Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Büsi. *2 Hü Bütz1 der Baum uf. (Solothurn.) - Schild, 72, 178. 1) Auch Büssi, Katze. Ausruf des Muthwillens. *3 Leid di, Busi, leid di, hät d' Büri gseit, wo si mit der Katz den Ofen ausg'wüscht hät. - Sutermeister, 41. Buskohl. Von Buskohl deit mi de Leif so sehr (weh), ik et mein Lefent gen Bauskohl wer. - Kern, 942. Der Genuss des Weisskohls soll sehr blähend sein, woraus die Leibschmerzen und die Abneigung gegen den Genuss zu erklären sind. Busse. 10 Dän.: Silde bood sjelden god. (Prov. dan., 498.) 14 Mhd.: Wer sein buose ins alter spart, der hat sein sel nit wol bewart. (Freidank.) (Germania, II, 141b.) 21 Busse ist zuweilen nicht zu spät, aber nie zu früh. Dän.: Penitentse er undertiden ey for sildig, men aldrig for tiilig. (Prov. dan., 454.) 22 Busse und Wette gibt man nicht, da man Leib und Leben verwirkt. - Graf, 321, 163. Mhd.: Buze ooch wette gibt man nicht, da man lib oder haut verwirket. (Sachsenspiegel, III, 50.) 23 Die Bussen gehen und fallen nach den Erbschaften. - Graf, 222, 291. Altfries.: De bote gaen ende fallen na den erfnissen. (Richthofen, 321, 9.) 24 Die grössere Busse thut die kleinere allweg ab. (S. Wundenbusse.) - Graf, 320, 241. Mhd.: Allwägens möge di gröst buss die kleiner dannen than. (Grimm, Weisthümer, I, 217.) 25 Ein jeden Buss vnd vexirt sein Lust. - Petri, II, 199. 26 Heimliche Busse hilft vor Geldbusse. - Graf, 549, 101. Geheime Uebertretungen wurden in der Beichte gerügt und mit geistlicher Busse belegt, blieben aber mit der Oeffentlichkeit verschont. 27 Man gibt niemand Busse als dem Kläger. - Graf, 36. Man hat behauptet, dass, weil der Edelmann geborener Richter war, der, welcher gegen ihn klagte, auch noch Strafe oder Kosten zu zahlen hatte. 28 Niemand hat doppelte Busse zu geben für Eine Sache. - Graf, 320, 231. Altfries.: Nymmen acgh nentwin pina totyelden nerto hebben fan een ro seeck. (Hettema, II, 62.) 29 So manche Busse, so manch Gewette. - Graf, 322, 269. So oft jemand an den Kläger für zugefügten Schaden Busse (Strafe) zu gewähren hatte, musste er auch Gerichtsgebühren (Wette) an das Gericht oder den Richter zahlen. Mhd.: Alse manche busse, als mannych geweth. (Lehmann, II, 3.) 30 Wer die Buss bezahlt, dankt mit einem Toast. - Graf, 321, 253. Altfries.: Di da bethna betelhet, di danck et met ien thoast beer. (Resch, 508, XVI.) 31 Wer will die Buss' aufs Alter sparen, will laufen, wenn der Athem fehlt. - Weingarten, 73. Büssen. 5 Es ist niemand, er habe etwas zu büssen oder zu wandeln. - Graf, 322, 267. "Es ist nyempt er hat nit etpwa ze zuessen, oder zu wandeln." (Würth, 66.) 6 Man soll Jeden büssen nach seiner Würdigkeit. - Graf, 321, 248. Der Schwabenspiegel sagt: "Niemand soll den Leuten gleiche Busse ertheilen, dass man dem Knechte büsse wie dem Herrn und dem Eigenthümer wie dem Freien." Mhd.: Man sal iedem man buezen nach siner werdecheit. (Schwabenspiegel, c. 92.) Bussväter. Bussväter - Busenväter. (S. Beichtvater.) Ph. M. von Aldegondr sagt, "dass die Beichtväter wohl Bauchväter mögen genannt werden, dieweil sie durch die Beicht in untersten vnd innersten Busen der Frawen vnd Döchter sehen vnd tasten können." (Zinkgref, IV, 78.) Butke. 