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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *3 Die verlorene Schildwache machen. - Eiselein, 549.

*4 Er gehört zur verlorenen Schildwache. - Eiselein, 549; Simrock, 9015.

Verlorene Schildwache ist die, welche beim Abzuge nicht mehr zu ihrer Schar gebracht werden kann.

*5 Er steht auf der verlorenen Schildwache. - Braun, I, 3866.

Holl.: Hij staat op verloren schildwacht. (Harrebomee, II, 248b.)

*6 Ich will der Schildwache pflegen.

*7 Schildwach stehen.

Lat.: Percontatum ibo. (Terenz.) (Chaos, 566.)


Schiler.

Giet dem Schiler ässt Weinj, se wird ir (seinj) Seil äm Hemel seinj. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 66.


Schilf.

1 Kann auch die Schilff auffwachsen, wo sie nicht feucht steht. - Petri, II, 413.

2 Wenn das Schilf schwankt, muss Wind gehen.

Wo eine Wirkung ist, da muss auch eine Ursache sein; an einem Gerücht ist in der Regel etwas Wahres.

Böhm.: Trest' se neklati bez vetru. (Celakovsky, 107.)

*3 Im Schilf sitzen.

Er hat Feierabend gemacht. Von einem Verschwender, der mit dem Seinen fertig ist.

Lat.: Proteo mutabilior. (Erasm., 776; Philippi, II, 112.)


Schilfmatte.

Von der Schilfmatte (Slepta) des Reichen wird mehr Geschrei gemacht, als von des Armen Wollteppich (Kis). - Altmann III.


Schilfrohr.

Aus Schilfrohr lässt sich kein Zucker machen, und aus Coloquintensamen wächst kein wohlriechend Kraut.

Aus Schilfrohr würde sich zwar Zucker gewinnen lassen, aber das Anlagekapital würde sich schlecht verzinsen.


Schiller.

Auch Schiller ist ein Dichter.

Ironisch, als wenn einer sagen wollte: Auch Johannisberger ist Rheinwein. Auch Goethe gehört zu den Dichtern. Die Russen sagen mit einem der jüngsten Zeit angehörenden Sprichwort: Puschkin ist auch ein Dichter. (Altmann VI, 99.)


Schilling.

1 Acht un viirtig Schilling sünt ok 'n Doaler. (Strelitz.) - Firmenich, I, 73, 106.

2 Besser einen Schilling aufheben als einen Thaler verlieren.

Dän.: Bedre at gemme en skilling, end tabe en daler. (Prov. dan., 223.)

3 Dar eis wer (wieder) 'n Schilling na de Blixem1, se(de) de Pater, do full (fiel) hüm de Brill van de Kansel. (Ostfries.) - Bueren, 334; Eichwald, 1484; Frommann, II, 536, 126; Hoefer, 829; Kern, 1176.

1) Ueber das Bestreben, der Schuld des Fluchens dadurch auszuweichen, dass man die Fluchformel in einen ähnlich lautenden, aber sinnlosen Ausdruck verwandelt. (Vgl. A. Stoeber in Frommann, II, 501 fg.)

4 Den Schilling gewinnt man mit einem Eide. (S. Pfund 1 u. 3.) - Graf, 468, 583.

5 Der Schilling gilt nirgend so viel als wo er geschlagen ist. - Frischbier2, 3291.

6 Ein Schilling geschenkt, ist besser als zwanzig verliehen.

7 Für einen Schilling einen Eid. (S. Pfund 3.) - Graf, 468, 582.

Altfries.: Forene skiling eene eth. (Richthofen, 173, 155.)

8 Ick nöähm man twe Schilling, sää jenn' Dern, 't schlenkert (läuft) sich do'n Dag öäwer noah'n Doaler 'ran. - Schlingmann, 271.

9 Lat di vör'n Schilling övern Galgen trecken. (Hamburg.) - Schütze, II, 7.

Schiffersprichwort; für Geld musst du dich und dein Schiff selbst über den Galgen ziehen lassen.

10 Man mut den Schilling dre mal umkeren, er man em autgiwt. (Süderdithmarschen.)

11 Mancher Schilling gilt mehr als acht halbe Kreuzer. - Parömiakon, 236.

12 Schölling, stah up on lat den Grosche sötte. - Frischbier2, 3294.

[Spaltenumbruch] 13 Wat tom Schilling slan is, wart nig tom Daler. (Holst.) - Schütze, IV, 50.

