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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 19 Wo Verdruss ist, da ist (billigerweise) auch Genuss. - Bücking, 188.

*20 Er hat einen (ziemlichen) Verdruss. - Klein, II, 217; Trachsel, 61.

In der Pfalz, auch in Berlin, um zu sagen: er ist verwachsen, buckelig. "Ha hät 'n groten Verdruss up 'm Rüggen." (Schlingmann, 1388.)

*21 In Verdruss und Leid. - Mathesy, 156a.

*22 Seinen Verdruss ans Knie binden.

Holl.: Bind het verdriet om de knie (of: onder den kousenband), dan slaat u niet om het hart. (Harrebomee, II, 370.)

*23 Seinen Verdruss verschlucken.

Schwed.: Mangen schläcker sa sin harm at han blijr bade usel och arm. (Grubb, 549.)


Verdummt.

* Er ist verdummt wie Mohnken Kater. (Samland.) - Frischbier2, 3894.


Verdütteln.

* Einem etwas verdütteln.

"Wil ich jm sein heucheln vnd sein Fuchsschwentzen wol verdütteln mit dicken, frischen Eichen Knütteln." (Waldis, IV, 99.)


Veredelung.

Die Veredelung eines Volks ist besser als dessen Vergrösserung.

Inschrift im ägyptischen Palast der Wiener Weltausstellung.


Verehren.

So dir einer etwas verehrt, nimbs an; denck, es habs Gott beschert. - Lehmann, 292, 80.

Lat.: Qui dare seit, non qui dicere Rhetor erit. (Chaos, 449.)


Vereifert.

* De öss vereifert wie de Enderweit op de Katt. (Tilsit.) - Frischbier2, 3895.


Vereilen.

Me kann sick säu gued veruilen (übereilen) ässe verwuilen. (Soest.) - Firmenich, I, 348, 22; für Iserlohn: Firmenich, III, 187, 80; Woeste, 79, 349.


Verein.

Kein Verein kann ewig dauern.

Frz.: Il n'y a si bonne compagnie, qui ne se separe.


Verenentag.

1 'S V'reneli (1. Sept.) lärt's Chrüegli us. (Solothurn.) - Schild, 175, 142.

Wird gesagt, wenn es am Verenentag regnet.

2 'S V'reneli nimmt's Zimmischörbli furt und 's Marieli bringt's. (Solothurn.) - Schild, 116, 144.

3 Wenn's am V'renetag rägnet, so sell der Bur 's z' Obeseckli1 a's Chommet schyt2 hänke-n- und Tag und Nacht z' Acher fohre. (Solothurn.) - Schild, 116, 145.

1) Das Säcklein, worin die Abendmahlzeit aufs Feld mitgenommen wird.

2) Das am Kummet herausstehende Hölzerpaar. - Wenn es am 1. September regnet, so soll es den ganzen Herbst regnen, weshalb der Bauer beim Pflügen und Säen keine Zeit zu verlieren hat und seinen Imbiss während der Arbeit geniessen soll.

4 Wenn's V'reneli 's Chrüegli dräit, so git's e nasse Herbst. (Solothurn.) - Schild, 116, 143.


Verfahren.

*1 Er verfährt damit wie der Teufel mit Hiob. - Parömiakon, 654.

Den er über und über verwundete. "Mit des Nächsten Ehre und Ruf verfahren, wie der Teufel mit Hiob."

*2 Sie verfahren mit ihm wie mit dem Knaben Absalom.


Verfahrener.

Ein Verfahrner (peritus) ist über ein Vertretenen. (Weingarten.) - Birlinger, 504.

Wortspiel.


Verfallen.

1 Wilt verfallen, so verfall nach Gold; wilt je liegen, so thu es Ehren halben; wilt in die Hell, so thus vmb Land vnd Leut. - Lehmann, II, 855, 412.

*2 Verfallen wie in Brod. (Warschau.)

Die Stadt Brody hat ihren Namen, von den Sümpfen und Morästen, in die sie gebaut ist, vom polnischen Brody = Sümpfe. Die Redensart wird gebraucht, um auszudrücken: Die Sache ist unrettbar verloren, wie in einem Sumpfe. Erinnert an die mangelhafte Polizeiaufsicht, die hier seit alter Zeit stehend sein soll.


