Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 76 Ist ein Deutscher im Harnisch, bringen ihn auch Tonnen Paternoster nicht wieder heraus. - Einfälle, 560. In einem Anfall von Jähzorn das Vaterunser oder das Alphabet Buchstabe für Buchstabe auszusprechen, war ehedem ein beliebtes Mittel dagegen, das auch von den Geistlichen häufig empfohlen wurde. 77 Man sucht die Deutschen durch Deutsche zu vertilgen. - Opel, 381. 78 Mancher will den Teutschen vmb wälschen vertauschen. - Lehmann, 687, 7. 79 Mit den Deutschen mach dir freundschaft und fleuch dabei ihr Nachbarschaft. 80 Seht doch, der Deutsche will klüger sein als der Litauer. - Frischbier, 4200. Ein Lieblingswort der Litauer: Sztay, Wokaitys jau taip iszmannas, kaip Lietuwiniks. Schon Lepner erzählt (S. 54), dass sie sich "vor sehr kluge Leute halten und darum sagen: die Deutschen werden bald so klug sein, wie wir." 81 Teutsche spielen kein ander Spiel denn den offen Rausch. - Einfälle, 223. 82 Was der Deutsche bezahlt, das isst er auch. (Köthen.) 83 Was der Deutsche verspricht, das hält er. Das behaupten andere Völker ebenfalls von sich, z. B. die Böhmen: Cech di, Cech splni. - Pripovedi sve za dost cin. - Co mluvis a pripovis, to taki cin. - Co komu pripovis, tomu dosti cin. (Rybicka, 2877, 2880-82.) 84 Wenn ein Teutscher den andern Monsieur nennt, so will er denselben nicht gern uff rechtschaffen Teutsch einen Herrn heissen, sondern viel lieber einen Narren. - Grimmelshausen, Teutscher Michel. 85 Wir Deutschen haben viel grobe Sprichwörter, aber gute Meinungen. - Simrock, 9780. 86 Wo ein Deutscher wohnt, da zieht ein Deutscher zu. Von Niederlassungen der Deutschen im Auslande; die nachwandernden lassen sich gern bei ihren vorausgegangenen Landsleuten nieder. Es gilt dies aber nicht blos von Deutschen im allgemeinen, sondern von den verschiedenen Stämmen derselben insbesondere, von Schwaben, Baiern u. s. w., die sich gern in der Nähe ihrer besondern Landsleute niederlassen oder, wie in Neuyork, dasselbe Gesellschaftshaus besuchen. Dies Gefühl der Zusammengehörigkeit findet sich aber auch bei andern Völkern, z. B. den Franzosen. Die Bretonen, die ihr Land, die Bretagne, fremden Elementen am hartnäckigsten verschlossen. Der Auvergnate ist am heitersten in Gesellschaft seiner Stammesgenossen. Es heisst dann sprichwörtlich: "In dieser Gesellschaft war es herrlich; da gab es weder Herren noch Damen, sondern blos Auvergnaten." (Geibel, im Ausland, 1871, S. 294.) Dän.: Hvor Dannemand er, kommer Dannemand til. (Prov. dan., 106.) *87 Ich kenne meine Deutschen. *88 Ueberall, wo Deutsche sind. Das ist jetzt eine Rede geworden, die so viel heisst, wie in der ganzen Welt. (Im neuen Reich, Leipzig 1872, Nr. 48, S. 855.) Deutschker. *1 Hal di de Dütscher. (Holstein.) - Schütze, I, 275. Für Teufel. *2 Hal em de Deutschka ut de handa Hell. (Tolkemit.) - Frischbier, I, 566. Der Teufel aus der hintern Hölle soll ihn holen. Verhüllende Bezeichnung für Teufel. (S. Deutscher.) Deutschland. 7 Deutschland hat die stärksten Federn und die schwächsten Flügel. - Ralisch, Schlagschatten, 127. 8 Deutschland ist das Brust- und Kronstück Europas. - Deutsche Romanzeitung, Berlin 1866, S. 314. 9 Deutschland ist blint vnd mangelt jhm an nichts, ohn am Verstand vnd recht. - Petri, II, 121. Brauch der Gaben Gottes. 