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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 69 Der Wolf frisst das Schaf um geringer Ursach willen. - Simrock, 11773; Körte, 6938; Masson, 382.

Um eine Kleinigkeit.

Dän.: Det er ringe aarsag hvorfor ulven aeder faaret. (Prov. dan., 4.)

Frz.: A bien petite occasion se saisit le loup du mouton. (Masson, 382.)

Holl.: Om cleen sake bijt die wolf dat schape. (Tunn., 21, 19.)

It.: Per ben piccola occasione prende 'l lupo il montone. (Pazzaglia, 228, 13.)

Lat.: Sepe lupi modica fit ovis cibus undique causa. (Fallersleben, 590.)

Poln.: Zacno wilk na barana najdzie przyczyne. (Masson, 382.)

70 Der Wolf frisst das Schaf, und die Zeit die Lüge.

Lat.: Lupus mendacio tempus. (Sailer, Sprüche, 93, 16.)

71 Der Wolf frisst die Schafe überall, wo er sie findet.

Holl.: Allengskens eet de wolf het schaap. (Harrebomee, II, 476b.)

72 Der Wolf frisst die Schafe, wenn der Hirt nicht dabei ist.

Bei Tunnicius (1246): De wulf vrit de schape, als de herde dar nicht by is. (Incustoditum en praedatur ovile.)

73 Der Wolf frisst jedes Fleisch, das seine leckt er nur. - Winckler, IX, 78; Keller, 136b.

Von denen, die streng oder hart gegen andere, gegen sich aber sehr nachsichtig und mild sind.

It.: Ogni carne mangia il lupo, e la sua lecca. (Pazzaglia, 205, 10.)

Lat.: Urit amor caecus, non est amor arbiter aequus. (Chaos, 61.)

74 Der Wolf frisst kein Ziel (keinen Zahltag). - Egenolff, 105, 6 u. 328; Pistor., I, 97; Eisenhart, 446; Eiselein, 648; Blum, 353; Graf, 229, 54; Simrock, 11769; Körte, 6954.

Von denen, welche viel versprechen, in der Hoffnung, dass der zur Erfüllung des Versprechens festgesetzte Zeitpunkt gar nicht, oder doch nicht sobald kommen werde. Das Sprichwort sagt also, dass der Zahlungstermin auch unvermuthet komme und es also thöricht sei, bei Versprechungen auf Umstände zu rechnen, welche von der Erfüllung derselben befreien könnten.

Lat.: Lupi nullum terminum comedunt. - Nam metam positam non lupus ipse vorat. (Eiselein, 698.)

75 Der Wolf frisst wol gezählte Schafe, aber keine versprochenen.

Poln.: Wechem wilk nietyje. (Celakovsky, 94.) - Wilk i cechowane owce porwie. (Lompa, 33.)

76 Der Wolf gehet eher zum Stall, denn zu eines Fürsten Saal. - Petri, II, 115.

77 Der Wolf geht nicht auf Raub, er hungere denn.

Böhm.: Lovi vlk na tlamu, nez kdyz ho chyti, beda mu. (Celakovsky, 146.)

Poln.: Nosil wilk, ale przyniosa i wilka. - Nosi wilk, nosi, ale poniosa i wilka. (Celakovsky, 146.)

Schwed.: Ulfvar bitas intet, utan om maten. (Grubb, 833.)

78 Der Wolf geht nicht zuvor nach Rom, wenn er in der Fasten Hühner (Schafe u. s. w.) fressen will.

79 Der Wolf hat allzeit Augen auf das Schaf. - Petri, II, 115.

Holl.: De wolf heeft altijd het oog op het schaap. (Harrebomee, II, 477a.)

Lat.: Dat lupus intuitum reliquis spretis super agnum. (Fallersleben, 313.)

