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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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& Germaniae Continuatio.
vnter Königin Maria das Papstumb wieder völlig eingeführet/ vnd die Abtrün-
nige ernstlich verfolget hat. Da nun Elisabeth das Regiment angetretten/ hat
sie alles wieder auff Königs Eduardi VI. Schlag gerichtet/ vnd den Gottesdienst
in frembder Sprach nicht lassen geschehen/ hingegen das Meßopffer/ das Fegfewr
vnd die übereintzige Werck abgeschafft: Damit dann das Volck wol zufrieden ge-
wesen/ vnd sich/ ausserhalb etlicher weniger Eifferer/ begnügen lassen. Dann die
Bischoffe liessen jhnen jhre Macht über die Clerisey vnd den gemeinen Mann im
geringsten nicht schmälern: also/ daß von selbiger Zeit an niemand den Bischoffen
wiedersprechen dürffen. Aber in Schottland war dem Wasser ein andrer Weg
geweiset/ indeme etliche wenige Herrn dem Pöbel beyfall gaben/ vnd die Cardinäl
vnd Bischoffe überstimmeten: Zumal/ als Jacobus V. die Schuld der Natur be-
zahlet/ vnd das Regiment/ der jungen vnmündigen Königin vff etlichen Herren
bestunde/ die im Abwesen derselben (dann sie in Franckreich sich befande) dem Pap-
stumb den Garauß/ vnd den Bischoffen den Rock/ mit Beschneidung jhres Ge-
walts/ kürtzer machten; dem Volck/ vnd nicht dem Bischoff den Beruff der Predi-
ger/ sambt Prüfung jhres Lebens heimstelleten/ die Eltesten Ordnung auffrichte-
ten/ vnd nichts mehr als den Titul liessen/ auch alle Pomp auß den Kirchen ab-
schaffeten. So fern/ daß sie auch Anno 1617. als Jacob. VI. in Schottland reisen/
die Kirchen vff Engelländisch anstellen/ vnd den Bischoffen grössern Gewalt vnd
Einkommen einraumen wollen/ das Volck es im geringsten nicht gelidten/ son-
dern solte/ gleich wie zur ersten Reformation/ darüber zun Waffen gegriffen/ vnd
zum Blutvergiessen außgeschlagen haben.

Dann die Schottländische Kirchen wurden regiert durch einen Bischoff
oder Prediger/ etliche Eltesten vnd etliche Armendiener: also daß die benachbarte
Kirchen sich vereinigen/ vnd eine Class machen/ nach begebener Nohtwendigkeit
sich zu versamblen/ vnd die Einigkeit fortzupflantzen. Bey welcher Versamb-
lung sie einen auß jhrem Mittel zum Praesidenten auffwerffen/ oder dasselbe Ambt
herumb gehen lassen. Wie nun eine Anzahl Kirchen die Class, also machen etli-
che Classen den Synodum in einem jeden Land/ biß etwan die gantze Nation in we-
nig oder viel Jahren zusammen komme. Vnd kostete viel Mühe/ biß sie es da-
hin gebracht/ weil die Geistliche Güter distrahirt, vnd die Prediger nicht an der
Hand waren/ biß daß alles Anno 1592. beschlossen worden. Dann Anno 1560.
wurden 12. oberste Vffseher verordnet/ die das Ambt nur vff ein gewisse Zeit trü-
gen/ vnd sich keiner weltlichen Geschäfften annehmen dorfften. Die Schweitze-
rische Reformation/ so das Bistumb vor einen Menschentand verwirfft/ wurd be-
liebet. Vnd weil diese Bischoffe ohne Bischofflichen Gewalt etwas vnruhig
waren/ geschah Anno 1580. zu Taodun auff der Versamblung/ daß man das Bi-
stumb vor ein Antichristische Tyranney verruffen/ sowol im geist-als im weltlichen.
Vnd hie gab es List vnd Hinderlist/ da nemblich eben die jenige/ so die Bistummer
wollen auffheben/ sich an die Höfflinge gehenckt/ damit jhnen von dem zerstörten