Jedes Ding bleibt in seinem Werthe. Von Selbstüberschätzung gebraucht.

14 Wer einen Schilling nicht so lieb hat als einen Gulden, wird nie reich.

Dän.: Hvo ei har en skilling saa kier som en daler, bliver ei riige. (Prov. dan., 336.)

15 Wer en Schillen nich ert, krigt nümmer einen Daler. - Marahrens, 96.

16 Wer en Schilling verden kann, döörft ock en vertehren. (Rendsburg.)

17 Wer tom Schölling geschlagen öss, ward kein Dahler ware. - Frischbier2, 3293.

18 Wer zum Schilling geboren ist, wird zum Groschen nicht geschlagen. - Frischbier2, 2225.

*19 Einem einen guten Schilling geben. - Dr. Schiller.

Eine gute Tracht Schläge ...."Und gab mir einen guten Schilling." " ...Habe zu Goldberg nicht einen Schilling erlanget, ausser, dass mich Herr Barth mit einer Ruthe auf die Hände schmiss." (H. von Schweinichen, I, 26 u. I, 42.)

*20 Einen Schilling erben und fünf Mark Schulden bezahlen. - Graf, 223, 297.

"Nim vor I schilling erve vnd bethale V mark Schuldt." - (Normann, 91, 70.)

*21 Er säet böse Schillinge, um gute Thaler zu ernten.

Holl.: Zij zaaijen kwade schellingen, op dat er goede van groeijn. (Harrebomee, II, 245a.)

*22 Seine Schillinge gelten einen Groschen mehr.

Holl.: Al zijne schellingen zijn dertien grooten waard. (Harrebomee, II, 245.)


Schilzmikuk.

* Et äs e Schilzmikuk. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 12.

Ein Spieler.


Schimmel (Pilz).

1 Man muss schimmel da drauff lassen wachsen. - Lehmann, 803, 22.

Ueber den Schimmel in seiner grossen Bedeutung für das Menschenleben (vgl. M. J. Schleiden in Unsere Zeit, 1868, Neue Folge, IV, 291).

*2 Er weiss den Schimmel vom Gelde zu treiben. - Fischart, Gesch.

Der Verschwender.

*3 Es wird ihm dort kein Schimmel unter den Füssen wachsen.

Man wird ihm wenig Ruhe gönnen. "Man liesse uns nicht lang feyern oder viel Schimmel unter die Füsse wachsen."


Schimmel (Pferd).

1 Der Schimmel ist gut, sagte der Kutscher, da blieb er alle zehn Schritt stehen.

2 Ein grawer Schimmel zeucht eben so wohl als ein rother Fuchs. - Henisch, 1274, 42; Petri, II, 191.

3 Ein Schimmel drabt so wol als ein Rapp. - Lehmann, 147, 100.

Die Farbe thut's nicht; aber auch: Verachte das Alter nicht. Der Mann mit grauem Haar hält oft mehr aus, als der junge mit seiner vielversprechenden, blühenden Gesundheit. Auch von eines ältern Mannes Heirath mit einer jungen Frau, Doch "antwort ein Jungfraw (in Bezug auf das obige Sprichwort): Darnach der Weg ist; ein Alter sey so gut als er wolle, so ist doch seine Haut kein Narr, wird sie alt, so schrumpfft sie ein." (Lehmann, 147, 100.)

4 Ein Schimmel trabt so weit als ein Hengst. - Petri, II, 224.

Warum stellt Bebel den Schimmel dem Hengst gegenüber, da beide doch keine Gegensätze bilden?

5 Einem lahmen Schimmel hilft ein guter Kümmel.

Zur Entschuldigung, wenn einer getrunken wird.

6 Es muss einer sein, der den Schimmel durch den Bach zeucht.

7 Ist der Schimmel hinkend worden, so ist er doch auch ehe ein gut Pferd gewesen. - Petri, II, 408.

8 Schimmel oder Rappen, wenn das Pferd gut läuft, dann will man's haben.

Böhm.: Kun se nechvali srsti, ale rychlosti. (Celakovsky, 268.)

