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Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650.

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Ander Theil.
Der sechszehende Discurß.

Von den Regenten in den Niederlanden/ als dem Hertzog von Alba;
Commendeur Requesentz; Don Ioan de Austria; Hertzog von Parma;
Ertz-Hertzog Ernst: Graff von Fuentes; Ertz-Hertzog Albrecht: Jhren
Tugenden vnd Mängeln; Vnd wie endlich Fried zwischen Spanien vnd den
Holländern worden.

ES möchte aber jemand gedencken/ ob dann der König in Span-
nien auß so vielen Landschafften/ die er beherrschet/ nicht solt taugliche
Regenten funden haben/ die Niederlanden in Gehorsamb zu halten/ vnd
mit manier zu regieren. Darauff ist die Antwort/ daß jede Regenten zwar jhre
scheinbahre Tugenden gehabt/ aber auch der Mängel vnd Fähler sich nicht kön-
nen allerdings/ als Menschen entschütten; Jn Betrachtung auch nicht wenig
bey dem Spanischen Hoff/ nach welchem sich ein Regent zu richten/ mit vnder-
geloffen. Darauß dann abzunehmen/ daß der Himmel der Spanischen Mo-
narchy diesen Dorn in den Fuß gestossen/ damit sich je dermann dem wanckelba-
ren Glück vnderwürffig befinde.

Der erste Regent in den Niederlanden war der Hertzog von Alba/ der
hierin fürnemblich gefählet/ daß er der Niederländer humorn vnd Zuneigungen
nicht gekennet/ noch verstanden. Dann wann sich ein Bereiter in deß Pferds
Natur/ so er Zaum vnd Spohren recht will machen/ nicht schämet zu schicken/
damit er mit der Zeit ein völligen Gehorsamb erlange; warumb solte solches
nicht von einem Regenten nothwendig geschehen? Als der freche Jüngling
Alcibiades sich vnderfangen wolte/ die Hauptstat in Griechenland Athen/ vnd
durch dieselbe alle andere zu regieren/ fragte jhn der hochverständige Socrates
ob er die Kunst zu regieren/ dann gelernt hätte/ vnd von weme? Mit dem Erin-
nern/ daß keiner sich vor ein Bereiter/ oder Lautenisten würde dörffen außgeben/
wann er das Schul-Recht nicht verstünde. Gleich wie heut zu Tage die vom
Adel werden herfür gezogen/ als hätten sie alles in Mutterleib gelernet. Also
hatt es vielleicht diesem Hertzogen von Alba auch an einem Lehrmeister gefählet.
Dann er zumahl nicht wollen mercken/ daß mehr durch Gelindigkeit/ als durch
Strenge bey vernünfftigen Leuthen außzurichten; weil er in seinem Handel vnd
Wandel sich viel zu rauhe vnd störrig erzeigt/ welches etwann in Spanien die
beste Manier seyn möchte. Wann aber die Niederländer vor andern etwas

höfflich
Ander Theil. Y
Ander Theil.
Der ſechszehende Diſcurß.

Von den Regenten in den Niederlanden/ als dem Hertzog von Alba;
Commendeur Requeſentz; Don Ioan de Auſtria; Hertzog von Parma;
Ertz-Hertzog Ernſt: Graff von Fuentes; Ertz-Hertzog Albrecht: Jhren
Tugenden vnd Maͤngeln; Vnd wie endlich Fried zwiſchen Spanien vnd den
Hollaͤndern worden.

ES moͤchte aber jemand gedencken/ ob dann der Koͤnig in Span-
nien auß ſo vielen Landſchafften/ die er beherꝛſchet/ nicht ſolt taugliche
Regenten funden haben/ die Niederlanden in Gehorſamb zu halten/ vnd
mit manier zu regieren. Darauff iſt die Antwort/ daß jede Regenten zwar jhre
ſcheinbahre Tugenden gehabt/ aber auch der Maͤngel vnd Faͤhler ſich nicht koͤn-
nen allerdings/ als Menſchen entſchütten; Jn Betrachtung auch nicht wenig
bey dem Spaniſchen Hoff/ nach welchem ſich ein Regent zu richten/ mit vnder-
geloffen. Darauß dann abzunehmen/ daß der Himmel der Spaniſchen Mo-
narchy dieſen Dorn in den Fuß geſtoſſen/ damit ſich je dermann dem wanckelba-
ren Gluͤck vnderwuͤrffig befinde.

Der erſte Regent in den Niederlanden war der Hertzog von Alba/ der
hierin fuͤrnemblich gefaͤhlet/ daß er der Niederlaͤnder humorn vnd Zuneigungen
nicht gekennet/ noch verſtanden. Dann wann ſich ein Bereiter in deß Pferds
Natur/ ſo er Zaum vnd Spohren recht will machen/ nicht ſchaͤmet zu ſchicken/
damit er mit der Zeit ein voͤlligen Gehorſamb erlange; warumb ſolte ſolches
nicht von einem Regenten nothwendig geſchehen? Als der freche Jüngling
Alcibiades ſich vnderfangen wolte/ die Hauptſtat in Griechenland Athen/ vnd
durch dieſelbe alle andere zu regieren/ fragte jhn der hochverſtaͤndige Socrates
ob er die Kunſt zu regieren/ dann gelernt haͤtte/ vnd von weme? Mit dem Erin-
nern/ daß keiner ſich vor ein Bereiter/ oder Lauteniſten wuͤrde doͤrffen außgeben/
wann er das Schul-Recht nicht verſtuͤnde. Gleich wie heut zu Tage die vom
Adel werden herfuͤr gezogen/ als haͤtten ſie alles in Mutterleib gelernet. Alſo
hatt es vielleicht dieſem Hertzogen von Alba auch an einem Lehrmeiſter gefaͤhlet.
Dann er zumahl nicht wollen mercken/ daß mehr durch Gelindigkeit/ als durch
Strenge bey vernuͤnfftigen Leuthen außzurichten; weil er in ſeinem Handel vnd
Wandel ſich viel zu rauhe vnd ſtoͤrꝛig erzeigt/ welches etwann in Spanien die
beſte Manier ſeyn moͤchte. Wann aber die Niederlaͤnder vor andern etwas

hoͤfflich
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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania0203_1650/177>, abgerufen am 23.11.2024.