Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Schigolch. Er schlägt aus? Lulu (zwei Gläser füllend). Er schläft ein. Schigolch. Wenn er betrunken ist, kannst du ihm auf's Eingeweide sehen. Lulu. Lieber nicht. (Setzt sich Schigolch gegenüber.) Erzähl' mir. Schigolch. Die Straßen werden immer länger, und die Beine immer kürzer. Lulu. Und deine Harmonika? Schigolch. Hat falsche Luft, wie ich mit meinem Asthma. Ich denke nur immer, das Ausbessern ist nicht mehr der Mühe wert. (Stößt mit ihr an.) Lulu (leerte ihr Glas). Ich glaubte schon, du wärest am Ende ... Schigolch. Das glaubte ich auch schon. Aber wenn so erst die Sonne hinunter ist, dann läßt es Einen doch noch nicht ruhen. Ich hoffe auf den Winter. Da wird (hustend) mein -- mein -- mein Asthma wol eine Fahrgelegenheit ausfindig zu machen wissen. Schigolch. Er ſchlägt aus? Lulu (zwei Gläſer füllend). Er ſchläft ein. Schigolch. Wenn er betrunken iſt, kannſt du ihm auf’s Eingeweide ſehen. Lulu. Lieber nicht. (Setzt ſich Schigolch gegenüber.) Erzähl’ mir. Schigolch. Die Straßen werden immer länger, und die Beine immer kürzer. Lulu. Und deine Harmonika? Schigolch. Hat falſche Luft, wie ich mit meinem Aſthma. Ich denke nur immer, das Ausbeſſern iſt nicht mehr der Mühe wert. (Stößt mit ihr an.) Lulu (leerte ihr Glas). Ich glaubte ſchon, du wäreſt am Ende … Schigolch. Das glaubte ich auch ſchon. Aber wenn ſo erſt die Sonne hinunter iſt, dann läßt es Einen doch noch nicht ruhen. Ich hoffe auf den Winter. Da wird (huſtend) mein — mein — mein Aſthma wol eine Fahrgelegenheit ausfindig zu machen wiſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0082" n="76"/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schigolch.</hi> </speaker><lb/> <p>Er ſchlägt aus?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu</hi> </speaker> <stage>(zwei Gläſer füllend).</stage><lb/> <p>Er ſchläft ein.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schigolch.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn er betrunken iſt, kannſt du ihm auf’s<lb/> Eingeweide ſehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Lieber nicht.</p> <stage>(Setzt ſich Schigolch gegenüber.)</stage> <p>Erzähl’<lb/> mir.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schigolch.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Straßen werden immer länger, und die<lb/> Beine immer kürzer.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Und deine Harmonika?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schigolch.</hi> </speaker><lb/> <p>Hat falſche Luft, wie ich mit meinem Aſthma.<lb/> Ich denke nur immer, das Ausbeſſern iſt nicht mehr<lb/> der Mühe wert.</p> <stage>(Stößt mit ihr an.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu</hi> </speaker> <stage>(leerte ihr Glas).</stage><lb/> <p>Ich glaubte ſchon, du wäreſt am Ende …</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schigolch.</hi> </speaker><lb/> <p>Das glaubte ich auch ſchon. Aber wenn ſo<lb/> erſt die Sonne hinunter iſt, dann läßt es Einen<lb/> doch noch nicht ruhen. Ich hoffe auf den Winter.<lb/> Da wird</p> <stage>(huſtend)</stage> <p>mein — mein — mein Aſthma<lb/> wol eine Fahrgelegenheit ausfindig zu machen wiſſen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
Schigolch.
Er ſchlägt aus?
Lulu (zwei Gläſer füllend).
Er ſchläft ein.
Schigolch.
Wenn er betrunken iſt, kannſt du ihm auf’s
Eingeweide ſehen.
Lulu.
Lieber nicht. (Setzt ſich Schigolch gegenüber.) Erzähl’
mir.
Schigolch.
Die Straßen werden immer länger, und die
Beine immer kürzer.
Lulu.
Und deine Harmonika?
Schigolch.
Hat falſche Luft, wie ich mit meinem Aſthma.
Ich denke nur immer, das Ausbeſſern iſt nicht mehr
der Mühe wert. (Stößt mit ihr an.)
Lulu (leerte ihr Glas).
Ich glaubte ſchon, du wäreſt am Ende …
Schigolch.
Das glaubte ich auch ſchon. Aber wenn ſo
erſt die Sonne hinunter iſt, dann läßt es Einen
doch noch nicht ruhen. Ich hoffe auf den Winter.
Da wird (huſtend) mein — mein — mein Aſthma
wol eine Fahrgelegenheit ausfindig zu machen wiſſen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |