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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] Ausdruck auf einer Vorschrift des heiligen Franziskus, der das Gleichniss brauchte: >Nehmt einen Leichnam, legt ihn, wohin ihr wollt, er wird niemals murren, widerstreben und den Gehorsam verweigern; das ist der wahre christliche Gehorsam.<"


Caland.

Einen Caland halten.

Von den Calandsbrüdern, gewissen geistlichen Brüderschaften und Verbindungen von Laien und Geistlichen im Mittelalter (aus der Zeit 1220), die am ersten Tage jedes Monats (Calands- oder Kalenderbrüder von Calendae) zusammenkamen und verordneten, was monatlich für Feste zu begehen, welche Fasten zu halten, was für Almosen auszutheilen u. s. w. wären. Bei ihren Zusammenkünften hielten sie grosse Mahlzeiten, bei denen in späterer Zeit oft grosse Unordnungen entstanden, so dass es sprichwörtlich ward: man hätte einen grossen Caland, oder er kalandert die ganze Woche. Diese zügellosen Mahlzeiten scheinen auch die Aufhebung der Brüderschaften herbeigeführt zu haben.


Calembourg (s. Kalauer).

Callies.

* Er muss nach Callies geschickt werden, damit ihm der Fletz abgeschliffen werde.

So sagt man in Hinterpommern von einem ungeschliffenen Menschen, da sich in Callies eine Schleifmühle befindet.


Callotist.

* Es ist ein Callotist.

Diese Redensart hat ihren Ursprung in Frankreich, wo sie während der Revolution als Schimpfwort galt. Callotisten nannte man dort die Mitglieder einer Gesellschaft von Witzbolden, die sich unter Ludwig XIV. gebildet hatten, um die Sittenverderbniss durch Spott zu bekämpfen, und die unter dem Ministerium Fleury aufgehoben wurde. Wer sich einer Lächerlichkeit oder einer Dummheit schuldig gemacht hatte, erhielt ein Käppchen (calotte) zugesandt. Calottenwirthschaft hiess in Frankreich während der Restauration die damalige Priesterherrschaft von regime de la calotte. (Priesterkäppchen.)


Camminer.

* Die Camminer heissen Plunderköppe. (S. Eselsfresser.) - Schmidt, Jubelschrift, 6.


Canalisation.

Ist das Canalisation oder Abfuhr? fragte Don Carlos, als er über die französische Grenze geschoben wurde.

Der Prinz, welcher in einigen spanischen Provinzen den Bürgerkrieg gegen die rechtmässige Regierung geführt hatte und in Frankreich als Flüchtling lebte, von wo er nur Unruhen in Frankreich und Spanien erregen wollte. Die französische Regierung liess ihn im Mai 1877 über die Grenze bringen. Die Ausdrücke Abfuhr u. s. w. beziehen sich auf die in den Städten zu derselben Zeit behandelte Frage, welcher von beiden Wegen (welches von beiden Systemen) den Vorzug habe.


Canossa.

Nach Canossa gehen wir nicht!

In den Zittauer Nachrichten vom 29. Juli 1875 Nr. 173 Beilage, heisst es: Das braunschweigische Staatsministerium hat die Erlaubniss ertheilt, dass auf dem grossen Burgberge bei Harzburg die Spitzsäule zum Andenken an die Worte Bismarck's: "Nach Canossa gehen wir nicht!" errichtet werde. Es sollte damit ausgedrückt werden, dass sich der Staat der römischen Kirchenherrschaft nicht unterwerfen werde.


Cantate.

1 Cantate Canticum, aus der Kante, dass die Noten auf den Boden fallen, singen die Mönche am liebsten. - Klosterspiegel, 72, 13.

Einem das Cantate legen. - Fischer, Psalter, 7d; Mathesy, Historia Jesu II, XXIa; Dietrich, I, 435.


Capitol.

* Einem das Capitol zurecht setzen.

