Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.GERMANIAE PERTVRBATAE er nicht annehmen solte/ was man jhm gutwillig darreichte? Erwolle sich der gütigen Götter/ wie etwan angeschrieben stünde/ Wolthaten nicht entschlagen. Vnd wann er die silberne/ eheer- ne vnd güldene Götzen den Leuten zukauffen auffgetrungen/ zwan- ge er solche Käuffer hernach/ alles wider an gehörigen Ort zubrin- gen. Vnd ob wol dieser rauberische Spötter/ sagt Cicero, böß Seneca, der hochberühmbte Academicus, der auch mit dem Hiervon sagt Augustinus: Die weltliche Weißheit wil/ würdig
GERMANIÆ PERTVRBATÆ er nicht annehmen ſolte/ was man jhm gutwillig darreichte? Erwolle ſich der guͤtigen Goͤtter/ wie etwan angeſchrieben ſtuͤnde/ Wolthaten nicht entſchlagen. Vnd wann er die ſilberne/ eheer- ne vnd guͤldene Goͤtzen den Leuten zukauffen auffgetrungen/ zwan- ge er ſolche Kaͤuffer hernach/ alles wider an gehoͤrigen Ort zubrin- gen. Vnd ob wol dieſer rauberiſche Spoͤtter/ ſagt Cicero, boͤß Seneca, der hochberuͤhmbte Academicus, der auch mit dem Hiervon ſagt Auguſtinus: Die weltliche Weißheit wil/ wuͤrdig
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GERMANIÆ PERTVRBATÆ
er nicht annehmen ſolte/ was man jhm gutwillig darreichte? Er
wolle ſich der guͤtigen Goͤtter/ wie etwan angeſchrieben ſtuͤnde/
Wolthaten nicht entſchlagen. Vnd wann er die ſilberne/ eheer-
ne vnd guͤldene Goͤtzen den Leuten zukauffen auffgetrungen/ zwan-
ge er ſolche Kaͤuffer hernach/ alles wider an gehoͤrigen Ort zubrin-
gen.
Vnd ob wol dieſer rauberiſche Spoͤtter/ ſagt Cicero, boͤß
gnug geweſen/ haben jhn doch weder Iupiter mit ſeinem Blitz vnd
Donnerkeil/ noch Æſculapius mit langwiriger Kranckheit ge-
ſtrafft/ ſondern auff ſeinem Beth ruͤhiglich ſterben laſſen.
Seneca, der hochberuͤhmbte Academicus, der auch mit dem
Apoſtel Paulo nicht wenig Geſpraͤch gehalten/ war anfangs Ne-
ronis deß Keyſers Zuchtmeiſter/ vnd vberkam von jhm vnſaͤgli-
chen Reichthumb; als aber Piſo ſich wider den Keyſer aufflehnete/
vnd Seneca deßwegen in Verdacht vnd Correſpondentz kam/ ver-
günſtigte man jhm auß ſonderen Gnaden/ daß er moͤchte/ nach Be-
lieben/ in einem warmen Bad/ die Adern oͤffnen/ vnnd alſo vnem-
pfindlicher Weiß dahin fahren.
Hiervon ſagt Auguſtinus: Die weltliche Weißheit wil/
Gott ſolte nimmermehr zulaſſen/ daß die boͤſen Leute gut Gluͤck
haͤtten/ welches Er doch nicht zulaſſen wird. Weil aber die Boͤ-
ſen haben/ was ſie wollen/ haͤlt man ſie fuͤr gluͤckſelig/ da doch jhnen
die rechte Gluͤckſeligkeit noch vnbekant iſt. Vnd hat der Allmaͤch-
tige Gott nach ſeiner wolthaͤtigen Vorſehung/ die zeitliche Glück-
ſeligkeit auch den Gottloſen zugelaſſen/ damit dieſelbige von ſeinen
Kindern/ als eine ſondere groſſe Belohnung nicht geſucht werde.
Vber den jenigen bleibet der Zorn Gottes/ welchen Er nicht ſtrafft/
wann er ſuͤndiget. Dann welchem Er wahrhafftig gnaͤdig iſt/
dem vergibt vnd ſchencket Er nicht nur die begangene Miſſethat/
damit ſie jhm zum ewigen Leben nicht kuͤnfftig ſchade/ ſondern Er
ſteupet jhn auch/ damit er ſich nicht geluͤſten laſſe/ nachmalen oͤffter
zuſuͤndigen. Vnd vor jhm Tertullianus, O/ wie ſelig iſt der
Knecht/ auff welches Beſſerung der Herr befliſſen iſt; den Er
wuͤrdig
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