Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Winterkönig. * Es ist ein Winterkönig. Um jemand zu bezeichnen, der sich nur einer kurzen, bald vorübergehenden Herrschaft u. s. w. erfreut. Spottweis wurde Friedrich V. von der Pfalz so genannt, den die aufständischen Böhmen am 28. August 1619 zu ihrem König wählten und der auf Anrathen seiner Gemahlin Elisabeth, einer Tochter Jakob's I. von England, die Krone annahm, nachdem er aber am 8. November 1620 die Schlacht am Weissen Berge bei Prag verloren hatte, nicht nur seine böhmische Krone, sondern auch seine Erblande verlor und im Exil herumirren musste, bis er 1632 starb. Gerade den Winter 1619-20 ist er König von Böhmen gewesen. Die von Harrebomee, II, 474b angeführten Erklärungen zu: "Het is een winterkoning" sind wenigstens für Deutschland nicht zutreffend. Sprenger van Eijk will unter einem Winterkönig einen kranken Menschen vorstanden wissen. Harrebomee bestreitet dies und meint, "ein Winterkönig müsse gerade ein kerngesunder Mensch sein, der dem Winter zu trotzen wisse". Der Ausdruck hat aber mit Gesundheit und Krankheit gar nichts zu thun, er ist geschichtlich und bezeichnet eine Zeitdauer. Winterkrähe. Wann eist kuemet de Winterkraien (Winter- oder Nebelkrähe), dann lat di en paar Handsken naien. (Westf.) Wintermantel. Er hat einen schönen Wintermantel. Scherzhaft von jemand, der das vierttägige Fieber hat. Frz.: Il a un bon (vilain) manteau pour son hiver. (Kritzinger, 376b.) Wintermonat. 1 Spielen im Wintermonat die Mucken, heisst's: Bauer, du musst nach dem Futter gucken. - Medau, 1845. 2 Wie der Wintermonat, so der März. (Luzern.) Wintern. 1 Wenn es nicht wintert, sommert es nicht. - Mecklenburg. Anzeiger, 1864, Nr. 38. Die Russen: Es lenzt nicht, ehe es gewintert hat. (Altmann V, 89.) 2 Wie es wintert, so sommert es. Lat.: Qualis tempestas hiemis, talem feret aestas. Winternacht. 1 In der Winternacht zeigt der Mond die höchste Pracht. Die Russen: In den Winternächten prahlt das Licht des Mondes am meisten. (Altmann VI, 449.) 2 Winternächte, Frauengedanken und Herrengunst verändern sich leicht. Holl.: Wintersche nachten, Vrouwen-gedachten en gunst van heeren ziet men weldra keeren. (Harrebomee, II, 474a.) Winterpfingsten. * Auf die Winterpfingsten. (Franken.) D. i. auf den Nimmerstag (s. d.) wird's geschehen, werde ich's thun. Winterquartier. Marsch in die Winterquartiere, sagte der Wachtmeister, und setzte die Laus vom Bart unter die Binde (Hemdekrause). - Hoefer, 1104; Simrock, 6231. Wintersaat. 1 Späte Wintersaat und Weiberrath gedeihen unter dreimal kaum einmal. (Ostpr.) - Boebel, 117. 2 Wintersaat um Michael gestreut, den Bauer mit reicher Ernte erfreut. - Boebel, 47. Winterschöpe. D' Winterschöpe gänd eim wärmer im Summer. - Sutermeister, 139. Winterschuh. 1 Es ist zu spät an die Winterschuhe denken, wenn das Feld beschneit ist. 2 Winterschuhe muss man im Sommer besorgen in die Truhe. Winterseite. * Er hat sich auf die Winterseite gesetzt (oder: ist auf die Winterseite gefallen). (Schles.) Eine sehr brauchbare Bezeichnung des Theils unsers Körpers, den man in Gesellschaft nicht gern zu benennen pflegt. Wintersonne. 