Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.Viertes Kapitel. Umfassungsmauern entgegengesetzt wirkt und in Betreff des resul-tirenden Gesammtschubes sich gegenseitig aufhebt. Der Winddruck würde, zu 25 Pfd. pro Quadratfuß (1,83 Kilogr. pro Quadratzenti- meter) und schwach geneigt zum Horizont angenommen, auf ein Bindersystem von 11 Fuß 2 Zoll Länge auf die Dachfläche und die freistehende Fläche der Umfassungsmauern des Saales etwa 97 Ctr. (4850 Kilogr.) betragen, bei einem Momentenarm von 161/2 Fuß, welcher sich auf einer Bruchfuge in der Höhe des Sockels der oben beschriebenen Strebepfeiler bezieht. Dabei ist, da die Bohlensparren als elastische Körper dem Winddrucke nachgeben, als fester Angriffs- punkt des letzteren das Auflager der Bögen auf die Umfassungs- mauern gedacht. Daraus folgt dann ein Windmoment von 1600 Fuß -- Ctr. (25000 Kilogr. -- Meter). Um diesen beträchtlichen Schub aufzuheben, war die oben beschriebene tief heruntergeführte Veranke- rung der Sparrenschwelle, ebenso die strebepfeilerartige Ausbildung der Wandpfeiler, deren Stärke nahe über dem Dache der Seiten- bauten 31/2 Fuß (1,098m) beträgt, erforderlich. Es genügt dies, um auch dem stärksten vorkommenden Winddrucke entgegen zu wirken, obwohl derselbe an dem steilen Dache beträchtliche Angriffs- flächen findet. Die seit Beendigung des Baues (September 1869) in berliner Gegend stattgehabten starken Stürme, namentlich der orkanartige vom 17. Dec. 1869, haben auch keinerlei nachtheilige Einwirkungen auf das Dach ausgeübt. Während in dem vorigen Beispiel der Bogenform ein Halbkreis [Abbildung]
Fig. 366. die Dachfläche nach einem flachen Satteldache hergestellt. Die ganzeSpannweite beträgt 14,5m. Die Bögen stecken in eisernen Schuhen Viertes Kapitel. Umfaſſungsmauern entgegengeſetzt wirkt und in Betreff des reſul-tirenden Geſammtſchubes ſich gegenſeitig aufhebt. Der Winddruck würde, zu 25 Pfd. pro Quadratfuß (1,83 Kilogr. pro Quadratzenti- meter) und ſchwach geneigt zum Horizont angenommen, auf ein Binderſyſtem von 11 Fuß 2 Zoll Länge auf die Dachfläche und die freiſtehende Fläche der Umfaſſungsmauern des Saales etwa 97 Ctr. (4850 Kilogr.) betragen, bei einem Momentenarm von 16½ Fuß, welcher ſich auf einer Bruchfuge in der Höhe des Sockels der oben beſchriebenen Strebepfeiler bezieht. Dabei iſt, da die Bohlenſparren als elaſtiſche Körper dem Winddrucke nachgeben, als feſter Angriffs- punkt des letzteren das Auflager der Bögen auf die Umfaſſungs- mauern gedacht. Daraus folgt dann ein Windmoment von 1600 Fuß — Ctr. (25000 Kilogr. — Meter). Um dieſen beträchtlichen Schub aufzuheben, war die oben beſchriebene tief heruntergeführte Veranke- rung der Sparrenſchwelle, ebenſo die ſtrebepfeilerartige Ausbildung der Wandpfeiler, deren Stärke nahe über dem Dache der Seiten- bauten 3½ Fuß (1,098m) beträgt, erforderlich. Es genügt dies, um auch dem ſtärkſten vorkommenden Winddrucke entgegen zu wirken, obwohl derſelbe an dem ſteilen Dache beträchtliche Angriffs- flächen findet. Die ſeit Beendigung des Baues (September 1869) in berliner Gegend ſtattgehabten ſtarken Stürme, namentlich der orkanartige vom 17. Dec. 1869, haben auch keinerlei nachtheilige Einwirkungen auf das Dach ausgeübt. Während in dem vorigen Beiſpiel der Bogenform ein Halbkreis [Abbildung]