10 Deutschland, Deutschland über Alles. Anfang eines von Hoffmann von Fallersleben 1841 gedichteten Liedes, wodurch der Deutsche seinem Vaterlandssinne Ausdruck gibt. 11 In Teutschland seynd sechsthalben vogel, ein Krametuogel, ein Entuogel, ein Eyssuogel,[Spaltenumbruch] ein Brachuogel, ein Speiuogel, d' flügt vber sy all, vnd ein Halbuogel. - Gessner, Vogelbuch, 204a. "Vmb Frankfurt wirt ein Vogel Halbuogel genannt, welcher auch vnder den Ziemern verkaufft wirt, wie wol er nit ein Ziemer ist. Darumb brauchen die weidleut diesen Weidspruch." 12 Setzen wir nur Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon können, sagt Bismarck. Ein Ausspruch, den er am 11. März 1867 im Norddeutschen Reichstage that, als es sich um die Vereinigung von Nord und Süd handelte. - Der Ritt des geeinigten Deutschlands nach Frankreich im Jahre 1870 hat die Wahrheit des sprichwörtlichen Ausspruchs bewiesen. *13 Sich um das einige Deutschland verdient machen. Irgend etwas Nützliches thun, Jemandem eine Gefälligkeit erweisen u. s. w. in scherzhaftem Sinne. So sagt ein berliner Nachtwächter zu einem andern: "Du könntest dich verdient ums einige Deutschland machen, wenn du mir ein halb Quart Gurgelvergnügen holen wolltest." (Anekdotenjäger, 78. Heft, S. 190.) Deutschmann. Aus Deutschmann's Haus kommt nichts heraus. Gegend von Cincinnati, Nordamerika. Briefliche Mittheilung. Diamant. 13 Den Diamant schleift man mit seinem eigenen Staube. 14 Der Diamand schicket sich nur in das Gold. - Arpagaus, 677. 15 Diamanten sind der schwarze Adlerorden der Frauen. *16 Er ist a Diamant. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er ist seelengut. Diamantenkoller. An einem Diamantenkoller hat sich schon mancher Frauen Tugend erhängt. Diceates. *2 Ein gross diceates machen. " . ...dess Gemüthes auch einige Professores vnd Präceptores in den Schulen sind, welche nur ihre Kunst vor den Knaben sehen vnd hören lassen, fahren in jhren sublimibus hoch daher, machen ein gross diceates mit commenten, ..., dass die Knaben Augen vnd Ohren, Nasen vnd Mäuler aufsperren u. s. w." (Dietrich, I, 662.) Dicht. *3 Er hält so dicht wie Buntrocks Kist, dar kropen Wülf on Baren derch. (Danziger Nehrung.) - Frischbier, I, 568. *4 Se kann nich dicht hole. - Frischbier, II, 523. Sie kann den Mund, auch wol das Wasser nicht halten. Dichter. 12 Dichter und Lügner sind Vettern. Lat.: Mentiuntur multa cantores. (Philippi, I, 247.) 13 Ein Dichter ist ein Mann, der künstlich lügen kann. Lat.: Poetae multa mentiuntur. (Philippi, II, 100.) *14 Er ist als Dichter unter den Dichtern, was der Arsch unter den Gesichtern. Dick. 28 Durch dick und dünn, sagte der Budenbesitzer, da versuchte er es abwechselnd mit der Riesendame und dem Skelettmenschen. 29 Ist mir's zu dick, so spalt' ich's; ist mir's zu dünn, so halt' ich's. (Westfalen.) Gebackenes Brot u. dgl. 30 Lat se man erst dicke sein, dann willt se dat dünnebeier schon drinken, säd Süpke, da lebte he noch. (Hannover.) - Gebhard, Ms. *31 De dett so dikke, wie de Laus in'n Schorfe. *32 Dick 'rin. - Frischbier, II, 525. Zuruf in der Bedeutung: Frisch drauf los. *33 Dick wie ein altbayerisch Sesser. - Fliegende Blätter 1859, 102b. *34 Er hat's dick im Kopf. Ist betrunken. (S. Molum.) *35 He löpt dör dick un dünn. (Holstein.) - Schütze, I, 221. *36 Hei ös dick on daun. - Frischbier, II, 526. D. i. wohlgenährt.
