Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
535 Verschon der zeit. - Franck, I, 157b. 536 Vngleiche zeit macht vngleich Recht vnd Gesatz. - Lehmann, 76, 14 u. 268, 45. 537 Vnversehens die zeit verschleisst, als eilend wie das wasser fleusst. Lat.: Transit ut unda fluens, tempus et hora ruens. (Loci comm., 194.) 538 Volg der zeit, knecht. - Franck, I, 55b. Lat.: Temporis minister. (Franck, I, 55b.) 539 Von den Zeiten lässt der Mensch sich leiten. 540 Von der Zeit hat niemand mehr als (das) heut. Lat.: Nihil habemus de tempore nisi nunc. 541 Von Zeit zu Zeit ein Haar, so wird das Haupt kahl. Bei Tunnicius (81): Mit der tyt ein har, so wert dat hovet kal. (Crine ruente caput sensim calvescit ubique.) Lat.: Si pilus ante pilum dempto de crine trahetur, frons cito medatur, et sic homo calvus habetur. (Haupt, XI, 114.) 542 Vor der zeit ist gut rathen. - Latendorf II, 27; Petri, II, 582. 543 Vor der zeit kan nicht geschehen. - Franck, II, 146b. 544 Vor der zeit wird niemand gescheit. - Henisch, 1534, 6; Petri, II, 582. 545 Vor der zeit wirds nit Tag und vor der Zeit nit Nacht, wenn alle Menschen an Leitheren härpffeten (hüpften?). - Sutor, 982. Lat.: Et cele admissis labitur annos equis. - Ibiatur occulte, fallitque volatilis aetas. (Sutor, 982.) 546 Vor seiner Zeit sterbt kaaner. - Tendlau, 947. Als Trost oder Ermahnung, sich in sein Schicksal zu fügen. (Hiob, 14, 5.) 547 Vor Zeit man siegelt grün vnd schrieb klein, vnd hielts fest alle Welt gemein; jetzt schreibt man gross vnd siegelt roth, das weder Teuffel helt noch Tod. - Petri, II, 583. 548 Vor Zeiten, als die Würste auf den Bäumen wuchsen und die gebratenen Tauben ins Maul flogen. Böhm.: Dokud zil ded, nebyvalo bed, a na nas vnuky shrnuly se muky. (Celakovsky, 181.) 549 Vor Zeiten gelobt man wenig vnd hielt vil, jetzt helt man das Widerspiel. - Petri, II, 583. 550 Vor Zeiten hiess es: Ein Convent, eine Speise; jetzt heisst es: So viel Bäuche, so viel Platten. - Klosterspiegel, 7, 6. 551 Vor zeiten nutzt witz vnd Kunst, jetzt acht man nichts den gelt vnd gunst. - Henisch, 1477, 46. 552 Vor zeiten ward die Kunst geacht; wer jetzt gelt hat, der führt den Pracht. - Henisch, 1477, 44. 553 Vor Zeiten waren finstre Kirchen vnd lichte Hertzen; jetzt sind die Kirchen licht vnd die Hertzen dunkel. - Petri, II, 583. 554 Vor Zeiten war's anders. Ob besser? 555 Vor Zeiten wars gross Lob vnd Ehr, wer liess sein Feind zu gleicher Wehr; jetzt wird gelobt das Stück in Kriegen, wer seinen Feind nur kan betriegen. - Petri, II, 583. 556 Vor Zeiten, wenn man getruncken hatte, wischet man vber den Mund, jetzt wischet man vber die Augen. - Petri, II, 583. 557 Vor zeytten gab man kurtze brieff vnd war vil glaubens, itzt gibt man lange brieffe vnd ist wenig glaubens. - Agricola, 733; Latendorf III, 623; Petri, II, 583; Chaos, 295. Lat.: Fides hodie parva est. (Multa fides olim, breve cum diploma daretur; nunc bullae grandes, estque pusilla fides.) (Glandorp, I, 32, 175.) - Magna fides quondam parvo diplomate stabat: Nunc bullis magnis parvo stat orbe fides. (Lindeberg, Dist. Mor., 1226, 186.) 558 Wan die Zeit heran kompt, dann alsdan. - Tappius, 179a. Lat.: Gladiator in harena consilium capit. (Tappius, 179a.) 559 Wann de Tid üm es, maut de Mann doa sin. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 78, 327. 