Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.1842 bis 1845 erlebt und erlitten hat, beschreibt actenmässig seine 1848 zu Grimma erschienene Schrift: "Fünf Jahre aus dem Leben eines deutschen Volksschullehrers." Die Untersuchung war kaum zu Ende, als man im hirschberger Thale einer communistischen Verschwörung auf der Spur sein wollte, für die dem Polizeiagenten Stieber aus Berlin, der als "Maler Schmidt" in der Gegend "Vergnügungsreisen" machte, nur noch die intelligenten Kräfte fehlten. Ein Fabrikbesitzer aus Eichberg, Schlöffel, wurde "wegen communistischer Umtriebe" verhaftet. Da Wander mit ihm befreundet war, musste er als Vice-Caput der Umsturzgesellschaft gelten und am 14. März 1845 wurde eine Hausdurchsuchung bei ihm gehalten, wobei man ausser einigen Sätzen von minderer Erheblichkeit besonders die Bemerkungen beanstandete, die er zu einer Gewerbe-Preis-Medaille mit dem Bilde der "Germania" gemacht hatte. Es war Wander aufgefallen, dass sich die Germania nicht in einer fortschreitenden, sondern sitzenden Stellung befinde, dass ihr Mund so fest geschlossen sei, dass man keinen ihrer Zähne sehen könne, und dass sie ein sehr trübes Gesicht zu machen scheine. Dieses Symbolisiren trug Wander eine Verhaftung von einigen Tagen und die Suspension vom Lehramte ein, die vom 15. März 1845 bis 13. Januar 1847 währte. An diesem Tage erfolgte die feierliche, von der Regierung zu Liegnitz verfügte Wiedereinführung Wander's in sein Lehramt zu Hirschberg. Der Magistrat und die Schuldeputation nahmen durch Abgeordnete theil. Der Bürgermeister, der zu jener Zeit von der freireligiösen Bewegung ergriffen war, zeigte sich jetzt in demselben Grade wohlwollend, wie er ihm früher durch seine Massregeln feindselig gegenübergestanden hatte. Pastor Henckel, nach Jäkel's Tode wieder Revisor der Schule, liess nie etwas von den frühern Differenzen merken und blieb fortan zu Wander im freundlichsten Verhältnisse, mochte dieser in der Schule schreiben, wie er wollte. Von dem nächsten Jahre 1848 sagt Wander: "Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, so begreife ich nicht, wie ich im Stande gewesen bin, das, was ich gethan, zu vollbringen. Es war, als wenn die Kräfte gar nicht zu ermüden gewesen wären. Die Kinder waren, weil das ganze Volk lebte, erregt. Das Unterrichten schien ein Spiel. Ich ging aus dem Lehrzimmer an den Schreibtisch, schrieb eine Correspondenz, verfasste ein Plakat, wehrte einen Angriff auf die Partei ab, besuchte den Club oder die Volksversammlung, nahm in den völlig ungewohnten Tabackwolken an den politischen Erörterungen theil, hielt einen Vortrag, wohnte einer Vorstands-Conferenz bei, besorgte meine Correcturen und Vorarbeiten für die Schule und war den folgenden Tag so frisch unter meinen Knaben, als wäre ich eben von einer stärkenden Brunnencur zurückgekehrt." Eine der ungedruckten Schriften Wander's aus dieser Zeit trägt den Titel: "An das Volk! Bürger! Bauern! Menschen!" Und doch hatte sich Wander eben in diesem Jahre, stets auf legalem Boden stehend, jede Verhaftung ferne zu halten gewusst, die rechts und links einem Gesinnungsgenossen begegnete! Am 25. April begab sich Wander nach Breslau, wo eine grosse Volksschullehrer-Conferenz stattfand. "Es war keine Schulmeister-Versammlung; es waren Lehrer, die niemand berufen, die vom Geiste getrieben zusammengetreten waren." Was hier berathen und verhandelt wurde, sollte auch den übrigen Lehrern bekannt gemacht werden. Am 23. Juni tagte zu Hirschberg eine Kreis-Lehrerversammlung; hier erkannte Wander an der matten Stimmung der Collegen, dass alles vergeblich gewesen, was er in