Fig. 366. die Dachfläche nach einem flachen Satteldache hergeſtellt. Die ganzeSpannweite beträgt 14,5m. Die Bögen ſtecken in eiſernen Schuhen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0254" n="242"/><fw place="top" type="header">Viertes Kapitel.</fw><lb/> Umfaſſungsmauern entgegengeſetzt wirkt und in Betreff des reſul-<lb/> tirenden Geſammtſchubes ſich gegenſeitig aufhebt. Der Winddruck<lb/> würde, zu 25 Pfd. pro Quadratfuß (1,83 Kilogr. pro Quadratzenti-<lb/> meter) und ſchwach geneigt zum Horizont angenommen, auf ein<lb/> Binderſyſtem von 11 Fuß 2 Zoll Länge auf die Dachfläche und die<lb/> freiſtehende Fläche der Umfaſſungsmauern des Saales etwa 97 Ctr.<lb/> (4850 Kilogr.) betragen, bei einem Momentenarm von 16½ Fuß,<lb/> welcher ſich auf einer Bruchfuge in der Höhe des Sockels der oben<lb/> beſchriebenen Strebepfeiler bezieht. Dabei iſt, da die Bohlenſparren<lb/> als elaſtiſche Körper dem Winddrucke nachgeben, als feſter Angriffs-<lb/> punkt des letzteren das Auflager der Bögen auf die Umfaſſungs-<lb/> mauern gedacht. Daraus folgt dann ein Windmoment von 1600 Fuß<lb/> — Ctr. (25000 Kilogr. — Meter). Um dieſen beträchtlichen Schub<lb/> aufzuheben, war die oben beſchriebene tief heruntergeführte Veranke-<lb/> rung der Sparrenſchwelle, ebenſo die ſtrebepfeilerartige Ausbildung<lb/> der Wandpfeiler, deren Stärke nahe über dem Dache der Seiten-<lb/> bauten 3½ Fuß (1,098<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>) beträgt, erforderlich. Es genügt dies, um<lb/> auch dem ſtärkſten vorkommenden Winddrucke entgegen zu wirken,<lb/> obwohl derſelbe an dem ſteilen Dache beträchtliche Angriffs-<lb/> flächen findet. Die ſeit Beendigung des Baues (September 1869)<lb/> in berliner Gegend ſtattgehabten ſtarken Stürme, namentlich der<lb/> orkanartige vom 17. Dec. 1869, haben auch keinerlei nachtheilige<lb/> Einwirkungen auf das Dach ausgeübt.</p><lb/> <p>Während in dem vorigen Beiſpiel der Bogenform ein Halbkreis<lb/> zu Grunde liegt und letztere äußerlich ſichtbar bleibt, iſt der Bogen-<lb/> binder Fig. 366 nach einem hohen Segment conſtruirt worden und<lb/><figure><head>Fig. 366.</head></figure><lb/> die Dachfläche nach einem flachen Satteldache hergeſtellt. Die ganze<lb/> Spannweite beträgt 14,5<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>. Die Bögen ſtecken in eiſernen Schuhen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0254]
Viertes Kapitel.
Umfaſſungsmauern entgegengeſetzt wirkt und in Betreff des reſul-
tirenden Geſammtſchubes ſich gegenſeitig aufhebt. Der Winddruck
würde, zu 25 Pfd. pro Quadratfuß (1,83 Kilogr. pro Quadratzenti-
meter) und ſchwach geneigt zum Horizont angenommen, auf ein
Binderſyſtem von 11 Fuß 2 Zoll Länge auf die Dachfläche und die
freiſtehende Fläche der Umfaſſungsmauern des Saales etwa 97 Ctr.
(4850 Kilogr.) betragen, bei einem Momentenarm von 16½ Fuß,
welcher ſich auf einer Bruchfuge in der Höhe des Sockels der oben
beſchriebenen Strebepfeiler bezieht. Dabei iſt, da die Bohlenſparren
als elaſtiſche Körper dem Winddrucke nachgeben, als feſter Angriffs-
punkt des letzteren das Auflager der Bögen auf die Umfaſſungs-
mauern gedacht. Daraus folgt dann ein Windmoment von 1600 Fuß
— Ctr. (25000 Kilogr. — Meter). Um dieſen beträchtlichen Schub
aufzuheben, war die oben beſchriebene tief heruntergeführte Veranke-
rung der Sparrenſchwelle, ebenſo die ſtrebepfeilerartige Ausbildung
der Wandpfeiler, deren Stärke nahe über dem Dache der Seiten-
bauten 3½ Fuß (1,098m) beträgt, erforderlich. Es genügt dies, um
auch dem ſtärkſten vorkommenden Winddrucke entgegen zu wirken,
obwohl derſelbe an dem ſteilen Dache beträchtliche Angriffs-
flächen findet. Die ſeit Beendigung des Baues (September 1869)
in berliner Gegend ſtattgehabten ſtarken Stürme, namentlich der
orkanartige vom 17. Dec. 1869, haben auch keinerlei nachtheilige
Einwirkungen auf das Dach ausgeübt.
Während in dem vorigen Beiſpiel der Bogenform ein Halbkreis
zu Grunde liegt und letztere äußerlich ſichtbar bleibt, iſt der Bogen-
binder Fig. 366 nach einem hohen Segment conſtruirt worden und
[Abbildung Fig. 366.]
die Dachfläche nach einem flachen Satteldache hergeſtellt. Die ganze
Spannweite beträgt 14,5m. Die Bögen ſtecken in eiſernen Schuhen
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