9 Schimmel trägt so gut als Rapp, je nachdem die Hohlgasse ist.

[Spaltenumbruch] *3 Die verlorene Schildwache machen.Eiselein, 549.

*4 Er gehört zur verlorenen Schildwache.Eiselein, 549; Simrock, 9015.

Verlorene Schildwache ist die, welche beim Abzuge nicht mehr zu ihrer Schar gebracht werden kann.

*5 Er steht auf der verlorenen Schildwache.Braun, I, 3866.

Holl.: Hij staat op verloren schildwacht. (Harrebomée, II, 248b.)

*6 Ich will der Schildwache pflegen.

*7 Schildwach stehen.

Lat.: Percontatum ibo. (Terenz.) (Chaos, 566.)


Schiler.

Giet dem Schiler ässt Wéinj, se wird ir (séinj) Sîl äm Hemel séinj. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 66.


Schilf.

1 Kann auch die Schilff auffwachsen, wo sie nicht feucht steht.Petri, II, 413.

2 Wenn das Schilf schwankt, muss Wind gehen.

Wo eine Wirkung ist, da muss auch eine Ursache sein; an einem Gerücht ist in der Regel etwas Wahres.

Böhm.: Trest' se neklátí bez vĕtru. (Čelakovský, 107.)

*3 Im Schilf sitzen.

Er hat Feierabend gemacht. Von einem Verschwender, der mit dem Seinen fertig ist.

Lat.: Proteo mutabilior. (Erasm., 776; Philippi, II, 112.)


Schilfmatte.

Von der Schilfmatte (Slepta) des Reichen wird mehr Geschrei gemacht, als von des Armen Wollteppich (Kis).Altmann III.


Schilfrohr.

Aus Schilfrohr lässt sich kein Zucker machen, und aus Coloquintensamen wächst kein wohlriechend Kraut.

Aus Schilfrohr würde sich zwar Zucker gewinnen lassen, aber das Anlagekapital würde sich schlecht verzinsen.


Schiller.

Auch Schiller ist ein Dichter.

Ironisch, als wenn einer sagen wollte: Auch Johannisberger ist Rheinwein. Auch Goethe gehört zu den Dichtern. Die Russen sagen mit einem der jüngsten Zeit angehörenden Sprichwort: Puschkin ist auch ein Dichter. (Altmann VI, 99.)


Schilling.

1 Acht un viirtig Schilling sünt ok 'n Doaler. (Strelitz.) – Firmenich, I, 73, 106.

2 Besser einen Schilling aufheben als einen Thaler verlieren.

Dän.: Bedre at gemme en skilling, end tabe en daler. (Prov. dan., 223.)

3 Dâr îs wêr (wieder) 'n Schilling nâ de Blixem1, se(de) de Pater, dô full (fiel) hüm de Brill van de Kansel. (Ostfries.) – Bueren, 334; Eichwald, 1484; Frommann, II, 536, 126; Hoefer, 829; Kern, 1176.

1) Ueber das Bestreben, der Schuld des Fluchens dadurch auszuweichen, dass man die Fluchformel in einen ähnlich lautenden, aber sinnlosen Ausdruck verwandelt. (Vgl. A. Stoeber in Frommann, II, 501 fg.)

4 Den Schilling gewinnt man mit einem Eide. (S. Pfund 1 u. 3.) – Graf, 468, 583.

5 Der Schilling gilt nirgend so viel als wo er geschlagen ist.Frischbier2, 3291.

6 Ein Schilling geschenkt, ist besser als zwanzig verliehen.

7 Für einen Schilling einen Eid. (S. Pfund 3.) – Graf, 468, 582.

Altfries.: Forene skiling eene eth. (Richthofen, 173, 155.)

8 Ick nöähm man twê Schilling, sää jenn' Dêrn, 't schlenkert (läuft) sich do'n Dag öäwer noah'n Doaler 'ran.Schlingmann, 271.

9 Lât di vör'n Schilling övern Galgen trecken. (Hamburg.) – Schütze, II, 7.

Schiffersprichwort; für Geld musst du dich und dein Schiff selbst über den Galgen ziehen lassen.

10 Man mut den Schilling dre mâl umkêren, êr man em ûtgiwt. (Süderdithmarschen.)

11 Mancher Schilling gilt mehr als acht halbe Kreuzer.Parömiakon, 236.

12 Schölling, stah up on lat den Grosche sötte.Frischbier2, 3294.

[Spaltenumbruch] 13 Wat tom Schilling slân is, wart nig tom Daler. (Holst.) – Schütze, IV, 50.