[Spaltenumbruch]
Verfärben.

1 Verfer1 (verfeir) dei nich, säd' de Voss, dor sprüng he up'n Hahn. - Hoefer, 351.

1) Verferen = schrecken, erschrecken. Dar verfer ik mi vör = davor erschrecke ich. (Richey, 331.)

*2 He is so lichte nich verfärt1. - Eichwald, 1689.

1) Erschreckt, verstört; holländisch verloren. (Vgl. Stürenburg, 310b.)

*3 Sik verferen1, dat em de Hut up 'm Balge (Bauche, Leibe) schuddert (schüttert, schaudert).

1) Sich entsetzen, vor Schreck die Farbe verlieren.


Verfault.

Halb verfault wird aufgefrischt mit saurer Sauce.

Dän.: Halv raadet kaager man altid op i suurt. (Prov. dan., 270.)


Verfechten.

1 Wer alles verfechten will, darf nie das Schwert einstecken. - Simrock, 146; Chaos, 577.

2 Wer alles will verfechten, der hat gar viel zu rechten. - Simrock, 10844; Körte, 6233.

3 Wer alles will verfechten, wird den Degen langsam in die Scheide bringen. - Winckler, XVI, 65.

"Wer alles wil fechten und gar nichts leiden, hat sein schwert nimmer in der scheiden."

Dän.: Hvo som vil forsvare alt, han kand aldrig indstikke svaerdet. (Prov. dan., 26.)

Holl.: Hij behoeft wel een sterk schild, die alle ding wil verantwoorden. (Harrebomee, II, 248b.)

4 Wer viel verficht, viel sorg anficht. - Gruter, III, 115; Lehmann, II, 878, 256; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 396.


Verfesten.

Wer verfestet wird mit Unrecht, das ist kein Urtheil. (S. Festung 3.) - Graf, 443, 372.


Verfestung.

Man kann niemand mit Verfestung in einem andern Gericht gewinnen. (S. Festung 3.) - Graf, 443, 370.

Mhd.: Man ne mach nemanne mit nener vestinge verwinnen in enem andern gerichte. (Homeyer, III, 24, §. 1.)


Verfliegen.

* Es ist verflogen und verstoben. - Eiselein, 617.


Verflucht.

Verflucht und vier ist neunzehn (auch: ist zugenäht).

Die erstere Form habe ich im hiesigen Kreise oft als Ausruf gehört, wenn jemand erschrocken war oder seiner Ueberraschung Ausdruck gab. Der Sinn der andern ist mir nicht bekannt.


Verfolgen.

1 Wer alle verfolgt, wird von allen verfolgt.

*2 Er verfolgt mich, wie mein eigener Schatten. - Philippi, II, 242.


Verfressen.

1 All's verfressen (und versoffen) vor mein End', ist ein richtig's Testament. - Mayer, II, 109; Frischbier2, 3714.

*2 Oef amöl olls v'rass'n un nöch'rt su gesassen. (Landskron in Böhmen.)

Auf einmal alles verfressen und nachher so (leer, ohne irgendetwas) dagesessen.


Verfroren.

* Verfrore wie a Wintermaus. (Ulm.)


Verführen.

1 Es fehlet zum Verführen nicht an getauften Stieren. - Bürger.

2 Es ist nichts leichter zu verführen als a Hendle und a Mäntle. (Stuttgart.)

3 Wann uns verführt die böss Begier, verwandelt sich der Mensch in Thier. - Gruter, III, 97.

4 We sich net ger verführe lett, de heut (hüte) sich för der eschte Schrett. (Aachen.) - Firmenich, III, 233.


Verführung.

Die Verführung ist gross in der Welt. (Köthen.)


Verfuhrwerken.

* Er hat sich verfuhrwerkt.

In seiner Rede verfahren, oder in seinem Geschäft zu Grunde gerichtet.


Verfumfeien.

* Sich verfumfeien1 lassen. - Lohrengel, II, 456.