1 Die Wintersonne scheint wol, aber wärmt nicht. Aehnlich russisch. (Altmann VI, 434.) Dän.: Vinter-sool skinner vel, men varmer intet. (Prov. dan., 564.) It.: Sol di marzo muove, ma non risolve. (Pazzaglia, 355, 5.) [Spaltenumbruch] 2 Wintersonn' und Herrengunst kommt spät, geht bald und lässt kalt. Frz.: Soleil d'hyver, amour de paillarde tard vient et peu tarde. - Soleil d'hyver tard leve, bientost couche et esconse (cache). (Leroux, I, 68.) Winterstein. Zu Winterstein liegt der Hund begraben. (S. Hund 1393.) (Thüringen.) Im Jahre 1650 wurde in dem thüringischen Dorfe Winterstein (unweit Bad Liebenstein) ein Hund der dortigen Frau Jägermeister auf das feierlichste begraben, der seither im ganzen Lande sprichwörtlich geblieben ist. (K. Steffens, Volkskalender, 1859, 41 und Illustrirte Welt, Stuttgart 1870, Nr. 27, S. 366.) Da unter Hund 1393 auch bemerkt ist, dass der Ausdruck so viel als Schatz bedeute, so will ich hier nur noch hinzufügen, dass viele deutsche Volkssagen darauf hinweisen. Man vergleiche nur Kuhn, Sagen aus Westfalen, I, 70, 71, 72 und 346; Temme, Pommersche Sagen, Nr. 169. In der von Kuhn, S. 346, heisst es: "Nun sind sie im alten Schlosse im tiefen Keller hinabgestiegen, bis sie in ein grosses Gewölbe gekommen, in welchem unendlich viel Geld aufgehäuft war, bei welchem ein grosser schwarzer Hund lag." Ich bemerke noch, dass sich im Oesterreichischen Schulboten von Dr. Kress und Branky, 1875, S. 531 fg., eine Zusammenstellung von Erklärungen u. s. w. über die Redensart vorfindet. Wintertag. 1 Ein schöner Wintertag macht keinen lustigen Vogel. - Körte, 6867; Simrock, 11667. 2 Ein überwundener Wintertag ist ein besiegter Feind. Frz.: Qui passe un jour d'hyver si passe un de ses ennemis mortels. (Leroux, I, 67; Bohn II, 143.) *3 Wie ein Wintertag, kurz und hässlich (trübselig.) Holl.: Zij slacht een' winterschen dag - kort en vuil. (Harrebomee, II, 474a.) Wintertrole. Viele Wintertrolen1 bedeuten ein gutes Weinjahr. - Kirchhofer, 317. 1) Trola: ein mit Früchten dicht besetztes Baumreis, hier wol aber die an den Zweigen sich entwickelnden Fruchttriebe (Fruchtspiesse). "Sie sind ganz trolid voll", d. i. von Fruchtträubchen gedrängt voll. (Tobler, 154.) Weinverlater. * Dar is 'n Winverlater sturv'n. - Eichwald, 2062. Verlaten = hochdeutsch verlassen; dann mundartlich, aber selten, wie hier, laufen lassen, abzapfen, z. B. Wein u. s. w., daher Weinverlater; vgl. Stürenburg unter laten S. 132a und verlaten S. 313a. Winterwäsche. Winterwösch gid gross Chornbösch. (Luzern.) Winterwekelk. * He is man Winterwekelk. - Bueren. Ein Mensch, der im Winter leicht und viel kränkelt. (Vgl. Stürenburg, 333a.) Winzer. Soll der Winzer glücklich sein, tritt Allerheiligen Sommer ein. (Westfalen.) - Boebel, 64. Winzig. Hast du Winzig gegessen, so beiss die Wohle zu. - Fülleborn, Breslauer Erzähler. Wird in einigen Gegenden Schlesiens angewandt, um einen starken Esser oder heisshungerigen Menschen zu bezeichnen. Man leitet sie vom Herzoge Johann von Sagan ab, der seine Besitzungen verloren hatte und in Wohlau wohnte, wo er die ihm von seinen Schwiegersöhnen überwiesenen Einkünfte von Wohlau und Winzig verzehrte. Eines Tags kam