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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau.

Damit die Belastung der Balkenroste möglichst gleichmäßig auf
das Mauerwerk übertragen werde, muß jeder Balkenkopf auf einem
breiten Unterlager ruhen. Letzteres kann sein entweder
ein breiter Mauerklotz oder eine Mauerlatte.

Obgleich die Mauerlatte viele Vortheile besitzt und namentlich
die Balkenenden schließen- oder ankerartig zusammenhält (in Oester-
reich heißt die Mauerlatte "Rostschließe"), verdienen isolirte Mauer-
klötze
den Vorzug, wenn wie in Fig. 112 die übereinanderstehenden
Mauern innerhalb bündig, d. h. ohne Absatz, sind. Wollte man in
diesem Falle wie in Fig. 113 eine Mauerlatte anwenden, so würde
das obere Mauerwerk theilweise auf Holz und somit unsicher stehen.
Hingegen eignen sich Mauerlatten ganz besonders, wenn die
Wände nach oben um 1/2 Stein zurückspringen und die Mauerlatten
auf dem Mauerabsatze lagern (Fig. 114). Daß die Unterflächen der
Balkenauflager (Klötze oder Latten) stets mindestens eine Schaar
(Ziegelschicht) über dem höchsten Fenster- oder Thürbogen und
dann vollständig in der "Wage" liegen müssen, bedarf keines Nach-
weises.

[Abbildung] Fig. 112. [Abbildung] Fig. 113. [Abbildung] Fig. 114.

Die Mauerklötze fertigt man aus gutem Eichenholze an, sie
sind etwa 15--20zm breiter als die Balkenköpfe und eine Steinschicht-
höhe + zwei Fugen dick -- also 65 + 2 . 10 bis 65 + 2 . 13mm.

Die Mauerlatten werden aus kernigem Tannenholz gemacht
und müssen, da sie mit einem Kamm in die Balkenköpfe greifen,
ca. 25mm dicker sein als die Mauerklötze, sonach 8,5zm, welches Maß
auch in der Breite eingehalten wird.

Neuerdings wurde empfohlen, die Mauerlatten oder Rost-
schließen nicht zu verkämmen, sondern nur zu verdollen (Fig. 115);
so geschah es beim Bau des Polytechnicum zu Aachen, dessen Mauern
aus sehr unregelmäßig gestalteten Ziegelsteinen (Feldbrand) hergestellt

Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau.

Damit die Belaſtung der Balkenroſte möglichſt gleichmäßig auf
das Mauerwerk übertragen werde, muß jeder Balkenkopf auf einem
breiten Unterlager ruhen. Letzteres kann ſein entweder
ein breiter Mauerklotz oder eine Mauerlatte.

Obgleich die Mauerlatte viele Vortheile beſitzt und namentlich
die Balkenenden ſchließen- oder ankerartig zuſammenhält (in Oeſter-
reich heißt die Mauerlatte „Roſtſchließe“), verdienen iſolirte Mauer-
klötze
den Vorzug, wenn wie in Fig. 112 die übereinanderſtehenden
Mauern innerhalb bündig, d. h. ohne Abſatz, ſind. Wollte man in
dieſem Falle wie in Fig. 113 eine Mauerlatte anwenden, ſo würde
das obere Mauerwerk theilweiſe auf Holz und ſomit unſicher ſtehen.
Hingegen eignen ſich Mauerlatten ganz beſonders, wenn die
Wände nach oben um ½ Stein zurückſpringen und die Mauerlatten
auf dem Mauerabſatze lagern (Fig. 114). Daß die Unterflächen der
Balkenauflager (Klötze oder Latten) ſtets mindeſtens eine Schaar
(Ziegelſchicht) über dem höchſten Fenſter- oder Thürbogen und
dann vollſtändig in der „Wage“ liegen müſſen, bedarf keines Nach-
weiſes.

[Abbildung] Fig. 112. [Abbildung] Fig. 113. [Abbildung] Fig. 114.

Die Mauerklötze fertigt man aus gutem Eichenholze an, ſie
ſind etwa 15—20zm breiter als die Balkenköpfe und eine Steinſchicht-
höhe + zwei Fugen dick — alſo 65 + 2 . 10 bis 65 + 2 . 13mm.

Die Mauerlatten werden aus kernigem Tannenholz gemacht
und müſſen, da ſie mit einem Kamm in die Balkenköpfe greifen,
ca. 25mm dicker ſein als die Mauerklötze, ſonach 8,5zm, welches Maß
auch in der Breite eingehalten wird.

Neuerdings wurde empfohlen, die Mauerlatten oder Roſt-
ſchließen nicht zu verkämmen, ſondern nur zu verdollen (Fig. 115);
ſo geſchah es beim Bau des Polytechnicum zu Aachen, deſſen Mauern
aus ſehr unregelmäßig geſtalteten Ziegelſteinen (Feldbrand) hergeſtellt

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[55/0067] Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Damit die Belaſtung der Balkenroſte möglichſt gleichmäßig auf das Mauerwerk übertragen werde, muß jeder Balkenkopf auf einem breiten Unterlager ruhen. Letzteres kann ſein entweder ein breiter Mauerklotz oder eine Mauerlatte. Obgleich die Mauerlatte viele Vortheile beſitzt und namentlich die Balkenenden ſchließen- oder ankerartig zuſammenhält (in Oeſter- reich heißt die Mauerlatte „Roſtſchließe“), verdienen iſolirte Mauer- klötze den Vorzug, wenn wie in Fig. 112 die übereinanderſtehenden Mauern innerhalb bündig, d. h. ohne Abſatz, ſind. Wollte man in dieſem Falle wie in Fig. 113 eine Mauerlatte anwenden, ſo würde das obere Mauerwerk theilweiſe auf Holz und ſomit unſicher ſtehen. Hingegen eignen ſich Mauerlatten ganz beſonders, wenn die Wände nach oben um ½ Stein zurückſpringen und die Mauerlatten auf dem Mauerabſatze lagern (Fig. 114). Daß die Unterflächen der Balkenauflager (Klötze oder Latten) ſtets mindeſtens eine Schaar (Ziegelſchicht) über dem höchſten Fenſter- oder Thürbogen und dann vollſtändig in der „Wage“ liegen müſſen, bedarf keines Nach- weiſes. [Abbildung Fig. 112.] [Abbildung Fig. 113.] [Abbildung Fig. 114.] Die Mauerklötze fertigt man aus gutem Eichenholze an, ſie ſind etwa 15—20zm breiter als die Balkenköpfe und eine Steinſchicht- höhe + zwei Fugen dick — alſo 65 + 2 . 10 bis 65 + 2 . 13mm. Die Mauerlatten werden aus kernigem Tannenholz gemacht und müſſen, da ſie mit einem Kamm in die Balkenköpfe greifen, ca. 25mm dicker ſein als die Mauerklötze, ſonach 8,5zm, welches Maß auch in der Breite eingehalten wird. Neuerdings wurde empfohlen, die Mauerlatten oder Roſt- ſchließen nicht zu verkämmen, ſondern nur zu verdollen (Fig. 115); ſo geſchah es beim Bau des Polytechnicum zu Aachen, deſſen Mauern aus ſehr unregelmäßig geſtalteten Ziegelſteinen (Feldbrand) hergeſtellt

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/67>, abgerufen am 21.11.2024.