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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
steigenden Ellipsen wird nach der in Fig. 216 dargestellten Con-
struktion ermittelt und zwar mit dem Unterschiede, daß beim Kreuz-
gewölbe die Linie A B ganz horizontal zu liegen kommt, und der
Drehungspunkt M über dem Schwerpunkte des Raumes um die
Stechung zu erhöhen wäre; der Abstand A X resp. Y B wird eben-
falls gleich der Stechung sein, und M V repräsentirt die aufzufindende
halbe kleine Axe. Auf dem lithographirten Blatte 4 ist in Fig. 2 die
Ermittelung der Diagonalgratlinie genau dargestellt; die Höhe b o
bezeichnet die ganze Stechung, für die rechtsseitige steigende Viertel-
ellipse B' C' dient die steigende große Axe a' g' mit derselben kleinen
Axe b d', und den Brennpunkten x' y' (letztere werden nach Fig. 209
gefunden), und für die linksseitige ansteigende Viertelellipse gilt die
große Axe a g mit den Brennpunkten x y und der halben kleinen
Axe d b. Die Höhe B' o ist die Gewölbehöhe mit Einschluß der Stechung
b o, und das Maß C' g' resp. A' a' muß ebenfalls gleich der Stechung
b o sein.

Von besonderem Interesse ist das Austragen einer jeden Stelle
des Gratbogens, sowie das Verzeichnen desselben und des Ziegelver-
bandes im Grundrisse. Dieses Verfahren geben wir hier nach einer
vom Professor Gottgetreu zu München in der Zeitschrift für Bau-
wesen 1875 vorgeführten lehrreichen Methode*). Da, wie bereits er-
wähnt, die Lagerflächen der einzelnen Schaaren einer jeden Kappen-
hälfte normal auf den Gratbogen stoßen müssen, letzterer aber bei
elliptischer Form allenthalben einen verschiedenen Querschnitt erhält,
so folgt hieraus, daß der Verband des Gratbogens an allen Stellen
verschieden ist. Bei seiner Herstellung in Ziegeln pflegt man den
Gratbogen für gewöhnliche Spannweiten 11/2 Stein breit, 1 Stein
hoch zu machen und in diesen äußeren Grenzen den Verband einzu-
halten. Zunächst kommt es darauf an, jeden beliebigen wirklichen

*) Auch wir haben bereits seit etlichen Jahren beim Bauconstruktionszeichnen-
unterricht die Gratbögen eines rundbogigen Kreuzgewölbes nach einem ähnlichen,
jedoch etwas umständlichen Verfahren austragen lassen, indem wir im Grundrisse
anstatt der Mantellinien der gleichmäßig auf einer schrägen Ebene ansteigenden halben
Cylinder, immer die wirklichen Querschnitte umklappen ließen. Wir kamen auf
diese Anordnung zuerst beim Zeichnen schräger Schnitte durch die halbkreisförmigen
Kreuzgewölbe. Dem Verfahren des Herrn Professor Gottgetreu geben wir der ein-
facheren Manipulation wegen den Vorzug, weshalb wir dieses Verfahren hier seiner
Neuheit wegen ausführlich nach der Zeitschrift für Bauwesen 1875 vorführen.

Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
ſteigenden Ellipſen wird nach der in Fig. 216 dargeſtellten Con-
ſtruktion ermittelt und zwar mit dem Unterſchiede, daß beim Kreuz-
gewölbe die Linie A B ganz horizontal zu liegen kommt, und der
Drehungspunkt M über dem Schwerpunkte des Raumes um die
Stechung zu erhöhen wäre; der Abſtand A X reſp. Y B wird eben-
falls gleich der Stechung ſein, und M V repräſentirt die aufzufindende
halbe kleine Axe. Auf dem lithographirten Blatte 4 iſt in Fig. 2 die
Ermittelung der Diagonalgratlinie genau dargeſtellt; die Höhe β ο
bezeichnet die ganze Stechung, für die rechtsſeitige ſteigende Viertel-
ellipſe B' C' dient die ſteigende große Axe α' γ' mit derſelben kleinen
Axe β δ', und den Brennpunkten x' y' (letztere werden nach Fig. 209
gefunden), und für die linksſeitige anſteigende Viertelellipſe gilt die
große Axe α γ mit den Brennpunkten x y und der halben kleinen
Axe δ β. Die Höhe B' ο iſt die Gewölbehöhe mit Einſchluß der Stechung
β ο, und das Maß C' γ' reſp. A' α' muß ebenfalls gleich der Stechung
β ο ſein.

