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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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& Germaniae Continuatio.
zu dem Gottesdienst vnd Gott selbsten zu erheben: solten auch nicht abgeschaffet/
sondern wieder eingeführet werden. So wäre es nur ein Wortgezänck wegen
der fünff verwerfflichen Sacramenten. Dann die Firmung durch die Bi-
schoffe gethan/ mache völlige vnd vollkommene Christen. So sey die Frag von
der Anzahl der Orden nichtig/ weil es bey den Reformirten nur an Leuten erman-
gele. Daß auß Göttlichem Recht dem Bischoff allein gebühre/ die Orden auß-
zutheilen. Die Ehesachen musten nach dem Päpstischen Recht sich entscheiden.
Die Ohrenbeicht habe sehr viel Nutzen/ vnd müsse derowegen vor dem H. Abend-
mal hergehen. Keine Sünde solte man verschweigen bey der Beicht/ wann der
Priester an GOttes statt sitze/ dieweil kein ander Mittel/ die Vergebung der
Sünden zu erlangen. Auch solte man die vralte Gewonheit von einem Beicht-
vatter in jeder Kirchen wieder anrichten/ damit er auff dem Aschermitwoch jeder-
man Beicht hörete/ das Haubt mit Aschen bestrewete/ die Fastenbuß vfflegte/
vnd dann nach völliger Verrichtung vor Ostern absolvirte/ welche Kirchenzucht
das newe Kirchenbuch wieder erfordere: Sintemal Gott wegen der begangenen
Sünden durch diese Busse warhafftiglich Genügen geschehe/ gleichwie mit dem
Gebet vor die vnterlassene gute Wercke. Der Glaub sey nur ein blosser Beyfall/
vnd erfordere kein persönliche Zueigenung/ welche ein lautere Einbildung vnd
Gedicht wäre. Das beste Mittel Christum zu ergreiffen/ sey die Lieb. Der Apo-
stel messe zwar die Rechtfertigung dem Glauben zu/ verstehe es aber nur vom An-
fang. Die Liebe sey deß Glaubens Gestalt/ vnd durch dieselbe werden die Men-
schen gerechtfertiget vor Gott. Das Gesetz Gottes könne man/ vnd zwar leicht-
lich in diesem Leben erfüllen/ weil Gott gerecht vnd kein Tyrann wäre/ vnmögliche
Ding zu befehlen. Diß sey die eusserste Gottslästerung/ wann man vorgebe/ daß
die allerbeste Werck der Heiligen etwas sündliches mit sich führten. Dann es
hielten derselben etliche das Gesetz nicht nur vollkommentlich in diesem Leben/ son-
dern etliche thäten übergenug/ wann sie den Raht der Vollkommenheit/ als Keusch-
heit/ Armut vnd Gehorsamb leisteten. Die gute Werck verdienen warhaffti-
glich vnd eigentlich das ewige Leben: seyen die warhafften vnd wirckenden Vrsa-
chen der Seeligkeit/ gleichwie die böse Werck Verdamnuß verdieneten.

Vom Creutz machen sagt Montacutius: Dann was solte mich hindern/ daß
ich mich mit dem Zeichen deß Creutzes nicht solte an jedem Theil meines Leibs/ zu
jeden Zeiten/ vnd bey jedem Thun bezeichnen/ da doch in der alten Kirchen solches
geschehen; darumb können wir annoch ohne Ergernuß vnd Aberglauben dieselbe
Ceremonien auch gebrauchen. Das Gebet nach dem Rosenkrantz nennet er ein
heilige Rechnung. Die Fasten vor Ostern/ vnd auff jeden Freytag/ auch auff den
Mittwoch/ komme von Apostolischer Einsätzung/ ja Göttlicher Verordnung. Es
müsse nohtwendig der Bischoff den Ort der Begräbnuß weihen/ vnd zwar nach
Jnhalt der vralten Kirchen-Regeln; auch werde der geweihete Ort verunreinigt/
wann andere Sachen darauff vorgehen/ ein Ketzer/ Rottierer oder Verbannter