ein Bote zu ihm, den er fragte, ob er etwas gegessen habe. "Ich habe nur winzig (= wenig) gegessen", antwortete der Bote. "Nun", versetzte der eben gut gelaunte Johann, "hast du Winzig gegessen, so beiss die Wohlau zu, und du hast ein ganzes Fürstenthum verzehrt." Wie es aber auch in andern Fällen in der Volkssprache statt Langenbielau die Biele, oder statt Patschkau die Patschke u. s. w. heisst, so sagt man auch für Wohlau - Wohle. Wipfel. Magst den Wipfel schon betrachten, musst aber die Wurzel nicht verachten. Dän.: Dersom dit ax end florerer högt, foragt ei din rod for den staaer lavt. (Prov. dan., 174.) Wippchen. * Einem Wippchen1 vormachen. - Klix, 122; Lohrengel, II, 217. 1) Flausen, Lügen, Unwahrheiten, Blendwerk. Ihn täuschen wollen. "Mach mir keine Wippkens vor!" (Trachsel, 64.) Wippe. * Up der Wippe stan. (Westfalen.) Dem Falle nahe sein. [Spaltenumbruch]
Winterkönig. * Es ist ein Winterkönig. Um jemand zu bezeichnen, der sich nur einer kurzen, bald vorübergehenden Herrschaft u. s. w. erfreut. Spottweis wurde Friedrich V. von der Pfalz so genannt, den die aufständischen Böhmen am 28. August 1619 zu ihrem König wählten und der auf Anrathen seiner Gemahlin Elisabeth, einer Tochter Jakob's I. von England, die Krone annahm, nachdem er aber am 8. November 1620 die Schlacht am Weissen Berge bei Prag verloren hatte, nicht nur seine böhmische Krone, sondern auch seine Erblande verlor und im Exil herumirren musste, bis er 1632 starb. Gerade den Winter 1619-20 ist er König von Böhmen gewesen. Die von Harrebomée, II, 474b angeführten Erklärungen zu: „Het is een winterkoning“ sind wenigstens für Deutschland nicht zutreffend. Sprenger van Eijk will unter einem Winterkönig einen kranken Menschen vorstanden wissen. Harrebomée bestreitet dies und meint, „ein Winterkönig müsse gerade ein kerngesunder Mensch sein, der dem Winter zu trotzen wisse“. 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Winterkönig.
* Es ist ein Winterkönig.
Um jemand zu bezeichnen, der sich nur einer kurzen, bald vorübergehenden Herrschaft u. s. w. erfreut. Spottweis wurde Friedrich V. von der Pfalz so genannt, den die aufständischen Böhmen am 28. August 1619 zu ihrem König wählten und der auf Anrathen seiner Gemahlin Elisabeth, einer Tochter Jakob's I. von England, die Krone annahm, nachdem er aber am 8. November 1620 die Schlacht am Weissen Berge bei Prag verloren hatte, nicht nur seine böhmische Krone, sondern auch seine Erblande verlor und im Exil herumirren musste, bis er 1632 starb. Gerade den Winter 1619-20 ist er König von Böhmen gewesen. Die von Harrebomée, II, 474b angeführten Erklärungen zu: „Het is een winterkoning“ sind wenigstens für Deutschland nicht zutreffend. Sprenger van Eijk will unter einem Winterkönig einen kranken Menschen vorstanden wissen. Harrebomée bestreitet dies und meint, „ein Winterkönig müsse gerade ein kerngesunder Mensch sein, der dem Winter zu trotzen wisse“. Der Ausdruck hat aber mit Gesundheit und Krankheit gar nichts zu thun, er ist geschichtlich und bezeichnet eine Zeitdauer.
Winterkrähe.
Wann eist kuemet de Winterkraien (Winter- oder Nebelkrähe), dann lât di en paar Handsken naien. (Westf.)
