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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Belgrad.

Lieber Belgrad stürmen als solch Zeug trinken, sagte Prinz Eugen.

Diese Rede soll folgende Entstehung haben. In den Weinlanden wehrte man sich in älterer Zeit gegen die Fabrikation von Bier. So verbot auch der Magistrat von Reutlingen 1697 die "Sudelei des Bierbrauens" auf das strengste, ohne dass es viel half. Die Bierbrauer rächten sich in ihrer Weise; so sollen sie viele Jahre nach jenem Verbot auch folgende Geschichte erfunden und verbreitet haben. Zu jener Zeit sei der "Prinz Eugen der edle Ritter" die Stadt Reutlingen passirt, und man habe beschlossen, ihn wegen seiner Türkensiege festlich zu empfangen. Nach damaliger Sitte musste der Bürgermeister an der Spitze der Stadtreiter dem Ehrengaste bis vor das Thor entgegengehen, und ihm einen silbernen Pokal des besten Weins, den die Stadt in ihrem Weichbilde erzeugte, überreichen; der Gast aber musste diese Gabe in einem Zuge leeren und behielt dann den Pokal als Geschenk. Als der Prinz den Pokal ausgetrunken und die übliche Nagelprobe gemacht hatte, seufzte er tief und sprach: Lieber will ich noch einmal Belgrad stürmen, als wieder solches Zeug trinken. (Vgl. Westermann, Monatsschrift, S. 170.)


Beliebt.

4 Beliebt macht eine süsse Zunge.

Lat.: Fauce manet quavis gustus proca lingua suauis. (Reuterdahl, 321.)

Schwed.: Ae aer sötgaern tunga i hwars mans hööse. (Reuterdahl, 321.)


Beliegen.

*1 De beliggt dat, wei Schmödt's Jung den Heigster. - Frischbier, II, 338.

Beligge(n) - beliegen = auf etwas liegen, es unter sich haben; über einer Sache liegen, sich eifrig damit beschäftigen.

*2 He beliggt em, wie Maschke den Ossen. (Danziger Nehrung.) - Frischbier, I, 316.


Belifan.

* Er ist ein Belifan. (Ostpr.) - Frischbier, II, 339.

Ein unbeholfener, ungeschickter Mensch. Nach dem Deutschen Reichs- und Preussischen Reichsanzeiger, 1875, Nr. 7 ist das Wort Belifan durch Ober-Tribunal-Erkenntniss vom 20. November 1874 als eine Beleidigung erkannt worden.


Bellen.

7 Bellen und Beissen soll man den Hunden überlassen.

Lat.: Facundiam caninam ne exerceas. (Sailer, Sprüche, 182, 85.)

8 Im Bellen fällt dem Hunde die Beute aus dem Munde.

Lat.: Cani lutranti praeda facile elabitur. (Sailer, Sprüche, 44.)

9 Wer bellt, der meldt. (Oberösterr.)

10 Wer viel billt (lärmt), füllet den Leib mit Wind. - Schmeller.

*11 Belle dagh iarst iar dü batst. (Amrum.) - Haupt, 358, 116.

Belle doch erst, ehe du beissest.

*12 Dä hät sich en Bäll an den hals gehangen. (Bedburg.)

Ausgang mit schlimmen Folgen.


Bellmann.

Dat hitt Otto Bellmann, säg'n se in Barlin. - Schlingmann, 91.


Belohnung.

1 Gute Belohnung macht willige arbeiter. - Henisch, 97, 28.

2 Ob man verzeucht belohnung langk, thu guts, es find doch etwa danck. - Loci comm., 79.

Lat.: Fac bene, seruitium quia non perit undique gratum.


Belzer.

Wenn es den Belzer1 auf die Hand regnet, soll er sich lieber ins Bett legen. (Franken.)

1) Baumveredler. Ueber Belzen vgl. Grimm und Weigand.


Bemachen.

* Er bemacht sich in der Chochmch (Weisheit). (Jüd.-deutsch.)

Er macht aus Ueberklugheit dumme Streiche, schadet sich aus zu grosser Vorsicht.


Bembembelenstag.

* Am Bembembelenstag, wenn d' Eule bocket.

Soll irgendetwas geschehen (d. h.) nie. Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wann? Oder: wann wird's geschehen? Fragt man: Wann ist der Bembembelenstag? so lautet die Antwort: Wenn die Eule bocket.


Bemitleiden.