"Sie wird nicht zu blöde sein, auch das capitolium zurecht zu setzen." (Köhler, 63, 7.) - "Es ist bei den Purschen nicht, dass man das Capitolium stützt und härmt sich krank zu Tode." Studentenlied im Neuvermehrten Bergliederbüchlein, S. 161, Nr. 134. "Er schmiss mich mit einem grossen Stein oben auf mein Capytol, dass mich der Schwindel ankam." (Köhler, Englische Comödie, I, Bd. 1, 230.)


Capucinade.

Es ist eine Capucinade.

Der Ausdruck stammt wol offenbar aus der Capucinerpredigt in Wallensteins Lager von Schiller.


Caput.

* Caput is kein Kamsol. (Lehr, bei Braunschweig.)


Caracho.

* Caracho, Beine los. (Angerburg.) - Frischbier, I, 520.


[Spaltenumbruch]
Carneval.

2 Im Carneval gelten die Scherze all.

It.: Di carnevale ogni scherzo vale.

3 Ist der Carneval der Laien vorbei, so beginnt der Carneval der Priester. (Römisch.)


Carresiren.

* Die carresirt wie ein rother Hund. (Rott-Thal.)


Carthauss.

* Einen bei der Carthauss fassen. - Dietrich, I, 566; Simplic. I, 181.


Cäsar.

1 Aut Caesar, aut Kasperl. (Ulm.)

"Aut Caesar, aut nihil, aut Maelzenbräuer im Lobe nicht." (Frischbier, 2634.)

2 Cäser oder Michel.

Lat.: Aut Caesar aut Michel. (Mecklenburg, Schiller's Ms.)

3 Du trägst den Cäsar und sein Glück.

Sagte, nach Plutarch, Cäsar zu dem auf stürmischer See verzagenden Bootsmann. (Büchmann, 10. Aufl. S. 263.)

*4 Dem Cäsar die Krone anbieten.

D. h. etwas scheinbar freiwillig thun, was der Betreffende sonst erzwingen würde. Aus Rom 1870: "Allen Anzeigen nach wird dem Cäsar die Krone angeboten werden, der Erzbischof Dr. Manning wird die Ueberzeugung aussprechen, dass des Papsts Wort Gottes Wort sei, was dasselbe ist, das eben der Papst haben will - die Unfehlbarkeit."


Cäsarenwahnsinn.

* Das ist Cäsarenwahnsinn.

Stammt ohne Zweifel aus der geistvollen Entwickelung des Professors in Freytags Verlorener Handschrift 1864, III, 2.


Cascina.

Cascina, Pontedera und Vico, früher oft bewährt, sind jetzt drei Flecken und kein Deut mehr werth.

Sie liegen im pisaner Gebiet und wurden in den Kämpfen der Florentiner und Lucchesen oft belagert, sind aber jetzt ohne Bedeutung.

It.: Cascina, Pontedera e Vico son tre paesi che vagliono un fico. (Giani, 1240.)


Castrogiovanni.

* Castrogiovanni, die Unüberwindliche.

Castro-Giovanni l' insuperabile. Ist auf einem steilen Kalkfelsen erbaut. Wegen ihrer Lage fast inmitten der Insel wird sie auch umbilicus Siciliae, d. i. Nabel Siciliens genannt.


Catalonier.

Die Catalonier ziehen Brot aus den Steinen.

Sacan de piedros panes. Im Mittelalter wetteiferte Catalonien, besonders dessen Hauptstadt Barzelona, mit den italienischen Handelsstädten Genua und Venedig. Wie nun die rührigen Catalonier nach diesem Sprichwort Brot aus Steinen zogen, so zogen sie während ihrer Herrschaft in Italien, wie man dort behauptet, den Bewohnern desselben den letzten Soldo aus der Tasche; daher der Hass der Italiener gegen alle Spanier, wie er sich in vielen Sprichwörtern ausspricht. So behaupten sie: die Justiz vom spanischen Reich verzehre Lamm und Wolle zugleich: La giustizia Catalana mangia la pecora e la lana. (Giani, 327.) Ferner: Ein Mann aus dem spanischen Reich spielt, wo er kann, dir einen Streich: Uomo di Spagna, ti fa sempre qualche magagna. (Giani, 1572.) Mailand, Neapel und Sicilien kamen durch Kaiser Karl V. im Jahre 1555 an Spanien, und erst der spanische Erbfolgekrieg machte 1714 dieser verhassten Herrschaft ein Ende. Aus der unglücklichen Zeit dieser Herrschaft stammt auch das folgende Sprichwort: Der Minister (Vicekönig) von Sicilien nagt, der von Neapel isst, der von Mailand verschlingt: Il ministro di Sicilia rode, quel di Napoli mangia, quel di Milana divora. An jene Missregierung erinnert auch das Sprichwort: Der weiss Italiener Werth nicht anzuschlagen, der nicht zuvor der Spanier Joch getragen: Non conosce l' Italia e non la stima, chi provato non ha la Spagna prima. (Giani, 868.)