1) Mishandeln, als Narren behandeln.


[Spaltenumbruch] 19 Wo Verdruss ist, da ist (billigerweise) auch Genuss.Bücking, 188.

*20 Er hat einen (ziemlichen) Verdruss.Klein, II, 217; Trachsel, 61.

In der Pfalz, auch in Berlin, um zu sagen: er ist verwachsen, buckelig. „Hâ hät 'n groten Verdruss up 'm Rüggen.“ (Schlingmann, 1388.)

*21 In Verdruss und Leid.Mathesy, 156a.

*22 Seinen Verdruss ans Knie binden.

Holl.: Bind het verdriet om de knie (of: onder den kousenband), dan slaat u niet om het hart. (Harrebomée, II, 370.)

*23 Seinen Verdruss verschlucken.

Schwed.: Mången schläcker så sin harm at han blijr både usel och arm. (Grubb, 549.)


Verdummt.

* Er ist verdummt wie Mohnken Kater. (Samland.) – Frischbier2, 3894.


Verdütteln.

* Einem etwas verdütteln.

„Wil ich jm sein heucheln vnd sein Fuchsschwentzen wol verdütteln mit dicken, frischen Eichen Knütteln.“ (Waldis, IV, 99.)


Veredelung.

Die Veredelung eines Volks ist besser als dessen Vergrösserung.

Inschrift im ägyptischen Palast der Wiener Weltausstellung.


Verehren.

So dir einer etwas verehrt, nimbs an; denck, es habs Gott beschert.Lehmann, 292, 80.

Lat.: Qui dare seit, non qui dicere Rhetor erit. (Chaos, 449.)


Vereifert.

* De öss vereifert wie de Enderweit op de Katt. (Tilsit.) – Frischbier2, 3895.


Vereilen.

Me kann sick säu gued veruilen (übereilen) ässe verwuilen. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 22; für Iserlohn: Firmenich, III, 187, 80; Woeste, 79, 349.


Verein.

Kein Verein kann ewig dauern.

Frz.: Il n'y a si bonne compagnie, qui ne se sépare.


Verenentag.

1 'S V'reneli (1. Sept.) lärt's Chrüegli us. (Solothurn.) – Schild, 175, 142.

Wird gesagt, wenn es am Verenentag regnet.

2 'S V'reneli nimmt's Zimmischörbli furt und 's Marieli bringt's. (Solothurn.) – Schild, 116, 144.

3 Wenn's am V'renetag rägnet, so sell der Bur 's z' Obeseckli1 a's Chommet schyt2 hänke-n- und Tag und Nacht z' Acher fohre. (Solothurn.) – Schild, 116, 145.

1) Das Säcklein, worin die Abendmahlzeit aufs Feld mitgenommen wird.

2) Das am Kummet herausstehende Hölzerpaar. – Wenn es am 1. September regnet, so soll es den ganzen Herbst regnen, weshalb der Bauer beim Pflügen und Säen keine Zeit zu verlieren hat und seinen Imbiss während der Arbeit geniessen soll.

4 Wenn's V'reneli 's Chrüegli dräit, so git's e nasse Herbst. (Solothurn.) – Schild, 116, 143.


Verfahren.

*1 Er verfährt damit wie der Teufel mit Hiob.Parömiakon, 654.

Den er über und über verwundete. „Mit des Nächsten Ehre und Ruf verfahren, wie der Teufel mit Hiob.“

*2 Sie verfahren mit ihm wie mit dem Knaben Absalom.


Verfahrener.

Ein Verfahrner (peritus) ist über ein Vertretenen. (Weingarten.) – Birlinger, 504.

Wortspiel.


Verfallen.

1 Wilt verfallen, so verfall nach Gold; wilt je liegen, so thu es Ehren halben; wilt in die Hell, so thus vmb Land vnd Leut.Lehmann, II, 855, 412.

*2 Verfallen wie in Brod. (Warschau.)

