Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *11 He wull mi en Stert ansetten. - Wochenblatt f. Schlesw.-Holst., 26.

Einen Schabernack spielen.


Steuer.

12 Steuern haben wir wol, aber Baares fast nix, sagte der Oesterreicher, als ihn der Steuerbeamte fragte, ob er Steuerbares habe.

13 Was man an Steuer unterschlagen, muss man aufs Strafamt tragen.

Kroat.: Kaj je na harmici dobil, to je na malti zgubil. (Celakovsky, 60.)

Poln.: Na cle przyszlo, na przewozie odeszlo. (Celakovsky, 60.)


Steuerleute.

5 Sieht man die Steuerleut erbleichen, dann ist's des Sturms gewisses Zeichen.

It.: Pallidezza nel nocchiero di burrasca segno vero. (Giani, 1167.)


Steuermann.

*19 Er ist ein Steuermann zu Lande.

Entzieht sich gern gefährlichen Geschäften.

Lat.: E terra gubernare. (Livius.)


Stich.

*61 Ein Stich drei Loch.

Erinnert an das muthige Benehmen der Bewohner des Dorfes Wackerode bei Dessau, die im October 1806 etlichen in ihren Ort eingedrungenen Franzosen mit dreizinkigen Düngergabeln heimleuchteten. Davon noch jetzt die in der dessauer Gegend übliche Redensart. (Anhaltischer Staatsanzeiger, 1876, Nr. 271.)


Stichauf.

* Den Stichauf machen. - Gartenlaube, 1875, S. 501.

Den Enthüller, Ausplauderer, Verräther.


Stiefel.

66 Der Stiefel bricht wol, wo das Bein heil ist.

Bei Tunnicius (1208): De lerse brikt wol, dar dat bein hel is. (Ocrea saepe patet, salvo tamen undique crure.)

67 Grosse Stiefeln drücken nicht. (Rheinpfalz.)

68 Wo der Stiefel zerrissen ist, sieht man die Wade.

*69 Seine Stiefeln haben ein Loch gehabt, und seine Logik ist in den Dreck gerathen.

Er hat falsch geschlossen.


Stiefmutter.

28 Eine Stiefmutter ist den Kindern so heilsam wie Salz kranken Augen.

29 Stiefmutter im Haus theilt das Brot mit Murren aus.

It.: La matrigna la da il pane e rigna. (Giani, 1032.)


Stiefvater.

6 Stieffvatter - Steyffvatter. - Dietrich, I, 221.


Stiege.

*13 Ich will dir etwas auf die Stiege legen, damit du dich nicht zu bücken brauchst.


Stiegenhansel.

* Es ist ein Stiegenhansel. - Gartenlaube, 1865, S. 503.

In Baiern ein Mädchen, das auf der Stiege sitzen bleibt und keinen Tänzer findet.


Stier.

28 Ein Stier muss im Joche gehn, der andere kann auf der Weide stehn.

29 Fetten Stier und schöne Frauen kann man beim armen Mann nicht schauen.

30 Man kann einen Stier wol zum Wasser ziehen, aber ihn nicht zum Trinken zwingen. (S. Ochs 182, 183.)

*31 Ein molossischer Stier.

So wurde von den Griechen derjenige genannt, der sich mit vielerlei Geschäften abgab und dadurch gleichsam zerstückelte. Die Molosser, ein Volk in der Landschaft Epirus, hatten die Sitte, wenn sie ein Bündniss schlossen, die dabei geschlachteten Opferthiere in viele kleine Stücke zu zerschneiden.


Stift.

*3 Es ist mein Stift.

D. h. mein Sohn.


Stil.

*5 Der Stil, der wird nachher herangeputzt.

Dies geflügelte Bauführerwort: "Der Stil, der wird nachher (mit Stuck an den Rohbau) herangeputzt", ist echt berlinischen Ursprungs und dem Leben abgelauscht. (Vossische Zeitung, 1879, Nr. 146.)


Still.

*43 Schweig still und hüte deiner Gense. - Nigrinus, Inquisition, Vorrede.