Catania.

1 Hätt' Catania einen Hafen am Meer, so wäre Palermo menschenleer.

In neuerer Zeit hat es einen Hafen erhalten.

It.: Se Catania avesse un porto, Palermo sarebbe morto. (Giani, 1384.)

*2 Catania, die Berühmte, die Schöne. (S. Bari.)

Catania illustre, la bella. Sie ist die schönste und freundlichste Stadt Siciliens, hatte früher einen Hafen, der 1698 durch Lavaströme verschüttet wurde.


Caviar.

4 Die Redensart ist aus Shakespeare's Hamlet entlehnt: Caviare to the general. (Büchmann, 10. Aufl. 140.)

6 Es ist Caviar für's Volk.


[Spaltenumbruch] Ausdruck auf einer Vorschrift des heiligen Franziskus, der das Gleichniss brauchte: ›Nehmt einen Leichnam, legt ihn, wohin ihr wollt, er wird niemals murren, widerstreben und den Gehorsam verweigern; das ist der wahre christliche Gehorsam.‹“


Caland.

Einen Caland halten.

Von den Calandsbrüdern, gewissen geistlichen Brüderschaften und Verbindungen von Laien und Geistlichen im Mittelalter (aus der Zeit 1220), die am ersten Tage jedes Monats (Calands- oder Kalenderbrüder von Calendae) zusammenkamen und verordneten, was monatlich für Feste zu begehen, welche Fasten zu halten, was für Almosen auszutheilen u. s. w. wären. Bei ihren Zusammenkünften hielten sie grosse Mahlzeiten, bei denen in späterer Zeit oft grosse Unordnungen entstanden, so dass es sprichwörtlich ward: man hätte einen grossen Caland, oder er kalandert die ganze Woche. Diese zügellosen Mahlzeiten scheinen auch die Aufhebung der Brüderschaften herbeigeführt zu haben.


Calembourg (s. Kalauer).

Callies.

* Er muss nach Callies geschickt werden, damit ihm der Fletz abgeschliffen werde.

So sagt man in Hinterpommern von einem ungeschliffenen Menschen, da sich in Callies eine Schleifmühle befindet.


Callotist.

* Es ist ein Callotist.

Diese Redensart hat ihren Ursprung in Frankreich, wo sie während der Revolution als Schimpfwort galt. Callotisten nannte man dort die Mitglieder einer Gesellschaft von Witzbolden, die sich unter Ludwig XIV. gebildet hatten, um die Sittenverderbniss durch Spott zu bekämpfen, und die unter dem Ministerium Fleury aufgehoben wurde. Wer sich einer Lächerlichkeit oder einer Dummheit schuldig gemacht hatte, erhielt ein Käppchen (calotte) zugesandt. Calottenwirthschaft hiess in Frankreich während der Restauration die damalige Priesterherrschaft von régime de la calotte. (Priesterkäppchen.)


Camminer.

* Die Camminer heissen Plunderköppe. (S. Eselsfresser.)Schmidt, Jubelschrift, 6.


Canalisation.

Ist das Canalisation oder Abfuhr? fragte Don Carlos, als er über die französische Grenze geschoben wurde.

Der Prinz, welcher in einigen spanischen Provinzen den Bürgerkrieg gegen die rechtmässige Regierung geführt hatte und in Frankreich als Flüchtling lebte, von wo er nur Unruhen in Frankreich und Spanien erregen wollte. Die französische Regierung liess ihn im Mai 1877 über die Grenze bringen. Die Ausdrücke Abfuhr u. s. w. beziehen sich auf die in den Städten zu derselben Zeit behandelte Frage, welcher von beiden Wegen (welches von beiden Systemen) den Vorzug habe.