80 Der Wolf hat die Hunde nicht gern um sich. - Fischart, Bienenk., 131; Petri, II, 115.

81 Der Wolf hat jedermanns Esel vorm Jahr gefressen.

82 Der Wolf hat kein Fleisch zu Kauf.

Holl.: De wolf heeft geen vleesch te koop. (Harrebomee, II, 477a.)

83 Der Wolf het no kein Winter g'fresse. - Sutermeister, 136.

84 Der Wolf heult nicht, wenn er das Lamm würgen (wenn er Lämmer stehlen) will. - Eiselein, 648.

85 Der Wolf hütet die Schafe.

Passt die Gelegenheit ab, um sie zu erbeuten.

86 Der Wolf im Stalle hat die Schafe alle.

87 Der Wolf in der Schafshaut ist gefährlicher, als das Schaf im Wolfsfelle. - Altmann VI, 413.

[Spaltenumbruch] 88 Der Wolf ist auch wol im Schafspelz zu erkennen.

Poln.: Peznac wilku w baraniej skorze. (Lompa, 27.)

89 Der Wolf ist der Kutte gewohnt.

Böhm.: Brouku dira v obyceji. - Vlku zima v obyceji. (Celakovsky, 222.)

90 Der wolf ist gerne in strauchen. - H. v. Meissen, Leiche, 55, 19.

91 Der Wolf ist vor den Wölfen sicher. - Altmann VI, 506.

92 Der Wolf ist wol ein grimmig Thier, aber Steine frisst er nicht.

Die Finnen: Der Wolf rührt nicht die Steine an, der Bär zerreisst nicht den Felsen. (Bertram, 49.)

93 Der Wolf ist wol ein guter Jäger, aber zum Bauer taugt er nicht.

Böhm.: Z vlka nebrzo bude orac, a z zemana zak. (Celakovsky, 168.)

94 Der Wolf ist wol flink, aber die Kugel des Jägers noch flinker.

Die Osmanen: Der Wolf entrinnt dem Adler nicht.

95 Der Wolf jagt, wenn der Hund schläft.

Holl.: De wolf neemt zijne kaus waar, als de hond slapt. (Harrebomee, II, 477b.)

96 Der Wolf kann nicht schmeicheln. - Simrock, 11768b; Rossmässler, Heimat.

97 Der Wolf kann nicht weit davon stehn, wo ich sein Ohr gesehn.

"Da wähne ich den Wolf, wo ich sein Ohr sah." (Edda, 2, 183.) Vgl. damit verwandte Sprüche des Havamal (Hauptmann, III, 411, 73.)

98 Der Wolf kann ruhig seines Weges gehen, die Schafe erschrecken (fliehen) doch.

Holl.: Een wolf kan sich behelpen, maar de lammeren zijn bang. (Harrebomee, II, 477a.)

99 Der Wolf kreisst nicht, dass er Mücken fange. - Simrock, 11795a.

100 Der Wolf lässt das Heulen nicht. - Parömiakon, 2519.

101 Der Wolf lässt nur liegen, was er nicht fressen kann.

Die Armenier: Gott bedauerte, was weggetragen war, der Wolf aber, was liegen blieb. (Ausland, 1871, 404b.)

102 Der Wolf lässt wol sein Haar, aber nicht seine Nicken.

Frz.: Le loup perd les dents, mais non pas la memoire. (Masson, 110.)

It.: La volpe perde il pelo, ma non il vizio. (Masson, 110.)

Lat.: Lupus pilum mutat, non mores. - Pelliculam veterem retines, et fronti politus. (Masson, 110.)

103 Der Wolf läuft nicht länger, als ein alter Hund will.

Schwed.: Ulpen läpjar intet langer än gomel hund wil. (Grubb, 345.)

104 Der Wolf lebt nach seinem Willen, er heult aber gegen ihn.

Böhm.: Zije vlk po vuli, ale vyje pres vuli. (Celakovsky, 280.)

105 Der Wolf lehrt seine Jungen heulen. - Bertram, 62.

106 Der Wolf muss auch des Löwen Zähne fliehn. - Petri, II, 115.

107 Der Wolf muss in seiner Haut sterben.

Frz.: Le loup mourra dans sa peau. (Lendroy, 931.)