Wer andere bemitleidet, bemitleidet sich selbst.


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Bemuttern.

* Bemuttert (oder bevatert) werden.

Von jüngern Personen, die auf Bällen, Reisen u. s. w. unter der Aufsicht und Leitung einer ältern stehen.


Benachten.

Wer nicht da benachtet, soll auch nicht da betagen, und wer nicht überwintert, mag auch nicht übersommern. (S. Mann 486.) - Graf, 69, 47.

Mhd.: Wer nicht da benachtet, sall auch niet da betagen, und wer niet da bewintret, sall ouch niet da besommern. (Grimm, Wb. I, 432.)


Benedicite.

*4 Ein kurz Benedicite und ein lang Gratias.

Dän.: Kort Benedicite, lang Gratias. (Prov. dan., 4614.)


Benedictiner.

3 Die Benedictiner fragen wenig nach dem Benedicite. - Reichenberger Zeitung 1871, No. 143.

4 Die Benedictiner lieben Reichthum, Hader und Trunk, aber nicht Arbeit, Keuschheit und Zucht. - Junker und Pfaffe, II, 364.

*5 Es ist wie wenn's die Benedictiner von Hirschau gesegnet hätten.

"Diese segneten das nahe Bad Liebenzell so kräftig, dass weder Frau noch Mädchen ohne Hoffnung von dannen ging, und ein Schwabe einst Frau, Tochter, Magd und Hund in andern Umständen zurückerhielt." (Klosterspiegel, 46, 6.)


Benedictus.

5 Benedikt hat's Babbl geschlickt, hat nu nöt gnua, möss a no d' Kua. (Rott-Thal.)

6 Gute Nacht, Benedikt, sagte der Mönch, hing die Kutte an den Nagel und nahm ein Weib. - Klosterspiegel, 36, 9.

7 Sanct Benedikt macht de Bölle1 dick. (Luzern.)

1) Im Allgemeinen die Wurzel der Zwiebelgewächse, besonders, wie hier, die Zwiebel.


Benehmen.

* Das benimmt ihm Niemand als der Schobant (vespillo). - Eisel, 554.


Beneiden.

1 Holl.: Idt is beter beniedt, als beklaegt.

3 Mancher beneydet dass hie suydt (sieht) vnd moiss doch lyden, dass geschuydt. - Weinsberg, 51.

4 Mögen sie mich beneiden und hassen, ich gehe ruhig meine Strassen.

Holl.: Laat ze mij benijden en haten, ik ga rijden mijner straten. (Harrebomee, II, 312a.)

5 Wer nicht beneidet wird, hat noch nichts Grosses gethan. - Kornmann, V, 7.


Beneke.

Möt de Gebröder Benekes. (Danzig.) - Frischbier, I, 304.

Als die Antwort auf die Frage: Wie bist du hergekommen, d. h. auf den eigenen Beinen, zu Fuss, in dem Sinne: Auf Schusters Rappen.


Bengel.

8 Bengel bug' di, Schnöttert snuf' di. - Kern, 1491.

9 Et gavve mich Bäng als ersevde Heng. (Bedburg.)

10 Grober Pengel machts grob. - Lehmann, 329, 67.

11 Met muss nid all Bengel uflese, die eine nachrührt werden. (Luzern.)

*12 Hei is ein wahnschapen1 Bengel. (Hildesheim.) - Firmenich I, 185, 17.

1) Misrathener, vom Dän.: vanskabet.


Benippen.

Er hat sich benippt. (S. Ansehen 29 u. Boden 38.)


Benno.

*2 Hier ist Benno gegangen. (Meissen.)

Um eine hohe Kulturstufe und besondere Fruchtbarkeit eines Landstrichs zu bezeichnen. Herr Oberlehrer Dölling in Leipzig glaubt, das Sprichwort in der Vita Bennonitz von Hieronym. Emsen vom Jahre 1519 gefunden zu haben. Die betreffende Stelle in der Ausgabe Lips. 1512, Cap. 29 lautet: In certis agrorum Semitis, quas ille ibidem more suo post divini officii pensum deambulando meditandoque pedibus suis sanctissimis calcavit, frumentum adhuc hodie citius flavescit maturescitque precox, ubi Benno ambulavit. Der meissner Bischof Benno (gest. 1107) hat sich grosse Verdienste um den Anbau des Elbthals erworben, und noch heute nach mehr als sieben Jahrhunderten lebt er im Gedächtniss der Bevölkerung. An ihn erinnert der

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Belgrad.

