Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Schön.
Wie manches Mädchen, würde sich in deinem
Fall Gott weiß wie selig preisen.
Lulu (bittend).
Verführen Sie ihn. Sie verstehen sich darauf.
Bringen Sie ihn in lustige Gesellschaft. Sie haben
die Bekanntschaften. Ich bin ihm nichts als Weib
und wieder Weib. Ich fühle mich so blamirt. Er
wird stolzer auf mich sein. Er erlegt sich etwas
mehr Beherrschung auf. Er kennt keinen Unter-
schied. Ich denke mir das Hirn aus, Tag und
Nacht, ihn aufzurütteln. In meiner Verzweiflung
tanze ich Cancan. Er gähnt und mault etwas von
Obscönität.
Schön.
Unsinn. Er ist doch Künstler.
Lulu.
Er glaubt es wenigstens zu sein.
Schön.
Das ist schon die Hauptsache!
Lulu.
Wenn ich mich als Modell hinstelle. Er glaubt
auch, er sei ein berühmter Mann.
Schön.
Dazu haben wir ihn auch gemacht.
Schön.
Wie manches Mädchen, würde ſich in deinem
Fall Gott weiß wie ſelig preiſen.
Lulu (bittend).
Verführen Sie ihn. Sie verſtehen ſich darauf.
Bringen Sie ihn in luſtige Geſellſchaft. Sie haben
die Bekanntſchaften. Ich bin ihm nichts als Weib
und wieder Weib. Ich fühle mich ſo blamirt. Er
wird ſtolzer auf mich ſein. Er erlegt ſich etwas
mehr Beherrſchung auf. Er kennt keinen Unter-
ſchied. Ich denke mir das Hirn aus, Tag und
Nacht, ihn aufzurütteln. In meiner Verzweiflung
tanze ich Cancan. Er gähnt und mault etwas von
Obscönität.
Schön.
Unſinn. Er iſt doch Künſtler.
Lulu.
Er glaubt es wenigſtens zu ſein.
Schön.
Das iſt ſchon die Hauptſache!
Lulu.
Wenn ich mich als Modell hinſtelle. Er glaubt
auch, er ſei ein berühmter Mann.
Schön.
Dazu haben wir ihn auch gemacht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0094" n="88"/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wie manches Mädchen, würde &#x017F;ich in deinem<lb/>
Fall Gott weiß wie &#x017F;elig prei&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu</hi> </speaker>
            <stage>(bittend).</stage><lb/>
            <p>Verführen Sie ihn. Sie ver&#x017F;tehen &#x017F;ich darauf.<lb/>
Bringen Sie ihn in lu&#x017F;tige Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Sie haben<lb/>
die Bekannt&#x017F;chaften. Ich bin ihm nichts als Weib<lb/>
und wieder Weib. Ich fühle mich &#x017F;o blamirt. Er<lb/>
wird &#x017F;tolzer auf mich &#x017F;ein. Er erlegt &#x017F;ich etwas<lb/>
mehr Beherr&#x017F;chung auf. Er kennt keinen Unter-<lb/>
&#x017F;chied. Ich denke mir das Hirn aus, Tag und<lb/>
Nacht, ihn aufzurütteln. In meiner Verzweiflung<lb/>
tanze ich Cancan. Er gähnt und mault etwas von<lb/>
Obscönität.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Un&#x017F;inn. Er i&#x017F;t doch Kün&#x017F;tler.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Er glaubt es wenig&#x017F;tens zu &#x017F;ein.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t &#x017F;chon die Haupt&#x017F;ache!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wenn ich mich als Modell hin&#x017F;telle. Er glaubt<lb/>
auch, er &#x017F;ei ein berühmter Mann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Dazu haben wir ihn auch gemacht.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0094] Schön. Wie manches Mädchen, würde ſich in deinem Fall Gott weiß wie ſelig preiſen. Lulu (bittend). Verführen Sie ihn. Sie verſtehen ſich darauf. Bringen Sie ihn in luſtige Geſellſchaft. Sie haben die Bekanntſchaften. Ich bin ihm nichts als Weib und wieder Weib. Ich fühle mich ſo blamirt. Er wird ſtolzer auf mich ſein. Er erlegt ſich etwas mehr Beherrſchung auf. Er kennt keinen Unter- ſchied. Ich denke mir das Hirn aus, Tag und Nacht, ihn aufzurütteln. In meiner Verzweiflung tanze ich Cancan. Er gähnt und mault etwas von Obscönität. Schön. Unſinn. Er iſt doch Künſtler. Lulu. Er glaubt es wenigſtens zu ſein. Schön. Das iſt ſchon die Hauptſache! Lulu. Wenn ich mich als Modell hinſtelle. Er glaubt auch, er ſei ein berühmter Mann. Schön. Dazu haben wir ihn auch gemacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/94
Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/94>, abgerufen am 21.11.2024.