Canossa.

Nach Canossa gehen wir nicht!

In den Zittauer Nachrichten vom 29. Juli 1875 Nr. 173 Beilage, heisst es: Das braunschweigische Staatsministerium hat die Erlaubniss ertheilt, dass auf dem grossen Burgberge bei Harzburg die Spitzsäule zum Andenken an die Worte Bismarck's: „Nach Canossa gehen wir nicht!“ errichtet werde. Es sollte damit ausgedrückt werden, dass sich der Staat der römischen Kirchenherrschaft nicht unterwerfen werde.


Cantate.

1 Cantate Canticum, aus der Kante, dass die Noten auf den Boden fallen, singen die Mönche am liebsten.Klosterspiegel, 72, 13.

Einem das Cantate legen.Fischer, Psalter, 7d; Mathesy, Historia Jesu II, XXIa; Dietrich, I, 435.


Capitol.

* Einem das Capitol zurecht setzen.

„Sie wird nicht zu blöde sein, auch das capitolium zurecht zu setzen.“ (Köhler, 63, 7.) – „Es ist bei den Purschen nicht, dass man das Capitolium stützt und härmt sich krank zu Tode.“ Studentenlied im Neuvermehrten Bergliederbüchlein, S. 161, Nr. 134. „Er schmiss mich mit einem grossen Stein oben auf mein Capytol, dass mich der Schwindel ankam.“ (Köhler, Englische Comödie, I, Bd. 1, 230.)


Capucinade.

Es ist eine Capucinade.

Der Ausdruck stammt wol offenbar aus der Capucinerpredigt in Wallensteins Lager von Schiller.


Caput.

* Caput is kein Kamsol. (Lehr, bei Braunschweig.)


Caracho.

* Caracho, Beine los. (Angerburg.) – Frischbier, I, 520.


[Spaltenumbruch]
Carneval.

2 Im Carneval gelten die Scherze all.

It.: Di carnevale ogni scherzo vale.

3 Ist der Carneval der Laien vorbei, so beginnt der Carneval der Priester. (Römisch.)


Carresiren.

* Die carresirt wie ein rother Hund. (Rott-Thal.)


Carthauss.

* Einen bei der Carthauss fassen.Dietrich, I, 566; Simplic. I, 181.


Cäsar.

1 Aut Caesar, aut Kasperl. (Ulm.)

„Aut Cæsar, aut nihil, aut Maelzenbräuer im Lobe nicht.“ (Frischbier, 2634.)

2 Cäser oder Michel.

Lat.: Aut Caesar aut Michel. (Mecklenburg, Schiller's Ms.)

3 Du trägst den Cäsar und sein Glück.

Sagte, nach Plutarch, Cäsar zu dem auf stürmischer See verzagenden Bootsmann. (Büchmann, 10. Aufl. S. 263.)

*4 Dem Cäsar die Krone anbieten.

D. h. etwas scheinbar freiwillig thun, was der Betreffende sonst erzwingen würde. Aus Rom 1870: „Allen Anzeigen nach wird dem Cäsar die Krone angeboten werden, der Erzbischof Dr. Manning wird die Ueberzeugung aussprechen, dass des Papsts Wort Gottes Wort sei, was dasselbe ist, das eben der Papst haben will – die Unfehlbarkeit.“


Cäsarenwahnsinn.

* Das ist Cäsarenwahnsinn.

Stammt ohne Zweifel aus der geistvollen Entwickelung des Professors in Freytags Verlorener Handschrift 1864, III, 2.


Cascina.

Cascina, Pontedera und Vico, früher oft bewährt, sind jetzt drei Flecken und kein Deut mehr werth.

Sie liegen im pisaner Gebiet und wurden in den Kämpfen der Florentiner und Lucchesen oft belagert, sind aber jetzt ohne Bedeutung.

It.: Cascina, Pontedera e Vico son tre paesi che vagliono un fico. (Giani, 1240.)


