Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.Verwendung und Beispiele der böhmischen Kappe. Uebelstand mindestens zu verbergen, wählte der Architekt eine zwölf-seitige Centralhalle für den Eingang, welche allenthalben ganz gleich- artig ausgestattet, den Eintretenden fast unbewußt in die schiefe Ge- bäudeaxe führt. Diese Centralhalle ist in Fig. 409 im Grundrisse [Abbildung]
Fig. 408. und in Fig. 408 im Querschnitt mit Hinweglassung des reichenarchitektonischen Schmucks wiedergegeben. Das Princip des Gewölbes erkennt man sogleich: eine auf den Säulen ruhende, scheinbar ellip- tische Kuppel wird an der Seite des Zwölfecks von zwölf nach Innen ansteigenden Stichkappen durchbrochen. Die Kapitälplatten der frei- stehenden Säulen reichen noch auf die Wandpfeiler und stützen die Widerlagsfüße der Stichkappen. An den Durchdringungskanten der Stichkappen mit dem Gewölbe sind Profile gezogen, welche sich über- kreuzend und ein Netz bildend, mit dem horizontalen Gesims (g) ver- einigen. Hier beginnt in Wirklichkeit erst die böhmische Kappe mit kreisförmigem Querschnitte. Die Ermittelung der Linien ergiebt sich, wenn man beachtet, daß Verwendung und Beiſpiele der böhmiſchen Kappe. Uebelſtand mindeſtens zu verbergen, wählte der Architekt eine zwölf-ſeitige Centralhalle für den Eingang, welche allenthalben ganz gleich- artig ausgeſtattet, den Eintretenden faſt unbewußt in die ſchiefe Ge- bäudeaxe führt. Dieſe Centralhalle iſt in Fig. 409 im Grundriſſe [Abbildung]
Fig. 408. und in Fig. 408 im Querſchnitt mit Hinweglaſſung des reichenarchitektoniſchen Schmucks wiedergegeben. Das Princip des Gewölbes erkennt man ſogleich: eine auf den Säulen ruhende, ſcheinbar ellip- tiſche Kuppel wird an der Seite des Zwölfecks von zwölf nach Innen anſteigenden Stichkappen durchbrochen. Die Kapitälplatten der frei- ſtehenden Säulen reichen noch auf die Wandpfeiler und ſtützen die Widerlagsfüße der Stichkappen. An den Durchdringungskanten der Stichkappen mit dem Gewölbe ſind Profile gezogen, welche ſich über- kreuzend und ein Netz bildend, mit dem horizontalen Geſims (g) ver- einigen. Hier beginnt in Wirklichkeit erſt die böhmiſche Kappe mit kreisförmigem Querſchnitte. Die Ermittelung der Linien ergiebt ſich, wenn man beachtet, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0413" n="397"/><fw place="top" type="header">Verwendung und Beiſpiele der böhmiſchen Kappe.</fw><lb/> Uebelſtand mindeſtens zu verbergen, wählte der Architekt eine zwölf-<lb/> ſeitige Centralhalle für den Eingang, welche allenthalben ganz gleich-<lb/> artig ausgeſtattet, den Eintretenden faſt unbewußt in die ſchiefe Ge-<lb/> bäudeaxe führt. Dieſe Centralhalle iſt in Fig. 409 im Grundriſſe<lb/><figure><head>Fig. 408.</head></figure><lb/> und in Fig. 408 im Querſchnitt mit Hinweglaſſung des reichen<lb/> architektoniſchen Schmucks wiedergegeben. Das Princip des Gewölbes<lb/> erkennt man ſogleich: eine auf den Säulen ruhende, ſcheinbar ellip-<lb/> tiſche Kuppel wird an der Seite des Zwölfecks von zwölf nach Innen<lb/> anſteigenden Stichkappen durchbrochen. Die Kapitälplatten der frei-<lb/> ſtehenden Säulen reichen noch auf die Wandpfeiler und ſtützen die<lb/> Widerlagsfüße der Stichkappen. An den Durchdringungskanten der<lb/> Stichkappen mit dem Gewölbe ſind Profile gezogen, welche ſich über-<lb/> kreuzend und ein Netz bildend, mit dem horizontalen Geſims (<hi rendition="#aq">g</hi>) ver-<lb/> einigen. Hier beginnt in Wirklichkeit erſt die böhmiſche Kappe mit<lb/> kreisförmigem Querſchnitte.</p><lb/> <p>Die Ermittelung der Linien ergiebt ſich, wenn man beachtet, daß<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [397/0413]
Verwendung und Beiſpiele der böhmiſchen Kappe.
Uebelſtand mindeſtens zu verbergen, wählte der Architekt eine zwölf-
ſeitige Centralhalle für den Eingang, welche allenthalben ganz gleich-
artig ausgeſtattet, den Eintretenden faſt unbewußt in die ſchiefe Ge-
bäudeaxe führt. Dieſe Centralhalle iſt in Fig. 409 im Grundriſſe
[Abbildung Fig. 408.]
und in Fig. 408 im Querſchnitt mit Hinweglaſſung des reichen
architektoniſchen Schmucks wiedergegeben. Das Princip des Gewölbes
erkennt man ſogleich: eine auf den Säulen ruhende, ſcheinbar ellip-
tiſche Kuppel wird an der Seite des Zwölfecks von zwölf nach Innen
anſteigenden Stichkappen durchbrochen. Die Kapitälplatten der frei-
ſtehenden Säulen reichen noch auf die Wandpfeiler und ſtützen die
Widerlagsfüße der Stichkappen. An den Durchdringungskanten der
Stichkappen mit dem Gewölbe ſind Profile gezogen, welche ſich über-
kreuzend und ein Netz bildend, mit dem horizontalen Geſims (g) ver-
einigen. Hier beginnt in Wirklichkeit erſt die böhmiſche Kappe mit
kreisförmigem Querſchnitte.
Die Ermittelung der Linien ergiebt ſich, wenn man beachtet, daß
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