Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.& Germaniae Continuatio. oder hingegen straffbar seyn müssen. Bekant/ daß die Fürsten liberal seynd/ Pri-vilegien zu ertheilen/ wann sie was nöhtig/ aber gantz begierig/ jhrer Voreltern vnd eigene vergebene Freyheiten zu schmählern vnd vffzuheben/ nicht eben vmb ei- gnen Nutzens willen/ welchen jhre Rähte suchen/ sondern von einer eingebildeten Hoheit wegen/ daß alles nach jhrem Wunsch vnd Wincken gehen solle/ ohn eini- ges Wiedersprechen: Solten sie auch gleich wieder die bekantliche Erbarkeit/ wie- der jhr eigen Gewissen handeln: wie die Gefchicht bey Q Curtio bezeuget. Wann es dann einmal heisst/ quod libet, licet, deß Königs Will ist das höchste Gesätz. So muß in das grausame Laster der beleidigten Majestät fallen/ wer nur den Mund auffthut/ vnd der vralten Gesätz gedencket. Sejanus vnter Tiberio kan manche schöne lection geben: Hätte Biron an jhn gedacht/ wäre er seiner selbst nicht vergessen. Der gantze Handel lieff in Engelland wiedereinander/ dieweil sich viel wiederwärtige Absehen verborgen hielten. Der König ließ sich einbil- den/ er könte die Bischoffe dem Parlament an den Halß werffen/ vnd vnter dieser Partheyen Gezänck eine absolute Hoheit erhalten. Dann kein Bischoff jhm wür- de abfallen/ zumal er solche Würde nach Belieben vergab/ vnd viel newe Creatu- ren auß nichts machte/ dergleichen Laud selbsten gewesen/ Wohlgaw/ wie man außgeben will/ ein Stallbub in der Herberg. So hoffeten die Bischoffe/ den Kö- nig zwar groß/ sich aber noch grösser zu machen/ nach dem Exempel Sylvestri I. vnd Hildebrandi. Das Parlament aber gedachte die vralte Freyheiten beydes zu er- halten/ vnd die Briefe vnverlöchert zu bewahren/ vnd auch ein mehres zu erlangen: Sonderlich aber den König wieder in die Schrancken zu bringen. Wie es aber allenthalben gefehlet/ vnd wiedersinnisch abgeloffen/ werden wir bey deß Ertzbischoffs von Canterobery/ wie auch deß Königs schmählichen Tod zu vernehmen haben. Der
& Germaniæ Continuatio. oder hingegen ſtraffbar ſeyn müſſen. Bekant/ daß die Fuͤrſten liberal ſeynd/ Pri-vilegien zu ertheilen/ wann ſie was noͤhtig/ aber gantz begierig/ jhrer Voreltern vnd eigene vergebene Freyheiten zu ſchmaͤhlern vnd vffzuheben/ nicht eben vmb ei- gnen Nutzens willen/ welchen jhre Raͤhte ſuchen/ ſondern von einer eingebildeten Hoheit wegen/ daß alles nach jhrem Wunſch vnd Wincken gehen ſolle/ ohn eini- ges Wiederſprechen: Solten ſie auch gleich wieder die bekantliche Erbarkeit/ wie- der jhr eigen Gewiſſen handeln: wie die Gefchicht bey Q Curtio bezeuget. Wann es dann einmal heiſſt/ quod libet, licet, deß Koͤnigs Will iſt das hoͤchſte Geſaͤtz. So muß in das grauſame Laſter der beleidigten Majeſtaͤt fallen/ wer nur den Mund auffthut/ vnd der vralten Geſaͤtz gedencket. Sejanus vnter Tiberio kan manche ſchoͤne lection geben: Haͤtte Biron an jhn gedacht/ waͤre er ſeiner ſelbſt nicht vergeſſen. Der gantze Handel lieff in Engelland wiedereinander/ dieweil