Holl.: De wolf zal in zijne huid sterven, zoo men hem daar voorof niet uitsnijdt. (Harrebomee, II, 477a.)

It.: Nella pelle, dov' e il lupo, convien, ch' ei muora. (Pazzaglia, 274, 2.)

108 Der Wolf muss mit seinem Felle bezahlen.

Böhm.: Vlk kozi plati. (Celakovsky, 33.)

109 Der Wolf nennt den Fuchs Räuber.

Lat.: Quid lupus vulpem de proeda accusat? - Quis tulerit Gracchos de seditione quaerentes?

110 Der Wolf nicht lange fragt und wählt, er frisst die Schaf' auch gezählt.

It.: Anche delle pecore annoverate mangia il lupo. (Suringar, CXLVI.)

111 Der Wolf raubt nicht da, wo er wohnt.

Die Diebe pflegen in ihrer nächsten Umgebung nicht zu stehlen, wie auch die Zigeuner thun.

Böhm.: Vlk tu nebere, kde ma mlade. (Celakovsky, 144.)

Frz.: Le loup ne pille pas ses voisins. (Cahier, 2659.)

Lat.: Agro quo latitat lupus agnum prendere vitat. (Reuterdahl, 70.) - Vix depredatur lupus in quo rare moratur. (Reuterdahl, 1064b.)

[Spaltenumbruch] 69 Der Wolf frisst das Schaf um geringer Ursach willen.Simrock, 11773; Körte, 6938; Masson, 382.

Um eine Kleinigkeit.

Dän.: Det er ringe aarsag hvorfor ulven aeder faaret. (Prov. dan., 4.)

Frz.: A bien petite occasion se saisit le loup du mouton. (Masson, 382.)

Holl.: Om cleen sake bijt die wolf dat schape. (Tunn., 21, 19.)

It.: Per ben piccola occasione prende 'l lupo il montone. (Pazzaglia, 228, 13.)

Lat.: Sepe lupi modica fit ovis cibus undique causa. (Fallersleben, 590.)

Poln.: Zacno wilk na barana najdzie przyczynę. (Masson, 382.)

70 Der Wolf frisst das Schaf, und die Zeit die Lüge.

Lat.: Lupus mendacio tempus. (Sailer, Sprüche, 93, 16.)

71 Der Wolf frisst die Schafe überall, wo er sie findet.

Holl.: Allengskens eet de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 476b.)

72 Der Wolf frisst die Schafe, wenn der Hirt nicht dabei ist.

Bei Tunnicius (1246): De wulf vrit de schape, als de herde dâr nicht by is. (Incustoditum en praedatur ovile.)

73 Der Wolf frisst jedes Fleisch, das seine leckt er nur.Winckler, IX, 78; Keller, 136b.

Von denen, die streng oder hart gegen andere, gegen sich aber sehr nachsichtig und mild sind.

It.: Ogni carne mangia il lupo, e la sua lecca. (Pazzaglia, 205, 10.)

Lat.: Urit amor caecus, non est amor arbiter aequus. (Chaos, 61.)

74 Der Wolf frisst kein Ziel (keinen Zahltag).Egenolff, 105, 6 u. 328; Pistor., I, 97; Eisenhart, 446; Eiselein, 648; Blum, 353; Graf, 229, 54; Simrock, 11769; Körte, 6954.

Von denen, welche viel versprechen, in der Hoffnung, dass der zur Erfüllung des Versprechens festgesetzte Zeitpunkt gar nicht, oder doch nicht sobald kommen werde. Das Sprichwort sagt also, dass der Zahlungstermin auch unvermuthet komme und es also thöricht sei, bei Versprechungen auf Umstände zu rechnen, welche von der Erfüllung derselben befreien könnten.

Lat.: Lupi nullum terminum comedunt. – Nam metam positam non lupus ipse vorat. (Eiselein, 698.)