Die Stadt Brody hat ihren Namen, von den Sümpfen und Morästen, in die sie gebaut ist, vom polnischen Brody = Sümpfe. Die Redensart wird gebraucht, um auszudrücken: Die Sache ist unrettbar verloren, wie in einem Sumpfe. Erinnert an die mangelhafte Polizeiaufsicht, die hier seit alter Zeit stehend sein soll.


[Spaltenumbruch]
Verfärben.

1 Verfêr1 (verfîr) dî nich, säd' de Voss, dôr sprüng he up'n Hahn.Hoefer, 351.

1) Verfêren = schrecken, erschrecken. Dar verfêr ik mi vör = davor erschrecke ich. (Richey, 331.)

*2 He is so lichte nich verfärt1.Eichwald, 1689.

1) Erschreckt, verstört; holländisch verloren. (Vgl. Stürenburg, 310b.)

*3 Sik verferen1, dat em de Hut up 'm Balge (Bauche, Leibe) schuddert (schüttert, schaudert).

1) Sich entsetzen, vor Schreck die Farbe verlieren.


Verfault.

Halb verfault wird aufgefrischt mit saurer Sauce.

Dän.: Halv raadet kaager man altid op i suurt. (Prov. dan., 270.)


Verfechten.

1 Wer alles verfechten will, darf nie das Schwert einstecken.Simrock, 146; Chaos, 577.

2 Wer alles will verfechten, der hat gar viel zu rechten.Simrock, 10844; Körte, 6233.

3 Wer alles will verfechten, wird den Degen langsam in die Scheide bringen.Winckler, XVI, 65.

„Wer alles wil fechten und gar nichts leiden, hat sein schwert nimmer in der scheiden.“

Dän.: Hvo som vil forsvare alt, han kand aldrig indstikke sværdet. (Prov. dan., 26.)

Holl.: Hij behoeft wel een sterk schild, die alle ding wil verantwoorden. (Harrebomée, II, 248b.)

4 Wer viel verficht, viel sorg anficht.Gruter, III, 115; Lehmann, II, 878, 256; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 396.


Verfesten.

Wer verfestet wird mit Unrecht, das ist kein Urtheil. (S. Festung 3.) – Graf, 443, 372.


Verfestung.

Man kann niemand mit Verfestung in einem andern Gericht gewinnen. (S. Festung 3.) – Graf, 443, 370.

Mhd.: Man ne mach nemanne mit nener vestinge verwinnen in enem andern gerichte. (Homeyer, III, 24, §. 1.)


Verfliegen.

* Es ist verflogen und verstoben.Eiselein, 617.


Verflucht.

Verflucht und vier ist neunzehn (auch: ist zugenäht).

Die erstere Form habe ich im hiesigen Kreise oft als Ausruf gehört, wenn jemand erschrocken war oder seiner Ueberraschung Ausdruck gab. Der Sinn der andern ist mir nicht bekannt.


Verfolgen.

1 Wer alle verfolgt, wird von allen verfolgt.

*2 Er verfolgt mich, wie mein eigener Schatten.Philippi, II, 242.


Verfressen.

1 All's verfressen (und versoffen) vor mein End', ist ein richtig's Testament.Mayer, II, 109; Frischbier2, 3714.

*2 Oef âmöl olls v'rass'n un nöch'rt su gesassen. (Landskron in Böhmen.)

Auf einmal alles verfressen und nachher so (leer, ohne irgendetwas) dagesessen.


Verfroren.

* Verfrore wie a Wintermaus. (Ulm.)


Verführen.

1 Es fehlet zum Verführen nicht an getauften Stieren.Bürger.

2 Es ist nichts leichter zu verführen als a Hendle und a Mäntle. (Stuttgart.)

3 Wann uns verführt die böss Begier, verwandelt sich der Mensch in Thier.Gruter, III, 97.

4 We sich net gêr verführe lett, de heut (hüte) sich för der eschte Schrett. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.


Verführung.

Die Verführung ist gross in der Welt. (Köthen.)


Verfuhrwerken.

* Er hat sich verfuhrwerkt.

In seiner Rede verfahren, oder in seinem Geschäft zu Grunde gerichtet.


Verfumfeien.

* Sich verfumfeien1 lassen.Lohrengel, II, 456.