560 Wann's Zeit ist, so wird Sommer. - Schrader, 73. [Spaltenumbruch] 561 Wann Zeit kommt, wollen wir davon reden. - Sutor, 116. 562 Wär nich taur rechten Tid wil arnen (ernten), dei mot herna' Hungers starwen. - Schambach, I, 173. Das Wort "arnen" wird hier von den Feldarbeiten überhaupt, nicht blos vom Schlusse derselben, der eigentlichen Ernte, verstanden. Besonderes Gewicht wird darauf gelegt, dass jede Arbeit auch zur rechten Zeit geschieht. 563 Ward di dei Tid tau lang, so nimm's dubbelt. (Mecklenburg.) - Raabe, 7. 564 Was die Zeit bei dem Einen, thut der Verstand beim Andern. Jüdisch-deutsch: Ma schejaasse ha Sman, jaasse ha S' echel. Wörtlich: Was die Zeit bewirken soll, bewirkt der Verstand, um zu sagen: dass der Kluge mit dem Verstande eine Sache rascher auffasst oder durchführt als der Dumme, welcher durch Abwarten und Ueberlegen sich die günstige Gelegenheit entgehen lässt. Der Volkswitz verwandelt auch den Satz: "jaasse ha S' echel" in: "jaasse ha Schakkel", d. i. bewirkt ein Schnaps, um zu sagen: dass der Mensch oft im Glase Branntwein Muth, Begeisterung findet für Dinge, die er sonst nicht so rasch ergriffen hätte. 565 Was die Zeit bringt, hilft die Zeit tragen. Lat.: Dolores mitigantur vetustate. (Cicero.) (Philippi, I, 124.) 566 Was die Zeit gebracht (gegeben hat), das nimmt sie wieder. Holl.: Wat de tijd geeft, dat neemt hij weder. (Harrebomee, II, 334a.) Lat.: Quod commodavit fortuna, tollet. (Sailer, Sprüche, 127, 106.) 567 Was die zeit mit sich bringen thut, dess biss zufrieden vnd hab vergut. Lat.: Hoc sis contentus, sicut fert omnia tempus. (Loci comm., 194.) 568 Was die Zeit versprochen hat, das hält sie auch. It.: Il tempo e galantuomo. 569 Was man bi Ziten hebet an, wol man das erlernen kan. - Liedersaal. 570 Was man in der Zeit kauft, das hat man in der Noth. 571 Was nicht eine bestimmte, gemessene und gewidmete Zeit hat, wird allwege auf ewig verstanden. - Pistor., VII, 75; Graf, 86, 139; Eisenhart, 265; Simrock, 2233; Volkmar, 348, 153. Soll jemandem nur auf eine gewisse Zeit die Benutzung oder Belastung von etwas überlassen bleiben, so wird erfordert, dass diese Zeit durch einen Vertrag bestimmt werde. Ist dies nicht geschehen, so entsteht die Vermuthung, dass es auf immer geschehen solle; was eben der Sinn dieses Sprichworts ist. 572 Was nicht zur rechten Zeit geschieht, das hat umsonst geblüht. Lat.: Item pestivum molestum. (Seybold, 251.) 573 Was vor Zeiten war ein Ehr', ist uns jetzund ein Beschwer'. Lat.: Virtutes ipsas invertimus. (Philippi, II, 256.) 574 Was wir Zeit genug nennen, reicht am Ende selten zu. 575 Was zu einer zeit recht ist, das ist vber ein ander Zeit vnrecht. - Lehmann, 919, 17. "Was vor zeiten gelobt ist worden, das wird itzo gescholten." 576 Wem die Zeit aufspielt, der muss tanzen. Holl.: Zoo de tijd speelt, zoo kan hij dansen. (Harrebomee, II, 334b.) 577 Wem die Zeit nicht passt, der passe sich in die Zeit. 578 Wen jede Zeit dünket zu früh, der kommt oft zu spät. Bei Tunnicius (392): Dem alle tyt dunket to vro, de kumt ok vake to late. (Sero venit orebro cui nunquam tempus eundi.) 579 Wenn der d' Zit z' lang wird, so nimm si dopplet. - Sutermeister, 32. 580 Wenn die Mühle der Zeit von den Wellen des Glücks getrieben worden, so gibt es viel Mehl der Freude. 581 Wenn die zeit da ist, so wächst Laub vnd Grass herfür. - Lehmann, 919, 19. "Wenn sie nicht da ist, kanns kein Mensch herfürbringen."