Jedes Ding bleibt in seinem Werthe. Von Selbstüberschätzung gebraucht.

14 Wer einen Schilling nicht so lieb hat als einen Gulden, wird nie reich.

Dän.: Hvo ei har en skilling saa kier som en daler, bliver ei riige. (Prov. dan., 336.)

15 Wer en Schillen nich êrt, krigt nümmer einen Dâler.Marahrens, 96.

16 Wer en Schilling verdên kann, döörft ock en vertehren. (Rendsburg.)

17 Wer tom Schölling geschlagen öss, ward kein Dahler ware.Frischbier2, 3293.

18 Wer zum Schilling geboren ist, wird zum Groschen nicht geschlagen.Frischbier2, 2225.

*19 Einem einen guten Schilling geben.Dr. Schiller.

Eine gute Tracht Schläge ....„Und gab mir einen guten Schilling.“ „ ...Habe zu Goldberg nicht einen Schilling erlanget, ausser, dass mich Herr Barth mit einer Ruthe auf die Hände schmiss.“ (H. von Schweinichen, I, 26 u. I, 42.)

*20 Einen Schilling erben und fünf Mark Schulden bezahlen.Graf, 223, 297.

„Nim vor I schilling erve vnd bethale V mark Schuldt.“ – (Normann, 91, 70.)

*21 Er säet böse Schillinge, um gute Thaler zu ernten.

Holl.: Zij zaaijen kwade schellingen, op dat er goede van groeijn. (Harrebomée, II, 245a.)

*22 Seine Schillinge gelten einen Groschen mehr.

Holl.: Al zijne schellingen zijn dertien grooten waard. (Harrebomée, II, 245.)


Schilzmikuk.

* Et äs e Schilzmikuk. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 12.

Ein Spieler.


Schimmel (Pilz).

1 Man muss schimmel da drauff lassen wachsen.Lehmann, 803, 22.

Ueber den Schimmel in seiner grossen Bedeutung für das Menschenleben (vgl. M. J. Schleiden in Unsere Zeit, 1868, Neue Folge, IV, 291).

*2 Er weiss den Schimmel vom Gelde zu treiben.Fischart, Gesch.

Der Verschwender.

*3 Es wird ihm dort kein Schimmel unter den Füssen wachsen.

Man wird ihm wenig Ruhe gönnen. „Man liesse uns nicht lang feyern oder viel Schimmel unter die Füsse wachsen.“


Schimmel (Pferd).

1 Der Schimmel ist gut, sagte der Kutscher, da blieb er alle zehn Schritt stehen.

2 Ein grawer Schimmel zeucht eben so wohl als ein rother Fuchs.Henisch, 1274, 42; Petri, II, 191.

3 Ein Schimmel drabt so wol als ein Rapp.Lehmann, 147, 100.

Die Farbe thut's nicht; aber auch: Verachte das Alter nicht. Der Mann mit grauem Haar hält oft mehr aus, als der junge mit seiner vielversprechenden, blühenden Gesundheit. Auch von eines ältern Mannes Heirath mit einer jungen Frau, Doch „antwort ein Jungfraw (in Bezug auf das obige Sprichwort): Darnach der Weg ist; ein Alter sey so gut als er wolle, so ist doch seine Haut kein Narr, wird sie alt, so schrumpfft sie ein.“ (Lehmann, 147, 100.)

4 Ein Schimmel trabt so weit als ein Hengst.Petri, II, 224.

Warum stellt Bebel den Schimmel dem Hengst gegenüber, da beide doch keine Gegensätze bilden?

5 Einem lahmen Schimmel hilft ein guter Kümmel.

Zur Entschuldigung, wenn einer getrunken wird.

6 Es muss einer sein, der den Schimmel durch den Bach zeucht.

7 Ist der Schimmel hinkend worden, so ist er doch auch ehe ein gut Pferd gewesen.Petri, II, 408.

8 Schimmel oder Rappen, wenn das Pferd gut läuft, dann will man's haben.

Böhm.: Kŭň se nechválí srstí, ale rychlostí. (Čelakovský, 268.)

