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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Aschires.

A jüdisch Aschiren (Reichthum) is wie a Mazowe (Märzschnee). (Jüdisch-deutsch. Warschau.)

So vergänglich wie Märzschnee ist jüdischer Reichthum. Da die Juden in den meisten Staaten bis vor kurzer Zeit keine Grundstücke erwerben durften, so schmolz ihr schwer erworbenes Vermögen bei der ersten ungünstigen Glückswendung unwiederbringlich dahin.


Ase (Adv.).

Asen fängt man d' Hasen. - Kirchhofer, 279.

Ase = also, so. Ich will's neid ase mache = ich will es nicht so machen. (Stalder, I, 112.)


Ase (Subst.).

Die Asen is net weit von der Ess.

So sagt der Tiroler, wenn er bezeichnen will, dass der Apfel nicht weit vom Stamme fällt. In Alpenhütten steht über dem Herde eine Steige für Hühner. In nächster Nähe ragen zwei Bäume aus der Wand, auf die man das Holz zum Austrocknen legt, und das sind die sogenannten Asen. Ess auch Oass bedeutet so viel als Herd.


Aeskulap.

Man muss Aeskulap ein Trankopfer bringen, sagte das Reichsgesundheitsamt, da kostete es den Kunstwein.


Zu Asmus.

Man hat dafür auch die Bezeichnungen: dummer Drütze, Jens, Hürken, Olf, Petzen (Peter). (Schütze, I, 269.)


Asse.

Asse fromm und alt! (Jüd.-deutsch.)

Zu einem Niesenden, meist zu Kindern. Assjer heisst auf Aramäisch der Arzt; assuta die Gesundheit. In früherer Zeit soll einmal nach der Sage das Niesen so heftig aufgetreten sein, dass in vielen Fällen der Tod erfolgte, und darauf soll sich das Sprichwort gründen.


Ast.

25 Ein bösen Ast muss man vmb dess Baumes willen dulden. - Lehmann, 169, 16.

26 Ein böser Ast will einen harten Keil haben. - Luther's Tischr., 469a.

27 Es sägt niemand den Ast gern ab, auf dem er sitzt.

"Dass die Beamten mit dem Verkauf der Staatsactiva (industrieller Etablissements) langsam vorgehen, ist kein Wunder; denn niemand sägt gern den Ast ab, auf dem er sitzt." (Abgeordneter Richter in der sechsten Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 11. December 1870.)

28 Grobe Aeste muss man mit scharfen Beilen abhauen. - Altmann VI, 488.

29 Jeder Ast kann einst den Stiel liefern, den Baum zu fällen. - Günsburg, 125, 193.

30 Man muss den Ast zersägen, wenn man ihn nicht zerhauen kann. - Altmann VI, 494.

31 Uf änen grobe Ast gehert en grober Keel. (Waldeck.) - Curtze, 361, 551; für Hannover: Schambach, I, 48.

32 Vmb etlicher verdorreter Est willen hawet man den Baum nicht vmb. - Lehmann, 729, 38.

33 Wäre es (ich) nicht ein Aestchen, so wäre es (ich) ein Pfeifchen.

Zu Leuten, die viel mit Aber und Wenn umgehen; auch Spruch der Knaben beim Drehen der Weidenpfeife.

Masur.: Nie byly senczek, bylaby piszczalka. (Frischbier, II, 3034.)

34 Wen si z' storch (stark) uf d' Aest use lod, muss gumpe. (Luzern.)

D. i. wer es aufs äusserste kommen lässt, kommt in gefährliche Lagen, aus denen er sich nur durch kühne That wieder retten kann. Gumpen = muthwillig springen und tanzen, auch über etwas hinweg- oder hinabspringen. (Stalder, I, 495.)

35 Zum harten Ast gehört ein scharpffe Axt. - Lehmann, 726, 4.

*36 Am dürren Aste reiten. - Graf, 344.

Am Galgen sterben. "Er soll sterben am dürren ast." (Waldis, III, 5, 14.)

*37 In einen Ast sägen. - Gotthelf, Leiden, I, 133.

*38 Ik hewwe em oppen Aust riuken loten. (Sauerland.)