[Spaltenumbruch] *44 Sie werden so still, wie die Frösch in einem Teiche, wann sie ein Licht schimmern sehn. - Döpler, I, 500.


Stille (der).

*3 Die Stillen im Lande. - Ps. 35, 20.

Man bezeichnet damit eine Partei im Lande, die sich durch ein besonderes frommes Wesen kennzeichnet.


Stillestehen.

Mit Stillestehen erobert man kein Schloss.


Stillhalten.

5 Stillhalten ist des wackern Zechers Art. - Frieske, 5.


Stimme.

41 Die Stimme der Mücke reicht nicht bis zum Himmel. - Bertram, 50.

42 Die Stimme des Bartlosen dringt nicht durch. - Merx, 162.

43 Die Stimme seines Gewissens sprach so laut, dass die Nachbarn im Schlaf gestört wurden.

44 Gehoirte stim, wie wint hyn treibt, geschriben wart durhafftich pleibt. - Weinsberg, 116.

*45 Er hat eine Stimme, wie die Hirten, wenn sie durch ein Kühhorn blasen. - Heinmar, I, 119.


Stimmen.

15 Das stimmt, sagte der Inspector, als der Bauer ausrief: Was ich doch für ein Esel bin!

16 Wer mit sich selbst nicht stimmt, der stimmt mit niemand. - Catonis Disticha, deutsch von Opitz, I, 4.

*17 Sie stimmen zu hauff wie winter vnd Summer. - Mathesius, Historia Jesu, CXIIIIa.


Stinkbaum.

* Den Stinkbaum schütteln. - Genlis, I, 329.

Der Stinkbaum (Anagyris foetida Linn.), auf den Inseln des griechischen Inselmeers und im übrigen Südeuropa einheimisch, kommt als Strauch und Baum von mittelmässiger Grösse vor, und hat einen stinkenden Geruch. Daher sagten die Alten bei Aufregung einer verdriesslichen Sache: den Stinkbaum schütteln (Anagyrin movere).


Stinken.

71 Wer da stincket, der stincke, saget die Offenbarung. - Mathesius, Historia Jesu, II, LXXa.

*72 Das stinkt mir herauf. (Wien.)

Ist mir sehr widerwärtig, ärgert mich gewaltig.

*73 Das stinckt wie böhmischer Käse. - Herberger, II, 302.

*74 Du stinkst noch vuler wen en as. - Freybe, Redentiner Spiel, 1478.

*75 Stincken wie ein Gebrandtweinbruder. - Herberger, I, 860.


Stirn.

38 Die Stirn oft Frieden zeigt, wenn das Herz zum Kriege neigt.

It.: Pace in fronte e guerra in mente. (Giani, 1221.)

*39 So lange die Stirn Haare trägt.

So lange man jung ist.

Lat.: Fronte capillata, post est occasio calva. (Dionys.)


Stock.

111 Dem Stocke muss der Hund sich fügen, dem Manne soll ein Wort genügen.

It.: Il baston e per i cani, le parole per i cristiani. (Giani, 440.)

112 Der Stock nass und warm macht den Züchter honigarm.

Auf der Versammlung deutscher und österreichischer Bienenwirthe im September 1876 erörterte man auch die Frage über die warme, nasse, kalte Ueberwinterung der Bienenstöcke. In Bezug auf obiges bekanntes Sprichwort erklärte man sich jedoch für folgende Form: der Stock warm und gelüftet, wenn dich nach Bienen und Honig gelüstet. (Schles. Presse, 1876, Nr. 643.)

113 Der verdient mit dem Stock, wer das Seine nicht in Acht nimmt. - Frischbier, 4312.

Poln.: Kijem tego, kto niepilnuje swego.

114 Ein jeder Stock hat den Kopf am Ende.

Sagt der Ungar in dem Sinne: das Ende lobt das Werk.

115 Ein kräftiger Stock ist ein gut Mittel gegen Gespenster.

Böhm.: Ber na certa kriz, a na strasidla hul. (Celakovsky, 119.)

*116 Einem den Stock zwischen die Räder schieben.

Ihm Schwierigkeiten machen.


[Spaltenumbruch] *11 He wull mi en Stêrt ansetten.Wochenblatt f. Schlesw.-Holst., 26.

Einen Schabernack spielen.


Steuer.

12 Steuern haben wir wol, aber Baares fast nix, sagte der Oesterreicher, als ihn der Steuerbeamte fragte, ob er Steuerbares habe.

13 Was man an Steuer unterschlagen, muss man aufs Strafamt tragen.

Kroat.: Kaj je na harmici dobil, to je na malti zgubil. (Čelakovsky, 60.)

Poln.: Na cle przyszło, na przewozie odeszło. (Čelakovsky, 60.)


Steuerleute.

5 Sieht man die Steuerleut erbleichen, dann ist's des Sturms gewisses Zeichen.

It.: Pallidezza nel nocchiero di burrasca segno vero. (Giani, 1167.)


Steuermann.

*19 Er ist ein Steuermann zu Lande.

Entzieht sich gern gefährlichen Geschäften.

Lat.: E terra gubernare. (Livius.)


Stich.

*61 Ein Stich drei Loch.

Erinnert an das muthige Benehmen der Bewohner des Dorfes Wackerode bei Dessau, die im October 1806 etlichen in ihren Ort eingedrungenen Franzosen mit dreizinkigen Düngergabeln heimleuchteten. Davon noch jetzt die in der dessauer Gegend übliche Redensart. (Anhaltischer Staatsanzeiger, 1876, Nr. 271.)


Stichauf.

* Den Stichauf machen.Gartenlaube, 1875, S. 501.

Den Enthüller, Ausplauderer, Verräther.


Stiefel.

66 Der Stiefel bricht wol, wo das Bein heil ist.

Bei Tunnicius (1208): De lêrse brikt wol, dâr dat bein hêl is. (Ocrea saepe patet, salvo tamen undique crure.)

67 Grosse Stiefeln drücken nicht. (Rheinpfalz.)

68 Wo der Stiefel zerrissen ist, sieht man die Wade.

*69 Seine Stiefeln haben ein Loch gehabt, und seine Logik ist in den Dreck gerathen.

Er hat falsch geschlossen.


Stiefmutter.

28 Eine Stiefmutter ist den Kindern so heilsam wie Salz kranken Augen.

29 Stiefmutter im Haus theilt das Brot mit Murren aus.

It.: La matrigna la dà il pane e rigna. (Giani, 1032.)


Stiefvater.

6 Stieffvatter – Steyffvatter.Dietrich, I, 221.


Stiege.

*13 Ich will dir etwas auf die Stiege legen, damit du dich nicht zu bücken brauchst.


Stiegenhansel.

* Es ist ein Stiegenhansel.Gartenlaube, 1865, S. 503.

In Baiern ein Mädchen, das auf der Stiege sitzen bleibt und keinen Tänzer findet.


Stier.

28 Ein Stier muss im Joche gehn, der andere kann auf der Weide stehn.

29 Fetten Stier und schöne Frauen kann man beim armen Mann nicht schauen.

30 Man kann einen Stier wol zum Wasser ziehen, aber ihn nicht zum Trinken zwingen. (S. Ochs 182, 183.)

*31 Ein molossischer Stier.

So wurde von den Griechen derjenige genannt, der sich mit vielerlei Geschäften abgab und dadurch gleichsam zerstückelte. Die Molosser, ein Volk in der Landschaft Epirus, hatten die Sitte, wenn sie ein Bündniss schlossen, die dabei geschlachteten Opferthiere in viele kleine Stücke zu zerschneiden.


Stift.

*3 Es ist mein Stift.

D. h. mein Sohn.


Stil.

*5 Der Stil, der wird nachher herangeputzt.

Dies geflügelte Bauführerwort: „Der Stil, der wird nachher (mit Stuck an den Rohbau) herangeputzt“, ist echt berlinischen Ursprungs und dem Leben abgelauscht. (Vossische Zeitung, 1879, Nr. 146.)