[Spaltenumbruch] 76 Ist ein Deutscher im Harnisch, bringen ihn auch Tonnen Paternoster nicht wieder heraus. – Einfälle, 560. In einem Anfall von Jähzorn das Vaterunser oder das Alphabet Buchstabe für Buchstabe auszusprechen, war ehedem ein beliebtes Mittel dagegen, das auch von den Geistlichen häufig empfohlen wurde. 77 Man sucht die Deutschen durch Deutsche zu vertilgen. – Opel, 381. 78 Mancher will den Teutschen vmb wälschen vertauschen. – Lehmann, 687, 7. 79 Mit den Deutschen mach dir freundschaft und fleuch dabei ihr Nachbarschaft. 80 Seht doch, der Deutsche will klüger sein als der Litauer. – Frischbier, 4200. Ein Lieblingswort der Litauer: Sztay, Wokaitys jàu taip iszmannas, kaip Lietuwiniks. Schon Lepner erzählt (S. 54), dass sie sich „vor sehr kluge Leute halten und darum sagen: die Deutschen werden bald so klug sein, wie wir.“ 81 Teutsche spielen kein ander Spiel denn den offen Rausch. – Einfälle, 223. 82 Was der Deutsche bezahlt, das isst er auch. 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Ein Lieblingswort der Litauer: Sztay, Wokaitys jàu taip iszmannas, kaip Lietuwiniks. Schon Lepner erzählt (S. 54), dass sie sich „vor sehr kluge Leute halten und darum sagen: die Deutschen werden bald so klug sein, wie wir.“
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85 Wir Deutschen haben viel grobe Sprichwörter, aber gute Meinungen. – Simrock, 9780.
86 Wo ein Deutscher wohnt, da zieht ein Deutscher zu.
Von Niederlassungen der Deutschen im Auslande; die nachwandernden lassen sich gern bei ihren vorausgegangenen Landsleuten nieder. Es gilt dies aber nicht blos von Deutschen im allgemeinen, sondern von den verschiedenen Stämmen derselben insbesondere, von Schwaben, Baiern u. s. w., die sich gern in der Nähe ihrer besondern Landsleute niederlassen oder, wie in Neuyork, dasselbe Gesellschaftshaus besuchen. Dies Gefühl der Zusammengehörigkeit findet sich aber auch bei andern Völkern, z. B. den Franzosen. Die Bretonen, die ihr Land, die Bretagne, fremden Elementen am hartnäckigsten verschlossen. Der Auvergnate ist am heitersten in Gesellschaft seiner Stammesgenossen. Es heisst dann sprichwörtlich: „In dieser Gesellschaft war es herrlich; da gab es weder Herren noch Damen, sondern blos Auvergnaten.“ (Geibel, im Ausland, 1871, S. 294.)
Dän.: Hvor Dannemand er, kommer Dannemand til. (Prov. dan., 106.)
*87 Ich kenne meine Deutschen.
*88 Ueberall, wo Deutsche sind.
Das ist jetzt eine Rede geworden, die so viel heisst, wie in der ganzen Welt. (Im neuen Reich, Leipzig 1872, Nr. 48, S. 855.)
Deutschker.
*1 Hâl di de Dütscher. (Holstein.) – Schütze, I, 275.
Für Teufel.
*2 Hal em de Deutschka ut de handa Hell. (Tolkemit.) – Frischbier, I, 566.
Der Teufel aus der hintern Hölle soll ihn holen. Verhüllende Bezeichnung für Teufel. (S. Deutscher.)
Deutschland.
7 Deutschland hat die stärksten Federn und die schwächsten Flügel. – Ralisch, Schlagschatten, 127.
8 Deutschland ist das Brust- und Kronstück Europas. – Deutsche Romanzeitung, Berlin 1866, S. 314.
9 Deutschland ist blint vnd mangelt jhm an nichts, ohn am Verstand vnd recht. – Petri, II, 121.
Brauch der Gaben Gottes.
10 Deutschland, Deutschland über Alles.
Anfang eines von Hoffmann von Fallersleben 1841 gedichteten Liedes, wodurch der Deutsche seinem Vaterlandssinne Ausdruck gibt.