Ich habe ihn geschlagen.

*39 Mer mues diar d' Aest ra haua, wenn du z' krattelich wurst. - Schwäbischer Michel, 273.

Wenn du zu übermüthig wirst, muss man dich bescheiden, anspruchsloser machen, dich demüthigen.


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Astrachan.

Astrachan ist reich an Strömen, Sibirien an Zobeln.

Gehört zu den russischen Sprichwörtern, die sich nach Hoffmeister (Suppl. III, 302) Schiller zum Behuf des Demetrius aufgeschrieben hatte.


Astronom.

Die Astronomen machen das Wetterfeld, unser Herrgott macht's Wetter, wie's ihm gefällt.


Ate.

We sik menget mank dem ate1, dei wert den sogen geren to vrate. - Theophilus, V. 428, Ausgabe von Hoffmann von Fallersleben.

1) Speise, Schweinefutter.


Athem.

*19 Der Athem wird ihm zu kurz. (Deutz.)

*20 Du kannst dir den Athem sparen, um damit die Suppe zu blasen.

Engl.: Spare your breath to cool your pottage. (Bohn II, 151.)

*21 Em geit de Atem ut. - Schütze, I, 51.

Er stirbt.

*22 Sein Athem riecht wie eine Apotheke.

*23 Er hat einen kurtzen athem. - Franck, I, 82a.

Steht hier in dem Sinne: er kann keine Geheimnisse, nichts ihm Anvertrautes, bewahren.

*24 Er holt Athem von den grossen Zehen herauf.


Athen.

In Athen trifft man mehr Götter als Menschen. - Kornmann, VI, 217.


Athener.

1 Ein sterbender Athener streckt seine Hand auss. - Franck, II, 50a.

"Der Athener geitz hat bei den Griechen vnnd der Pfaffen geitz bei den Teutschen ein Sprichwort gemacht, das man spricht: Es was kein winter (s. d.) nie so kalt u. s. w. Also bei den Griechen von den Athenern: Ein Athener, so er stirbt, streckt seine Hand auss."

2 O ihr Athener und Thebäer, schändliche Mitylinäer, die ihr abends etwas sagt, doch anders handelt, wenn es tagt. - Sanders, 133.


Atius.

Die zwei Azius1 sind strenge Herrn und ärgern die Gärtner und Winzer gern.

1) Pancratius und Servatius.


Atlas.

Zuerst Atlas, dann Kreide; hierauf Halbseide, sodann Baumwolle (Bomwulle), endlich Galantrompel (die Auskrehe).

Mit diesem Spruch charakterisirt und geisselt man in der bedeutenden Tuchfabrikationsstadt Forst (Niederlausitz) die Personen, welche an Feiertagen die öffentlichen Vergnügungslokale besuchen, und dabei einen Aufwand machen, der weit über ihre Vermögensverhältnisse hinausgeht.


Atout.

Was helfen dreizehn Atouts, wenn man keine Handkarten hat.

Beim Whist von dem, der mit guten Karten schlecht gespielt hat und sich rechtfertigen will.


Aetsch.

* Aetsch, Göbele, ätsch! (Ulm.)


Aetti.

5 Der Aetti ist eisder au no öppa hinder der Thür. - Kirchhofer, 190.

6 Thiar Atj an Mana eghe Harkiwal, skalt Kualwskan harki. - Firmenich, III, 5, 50; Haupt, VIII, 351, 8.

Wer Vater und Mutter nicht gehorchen will, soll dem Kalbfell gehorchen.

7 Wie der Aetti, so die Buebe, wie der Acker, so die Ruebe. (Luzern.)

8 Wo früjar a gaueta n' Atti g'si isch, de is zig a wüeste Hung (Hund). (Bern.) - Zyro, 97.


Zu Atz.

Span.: Si al palomar no le falta cebo no le faltaran palomas. (Don Quixote.)


Attila.

Attila war die Geissel Gottes, und die Franzosen sind seine Brüder.

It.: Attila, flagellum Dei - I Francesi suor frati (fratelli). (Giani, 713.)


Aetz.

1 Al Aeze koche lang. (Bedburg.)

*2 Dat sind al Aeze. (Bedburg.)


