Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Lulu. Er glaubt alles. Er ist mißtrauisch, wie ein Dieb und läßt sich anlügen, daß man jeden Respekt verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich ihm weis, ich hätte noch nie geliebt ... Schön (fällt in einen Lehnsessel). Lulu. Er hätte mich ja sonst für ein verworfenes Geschöpf gehalten! Schön. -- Du stellst weiß Gott was für exorbitante Anforderungen an legitime Verhältnisse. Lulu. Ich stelle keine exorbitanten Anforderungen. -- Ost träumt mir noch von Goll. Schön. Der war nicht banal. Lulu. Er ist da, als wär' er nie fortgewesen. Nur geht er wie auf Socken. Er ist mir nicht böse Er ist furchtbar traurig. Und dann ist er furcht- sam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da. Sonst fühlt er sich behaglich mit uns. Nur kommt er nicht darüber hinweg, daß ich seither so viel Geld zum Fenster hinausgeworfen habe ... Lulu. Er glaubt alles. Er iſt mißtrauiſch, wie ein Dieb und läßt ſich anlügen, daß man jeden Reſpekt verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich ihm weis, ich hätte noch nie geliebt … Schön (fällt in einen Lehnſeſſel). Lulu. Er hätte mich ja ſonſt für ein verworfenes Geſchöpf gehalten! Schön. — Du ſtellſt weiß Gott was für exorbitante Anforderungen an legitime Verhältniſſe. Lulu. Ich ſtelle keine exorbitanten Anforderungen. — Oſt träumt mir noch von Goll. Schön. Der war nicht banal. Lulu. Er iſt da, als wär’ er nie fortgeweſen. Nur geht er wie auf Socken. Er iſt mir nicht böſe Er iſt furchtbar traurig. Und dann iſt er furcht- ſam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da. Sonſt fühlt er ſich behaglich mit uns. Nur kommt er nicht darüber hinweg, daß ich ſeither ſo viel Geld zum Fenſter hinausgeworfen habe … <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0095" n="89"/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Er glaubt alles. Er iſt mißtrauiſch, wie ein<lb/> Dieb und läßt ſich anlügen, daß man jeden Reſpekt<lb/> verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich<lb/> ihm weis, ich hätte noch nie geliebt …</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker> <stage>(fällt in einen Lehnſeſſel).</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Er hätte mich ja ſonſt für ein verworfenes<lb/> Geſchöpf gehalten!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>— Du ſtellſt weiß Gott was für exorbitante<lb/> Anforderungen an legitime Verhältniſſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich ſtelle keine exorbitanten Anforderungen. —<lb/> Oſt träumt mir noch von Goll.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Der war nicht banal.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Er iſt da, als wär’ er nie fortgeweſen. Nur<lb/> geht er wie auf Socken. Er iſt mir nicht böſe<lb/> Er iſt furchtbar traurig. Und dann iſt er furcht-<lb/> ſam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da.<lb/> Sonſt fühlt er ſich behaglich mit uns. Nur kommt<lb/> er nicht darüber hinweg, daß ich ſeither ſo viel Geld<lb/> zum Fenſter hinausgeworfen habe …</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0095]
Lulu.
Er glaubt alles. Er iſt mißtrauiſch, wie ein
Dieb und läßt ſich anlügen, daß man jeden Reſpekt
verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich
ihm weis, ich hätte noch nie geliebt …
Schön (fällt in einen Lehnſeſſel).
Lulu.
Er hätte mich ja ſonſt für ein verworfenes
Geſchöpf gehalten!
Schön.
— Du ſtellſt weiß Gott was für exorbitante
Anforderungen an legitime Verhältniſſe.
Lulu.
Ich ſtelle keine exorbitanten Anforderungen. —
Oſt träumt mir noch von Goll.
Schön.
Der war nicht banal.
Lulu.
Er iſt da, als wär’ er nie fortgeweſen. Nur
geht er wie auf Socken. Er iſt mir nicht böſe
Er iſt furchtbar traurig. Und dann iſt er furcht-
ſam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da.
Sonſt fühlt er ſich behaglich mit uns. Nur kommt
er nicht darüber hinweg, daß ich ſeither ſo viel Geld
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