Lieber Belgrad stürmen als solch Zeug trinken, sagte Prinz Eugen.

Diese Rede soll folgende Entstehung haben. In den Weinlanden wehrte man sich in älterer Zeit gegen die Fabrikation von Bier. So verbot auch der Magistrat von Reutlingen 1697 die „Sudelei des Bierbrauens“ auf das strengste, ohne dass es viel half. Die Bierbrauer rächten sich in ihrer Weise; so sollen sie viele Jahre nach jenem Verbot auch folgende Geschichte erfunden und verbreitet haben. Zu jener Zeit sei der „Prinz Eugen der edle Ritter“ die Stadt Reutlingen passirt, und man habe beschlossen, ihn wegen seiner Türkensiege festlich zu empfangen. Nach damaliger Sitte musste der Bürgermeister an der Spitze der Stadtreiter dem Ehrengaste bis vor das Thor entgegengehen, und ihm einen silbernen Pokal des besten Weins, den die Stadt in ihrem Weichbilde erzeugte, überreichen; der Gast aber musste diese Gabe in einem Zuge leeren und behielt dann den Pokal als Geschenk. Als der Prinz den Pokal ausgetrunken und die übliche Nagelprobe gemacht hatte, seufzte er tief und sprach: Lieber will ich noch einmal Belgrad stürmen, als wieder solches Zeug trinken. (Vgl. Westermann, Monatsschrift, S. 170.)


Beliebt.

4 Beliebt macht eine süsse Zunge.

Lat.: Fauce manet quavis gustus proca lingua suauis. (Reuterdahl, 321.)

Schwed.: Ae aer sötgaern tunga i hwars mans hööse. (Reuterdahl, 321.)


Beliegen.

*1 De beliggt dat, wî Schmödt's Jung den Heigster.Frischbier, II, 338.

Beligge(n) – beliegen = auf etwas liegen, es unter sich haben; über einer Sache liegen, sich eifrig damit beschäftigen.

*2 He beliggt em, wie Maschke den Ossen. (Danziger Nehrung.) – Frischbier, I, 316.


Belifan.

* Er ist ein Belifan. (Ostpr.) – Frischbier, II, 339.

Ein unbeholfener, ungeschickter Mensch. Nach dem Deutschen Reichs- und Preussischen Reichsanzeiger, 1875, Nr. 7 ist das Wort Belifan durch Ober-Tribunal-Erkenntniss vom 20. November 1874 als eine Beleidigung erkannt worden.


Bellen.

7 Bellen und Beissen soll man den Hunden überlassen.

Lat.: Facundiam caninam ne exerceas. (Sailer, Sprüche, 182, 85.)

8 Im Bellen fällt dem Hunde die Beute aus dem Munde.

Lat.: Cani lutranti praeda facile elabitur. (Sailer, Sprüche, 44.)

9 Wer bellt, der meldt. (Oberösterr.)

10 Wer viel billt (lärmt), füllet den Leib mit Wind.Schmeller.

*11 Belle dagh iarst iar dü batst. (Amrum.) – Haupt, 358, 116.

Belle doch erst, ehe du beissest.

*12 Dä hät sich en Bäll an den hals gehangen. (Bedburg.)

Ausgang mit schlimmen Folgen.


Bellmann.

Dat hitt Otto Bellmann, säg'n se in Barlin.Schlingmann, 91.


Belohnung.

1 Gute Belohnung macht willige arbeiter.Henisch, 97, 28.

2 Ob man verzeucht belohnung langk, thu guts, es find doch etwa danck.Loci comm., 79.

Lat.: Fac bene, seruitium quia non perit undique gratum.


Belzer.

Wenn es den Belzer1 auf die Hand regnet, soll er sich lieber ins Bett legen. (Franken.)

1) Baumveredler. Ueber Belzen vgl. Grimm und Weigand.


Bemachen.

* Er bemacht sich in der Chochmch (Weisheit). (Jüd.-deutsch.)

Er macht aus Ueberklugheit dumme Streiche, schadet sich aus zu grosser Vorsicht.


Bembembelenstag.

* Am Bembembelenstag, wenn d' Eule bocket.

Soll irgendetwas geschehen (d. h.) nie. Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wann? Oder: wann wird's geschehen? Fragt man: Wann ist der Bembembelenstag? so lautet die Antwort: Wenn die Eule bocket.


Bemitleiden.