Castrogiovanni.

* Castrogiovanni, die Unüberwindliche.

Castro-Giovanni l' insuperabile. Ist auf einem steilen Kalkfelsen erbaut. Wegen ihrer Lage fast inmitten der Insel wird sie auch umbilicus Siciliae, d. i. Nabel Siciliens genannt.


Catalonier.

Die Catalonier ziehen Brot aus den Steinen.

Sacan de piedros panes. Im Mittelalter wetteiferte Catalonien, besonders dessen Hauptstadt Barzelona, mit den italienischen Handelsstädten Genua und Venedig. Wie nun die rührigen Catalonier nach diesem Sprichwort Brot aus Steinen zogen, so zogen sie während ihrer Herrschaft in Italien, wie man dort behauptet, den Bewohnern desselben den letzten Soldo aus der Tasche; daher der Hass der Italiener gegen alle Spanier, wie er sich in vielen Sprichwörtern ausspricht. So behaupten sie: die Justiz vom spanischen Reich verzehre Lamm und Wolle zugleich: La giustizia Catalana mangia la pecora e la lana. (Giani, 327.) Ferner: Ein Mann aus dem spanischen Reich spielt, wo er kann, dir einen Streich: Uomo di Spagna, ti fa sempre qualche magagna. (Giani, 1572.) Mailand, Neapel und Sicilien kamen durch Kaiser Karl V. im Jahre 1555 an Spanien, und erst der spanische Erbfolgekrieg machte 1714 dieser verhassten Herrschaft ein Ende. Aus der unglücklichen Zeit dieser Herrschaft stammt auch das folgende Sprichwort: Der Minister (Vicekönig) von Sicilien nagt, der von Neapel isst, der von Mailand verschlingt: Il ministro di Sicilia rode, quel di Napoli mangia, quel di Milana divora. An jene Missregierung erinnert auch das Sprichwort: Der weiss Italiener Werth nicht anzuschlagen, der nicht zuvor der Spanier Joch getragen: Non conosce l' Italia e non la stima, chi provato non ha la Spagna prima. (Giani, 868.)


Catania.

1 Hätt' Catania einen Hafen am Meer, so wäre Palermo menschenleer.

In neuerer Zeit hat es einen Hafen erhalten.

It.: Se Catania avesse un porto, Palermo sarebbe morto. (Giani, 1384.)

*2 Catania, die Berühmte, die Schöne. (S. Bari.)

Catania illustre, la bella. Sie ist die schönste und freundlichste Stadt Siciliens, hatte früher einen Hafen, der 1698 durch Lavaströme verschüttet wurde.


Caviar.