1) Mishandeln, als Narren behandeln.


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[[771]/0777] 19 Wo Verdruss ist, da ist (billigerweise) auch Genuss. – Bücking, 188. *20 Er hat einen (ziemlichen) Verdruss. – Klein, II, 217; Trachsel, 61. In der Pfalz, auch in Berlin, um zu sagen: er ist verwachsen, buckelig. „Hâ hät 'n groten Verdruss up 'm Rüggen.“ (Schlingmann, 1388.) *21 In Verdruss und Leid. – Mathesy, 156a. *22 Seinen Verdruss ans Knie binden. Holl.: Bind het verdriet om de knie (of: onder den kousenband), dan slaat u niet om het hart. (Harrebomée, II, 370.) *23 Seinen Verdruss verschlucken. Schwed.: Mången schläcker så sin harm at han blijr både usel och arm. (Grubb, 549.) Verdummt. * Er ist verdummt wie Mohnken Kater. (Samland.) – Frischbier2, 3894. Verdütteln. * Einem etwas verdütteln. „Wil ich jm sein heucheln vnd sein Fuchsschwentzen wol verdütteln mit dicken, frischen Eichen Knütteln.“ (Waldis, IV, 99.) Veredelung. Die Veredelung eines Volks ist besser als dessen Vergrösserung. Inschrift im ägyptischen Palast der Wiener Weltausstellung. Verehren. So dir einer etwas verehrt, nimbs an; denck, es habs Gott beschert. – Lehmann, 292, 80. Lat.: Qui dare seit, non qui dicere Rhetor erit. (Chaos, 449.) Vereifert. * De öss vereifert wie de Enderweit op de Katt. (Tilsit.) – Frischbier2, 3895. Vereilen. Me kann sick säu gued veruilen (übereilen) ässe verwuilen. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 22; für Iserlohn: Firmenich, III, 187, 80; Woeste, 79, 349. Verein. Kein Verein kann ewig dauern. Frz.: Il n'y a si bonne compagnie, qui ne se sépare. Verenentag. 1 'S V'reneli (1. Sept.) lärt's Chrüegli us. (Solothurn.) – Schild, 175, 142. Wird gesagt, wenn es am Verenentag regnet. 2 'S V'reneli nimmt's Zimmischörbli furt und 's Marieli bringt's. (Solothurn.) – Schild, 116, 144. 3 Wenn's am V'renetag rägnet, so sell der Bur 's z' Obeseckli1 a's Chommet schyt2 hänke-n- und Tag und Nacht z' Acher fohre. (Solothurn.) – Schild, 116, 145. 1) Das Säcklein, worin die Abendmahlzeit aufs Feld mitgenommen wird. 2) Das am Kummet herausstehende Hölzerpaar. – Wenn es am 1. September regnet, so soll es den ganzen Herbst regnen, weshalb der Bauer beim Pflügen und Säen keine Zeit zu verlieren hat und seinen Imbiss während der Arbeit geniessen soll. 4 Wenn's V'reneli 's Chrüegli dräit, so git's e nasse Herbst. (Solothurn.) – Schild, 116, 143. Verfahren. *1 Er verfährt damit wie der Teufel mit Hiob. – Parömiakon, 654. Den er über und über verwundete. „Mit des Nächsten Ehre und Ruf verfahren, wie der Teufel mit Hiob.“ *2 Sie verfahren mit ihm wie mit dem Knaben Absalom. Verfahrener. Ein Verfahrner (peritus) ist über ein Vertretenen. (Weingarten.) – Birlinger, 504. Wortspiel. Verfallen. 1 Wilt verfallen, so verfall nach Gold; wilt je liegen, so thu es Ehren halben; wilt in die Hell, so thus vmb Land vnd Leut. – Lehmann, II, 855, 412. *2 Verfallen wie in Brod. (Warschau.) Die Stadt Brody hat ihren Namen, von den Sümpfen und Morästen, in die sie gebaut ist, vom polnischen Brody = Sümpfe. Die Redensart wird gebraucht, um auszudrücken: Die Sache ist unrettbar verloren, wie in einem Sumpfe. Erinnert an die mangelhafte Polizeiaufsicht, die hier seit alter Zeit stehend sein soll. Verfärben. 