Bistumb
D ij

& Germaniæ Continuatio.
vnter Koͤnigin Maria das Papſtumb wieder voͤllig eingefuͤhret/ vnd die Abtruͤn-
nige ernſtlich verfolget hat. Da nun Eliſabeth das Regiment angetretten/ hat
ſie alles wieder auff Koͤnigs Eduardi VI. Schlag gerichtet/ vnd den Gottesdienſt
in frembder Sprach nicht laſſen geſchehen/ hingegen das Meßopffer/ das Fegfewr
vnd die uͤbereintzige Werck abgeſchafft: Damit dann das Volck wol zufrieden ge-
weſen/ vnd ſich/ auſſerhalb etlicher weniger Eifferer/ begnuͤgen laſſen. Dann die
Biſchoffe lieſſen jhnen jhre Macht uͤber die Cleriſey vnd den gemeinen Mann im
geringſten nicht ſchmaͤlern: alſo/ daß von ſelbiger Zeit an niemand den Biſchoffen
wiederſprechen duͤrffen. Aber in Schottland war dem Waſſer ein andrer Weg
geweiſet/ indeme etliche wenige Herꝛn dem Poͤbel beyfall gaben/ vnd die Cardinaͤl
vnd Biſchoffe uͤberſtimmeten: Zumal/ als Jacobus V. die Schuld der Natur be-
zahlet/ vnd das Regiment/ der jungen vnmündigen Koͤnigin vff etlichen Herꝛen
beſtunde/ die im Abweſen derſelben (dann ſie in Franckreich ſich befande) dem Pap-
ſtumb den Garauß/ vnd den Biſchoffen den Rock/ mit Beſchneidung jhres Ge-
walts/ kuͤrtzer machten; dem Volck/ vnd nicht dem Biſchoff den Beruff der Predi-
ger/ ſambt Pruͤfung jhres Lebens heimſtelleten/ die Elteſten Ordnung auffrichte-
ten/ vnd nichts mehr als den Titul lieſſen/ auch alle Pomp auß den Kirchen ab-
ſchaffeten. So fern/ daß ſie auch Anno 1617. als Jacob. VI. in Schottland reiſen/
die Kirchen vff Engellaͤndiſch anſtellen/ vnd den Biſchoffen groͤſſern Gewalt vnd
Einkommen einraumen wollen/ das Volck es im geringſten nicht gelidten/ ſon-
dern ſolte/ gleich wie zur erſten Reformation/ daruͤber zun Waffen gegriffen/ vnd
zum Blutvergieſſen außgeſchlagen haben.

Dann die Schottlaͤndiſche Kirchen wurden regiert durch einen Biſchoff
oder Prediger/ etliche Elteſten vnd etliche Armendiener: alſo daß die benachbarte
Kirchen ſich vereinigen/ vnd eine Claſs machen/ nach begebener Nohtwendigkeit
ſich zu verſamblen/ vnd die Einigkeit fortzupflantzen. Bey welcher Verſamb-
lung ſie einen auß jhrem Mittel zum Præſidenten auffwerffen/ oder daſſelbe Ambt
herumb gehen laſſen. Wie nun eine Anzahl Kirchen die Claſs, alſo machen etli-
che Claſſen den Synodum in einem jeden Land/ biß etwan die gantze Nation in we-
nig oder viel Jahren zuſammen komme. Vnd koſtete viel Muͤhe/ biß ſie es da-
hin gebracht/ weil die Geiſtliche Guͤter diſtrahirt, vnd die Prediger nicht an der
Hand waren/ biß daß alles Anno 1592. beſchloſſen worden. Dann Anno 1560.
wurden 12. oberſte Vffſeher verordnet/ die das Ambt nur vff ein gewiſſe Zeit truͤ-
gen/ vnd ſich keiner weltlichen Geſchaͤfften annehmen dorfften. Die Schweitze-
riſche Reformation/ ſo das Biſtumb vor einen Menſchentand verwirfft/ wurd be-
liebet. Vnd weil dieſe Biſchoffe ohne Biſchofflichen Gewalt etwas vnruhig
waren/ geſchah Anno 1580. zu Taodun auff der Verſamblung/ daß man das Bi-
ſtumb vor ein Antichriſtiſche Tyranney verruffen/ ſowol im geiſt-als im weltlichen.
Vnd hie gab es Liſt vnd Hinderliſt/ da nemblich eben die jenige/ ſo die Biſtummer
wollen auffheben/ ſich an die Hoͤfflinge gehenckt/ damit jhnen von dem zerſtoͤrten