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535 Verschon der zeit. – Franck, I, 157b. 536 Vngleiche zeit macht vngleich Recht vnd Gesatz. – Lehmann, 76, 14 u. 268, 45. 537 Vnversehens die zeit verschleisst, als eilend wie das wasser fleusst. Lat.: Transit ut unda fluens, tempus et hora ruens. (Loci comm., 194.) 538 Volg der zeit, knecht. – Franck, I, 55b. Lat.: Temporis minister. (Franck, I, 55b.) 539 Von den Zeiten lässt der Mensch sich leiten. 540 Von der Zeit hat niemand mehr als (das) heut. Lat.: Nihil habemus de tempore nisi nunc. 541 Von Zeit zu Zeit ein Haar, so wird das Haupt kahl. Bei Tunnicius (81): Mit der tyt ein hâr, so wert dat hovet kâl. (Crine ruente caput sensim calvescit ubique.) Lat.: Si pilus ante pilum dempto de crine trahetur, frons cito medatur, et sic homo calvus habetur. 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Der Volkswitz verwandelt auch den Satz: „jaasse ha S' echel“ in: „jaasse ha Schakkel“, d. i. bewirkt ein Schnaps, um zu sagen: dass der Mensch oft im Glase Branntwein Muth, Begeisterung findet für Dinge, die er sonst nicht so rasch ergriffen hätte. 565 Was die Zeit bringt, hilft die Zeit tragen. Lat.: Dolores mitigantur vetustate. (Cicero.) (Philippi, I, 124.) 566 Was die Zeit gebracht (gegeben hat), das nimmt sie wieder. Holl.: Wat de tijd geeft, dat neemt hij weder. (Harrebomée, II, 334a.) Lat.: Quod commodavit fortuna, tollet. (Sailer, Sprüche, 127, 106.) 567 Was die zeit mit sich bringen thut, dess biss zufrieden vnd hab vergut. Lat.: Hoc sis contentus, sicut fert omnia tempus. (Loci comm., 194.) 568 Was die Zeit versprochen hat, das hält sie auch. 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535 Verschon der zeit. – Franck, I, 157b.
536 Vngleiche zeit macht vngleich Recht vnd Gesatz. – Lehmann, 76, 14 u. 268, 45.
537 Vnversehens die zeit verschleisst, als eilend wie das wasser fleusst.
Lat.: Transit ut unda fluens, tempus et hora ruens. (Loci comm., 194.)
538 Volg der zeit, knecht. – Franck, I, 55b.
Lat.: Temporis minister. (Franck, I, 55b.)
539 Von den Zeiten lässt der Mensch sich leiten.
540 Von der Zeit hat niemand mehr als (das) heut.
Lat.: Nihil habemus de tempore nisi nunc.
541 Von Zeit zu Zeit ein Haar, so wird das Haupt kahl.
Bei Tunnicius (81): Mit der tyt ein hâr, so wert dat hovet kâl. (Crine ruente caput sensim calvescit ubique.)