ſich viel wiederwaͤrtige Abſehen verborgen hielten. Der Koͤnig ließ ſich einbil- den/ er koͤnte die Biſchoffe dem Parlament an den Halß werffen/ vnd vnter dieſer Partheyen Gezaͤnck eine abſolute Hoheit erhalten. Dann kein Biſchoff jhm wuͤr- de abfallen/ zumal er ſolche Wuͤrde nach Belieben vergab/ vnd viel newe Creatu- ren auß nichts machte/ dergleichen Laud ſelbſten geweſen/ Wohlgaw/ wie man außgeben will/ ein Stallbub in der Herberg. So hoffeten die Biſchoffe/ den Koͤ- nig zwar groß/ ſich aber noch groͤſſer zu machen/ nach dem Exempel Sylveſtri I. vnd Hildebrandi. Das Parlament aber gedachte die vralte Freyheiten beydes zu er- halten/ vnd die Briefe vnverloͤchert zu bewahren/ vñ auch ein mehres zu erlangen: Sonderlich aber den Koͤnig wieder in die Schrancken zu bringen. Wie es aber allenthalben gefehlet/ vnd wiederſinniſch abgeloffen/ werden wir bey deß Ertzbiſchoffs von Canterobery/ wie auch deß Koͤnigs ſchmaͤhlichen Tod zu vernehmen haben. Der
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oder hingegen ſtraffbar ſeyn müſſen. Bekant/ daß die Fuͤrſten liberal ſeynd/ Pri-
vilegien zu ertheilen/ wann ſie was noͤhtig/ aber gantz begierig/ jhrer Voreltern
vnd eigene vergebene Freyheiten zu ſchmaͤhlern vnd vffzuheben/ nicht eben vmb ei-
gnen Nutzens willen/ welchen jhre Raͤhte ſuchen/ ſondern von einer eingebildeten
Hoheit wegen/ daß alles nach jhrem Wunſch vnd Wincken gehen ſolle/ ohn eini-
ges Wiederſprechen: Solten ſie auch gleich wieder die bekantliche Erbarkeit/ wie-
der jhr eigen Gewiſſen handeln: wie die Gefchicht bey Q Curtio bezeuget. Wann
es dann einmal heiſſt/ quod libet, licet, deß Koͤnigs Will iſt das hoͤchſte Geſaͤtz.
So muß in das grauſame Laſter der beleidigten Majeſtaͤt fallen/ wer nur den
Mund auffthut/ vnd der vralten Geſaͤtz gedencket. Sejanus vnter Tiberio kan
manche ſchoͤne lection geben: Haͤtte Biron an jhn gedacht/ waͤre er ſeiner ſelbſt
nicht vergeſſen. Der gantze Handel lieff in Engelland wiedereinander/ dieweil
ſich viel wiederwaͤrtige Abſehen verborgen hielten. Der Koͤnig ließ ſich einbil-
den/ er koͤnte die Biſchoffe dem Parlament an den Halß werffen/ vnd vnter dieſer
Partheyen Gezaͤnck eine abſolute Hoheit erhalten. Dann kein Biſchoff jhm wuͤr-
de abfallen/ zumal er ſolche Wuͤrde nach Belieben vergab/ vnd viel newe Creatu-
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außgeben will/ ein Stallbub in der Herberg. So hoffeten die Biſchoffe/ den Koͤ-
nig zwar groß/ ſich aber noch groͤſſer zu machen/ nach dem Exempel Sylveſtri I. vnd
Hildebrandi. Das Parlament aber gedachte die vralte Freyheiten beydes zu er-
halten/ vnd die Briefe vnverloͤchert zu bewahren/ vñ auch ein mehres zu erlangen:
Sonderlich aber den Koͤnig wieder in die Schrancken zu bringen. Wie es aber
allenthalben gefehlet/ vnd wiederſinniſch abgeloffen/ werden wir bey
deß Ertzbiſchoffs von Canterobery/ wie auch deß Koͤnigs
ſchmaͤhlichen Tod zu vernehmen
haben.
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