Wintermantel.
Er hat einen schönen Wintermantel.
Scherzhaft von jemand, der das vierttägige Fieber hat.
Frz.: Il a un bon (vilain) manteau pour son hiver. (Kritzinger, 376b.)
Wintermonat.
1 Spielen im Wintermonat die Mucken, heisst's: Bauer, du musst nach dem Futter gucken. – Medau, 1845.
2 Wie der Wintermonat, so der März. (Luzern.)
Wintern.
1 Wenn es nicht wintert, sommert es nicht. – Mecklenburg. Anzeiger, 1864, Nr. 38.
Die Russen: Es lenzt nicht, ehe es gewintert hat. (Altmann V, 89.)
2 Wie es wintert, so sommert es.
Lat.: Qualis tempestas hiemis, talem feret aestas.
Winternacht.
1 In der Winternacht zeigt der Mond die höchste Pracht.
Die Russen: In den Winternächten prahlt das Licht des Mondes am meisten. (Altmann VI, 449.)
2 Winternächte, Frauengedanken und Herrengunst verändern sich leicht.
Holl.: Wintersche nachten, Vrouwen-gedachten en gunst van heeren ziet men weldra keeren. (Harrebomée, II, 474a.)
Winterpfingsten.
* Auf die Winterpfingsten. (Franken.)
D. i. auf den Nimmerstag (s. d.) wird's geschehen, werde ich's thun.
Winterquartier.
Marsch in die Winterquartiere, sagte der Wachtmeister, und setzte die Laus vom Bart unter die Binde (Hemdekrause). – Hoefer, 1104; Simrock, 6231.
Wintersaat.
1 Späte Wintersaat und Weiberrath gedeihen unter dreimal kaum einmal. (Ostpr.) – Boebel, 117.
2 Wintersaat um Michael gestreut, den Bauer mit reicher Ernte erfreut. – Boebel, 47.
Winterschöpe.
D' Winterschöpe gänd eim wärmer im Summer. – Sutermeister, 139.
Winterschuh.
1 Es ist zu spät an die Winterschuhe denken, wenn das Feld beschneit ist.
2 Winterschuhe muss man im Sommer besorgen in die Truhe.
Winterseite.
* Er hat sich auf die Winterseite gesetzt (oder: ist auf die Winterseite gefallen). (Schles.)
Eine sehr brauchbare Bezeichnung des Theils unsers Körpers, den man in Gesellschaft nicht gern zu benennen pflegt.
Wintersonne.
1 Die Wintersonne scheint wol, aber wärmt nicht.
Aehnlich russisch. (Altmann VI, 434.)
Dän.: Vinter-sool skinner vel, men varmer intet. (Prov. dan., 564.)
It.: Sol di marzo muove, ma non risolve. (Pazzaglia, 355, 5.)
2 Wintersonn' und Herrengunst kommt spät, geht bald und lässt kalt.
Frz.: Soleil d'hyver, amour de paillarde tard vient et peu tarde. – Soleil d'hyver tard levé, bientost couché et esconsé (caché). (Leroux, I, 68.)
Winterstein.
Zu Winterstein liegt der Hund begraben. (S. Hund 1393.) (Thüringen.)
Im Jahre 1650 wurde in dem thüringischen Dorfe Winterstein (unweit Bad Liebenstein) ein Hund der dortigen Frau Jägermeister auf das feierlichste begraben, der seither im ganzen Lande sprichwörtlich geblieben ist. (K. Steffens, Volkskalender, 1859, 41 und Illustrirte Welt, Stuttgart 1870, Nr. 27, S. 366.) Da unter Hund 1393 auch bemerkt ist, dass der Ausdruck so viel als Schatz bedeute, so will ich hier nur noch hinzufügen, dass viele deutsche Volkssagen darauf hinweisen. Man vergleiche nur Kuhn, Sagen aus Westfalen, I, 70, 71, 72 und 346; Temme, Pommersche Sagen, Nr. 169. In der von Kuhn, S. 346, heisst es: „Nun sind sie im alten Schlosse im tiefen Keller hinabgestiegen, bis sie in ein grosses Gewölbe gekommen, in welchem unendlich viel Geld aufgehäuft war, bei welchem ein grosser schwarzer Hund lag.“ Ich bemerke noch, dass sich im Oesterreichischen Schulboten von Dr. Kress und Branky, 1875, S. 531 fg., eine Zusammenstellung von Erklärungen u. s. w. über die Redensart vorfindet.