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Aschires.

A jüdisch Aschiren (Reichthum) is wie a Mazowe (Märzschnee). (Jüdisch-deutsch. Warschau.)

So vergänglich wie Märzschnee ist jüdischer Reichthum. Da die Juden in den meisten Staaten bis vor kurzer Zeit keine Grundstücke erwerben durften, so schmolz ihr schwer erworbenes Vermögen bei der ersten ungünstigen Glückswendung unwiederbringlich dahin.


Ase (Adv.).

Asen fängt man d' Hasen.Kirchhofer, 279.

Ase = also, so. Ich will's nîd ase mache = ich will es nicht so machen. (Stalder, I, 112.)


Ase (Subst.).

Die Asen is net weit von der Ess.

So sagt der Tiroler, wenn er bezeichnen will, dass der Apfel nicht weit vom Stamme fällt. In Alpenhütten steht über dem Herde eine Steige für Hühner. In nächster Nähe ragen zwei Bäume aus der Wand, auf die man das Holz zum Austrocknen legt, und das sind die sogenannten Asen. Ess auch Oass bedeutet so viel als Herd.


Aeskulap.

Man muss Aeskulap ein Trankopfer bringen, sagte das Reichsgesundheitsamt, da kostete es den Kunstwein.


Zu Asmus.

Man hat dafür auch die Bezeichnungen: dummer Drütze, Jens, Hürken, Olf, Petzen (Peter). (Schütze, I, 269.)


Asse.

Asse fromm und alt! (Jüd.-deutsch.)

Zu einem Niesenden, meist zu Kindern. Assjer heisst auf Aramäisch der Arzt; assuta die Gesundheit. In früherer Zeit soll einmal nach der Sage das Niesen so heftig aufgetreten sein, dass in vielen Fällen der Tod erfolgte, und darauf soll sich das Sprichwort gründen.


Ast.

25 Ein bösen Ast muss man vmb dess Baumes willen dulden.Lehmann, 169, 16.

26 Ein böser Ast will einen harten Keil haben.Luther's Tischr., 469a.

27 Es sägt niemand den Ast gern ab, auf dem er sitzt.

„Dass die Beamten mit dem Verkauf der Staatsactiva (industrieller Etablissements) langsam vorgehen, ist kein Wunder; denn niemand sägt gern den Ast ab, auf dem er sitzt.“ (Abgeordneter Richter in der sechsten Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 11. December 1870.)

28 Grobe Aeste muss man mit scharfen Beilen abhauen.Altmann VI, 488.

29 Jeder Ast kann einst den Stiel liefern, den Baum zu fällen.Günsburg, 125, 193.

30 Man muss den Ast zersägen, wenn man ihn nicht zerhauen kann.Altmann VI, 494.

31 Uf änen grôbe Ast gehêrt en grober Keel. (Waldeck.) – Curtze, 361, 551; für Hannover: Schambach, I, 48.

32 Vmb etlicher verdorreter Est willen hawet man den Baum nicht vmb.Lehmann, 729, 38.

33 Wäre es (ich) nicht ein Aestchen, so wäre es (ich) ein Pfeifchen.

Zu Leuten, die viel mit Aber und Wenn umgehen; auch Spruch der Knaben beim Drehen der Weidenpfeife.

Masur.: Nie były senczek, byłaby piszczałka. (Frischbier, II, 3034.)

34 Wen si z' storch (stark) uf d' Aest use lôd, muss gumpe. (Luzern.)

D. i. wer es aufs äusserste kommen lässt, kommt in gefährliche Lagen, aus denen er sich nur durch kühne That wieder retten kann. Gumpen = muthwiłlig springen und tanzen, auch über etwas hinweg- oder hinabspringen. (Stalder, I, 495.)

35 Zum harten Ast gehört ein scharpffe Axt.Lehmann, 726, 4.

*36 Am dürren Aste reiten.Graf, 344.

Am Galgen sterben. „Er soll sterben am dürren ast.“ (Waldis, III, 5, 14.)

*37 In einen Ast sägen.Gotthelf, Leiden, I, 133.

*38 Ik hewwe em oppen Aust riuken loten. (Sauerland.)