fast zwei Jahrzehnten für die Lehrer gesprochen und gethan; er verliess den Saal mit einem Herzen, das mit den Lehrern des Kreises vollständig gebrochen hatte. Obwol er in Volksversammlungen, die der "Demokratische Verein" veranstaltete, häufig als Redner auftrat, war ihm doch nicht beizukommen. Aber an seiner Entfernung wurde unablässig gearbeitet. Den Anlass dazu nahm man endlich im September 1849. Für den 3. dieses Monats war wieder ein "Kinderfest" beschlossen, an dem Wander die Einleitung eines "Hoch" auf das deutsche Vaterland zugetheilt worden war. Er zögerte, die Aufgabe auszuführen, überwand jedoch allmählich seine Bedenken und hielt die Rede, die im "Pädagogischen Wächter" (1849, Nr. 38) getreu zu lesen ist. Auf Grund derselben wurde Wander am 21. September vor eine Sitzung aufs Rathhaus zu Hirschberg beschieden, wo der Superintendent Roth aus Erdmannsdorf im Auftrage der liegnitzer Regierung seine Suspension vom Lehramte aussprach. Wander konnte nicht einmal von den Schülern seiner Klasse Abschied nehmen. In der Privatanstalt des 1842 bis 1845 erlebt und erlitten hat, beschreibt actenmässig seine 1848 zu Grimma erschienene Schrift: „Fünf Jahre aus dem Leben eines deutschen Volksschullehrers.“ Die Untersuchung war kaum zu Ende, als man im hirschberger Thale einer communistischen Verschwörung auf der Spur sein wollte, für die dem Polizeiagenten Stieber aus Berlin, der als „Maler Schmidt“ in der Gegend „Vergnügungsreisen“ machte, nur noch die intelligenten Kräfte fehlten. Ein Fabrikbesitzer aus Eichberg, Schlöffel, wurde „wegen communistischer Umtriebe“ verhaftet. Da Wander mit ihm befreundet war, musste er als Vice-Caput der Umsturzgesellschaft gelten und am 14. März 1845 wurde eine Hausdurchsuchung bei ihm gehalten, wobei man ausser einigen Sätzen von minderer Erheblichkeit besonders die Bemerkungen beanstandete, die er zu einer Gewerbe-Preis-Medaille mit dem Bilde der „Germania“ gemacht hatte. Es war Wander aufgefallen, dass sich die Germania nicht in einer fortschreitenden, sondern sitzenden Stellung befinde, dass ihr Mund so fest geschlossen sei, dass man keinen ihrer Zähne sehen könne, und dass sie ein sehr trübes Gesicht zu machen scheine. Dieses Symbolisiren trug Wander eine Verhaftung von einigen Tagen und die Suspension vom Lehramte ein, die vom 15. März 1845 bis 13. Januar 1847 währte. An diesem Tage erfolgte die feierliche, von der Regierung zu Liegnitz verfügte Wiedereinführung Wander's in sein Lehramt zu Hirschberg. Der Magistrat und die Schuldeputation nahmen durch Abgeordnete theil. Der Bürgermeister, der zu jener Zeit von der freireligiösen Bewegung ergriffen war, zeigte sich jetzt in demselben Grade wohlwollend, wie er ihm früher durch seine Massregeln feindselig gegenübergestanden hatte. Pastor Henckel, nach Jäkel's Tode wieder Revisor der Schule, liess nie etwas von den frühern Differenzen merken und blieb fortan zu Wander im freundlichsten Verhältnisse, mochte dieser in der Schule schreiben, wie er wollte. Von dem nächsten Jahre 1848 sagt Wander: „Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, so begreife ich nicht, wie ich im Stande gewesen bin, das, was ich gethan, zu vollbringen. Es war, als wenn die Kräfte gar nicht zu ermüden gewesen wären. Die Kinder waren, weil das ganze Volk lebte, erregt. Das Unterrichten schien ein Spiel. Ich ging aus dem Lehrzimmer an den Schreibtisch, schrieb eine Correspondenz, verfasste ein Plakat, wehrte einen Angriff auf die Partei ab, besuchte den Club oder die Volksversammlung, nahm in den völlig ungewohnten Tabackwolken an den politischen Erörterungen theil, hielt einen Vortrag, wohnte einer Vorstands-Conferenz bei, besorgte meine Correcturen und Vorarbeiten für die Schule und war den folgenden Tag so frisch unter meinen Knaben, als wäre ich eben von einer stärkenden Brunnencur zurückgekehrt.