1 Butke = Butzemann, auch: Trommler oder Werber. (Vgl. Das Lied von der Reformationszeit: "Es geht ein Butzenmann im Reich herum" in Menzel's Stimmen der Völker.) *2 Butke bi Butke. - Lyra, 24. Jeder bei seines Gleichen. Bütow. Bütow und Rummelsburg haben zusammen Eine Lerche, die abwechselnd, morgens in Bütow, nachmittags in Rummelsburg singt. - Schmidt, Chaussee, S. 7. Butsch. * Ön Butsch steit de Laus op (an) de Ked. - Frischbier, I, 500. Die Spottgeschichte des Orts erzählt: Die Bauern aus Butsch waren im Kruge zur Schulzenwahl versammelt; es wollte jedoch niemand Schulze werden. Zufällig kroch eine von einem Bettler verlorene Laus auf der Bank. Man kam überein, die Laus auf den Tisch zu setzen und denjenigen als Schulzen anzuerkennen, auf welchen die Laus zukrieche, und dieselbe dann zu fernerem Gebrauch an eine Kette zu legen. Butte (Plattfisch). *11 Nu kön wi Bütt schämen, so lar wi Fisch kaken. - Schütze, I, 190. So sagt man, wenn über Theuerung der Lebensbedürfnisse geklagt wird. *12 Is de Bütt nu gallt? - Schütze, I, 190. So fragt man, wenn jemand sehr gereizt wird, so wie die Bütte, wenn beim Zurichten die Galle aufgeschnitten ward, bitter schmeckt. Bütte. 1 Botte, Butte, überhaupt alles holzerne Geräth. Hier wol die "Dreckbütte", worin der Unrath aus den Häusern gesammelt wird. 2 In alten Butten ist gut baden, man splittert sich nicht daran. - Petri, II, 401. *3 Däs wurd da Butta binda. - Schwäbischer Michel, 258. Das wird den Ausschlag geben. Meist ironisch. *4 Doas zaide woas ai d'r Botte. - Peter, 445. Er vermisst, verlangt etwas sehr. Büttel. *5 Ga so mote dy de Bodel bewaren (slan). - Freybe, 1836 u. 1910. *6 Sie muss des Büttels Flasche tragen. Im Museum der Stadt Bautzen in der Lausitz kann man sie sehen. Es ist kein gläsernes Gefäss, sondern ein Sandstein, wie er im Mittelalter und bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts von Weibern zur Strafe getragen werden musste, namentlich solchen, die durch Streit, Rauferei, Trunksucht u. s. w. ein öffentliches Aergerniss gegeben hatten. Die bautzener Flasche, die früher am Rathhause hing, ist aus Sandstein, 33 Pfund schwer und mit einem eisernen Gehänge versehen, das der zum "Flaschentragen" Verurtheilten um den Hals gelegt wurde. Darauf abgebildet sind zwei keifende Weiber, ringsum steht die Inschrift: "Wenn sich Mägde (s. d.) und Weiber schlagen, müssen sie die Flasche tragen." Noch im Jahre 1678 musste eine Frau mit diesem Steine am Halse dreimal um das bautzener Rathhaus wandern. (Vgl. Daheim, Leipzig 1877, Nr. 4, S. 63, wo sich auch eine Abbildung davon befindet.) Butter. 2 Für Amrum: Haupt, VIII, 366, 248. 3 Bei Tunnicius (181): Botter maket einen sachten sin. (Dat faciles animos esum praedulce butyrum.) Holl.: Botter maact soeten sin. (Tunn., 6, 9.) 15 Holl.: Hand op 't plankje, Geld bij de visch. (Harrebomee, I, 278.) 