Still.

*43 Schweig still und hüte deiner Gense.Nigrinus, Inquisition, Vorrede.

[Spaltenumbruch] *44 Sie werden so still, wie die Frösch in einem Teiche, wann sie ein Licht schimmern sehn.Döpler, I, 500.


Stille (der).

*3 Die Stillen im Lande.Ps. 35, 20.

Man bezeichnet damit eine Partei im Lande, die sich durch ein besonderes frommes Wesen kennzeichnet.


Stillestehen.

Mit Stillestehen erobert man kein Schloss.


Stillhalten.

5 Stillhalten ist des wackern Zechers Art.Frieske, 5.


Stimme.

41 Die Stimme der Mücke reicht nicht bis zum Himmel.Bertram, 50.

42 Die Stimme des Bartlosen dringt nicht durch.Merx, 162.

43 Die Stimme seines Gewissens sprach so laut, dass die Nachbarn im Schlaf gestört wurden.

44 Gehoirte stim, wie wint hyn treibt, geschriben wart durhafftich pleibt.Weinsberg, 116.

*45 Er hat eine Stimme, wie die Hirten, wenn sie durch ein Kühhorn blasen.Heinmar, I, 119.


Stimmen.

15 Das stimmt, sagte der Inspector, als der Bauer ausrief: Was ich doch für ein Esel bin!

16 Wer mit sich selbst nicht stimmt, der stimmt mit niemand.Catonis Disticha, deutsch von Opitz, I, 4.

*17 Sie stimmen zu hauff wie winter vnd Summer.Mathesius, Historia Jesu, CXIIIIa.


Stinkbaum.

* Den Stinkbaum schütteln.Genlis, I, 329.

Der Stinkbaum (Anagyris foetida Linn.), auf den Inseln des griechischen Inselmeers und im übrigen Südeuropa einheimisch, kommt als Strauch und Baum von mittelmässiger Grösse vor, und hat einen stinkenden Geruch. Daher sagten die Alten bei Aufregung einer verdriesslichen Sache: den Stinkbaum schütteln (Anagyrin movere).


Stinken.

71 Wer da stincket, der stincke, saget die Offenbarung.Mathesius, Historia Jesu, II, LXXa.

*72 Das stinkt mir herauf. (Wien.)

Ist mir sehr widerwärtig, ärgert mich gewaltig.

*73 Das stinckt wie böhmischer Käse.Herberger, II, 302.

*74 Du stinkst noch vuler wen en as.Freybe, Redentiner Spiel, 1478.

*75 Stincken wie ein Gebrandtweinbruder.Herberger, I, 860.


Stirn.

38 Die Stirn oft Frieden zeigt, wenn das Herz zum Kriege neigt.

It.: Pace in fronte e guerra in mente. (Giani, 1221.)

*39 So lange die Stirn Haare trägt.

So lange man jung ist.

Lat.: Fronte capillata, post est occasio calva. (Dionys.)


Stock.

111 Dem Stocke muss der Hund sich fügen, dem Manne soll ein Wort genügen.

It.: Il baston è per i cani, le parole per i cristiani. (Giani, 440.)

112 Der Stock nass und warm macht den Züchter honigarm.

Auf der Versammlung deutscher und österreichischer Bienenwirthe im September 1876 erörterte man auch die Frage über die warme, nasse, kalte Ueberwinterung der Bienenstöcke. In Bezug auf obiges bekanntes Sprichwort erklärte man sich jedoch für folgende Form: der Stock warm und gelüftet, wenn dich nach Bienen und Honig gelüstet. (Schles. Presse, 1876, Nr. 643.)

113 Der verdient mit dem Stock, wer das Seine nicht in Acht nimmt.Frischbier, 4312.

Poln.: Kijem tego, kto niepilnuje swego.

114 Ein jeder Stock hat den Kopf am Ende.

Sagt der Ungar in dem Sinne: das Ende lobt das Werk.