Ich habe ihn geschlagen.

*39 Mer mues diar d' Aest ra haua, wenn du z' krattelich wurst.Schwäbischer Michel, 273.

Wenn du zu übermüthig wirst, muss man dich bescheiden, anspruchsloser machen, dich demüthigen.


[Spaltenumbruch]
Astrachan.

Astrachan ist reich an Strömen, Sibirien an Zobeln.

Gehört zu den russischen Sprichwörtern, die sich nach Hoffmeister (Suppl. III, 302) Schiller zum Behuf des Demetrius aufgeschrieben hatte.


Astronom.

Die Astronomen machen das Wetterfeld, unser Herrgott macht's Wetter, wie's ihm gefällt.


Ate.

We sik menget mank dem ate1, dei wert den sogen gêren to vrate.Theophilus, V. 428, Ausgabe von Hoffmann von Fallersleben.

1) Speise, Schweinefutter.


Athem.

*19 Der Athem wird ihm zu kurz. (Deutz.)

*20 Du kannst dir den Athem sparen, um damit die Suppe zu blasen.

Engl.: Spare your breath to cool your pottage. (Bohn II, 151.)

*21 Em geit de Atem ut.Schütze, I, 51.

Er stirbt.

*22 Sein Athem riecht wie eine Apotheke.

*23 Er hat einen kurtzen athem.Franck, I, 82a.

Steht hier in dem Sinne: er kann keine Geheimnisse, nichts ihm Anvertrautes, bewahren.

*24 Er holt Athem von den grossen Zehen herauf.


Athen.

In Athen trifft man mehr Götter als Menschen.Kornmann, VI, 217.


Athener.

1 Ein sterbender Athener streckt seine Hand auss.Franck, II, 50a.

„Der Athener geitz hat bei den Griechen vnnd der Pfaffen geitz bei den Teutschen ein Sprichwort gemacht, das man spricht: Es was kein winter (s. d.) nie so kalt u. s. w. Also bei den Griechen von den Athenern: Ein Athener, so er stirbt, streckt seine Hand auss.“

2 O ihr Athener und Thebäer, schändliche Mitylinäer, die ihr abends etwas sagt, doch anders handelt, wenn es tagt.Sanders, 133.


Atius.

Die zwei Azius1 sind strenge Herrn und ärgern die Gärtner und Winzer gern.

1) Pancratius und Servatius.


Atlas.

Zuerst Atlas, dann Kreide; hierauf Halbseide, sodann Baumwolle (Bômwulle), endlich Galantrompel (die Auskrehe).

Mit diesem Spruch charakterisirt und geisselt man in der bedeutenden Tuchfabrikationsstadt Forst (Niederlausitz) die Personen, welche an Feiertagen die öffentlichen Vergnügungslokale besuchen, und dabei einen Aufwand machen, der weit über ihre Vermögensverhältnisse hinausgeht.


Atout.

Was helfen dreizehn Atouts, wenn man keine Handkarten hat.

Beim Whist von dem, der mit guten Karten schlecht gespielt hat und sich rechtfertigen will.


Aetsch.

* Aetsch, Göbele, ätsch! (Ulm.)


Aetti.

5 Der Aetti ist eisder au no öppa hinder der Thür.Kirchhofer, 190.

6 Thiar Atj an Mana eghe Harkiwal, skalt Kualwskan harki.Firmenich, III, 5, 50; Haupt, VIII, 351, 8.

Wer Vater und Mutter nicht gehorchen will, soll dem Kalbfell gehorchen.

7 Wie der Aetti, so die Buebe, wie der Acker, so die Ruebe. (Luzern.)

8 Wo früjar a gûeta n' Atti g'si isch, de is zig a wüeste Hung (Hund). (Bern.) – Zyro, 97.


Zu Atz.

Span.: Si al palomar no le falta cebo no le faltaran palomas. (Don Quixote.)


Attila.

Attila war die Geissel Gottes, und die Franzosen sind seine Brüder.

It.: Attila, flagellum Dei – I Francesi suor frati (fratelli). (Giani, 713.)


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1 Âl Aeze koche lang. (Bedburg.)