11 In Teutschland seynd sechsthalben vogel, ein Krametuogel, ein Entuogel, ein Eyssuogel,
ein Brachuogel, ein Speiuogel, d' flügt vber sy all, vnd ein Halbuogel. – Gessner, Vogelbuch, 204a.
„Vmb Frankfurt wirt ein Vogel Halbuogel genannt, welcher auch vnder den Ziemern verkaufft wirt, wie wol er nit ein Ziemer ist. Darumb brauchen die weidleut diesen Weidspruch.“
12 Setzen wir nur Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon können, sagt Bismarck.
Ein Ausspruch, den er am 11. März 1867 im Norddeutschen Reichstage that, als es sich um die Vereinigung von Nord und Süd handelte. – Der Ritt des geeinigten Deutschlands nach Frankreich im Jahre 1870 hat die Wahrheit des sprichwörtlichen Ausspruchs bewiesen.
*13 Sich um das einige Deutschland verdient machen.
Irgend etwas Nützliches thun, Jemandem eine Gefälligkeit erweisen u. s. w. in scherzhaftem Sinne. So sagt ein berliner Nachtwächter zu einem andern: „Du könntest dich verdient ums einige Deutschland machen, wenn du mir ein halb Quart Gurgelvergnügen holen wolltest.“ (Anekdotenjäger, 78. Heft, S. 190.)
Deutschmann.
Aus Deutschmann's Haus kommt nichts heraus.
Gegend von Cincinnati, Nordamerika. Briefliche Mittheilung.
Diamant.
13 Den Diamant schleift man mit seinem eigenen Staube.
14 Der Diamand schicket sich nur in das Gold. – Arpagaus, 677.
15 Diamanten sind der schwarze Adlerorden der Frauen.
*16 Er ist a Diamant. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er ist seelengut.
Diamantenkoller.
An einem Diamantenkoller hat sich schon mancher Frauen Tugend erhängt.
Diceates.
*2 Ein gross diceates machen.
„ . ...dess Gemüthes auch einige Professores vnd Präceptores in den Schulen sind, welche nur ihre Kunst vor den Knaben sehen vnd hören lassen, fahren in jhren sublimibus hoch daher, machen ein gross diceates mit commenten, ..., dass die Knaben Augen vnd Ohren, Nasen vnd Mäuler aufsperren u. s. w.“ (Dietrich, I, 662.)
Dicht.
*3 Er hält so dicht wie Buntrocks Kist, dar kropen Wülf on Baren derch. (Danziger Nehrung.) – Frischbier, I, 568.
*4 Se kann nich dicht hole. – Frischbier, II, 523.
Sie kann den Mund, auch wol das Wasser nicht halten.
Dichter.
12 Dichter und Lügner sind Vettern.
Lat.: Mentiuntur multa cantores. (Philippi, I, 247.)
13 Ein Dichter ist ein Mann, der künstlich lügen kann.
Lat.: Poëtae multa mentiuntur. (Philippi, II, 100.)
*14 Er ist als Dichter unter den Dichtern, was der Arsch unter den Gesichtern.
Dick.
28 Durch dick und dünn, sagte der Budenbesitzer, da versuchte er es abwechselnd mit der Riesendame und dem Skelettmenschen.
29 Ist mir's zu dick, so spalt' ich's; ist mir's zu dünn, so halt' ich's. (Westfalen.)
Gebackenes Brot u. dgl.
30 Lat se man erst dicke sîn, dann willt se dat dünnebéier schon drinken, säd Süpke, da lebte he noch. (Hannover.) – Gebhard, Ms.
*31 De dett so dikke, wie de Lûs in'n Schorfe.
*32 Dick 'rin. – Frischbier, II, 525.
Zuruf in der Bedeutung: Frisch drauf los.
*33 Dick wie ein altbayerisch Sesser. – Fliegende Blätter 1859, 102b.
*34 Er hat's dick im Kopf.
Ist betrunken. (S. Molum.)
*35 He löpt dör dick un dünn. (Holstein.) – Schütze, I, 221.
*36 Hei ös dick on dûn. – Frischbier, II, 526.
D. i. wohlgenährt.
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