115 Ein kräftiger Stock ist ein gut Mittel gegen Gespenster.

Böhm.: Beř na čerta kříž, a na strašidla hůl. (Čelakovsky, 119.)

*116 Einem den Stock zwischen die Räder schieben.

Ihm Schwierigkeiten machen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0887" n="[875]"/><cb n="1749"/>
*11 He wull mi en Stêrt ansetten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wochenblatt f. Schlesw.-Holst., 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Schabernack spielen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Steuer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Steuern haben wir wol, aber Baares fast nix, sagte der Oesterreicher, als ihn der Steuerbeamte fragte, ob er Steuerbares habe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Was man an Steuer unterschlagen, muss man aufs Strafamt tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Kaj je na harmici dobil, to je na malti zgubil. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 60.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Na cle przysz&#x0142;o, na przewozie odesz&#x0142;o. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 60.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Steuerleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Sieht man die Steuerleut erbleichen, dann ist's des Sturms gewisses Zeichen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Pallidezza nel nocchiero di burrasca segno vero. (<hi rendition="#i">Giani, 1167.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Steuermann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Er ist ein Steuermann zu Lande.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Entzieht sich gern gefährlichen Geschäften.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: E terra gubernare. (<hi rendition="#i">Livius.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*61 Ein Stich drei Loch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erinnert an das muthige Benehmen der Bewohner des Dorfes Wackerode bei Dessau, die im October 1806 etlichen in ihren Ort eingedrungenen Franzosen mit dreizinkigen Düngergabeln heimleuchteten. Davon noch jetzt die in der dessauer Gegend übliche Redensart. (<hi rendition="#i">Anhaltischer Staatsanzeiger, 1876, Nr. 271.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stichauf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Den Stichauf machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gartenlaube, 1875, S. 501.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Den Enthüller, Ausplauderer, Verräther.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiefel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Der Stiefel bricht wol, wo das Bein heil ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (1208)</hi>: De lêrse brikt wol, dâr dat bein hêl is. (Ocrea saepe patet, salvo tamen undique crure.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Grosse Stiefeln drücken nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Rheinpfalz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">68 Wo der Stiefel zerrissen ist, sieht man die Wade.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*69 Seine Stiefeln haben ein Loch gehabt, und seine Logik ist in den Dreck gerathen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat falsch geschlossen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiefmutter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Eine Stiefmutter ist den Kindern so heilsam wie Salz kranken Augen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Stiefmutter im Haus theilt das Brot mit Murren aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La matrigna la dà il pane e rigna. (<hi rendition="#i">Giani, 1032.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiefvater.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Stieffvatter &#x2013; Steyffvatter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dietrich, I, 221.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiege.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Ich will dir etwas auf die Stiege legen, damit du dich nicht zu bücken brauchst.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stiegenhansel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Stiegenhansel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gartenlaube, 1865, S. 503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Baiern ein Mädchen, das auf der Stiege sitzen bleibt und keinen Tänzer findet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Ein Stier muss im Joche gehn, der andere kann auf der Weide stehn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Fetten Stier und schöne Frauen kann man beim armen Mann nicht schauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Man kann einen Stier wol zum Wasser ziehen, aber ihn nicht zum Trinken zwingen. (S. Oc</hi>hs  182,  183.