Die hohen Arbeitslöhne der Maurergesellen und Bau-Arbeitsleute haben schon wiederholt die Bauunternehmer auf die glückliche Idee gebracht, die bereits bei Wasser- und Brückenbauten angewendeten mechanischen Apparate in etwas modifizirter Weise auch bei "Hoch- bauten" zu benutzen. Besonders ist man in dieser Hinsicht in Lon- don und Paris, dann in Berlin und Hamburg mit gutem Beispiele, wenn auch nur zaghaft, vorangegangen.
So z. B. wird der Mörtel mittelst einer Mörtelmaschine, die ihre Arbeit viel gleichmäßiger macht, als die Menschenhände, bereitet. Man hat hierzu die mannigfachsten Apparate benutzt, bald mit liegendem, bald mit stehendem Cylinder nach Art der holländischen Kleimühle, wie solche in Ziegeleien zum Kneten des Thones üblich sind; manch- mal werden die Mörtelmaschinen entweder mit Kollerwerk (zwei vertical stehende Mühlsteine, die an den beiden Enden einer Welle befestigt sind und von einem Pferdegespann so umgedreht werden, daß sie die Mörtelmasse gehörig vermengen), oder mit Harken, welche, ganz ebenso wie die Kalkkrücken, die Masse umrühren, versehen.
Eine Mörtelmaschine letzterer Art stellte sich der Maurermeister Robitz in Berlin her und ist beschrieben in "Wanderley, ländliche Wirthschaftsgebäude" Fig. 18. Ausführlich werden die Mörtelma- schinen vom Ingenieur Kopka besprochen in "Haarmann'sche Zeit- schrift" 1872.
Neuerdings beginnt man in Berlin den Kalkmörtel für viele Bauten an einem Orte mittelst Maschinen zu fabriciren und mit geschlossenen Wagen nach den Bauten zu schaffen; ob dies aber praktisch ist, muß die Zeit lehren.
Auch für das Hinaufziehen der Materialien hat man die ver- schiedenartigsten Maschinen construirt, welche wir leider wegen des hier nur karg bemessenen Raumes nicht ausführlich vorführen können. Das Prinzip derselben besteht aber darin, daß ein hölzerner oder eiserner Behälter an einem Taue mittelst einer Winde in die Höhe gezogen wird. Hierzu ist ein fest abgebundenes, solid aufgestelltes Gerüst von der Höhe des ganzen Gebäudes erforderlich; oben ist eine große Seiltrommel befestigt, auf welche sich das Tau aufwickelt. Das Aufziehen selbst geschieht entweder mit Pferdegöpel, oder mit Dampf- maschine (Lokomobile); sehr zweckmäßig ist es, eine Gasmaschine zum Betrieb des Aufzugapparates aufzustellen, was in Paris allge- mein geschieht.
Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln.
Die hohen Arbeitslöhne der Maurergeſellen und Bau-Arbeitsleute haben ſchon wiederholt die Bauunternehmer auf die glückliche Idee gebracht, die bereits bei Waſſer- und Brückenbauten angewendeten mechaniſchen Apparate in etwas modifizirter Weiſe auch bei „Hoch- bauten“ zu benutzen. Beſonders iſt man in dieſer Hinſicht in Lon- don und Paris, dann in Berlin und Hamburg mit gutem Beiſpiele, wenn auch nur zaghaft, vorangegangen.
So z. B. wird der Mörtel mittelſt einer Mörtelmaſchine, die ihre Arbeit viel gleichmäßiger macht, als die Menſchenhände, bereitet. Man hat hierzu die mannigfachſten Apparate benutzt, bald mit liegendem, bald mit ſtehendem Cylinder nach Art der holländiſchen Kleimühle, wie ſolche in Ziegeleien zum Kneten des Thones üblich ſind; manch- mal werden die Mörtelmaſchinen entweder mit Kollerwerk (zwei vertical ſtehende Mühlſteine, die an den beiden Enden einer Welle befeſtigt ſind und von einem Pferdegeſpann ſo umgedreht werden, daß ſie die Mörtelmaſſe gehörig vermengen), oder mit Harken, welche, ganz ebenſo wie die Kalkkrücken, die Maſſe umrühren, verſehen.
Eine Mörtelmaſchine letzterer Art ſtellte ſich der Maurermeiſter Robitz in Berlin her und iſt beſchrieben in „Wanderley, ländliche Wirthſchaftsgebäude“ Fig. 18. Ausführlich werden die Mörtelma- ſchinen vom Ingenieur Kopka beſprochen in „Haarmann’ſche Zeit- ſchrift“ 1872.