86 Die Redensart wird bei uns - so wird aus Köthen bemerkt - nicht in dem Sinne: "Er vergeht wie vor Scham" gebraucht, vielmehr: im Gefühl seines Nichts, oder wie ein vergehendes Etwas, ohne Geistesgegenwart und Fassung, unbeholfen, weiss nicht, was zu thun oder zu sagen ist. 96 Butter en Brod is ossen (immer) 't este en 't lauste. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 697, 3. 97 Frische Butter schmeckt besser als alter (fauler) Häring. Lat.: Sincerior putri sapor est alece butiri. (Reuterdahl, 906.) Schwed.: Baetra aer got smör aen swr sildh. (Reuterdahl, 906.) 98 Jeder kauft (will) die Butter für seine Küche. Holl.: Elk wil de boter op sijn koeck hebben. (Cats, 198.) 99 Wär keine Boter up 't Brad smären kan, dei mot eile Brad äten. - Schambach, II, 543. 100 Wenn man keine Butter zum Brote hat, muss man Salz dazu pinken. 101 Wenn's Butter regnet, hat man keine Molle (Mulde). 102 Wer Butter genug hat, der schmalzt sich auch seinen Kohl. Lat.: Cui butiri satis est imbutirabit olus (smorinae ille kolem). (Reuterdahl, 164.) Schwed.: Hwa som ympnith hawer smör han kastar sompt i sin kaal. (Reuterdahl, 164.) [Spaltenumbruch]
Büsi. *2 Hü Bütz1 der Baum uf. (Solothurn.) – Schild, 72, 178. 1) Auch Büssi, Katze. Ausruf des Muthwillens. *3 Lîd di, Busi, lîd di, hät d' Büri gseit, wo si mit der Katz den Ofen ûsg'wüscht hät. – Sutermeister, 41. Buskohl. Von Buskohl deit mi de Lîf so sehr (weh), ik êt mîn Lefent gên Bûskohl wêr. – Kern, 942. Der Genuss des Weisskohls soll sehr blähend sein, woraus die Leibschmerzen und die Abneigung gegen den Genuss zu erklären sind. Busse. 10 Dän.: Silde bood sjelden god. (Prov. dan., 498.) 14 Mhd.: Wer sein buose ins alter spart, der hat sein sel nit wol bewart. (Freidank.) (Germania, II, 141b.) 21 Busse ist zuweilen nicht zu spät, aber nie zu früh. Dän.: Penitentse er undertiden ey for sildig, men aldrig for tiilig. (Prov. dan., 454.) 22 Busse und Wette gibt man nicht, da man Leib und Leben verwirkt. – Graf, 321, 163. Mhd.: Buze ooch wette gibt man nicht, da man lib oder haut verwirket. 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(Schwabenspiegel, c. 92.) Bussväter. Bussväter – Busenväter. (S. Beichtvater.) Ph. M. von Aldegondr sagt, „dass die Beichtväter wohl Bauchväter mögen genannt werden, dieweil sie durch die Beicht in untersten vnd innersten Busen der Frawen vnd Döchter sehen vnd tasten können.“ (Zinkgref, IV, 78.) Butke. 1 Butke = Butzemann, auch: Trommler oder Werber. (Vgl. Das Lied von der Reformationszeit: „Es geht ein Butzenmann im Reich herum“ in Menzel's Stimmen der Völker.) *2 Butke bi Butke. – Lyra, 24. Jeder bei seines Gleichen. Bütow. Bütow und Rummelsburg haben zusammen Eine Lerche, die abwechselnd, morgens in Bütow, nachmittags in Rummelsburg singt. – Schmidt, Chaussee, S. 7. Butsch. * Ön Butsch steit de Lûs op (an) de Kêd. – Frischbier, I, 500. Die Spottgeschichte des Orts erzählt: Die Bauern aus Butsch waren im Kruge zur Schulzenwahl versammelt; es wollte jedoch niemand Schulze werden. Zufällig kroch eine von einem Bettler verlorene Laus auf der Bank. 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Butter. 