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Ein molossischer Stier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So wurde von den Griechen derjenige genannt, der sich mit vielerlei Geschäften abgab und dadurch gleichsam zerstückelte. Die Molosser, ein Volk in der Landschaft Epirus, hatten die Sitte, wenn sie ein Bündniss schlossen, die dabei geschlachteten Opferthiere in viele kleine Stücke zu zerschneiden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stift.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist mein Stift.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. mein Sohn.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stil.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Der Stil, der wird nachher herangeputzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies geflügelte Bauführerwort: &#x201E;Der Stil, der wird nachher (mit Stuck an den Rohbau) herangeputzt&#x201C;, ist echt berlinischen Ursprungs und dem Leben abgelauscht. (<hi rendition="#i">Vossische Zeitung, 1879, Nr. 146.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Still.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Schweig still und hüte deiner Gense.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nigrinus, Inquisition, Vorrede.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1750"/>
*44 Sie werden so still, wie die Frösch in einem Teiche, wann sie ein Licht schimmern sehn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Döpler, I, 500.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Stille</hi> (der).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Die Stillen im Lande.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ps. 35, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man bezeichnet damit eine Partei im Lande, die sich durch ein besonderes frommes Wesen kennzeichnet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stillestehen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mit Stillestehen erobert man kein Schloss.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stillhalten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Stillhalten ist des wackern Zechers Art.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frieske, 5.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stimme.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Die Stimme der Mücke reicht nicht bis zum Himmel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bertram, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Die Stimme des Bartlosen dringt nicht durch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Merx, 162.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">43 Die Stimme seines Gewissens sprach so laut, dass die Nachbarn im Schlaf gestört wurden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">44 Gehoirte stim, wie wint hyn treibt, geschriben wart durhafftich pleibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinsberg, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Er hat eine Stimme, wie die Hirten, wenn sie durch ein Kühhorn blasen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Heinmar, I, 119.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stimmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Das stimmt, sagte der Inspector, als der Bauer ausrief: Was ich doch für ein Esel bin!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wer mit sich selbst nicht stimmt, der stimmt mit niemand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Catonis Disticha, deutsch von Opitz, I, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Sie stimmen zu hauff wie winter vnd Summer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Historia Jesu, CXIIII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stinkbaum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Den Stinkbaum schütteln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Genlis, I, 329.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Stinkbaum (<hi rendition="#i">Anagyris foetida Linn.</hi>), auf den Inseln des griechischen Inselmeers und im übrigen Südeuropa einheimisch, kommt als Strauch und Baum von mittelmässiger Grösse vor, und hat einen stinkenden Geruch. Daher sagten die Alten bei Aufregung einer verdriesslichen Sache: den Stinkbaum schütteln (Anagyrin movere).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stinken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">71 Wer da stincket, der stincke, saget die Offenbarung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Historia Jesu, II, LXX<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*72 Das stinkt mir herauf.