“ Eine der ungedruckten Schriften Wander's aus dieser Zeit trägt den Titel: „An das Volk! Bürger! Bauern! Menschen!“ Und doch hatte sich Wander eben in diesem Jahre, stets auf legalem Boden stehend, jede Verhaftung ferne zu halten gewusst, die rechts und links einem Gesinnungsgenossen begegnete! Am 25. April begab sich Wander nach Breslau, wo eine grosse Volksschullehrer-Conferenz stattfand. „Es war keine Schulmeister-Versammlung; es waren Lehrer, die niemand berufen, die vom Geiste getrieben zusammengetreten waren.“ Was hier berathen und verhandelt wurde, sollte auch den übrigen Lehrern bekannt gemacht werden. Am 23. Juni tagte zu Hirschberg eine Kreis-Lehrerversammlung; hier erkannte Wander an der matten Stimmung der Collegen, dass alles vergeblich gewesen, was er in fast zwei Jahrzehnten für die Lehrer gesprochen und gethan; er verliess den Saal mit einem Herzen, das mit den Lehrern des Kreises vollständig gebrochen hatte. Obwol er in Volksversammlungen, die der „Demokratische Verein“ veranstaltete, häufig als Redner auftrat, war ihm doch nicht beizukommen. Aber an seiner Entfernung wurde unablässig gearbeitet. Den Anlass dazu nahm man endlich im September 1849. Für den 3. dieses Monats war wieder ein „Kinderfest“ beschlossen, an dem Wander die Einleitung eines „Hoch“ auf das deutsche Vaterland zugetheilt worden war. Er zögerte, die Aufgabe auszuführen, überwand jedoch allmählich seine Bedenken und hielt die Rede, die im „Pädagogischen Wächter“ (1849, Nr. 38) getreu zu lesen ist. Auf Grund derselben wurde Wander am 21. September vor eine Sitzung aufs Rathhaus zu Hirschberg beschieden, wo der Superintendent Roth aus Erdmannsdorf im Auftrage der liegnitzer Regierung seine Suspension vom Lehramte aussprach. Wander konnte nicht einmal von den Schülern seiner Klasse Abschied nehmen. 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Es war Wander aufgefallen, dass sich die Germania nicht in einer fortschreitenden, sondern sitzenden Stellung befinde, dass ihr Mund so fest geschlossen sei, dass man keinen ihrer Zähne sehen könne, und dass sie ein sehr trübes Gesicht zu machen scheine. Dieses Symbolisiren trug Wander eine Verhaftung von einigen Tagen und die Suspension vom Lehramte ein, die vom 15. März 1845 bis 13. Januar 1847 währte.</p><lb/> <p>An diesem Tage erfolgte die feierliche, von der Regierung zu Liegnitz verfügte Wiedereinführung Wander's in sein Lehramt zu Hirschberg. Der Magistrat und die Schuldeputation nahmen durch Abgeordnete theil. Der Bürgermeister, der zu jener Zeit von der freireligiösen Bewegung ergriffen war, zeigte sich jetzt in demselben Grade wohlwollend, wie er ihm früher durch seine Massregeln feindselig gegenübergestanden hatte. Pastor Henckel, nach Jäkel's Tode wieder Revisor der Schule, liess nie etwas von den frühern Differenzen merken und blieb fortan zu Wander im freundlichsten Verhältnisse, mochte dieser in der Schule schreiben, wie er wollte.</p><lb/> <p>Von dem nächsten Jahre 1848 sagt Wander: „Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, so begreife ich nicht, wie ich im Stande gewesen bin, das, was ich gethan, zu vollbringen. Es war, als wenn die Kräfte gar nicht zu ermüden gewesen wären. Die Kinder waren, weil das ganze Volk lebte, erregt. Das Unterrichten schien ein Spiel. Ich ging aus dem Lehrzimmer an den Schreibtisch, schrieb eine Correspondenz, verfasste ein Plakat, wehrte einen Angriff auf die Partei ab, besuchte den Club oder die Volksversammlung, nahm in den völlig ungewohnten Tabackwolken an den politischen Erörterungen theil, hielt einen Vortrag, wohnte einer Vorstands-Conferenz bei, besorgte meine Correcturen und Vorarbeiten für die Schule und war den folgenden Tag so frisch unter meinen Knaben, als wäre ich eben von einer stärkenden Brunnencur zurückgekehrt.