Lat.: Si pilus ante pilum dempto de crine trahetur, frons cito medatur, et sic homo calvus habetur. (Haupt, XI, 114.)
542 Vor der zeit ist gut rathen. – Latendorf II, 27; Petri, II, 582.
543 Vor der zeit kan nicht geschehen. – Franck, II, 146b.
544 Vor der zeit wird niemand gescheit. – Henisch, 1534, 6; Petri, II, 582.
545 Vor der zeit wirds nit Tag und vor der Zeit nit Nacht, wenn alle Menschen an Leitheren härpffeten (hüpften?). – Sutor, 982.
Lat.: Et cele admissis labitur annos equis. – Ibiatur occulte, fallitque volatilis aetas. (Sutor, 982.)
546 Vor seiner Zeit sterbt kaaner. – Tendlau, 947.
Als Trost oder Ermahnung, sich in sein Schicksal zu fügen. (Hiob, 14, 5.)
547 Vor Zeit man siegelt grün vnd schrieb klein, vnd hielts fest alle Welt gemein; jetzt schreibt man gross vnd siegelt roth, das weder Teuffel helt noch Tod. – Petri, II, 583.
548 Vor Zeiten, als die Würste auf den Bäumen wuchsen und die gebratenen Tauben ins Maul flogen.
Böhm.: Dokud žil dĕd, nebývalo bĕd, a na nás vnuky shrnuly se muky. (Čelakovsky, 181.)
549 Vor Zeiten gelobt man wenig vnd hielt vil, jetzt helt man das Widerspiel. – Petri, II, 583.
550 Vor Zeiten hiess es: Ein Convent, eine Speise; jetzt heisst es: So viel Bäuche, so viel Platten. – Klosterspiegel, 7, 6.
551 Vor zeiten nutzt witz vnd Kunst, jetzt acht man nichts den gelt vnd gunst. – Henisch, 1477, 46.
552 Vor zeiten ward die Kunst geacht; wer jetzt gelt hat, der führt den Pracht. – Henisch, 1477, 44.
553 Vor Zeiten waren finstre Kirchen vnd lichte Hertzen; jetzt sind die Kirchen licht vnd die Hertzen dunkel. – Petri, II, 583.
554 Vor Zeiten war's anders.
Ob besser?
555 Vor Zeiten wars gross Lob vnd Ehr, wer liess sein Feind zu gleicher Wehr; jetzt wird gelobt das Stück in Kriegen, wer seinen Feind nur kan betriegen. – Petri, II, 583.
556 Vor Zeiten, wenn man getruncken hatte, wischet man vber den Mund, jetzt wischet man vber die Augen. – Petri, II, 583.
557 Vor zeytten gab man kurtze brieff vnd war vil glaubens, itzt gibt man lange brieffe vnd ist wenig glaubens. – Agricola, 733; Latendorf III, 623; Petri, II, 583; Chaos, 295.
Lat.: Fides hodie parva est. (Multa fides olim, breve cum diploma daretur; nunc bullae grandes, estque pusilla fides.) (Glandorp, I, 32, 175.) – Magna fides quondam parvo diplomate stabat: Nunc bullis magnis parvo stat orbe fides. (Lindeberg, Dist. Mor., 1226, 186.)
558 Wan die Zeit heran kompt, dann alsdan. – Tappius, 179a.
Lat.: Gladiator in harena consilium capit. (Tappius, 179a.)
559 Wann de Tid üm es, maut de Mann doa sin. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 327.
560 Wann's Zeit ist, so wird Sommer. – Schrader, 73.
561 Wann Zeit kommt, wollen wir davon reden. – Sutor, 116.
562 Wär nich taur rechten Tid wil arnen (ernten), dei mot herna' Hungers starwen. – Schambach, I, 173.
Das Wort „arnen“ wird hier von den Feldarbeiten überhaupt, nicht blos vom Schlusse derselben, der eigentlichen Ernte, verstanden. Besonderes Gewicht wird darauf gelegt, dass jede Arbeit auch zur rechten Zeit geschieht.