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist mir sehr widerwärtig, ärgert mich gewaltig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*73 Das stinckt wie böhmischer Käse.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, II, 302.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*74 Du stinkst noch vuler wen en as.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Freybe, Redentiner Spiel, 1478.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*75 Stincken wie ein Gebrandtweinbruder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 860.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stirn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Die Stirn oft Frieden zeigt, wenn das Herz zum Kriege neigt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Pace in fronte e guerra in mente. (<hi rendition="#i">Giani, 1221.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*39 So lange die Stirn Haare trägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So lange man jung ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fronte capillata, post est occasio calva. (<hi rendition="#i">Dionys.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stock.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">111 Dem Stocke muss der Hund sich fügen, dem Manne soll ein Wort genügen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il baston è per i cani, le parole per i cristiani. (<hi rendition="#i">Giani, 440.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">112 Der Stock nass und warm macht den Züchter honigarm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf der Versammlung deutscher und österreichischer Bienenwirthe im September 1876 erörterte man auch die Frage über die warme, nasse, kalte Ueberwinterung der Bienenstöcke. In Bezug auf obiges bekanntes Sprichwort erklärte man sich jedoch für folgende Form: der Stock warm und gelüftet, wenn dich nach Bienen und Honig gelüstet. (<hi rendition="#i">Schles. Presse, 1876, Nr. 643.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">113 Der verdient mit dem Stock, wer das Seine nicht in Acht nimmt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 4312.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kijem tego, kto niepilnuje swego.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">114 Ein jeder Stock hat den Kopf am Ende.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt der Ungar in dem Sinne: das Ende lobt das Werk.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">115 Ein kräftiger Stock ist ein gut Mittel gegen Gespenster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Be&#x0159; na &#x010D;erta k&#x0159;í&#x017E;, a na stra&#x0161;idla h&#x016F;l. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 119.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*116 Einem den Stock zwischen die Räder schieben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm Schwierigkeiten machen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[875]/0887] *11 He wull mi en Stêrt ansetten. – Wochenblatt f. Schlesw.-Holst., 26. Einen Schabernack spielen. Steuer. 12 Steuern haben wir wol, aber Baares fast nix, sagte der Oesterreicher, als ihn der Steuerbeamte fragte, ob er Steuerbares habe. 13 Was man an Steuer unterschlagen, muss man aufs Strafamt tragen. Kroat.: Kaj je na harmici dobil, to je na malti zgubil. (Čelakovsky, 60.) Poln.: Na cle przyszło, na przewozie odeszło. (Čelakovsky, 60.) Steuerleute. 5 Sieht man die Steuerleut erbleichen, dann ist's des Sturms gewisses Zeichen. It.: Pallidezza nel nocchiero di burrasca segno vero. (Giani, 1167.) Steuermann. *19 Er ist ein Steuermann zu Lande. Entzieht sich gern gefährlichen Geschäften. Lat.: E terra gubernare. (Livius.) Stich. *61 Ein Stich drei Loch. Erinnert an das muthige Benehmen der Bewohner des Dorfes Wackerode bei Dessau, die im October 1806 etlichen in ihren Ort eingedrungenen Franzosen mit dreizinkigen Düngergabeln heimleuchteten. Davon noch jetzt die in der dessauer Gegend übliche Redensart. (Anhaltischer Staatsanzeiger, 1876, Nr. 271.) Stichauf. * Den Stichauf machen. – Gartenlaube, 1875, S. 501. Den Enthüller, Ausplauderer, Verräther. Stiefel. 66 Der Stiefel bricht wol, wo das Bein heil ist. Bei Tunnicius (1208): De lêrse brikt wol, dâr dat bein hêl is. (Ocrea saepe patet, salvo tamen undique crure.) 67 Grosse Stiefeln drücken nicht. (Rheinpfalz.) 68 Wo der Stiefel zerrissen ist, sieht man die Wade. *69 Seine Stiefeln haben ein Loch gehabt, und seine Logik ist in den Dreck gerathen. Er hat falsch geschlossen. Stiefmutter. 