Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statu Pertvrbato Franciae et Germaniae: Vnpartheyischer wolmeynender Discursuum Supplementum, oder Fünffter Theil. Frankfurt (Main), 1653.Historische Erzehlung versummete/ zumahl man sonsten sagt/ die Nachtigall vff dem Haupt-küssen im Bette hab ein lieblichen vnd beweglichen Gesang. Es folget aber darumb nicht/ daß ein jeder Schwager deß andern Sinn annehme; vnd solte weit besser stehen/ da der Printz von Conde, als ein junger Herr/ dem Hertzogen von Orleans nicht vorgreiffen wollen/ oder bey E. F. D. wohlhergebrachtem Alter Rahtgeschöpfft hätte. Dann der Hertzog von Orleans nach deß Königs Bruder dem Hertzogen von Anjou freylich der nechste Erbe ist zu dieser Monarchey/ zumahl auch von dem letzt verstorbenen König/ als seinem anwesenen leiblichen Bruder/ zum fürnehmsten Verwalter dieser Cron in dem letzten Willen vnd Testa- ment verordnet ist. Welcher gestalt jhme vor allen andern geziemet/ vnd Pflichthalben/ auch wegen künfftigen nutzlichen Fällen/ oblieget/ sich der Regierung anzumassen/ vnd die Fehler bey derselben zuverbessern. Da nun dieser Hertzog an seinem Orth bey dem Ruder vnd Parlament bleibt/ halten verständige Leuth darfür/ der Printz von Conde hätte die- sem nicht sollen vorgreiffen. Vnd bin versichert bey mir selbsten/ daß E. F. D. jhren Raht nim- Jch gedencke nicht gern deß jenigen Schimpffs/ der E. F. D. ne- anhielt/
Hiſtoriſche Erzehlung verſummete/ zumahl man ſonſten ſagt/ die Nachtigall vff dem Haupt-kuͤſſen im Bette hab ein lieblichen vnd beweglichen Geſang. Es folget aber darumb nicht/ daß ein jeder Schwager deß andern Sinn annehme; vnd ſolte weit beſſer ſtehẽ/ da der Printz von Conde, als ein junger Herꝛ/ dem Hertzogen von Orleans nicht vorgreiffen wollen/ oder bey E. F. D. wohlhergebrachtem Alter Rahtgeſchoͤpfft haͤtte. Dann der Hertzog von Orleans nach deß Koͤnigs Bruder dem Hertzogen von Anjou freylich der nechſte Erbe iſt zu dieſer Monarchey/ zumahl auch von dem letzt verſtorbenen Koͤnig/ als ſeinem anweſenen leiblichen Bruder/ zum fuͤrnehmſten Verwalter dieſer Cron in dem letzten Willen vnd Teſta- ment verordnet iſt. Welcher geſtalt jhme vor allen andern geziemet/ vnd Pflichthalben/ auch wegen kuͤnfftigen nutzlichen Faͤllen/ oblieget/ ſich der Regierung anzumaſſen/ vnd die Fehler bey derſelben zuverbeſſern. Da nun dieſer Hertzog an ſeinem Orth bey dem Ruder vnd Parlament bleibt/ halten verſtaͤndige Leuth darfuͤr/ der Printz von Conde haͤtte die- ſem nicht ſollen vorgreiffen. Vnd bin verſichert bey mir ſelbſten/ daß E. F. D. jhren Raht nim- Jch gedencke nicht gern deß jenigen Schimpffs/ der E. F. D. ne- anhielt/
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Hiſtoriſche Erzehlung
verſummete/ zumahl man ſonſten ſagt/ die Nachtigall vff dem Haupt-
kuͤſſen im Bette hab ein lieblichen vnd beweglichen Geſang. Es folget
aber darumb nicht/ daß ein jeder Schwager deß andern Sinn annehme;
vnd ſolte weit beſſer ſtehẽ/ da der Printz von Conde, als ein junger Herꝛ/
dem Hertzogen von Orleans nicht vorgreiffen wollen/ oder bey E. F.
D. wohlhergebrachtem Alter Rahtgeſchoͤpfft haͤtte. Dann der Hertzog
von Orleans nach deß Koͤnigs Bruder dem Hertzogen von Anjou
freylich der nechſte Erbe iſt zu dieſer Monarchey/ zumahl auch von dem
letzt verſtorbenen Koͤnig/ als ſeinem anweſenen leiblichen Bruder/ zum
fuͤrnehmſten Verwalter dieſer Cron in dem letzten Willen vnd Teſta-
ment verordnet iſt. Welcher geſtalt jhme vor allen andern geziemet/ vnd
Pflichthalben/ auch wegen kuͤnfftigen nutzlichen Faͤllen/ oblieget/ ſich
der Regierung anzumaſſen/ vnd die Fehler bey derſelben zuverbeſſern.
Da nun dieſer Hertzog an ſeinem Orth bey dem Ruder vnd Parlament
bleibt/ halten verſtaͤndige Leuth darfuͤr/ der Printz von Conde haͤtte die-
ſem nicht ſollen vorgreiffen.
Vnd bin verſichert bey mir ſelbſten/ daß E. F. D. jhren Raht nim-
mer beygetragen/ als zu andern Mitteln/ die nicht vff das euſſerſte hien-
auß lauffen/ auff daß man beyzeiten wiederkehren moͤge. E. F. D. ſind
die jnnerliche Kriege in Franckreich mehr dann zu wohl auß den Hiſto-
rien bekand; ſo haben ſie auch ſelben in ſolchem hergebrachten Alter ge-
nugſam geſehen vnd erfahren/ wo gemeyniglich dergleichen Haͤndel
hinauß lauffen/ vnd daß es gar nicht außgerichtet iſt mit einem Heroi-
ſchen Gemuͤth/ wann kein rechtes Abſehen die Staͤrcke leytet. Der Mo-
narch in Griechenland Agamemnon muſte vor Eroberung der Statt
Troja ſelbſt bekennen/ daß ein alter abgelebter Neſtor mit ſeinem guten
Raht jhme mehr vortraͤgliche waͤre zu ſeinem Sieg vnd Triumph/ als
viel dollkuͤhne Ajaces. So befand ſich auch in der That/ daß Ulyſſes
durch ſeine Liſt vnd Rencken eben ſo viel/ vnd mehr verrichtet/ als jener
mit ſeiner ſtarcken Fauſt vnd mit ſeinem vnerſchrockenen Hertzen. Vnd
iſt der Natur/ auch geſunden Vernunfft weit aͤhnlicher/ daß ein ſieden-
des Gemuͤth ſich laſſe von einem kalt ſinnigen abkuͤhlen/ als daß ein ho-
hes Alter ſich von einem eyfferigen jungen Bluth laſſe erhitzen.
Jch gedencke nicht gern deß jenigen Schimpffs/ der E. F. D. ne-
ben den beyden Koͤniglichen Printzen iſt begegnet/ als man ſie gefaͤnglich
anhielt/
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