Von beſonderem Intereſſe iſt das Austragen einer jeden Stelle
des Gratbogens, ſowie das Verzeichnen deſſelben und des Ziegelver-
bandes im Grundriſſe. Dieſes Verfahren geben wir hier nach einer
vom Profeſſor Gottgetreu zu München in der Zeitſchrift für Bau-
weſen 1875 vorgeführten lehrreichen Methode*). Da, wie bereits er-
wähnt, die Lagerflächen der einzelnen Schaaren einer jeden Kappen-
hälfte normal auf den Gratbogen ſtoßen müſſen, letzterer aber bei
elliptiſcher Form allenthalben einen verſchiedenen Querſchnitt erhält,
ſo folgt hieraus, daß der Verband des Gratbogens an allen Stellen
verſchieden iſt. Bei ſeiner Herſtellung in Ziegeln pflegt man den
Gratbogen für gewöhnliche Spannweiten 1½ Stein breit, 1 Stein
hoch zu machen und in dieſen äußeren Grenzen den Verband einzu-
halten. Zunächſt kommt es darauf an, jeden beliebigen wirklichen

*) Auch wir haben bereits ſeit etlichen Jahren beim Bauconſtruktionszeichnen-
unterricht die Gratbögen eines rundbogigen Kreuzgewölbes nach einem ähnlichen,
jedoch etwas umſtändlichen Verfahren austragen laſſen, indem wir im Grundriſſe
anſtatt der Mantellinien der gleichmäßig auf einer ſchrägen Ebene anſteigenden halben
Cylinder, immer die wirklichen Querſchnitte umklappen ließen. Wir kamen auf
dieſe Anordnung zuerſt beim Zeichnen ſchräger Schnitte durch die halbkreisförmigen
Kreuzgewölbe. Dem Verfahren des Herrn Profeſſor Gottgetreu geben wir der ein-
facheren Manipulation wegen den Vorzug, weshalb wir dieſes Verfahren hier ſeiner
Neuheit wegen ausführlich nach der Zeitſchrift für Bauweſen 1875 vorführen.
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[414/0430] Zweites Kapitel. Die Gewölbe. ſteigenden Ellipſen wird nach der in Fig. 216 dargeſtellten Con- ſtruktion ermittelt und zwar mit dem Unterſchiede, daß beim Kreuz- gewölbe die Linie A B ganz horizontal zu liegen kommt, und der Drehungspunkt M über dem Schwerpunkte des Raumes um die Stechung zu erhöhen wäre; der Abſtand A X reſp. Y B wird eben- falls gleich der Stechung ſein, und M V repräſentirt die aufzufindende halbe kleine Axe. Auf dem lithographirten Blatte 4 iſt in Fig. 2 die Ermittelung der Diagonalgratlinie genau dargeſtellt; die Höhe β ο bezeichnet die ganze Stechung, für die rechtsſeitige ſteigende Viertel- ellipſe B' C' dient die ſteigende große Axe α' γ' mit derſelben kleinen Axe β δ', und den Brennpunkten x' y' (letztere werden nach Fig. 209 gefunden), und für die linksſeitige anſteigende Viertelellipſe gilt die große Axe α γ mit den Brennpunkten x y und der halben kleinen Axe δ β. Die Höhe B' ο iſt die Gewölbehöhe mit Einſchluß der Stechung β ο, und das Maß C' γ' reſp. A' α' muß ebenfalls gleich der Stechung β ο ſein. Von beſonderem Intereſſe iſt das Austragen einer jeden Stelle des Gratbogens, ſowie das Verzeichnen deſſelben und des Ziegelver- bandes im Grundriſſe. Dieſes Verfahren geben wir hier nach einer vom Profeſſor Gottgetreu zu München in der Zeitſchrift für Bau- weſen 1875 vorgeführten lehrreichen Methode *). Da, wie bereits er- wähnt, die Lagerflächen der einzelnen Schaaren einer jeden Kappen- hälfte normal auf den Gratbogen ſtoßen müſſen, letzterer aber bei elliptiſcher Form allenthalben einen verſchiedenen Querſchnitt erhält, ſo folgt hieraus, daß der Verband des Gratbogens an allen Stellen verſchieden iſt. Bei ſeiner Herſtellung in Ziegeln pflegt man den Gratbogen für gewöhnliche Spannweiten 1½ Stein breit, 1 Stein hoch zu machen und in dieſen äußeren Grenzen den Verband einzu- halten. Zunächſt kommt es darauf an, jeden beliebigen wirklichen *) Auch wir haben bereits ſeit etlichen Jahren beim Bauconſtruktionszeichnen- unterricht die Gratbögen eines rundbogigen Kreuzgewölbes nach einem ähnlichen, jedoch etwas umſtändlichen Verfahren austragen laſſen, indem wir im Grundriſſe anſtatt der Mantellinien der gleichmäßig auf einer ſchrägen Ebene anſteigenden halben Cylinder, immer die wirklichen Querſchnitte umklappen ließen. Wir kamen auf dieſe Anordnung zuerſt beim Zeichnen ſchräger Schnitte durch die halbkreisförmigen Kreuzgewölbe. Dem Verfahren des Herrn Profeſſor Gottgetreu geben wir der ein- facheren Manipulation wegen den Vorzug, weshalb wir dieſes Verfahren hier ſeiner Neuheit wegen ausführlich nach der Zeitſchrift für Bauweſen 1875 vorführen.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/430>, abgerufen am 17.06.2024.