28 Eine Stiefmutter ist den Kindern so heilsam wie Salz kranken Augen. 29 Stiefmutter im Haus theilt das Brot mit Murren aus. It.: La matrigna la dà il pane e rigna. (Giani, 1032.) Stiefvater. 6 Stieffvatter – Steyffvatter. – Dietrich, I, 221. Stiege. *13 Ich will dir etwas auf die Stiege legen, damit du dich nicht zu bücken brauchst. Stiegenhansel. * Es ist ein Stiegenhansel. – Gartenlaube, 1865, S. 503. In Baiern ein Mädchen, das auf der Stiege sitzen bleibt und keinen Tänzer findet. Stier. 28 Ein Stier muss im Joche gehn, der andere kann auf der Weide stehn. 29 Fetten Stier und schöne Frauen kann man beim armen Mann nicht schauen. 30 Man kann einen Stier wol zum Wasser ziehen, aber ihn nicht zum Trinken zwingen. (S. Ochs 182, 183.) *31 Ein molossischer Stier. So wurde von den Griechen derjenige genannt, der sich mit vielerlei Geschäften abgab und dadurch gleichsam zerstückelte. Die Molosser, ein Volk in der Landschaft Epirus, hatten die Sitte, wenn sie ein Bündniss schlossen, die dabei geschlachteten Opferthiere in viele kleine Stücke zu zerschneiden. Stift. *3 Es ist mein Stift. D. h. mein Sohn. Stil. *5 Der Stil, der wird nachher herangeputzt. Dies geflügelte Bauführerwort: „Der Stil, der wird nachher (mit Stuck an den Rohbau) herangeputzt“, ist echt berlinischen Ursprungs und dem Leben abgelauscht. (Vossische Zeitung, 1879, Nr. 146.) Still. *43 Schweig still und hüte deiner Gense. – Nigrinus, Inquisition, Vorrede. *44 Sie werden so still, wie die Frösch in einem Teiche, wann sie ein Licht schimmern sehn. – Döpler, I, 500. Stille (der). *3 Die Stillen im Lande. – Ps. 35, 20. Man bezeichnet damit eine Partei im Lande, die sich durch ein besonderes frommes Wesen kennzeichnet. Stillestehen. Mit Stillestehen erobert man kein Schloss. Stillhalten. 5 Stillhalten ist des wackern Zechers Art. – Frieske, 5. Stimme. 41 Die Stimme der Mücke reicht nicht bis zum Himmel. – Bertram, 50. 42 Die Stimme des Bartlosen dringt nicht durch. – Merx, 162. 43 Die Stimme seines Gewissens sprach so laut, dass die Nachbarn im Schlaf gestört wurden. 44 Gehoirte stim, wie wint hyn treibt, geschriben wart durhafftich pleibt. – Weinsberg, 116. *45 Er hat eine Stimme, wie die Hirten, wenn sie durch ein Kühhorn blasen. – Heinmar, I, 119. Stimmen. 15 Das stimmt, sagte der Inspector, als der Bauer ausrief: Was ich doch für ein Esel bin! 16 Wer mit sich selbst nicht stimmt, der stimmt mit niemand. – Catonis Disticha, deutsch von Opitz, I, 4. *17 Sie stimmen zu hauff wie winter vnd Summer. – Mathesius, Historia Jesu, CXIIIIa. Stinkbaum. * Den Stinkbaum schütteln. – Genlis, I, 329. Der Stinkbaum (Anagyris foetida Linn.), auf den Inseln des griechischen Inselmeers und im übrigen Südeuropa einheimisch, kommt als Strauch und Baum von mittelmässiger Grösse vor, und hat einen stinkenden Geruch. Daher sagten die Alten bei Aufregung einer verdriesslichen Sache: den Stinkbaum schütteln (Anagyrin movere). Stinken. 71 Wer da stincket, der stincke, saget die Offenbarung. – Mathesius, Historia Jesu, II, LXXa. *72 Das stinkt mir herauf. (Wien.) Ist mir sehr widerwärtig, ärgert mich gewaltig. *73 Das stinckt wie böhmischer Käse. – Herberger, II, 302. *74 Du stinkst noch vuler wen en as. – Freybe, Redentiner Spiel, 1478. *75 Stincken wie ein Gebrandtweinbruder. – Herberger, I, 860. Stirn. 38 Die Stirn oft Frieden zeigt, wenn das Herz zum Kriege neigt. It.: Pace in fronte e guerra in mente. (Giani, 1221.) *39 So lange die Stirn Haare trägt. So lange man jung ist. Lat.: Fronte capillata, post est occasio calva. (Dionys.) Stock. 111 Dem Stocke muss der Hund sich fügen, dem Manne soll ein Wort genügen. It.: Il baston è per i cani, le parole per i cristiani. (Giani, 440.) 112 Der Stock nass und warm macht den Züchter honigarm. Auf der Versammlung deutscher und österreichischer Bienenwirthe im September 1876 erörterte man auch die Frage über die warme, nasse, kalte Ueberwinterung der Bienenstöcke. In Bezug auf obiges bekanntes Sprichwort erklärte man sich jedoch für folgende Form: der Stock warm und gelüftet, wenn dich nach Bienen und Honig gelüstet. (Schles. Presse, 1876, Nr. 643.) 113 Der verdient mit dem Stock, wer das Seine nicht in Acht nimmt. – Frischbier, 4312. Poln.: Kijem tego, kto niepilnuje swego. 114 Ein jeder Stock hat den Kopf am Ende. Sagt der Ungar in dem Sinne: das Ende lobt das Werk. 115 Ein kräftiger Stock ist ein gut Mittel gegen Gespenster. Böhm.: Beř na čerta kříž, a na strašidla hůl. (Čelakovsky, 119.) *116 Einem den Stock zwischen die Räder schieben. Ihm Schwierigkeiten machen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/887
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [875]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/887>, abgerufen am 22.11.2024.