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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Erstes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
unterbrochen werden müssen. Auch gilt der Grundsatz, daß die Schorn-
steine sich stets 0,9m über den Dachforst erheben müssen, damit die,
durch den auf die Dachfläche stoßenden Wind erzeugten wirbelnden,
Luftströmungen das Hinaussteigen des Rauches nicht erschweren oder
gar verhindern. Schornsteine, die in den Außenwänden liegen, müssen
daher sehr hoch über die Dachfläche geführt werden, um gut func-
tioniren zu können.

Ferner hat man darauf zu achten, daß die Schornsteine nicht in
der Nähe oder gerade in der Dachkehle (Ixe) aus der Dachfläche
treten.

Am besten ordnet man die Rauchfänge im Innern des Hauses unweit
des Dachforstes an. Sollte dies aber nicht möglich sein, so werden die
Schornsteine "geschleppt", "gezogen" oder "geschleift".

Manchmal muß das Schleifen auch geschehen, um einer Fette etc. aus-
zuweichen; in diesem Falle erhält der Schornstein eine geringe Neigung
nach Fig. 109. Doch darf das Schleppen nie über die punktirten
Linien geschehen, wenn der Schornstein sich im Gleichgewicht halten
soll. Bei einer größeren Neigung ist eine Unterstützung erforderlich,
welche entweder aus einem Bogen oder vollem Mauerwerk (Fig. 110)
bestehen kann; letzteres besitzt die größte Solidität. Die Unterstützung

[Abbildung] Fig. 109.
[Abbildung] Fig. 110.
ist aber nicht immer möglich, weil öfters das Auflager hierzu fehlt.
Unter solchen Umständen muß das Schleppen ganz unterbleiben und
sogleich bei der Grundrißanlage für die zweckmäßige Lage des Kamins
gesorgt werden. Zuweilen liegen zwei Rauchfänge so gegenüber,
daß sie sich gegenseitig stützen können (Fig. 111). Die Wölbung, welche

Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
unterbrochen werden müſſen. Auch gilt der Grundſatz, daß die Schorn-
ſteine ſich ſtets 0,9m über den Dachforſt erheben müſſen, damit die,
durch den auf die Dachfläche ſtoßenden Wind erzeugten wirbelnden,
Luftſtrömungen das Hinausſteigen des Rauches nicht erſchweren oder
gar verhindern. Schornſteine, die in den Außenwänden liegen, müſſen
daher ſehr hoch über die Dachfläche geführt werden, um gut func-
tioniren zu können.

Ferner hat man darauf zu achten, daß die Schornſteine nicht in
der Nähe oder gerade in der Dachkehle (Ixe) aus der Dachfläche
treten.

Am beſten ordnet man die Rauchfänge im Innern des Hauſes unweit
des Dachforſtes an. Sollte dies aber nicht möglich ſein, ſo werden die
Schornſteine „geſchleppt“, „gezogen“ oder „geſchleift“.

Manchmal muß das Schleifen auch geſchehen, um einer Fette ꝛc. aus-
zuweichen; in dieſem Falle erhält der Schornſtein eine geringe Neigung
nach Fig. 109. Doch darf das Schleppen nie über die punktirten
Linien geſchehen, wenn der Schornſtein ſich im Gleichgewicht halten
ſoll. Bei einer größeren Neigung iſt eine Unterſtützung erforderlich,
welche entweder aus einem Bogen oder vollem Mauerwerk (Fig. 110)
beſtehen kann; letzteres beſitzt die größte Solidität. Die Unterſtützung

[Abbildung] Fig. 109.
[Abbildung] Fig. 110.
iſt aber nicht immer möglich, weil öfters das Auflager hierzu fehlt.
Unter ſolchen Umſtänden muß das Schleppen ganz unterbleiben und
ſogleich bei der Grundrißanlage für die zweckmäßige Lage des Kamins
geſorgt werden. Zuweilen liegen zwei Rauchfänge ſo gegenüber,
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[94/0110] Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk. unterbrochen werden müſſen. Auch gilt der Grundſatz, daß die Schorn- ſteine ſich ſtets 0,9m über den Dachforſt erheben müſſen, damit die, durch den auf die Dachfläche ſtoßenden Wind erzeugten wirbelnden, Luftſtrömungen das Hinausſteigen des Rauches nicht erſchweren oder gar verhindern. Schornſteine, die in den Außenwänden liegen, müſſen daher ſehr hoch über die Dachfläche geführt werden, um gut func- tioniren zu können. Ferner hat man darauf zu achten, daß die Schornſteine nicht in der Nähe oder gerade in der Dachkehle (Ixe) aus der Dachfläche treten. Am beſten ordnet man die Rauchfänge im Innern des Hauſes unweit des Dachforſtes an. Sollte dies aber nicht möglich ſein, ſo werden die Schornſteine „geſchleppt“, „gezogen“ oder „geſchleift“. Manchmal muß das Schleifen auch geſchehen, um einer Fette ꝛc. aus- zuweichen; in dieſem Falle erhält der Schornſtein eine geringe Neigung nach Fig. 109. Doch darf das Schleppen nie über die punktirten Linien geſchehen, wenn der Schornſtein ſich im Gleichgewicht halten ſoll. Bei einer größeren Neigung iſt eine Unterſtützung erforderlich, welche entweder aus einem Bogen oder vollem Mauerwerk (Fig. 110) beſtehen kann; letzteres beſitzt die größte Solidität. Die Unterſtützung [Abbildung Fig. 109.] [Abbildung Fig. 110.] iſt aber nicht immer möglich, weil öfters das Auflager hierzu fehlt. Unter ſolchen Umſtänden muß das Schleppen ganz unterbleiben und ſogleich bei der Grundrißanlage für die zweckmäßige Lage des Kamins geſorgt werden. Zuweilen liegen zwei Rauchfänge ſo gegenüber, daß ſie ſich gegenſeitig ſtützen können (Fig. 111). Die Wölbung, welche

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/110>, abgerufen am 21.11.2024.