75 Der Wolf frisst wol gezählte Schafe, aber keine versprochenen.

Poln.: Węchem wilk nietyje. (Čelakovsky, 94.) – Wilk i cechowane owce porwie. (Lompa, 33.)

76 Der Wolf gehet eher zum Stall, denn zu eines Fürsten Saal.Petri, II, 115.

77 Der Wolf geht nicht auf Raub, er hungere denn.

Böhm.: Loví vlk na tlamu, než když ho chytí, bĕda mu. (Čelakovsky, 146.)

Poln.: Nosił wilk, ale przyniosą i wilka. – Nosi wilk, nosi, ale poniosą i wilka. (Čelakovsky, 146.)

Schwed.: Ulfvar bitas intet, utan om maten. (Grubb, 833.)

78 Der Wolf geht nicht zuvor nach Rom, wenn er in der Fasten Hühner (Schafe u. s. w.) fressen will.

79 Der Wolf hat allzeit Augen auf das Schaf.Petri, II, 115.

Holl.: De wolf heeft altijd het oog op het schaap. (Harrebomée, II, 477a.)

Lat.: Dat lupus intuitum reliquis spretis super agnum. (Fallersleben, 313.)

80 Der Wolf hat die Hunde nicht gern um sich.Fischart, Bienenk., 131; Petri, II, 115.

81 Der Wolf hat jedermanns Esel vorm Jahr gefressen.

82 Der Wolf hat kein Fleisch zu Kauf.

Holl.: De wolf heeft geen vleesch te koop. (Harrebomée, II, 477a.)

83 Der Wolf het no kein Winter g'fresse.Sutermeister, 136.

84 Der Wolf heult nicht, wenn er das Lamm würgen (wenn er Lämmer stehlen) will.Eiselein, 648.

85 Der Wolf hütet die Schafe.

Passt die Gelegenheit ab, um sie zu erbeuten.

86 Der Wolf im Stalle hat die Schafe alle.

87 Der Wolf in der Schafshaut ist gefährlicher, als das Schaf im Wolfsfelle.Altmann VI, 413.

[Spaltenumbruch] 88 Der Wolf ist auch wol im Schafspelz zu erkennen.

Poln.: Peznać wilku w baraniéj skórze. (Lompa, 27.)

89 Der Wolf ist der Kutte gewohnt.

Böhm.: Brouku díra v obyčeji. – Vlku zima v obyčeji. (Čelakovsky, 222.)

90 Der wolf ist gerne in strûchen.H. v. Meissen, Leiche, 55, 19.

91 Der Wolf ist vor den Wölfen sicher.Altmann VI, 506.

92 Der Wolf ist wol ein grimmig Thier, aber Steine frisst er nicht.

Die Finnen: Der Wolf rührt nicht die Steine an, der Bär zerreisst nicht den Felsen. (Bertram, 49.)

93 Der Wolf ist wol ein guter Jäger, aber zum Bauer taugt er nicht.

Böhm.: Z vlka nebrzo bude oráč, a z zemana žák. (Čelakovsky, 168.)

94 Der Wolf ist wol flink, aber die Kugel des Jägers noch flinker.

Die Osmanen: Der Wolf entrinnt dem Adler nicht.

95 Der Wolf jagt, wenn der Hund schläft.

Holl.: De wolf neemt zijne kaus waar, als de hond slapt. (Harrebomée, II, 477b.)

96 Der Wolf kann nicht schmeicheln.Simrock, 11768b; Rossmässler, Heimat.

97 Der Wolf kann nicht weit davon stehn, wo ich sein Ohr gesehn.

„Da wähne ich den Wolf, wo ich sein Ohr sah.“ (Edda, 2, 183.) Vgl. damit verwandte Sprüche des Hâvamâl (Hauptmann, III, 411, 73.)

98 Der Wolf kann ruhig seines Weges gehen, die Schafe erschrecken (fliehen) doch.

Holl.: Een wolf kan sich behelpen, maar de lammeren zijn bang. (Harrebomée, II, 477a.)