begra-
E e ij

& Germaniæ Continuatio.
zu dem Gottesdienſt vnd Gott ſelbſten zu erheben: ſolten auch nicht abgeſchaffet/
ſondern wieder eingefuͤhret werden. So waͤre es nur ein Wortgezaͤnck wegen
der fuͤnff verwerfflichen Sacramenten. Dann die Firmung durch die Bi-
ſchoffe gethan/ mache voͤllige vnd vollkommene Chriſten. So ſey die Frag von
der Anzahl der Orden nichtig/ weil es bey den Reformirten nur an Leuten erman-
gele. Daß auß Goͤttlichem Recht dem Biſchoff allein gebühre/ die Orden auß-
zutheilen. Die Eheſachen muſten nach dem Paͤpſtiſchen Recht ſich entſcheiden.
Die Ohrenbeicht habe ſehr viel Nutzen/ vnd muͤſſe derowegen vor dem H. Abend-
mal hergehen. Keine Suͤnde ſolte man verſchweigen bey der Beicht/ wann der
Prieſter an GOttes ſtatt ſitze/ dieweil kein ander Mittel/ die Vergebung der
Suͤnden zu erlangen. Auch ſolte man die vralte Gewonheit von einem Beicht-
vatter in jeder Kirchen wieder anrichten/ damit er auff dem Aſchermitwoch jeder-
man Beicht hoͤrete/ das Haubt mit Aſchen beſtrewete/ die Faſtenbuß vfflegte/
vnd dann nach voͤlliger Verrichtung vor Oſtern abſolvirte/ welche Kirchenzucht
das newe Kirchenbuch wieder erfordere: Sintemal Gott wegen der begangenen
Suͤnden durch dieſe Buſſe warhafftiglich Genuͤgen geſchehe/ gleichwie mit dem
Gebet vor die vnterlaſſene gute Wercke. Der Glaub ſey nur ein bloſſer Beyfall/
vnd erfordere kein perſoͤnliche Zueigenung/ welche ein lautere Einbildung vnd
Gedicht waͤre. Das beſte Mittel Chriſtum zu ergreiffen/ ſey die Lieb. Der Apo-
ſtel meſſe zwar die Rechtfertigung dem Glauben zu/ verſtehe es aber nur vom An-
fang. Die Liebe ſey deß Glaubens Geſtalt/ vnd durch dieſelbe werden die Men-
ſchen gerechtfertiget vor Gott. Das Geſetz Gottes koͤnne man/ vnd zwar leicht-
lich in dieſem Leben erfuͤllen/ weil Gott gerecht vnd kein Tyrann waͤre/ vnmoͤgliche
Ding zu befehlen. Diß ſey die euſſerſte Gottslaͤſterung/ wann man vorgebe/ daß
die allerbeſte Werck der Heiligen etwas ſuͤndliches mit ſich fuͤhrten. Dann es
hielten derſelben etliche das Geſetz nicht nur vollkommentlich in dieſem Leben/ ſon-
dern etliche thaͤten uͤbergenug/ wann ſie den Raht der Vollkom̃enheit/ als Keuſch-
heit/ Armut vnd Gehorſamb leiſteten. Die gute Werck verdienen warhaffti-
glich vnd eigentlich das ewige Leben: ſeyen die warhafften vnd wirckenden Vrſa-
chen der Seeligkeit/ gleichwie die boͤſe Werck Verdamnuß verdieneten.

Vom Creutz machen ſagt Montacutius: Dann was ſolte mich hindern/ daß
ich mich mit dem Zeichen deß Creutzes nicht ſolte an jedem Theil meines Leibs/ zu
jeden Zeiten/ vnd bey jedem Thun bezeichnen/ da doch in der alten Kirchen ſolches
geſchehen; darumb koͤnnen wir annoch ohne Ergernuß vnd Aberglauben dieſelbe
Ceremonien auch gebrauchen. Das Gebet nach dem Roſenkrantz nennet er ein
heilige Rechnung. Die Faſten vor Oſtern/ vnd auff jeden Freytag/ auch auff den
Mittwoch/ komme von Apoſtoliſcher Einſaͤtzung/ ja Goͤttlicher Verordnung. Es
muͤſſe nohtwendig der Biſchoff den Ort der Begraͤbnuß weihen/ vnd zwar nach
Jnhalt der vralten Kirchen-Regeln; auch werde der geweihete Ort verunreinigt/
wann andere Sachen darauff vorgehen/ ein Ketzer/ Rottierer oder Verbannter