563 Ward di dei Tid tau lang, so nimm's dubbelt. (Mecklenburg.) – Raabe, 7.
564 Was die Zeit bei dem Einen, thut der Verstand beim Andern.
Jüdisch-deutsch: Ma schejaasse ha Sman, jaasse ha S' echel. Wörtlich: Was die Zeit bewirken soll, bewirkt der Verstand, um zu sagen: dass der Kluge mit dem Verstande eine Sache rascher auffasst oder durchführt als der Dumme, welcher durch Abwarten und Ueberlegen sich die günstige Gelegenheit entgehen lässt. Der Volkswitz verwandelt auch den Satz: „jaasse ha S' echel“ in: „jaasse ha Schakkel“, d. i. bewirkt ein Schnaps, um zu sagen: dass der Mensch oft im Glase Branntwein Muth, Begeisterung findet für Dinge, die er sonst nicht so rasch ergriffen hätte.
565 Was die Zeit bringt, hilft die Zeit tragen.
Lat.: Dolores mitigantur vetustate. (Cicero.) (Philippi, I, 124.)
566 Was die Zeit gebracht (gegeben hat), das nimmt sie wieder.
Holl.: Wat de tijd geeft, dat neemt hij weder. (Harrebomée, II, 334a.)
Lat.: Quod commodavit fortuna, tollet. (Sailer, Sprüche, 127, 106.)
567 Was die zeit mit sich bringen thut, dess biss zufrieden vnd hab vergut.
Lat.: Hoc sis contentus, sicut fert omnia tempus. (Loci comm., 194.)
568 Was die Zeit versprochen hat, das hält sie auch.
It.: Il tempo è galantuomo.
569 Was man bi Ziten hebet an, wol man das erlernen kan. – Liedersaal.
570 Was man in der Zeit kauft, das hat man in der Noth.
571 Was nicht eine bestimmte, gemessene und gewidmete Zeit hat, wird allwege auf ewig verstanden. – Pistor., VII, 75; Graf, 86, 139; Eisenhart, 265; Simrock, 2233; Volkmar, 348, 153.
Soll jemandem nur auf eine gewisse Zeit die Benutzung oder Belastung von etwas überlassen bleiben, so wird erfordert, dass diese Zeit durch einen Vertrag bestimmt werde. Ist dies nicht geschehen, so entsteht die Vermuthung, dass es auf immer geschehen solle; was eben der Sinn dieses Sprichworts ist.
572 Was nicht zur rechten Zeit geschieht, das hat umsonst geblüht.
Lat.: Item pestivum molestum. (Seybold, 251.)
573 Was vor Zeiten war ein Ehr', ist uns jetzund ein Beschwer'.
Lat.: Virtutes ipsas invertimus. (Philippi, II, 256.)
574 Was wir Zeit genug nennen, reicht am Ende selten zu.
575 Was zu einer zeit recht ist, das ist vber ein ander Zeit vnrecht. – Lehmann, 919, 17.
„Was vor zeiten gelobt ist worden, das wird itzo gescholten.“
576 Wem die Zeit aufspielt, der muss tanzen.
Holl.: Zoo de tijd speelt, zoo kan hij dansen. (Harrebomée, II, 334b.)
577 Wem die Zeit nicht passt, der passe sich in die Zeit.
578 Wen jede Zeit dünket zu früh, der kommt oft zu spät.
Bei Tunnicius (392): Dem alle tyt dunket to vro, de kumt ôk vake to late. (Sero venit orebro cui nunquam tempus eundi.)
579 Wenn der d' Zit z' lang wird, so nimm si dopplet. – Sutermeister, 32.
580 Wenn die Mühle der Zeit von den Wellen des Glücks getrieben worden, so gibt es viel Mehl der Freude.
581 Wenn die zeit da ist, so wächst Laub vnd Grass herfür. – Lehmann, 919, 19.
„Wenn sie nicht da ist, kanns kein Mensch herfürbringen.“
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