2 Für Amrum: Haupt, VIII, 366, 248. 3 Bei Tunnicius (181): Botter maket einen sachten sin. (Dat faciles animos esum praedulce butyrum.) Holl.: Botter maact soeten sin. (Tunn., 6, 9.) 15 Holl.: Hand op 't plankje, Geld bij de visch. (Harrebomée, I, 278.) 86 Die Redensart wird bei uns – so wird aus Köthen bemerkt – nicht in dem Sinne: „Er vergeht wie vor Scham“ gebraucht, vielmehr: im Gefühl seines Nichts, oder wie ein vergehendes Etwas, ohne Geistesgegenwart und Fassung, unbeholfen, weiss nicht, was zu thun oder zu sagen ist. 96 Butter en Brôd is ossen (immer) 't êste en 't lûste. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 3. 97 Frische Butter schmeckt besser als alter (fauler) Häring. Lat.: Sincerior putri sapor est alece butiri. (Reuterdahl, 906.) Schwed.: Baetra aer got smör aen swr sildh. (Reuterdahl, 906.) 98 Jeder kauft (will) die Butter für seine Küche. Holl.: Elk wil de boter op sijn koeck hebben. 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Die bautzener Flasche, die früher am Rathhause hing, ist aus Sandstein, 33 Pfund schwer und mit einem eisernen Gehänge versehen, das der zum „Flaschentragen“ Verurtheilten um den Hals gelegt wurde. Darauf abgebildet sind zwei keifende Weiber, ringsum steht die Inschrift: „Wenn sich Mägde (s. d.) und Weiber schlagen, müssen sie die Flasche tragen.“ Noch im Jahre 1678 musste eine Frau mit diesem Steine am Halse dreimal um das bautzener Rathhaus wandern. (Vgl. <hi rendition="#i">Daheim, Leipzig 1877, Nr. 4, S. 63,</hi> wo sich auch eine Abbildung davon befindet.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Butter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et">2 Für Amrum: Haupt, VIII, 366, 248.</p><lb/> <p rendition="#et">3 Bei Tunnicius (181): Botter maket einen sachten sin. (Dat faciles animos esum praedulce butyrum.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Botter maact soeten sin. 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Büsi.
*2 Hü Bütz1 der Baum uf. (Solothurn.) – Schild, 72, 178.
1) Auch Büssi, Katze. Ausruf des Muthwillens.
*3 Lîd di, Busi, lîd di, hät d' Büri gseit, wo si mit der Katz den Ofen ûsg'wüscht hät. – Sutermeister, 41.
Buskohl.
Von Buskohl deit mi de Lîf so sehr (weh), ik êt mîn Lefent gên Bûskohl wêr. – Kern, 942.
Der Genuss des Weisskohls soll sehr blähend sein, woraus die Leibschmerzen und die Abneigung gegen den Genuss zu erklären sind.
Busse.
10 Dän.: Silde bood sjelden god. (Prov. dan., 498.)
14 Mhd.: Wer sein buose ins alter spart, der hat sein sel nit wol bewart. (Freidank.) (Germania, II, 141b.)
21 Busse ist zuweilen nicht zu spät, aber nie zu früh.
Dän.: Penitentse er undertiden ey for sildig, men aldrig for tiilig. (Prov. dan., 454.)
22 Busse und Wette gibt man nicht, da man Leib und Leben verwirkt. – Graf, 321, 163.
Mhd.: Buze ooch wette gibt man nicht, da man lib oder haut verwirket. (Sachsenspiegel, III, 50.)
23 Die Bussen gehen und fallen nach den Erbschaften. – Graf, 222, 291.
Altfries.: De bote gaen ende fallen na den erfnissen. (Richthofen, 321, 9.)