Biſtumb
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[27/0203] & Germaniæ Continuatio. vnter Koͤnigin Maria das Papſtumb wieder voͤllig eingefuͤhret/ vnd die Abtruͤn- nige ernſtlich verfolget hat. Da nun Eliſabeth das Regiment angetretten/ hat ſie alles wieder auff Koͤnigs Eduardi VI. Schlag gerichtet/ vnd den Gottesdienſt in frembder Sprach nicht laſſen geſchehen/ hingegen das Meßopffer/ das Fegfewr vnd die uͤbereintzige Werck abgeſchafft: Damit dann das Volck wol zufrieden ge- weſen/ vnd ſich/ auſſerhalb etlicher weniger Eifferer/ begnuͤgen laſſen. Dann die Biſchoffe lieſſen jhnen jhre Macht uͤber die Cleriſey vnd den gemeinen Mann im geringſten nicht ſchmaͤlern: alſo/ daß von ſelbiger Zeit an niemand den Biſchoffen wiederſprechen duͤrffen. Aber in Schottland war dem Waſſer ein andrer Weg geweiſet/ indeme etliche wenige Herꝛn dem Poͤbel beyfall gaben/ vnd die Cardinaͤl vnd Biſchoffe uͤberſtimmeten: Zumal/ als Jacobus V. die Schuld der Natur be- zahlet/ vnd das Regiment/ der jungen vnmündigen Koͤnigin vff etlichen Herꝛen beſtunde/ die im Abweſen derſelben (dann ſie in Franckreich ſich befande) dem Pap- ſtumb den Garauß/ vnd den Biſchoffen den Rock/ mit Beſchneidung jhres Ge- walts/ kuͤrtzer machten; dem Volck/ vnd nicht dem Biſchoff den Beruff der Predi- ger/ ſambt Pruͤfung jhres Lebens heimſtelleten/ die Elteſten Ordnung auffrichte- ten/ vnd nichts mehr als den Titul lieſſen/ auch alle Pomp auß den Kirchen ab- ſchaffeten. So fern/ daß ſie auch Anno 1617. als Jacob. VI. in Schottland reiſen/ die Kirchen vff Engellaͤndiſch anſtellen/ vnd den Biſchoffen groͤſſern Gewalt vnd Einkommen einraumen wollen/ das Volck es im geringſten nicht gelidten/ ſon- dern ſolte/ gleich wie zur erſten Reformation/ daruͤber zun Waffen gegriffen/ vnd zum Blutvergieſſen außgeſchlagen haben. Dann die Schottlaͤndiſche Kirchen wurden regiert durch einen Biſchoff oder Prediger/ etliche Elteſten vnd etliche Armendiener: alſo daß die benachbarte Kirchen ſich vereinigen/ vnd eine Claſs machen/ nach begebener Nohtwendigkeit ſich zu verſamblen/ vnd die Einigkeit fortzupflantzen. Bey welcher Verſamb- lung ſie einen auß jhrem Mittel zum Præſidenten auffwerffen/ oder daſſelbe Ambt herumb gehen laſſen. Wie nun eine Anzahl Kirchen die Claſs, alſo machen etli- che Claſſen den Synodum in einem jeden Land/ biß etwan die gantze Nation in we- nig oder viel Jahren zuſammen komme. Vnd koſtete viel Muͤhe/ biß ſie es da- hin gebracht/ weil die Geiſtliche Guͤter diſtrahirt, vnd die Prediger nicht an der Hand waren/ biß daß alles Anno 1592. beſchloſſen worden. Dann Anno 1560. wurden 12. oberſte Vffſeher verordnet/ die das Ambt nur vff ein gewiſſe Zeit truͤ- gen/ vnd ſich keiner weltlichen Geſchaͤfften annehmen dorfften. Die Schweitze- riſche Reformation/ ſo das Biſtumb vor einen Menſchentand verwirfft/ wurd be- liebet. Vnd weil dieſe Biſchoffe ohne Biſchofflichen Gewalt etwas vnruhig waren/ geſchah Anno 1580. zu Taodun auff der Verſamblung/ daß man das Bi- ſtumb vor ein Antichriſtiſche Tyranney verruffen/ ſowol im geiſt-als im weltlichen. Vnd hie gab es Liſt vnd Hinderliſt/ da nemblich eben die jenige/ ſo die Biſtummer wollen auffheben/ ſich an die Hoͤfflinge gehenckt/ damit jhnen von dem zerſtoͤrten Biſtumb D ij

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/203>, abgerufen am 24.11.2024.