Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] sitzet ein, thut man krauen und kratzen fein, man pflegt auch zu schröpfen in dem Bad, damit man das böse Blut komm ab. Der Brauch im Bad ist auch der, dass man sauber zwag und scher. Eh' man nun geht aus dem Bad, prusst man sich fein sauber ab. Nach dem Bad man zu ruhen pflegt." Um dieser Proceduren willen pflegten sich meistens Barbiere (Heildiener in unserem Sinne) den Besitz von Badestuben zu verschaffen, wozu auch ein bedeutendes Hülfspersonal erforderlich war. In den vom 3. September 1487 bestätigten Statuten der breslauer Baderinnung werden als solches aufgeführt: Scherer, Lasser (d. i. Aderlasser), Badeknechte, Tschurer und Reiberinnen. 26 Die Türken: Im Bade verschämt thun, ist, wie in der Fremde dick thun. (Nordmann.) 33 Das Wort kommt übrigens in einer ältern, wahrscheinlich von Schiller für seinen Tell benutzten Schrift schon vor, die den Titel führt: Ein Schönes Spiel, Gehalten zu ist ry in der Eidgenossenschaft, Von Wilhelm Thellen ihren Landmann und Ersten Eydgenossen, Sammt dem Tellen Lied. Gedruckt im Jahre Christi MDCXCVIII. (Ohne Druckort.) Was bei Schiller Baumgarten sagt, sagt in dem obigen Spiel Kuno Appenzeller von Unterwalden: "Da gab ich jhm warms mit eim schlag und gsegnet jhm mit der Axt das Bad, dass er todt lag in der Standen." (Vgl. Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 9, S. 286.) 41 Auf solchen Bad taugt solche Laugen. - Schaltjahr. 42 Das Bad kan Gott leicht heiss genug hitzen, wenn es dem gilt, der muss schwitzen. - Petri, II, 57. 43 Es wird einem oft das Bad heiss genug gemacht, er mag schwitzen, wenn er will. - Lehmann, 81, 38. 44 Kein bad böss frauwen gnug mag reiben, nach dem raiben die schmertz vertreiben. - Loci comm., 116. Lat.: Balnea cornici non prosunt, nec meretrici, nec meretrix munda, nec cornix alba fit unda. (Loci comm., 115.) 45 Mancher ging ins Bad gesund, und kam zurück als kranker Hund. Die Russen: Es kommt nicht jeder heil aus dem Bade, der gesund hingeschickt wird. (Altmann VI, 425.) 46 Wer gern in heisse bäder rent, billich er offt den ars verbrent. Lat.: Culum comburit, qui feruida balnea quaerit. (Loci comm., 145.) 47 Wer ins Badt kompt, der wird nass. - Lehmann, 276, 28. 48 Wer offt ins Bad gehet, dem wird offt gezwogen. - Lehmann, 728, 30. 49 Wer selten zu Bade kommt, der verbrennt leicht den Arsch. Bei Tunnicius (827): De selden to bade kumt, de vorbernt gerne den ers. (Culum raro lavans pellem cum femore laedit.) 50 Wir seind im Bad, es gehe, wie es wolle, wir schwitzen oder frieren. - Lehmann, 244, 7. 51 Zu einem guten Bade gehört ein guter Trunk. Dies Sprichwort kommt in einem Schreiben des Herzogs Julius von Braunschweig an den Markgrafen Johann von der Neumark vor. Der Herzog hatte im Februar 1570 dem Markgrafen in Küstrin einen Besuch gemacht und schreibt ihm, dass er auf der Rückreise sammt Wagen und allen Leuten ins Wasser geworfen worden sei. Er schreibt: "Wissen E. L., dass wir gestrigen Tages, da wir von derselben abgezogen, zu einem sehr köstlichen Wildbad, dergleichen Wir uns in der Mark nicht vermuthet, und in dem Wir auf dem andern Damm so hierwärts nach Frankfurt geht, fahren wollen, fast bis an die Ohren ins Wasser mit Wagen und allen Leuten, die bei uns gesessen, über Haufen gefallen sein. Dieweil aber deshalb ohn allen Schaden abgegangen", setzt er jovial hinzu, "haben wir uns zu Frankfurt, wie man spricht, dass zu einem guten Bade ein guter Trunk gehöre, mit dem Bessten ergötzt und E. L. Gesundheit getrunken." (Berlin, oder Der Preuss. Bauernfreund, I, Berlin 1810, Nr. 27, S. 126.) *52 A Bud is wie Taschlech. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Taschlech heisst die Ceremonie am ersten Neujahrstage, wenn man zum Flusse geht, um dort nach einem kurzen Gebete die Sünden abzuschütteln. Sinn: Ein Bad ist für den Körper, was das Taschlech für den Geist, nämlich reinigend. *53 Dä wird doch am Eng (Ende) et Bad köhle müsse. (Bedburg.) *54 Das Bad austappe(n) müesse. (Ulm.) *55 Ein Bad vberhencken. - Franck, I, 1b. [Spaltenumbruch] *56 Einem ein Bad einheizen. - Theatr. Diabolorum, 447b, 2. *57 Einen zum Bade schicken. Es war ehemals Sitte, sich einmal im Jahre zur Ader zu lassen, was auf holländisch coppen heisst, daher Kopper- oder Koppelmanndag (Fasttag der Bader am Montag nach Drei- König), was fälschlich mit "Kupfermontag" übersetzt worden ist. Diese Operation geschah in der Regel im Bade und wurde von den Bartscherern vorgenommen, welche darum auch lange Bader hiessen. Daher auch obige Redensart für: Jemanden ein Loch in den Kopf schlagen. (Vgl. Ausland, 1870, Nr. 10, S. 232.) *58 Er ist ins Bad gereist. - Frischbier, II, 248. Büsst eine Gefängnissstrafe ab. *59 Es ist so mehr ein Bad als ein Bädechen. - Petri, II, 277. *60 Ich muss immer 's Bad ausgissen. (Schles.) - Frommann, III, 416, 626. Jüdisch-deutsch in Warschau: Er müss tumid (immer) dus Bud ausgiessen. Er büsset immer die Sünden anderer, er ist der Sündenbock. *61 Ist lange nicht zum bad gewest. - Luther's Ms., S. 1. *62 Sie sitzen beide in Einem Bade. "Man findt aber ettlich narren, wenn sy jre weiber gnug schenden vnd in jr eigen nest scheissen, nemmen sy die dann wieder zu jnen vnd sitzen dann beyde ins Bad." (Rollwagenbüchlein, XXV.) *63 Wenn sie ins Bad gingen, sie könnten Hosen und Schuh anbehalten. - Waldis, IV, 90. Badeesel. * Wie ein Badeesel. - Henisch, 940, 50. D. i. "einer, der wenig Nutzen von seiner arbeit hat." Badegeld. 1 Das Baden war im Mittelalter (14. Jahrh.) so allgemein, dass jeder Handwerker Sonnabends sein Bad nahm; es war bis in die untersten Schichten des Volks dergestalt beliebt, dass in den Fällen, wo man jetzt ein "Trink- oder Biergeld" gibt, dazumal "Badegeld" gegeben wurde, und zwar ganz in dem Sinne des ersteren. Vgl. darüber Dr. G. L. Ringk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, der auch erzählt, dass in den Ausgaberechnungen von diplomatischen Reisen sich für die Diener der Gasthäuser und die Geleitsknechte Badegeld verzeichnet findet. Zunftmitglieder erhielten solches an den Tagen der Rechnungsablage aus der Zunftkasse. Auch findet sich nach dessen Mittheilung in den Frankfurther Baumeisterbüchern und andern Ausgabeschriften sehr häufig Badegeld eingetragen, welches den Handwerkern am Schlusse einer Arbeit gegeben wurde, welcher Ausdruck sich in der sprichwörtlichen Redensart: Einem das Badegeld schenken, bisjetzt erhalten hat. *3 Nit das badgelt womit verdienen. - Franck, Paradoxa, 87b. Bademantel. * Etwas zum Bademantel erhalten. - Fischer, Psalter, 707, 2. Baden. 2 Eine Badekur im Mittelalter dauerte zwar nicht so viel Wochen als in unsern Tagen, dagegen dauerten die einzelnen Bäder länger. Während jetzt ein Bad dreissig bis fünfundvierzig Minuten dauert, kam es vor, dass die Leute bis zu vier Stunden täglich badeten. In Ems fing man mit einer Stunde an, und legte jeden Tag bis zu zehn Stunden eine Stunde zu. Es wird sogar eines Falles aus jener Zeit gedacht, in welchem ein Wassersüchtiger ohne Unterbrechung zehn Tage lang im Bade blieb, in demselben ass und schlief. (Vgl. Keil, Gesellen-Stammbuch, S. 74 fg.) 14 Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is heiss gebuden, d. i. er ist heftig. Sein Blut kommt leicht in Wallung wie nach einem heissen Bade. 15 Der nicht gebadt hat, der muss austragen. - Lehmann, 179, 4. 16 Es baden am Montag die truncken, am afftermontag die reichen, am mittwoch die witzigen, am Donnerstag die gryndig vnd lausig sind, am freytag baden die vngehorsamen, am samsztag die hochuertigen. - Haltaus, Liederbuch, LXVIII, 1, 5. 17 Lang baden trücknet den leib auss, aber kurtz feuchtiget den leib. - Friesen, Spiegel, Bl. 36. 18 Nüchtern baden macht dürre leib, vnnd mit vollem magen feist. - Friesen, Spiegel, 36. 19 Wer baden will, muss die Kleider ablegen. Die Russen: Nacktheit gilt bei den Badenden als kein Verstoss wider den Anstand. (Altmann VI, 419.)