24 Die grössere Busse thut die kleinere allweg ab. (S. Wundenbusse.) – Graf, 320, 241.
Mhd.: Allwägens möge di gröst buss die kleiner dannen than. (Grimm, Weisthümer, I, 217.)
25 Ein jeden Buss vnd vexirt sein Lust. – Petri, II, 199.
26 Heimliche Busse hilft vor Geldbusse. – Graf, 549, 101.
Geheime Uebertretungen wurden in der Beichte gerügt und mit geistlicher Busse belegt, blieben aber mit der Oeffentlichkeit verschont.
27 Man gibt niemand Busse als dem Kläger. – Graf, 36.
Man hat behauptet, dass, weil der Edelmann geborener Richter war, der, welcher gegen ihn klagte, auch noch Strafe oder Kosten zu zahlen hatte.
28 Niemand hat doppelte Busse zu geben für Eine Sache. – Graf, 320, 231.
Altfries.: Nymmen acgh nentwin pina totyelden nerto hebben fan een ro seeck. (Hettema, II, 62.)
29 So manche Busse, so manch Gewette. – Graf, 322, 269.
So oft jemand an den Kläger für zugefügten Schaden Busse (Strafe) zu gewähren hatte, musste er auch Gerichtsgebühren (Wette) an das Gericht oder den Richter zahlen.
Mhd.: Alse manche busse, als mannych geweth. (Lehmann, II, 3.)
30 Wer die Buss bezahlt, dankt mit einem Toast. – Graf, 321, 253.
Altfries.: Di da bethna betelhet, di danck et met ien thoast bêer. (Resch, 508, XVI.)
31 Wer will die Buss' aufs Alter sparen, will laufen, wenn der Athem fehlt. – Weingarten, 73.
Büssen.
5 Es ist niemand, er habe etwas zu büssen oder zu wandeln. – Graf, 322, 267.
„Es ist nyempt er hat nit etpwa ze zuessen, oder zu wandeln.“ (Würth, 66.)
6 Man soll Jeden büssen nach seiner Würdigkeit. – Graf, 321, 248.
Der Schwabenspiegel sagt: „Niemand soll den Leuten gleiche Busse ertheilen, dass man dem Knechte büsse wie dem Herrn und dem Eigenthümer wie dem Freien.“
Mhd.: Man sal iedem man buezen nach siner werdecheit. (Schwabenspiegel, c. 92.)
Bussväter.
Bussväter – Busenväter. (S. Beichtvater.)
Ph. M. von Aldegondr sagt, „dass die Beichtväter wohl Bauchväter mögen genannt werden, dieweil sie durch die Beicht in untersten vnd innersten Busen der Frawen vnd Döchter sehen vnd tasten können.“ (Zinkgref, IV, 78.)
Butke.
1 Butke = Butzemann, auch: Trommler oder Werber. (Vgl. Das Lied von der Reformationszeit: „Es geht ein Butzenmann im Reich herum“ in Menzel's Stimmen der Völker.)
*2 Butke bi Butke. – Lyra, 24.
Jeder bei seines Gleichen.
Bütow.
Bütow und Rummelsburg haben zusammen Eine Lerche, die abwechselnd, morgens in Bütow, nachmittags in Rummelsburg singt. – Schmidt, Chaussee, S. 7.
Butsch.
* Ön Butsch steit de Lûs op (an) de Kêd. – Frischbier, I, 500.
Die Spottgeschichte des Orts erzählt: Die Bauern aus Butsch waren im Kruge zur Schulzenwahl versammelt; es wollte jedoch niemand Schulze werden. Zufällig kroch eine von einem Bettler verlorene Laus auf der Bank. Man kam überein, die Laus auf den Tisch zu setzen und denjenigen als Schulzen anzuerkennen, auf welchen die Laus zukrieche, und dieselbe dann zu fernerem Gebrauch an eine Kette zu legen.
Butte (Plattfisch).
*11 Nu kön wi Bütt schämen, so lâr wi Fisch kâken. – Schütze, I, 190.