Wintertag.
1 Ein schöner Wintertag macht keinen lustigen Vogel. – Körte, 6867; Simrock, 11667.
2 Ein überwundener Wintertag ist ein besiegter Feind.
Frz.: Qui passe un jour d'hyver si passe un de ses ennemis mortels. (Leroux, I, 67; Bohn II, 143.)
*3 Wie ein Wintertag, kurz und hässlich (trübselig.)
Holl.: Zij slacht een' winterschen dag – kort en vuil. (Harrebomée, II, 474a.)
Wintertrole.
Viele Wintertrolen1 bedeuten ein gutes Weinjahr. – Kirchhofer, 317.
1) Trola: ein mit Früchten dicht besetztes Baumreis, hier wol aber die an den Zweigen sich entwickelnden Fruchttriebe (Fruchtspiesse). „Sie sind ganz trolid voll“, d. i. von Fruchtträubchen gedrängt voll. (Tobler, 154.)
Wînverlater.
* Dar is 'n Winverlater sturv'n. – Eichwald, 2062.
Verlaten = hochdeutsch verlassen; dann mundartlich, aber selten, wie hier, laufen lassen, abzapfen, z. B. Wein u. s. w., daher Wînverlater; vgl. Stürenburg unter laten S. 132a und verlaten S. 313a.
Winterwäsche.
Winterwösch gid gross Chornbösch. (Luzern.)
Winterwêkelk.
* He is man Winterwêkelk. – Bueren.
Ein Mensch, der im Winter leicht und viel kränkelt. (Vgl. Stürenburg, 333a.)
Winzer.
Soll der Winzer glücklich sein, tritt Allerheiligen Sommer ein. (Westfalen.) – Boebel, 64.
Winzig.
Hast du Winzig gegessen, so beiss die Wohle zu. – Fülleborn, Breslauer Erzähler.
Wird in einigen Gegenden Schlesiens angewandt, um einen starken Esser oder heisshungerigen Menschen zu bezeichnen. Man leitet sie vom Herzoge Johann von Sagan ab, der seine Besitzungen verloren hatte und in Wohlau wohnte, wo er die ihm von seinen Schwiegersöhnen überwiesenen Einkünfte von Wohlau und Winzig verzehrte. Eines Tags kam ein Bote zu ihm, den er fragte, ob er etwas gegessen habe. „Ich habe nur winzig (= wenig) gegessen“, antwortete der Bote. „Nun“, versetzte der eben gut gelaunte Johann, „hast du Winzig gegessen, so beiss die Wohlau zu, und du hast ein ganzes Fürstenthum verzehrt.“ Wie es aber auch in andern Fällen in der Volkssprache statt Langenbielau die Biele, oder statt Patschkau die Patschke u. s. w. heisst, so sagt man auch für Wohlau – Wohle.
Wipfel.
Magst den Wipfel schon betrachten, musst aber die Wurzel nicht verachten.
Dän.: Dersom dit ax end florerer högt, foragt ei din rod for den staaer lavt. (Prov. dan., 174.)
Wippchen.
* Einem Wippchen1 vormachen. – Klix, 122; Lohrengel, II, 217.
1) Flausen, Lügen, Unwahrheiten, Blendwerk. Ihn täuschen wollen. „Mach mir keine Wippkens vor!“ (Trachsel, 64.)
Wippe.
* Up der Wippe stan. (Westfalen.)
Dem Falle nahe sein.
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