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[[91]/0097] *3 Die verlorene Schildwache machen. – Eiselein, 549. *4 Er gehört zur verlorenen Schildwache. – Eiselein, 549; Simrock, 9015. Verlorene Schildwache ist die, welche beim Abzuge nicht mehr zu ihrer Schar gebracht werden kann. *5 Er steht auf der verlorenen Schildwache. – Braun, I, 3866. Holl.: Hij staat op verloren schildwacht. (Harrebomée, II, 248b.) *6 Ich will der Schildwache pflegen. *7 Schildwach stehen. Lat.: Percontatum ibo. (Terenz.) (Chaos, 566.) Schiler. Giet dem Schiler ässt Wéinj, se wird ir (séinj) Sîl äm Hemel séinj. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 66. Schilf. 1 Kann auch die Schilff auffwachsen, wo sie nicht feucht steht. – Petri, II, 413. 2 Wenn das Schilf schwankt, muss Wind gehen. Wo eine Wirkung ist, da muss auch eine Ursache sein; an einem Gerücht ist in der Regel etwas Wahres. Böhm.: Trest' se neklátí bez vĕtru. (Čelakovský, 107.) *3 Im Schilf sitzen. Er hat Feierabend gemacht. Von einem Verschwender, der mit dem Seinen fertig ist. Lat.: Proteo mutabilior. (Erasm., 776; Philippi, II, 112.) Schilfmatte. Von der Schilfmatte (Slepta) des Reichen wird mehr Geschrei gemacht, als von des Armen Wollteppich (Kis). – Altmann III. Schilfrohr. Aus Schilfrohr lässt sich kein Zucker machen, und aus Coloquintensamen wächst kein wohlriechend Kraut. Aus Schilfrohr würde sich zwar Zucker gewinnen lassen, aber das Anlagekapital würde sich schlecht verzinsen. Schiller. Auch Schiller ist ein Dichter. Ironisch, als wenn einer sagen wollte: Auch Johannisberger ist Rheinwein. Auch Goethe gehört zu den Dichtern. Die Russen sagen mit einem der jüngsten Zeit angehörenden Sprichwort: Puschkin ist auch ein Dichter. (Altmann VI, 99.) Schilling. 1 Acht un viirtig Schilling sünt ok 'n Doaler. (Strelitz.) – Firmenich, I, 73, 106. 2 Besser einen Schilling aufheben als einen Thaler verlieren. Dän.: Bedre at gemme en skilling, end tabe en daler. (Prov. dan., 223.) 3 Dâr îs wêr (wieder) 'n Schilling nâ de Blixem1, se(de) de Pater, dô full (fiel) hüm de Brill van de Kansel. (Ostfries.) – Bueren, 334; Eichwald, 1484; Frommann, II, 536, 126; Hoefer, 829; Kern, 1176. 1) Ueber das Bestreben, der Schuld des Fluchens dadurch auszuweichen, dass man die Fluchformel in einen ähnlich lautenden, aber sinnlosen Ausdruck verwandelt. (Vgl. A. Stoeber in Frommann, II, 501 fg.) 4 Den Schilling gewinnt man mit einem Eide. (S. Pfund 1 u. 3.) – Graf, 468, 583. 5 Der Schilling gilt nirgend so viel als wo er geschlagen ist. – Frischbier2, 3291. 6 Ein Schilling geschenkt, ist besser als zwanzig verliehen. 7 Für einen Schilling einen Eid. (S. Pfund 3.) – Graf, 468, 582. Altfries.: Forene skiling eene eth. (Richthofen, 173, 155.) 8 Ick nöähm man twê Schilling, sää jenn' Dêrn, 't schlenkert (läuft) sich do'n Dag öäwer noah'n Doaler 'ran. – Schlingmann, 271. 9 Lât di vör'n Schilling övern Galgen trecken. (Hamburg.) – Schütze, II, 7. Schiffersprichwort; für Geld musst du dich und dein Schiff selbst über den Galgen ziehen lassen. 10 Man mut den Schilling dre mâl umkêren, êr man em ûtgiwt. (Süderdithmarschen.) 11 Mancher Schilling gilt mehr als acht halbe Kreuzer. – Parömiakon, 236. 12 Schölling, stah up on lat den Grosche sötte. – Frischbier2, 3294. 