99 Der Wolf kreisst nicht, dass er Mücken fange.Simrock, 11795a.

100 Der Wolf lässt das Heulen nicht.Parömiakon, 2519.

101 Der Wolf lässt nur liegen, was er nicht fressen kann.

Die Armenier: Gott bedauerte, was weggetragen war, der Wolf aber, was liegen blieb. (Ausland, 1871, 404b.)

102 Der Wolf lässt wol sein Haar, aber nicht seine Nicken.

Frz.: Le loup perd les dents, mais non pas la mémoire. (Masson, 110.)

It.: La volpe perde il pelo, ma non il vizio. (Masson, 110.)

Lat.: Lupus pilum mutat, non mores. – Pelliculam veterem retines, et fronti politus. (Masson, 110.)

103 Der Wolf läuft nicht länger, als ein alter Hund will.

Schwed.: Ulpen läpjar intet långer än gomel hund wil. (Grubb, 345.)

104 Der Wolf lebt nach seinem Willen, er heult aber gegen ihn.

Böhm.: Žije vlk po vůli, ale vyje přes vůli. (Čelakovsky, 280.)

105 Der Wolf lehrt seine Jungen heulen.Bertram, 62.

106 Der Wolf muss auch des Löwen Zähne fliehn.Petri, II, 115.

107 Der Wolf muss in seiner Haut sterben.

Frz.: Le loup mourra dans sa peau. (Lendroy, 931.)

Holl.: De wolf zal in zijne huid sterven, zoo men hem daar voorof niet uitsnijdt. (Harrebomée, II, 477a.)

It.: Nella pelle, dov' è il lupo, convien, ch' ei muora. (Pazzaglia, 274, 2.)

108 Der Wolf muss mit seinem Felle bezahlen.

Böhm.: Vlk koží platí. (Čelakovsky, 33.)

109 Der Wolf nennt den Fuchs Räuber.

Lat.: Quid lupus vulpem de proeda accusat? – Quis tulerit Gracchos de seditione quaerentes?

110 Der Wolf nicht lange fragt und wählt, er frisst die Schaf' auch gezählt.

It.: Anche delle pecore annoverate mangia il lupo. (Suringar, CXLVI.)

111 Der Wolf raubt nicht da, wo er wohnt.

Die Diebe pflegen in ihrer nächsten Umgebung nicht zu stehlen, wie auch die Zigeuner thun.

Böhm.: Vlk tu nebéře, kde má mladé. (Čelakovsky, 144.)

Frz.: Le loup ne pille pas ses voisins. (Cahier, 2659.)

Lat.: Agro quo latitat lupus agnum prendere vitat. (Reuterdahl, 70.) – Vix depredatur lupus in quo rare moratur. (Reuterdahl, 1064b.)

