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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 69 Wer mit dem Essen warten will, bis ihm die gebratenen Tauben ins Maul fliegen, der muss lange fasten.

70 Wie beim Essen, so bei der Arbeit. (Wien.)

*71 Mit Acten un Drinken, mit Schweulen un Stinken, möt de Wuiwer (Weiber) uit den Bede (Bette) kummen. (Sauerland.)


Essen (Verb.).

265 An Eten und Drinken lat ek et nit fälen, davor weil eck ak meine gehörige Raie hem. - Schambach, II, 701.

Diesen Ausspruch legt man zur Selbstverspottung solchen Leuten in den Mund, deren ganze Arbeit in Essen und Trinken besteht, und die für solche Anstrengung viel Ruhe und Schlaf bedürfen.

266 Assa an (und) Bata (Beten) schoat nischt (schadet nichts).

267 Essen statt zu trinken, heisst sein eigen Blut verzehren. - Daheim, IV, 59b.

268 Essen und Trinken gefällt Gott wohl, den Ueberfluss man sparen soll.

269 Essen und Trinken ist (darum) nichts, weil man es stets wiederholen muss. - Einfälle, 399.

270 Essen und Trinken ohn Dankbarkeit, als uns die heilig Schrift seit, und ohn Andacht gen Kirchen gangen, mit grosser Hoffart und mit Prangen, und Predigt hörn, und dran nicht kehren, als uns die frommen Priester lehren, und Almosen geben zu Ruhm und Gesicht, als oft von manchem Menschen geschicht, und Rath geben aus falscher Treu, und beichten ohn alle Scham und Reu: die Werk seyn Gott als lieb und genehm, als wenn ein Sau in die Judenschul käm.

Nach einer wolfenbüttler Handschrift in Eschenburg's Denkmälern; vgl. Schaltjahr, V, 8.

271 Esset, was ihr findet, und denkt, was ihr wollt. - Gaal, 401.

272 Jesst iesst irmeinj läf Giest! Ich güen ich det allerbiest; na dit et mer lidäm dat, wat er frisst. - Schuster, 485.

273 Jetzt hett i gesse, wenn i no prüglet wär. (Solothurn.) - Schild, 80, 263.

Ausdruck der Zufriedenheit nach vollem Mahl.

274 Man isst nicht eher, als bis es gekocht ist. (Rheinpfalz.)

275 Man muss essen, wenngleich der Galgen vor der Thür stünde. - Petri, II, 460.

276 Mit gessen, mit gesessen, mit gefangen, mit gehangen. - Herberger, I, 46.

277 Ruch1 essa gie fasst, wees nüd wasst. - Tobler, 451.

1) Eigentlich rauh, vom Brote: nicht fein, grob; doch ist schweizer ruch Brot feiner als der Pumpernickel. Uneigentlich von der Witterung.

278 Sau as äck äte, kann ek ak arbeiden. - Schambach, II, 343.

Ich esse tüchtig, aber ich arbeite ebenso.

279 Vosst diu nit ätten, wo ik van buite (beisse), mosst du doch ätten wo ik in schuite, sagte die Maus. (Sauerland.)

280 Wär wat et, dä mot ak wat daun. - Schambach, II, 582.

281 Was einer gern isst, das soll man jm gnug geben. - Franck, I, 146b.

282 Wenn einem's Essen und Trinken schmeckt, so ist's besser als in d' Apothek.

283 Wenn man gut essen will, thut man am besten, sich zu Gaste laden zu lassen.

284 Wer isset aus einer Schüssel, darin er selbst gehoviret hat, der ist ein Narr. - Petri, II, 724.

285 Wer mit isset von der gestohlnen Gans, der muss mit hangen. - Petri, II, 736.

286 Wer isset, wenn ihn hungert, und aufhört, eh' er satt ist, darff dem Arzt kein Lohn und [Spaltenumbruch] dem Apotheker kein Speis bezahlen. - Wirth, II, 72.

287 Wer isst und übrig lässt, kann den Tisch zweimal decken.

288 Wer isst, zerbeisst seinen Kummer. - Buch der Welt, 1850, S. 50a.

289 Wer lang isset, der lebt lang. - Petri, II, 730.

290 Wer nicht will essen, was de Kelle klikt, der muss essen, was der Hund schit. (Oderbruch.) - Engelien, 222, 152.

291 Wer rasch isst, der arbeitet auch rasch.

292 Willst du nicht essen, was Mäuschen beisst; musst du essen, was Mäuschen scheisst.

293 Wilt du wol essen, so faste; wilt du wol ruhen, so wache. - Harssdörffer, 793.

294 Wir haben nun gegessen, und sind zur Noth auch satt, wir hätten gern mehr gegessen, wir han nich mehr gehat. (Köthen.)