“ Eine der ungedruckten Schriften Wander's aus dieser Zeit trägt den Titel: „An das Volk! Bürger! Bauern! Menschen!“</p><lb/> <p>Und doch hatte sich Wander eben in diesem Jahre, stets auf legalem Boden stehend, jede Verhaftung ferne zu halten gewusst, die rechts und links einem Gesinnungsgenossen begegnete!</p><lb/> <p>Am 25. April begab sich Wander nach Breslau, wo eine grosse Volksschullehrer-Conferenz stattfand. „Es war keine Schulmeister-Versammlung; es waren Lehrer, die niemand berufen, die vom Geiste getrieben zusammengetreten waren.“ Was hier berathen und verhandelt wurde, sollte auch den übrigen Lehrern bekannt gemacht werden. Am 23. Juni tagte zu Hirschberg eine Kreis-Lehrerversammlung; hier erkannte Wander an der matten Stimmung der Collegen, dass alles vergeblich gewesen, was er in fast zwei Jahrzehnten für die Lehrer gesprochen und gethan; er verliess den Saal mit einem Herzen, das mit den Lehrern des Kreises vollständig gebrochen hatte.</p><lb/> <p>Obwol er in Volksversammlungen, die der „Demokratische Verein“ veranstaltete, häufig als Redner auftrat, war ihm doch nicht beizukommen. Aber an seiner Entfernung wurde unablässig gearbeitet. Den Anlass dazu nahm man endlich im September 1849. Für den 3. dieses Monats war wieder ein „Kinderfest“ beschlossen, an dem Wander die Einleitung eines „Hoch“ auf das deutsche Vaterland zugetheilt worden war. Er zögerte, die Aufgabe auszuführen, überwand jedoch allmählich seine Bedenken und hielt die Rede, die im „Pädagogischen Wächter“ (1849, Nr. 38) getreu zu lesen ist. Auf Grund derselben wurde Wander am 21. September vor eine Sitzung aufs Rathhaus zu Hirschberg beschieden, wo der Superintendent Roth aus Erdmannsdorf im Auftrage der liegnitzer Regierung seine Suspension vom Lehramte aussprach. Wander konnte nicht einmal von den Schülern seiner Klasse Abschied nehmen. In der Privatanstalt des </p> </div> </front> </text> </TEI> [XII/0010]
1842 bis 1845 erlebt und erlitten hat, beschreibt actenmässig seine 1848 zu Grimma erschienene Schrift: „Fünf Jahre aus dem Leben eines deutschen Volksschullehrers.“
Die Untersuchung war kaum zu Ende, als man im hirschberger Thale einer communistischen Verschwörung auf der Spur sein wollte, für die dem Polizeiagenten Stieber aus Berlin, der als „Maler Schmidt“ in der Gegend „Vergnügungsreisen“ machte, nur noch die intelligenten Kräfte fehlten. Ein Fabrikbesitzer aus Eichberg, Schlöffel, wurde „wegen communistischer Umtriebe“ verhaftet. Da Wander mit ihm befreundet war, musste er als Vice-Caput der Umsturzgesellschaft gelten und am 14. März 1845 wurde eine Hausdurchsuchung bei ihm gehalten, wobei man ausser einigen Sätzen von minderer Erheblichkeit besonders die Bemerkungen beanstandete, die er zu einer Gewerbe-Preis-Medaille mit dem Bilde der „Germania“ gemacht hatte. Es war Wander aufgefallen, dass sich die Germania nicht in einer fortschreitenden, sondern sitzenden Stellung befinde, dass ihr Mund so fest geschlossen sei, dass man keinen ihrer Zähne sehen könne, und dass sie ein sehr trübes Gesicht zu machen scheine. Dieses Symbolisiren trug Wander eine Verhaftung von einigen Tagen und die Suspension vom Lehramte ein, die vom 15. März 1845 bis 13. Januar 1847 währte.
