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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Zweites Kapitel. Die Gewölbe.

Die Zusammensetzung von mindestens drei Wangen in der Weise,
daß die Scheitelpunkte und Widerlagslinien je in gleichen Höhen liegen,
giebt ein Klostergewölbe (in Oesterreich wird dieses häufig
"Kappengewölbe" genannt). Brauchbar sind diese Gewölbe für alle
polygonale Grundformen (Fig. 263).

Wo zwei Wangen zusammentreffen, ist eine Biegung nach Außen,
der sogenannte "Grat" vorhanden, nach welchem der ganze Bogen
auch "Gratbogen" oder "Diagonalbogen" heißt.

Macht man die Pfeilhöhe des Klostergewölbes bedeutend größer
als eine halbe Spannweite, so entsteht ein Kuppelgewölbe, dessen

[Abbildung] Fig. 263.
Grundriß viele Seiten haben kann. Geht die polygonale Grund-
fläche in ein Unendlichvieleck über, d. h. in eine sich stetig wiederholende
Krumme (Kreis, Ellipse, Ovale, Eilinie), dann nimmt die Leibungs-
fläche eine glatte Rundung an und alle scharfen Gratkanten verschwin-
den. Bei dem kreisförmigen Grundrisse und Querschnitte erhält man
ein Halbkugelgewölbe und ein horizontaler Kugelabschnitt heißt
ein flaches Kuppelgewölbe. Wenn ein volles Halbkugel- oder
ein volles elliptisches Kuppelgewölbe an den Seiten von verticalen
Ebenen, die sich berühren, so geschnitten wird, daß eine quadratische,
rechteckige oder polygonale Grundform entsteht, dann nennt man
diese Gewölbeart:

a) wenn der Durchmesser über 4,5--6m groß ist, ein Kuppelge-
wölbe über polygonaler Grundform
,
b) wenn der Durchmesser unter 4,5m mißt, ein böhmisches Ge-
wölbe
oder böhmisches Platzel (der letztere Ausdruck in
Oesterreich üblich);

findet dieselbe Prozedur bei einem horizontalen Kugelabschnitt statt,
dann bekommt man eine böhmische Kappe oder ein preußisches
Platzel
(österreichisch).

Zweites Kapitel. Die Gewölbe.

Die Zuſammenſetzung von mindeſtens drei Wangen in der Weiſe,
daß die Scheitelpunkte und Widerlagslinien je in gleichen Höhen liegen,
giebt ein Kloſtergewölbe (in Oeſterreich wird dieſes häufig
„Kappengewölbe“ genannt). Brauchbar ſind dieſe Gewölbe für alle
polygonale Grundformen (Fig. 263).

Wo zwei Wangen zuſammentreffen, iſt eine Biegung nach Außen,
der ſogenannte „Grat“ vorhanden, nach welchem der ganze Bogen
auch „Gratbogen“ oder „Diagonalbogen“ heißt.

Macht man die Pfeilhöhe des Kloſtergewölbes bedeutend größer
als eine halbe Spannweite, ſo entſteht ein Kuppelgewölbe, deſſen

[Abbildung] Fig. 263.
Grundriß viele Seiten haben kann. Geht die polygonale Grund-
fläche in ein Unendlichvieleck über, d. h. in eine ſich ſtetig wiederholende
Krumme (Kreis, Ellipſe, Ovale, Eilinie), dann nimmt die Leibungs-
fläche eine glatte Rundung an und alle ſcharfen Gratkanten verſchwin-
den. Bei dem kreisförmigen Grundriſſe und Querſchnitte erhält man
ein Halbkugelgewölbe und ein horizontaler Kugelabſchnitt heißt
ein flaches Kuppelgewölbe. Wenn ein volles Halbkugel- oder
ein volles elliptiſches Kuppelgewölbe an den Seiten von verticalen
Ebenen, die ſich berühren, ſo geſchnitten wird, daß eine quadratiſche,
rechteckige oder polygonale Grundform entſteht, dann nennt man
dieſe Gewölbeart:

a) wenn der Durchmeſſer über 4,5—6m groß iſt, ein Kuppelge-
wölbe über polygonaler Grundform
,
b) wenn der Durchmeſſer unter 4,5m mißt, ein böhmiſches Ge-
wölbe
oder böhmiſches Platzel (der letztere Ausdruck in
Oeſterreich üblich);

findet dieſelbe Prozedur bei einem horizontalen Kugelabſchnitt ſtatt,
dann bekommt man eine böhmiſche Kappe oder ein preußiſches
Platzel
(öſterreichiſch).

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[254/0270] Zweites Kapitel. Die Gewölbe. Die Zuſammenſetzung von mindeſtens drei Wangen in der Weiſe, daß die Scheitelpunkte und Widerlagslinien je in gleichen Höhen liegen, giebt ein Kloſtergewölbe (in Oeſterreich wird dieſes häufig „Kappengewölbe“ genannt). Brauchbar ſind dieſe Gewölbe für alle polygonale Grundformen (Fig. 263). Wo zwei Wangen zuſammentreffen, iſt eine Biegung nach Außen, der ſogenannte „Grat“ vorhanden, nach welchem der ganze Bogen auch „Gratbogen“ oder „Diagonalbogen“ heißt. Macht man die Pfeilhöhe des Kloſtergewölbes bedeutend größer als eine halbe Spannweite, ſo entſteht ein Kuppelgewölbe, deſſen [Abbildung Fig. 263.] Grundriß viele Seiten haben kann. Geht die polygonale Grund- fläche in ein Unendlichvieleck über, d. h. in eine ſich ſtetig wiederholende Krumme (Kreis, Ellipſe, Ovale, Eilinie), dann nimmt die Leibungs- fläche eine glatte Rundung an und alle ſcharfen Gratkanten verſchwin- den. Bei dem kreisförmigen Grundriſſe und Querſchnitte erhält man ein Halbkugelgewölbe und ein horizontaler Kugelabſchnitt heißt ein flaches Kuppelgewölbe. Wenn ein volles Halbkugel- oder ein volles elliptiſches Kuppelgewölbe an den Seiten von verticalen Ebenen, die ſich berühren, ſo geſchnitten wird, daß eine quadratiſche, rechteckige oder polygonale Grundform entſteht, dann nennt man dieſe Gewölbeart: a) wenn der Durchmeſſer über 4,5—6m groß iſt, ein Kuppelge- wölbe über polygonaler Grundform, b) wenn der Durchmeſſer unter 4,5m mißt, ein böhmiſches Ge- wölbe oder böhmiſches Platzel (der letztere Ausdruck in Oeſterreich üblich); findet dieſelbe Prozedur bei einem horizontalen Kugelabſchnitt ſtatt, dann bekommt man eine böhmiſche Kappe oder ein preußiſches Platzel (öſterreichiſch).

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/270>, abgerufen am 22.11.2024.