[Spaltenumbruch] sitzet ein, thut man krauen und kratzen fein, man pflegt auch zu schröpfen in dem Bad, damit man das böse Blut komm ab. Der Brauch im Bad ist auch der, dass man sauber zwag und scher. Eh' man nun geht aus dem Bad, prusst man sich fein sauber ab. Nach dem Bad man zu ruhen pflegt.“ Um dieser Proceduren willen pflegten sich meistens Barbiere (Heildiener in unserem Sinne) den Besitz von Badestuben zu verschaffen, wozu auch ein bedeutendes Hülfspersonal erforderlich war. In den vom 3. September 1487 bestätigten Statuten der breslauer Baderinnung werden als solches aufgeführt: Scherer, Lasser (d. i. Aderlasser), Badeknechte, Tschurer und Reiberinnen. 26 Die Türken: Im Bade verschämt thun, ist, wie in der Fremde dick thun. (Nordmann.) 33 Das Wort kommt übrigens in einer ältern, wahrscheinlich von Schiller für seinen Tell benutzten Schrift schon vor, die den Titel führt: Ein Schönes Spiel, Gehalten zu ist ry in der Eidgenossenschaft, Von Wilhelm Thellen ihren Landmann und Ersten Eydgenossen, Sammt dem Tellen Lied. Gedruckt im Jahre Christi MDCXCVIII. (Ohne Druckort.) Was bei Schiller Baumgarten sagt, sagt in dem obigen Spiel Kuno Appenzeller von Unterwalden: „Da gab ich jhm warms mit eim schlag und gsegnet jhm mit der Axt das Bad, dass er todt lag in der Standen.“ (Vgl. Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 9, S. 286.) 41 Auf solchen Bad taugt solche Laugen. – Schaltjahr. 42 Das Bad kan Gott leicht heiss genug hitzen, wenn es dem gilt, der muss schwitzen. – Petri, II, 57. 43 Es wird einem oft das Bad heiss genug gemacht, er mag schwitzen, wenn er will. – Lehmann, 81, 38. 44 Kein bad böss frauwen gnug mag reiben, nach dem raiben die schmertz vertreiben. – Loci comm., 116. Lat.: Balnea cornici non prosunt, nec meretrici, nec meretrix munda, nec cornix alba fit unda. (Loci comm., 115.) 45 Mancher ging ins Bad gesund, und kam zurück als kranker Hund. Die Russen: Es kommt nicht jeder heil aus dem Bade, der gesund hingeschickt wird. (Altmann VI, 425.) 46 Wer gern in heisse bäder rent, billich er offt den ars verbrent. Lat.: Culum comburit, qui feruida balnea quaerit. (Loci comm., 145.) 47 Wer ins Badt kompt, der wird nass. – Lehmann, 276, 28. 48 Wer offt ins Bad gehet, dem wird offt gezwogen. – Lehmann, 728, 30. 49 Wer selten zu Bade kommt, der verbrennt leicht den Arsch. Bei Tunnicius (827): De selden to bade kumt, de vorbernt gêrne den êrs. (Culum raro lavans pellem cum femore laedit.) 50 Wir seind im Bad, es gehe, wie es wolle, wir schwitzen oder frieren. – Lehmann, 244, 7. 51 Zu einem guten Bade gehört ein guter Trunk. Dies Sprichwort kommt in einem Schreiben des Herzogs Julius von Braunschweig an den Markgrafen Johann von der Neumark vor. Der Herzog hatte im Februar 1570 dem Markgrafen in Küstrin einen Besuch gemacht und schreibt ihm, dass er auf der Rückreise sammt Wagen und allen Leuten ins Wasser geworfen worden sei. Er schreibt: „Wissen E. L., dass wir gestrigen Tages, da wir von derselben abgezogen, zu einem sehr köstlichen Wildbad, dergleichen Wir uns in der Mark nicht vermuthet, und in dem Wir auf dem andern Damm so hierwärts nach Frankfurt geht, fahren wollen, fast bis an die Ohren ins Wasser mit Wagen und allen Leuten, die bei uns gesessen, über Haufen gefallen sein. Dieweil aber deshalb ohn allen Schaden abgegangen“, setzt er jovial hinzu, „haben wir uns zu Frankfurt, wie man spricht, dass zu einem guten Bade ein guter Trunk gehöre, mit dem Bessten ergötzt und E. L. Gesundheit getrunken.