*295 Ass du das salver, das du wakker bleist. (Oberharz.)

Wenn einer dem andern schlechten Rath gibt, so erhält er zur Antwort: Iss du das selbst, damit du wacker (schön) bleibst.

*296 Er isst, als sollte er morgen sterben, und baut, als sollte er ewig leben. - Harssdörffer, 1752.

*297 Er isst mit dem Gesinde, wenn's Fleisch gibt. - Klix, 19.

*298 Er isst's mit Butzen und Stiel. (Rottenburg.)

*299 Er isst's mit Rump und Stump auf. (Nürtingen.)

*300 Er ma essa, was er will, so thut ems Schaffn (Arbeiten) nit guet. (Solothurn.) - Schild, 80, 264.

Er ist ein Faulenzer.

*301 Mit allen essen und mit keinem es halten. - Simrock, 143.

*302 Oess'n nedda as wie enande Fuchs a Mucken facht. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 77.

Man sagt dies von denen, welche beim Essen, z. B. als Gäste, gar zu bescheiden thun.

*303 Se äten alle Dog Soaden un Broad. (Mecklenburg.) - Frommann, II, 225.

Gesottnes und Gebratnes, zur Bezeichnung eines üppigen Wohllebens.

*304 Sie essen aus Einem Löffel. - Herberger, II, 319.

Sie sind Herzensfreunde.

*305 Sie isst mit Lust. - Frischbier, I, 490.

Zur Bezeichnung des Zustandes schwangerer Frauen, indem sie absonderlichen Appetit verrathen.

*306 So, gesse(n) und trunke(n) wär jetzt, wär au no scho(n) das Weib geprügelt. (Ulm.)

*307 So, jetzt wärs gessa, wenns no au gschlage war. (Ulm.)

*308 So wenig essen wie eine Braut.

"Bräute essen wenig, weil sie den Männern weiss machen wollen, wie leicht eine Frau zu ernähren sei."

*309 Wieder einmal gegessen und nicht genug. (Nürtingen.)

*310 Wieder einmal gegessen und nicht geschlagen. (Rottenburg.)


Esser.

4 A gauter Esser is a schlechter Faster. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)


Essig.

33 Essig ist auch ein Sohn des Weins. - Jüdisches Volksblatt, 1864, S. 147.

34 Nehmen's Essig und Oel ins Maul und schütteln's gut, so ist es fertig, sagte der Nürnberger, als ihn einer fragte, wie man guten Ochsenmaulsalat mache.

35 Scharfer Essig schadet dem Gefäss. - Merx, 13.

36 Was Essig werden soll, muss früh gefälscht werden, sagte der Krämer.

37 Was guter Essig werden soll, wird früh sauer. - Saphir, Meine erste Liebe im Anekdotenjäger, Nordhausen 1865, XX, 322.

*38 Den Essig strafen.

Scherzweise, um zu sagen: ihn durch Zugiessen von Wasser milder machen.

[Spaltenumbruch] 69 Wer mit dem Essen warten will, bis ihm die gebratenen Tauben ins Maul fliegen, der muss lange fasten.

70 Wie beim Essen, so bei der Arbeit. (Wien.)

*71 Mit Acten un Drinken, mit Schwêulen un Stinken, möt de Wuiwer (Weiber) uit den Bede (Bette) kummen. (Sauerland.)


Essen (Verb.).

265 An Êten und Drinken lât ek et nit fälen, davor weil eck ak meine gehörige Raie hem.Schambach, II, 701.

Diesen Ausspruch legt man zur Selbstverspottung solchen Leuten in den Mund, deren ganze Arbeit in Essen und Trinken besteht, und die für solche Anstrengung viel Ruhe und Schlaf bedürfen.

266 Assa an (und) Bata (Beten) schoat nischt (schadet nichts).

267 Essen statt zu trinken, heisst sein eigen Blut verzehren.Daheim, IV, 59b.

268 Essen und Trinken gefällt Gott wohl, den Ueberfluss man sparen soll.

269 Essen und Trinken ist (darum) nichts, weil man es stets wiederholen muss.Einfälle, 399.

270 Essen und Trinken ohn Dankbarkeit, als uns die heilig Schrift seit, und ohn Andacht gen Kirchen gangen, mit grosser Hoffart und mit Prangen, und Predigt hörn, und dran nicht kehren, als uns die frommen Priester lehren, und Almosen geben zu Ruhm und Gesicht, als oft von manchem Menschen geschicht, und Rath geben aus falscher Treu, und beichten ohn alle Scham und Reu: die Werk seyn Gott als lieb und genehm, als wenn ein Sau in die Judenschul käm.