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[[177]/0189] 69 Der Wolf frisst das Schaf um geringer Ursach willen. – Simrock, 11773; Körte, 6938; Masson, 382. Um eine Kleinigkeit. Dän.: Det er ringe aarsag hvorfor ulven aeder faaret. (Prov. dan., 4.) Frz.: A bien petite occasion se saisit le loup du mouton. (Masson, 382.) Holl.: Om cleen sake bijt die wolf dat schape. (Tunn., 21, 19.) It.: Per ben piccola occasione prende 'l lupo il montone. (Pazzaglia, 228, 13.) Lat.: Sepe lupi modica fit ovis cibus undique causa. (Fallersleben, 590.) Poln.: Zacno wilk na barana najdzie przyczynę. (Masson, 382.) 70 Der Wolf frisst das Schaf, und die Zeit die Lüge. Lat.: Lupus mendacio tempus. (Sailer, Sprüche, 93, 16.) 71 Der Wolf frisst die Schafe überall, wo er sie findet. Holl.: Allengskens eet de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 476b.) 72 Der Wolf frisst die Schafe, wenn der Hirt nicht dabei ist. Bei Tunnicius (1246): De wulf vrit de schape, als de herde dâr nicht by is. (Incustoditum en praedatur ovile.) 73 Der Wolf frisst jedes Fleisch, das seine leckt er nur. – Winckler, IX, 78; Keller, 136b. Von denen, die streng oder hart gegen andere, gegen sich aber sehr nachsichtig und mild sind. It.: Ogni carne mangia il lupo, e la sua lecca. (Pazzaglia, 205, 10.) Lat.: Urit amor caecus, non est amor arbiter aequus. (Chaos, 61.) 74 Der Wolf frisst kein Ziel (keinen Zahltag). – Egenolff, 105, 6 u. 328; Pistor., I, 97; Eisenhart, 446; Eiselein, 648; Blum, 353; Graf, 229, 54; Simrock, 11769; Körte, 6954. Von denen, welche viel versprechen, in der Hoffnung, dass der zur Erfüllung des Versprechens festgesetzte Zeitpunkt gar nicht, oder doch nicht sobald kommen werde. Das Sprichwort sagt also, dass der Zahlungstermin auch unvermuthet komme und es also thöricht sei, bei Versprechungen auf Umstände zu rechnen, welche von der Erfüllung derselben befreien könnten. Lat.: Lupi nullum terminum comedunt. – Nam metam positam non lupus ipse vorat. (Eiselein, 698.) 75 Der Wolf frisst wol gezählte Schafe, aber keine versprochenen. Poln.: Węchem wilk nietyje. (Čelakovsky, 94.) – Wilk i cechowane owce porwie. (Lompa, 33.) 76 Der Wolf gehet eher zum Stall, denn zu eines Fürsten Saal. – Petri, II, 115. 77 Der Wolf geht nicht auf Raub, er hungere denn. Böhm.: Loví vlk na tlamu, než když ho chytí, bĕda mu. (Čelakovsky, 146.) Poln.: Nosił wilk, ale przyniosą i wilka. – Nosi wilk, nosi, ale poniosą i wilka. (Čelakovsky, 146.) Schwed.: Ulfvar bitas intet, utan om maten. (Grubb, 833.) 78 Der Wolf geht nicht zuvor nach Rom, wenn er in der Fasten Hühner (Schafe u. s. w.) fressen will. 79 Der Wolf hat allzeit Augen auf das Schaf. – Petri, II, 115. Holl.: De wolf heeft altijd het oog op het schaap. (Harrebomée, II, 477a.) Lat.: Dat lupus intuitum reliquis spretis super agnum. (Fallersleben, 313.) 80 Der Wolf hat die Hunde nicht gern um sich. – Fischart, Bienenk., 131; Petri, II, 115. 81 Der Wolf hat jedermanns Esel vorm Jahr gefressen. 82 Der Wolf hat kein Fleisch zu Kauf. Holl.: De wolf heeft geen vleesch te koop. (Harrebomée, II, 477a.) 83 Der Wolf het no kein Winter g'fresse. – Sutermeister, 136. 84 Der Wolf heult nicht, wenn er das Lamm würgen (wenn er Lämmer stehlen) will. – Eiselein, 648. 85 Der Wolf hütet die Schafe. Passt die Gelegenheit ab, um sie zu erbeuten. 