“ (Berlin, oder Der Preuss. Bauernfreund, I, Berlin 1810, Nr. 27, S. 126.) *52 A Bud is wie Taschlech. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Taschlech heisst die Ceremonie am ersten Neujahrstage, wenn man zum Flusse geht, um dort nach einem kurzen Gebete die Sünden abzuschütteln. Sinn: Ein Bad ist für den Körper, was das Taschlech für den Geist, nämlich reinigend. *53 Dä wird doch am Eng (Ende) et Bad köhle müsse. (Bedburg.) *54 Das Bad austappe(n) müesse. (Ulm.) *55 Ein Bad vberhencken. – Franck, I, 1b. [Spaltenumbruch] *56 Einem ein Bad einheizen. – Theatr. Diabolorum, 447b, 2. *57 Einen zum Bade schicken. Es war ehemals Sitte, sich einmal im Jahre zur Ader zu lassen, was auf holländisch coppen heisst, daher Kopper- oder Koppelmanndag (Fasttag der Bader am Montag nach Drei- König), was fälschlich mit „Kupfermontag“ übersetzt worden ist. Diese Operation geschah in der Regel im Bade und wurde von den Bartscherern vorgenommen, welche darum auch lange Bader hiessen. Daher auch obige Redensart für: Jemanden ein Loch in den Kopf schlagen. (Vgl. Ausland, 1870, Nr. 10, S. 232.) *58 Er ist ins Bad gereist. – Frischbier, II, 248. 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Sein Blut kommt leicht in Wallung wie nach einem heissen Bade. 15 Der nicht gebadt hat, der muss austragen. – Lehmann, 179, 4. 16 Es baden am Montag die truncken, am afftermontag die reichen, am mittwoch die witzigen, am Donnerstag die gryndig vnd lausig sind, am freytag baden die vngehorsamen, am samsztag die hochuertigen. – Haltaus, Liederbuch, LXVIII, 1, 5. 17 Lang baden trücknet den leib auss, aber kurtz feuchtiget den leib. – Friesen, Spiegel, Bl. 36. 18 Nüchtern baden macht dürre leib, vnnd mit vollem magen feist. – Friesen, Spiegel, 36. 19 Wer baden will, muss die Kleider ablegen. Die Russen: Nacktheit gilt bei den Badenden als kein Verstoss wider den Anstand. (Altmann VI, 419.)
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sitzet ein, thut man krauen und kratzen fein, man pflegt auch zu schröpfen in dem Bad, damit man das böse Blut komm ab. Der Brauch im Bad ist auch der, dass man sauber zwag und scher. Eh' man nun geht aus dem Bad, prusst man sich fein sauber ab. Nach dem Bad man zu ruhen pflegt.“ Um dieser Proceduren willen pflegten sich meistens Barbiere (Heildiener in unserem Sinne) den Besitz von Badestuben zu verschaffen, wozu auch ein bedeutendes Hülfspersonal erforderlich war. In den vom 3. September 1487 bestätigten Statuten der breslauer Baderinnung werden als solches aufgeführt: Scherer, Lasser (d. i. Aderlasser), Badeknechte, Tschurer und Reiberinnen.