Nach einer wolfenbüttler Handschrift in Eschenburg's Denkmälern; vgl. Schaltjahr, V, 8.

271 Esset, was ihr findet, und denkt, was ihr wollt.Gaal, 401.

272 Jesst iesst irmeinj läf Giest! Ich güén ich det allerbiest; na dit et mer lidäm dât, wat er frisst.Schuster, 485.

273 Jetzt hett i gesse, wenn i no prüglet wär. (Solothurn.) – Schild, 80, 263.

Ausdruck der Zufriedenheit nach vollem Mahl.

274 Man isst nicht eher, als bis es gekocht ist. (Rheinpfalz.)

275 Man muss essen, wenngleich der Galgen vor der Thür stünde.Petri, II, 460.

276 Mit gessen, mit gesessen, mit gefangen, mit gehangen.Herberger, I, 46.

277 Ruch1 essa gie fasst, wees nüd wasst.Tobler, 451.

1) Eigentlich rauh, vom Brote: nicht fein, grob; doch ist schweizer ruch Brot feiner als der Pumpernickel. Uneigentlich von der Witterung.

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Ich esse tüchtig, aber ich arbeite ebenso.

279 Vosst diu nit ätten, wo ik van buite (beisse), mosst du doch ätten wo ik in schuite, sagte die Maus. (Sauerland.)

280 Wär wat êt, dä mot âk wat daun.Schambach, II, 582.

281 Was einer gern isst, das soll man jm gnug geben.Franck, I, 146b.

282 Wenn einem's Essen und Trinken schmeckt, so ist's besser als in d' Apothek.

283 Wenn man gut essen will, thut man am besten, sich zu Gaste laden zu lassen.

284 Wer isset aus einer Schüssel, darin er selbst gehoviret hat, der ist ein Narr.Petri, II, 724.

285 Wer mit isset von der gestohlnen Gans, der muss mit hangen.Petri, II, 736.

286 Wer isset, wenn ihn hungert, und aufhört, eh' er satt ist, darff dem Arzt kein Lohn und [Spaltenumbruch] dem Apotheker kein Speis bezahlen.Wirth, II, 72.

287 Wer isst und übrig lässt, kann den Tisch zweimal decken.

288 Wer isst, zerbeisst seinen Kummer.Buch der Welt, 1850, S. 50a.

289 Wer lang isset, der lebt lang.Petri, II, 730.

290 Wer nicht will essen, was de Kelle klikt, der muss essen, was der Hund schit. (Oderbruch.) – Engelien, 222, 152.

291 Wer rasch isst, der arbeitet auch rasch.

292 Willst du nicht essen, was Mäuschen beisst; musst du essen, was Mäuschen scheisst.

293 Wilt du wol essen, so faste; wilt du wol ruhen, so wache.Harssdörffer, 793.

294 Wir haben nun gegessen, und sind zur Noth auch satt, wir hätten gern mehr gegessen, wir han nich mehr gehat. (Köthen.)

*295 Ass du das salver, das du wakker bleist. (Oberharz.)

Wenn einer dem andern schlechten Rath gibt, so erhält er zur Antwort: Iss du das selbst, damit du wacker (schön) bleibst.

*296 Er isst, als sollte er morgen sterben, und baut, als sollte er ewig leben.Harssdörffer, 1752.

*297 Er isst mit dem Gesinde, wenn's Fleisch gibt.Klix, 19.

*298 Er isst's mit Butzen und Stiel. (Rottenburg.)

*299 Er isst's mit Rump und Stump auf. (Nürtingen.)

*300 Er ma essa, was er will, so thut ems Schaffn (Arbeiten) nit guet. (Solothurn.) – Schild, 80, 264.

Er ist ein Faulenzer.

*301 Mit allen essen und mit keinem es halten.Simrock, 143.

*302 Oess'n nedda as wie enande Fuchs a Mucken facht. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.

Man sagt dies von denen, welche beim Essen, z. B. als Gäste, gar zu bescheiden thun.

*303 Se äten alle Dog Soaden un Broad. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 225.

Gesottnes und Gebratnes, zur Bezeichnung eines üppigen Wohllebens.