*2 Dat sind âl Aeze. (Bedburg.)


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[[416]/0428] Aschires. A jüdisch Aschiren (Reichthum) is wie a Mazowe (Märzschnee). (Jüdisch-deutsch. Warschau.) So vergänglich wie Märzschnee ist jüdischer Reichthum. Da die Juden in den meisten Staaten bis vor kurzer Zeit keine Grundstücke erwerben durften, so schmolz ihr schwer erworbenes Vermögen bei der ersten ungünstigen Glückswendung unwiederbringlich dahin. Ase (Adv.). Asen fängt man d' Hasen. – Kirchhofer, 279. Ase = also, so. Ich will's nîd ase mache = ich will es nicht so machen. (Stalder, I, 112.) Ase (Subst.). Die Asen is net weit von der Ess. So sagt der Tiroler, wenn er bezeichnen will, dass der Apfel nicht weit vom Stamme fällt. In Alpenhütten steht über dem Herde eine Steige für Hühner. In nächster Nähe ragen zwei Bäume aus der Wand, auf die man das Holz zum Austrocknen legt, und das sind die sogenannten Asen. Ess auch Oass bedeutet so viel als Herd. Aeskulap. Man muss Aeskulap ein Trankopfer bringen, sagte das Reichsgesundheitsamt, da kostete es den Kunstwein. Zu Asmus. Man hat dafür auch die Bezeichnungen: dummer Drütze, Jens, Hürken, Olf, Petzen (Peter). (Schütze, I, 269.) Asse. Asse fromm und alt! (Jüd.-deutsch.) Zu einem Niesenden, meist zu Kindern. Assjer heisst auf Aramäisch der Arzt; assuta die Gesundheit. In früherer Zeit soll einmal nach der Sage das Niesen so heftig aufgetreten sein, dass in vielen Fällen der Tod erfolgte, und darauf soll sich das Sprichwort gründen. Ast. 25 Ein bösen Ast muss man vmb dess Baumes willen dulden. – Lehmann, 169, 16. 26 Ein böser Ast will einen harten Keil haben. – Luther's Tischr., 469a. 27 Es sägt niemand den Ast gern ab, auf dem er sitzt. „Dass die Beamten mit dem Verkauf der Staatsactiva (industrieller Etablissements) langsam vorgehen, ist kein Wunder; denn niemand sägt gern den Ast ab, auf dem er sitzt.“ (Abgeordneter Richter in der sechsten Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 11. December 1870.) 28 Grobe Aeste muss man mit scharfen Beilen abhauen. – Altmann VI, 488. 29 Jeder Ast kann einst den Stiel liefern, den Baum zu fällen. – Günsburg, 125, 193. 30 Man muss den Ast zersägen, wenn man ihn nicht zerhauen kann. – Altmann VI, 494. 31 Uf änen grôbe Ast gehêrt en grober Keel. (Waldeck.) – Curtze, 361, 551; für Hannover: Schambach, I, 48. 32 Vmb etlicher verdorreter Est willen hawet man den Baum nicht vmb. – Lehmann, 729, 38. 33 Wäre es (ich) nicht ein Aestchen, so wäre es (ich) ein Pfeifchen. Zu Leuten, die viel mit Aber und Wenn umgehen; auch Spruch der Knaben beim Drehen der Weidenpfeife. Masur.: Nie były senczek, byłaby piszczałka. (Frischbier, II, 3034.) 34 Wen si z' storch (stark) uf d' Aest use lôd, muss gumpe. (Luzern.) D. i. wer es aufs äusserste kommen lässt, kommt in gefährliche Lagen, aus denen er sich nur durch kühne That wieder retten kann. Gumpen = muthwiłlig springen und tanzen, auch über etwas hinweg- oder hinabspringen. (Stalder, I, 495.) 35 Zum harten Ast gehört ein scharpffe Axt. – Lehmann, 726, 4. *36 Am dürren Aste reiten. – Graf, 344. Am Galgen sterben. „Er soll sterben am dürren ast.