26 Die Türken: Im Bade verschämt thun, ist, wie in der Fremde dick thun. (Nordmann.)
33 Das Wort kommt übrigens in einer ältern, wahrscheinlich von Schiller für seinen Tell benutzten Schrift schon vor, die den Titel führt: Ein Schönes Spiel, Gehalten zu ist ry in der Eidgenossenschaft, Von Wilhelm Thellen ihren Landmann und Ersten Eydgenossen, Sammt dem Tellen Lied. Gedruckt im Jahre Christi MDCXCVIII. (Ohne Druckort.) Was bei Schiller Baumgarten sagt, sagt in dem obigen Spiel Kuno Appenzeller von Unterwalden: „Da gab ich jhm warms mit eim schlag und gsegnet jhm mit der Axt das Bad, dass er todt lag in der Standen.“ (Vgl. Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 9, S. 286.)
41 Auf solchen Bad taugt solche Laugen. – Schaltjahr.
42 Das Bad kan Gott leicht heiss genug hitzen, wenn es dem gilt, der muss schwitzen. – Petri, II, 57.
43 Es wird einem oft das Bad heiss genug gemacht, er mag schwitzen, wenn er will. – Lehmann, 81, 38.
44 Kein bad böss frauwen gnug mag reiben, nach dem raiben die schmertz vertreiben. – Loci comm., 116.
Lat.: Balnea cornici non prosunt, nec meretrici, nec meretrix munda, nec cornix alba fit unda. (Loci comm., 115.)
45 Mancher ging ins Bad gesund, und kam zurück als kranker Hund.
Die Russen: Es kommt nicht jeder heil aus dem Bade, der gesund hingeschickt wird. (Altmann VI, 425.)
46 Wer gern in heisse bäder rent, billich er offt den ars verbrent.
Lat.: Culum comburit, qui feruida balnea quaerit. (Loci comm., 145.)
47 Wer ins Badt kompt, der wird nass. – Lehmann, 276, 28.
48 Wer offt ins Bad gehet, dem wird offt gezwogen. – Lehmann, 728, 30.
49 Wer selten zu Bade kommt, der verbrennt leicht den Arsch.
Bei Tunnicius (827): De selden to bade kumt, de vorbernt gêrne den êrs. (Culum raro lavans pellem cum femore laedit.)
50 Wir seind im Bad, es gehe, wie es wolle, wir schwitzen oder frieren. – Lehmann, 244, 7.
51 Zu einem guten Bade gehört ein guter Trunk.
Dies Sprichwort kommt in einem Schreiben des Herzogs Julius von Braunschweig an den Markgrafen Johann von der Neumark vor. Der Herzog hatte im Februar 1570 dem Markgrafen in Küstrin einen Besuch gemacht und schreibt ihm, dass er auf der Rückreise sammt Wagen und allen Leuten ins Wasser geworfen worden sei. Er schreibt: „Wissen E. L., dass wir gestrigen Tages, da wir von derselben abgezogen, zu einem sehr köstlichen Wildbad, dergleichen Wir uns in der Mark nicht vermuthet, und in dem Wir auf dem andern Damm so hierwärts nach Frankfurt geht, fahren wollen, fast bis an die Ohren ins Wasser mit Wagen und allen Leuten, die bei uns gesessen, über Haufen gefallen sein. Dieweil aber deshalb ohn allen Schaden abgegangen“, setzt er jovial hinzu, „haben wir uns zu Frankfurt, wie man spricht, dass zu einem guten Bade ein guter Trunk gehöre, mit dem Bessten ergötzt und E. L. Gesundheit getrunken.“ (Berlin, oder Der Preuss. Bauernfreund, I, Berlin 1810, Nr. 27, S. 126.)
*52 A Bud is wie Taschlech. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Taschlech heisst die Ceremonie am ersten Neujahrstage, wenn man zum Flusse geht, um dort nach einem kurzen Gebete die Sünden abzuschütteln. Sinn: Ein Bad ist für den Körper, was das Taschlech für den Geist, nämlich reinigend.
*53 Dä wird doch am Eng (Ende) et Bad köhle müsse. (Bedburg.)
*54 Das Bad austappe(n) müesse. (Ulm.)
*55 Ein Bad vberhencken. – Franck, I, 1b.
*56 Einem ein Bad einheizen. – Theatr. Diabolorum, 447b, 2.
*57 Einen zum Bade schicken.
Es war ehemals Sitte, sich einmal im Jahre zur Ader zu lassen, was auf holländisch coppen heisst, daher Kopper- oder Koppelmanndag (Fasttag der Bader am Montag nach Drei- König), was fälschlich mit „Kupfermontag“ übersetzt worden ist. Diese Operation geschah in der Regel im Bade und wurde von den Bartscherern vorgenommen, welche darum auch lange Bader hiessen. Daher auch obige Redensart für: Jemanden ein Loch in den Kopf schlagen. (Vgl. Ausland, 1870, Nr. 10, S. 232.)