Wer andere bemitleidet, bemitleidet sich selbst.


[Spaltenumbruch]
Bemuttern.

* Bemuttert (oder bevatert) werden.

Von jüngern Personen, die auf Bällen, Reisen u. s. w. unter der Aufsicht und Leitung einer ältern stehen.


Benachten.

Wer nicht da benachtet, soll auch nicht da betagen, und wer nicht überwintert, mag auch nicht übersommern. (S. Mann 486.)Graf, 69, 47.

Mhd.: Wer nicht da benachtet, sall auch niet da betagen, und wer niet da bewintret, sall ouch niet da besommern. (Grimm, Wb. I, 432.)


Benedicite.

*4 Ein kurz Benedicite und ein lang Gratias.

Dän.: Kort Benedicite, lang Gratias. (Prov. dan., 4614.)


Benedictiner.

3 Die Benedictiner fragen wenig nach dem Benedicite.Reichenberger Zeitung 1871, No. 143.

4 Die Benedictiner lieben Reichthum, Hader und Trunk, aber nicht Arbeit, Keuschheit und Zucht.Junker und Pfaffe, II, 364.

*5 Es ist wie wenn's die Benedictiner von Hirschau gesegnet hätten.

„Diese segneten das nahe Bad Liebenzell so kräftig, dass weder Frau noch Mädchen ohne Hoffnung von dannen ging, und ein Schwabe einst Frau, Tochter, Magd und Hund in andern Umständen zurückerhielt.“ (Klosterspiegel, 46, 6.)


Benedictus.

5 Benedikt hat's Babbl geschlickt, hat nu nöt gnua, möss a no d' Kua. (Rott-Thal.)

6 Gute Nacht, Benedikt, sagte der Mönch, hing die Kutte an den Nagel und nahm ein Weib.Klosterspiegel, 36, 9.

7 Sanct Benedikt macht de Bölle1 dick. (Luzern.)

1) Im Allgemeinen die Wurzel der Zwiebelgewächse, besonders, wie hier, die Zwiebel.


Benehmen.

* Das benimmt ihm Niemand als der Schobant (vespillo).Eisel, 554.


Beneiden.

1 Holl.: Idt is beter beniedt, als beklaegt.

3 Mancher beneydet dass hie suydt (sieht) vnd moiss doch lyden, dass geschuydt.Weinsberg, 51.

4 Mögen sie mich beneiden und hassen, ich gehe ruhig meine Strassen.

Holl.: Laat ze mij benijden en haten, ik ga rijden mijner straten. (Harrebomée, II, 312a.)

5 Wer nicht beneidet wird, hat noch nichts Grosses gethan.Kornmann, V, 7.


Beneke.

Möt de Gebröder Benekes. (Danzig.) – Frischbier, I, 304.

Als die Antwort auf die Frage: Wie bist du hergekommen, d. h. auf den eigenen Beinen, zu Fuss, in dem Sinne: Auf Schusters Rappen.


Bengel.

8 Bengel bug' di, Schnöttert snuf' di.Kern, 1491.

9 Et gavve mich Bäng als ersevde Heng. (Bedburg.)

10 Grober Pengel machts grob.Lehmann, 329, 67.

11 Met muss nid all Bengel uflese, die eine nachrührt werden. (Luzern.)

*12 Hei is ein wahnschapen1 Bengel. (Hildesheim.) – Firmenich I, 185, 17.

1) Misrathener, vom Dän.: vanskabet.


Benippen.

Er hat sich benippt. (S. Ansehen 29 u. Boden 38.)


Benno.

*2 Hier ist Benno gegangen. (Meissen.)

Um eine hohe Kulturstufe und besondere Fruchtbarkeit eines Landstrichs zu bezeichnen. Herr Oberlehrer Dölling in Leipzig glaubt, das Sprichwort in der Vita Bennonitz von Hieronym. Emsen vom Jahre 1519 gefunden zu haben. Die betreffende Stelle in der Ausgabe Lips. 1512, Cap. 29 lautet: In certis agrorum Semitis, quas ille ibidem more suo post divini officii pensum deambulando meditandoque pedibus suis sanctissimis calcavit, frumentum adhuc hodie citius flavescit maturescitque precox, ubi Benno ambulavit. Der meissner Bischof Benno (gest. 1107) hat sich grosse Verdienste um den Anbau des Elbthals erworben, und noch heute nach mehr als sieben Jahrhunderten lebt er im Gedächtniss der Bevölkerung. An ihn erinnert der