So sagt man, wenn über Theuerung der Lebensbedürfnisse geklagt wird.
*12 Is de Bütt nu gallt? – Schütze, I, 190.
So fragt man, wenn jemand sehr gereizt wird, so wie die Bütte, wenn beim Zurichten die Galle aufgeschnitten ward, bitter schmeckt.
Bütte.
1 Botte, Butte, überhaupt alles hôlzerne Geräth. Hier wol die „Dreckbütte“, worin der Unrath aus den Häusern gesammelt wird.
2 In alten Butten ist gut baden, man splittert sich nicht daran. – Petri, II, 401.
*3 Däs wurd da Butta binda. – Schwäbischer Michel, 258.
Das wird den Ausschlag geben. Meist ironisch.
*4 Doas zaide woas ai d'r Botte. – Peter, 445.
Er vermisst, verlangt etwas sehr.
Büttel.
*5 Ga so mote dy de Bodel bewaren (slan). – Freybe, 1836 u. 1910.
*6 Sie muss des Büttels Flasche tragen.
Im Museum der Stadt Bautzen in der Lausitz kann man sie sehen. Es ist kein gläsernes Gefäss, sondern ein Sandstein, wie er im Mittelalter und bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts von Weibern zur Strafe getragen werden musste, namentlich solchen, die durch Streit, Rauferei, Trunksucht u. s. w. ein öffentliches Aergerniss gegeben hatten. Die bautzener Flasche, die früher am Rathhause hing, ist aus Sandstein, 33 Pfund schwer und mit einem eisernen Gehänge versehen, das der zum „Flaschentragen“ Verurtheilten um den Hals gelegt wurde. Darauf abgebildet sind zwei keifende Weiber, ringsum steht die Inschrift: „Wenn sich Mägde (s. d.) und Weiber schlagen, müssen sie die Flasche tragen.“ Noch im Jahre 1678 musste eine Frau mit diesem Steine am Halse dreimal um das bautzener Rathhaus wandern. (Vgl. Daheim, Leipzig 1877, Nr. 4, S. 63, wo sich auch eine Abbildung davon befindet.)
Butter.
2 Für Amrum: Haupt, VIII, 366, 248.
3 Bei Tunnicius (181): Botter maket einen sachten sin. (Dat faciles animos esum praedulce butyrum.)
Holl.: Botter maact soeten sin. (Tunn., 6, 9.)
15 Holl.: Hand op 't plankje, Geld bij de visch. (Harrebomée, I, 278.)
86 Die Redensart wird bei uns – so wird aus Köthen bemerkt – nicht in dem Sinne: „Er vergeht wie vor Scham“ gebraucht, vielmehr: im Gefühl seines Nichts, oder wie ein vergehendes Etwas, ohne Geistesgegenwart und Fassung, unbeholfen, weiss nicht, was zu thun oder zu sagen ist.
96 Butter en Brôd is ossen (immer) 't êste en 't lûste. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 3.
97 Frische Butter schmeckt besser als alter (fauler) Häring.
Lat.: Sincerior putri sapor est alece butiri. (Reuterdahl, 906.)
Schwed.: Baetra aer got smör aen swr sildh. (Reuterdahl, 906.)
98 Jeder kauft (will) die Butter für seine Küche.
Holl.: Elk wil de boter op sijn koeck hebben. (Cats, 198.)
99 Wär keine Boter up 't Brâd smären kan, dei mot île Brâd äten. – Schambach, II, 543.
100 Wenn man keine Butter zum Brote hat, muss man Salz dazu pinken.
101 Wenn's Butter regnet, hat man keine Molle (Mulde).
102 Wer Butter genug hat, der schmalzt sich auch seinen Kohl.
Lat.: Cui butiri satis est imbutirabit olus (smorinae ille kolem). (Reuterdahl, 164.)
Schwed.: Hwa som ympnith hawer smör han kastar sompt i sin kaal. (Reuterdahl, 164.)
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