*304 Sie essen aus Einem Löffel.Herberger, II, 319.

Sie sind Herzensfreunde.

*305 Sie isst mit Lust.Frischbier, I, 490.

Zur Bezeichnung des Zustandes schwangerer Frauen, indem sie absonderlichen Appetit verrathen.

*306 So, gesse(n) und trunke(n) wär jetzt, wär au no scho(n) das Weib geprügelt. (Ulm.)

*307 So, jetzt wärs gessa, wenns no au gschlage war. (Ulm.)

*308 So wenig essen wie eine Braut.

„Bräute essen wenig, weil sie den Männern weiss machen wollen, wie leicht eine Frau zu ernähren sei.“

*309 Wieder einmal gegessen und nicht genug. (Nürtingen.)

*310 Wieder einmal gegessen und nicht geschlagen. (Rottenburg.)


Esser.

4 A gûter Esser is a schlechter Faster. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)


Essig.

33 Essig ist auch ein Sohn des Weins.Jüdisches Volksblatt, 1864, S. 147.

34 Nehmen's Essig und Oel ins Maul und schütteln's gut, so ist es fertig, sagte der Nürnberger, als ihn einer fragte, wie man guten Ochsenmaulsalat mache.

35 Scharfer Essig schadet dem Gefäss.Merx, 13.

36 Was Essig werden soll, muss früh gefälscht werden, sagte der Krämer.

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[[621]/0633] 69 Wer mit dem Essen warten will, bis ihm die gebratenen Tauben ins Maul fliegen, der muss lange fasten. 70 Wie beim Essen, so bei der Arbeit. (Wien.) *71 Mit Acten un Drinken, mit Schwêulen un Stinken, möt de Wuiwer (Weiber) uit den Bede (Bette) kummen. (Sauerland.) Essen (Verb.). 265 An Êten und Drinken lât ek et nit fälen, davor weil eck ak meine gehörige Raie hem. – Schambach, II, 701. Diesen Ausspruch legt man zur Selbstverspottung solchen Leuten in den Mund, deren ganze Arbeit in Essen und Trinken besteht, und die für solche Anstrengung viel Ruhe und Schlaf bedürfen. 266 Assa an (und) Bata (Beten) schoat nischt (schadet nichts). 267 Essen statt zu trinken, heisst sein eigen Blut verzehren. – Daheim, IV, 59b. 268 Essen und Trinken gefällt Gott wohl, den Ueberfluss man sparen soll. 269 Essen und Trinken ist (darum) nichts, weil man es stets wiederholen muss. – Einfälle, 399. 270 Essen und Trinken ohn Dankbarkeit, als uns die heilig Schrift seit, und ohn Andacht gen Kirchen gangen, mit grosser Hoffart und mit Prangen, und Predigt hörn, und dran nicht kehren, als uns die frommen Priester lehren, und Almosen geben zu Ruhm und Gesicht, als oft von manchem Menschen geschicht, und Rath geben aus falscher Treu, und beichten ohn alle Scham und Reu: die Werk seyn Gott als lieb und genehm, als wenn ein Sau in die Judenschul käm. Nach einer wolfenbüttler Handschrift in Eschenburg's Denkmälern; vgl. Schaltjahr, V, 8. 271 Esset, was ihr findet, und denkt, was ihr wollt. – Gaal, 401. 272 Jesst iesst irmeinj läf Giest! Ich güén ich det allerbiest; na dit et mer lidäm dât, wat er frisst. – Schuster, 485. 273 Jetzt hett i gesse, wenn i no prüglet wär. (Solothurn.) – Schild, 80, 263. Ausdruck der Zufriedenheit nach vollem Mahl. 274 Man isst nicht eher, als bis es gekocht ist. (Rheinpfalz.) 275 Man muss essen, wenngleich der Galgen vor der Thür stünde. – Petri, II, 460. 276 Mit gessen, mit gesessen, mit gefangen, mit gehangen. – Herberger, I, 46. 277 Ruch1 essa gie fasst, wees nüd wasst. – Tobler, 451. 1) Eigentlich rauh, vom Brote: nicht fein, grob; doch ist schweizer ruch Brot feiner als der Pumpernickel. Uneigentlich von der Witterung. 278 Sau as äck äte, kann ek âk arbeiden. – Schambach, II, 343. Ich esse tüchtig, aber ich arbeite ebenso. 279 Vosst diu nit ätten, wo ik van buite (beisse), mosst du doch ätten wo ik in schuite, sagte die Maus. (Sauerland.) 280 Wär wat êt, dä mot âk wat daun. – Schambach, II, 582. 