begra-
E e ij
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[35/0211] & Germaniæ Continuatio. zu dem Gottesdienſt vnd Gott ſelbſten zu erheben: ſolten auch nicht abgeſchaffet/ ſondern wieder eingefuͤhret werden. So waͤre es nur ein Wortgezaͤnck wegen der fuͤnff verwerfflichen Sacramenten. Dann die Firmung durch die Bi- ſchoffe gethan/ mache voͤllige vnd vollkommene Chriſten. So ſey die Frag von der Anzahl der Orden nichtig/ weil es bey den Reformirten nur an Leuten erman- gele. Daß auß Goͤttlichem Recht dem Biſchoff allein gebühre/ die Orden auß- zutheilen. Die Eheſachen muſten nach dem Paͤpſtiſchen Recht ſich entſcheiden. Die Ohrenbeicht habe ſehr viel Nutzen/ vnd muͤſſe derowegen vor dem H. Abend- mal hergehen. Keine Suͤnde ſolte man verſchweigen bey der Beicht/ wann der Prieſter an GOttes ſtatt ſitze/ dieweil kein ander Mittel/ die Vergebung der Suͤnden zu erlangen. Auch ſolte man die vralte Gewonheit von einem Beicht- vatter in jeder Kirchen wieder anrichten/ damit er auff dem Aſchermitwoch jeder- man Beicht hoͤrete/ das Haubt mit Aſchen beſtrewete/ die Faſtenbuß vfflegte/ vnd dann nach voͤlliger Verrichtung vor Oſtern abſolvirte/ welche Kirchenzucht das newe Kirchenbuch wieder erfordere: Sintemal Gott wegen der begangenen Suͤnden durch dieſe Buſſe warhafftiglich Genuͤgen geſchehe/ gleichwie mit dem Gebet vor die vnterlaſſene gute Wercke. Der Glaub ſey nur ein bloſſer Beyfall/ vnd erfordere kein perſoͤnliche Zueigenung/ welche ein lautere Einbildung vnd Gedicht waͤre. Das beſte Mittel Chriſtum zu ergreiffen/ ſey die Lieb. Der Apo- ſtel meſſe zwar die Rechtfertigung dem Glauben zu/ verſtehe es aber nur vom An- fang. Die Liebe ſey deß Glaubens Geſtalt/ vnd durch dieſelbe werden die Men- ſchen gerechtfertiget vor Gott. Das Geſetz Gottes koͤnne man/ vnd zwar leicht- lich in dieſem Leben erfuͤllen/ weil Gott gerecht vnd kein Tyrann waͤre/ vnmoͤgliche Ding zu befehlen. Diß ſey die euſſerſte Gottslaͤſterung/ wann man vorgebe/ daß die allerbeſte Werck der Heiligen etwas ſuͤndliches mit ſich fuͤhrten. Dann es hielten derſelben etliche das Geſetz nicht nur vollkommentlich in dieſem Leben/ ſon- dern etliche thaͤten uͤbergenug/ wann ſie den Raht der Vollkom̃enheit/ als Keuſch- heit/ Armut vnd Gehorſamb leiſteten. Die gute Werck verdienen warhaffti- glich vnd eigentlich das ewige Leben: ſeyen die warhafften vnd wirckenden Vrſa- chen der Seeligkeit/ gleichwie die boͤſe Werck Verdamnuß verdieneten. Vom Creutz machen ſagt Montacutius: Dann was ſolte mich hindern/ daß ich mich mit dem Zeichen deß Creutzes nicht ſolte an jedem Theil meines Leibs/ zu jeden Zeiten/ vnd bey jedem Thun bezeichnen/ da doch in der alten Kirchen ſolches geſchehen; darumb koͤnnen wir annoch ohne Ergernuß vnd Aberglauben dieſelbe Ceremonien auch gebrauchen. Das Gebet nach dem Roſenkrantz nennet er ein heilige Rechnung. Die Faſten vor Oſtern/ vnd auff jeden Freytag/ auch auff den Mittwoch/ komme von Apoſtoliſcher Einſaͤtzung/ ja Goͤttlicher Verordnung. Es muͤſſe nohtwendig der Biſchoff den Ort der Begraͤbnuß weihen/ vnd zwar nach Jnhalt der vralten Kirchen-Regeln; auch werde der geweihete Ort verunreinigt/ wann andere Sachen darauff vorgehen/ ein Ketzer/ Rottierer oder Verbannter begra- E e ij

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/211>, abgerufen am 21.11.2024.