“ (Waldis, III, 5, 14.) *37 In einen Ast sägen. – Gotthelf, Leiden, I, 133. *38 Ik hewwe em oppen Aust riuken loten. (Sauerland.) Ich habe ihn geschlagen. *39 Mer mues diar d' Aest ra haua, wenn du z' krattelich wurst. – Schwäbischer Michel, 273. Wenn du zu übermüthig wirst, muss man dich bescheiden, anspruchsloser machen, dich demüthigen. Astrachan. Astrachan ist reich an Strömen, Sibirien an Zobeln. Gehört zu den russischen Sprichwörtern, die sich nach Hoffmeister (Suppl. III, 302) Schiller zum Behuf des Demetrius aufgeschrieben hatte. Astronom. Die Astronomen machen das Wetterfeld, unser Herrgott macht's Wetter, wie's ihm gefällt. Ate. We sik menget mank dem ate1, dei wert den sogen gêren to vrate. – Theophilus, V. 428, Ausgabe von Hoffmann von Fallersleben. 1) Speise, Schweinefutter. Athem. *19 Der Athem wird ihm zu kurz. (Deutz.) *20 Du kannst dir den Athem sparen, um damit die Suppe zu blasen. Engl.: Spare your breath to cool your pottage. (Bohn II, 151.) *21 Em geit de Atem ut. – Schütze, I, 51. Er stirbt. *22 Sein Athem riecht wie eine Apotheke. *23 Er hat einen kurtzen athem. – Franck, I, 82a. Steht hier in dem Sinne: er kann keine Geheimnisse, nichts ihm Anvertrautes, bewahren. *24 Er holt Athem von den grossen Zehen herauf. Athen. In Athen trifft man mehr Götter als Menschen. – Kornmann, VI, 217. Athener. 1 Ein sterbender Athener streckt seine Hand auss. – Franck, II, 50a. „Der Athener geitz hat bei den Griechen vnnd der Pfaffen geitz bei den Teutschen ein Sprichwort gemacht, das man spricht: Es was kein winter (s. d.) nie so kalt u. s. w. Also bei den Griechen von den Athenern: Ein Athener, so er stirbt, streckt seine Hand auss.“ 2 O ihr Athener und Thebäer, schändliche Mitylinäer, die ihr abends etwas sagt, doch anders handelt, wenn es tagt. – Sanders, 133. Atius. Die zwei Azius1 sind strenge Herrn und ärgern die Gärtner und Winzer gern. 1) Pancratius und Servatius. Atlas. Zuerst Atlas, dann Kreide; hierauf Halbseide, sodann Baumwolle (Bômwulle), endlich Galantrompel (die Auskrehe). Mit diesem Spruch charakterisirt und geisselt man in der bedeutenden Tuchfabrikationsstadt Forst (Niederlausitz) die Personen, welche an Feiertagen die öffentlichen Vergnügungslokale besuchen, und dabei einen Aufwand machen, der weit über ihre Vermögensverhältnisse hinausgeht. Atout. Was helfen dreizehn Atouts, wenn man keine Handkarten hat. Beim Whist von dem, der mit guten Karten schlecht gespielt hat und sich rechtfertigen will. Aetsch. * Aetsch, Göbele, ätsch! (Ulm.) Aetti. 5 Der Aetti ist eisder au no öppa hinder der Thür. – Kirchhofer, 190. 6 Thiar Atj an Mana eghe Harkiwal, skalt Kualwskan harki. – Firmenich, III, 5, 50; Haupt, VIII, 351, 8. Wer Vater und Mutter nicht gehorchen will, soll dem Kalbfell gehorchen. 7 Wie der Aetti, so die Buebe, wie der Acker, so die Ruebe. (Luzern.) 8 Wo früjar a gûeta n' Atti g'si isch, de is zig a wüeste Hung (Hund). (Bern.) – Zyro, 97. Zu Atz. Span.: Si al palomar no le falta cebo no le faltaran palomas. (Don Quixote.) Attila. Attila war die Geissel Gottes, und die Franzosen sind seine Brüder. It.: Attila, flagellum Dei – I Francesi suor frati (fratelli). (Giani, 713.) Aetz. 1 Âl Aeze koche lang. (Bedburg.) *2 Dat sind âl Aeze. (Bedburg.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/428>, abgerufen am 22.11.2024.