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[[478]/0490] Belgrad. Lieber Belgrad stürmen als solch Zeug trinken, sagte Prinz Eugen. Diese Rede soll folgende Entstehung haben. In den Weinlanden wehrte man sich in älterer Zeit gegen die Fabrikation von Bier. So verbot auch der Magistrat von Reutlingen 1697 die „Sudelei des Bierbrauens“ auf das strengste, ohne dass es viel half. Die Bierbrauer rächten sich in ihrer Weise; so sollen sie viele Jahre nach jenem Verbot auch folgende Geschichte erfunden und verbreitet haben. Zu jener Zeit sei der „Prinz Eugen der edle Ritter“ die Stadt Reutlingen passirt, und man habe beschlossen, ihn wegen seiner Türkensiege festlich zu empfangen. Nach damaliger Sitte musste der Bürgermeister an der Spitze der Stadtreiter dem Ehrengaste bis vor das Thor entgegengehen, und ihm einen silbernen Pokal des besten Weins, den die Stadt in ihrem Weichbilde erzeugte, überreichen; der Gast aber musste diese Gabe in einem Zuge leeren und behielt dann den Pokal als Geschenk. Als der Prinz den Pokal ausgetrunken und die übliche Nagelprobe gemacht hatte, seufzte er tief und sprach: Lieber will ich noch einmal Belgrad stürmen, als wieder solches Zeug trinken. (Vgl. Westermann, Monatsschrift, S. 170.) Beliebt. 4 Beliebt macht eine süsse Zunge. Lat.: Fauce manet quavis gustus proca lingua suauis. (Reuterdahl, 321.) Schwed.: Ae aer sötgaern tunga i hwars mans hööse. (Reuterdahl, 321.) Beliegen. *1 De beliggt dat, wî Schmödt's Jung den Heigster. – Frischbier, II, 338. Beligge(n) – beliegen = auf etwas liegen, es unter sich haben; über einer Sache liegen, sich eifrig damit beschäftigen. *2 He beliggt em, wie Maschke den Ossen. (Danziger Nehrung.) – Frischbier, I, 316. Belifan. * Er ist ein Belifan. (Ostpr.) – Frischbier, II, 339. Ein unbeholfener, ungeschickter Mensch. Nach dem Deutschen Reichs- und Preussischen Reichsanzeiger, 1875, Nr. 7 ist das Wort Belifan durch Ober-Tribunal-Erkenntniss vom 20. November 1874 als eine Beleidigung erkannt worden. Bellen. 7 Bellen und Beissen soll man den Hunden überlassen. Lat.: Facundiam caninam ne exerceas. (Sailer, Sprüche, 182, 85.) 8 Im Bellen fällt dem Hunde die Beute aus dem Munde. Lat.: Cani lutranti praeda facile elabitur. (Sailer, Sprüche, 44.) 9 Wer bellt, der meldt. (Oberösterr.) 10 Wer viel billt (lärmt), füllet den Leib mit Wind. – Schmeller. *11 Belle dagh iarst iar dü batst. (Amrum.) – Haupt, 358, 116. Belle doch erst, ehe du beissest. *12 Dä hät sich en Bäll an den hals gehangen. (Bedburg.) Ausgang mit schlimmen Folgen. Bellmann. Dat hitt Otto Bellmann, säg'n se in Barlin. – Schlingmann, 91. Belohnung. 1 Gute Belohnung macht willige arbeiter. – Henisch, 97, 28. 2 Ob man verzeucht belohnung langk, thu guts, es find doch etwa danck. – Loci comm., 79. Lat.: Fac bene, seruitium quia non perit undique gratum. Belzer. Wenn es den Belzer1 auf die Hand regnet, soll er sich lieber ins Bett legen. (Franken.) 1) Baumveredler. Ueber Belzen vgl. Grimm und Weigand. Bemachen. * Er bemacht sich in der Chochmch (Weisheit). (Jüd.-deutsch.) Er macht aus Ueberklugheit dumme Streiche, schadet sich aus zu grosser Vorsicht. Bembembelenstag. * Am Bembembelenstag, wenn d' Eule bocket. Soll irgendetwas geschehen (d. h.) nie. Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wann? Oder: wann wird's geschehen? Fragt man: Wann ist der Bembembelenstag? so lautet die Antwort: Wenn die Eule bocket. Bemitleiden. Wer andere bemitleidet, bemitleidet sich selbst. Bemuttern. * Bemuttert (oder bevatert) werden. Von jüngern Personen, die auf Bällen, Reisen u. s. w. unter der Aufsicht und Leitung einer ältern stehen. Benachten. Wer nicht da benachtet, soll auch nicht da betagen, und wer nicht überwintert, mag auch nicht übersommern. (S. Mann 486.) – Graf, 69, 47. Mhd.: Wer nicht da benachtet, sall auch niet da betagen, und wer niet da bewintret, sall ouch niet da besommern. (Grimm, Wb. I, 432.) Benedicite. *4 Ein kurz Benedicite und ein lang Gratias. Dän.: Kort Benedicite, lang Gratias. (Prov. dan., 4614.) Benedictiner. 3 Die Benedictiner fragen wenig nach dem Benedicite. – Reichenberger Zeitung 1871, No. 143. 4 Die Benedictiner lieben Reichthum, Hader und Trunk, aber nicht Arbeit, Keuschheit und Zucht. – Junker und Pfaffe, II, 364. *5 Es ist wie wenn's die Benedictiner von Hirschau gesegnet hätten. „Diese segneten das nahe Bad Liebenzell so kräftig, dass weder Frau noch Mädchen ohne Hoffnung von dannen ging, und ein Schwabe einst Frau, Tochter, Magd und Hund in andern Umständen zurückerhielt.“ (Klosterspiegel, 46, 6.) Benedictus. 5 Benedikt hat's Babbl geschlickt, hat nu nöt gnua, möss a no d' Kua. (Rott-Thal.) 6 Gute Nacht, Benedikt, sagte der Mönch, hing die Kutte an den Nagel und nahm ein Weib. – Klosterspiegel, 36, 9. 7 Sanct Benedikt macht de Bölle1 dick. (Luzern.) 1) Im Allgemeinen die Wurzel der Zwiebelgewächse, besonders, wie hier, die Zwiebel. Benehmen. * Das benimmt ihm Niemand als der Schobant (vespillo). – Eisel, 554. Beneiden. 1 Holl.: Idt is beter beniedt, als beklaegt. 3 Mancher beneydet dass hie suydt (sieht) vnd moiss doch lyden, dass geschuydt. – Weinsberg, 51. 4 Mögen sie mich beneiden und hassen, ich gehe ruhig meine Strassen. Holl.: Laat ze mij benijden en haten, ik ga rijden mijner straten. (Harrebomée, II, 312a.) 5 Wer nicht beneidet wird, hat noch nichts Grosses gethan. – Kornmann, V, 7. Beneke. Möt de Gebröder Benekes. (Danzig.) – Frischbier, I, 304. Als die Antwort auf die Frage: Wie bist du hergekommen, d. h. auf den eigenen Beinen, zu Fuss, in dem Sinne: Auf Schusters Rappen. Bengel. 8 Bengel bug' di, Schnöttert snuf' di. – Kern, 1491. 9 Et gavve mich Bäng als ersevde Heng. (Bedburg.) 10 Grober Pengel machts grob. – Lehmann, 329, 67. 11 Met muss nid all Bengel uflese, die eine nachrührt werden. (Luzern.) *12 Hei is ein wahnschapen1 Bengel. (Hildesheim.) – Firmenich I, 185, 17. 1) Misrathener, vom Dän.: vanskabet. Benippen. Er hat sich benippt. (S. Ansehen 29 u. Boden 38.) Benno. *2 Hier ist Benno gegangen. (Meissen.) Um eine hohe Kulturstufe und besondere Fruchtbarkeit eines Landstrichs zu bezeichnen. Herr Oberlehrer Dölling in Leipzig glaubt, das Sprichwort in der Vita Bennonitz von Hieronym. Emsen vom Jahre 1519 gefunden zu haben. Die betreffende Stelle in der Ausgabe Lips. 1512, Cap. 29 lautet: In certis agrorum Semitis, quas ille ibidem more suo post divini officii pensum deambulando meditandoque pedibus suis sanctissimis calcavit, frumentum adhuc hodie citius flavescit maturescitque precox, ubi Benno ambulavit. Der meissner Bischof Benno (gest. 1107) hat sich grosse Verdienste um den Anbau des Elbthals erworben, und noch heute nach mehr als sieben Jahrhunderten lebt er im Gedächtniss der Bevölkerung. An ihn erinnert der

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [478]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/490>, abgerufen am 22.11.2024.