – Graf, 479, 674. Bezieht sich darauf, dass im alten Rechtsverfahren das Urtheil auf der Stelle, nachdem es ausgesprochen war, rechtskräftig und vollstreckbar wurde. (S. Kläger 9.) Altfries.: Dio kest aeph neen tamen. (Hettema, XXIV, 22, 186.) 8 Das Urtheil ist Gottes. (S. Gericht 15 u. 17.) – Graf, 403, 3. Holl.: Dat vonniss is goods. (Holl. Sachsenspiegel, 33, 24.) 9 Des Urtheils grosse Eil' hört nicht den andern Theil. Holl.: Die een man van één oor is zijn oordeel hangt aan een' dunnen draad. (Harrebomée, 158b.) 10 Ein Urtheil wider geschriebenes Recht taugt nicht. – Graf, 478, 653. Altfries.: Een ordel, dat to jeens dat scrifoun riucht is, dat enn daegh naet. (Hettema, LXXX, 16, 274.) 11 Ein verkehrt Urtheil gilt nicht für Recht. – Graf, 478, 674. Nicht blos Formfehler, wie Mangel der Vorladung der zuständigen Gerichtsbarkeit, sondern auch innere Gebrechen hindern die Rechtskraft. Daher sind Urtheile gegen klare Gesetzesvorschriften oder gegen ein früheres rechtskräftiges Erkenntniss sich selbst widersprechend, ebenso alle Bescheide, die etwas Unmögliches befehlen, nichtig, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt werden soll. Holl.: Een verkard ordeel geldt niet voor regt. (Harrebomée, II, 150b.) 12 Jedermann ist ein Urtheil werth. – Graf, 426, 221. Gegen Rechtsverweigerung. (S. Richter 19 und Verantwortung.) 13 Jedermann kann Urtheil strafen. – Graf, 477, 635. Er kann Berufung dagegen einlegen. (S. Appelliren und Suppliciren 1.) „Orteil mag Ydermann strafen.“ (Nering, II, 6.) 14 Kein Urtheil leidet Wiedertritt. (S. Richten 34.) – Graf, 479, 661. Mhd.: Das keim orteyl wedir trit liden sal. (Daniel, Weichbildglosse, 418, 31.) 15 Kein Urtheil schadet jemand, das man über einen Ungeladenen findet. – Graf, 478, 650; Klingen, 45b, 1. Urtheile über Abwesende hatten keine Rechtskraft, ausgenommen, sie waren geladen worden und ohne rechte Noth (s. d. 51) ausgeblieben. 16 Kein vrteil bindet den vngegenwertigen. – Klingen, 112b, 1; Graf, 478, 651. 17 Mit vrtheil fellen nicht eyl, du hast denn gehört beyde theil. – Lehmann, 568, 39; Zinkgref, IV, 332; Chaos, 438; Eiselein, 614; Braun, I, 4711; Graf, 435, 270; Steiger, 464. Frz.: Qui n'entend qu'une cloche, n'entend qu'un son. (Masson, 351.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [749]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/755>, abgerufen am 22.11.2024.