1 Verfêr1 (verfîr) dî nich, säd' de Voss, dôr sprüng he up'n Hahn. – Hoefer, 351. 1) Verfêren = schrecken, erschrecken. Dar verfêr ik mi vör = davor erschrecke ich. (Richey, 331.) *2 He is so lichte nich verfärt1. – Eichwald, 1689. 1) Erschreckt, verstört; holländisch verloren. (Vgl. Stürenburg, 310b.) *3 Sik verferen1, dat em de Hut up 'm Balge (Bauche, Leibe) schuddert (schüttert, schaudert). 1) Sich entsetzen, vor Schreck die Farbe verlieren. Verfault. Halb verfault wird aufgefrischt mit saurer Sauce. Dän.: Halv raadet kaager man altid op i suurt. (Prov. dan., 270.) Verfechten. 1 Wer alles verfechten will, darf nie das Schwert einstecken. – Simrock, 146; Chaos, 577. 2 Wer alles will verfechten, der hat gar viel zu rechten. – Simrock, 10844; Körte, 6233. 3 Wer alles will verfechten, wird den Degen langsam in die Scheide bringen. – Winckler, XVI, 65. „Wer alles wil fechten und gar nichts leiden, hat sein schwert nimmer in der scheiden.“ Dän.: Hvo som vil forsvare alt, han kand aldrig indstikke sværdet. (Prov. dan., 26.) Holl.: Hij behoeft wel een sterk schild, die alle ding wil verantwoorden. (Harrebomée, II, 248b.) 4 Wer viel verficht, viel sorg anficht. – Gruter, III, 115; Lehmann, II, 878, 256; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 396. Verfesten. Wer verfestet wird mit Unrecht, das ist kein Urtheil. (S. Festung 3.) – Graf, 443, 372. Verfestung. Man kann niemand mit Verfestung in einem andern Gericht gewinnen. (S. Festung 3.) – Graf, 443, 370. Mhd.: Man ne mach nemanne mit nener vestinge verwinnen in enem andern gerichte. (Homeyer, III, 24, §. 1.) Verfliegen. * Es ist verflogen und verstoben. – Eiselein, 617. Verflucht. Verflucht und vier ist neunzehn (auch: ist zugenäht). Die erstere Form habe ich im hiesigen Kreise oft als Ausruf gehört, wenn jemand erschrocken war oder seiner Ueberraschung Ausdruck gab. Der Sinn der andern ist mir nicht bekannt. Verfolgen. 1 Wer alle verfolgt, wird von allen verfolgt. *2 Er verfolgt mich, wie mein eigener Schatten. – Philippi, II, 242. Verfressen. 1 All's verfressen (und versoffen) vor mein End', ist ein richtig's Testament. – Mayer, II, 109; Frischbier2, 3714. *2 Oef âmöl olls v'rass'n un nöch'rt su gesassen. (Landskron in Böhmen.) Auf einmal alles verfressen und nachher so (leer, ohne irgendetwas) dagesessen. Verfroren. * Verfrore wie a Wintermaus. (Ulm.) Verführen. 1 Es fehlet zum Verführen nicht an getauften Stieren. – Bürger. 2 Es ist nichts leichter zu verführen als a Hendle und a Mäntle. (Stuttgart.) 3 Wann uns verführt die böss Begier, verwandelt sich der Mensch in Thier. – Gruter, III, 97. 4 We sich net gêr verführe lett, de heut (hüte) sich för der eschte Schrett. (Aachen.) – Firmenich, III, 233. Verführung. Die Verführung ist gross in der Welt. (Köthen.) Verfuhrwerken. * Er hat sich verfuhrwerkt. In seiner Rede verfahren, oder in seinem Geschäft zu Grunde gerichtet. Verfumfeien. * Sich verfumfeien1 lassen. – Lohrengel, II, 456. 1) Mishandeln, als Narren behandeln.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [771]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/777>, abgerufen am 22.11.2024.