13 Wat tom Schilling slân is, wart nig tom Daler. (Holst.) – Schütze, IV, 50. Jedes Ding bleibt in seinem Werthe. Von Selbstüberschätzung gebraucht. 14 Wer einen Schilling nicht so lieb hat als einen Gulden, wird nie reich. Dän.: Hvo ei har en skilling saa kier som en daler, bliver ei riige. (Prov. dan., 336.) 15 Wer en Schillen nich êrt, krigt nümmer einen Dâler. – Marahrens, 96. 16 Wer en Schilling verdên kann, döörft ock en vertehren. (Rendsburg.) 17 Wer tom Schölling geschlagen öss, ward kein Dahler ware. – Frischbier2, 3293. 18 Wer zum Schilling geboren ist, wird zum Groschen nicht geschlagen. – Frischbier2, 2225. *19 Einem einen guten Schilling geben. – Dr. Schiller. Eine gute Tracht Schläge ....„Und gab mir einen guten Schilling.“ „ ...Habe zu Goldberg nicht einen Schilling erlanget, ausser, dass mich Herr Barth mit einer Ruthe auf die Hände schmiss.“ (H. von Schweinichen, I, 26 u. I, 42.) *20 Einen Schilling erben und fünf Mark Schulden bezahlen. – Graf, 223, 297. „Nim vor I schilling erve vnd bethale V mark Schuldt.“ – (Normann, 91, 70.) *21 Er säet böse Schillinge, um gute Thaler zu ernten. Holl.: Zij zaaijen kwade schellingen, op dat er goede van groeijn. (Harrebomée, II, 245a.) *22 Seine Schillinge gelten einen Groschen mehr. Holl.: Al zijne schellingen zijn dertien grooten waard. (Harrebomée, II, 245.) Schilzmikuk. * Et äs e Schilzmikuk. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 12. Ein Spieler. Schimmel (Pilz). 1 Man muss schimmel da drauff lassen wachsen. – Lehmann, 803, 22. Ueber den Schimmel in seiner grossen Bedeutung für das Menschenleben (vgl. M. J. Schleiden in Unsere Zeit, 1868, Neue Folge, IV, 291). *2 Er weiss den Schimmel vom Gelde zu treiben. – Fischart, Gesch. Der Verschwender. *3 Es wird ihm dort kein Schimmel unter den Füssen wachsen. Man wird ihm wenig Ruhe gönnen. „Man liesse uns nicht lang feyern oder viel Schimmel unter die Füsse wachsen.“ Schimmel (Pferd). 1 Der Schimmel ist gut, sagte der Kutscher, da blieb er alle zehn Schritt stehen. 2 Ein grawer Schimmel zeucht eben so wohl als ein rother Fuchs. – Henisch, 1274, 42; Petri, II, 191. 3 Ein Schimmel drabt so wol als ein Rapp. – Lehmann, 147, 100. Die Farbe thut's nicht; aber auch: Verachte das Alter nicht. Der Mann mit grauem Haar hält oft mehr aus, als der junge mit seiner vielversprechenden, blühenden Gesundheit. Auch von eines ältern Mannes Heirath mit einer jungen Frau, Doch „antwort ein Jungfraw (in Bezug auf das obige Sprichwort): Darnach der Weg ist; ein Alter sey so gut als er wolle, so ist doch seine Haut kein Narr, wird sie alt, so schrumpfft sie ein.“ (Lehmann, 147, 100.) 4 Ein Schimmel trabt so weit als ein Hengst. – Petri, II, 224. Warum stellt Bebel den Schimmel dem Hengst gegenüber, da beide doch keine Gegensätze bilden? 5 Einem lahmen Schimmel hilft ein guter Kümmel. Zur Entschuldigung, wenn einer getrunken wird. 6 Es muss einer sein, der den Schimmel durch den Bach zeucht. 7 Ist der Schimmel hinkend worden, so ist er doch auch ehe ein gut Pferd gewesen. – Petri, II, 408. 8 Schimmel oder Rappen, wenn das Pferd gut läuft, dann will man's haben. Böhm.: Kŭň se nechválí srstí, ale rychlostí. (Čelakovský, 268.) 9 Schimmel trägt so gut als Rapp, je nachdem die Hohlgasse ist.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/97>, abgerufen am 24.11.2024.