An diesem Tage erfolgte die feierliche, von der Regierung zu Liegnitz verfügte Wiedereinführung Wander's in sein Lehramt zu Hirschberg. Der Magistrat und die Schuldeputation nahmen durch Abgeordnete theil. Der Bürgermeister, der zu jener Zeit von der freireligiösen Bewegung ergriffen war, zeigte sich jetzt in demselben Grade wohlwollend, wie er ihm früher durch seine Massregeln feindselig gegenübergestanden hatte. Pastor Henckel, nach Jäkel's Tode wieder Revisor der Schule, liess nie etwas von den frühern Differenzen merken und blieb fortan zu Wander im freundlichsten Verhältnisse, mochte dieser in der Schule schreiben, wie er wollte.
Von dem nächsten Jahre 1848 sagt Wander: „Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, so begreife ich nicht, wie ich im Stande gewesen bin, das, was ich gethan, zu vollbringen. Es war, als wenn die Kräfte gar nicht zu ermüden gewesen wären. Die Kinder waren, weil das ganze Volk lebte, erregt. Das Unterrichten schien ein Spiel. Ich ging aus dem Lehrzimmer an den Schreibtisch, schrieb eine Correspondenz, verfasste ein Plakat, wehrte einen Angriff auf die Partei ab, besuchte den Club oder die Volksversammlung, nahm in den völlig ungewohnten Tabackwolken an den politischen Erörterungen theil, hielt einen Vortrag, wohnte einer Vorstands-Conferenz bei, besorgte meine Correcturen und Vorarbeiten für die Schule und war den folgenden Tag so frisch unter meinen Knaben, als wäre ich eben von einer stärkenden Brunnencur zurückgekehrt.“ Eine der ungedruckten Schriften Wander's aus dieser Zeit trägt den Titel: „An das Volk! Bürger! Bauern! Menschen!“
Und doch hatte sich Wander eben in diesem Jahre, stets auf legalem Boden stehend, jede Verhaftung ferne zu halten gewusst, die rechts und links einem Gesinnungsgenossen begegnete!
Am 25. April begab sich Wander nach Breslau, wo eine grosse Volksschullehrer-Conferenz stattfand. „Es war keine Schulmeister-Versammlung; es waren Lehrer, die niemand berufen, die vom Geiste getrieben zusammengetreten waren.“ Was hier berathen und verhandelt wurde, sollte auch den übrigen Lehrern bekannt gemacht werden. Am 23. Juni tagte zu Hirschberg eine Kreis-Lehrerversammlung; hier erkannte Wander an der matten Stimmung der Collegen, dass alles vergeblich gewesen, was er in fast zwei Jahrzehnten für die Lehrer gesprochen und gethan; er verliess den Saal mit einem Herzen, das mit den Lehrern des Kreises vollständig gebrochen hatte.
Obwol er in Volksversammlungen, die der „Demokratische Verein“ veranstaltete, häufig als Redner auftrat, war ihm doch nicht beizukommen. Aber an seiner Entfernung wurde unablässig gearbeitet. Den Anlass dazu nahm man endlich im September 1849. Für den 3. dieses Monats war wieder ein „Kinderfest“ beschlossen, an dem Wander die Einleitung eines „Hoch“ auf das deutsche Vaterland zugetheilt worden war. Er zögerte, die Aufgabe auszuführen, überwand jedoch allmählich seine Bedenken und hielt die Rede, die im „Pädagogischen Wächter“ (1849, Nr. 38) getreu zu lesen ist. Auf Grund derselben wurde Wander am 21. September vor eine Sitzung aufs Rathhaus zu Hirschberg beschieden, wo der Superintendent Roth aus Erdmannsdorf im Auftrage der liegnitzer Regierung seine Suspension vom Lehramte aussprach. Wander konnte nicht einmal von den Schülern seiner Klasse Abschied nehmen. In der Privatanstalt des
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