4 Die Redensart ist aus Shakespeare's Hamlet entlehnt: Caviare to the general. (Büchmann, 10. Aufl. 140.)

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[[548]/0560] Ausdruck auf einer Vorschrift des heiligen Franziskus, der das Gleichniss brauchte: ›Nehmt einen Leichnam, legt ihn, wohin ihr wollt, er wird niemals murren, widerstreben und den Gehorsam verweigern; das ist der wahre christliche Gehorsam.‹“ Caland. Einen Caland halten. Von den Calandsbrüdern, gewissen geistlichen Brüderschaften und Verbindungen von Laien und Geistlichen im Mittelalter (aus der Zeit 1220), die am ersten Tage jedes Monats (Calands- oder Kalenderbrüder von Calendae) zusammenkamen und verordneten, was monatlich für Feste zu begehen, welche Fasten zu halten, was für Almosen auszutheilen u. s. w. wären. Bei ihren Zusammenkünften hielten sie grosse Mahlzeiten, bei denen in späterer Zeit oft grosse Unordnungen entstanden, so dass es sprichwörtlich ward: man hätte einen grossen Caland, oder er kalandert die ganze Woche. Diese zügellosen Mahlzeiten scheinen auch die Aufhebung der Brüderschaften herbeigeführt zu haben. Calembourg (s. Kalauer). Callies. * Er muss nach Callies geschickt werden, damit ihm der Fletz abgeschliffen werde. So sagt man in Hinterpommern von einem ungeschliffenen Menschen, da sich in Callies eine Schleifmühle befindet. Callotist. * Es ist ein Callotist. Diese Redensart hat ihren Ursprung in Frankreich, wo sie während der Revolution als Schimpfwort galt. Callotisten nannte man dort die Mitglieder einer Gesellschaft von Witzbolden, die sich unter Ludwig XIV. gebildet hatten, um die Sittenverderbniss durch Spott zu bekämpfen, und die unter dem Ministerium Fleury aufgehoben wurde. Wer sich einer Lächerlichkeit oder einer Dummheit schuldig gemacht hatte, erhielt ein Käppchen (calotte) zugesandt. Calottenwirthschaft hiess in Frankreich während der Restauration die damalige Priesterherrschaft von régime de la calotte. (Priesterkäppchen.) Camminer. * Die Camminer heissen Plunderköppe. (S. Eselsfresser.) – Schmidt, Jubelschrift, 6. Canalisation. Ist das Canalisation oder Abfuhr? fragte Don Carlos, als er über die französische Grenze geschoben wurde. Der Prinz, welcher in einigen spanischen Provinzen den Bürgerkrieg gegen die rechtmässige Regierung geführt hatte und in Frankreich als Flüchtling lebte, von wo er nur Unruhen in Frankreich und Spanien erregen wollte. Die französische Regierung liess ihn im Mai 1877 über die Grenze bringen. Die Ausdrücke Abfuhr u. s. w. beziehen sich auf die in den Städten zu derselben Zeit behandelte Frage, welcher von beiden Wegen (welches von beiden Systemen) den Vorzug habe. Canossa. Nach Canossa gehen wir nicht! In den Zittauer Nachrichten vom 29. Juli 1875 Nr. 173 Beilage, heisst es: Das braunschweigische Staatsministerium hat die Erlaubniss ertheilt, dass auf dem grossen Burgberge bei Harzburg die Spitzsäule zum Andenken an die Worte Bismarck's: „Nach Canossa gehen wir nicht!“ errichtet werde. Es sollte damit ausgedrückt werden, dass sich der Staat der römischen Kirchenherrschaft nicht unterwerfen werde. Cantate. 1 Cantate Canticum, aus der Kante, dass die Noten auf den Boden fallen, singen die Mönche am liebsten. – Klosterspiegel, 72, 13. Einem das Cantate legen. – Fischer, Psalter, 7d; Mathesy, Historia Jesu II, XXIa; Dietrich, I, 435. Capitol. * Einem das Capitol zurecht setzen. „Sie wird nicht zu blöde sein, auch das capitolium zurecht zu setzen.“ (Köhler, 63, 7.) – „Es ist bei den Purschen nicht, dass man das Capitolium stützt und härmt sich krank zu Tode.“ Studentenlied im Neuvermehrten Bergliederbüchlein, S. 161, Nr. 134. „Er schmiss mich mit einem grossen Stein oben auf mein Capytol, dass mich der Schwindel ankam.“ (Köhler, Englische Comödie, I, Bd. 1, 230.) Capucinade. Es ist eine Capucinade. Der Ausdruck stammt wol offenbar aus der Capucinerpredigt in Wallensteins Lager von Schiller. Caput. * Caput is kein Kamsol. (Lehr, bei Braunschweig.) Caracho. * Caracho, Beine los. (Angerburg.) – Frischbier, I, 520. Carneval. 