281 Was einer gern isst, das soll man jm gnug geben. – Franck, I, 146b. 282 Wenn einem's Essen und Trinken schmeckt, so ist's besser als in d' Apothek. 283 Wenn man gut essen will, thut man am besten, sich zu Gaste laden zu lassen. 284 Wer isset aus einer Schüssel, darin er selbst gehoviret hat, der ist ein Narr. – Petri, II, 724. 285 Wer mit isset von der gestohlnen Gans, der muss mit hangen. – Petri, II, 736. 286 Wer isset, wenn ihn hungert, und aufhört, eh' er satt ist, darff dem Arzt kein Lohn und dem Apotheker kein Speis bezahlen. – Wirth, II, 72. 287 Wer isst und übrig lässt, kann den Tisch zweimal decken. 288 Wer isst, zerbeisst seinen Kummer. – Buch der Welt, 1850, S. 50a. 289 Wer lang isset, der lebt lang. – Petri, II, 730. 290 Wer nicht will essen, was de Kelle klikt, der muss essen, was der Hund schit. (Oderbruch.) – Engelien, 222, 152. 291 Wer rasch isst, der arbeitet auch rasch. 292 Willst du nicht essen, was Mäuschen beisst; musst du essen, was Mäuschen scheisst. 293 Wilt du wol essen, so faste; wilt du wol ruhen, so wache. – Harssdörffer, 793. 294 Wir haben nun gegessen, und sind zur Noth auch satt, wir hätten gern mehr gegessen, wir han nich mehr gehat. (Köthen.) *295 Ass du das salver, das du wakker bleist. (Oberharz.) Wenn einer dem andern schlechten Rath gibt, so erhält er zur Antwort: Iss du das selbst, damit du wacker (schön) bleibst. *296 Er isst, als sollte er morgen sterben, und baut, als sollte er ewig leben. – Harssdörffer, 1752. *297 Er isst mit dem Gesinde, wenn's Fleisch gibt. – Klix, 19. *298 Er isst's mit Butzen und Stiel. (Rottenburg.) *299 Er isst's mit Rump und Stump auf. (Nürtingen.) *300 Er ma essa, was er will, so thut ems Schaffn (Arbeiten) nit guet. (Solothurn.) – Schild, 80, 264. Er ist ein Faulenzer. *301 Mit allen essen und mit keinem es halten. – Simrock, 143. *302 Oess'n nedda as wie enande Fuchs a Mucken facht. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77. Man sagt dies von denen, welche beim Essen, z. B. als Gäste, gar zu bescheiden thun. *303 Se äten alle Dog Soaden un Broad. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 225. Gesottnes und Gebratnes, zur Bezeichnung eines üppigen Wohllebens. *304 Sie essen aus Einem Löffel. – Herberger, II, 319. Sie sind Herzensfreunde. *305 Sie isst mit Lust. – Frischbier, I, 490. Zur Bezeichnung des Zustandes schwangerer Frauen, indem sie absonderlichen Appetit verrathen. *306 So, gesse(n) und trunke(n) wär jetzt, wär au no scho(n) das Weib geprügelt. (Ulm.) *307 So, jetzt wärs gessa, wenns no au gschlage war. (Ulm.) *308 So wenig essen wie eine Braut. „Bräute essen wenig, weil sie den Männern weiss machen wollen, wie leicht eine Frau zu ernähren sei.“ *309 Wieder einmal gegessen und nicht genug. (Nürtingen.) *310 Wieder einmal gegessen und nicht geschlagen. (Rottenburg.) Esser. 4 A gûter Esser is a schlechter Faster. (Jüdisch-deutsch. Warschau.) Essig. 33 Essig ist auch ein Sohn des Weins. – Jüdisches Volksblatt, 1864, S. 147. 34 Nehmen's Essig und Oel ins Maul und schütteln's gut, so ist es fertig, sagte der Nürnberger, als ihn einer fragte, wie man guten Ochsenmaulsalat mache. 35 Scharfer Essig schadet dem Gefäss. – Merx, 13. 36 Was Essig werden soll, muss früh gefälscht werden, sagte der Krämer. 37 Was guter Essig werden soll, wird früh sauer. – Saphir, Meine erste Liebe im Anekdotenjäger, Nordhausen 1865, XX, 322. *38 Den Essig strafen. Scherzweise, um zu sagen: ihn durch Zugiessen von Wasser milder machen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [621]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/633>, abgerufen am 22.11.2024.