Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
Wer ist begihrig jhres specks/
Dem will ich bald ein bißlein schneiden;
Sehr groß ist jhrer grillen grex,
Die könt ich lieber dan Euch leyden:
Dan ich mag nicht ewers Dr ...
Vergissen:
Drinck da/ drinck/ das ist das lex,
Welcher nicht will essen.
Für meine witz ist hie kein lux,
Für mein gesicht kein liecht zu sehen;
Für meine hand kein Kelch/ kein crux,
Für meine füß kein stand zu stehen;
Ho! wer hat mich bey dem haar
Gerauffet:
Mord/ raub/ raub/ mord/ O gefahr/
Alles rund vmblauffet.
Ach wie kam ich in dieses schiff?
Es grauset mir; ich kan nicht schwimmen:
Hilff/ hilff/ ein sail/ stoß oder griff;
Ach weh! nu hab ich auch das grimmen:
Alles layder! ist vmbsunst/
Wir sincken.
Was? Ja wol in diser brunst
Brennen wir/ vnd stincken.

Ho!
Gedichte.
Wer iſt begihrig jhres ſpecks/
Dem will ich bald ein bißlein ſchneiden;
Sehr groß iſt jhrer grillen grex,
Die koͤnt ich lieber dan Euch leyden:
Dan ich mag nicht ewers Dr …
Vergiſſen:
Drinck da/ drinck/ das iſt das lex,
Welcher nicht will eſſen.
Fuͤr meine witz iſt hie kein lux,
Fuͤr mein geſicht kein liecht zu ſehen;
Fuͤr meine hand kein Kelch/ kein crux,
Fuͤr meine fuͤß kein ſtand zu ſtehen;
Ho! wer hat mich bey dem haar
Gerauffet:
Mord/ raub/ raub/ mord/ O gefahr/
Alles rund vmblauffet.
Ach wie kam ich in dieſes ſchiff?
Es grauſet mir; ich kan nicht ſchwimmen:
Hilff/ hilff/ ein ſail/ ſtoß oder griff;
Ach weh! nu hab ich auch das grimmen:
Alles layder! iſt vmbſunſt/
Wir ſincken.
Was? Ja wol in diſer brunſt
Brennen wir/ vnd ſtincken.

Ho!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0287" n="269"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="32">
                <l>Wer i&#x017F;t begihrig jhres &#x017F;pecks/</l><lb/>
                <l>Dem will ich bald ein bißlein &#x017F;chneiden;</l><lb/>
                <l>Sehr groß i&#x017F;t jhrer grillen <hi rendition="#aq">grex,</hi></l><lb/>
                <l>Die ko&#x0364;nt ich lieber dan Euch leyden:</l><lb/>
                <l>Dan ich mag nicht ewers Dr &#x2026;</l><lb/>
                <l>Vergi&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
                <l>Drinck da/ drinck/ das i&#x017F;t das <hi rendition="#aq">lex,</hi></l><lb/>
                <l>Welcher nicht will e&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="33">
                <l>Fu&#x0364;r meine witz i&#x017F;t hie kein <hi rendition="#aq">lux,</hi></l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r mein ge&#x017F;icht kein liecht zu &#x017F;ehen;</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r meine hand kein Kelch/ kein <hi rendition="#aq">crux,</hi></l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r meine fu&#x0364;ß kein &#x017F;tand zu &#x017F;tehen;</l><lb/>
                <l>Ho! wer hat mich bey dem haar</l><lb/>
                <l>Gerauffet:</l><lb/>
                <l>Mord/ raub/ raub/ mord/ O gefahr/</l><lb/>
                <l>Alles rund vmblauffet.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="34">
                <l>Ach wie kam ich in die&#x017F;es &#x017F;chiff?</l><lb/>
                <l>Es grau&#x017F;et mir; ich kan nicht &#x017F;chwimmen:</l><lb/>
                <l>Hilff/ hilff/ ein &#x017F;ail/ &#x017F;toß oder griff;</l><lb/>
                <l>Ach weh! nu hab ich auch das grimmen:</l><lb/>
                <l>Alles layder! i&#x017F;t vmb&#x017F;un&#x017F;t/</l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;incken.</l><lb/>
                <l>Was? Ja wol in di&#x017F;er brun&#x017F;t</l><lb/>
                <l>Brennen wir/ vnd &#x017F;tincken.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Ho!</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0287] Gedichte. Wer iſt begihrig jhres ſpecks/ Dem will ich bald ein bißlein ſchneiden; Sehr groß iſt jhrer grillen grex, Die koͤnt ich lieber dan Euch leyden: Dan ich mag nicht ewers Dr … Vergiſſen: Drinck da/ drinck/ das iſt das lex, Welcher nicht will eſſen. Fuͤr meine witz iſt hie kein lux, Fuͤr mein geſicht kein liecht zu ſehen; Fuͤr meine hand kein Kelch/ kein crux, Fuͤr meine fuͤß kein ſtand zu ſtehen; Ho! wer hat mich bey dem haar Gerauffet: Mord/ raub/ raub/ mord/ O gefahr/ Alles rund vmblauffet. Ach wie kam ich in dieſes ſchiff? Es grauſet mir; ich kan nicht ſchwimmen: Hilff/ hilff/ ein ſail/ ſtoß oder griff; Ach weh! nu hab ich auch das grimmen: Alles layder! iſt vmbſunſt/ Wir ſincken. Was? Ja wol in diſer brunſt Brennen wir/ vnd ſtincken. Ho!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/287
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/287>, abgerufen am 18.12.2024.