Neuerdings beginnt man in Berlin den Kalkmörtel für viele Bauten an einem Orte mittelſt Maſchinen zu fabriciren und mit geſchloſſenen Wagen nach den Bauten zu ſchaffen; ob dies aber praktiſch iſt, muß die Zeit lehren.
Auch für das Hinaufziehen der Materialien hat man die ver- ſchiedenartigſten Maſchinen conſtruirt, welche wir leider wegen des hier nur karg bemeſſenen Raumes nicht ausführlich vorführen können. Das Prinzip derſelben beſteht aber darin, daß ein hölzerner oder eiſerner Behälter an einem Taue mittelſt einer Winde in die Höhe gezogen wird. Hierzu iſt ein feſt abgebundenes, ſolid aufgeſtelltes Gerüſt von der Höhe des ganzen Gebäudes erforderlich; oben iſt eine große Seiltrommel befeſtigt, auf welche ſich das Tau aufwickelt. Das Aufziehen ſelbſt geſchieht entweder mit Pferdegöpel, oder mit Dampf- maſchine (Lokomobile); ſehr zweckmäßig iſt es, eine Gasmaſchine zum Betrieb des Aufzugapparates aufzuſtellen, was in Paris allge- mein geſchieht.
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Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln.
Die hohen Arbeitslöhne der Maurergeſellen und Bau-Arbeitsleute
haben ſchon wiederholt die Bauunternehmer auf die glückliche Idee
gebracht, die bereits bei Waſſer- und Brückenbauten angewendeten
mechaniſchen Apparate in etwas modifizirter Weiſe auch bei „Hoch-
bauten“ zu benutzen. Beſonders iſt man in dieſer Hinſicht in Lon-
don und Paris, dann in Berlin und Hamburg mit gutem Beiſpiele,
wenn auch nur zaghaft, vorangegangen.
So z. B. wird der Mörtel mittelſt einer Mörtelmaſchine, die ihre
Arbeit viel gleichmäßiger macht, als die Menſchenhände, bereitet. Man
hat hierzu die mannigfachſten Apparate benutzt, bald mit liegendem,
bald mit ſtehendem Cylinder nach Art der holländiſchen Kleimühle,
wie ſolche in Ziegeleien zum Kneten des Thones üblich ſind; manch-
mal werden die Mörtelmaſchinen entweder mit Kollerwerk (zwei
vertical ſtehende Mühlſteine, die an den beiden Enden einer Welle
befeſtigt ſind und von einem Pferdegeſpann ſo umgedreht werden,
daß ſie die Mörtelmaſſe gehörig vermengen), oder mit Harken,
welche, ganz ebenſo wie die Kalkkrücken, die Maſſe umrühren, verſehen.
Eine Mörtelmaſchine letzterer Art ſtellte ſich der Maurermeiſter
Robitz in Berlin her und iſt beſchrieben in „Wanderley, ländliche
Wirthſchaftsgebäude“ Fig. 18. Ausführlich werden die Mörtelma-
ſchinen vom Ingenieur Kopka beſprochen in „Haarmann’ſche Zeit-
ſchrift“ 1872.
Neuerdings beginnt man in Berlin den Kalkmörtel für viele Bauten
an einem Orte mittelſt Maſchinen zu fabriciren und mit geſchloſſenen
Wagen nach den Bauten zu ſchaffen; ob dies aber praktiſch iſt, muß
die Zeit lehren.
Auch für das Hinaufziehen der Materialien hat man die ver-
ſchiedenartigſten Maſchinen conſtruirt, welche wir leider wegen des
hier nur karg bemeſſenen Raumes nicht ausführlich vorführen können.
Das Prinzip derſelben beſteht aber darin, daß ein hölzerner oder
eiſerner Behälter an einem Taue mittelſt einer Winde in die Höhe
gezogen wird. Hierzu iſt ein feſt abgebundenes, ſolid aufgeſtelltes
Gerüſt von der Höhe des ganzen Gebäudes erforderlich; oben iſt eine
große Seiltrommel befeſtigt, auf welche ſich das Tau aufwickelt. Das
Aufziehen ſelbſt geſchieht entweder mit Pferdegöpel, oder mit Dampf-
maſchine (Lokomobile); ſehr zweckmäßig iſt es, eine Gasmaſchine
zum Betrieb des Aufzugapparates aufzuſtellen, was in Paris allge-
mein geſchieht.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/184>, abgerufen am 21.11.2024.
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