*58 Er ist ins Bad gereist. – Frischbier, II, 248.
Büsst eine Gefängnissstrafe ab.
*59 Es ist so mehr ein Bad als ein Bädechen. – Petri, II, 277.
*60 Ich muss immer 's Båd ausgissen. (Schles.) – Frommann, III, 416, 626.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Er müss tumid (immer) dus Bud ausgiessen. Er büsset immer die Sünden anderer, er ist der Sündenbock.
*61 Ist lange nicht zum bad gewest. – Luther's Ms., S. 1.
*62 Sie sitzen beide in Einem Bade.
„Man findt aber ettlich narren, wenn sy jre weiber gnug schenden vnd in jr eigen nest scheissen, nemmen sy die dann wieder zu jnen vnd sitzen dann beyde ins Bad.“ (Rollwagenbüchlein, XXV.)
*63 Wenn sie ins Bad gingen, sie könnten Hosen und Schuh anbehalten. – Waldis, IV, 90.
Badeesel.
* Wie ein Badeesel. – Henisch, 940, 50.
D. i. „einer, der wenig Nutzen von seiner arbeit hat.“
Badegeld.
1 Das Baden war im Mittelalter (14. Jahrh.) so allgemein, dass jeder Handwerker Sonnabends sein Bad nahm; es war bis in die untersten Schichten des Volks dergestalt beliebt, dass in den Fällen, wo man jetzt ein „Trink- oder Biergeld“ gibt, dazumal „Badegeld“ gegeben wurde, und zwar ganz in dem Sinne des ersteren. Vgl. darüber Dr. G. L. Ringk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, der auch erzählt, dass in den Ausgaberechnungen von diplomatischen Reisen sich für die Diener der Gasthäuser und die Geleitsknechte Badegeld verzeichnet findet. Zunftmitglieder erhielten solches an den Tagen der Rechnungsablage aus der Zunftkasse. Auch findet sich nach dessen Mittheilung in den Frankfurther Baumeisterbüchern und andern Ausgabeschriften sehr häufig Badegeld eingetragen, welches den Handwerkern am Schlusse einer Arbeit gegeben wurde, welcher Ausdruck sich in der sprichwörtlichen Redensart: Einem das Badegeld schenken, bisjetzt erhalten hat.
*3 Nit das badgelt womit verdienen. – Franck, Paradoxa, 87b.
Bademantel.
* Etwas zum Bademantel erhalten. – Fischer, Psalter, 707, 2.
Baden.
2 Eine Badekur im Mittelalter dauerte zwar nicht so viel Wochen als in unsern Tagen, dagegen dauerten die einzelnen Bäder länger. Während jetzt ein Bad dreissig bis fünfundvierzig Minuten dauert, kam es vor, dass die Leute bis zu vier Stunden täglich badeten. In Ems fing man mit einer Stunde an, und legte jeden Tag bis zu zehn Stunden eine Stunde zu. Es wird sogar eines Falles aus jener Zeit gedacht, in welchem ein Wassersüchtiger ohne Unterbrechung zehn Tage lang im Bade blieb, in demselben ass und schlief. (Vgl. Keil, Gesellen-Stammbuch, S. 74 fg.)
14 Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is heiss gebuden, d. i. er ist heftig. Sein Blut kommt leicht in Wallung wie nach einem heissen Bade.
15 Der nicht gebadt hat, der muss austragen. – Lehmann, 179, 4.
16 Es baden am Montag die truncken, am afftermontag die reichen, am mittwoch die witzigen, am Donnerstag die gryndig vnd lausig sind, am freytag baden die vngehorsamen, am samsztag die hochuertigen. – Haltaus, Liederbuch, LXVIII, 1, 5.
17 Lang baden trücknet den leib auss, aber kurtz feuchtiget den leib. – Friesen, Spiegel, Bl. 36.
18 Nüchtern baden macht dürre leib, vnnd mit vollem magen feist. – Friesen, Spiegel, 36.
19 Wer baden will, muss die Kleider ablegen.
Die Russen: Nacktheit gilt bei den Badenden als kein Verstoss wider den Anstand. (Altmann VI, 419.)
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