2 Im Carneval gelten die Scherze all. It.: Di carnevale ogni scherzo vale. 3 Ist der Carneval der Laien vorbei, so beginnt der Carneval der Priester. (Römisch.) Carresiren. * Die carresirt wie ein rother Hund. (Rott-Thal.) Carthauss. * Einen bei der Carthauss fassen. – Dietrich, I, 566; Simplic. I, 181. Cäsar. 1 Aut Caesar, aut Kasperl. (Ulm.) „Aut Cæsar, aut nihil, aut Maelzenbräuer im Lobe nicht.“ (Frischbier, 2634.) 2 Cäser oder Michel. Lat.: Aut Caesar aut Michel. (Mecklenburg, Schiller's Ms.) 3 Du trägst den Cäsar und sein Glück. Sagte, nach Plutarch, Cäsar zu dem auf stürmischer See verzagenden Bootsmann. (Büchmann, 10. Aufl. S. 263.) *4 Dem Cäsar die Krone anbieten. D. h. etwas scheinbar freiwillig thun, was der Betreffende sonst erzwingen würde. Aus Rom 1870: „Allen Anzeigen nach wird dem Cäsar die Krone angeboten werden, der Erzbischof Dr. Manning wird die Ueberzeugung aussprechen, dass des Papsts Wort Gottes Wort sei, was dasselbe ist, das eben der Papst haben will – die Unfehlbarkeit.“ Cäsarenwahnsinn. * Das ist Cäsarenwahnsinn. Stammt ohne Zweifel aus der geistvollen Entwickelung des Professors in Freytags Verlorener Handschrift 1864, III, 2. Cascina. Cascina, Pontedera und Vico, früher oft bewährt, sind jetzt drei Flecken und kein Deut mehr werth. Sie liegen im pisaner Gebiet und wurden in den Kämpfen der Florentiner und Lucchesen oft belagert, sind aber jetzt ohne Bedeutung. It.: Cascina, Pontedera e Vico son tre paesi che vagliono un fico. (Giani, 1240.) Castrogiovanni. * Castrogiovanni, die Unüberwindliche. Castro-Giovanni l' insuperabile. Ist auf einem steilen Kalkfelsen erbaut. Wegen ihrer Lage fast inmitten der Insel wird sie auch umbilicus Siciliae, d. i. Nabel Siciliens genannt. Catalonier. Die Catalonier ziehen Brot aus den Steinen. Sacan de piedros panes. Im Mittelalter wetteiferte Catalonien, besonders dessen Hauptstadt Barzelona, mit den italienischen Handelsstädten Genua und Venedig. Wie nun die rührigen Catalonier nach diesem Sprichwort Brot aus Steinen zogen, so zogen sie während ihrer Herrschaft in Italien, wie man dort behauptet, den Bewohnern desselben den letzten Soldo aus der Tasche; daher der Hass der Italiener gegen alle Spanier, wie er sich in vielen Sprichwörtern ausspricht. So behaupten sie: die Justiz vom spanischen Reich verzehre Lamm und Wolle zugleich: La giustizia Catalana mangia la pecora e la lana. (Giani, 327.) Ferner: Ein Mann aus dem spanischen Reich spielt, wo er kann, dir einen Streich: Uomo di Spagna, ti fa sempre qualche magagna. (Giani, 1572.) Mailand, Neapel und Sicilien kamen durch Kaiser Karl V. im Jahre 1555 an Spanien, und erst der spanische Erbfolgekrieg machte 1714 dieser verhassten Herrschaft ein Ende. Aus der unglücklichen Zeit dieser Herrschaft stammt auch das folgende Sprichwort: Der Minister (Vicekönig) von Sicilien nagt, der von Neapel isst, der von Mailand verschlingt: Il ministro di Sicilia rode, quel di Napoli mangia, quel di Milana divora. An jene Missregierung erinnert auch das Sprichwort: Der weiss Italiener Werth nicht anzuschlagen, der nicht zuvor der Spanier Joch getragen: Non conosce l' Italia e non la stima, chi provato non ha la Spagna prima. (Giani, 868.) Catania. 1 Hätt' Catania einen Hafen am Meer, so wäre Palermo menschenleer. In neuerer Zeit hat es einen Hafen erhalten. It.: Se Catania avesse un porto, Palermo sarebbe morto. (Giani, 1384.) *2 Catania, die Berühmte, die Schöne. (S. Bari.) Catania illustre, la bella. Sie ist die schönste und freundlichste Stadt Siciliens, hatte früher einen Hafen, der 1698 durch Lavaströme verschüttet wurde. Caviar. 4 Die Redensart ist aus Shakespeare's Hamlet entlehnt: Caviare to the general. (Büchmann, 10. Aufl. 140.) 6 Es ist Caviar für's Volk.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [548]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/560>, abgerufen am 22.11.2024.