86 Der Wolf im Stalle hat die Schafe alle. 87 Der Wolf in der Schafshaut ist gefährlicher, als das Schaf im Wolfsfelle. – Altmann VI, 413. 88 Der Wolf ist auch wol im Schafspelz zu erkennen. Poln.: Peznać wilku w baraniéj skórze. (Lompa, 27.) 89 Der Wolf ist der Kutte gewohnt. Böhm.: Brouku díra v obyčeji. – Vlku zima v obyčeji. (Čelakovsky, 222.) 90 Der wolf ist gerne in strûchen. – H. v. Meissen, Leiche, 55, 19. 91 Der Wolf ist vor den Wölfen sicher. – Altmann VI, 506. 92 Der Wolf ist wol ein grimmig Thier, aber Steine frisst er nicht. Die Finnen: Der Wolf rührt nicht die Steine an, der Bär zerreisst nicht den Felsen. (Bertram, 49.) 93 Der Wolf ist wol ein guter Jäger, aber zum Bauer taugt er nicht. Böhm.: Z vlka nebrzo bude oráč, a z zemana žák. (Čelakovsky, 168.) 94 Der Wolf ist wol flink, aber die Kugel des Jägers noch flinker. Die Osmanen: Der Wolf entrinnt dem Adler nicht. 95 Der Wolf jagt, wenn der Hund schläft. Holl.: De wolf neemt zijne kaus waar, als de hond slapt. (Harrebomée, II, 477b.) 96 Der Wolf kann nicht schmeicheln. – Simrock, 11768b; Rossmässler, Heimat. 97 Der Wolf kann nicht weit davon stehn, wo ich sein Ohr gesehn. „Da wähne ich den Wolf, wo ich sein Ohr sah.“ (Edda, 2, 183.) Vgl. damit verwandte Sprüche des Hâvamâl (Hauptmann, III, 411, 73.) 98 Der Wolf kann ruhig seines Weges gehen, die Schafe erschrecken (fliehen) doch. Holl.: Een wolf kan sich behelpen, maar de lammeren zijn bang. (Harrebomée, II, 477a.) 99 Der Wolf kreisst nicht, dass er Mücken fange. – Simrock, 11795a. 100 Der Wolf lässt das Heulen nicht. – Parömiakon, 2519. 101 Der Wolf lässt nur liegen, was er nicht fressen kann. Die Armenier: Gott bedauerte, was weggetragen war, der Wolf aber, was liegen blieb. (Ausland, 1871, 404b.) 102 Der Wolf lässt wol sein Haar, aber nicht seine Nicken. Frz.: Le loup perd les dents, mais non pas la mémoire. (Masson, 110.) It.: La volpe perde il pelo, ma non il vizio. (Masson, 110.) Lat.: Lupus pilum mutat, non mores. – Pelliculam veterem retines, et fronti politus. (Masson, 110.) 103 Der Wolf läuft nicht länger, als ein alter Hund will. Schwed.: Ulpen läpjar intet långer än gomel hund wil. (Grubb, 345.) 104 Der Wolf lebt nach seinem Willen, er heult aber gegen ihn. Böhm.: Žije vlk po vůli, ale vyje přes vůli. (Čelakovsky, 280.) 105 Der Wolf lehrt seine Jungen heulen. – Bertram, 62. 106 Der Wolf muss auch des Löwen Zähne fliehn. – Petri, II, 115. 107 Der Wolf muss in seiner Haut sterben. Frz.: Le loup mourra dans sa peau. (Lendroy, 931.) Holl.: De wolf zal in zijne huid sterven, zoo men hem daar voorof niet uitsnijdt. (Harrebomée, II, 477a.) It.: Nella pelle, dov' è il lupo, convien, ch' ei muora. (Pazzaglia, 274, 2.) 108 Der Wolf muss mit seinem Felle bezahlen. Böhm.: Vlk koží platí. (Čelakovsky, 33.) 109 Der Wolf nennt den Fuchs Räuber. Lat.: Quid lupus vulpem de proeda accusat? – Quis tulerit Gracchos de seditione quaerentes? 110 Der Wolf nicht lange fragt und wählt, er frisst die Schaf' auch gezählt. It.: Anche delle pecore annoverate mangia il lupo. (Suringar, CXLVI.) 111 Der Wolf raubt nicht da, wo er wohnt. Die Diebe pflegen in ihrer nächsten Umgebung nicht zu stehlen, wie auch die Zigeuner thun. Böhm.: Vlk tu nebéře, kde má mladé. (Čelakovsky, 144.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/189>, abgerufen am 21.11.2024.