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Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.

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Melchior. Männliche Regungen?
Moritz. M--hm.
Melchior. -- Allerdings!
Moritz. Ich auch. -- -- -- -- -- -- -- -- --
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
Melchior. Ich kenne das nämlich schon lange! -- schon
bald ein Jahr.
Moritz. Ich war wie vom Blitz gerührt.
Melchior. Du hattest geträumt?
Moritz. Aber nur ganz kurz ....... von Beinen im
himmelblauem Tricot, die über das Katheder steigen -- um auf-
richtig zu sein, ich dachte, sie wollten hinüber. -- Ich habe sie
nur flüchtig gesehen.
Melchior. Georg Zirschnitz träumte von seiner Mutter.
Moritz. Hat er dir das erzählt?
Melchior. Draußen am Galgensteg!
Moritz. Wenn du wüßtest, was ich ausgestanden seit
jener Nacht!
Melchior. Gewissensbisse?
Moritz. Gewissensbisse?? -- -- -- Todesangst!
Melchior. Herrgott ...
Moritz. Ich hielt mich für unheilbar. Ich glaubte, ich
litte an einem inneren Schaden. -- Schließlich wurde ich nur
dadurch wieder ruhiger, daß ich meine Lebenserinnerungen auf-
zuzeichnen begann. Ja ja, lieber Melchior, die letzten drei Wochen
waren mein Gethsemane.
Melchior. Ich war seinerzeit mehr oder weniger darauf
gefaßt gewesen. Ich schämte mich ein wenig. -- Das war aber
auch alles.
Melchior. Männliche Regungen?
Moritz. M—hm.
Melchior. — Allerdings!
Moritz. Ich auch. — — — — — — — — —
— — — — — — — — — — — — — — —
Melchior. Ich kenne das nämlich ſchon lange! — ſchon
bald ein Jahr.
Moritz. Ich war wie vom Blitz gerührt.
Melchior. Du hatteſt geträumt?
Moritz. Aber nur ganz kurz ....... von Beinen im
himmelblauem Tricot, die über das Katheder ſteigen — um auf-
richtig zu ſein, ich dachte, ſie wollten hinüber. — Ich habe ſie
nur flüchtig geſehen.
Melchior. Georg Zirſchnitz träumte von ſeiner Mutter.
Moritz. Hat er dir das erzählt?
Melchior. Draußen am Galgenſteg!
Moritz. Wenn du wüßteſt, was ich ausgeſtanden ſeit
jener Nacht!
Melchior. Gewiſſensbiſſe?
Moritz. Gewiſſensbiſſe?? — — — Todesangſt!
Melchior. Herrgott …
Moritz. Ich hielt mich für unheilbar. Ich glaubte, ich
litte an einem inneren Schaden. — Schließlich wurde ich nur
dadurch wieder ruhiger, daß ich meine Lebenserinnerungen auf-
zuzeichnen begann. Ja ja, lieber Melchior, die letzten drei Wochen
waren mein Gethſemane.
Melchior. Ich war ſeinerzeit mehr oder weniger darauf
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auch alles.
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[7/0023] Melchior. Männliche Regungen? Moritz. M—hm. Melchior. — Allerdings! Moritz. Ich auch. — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — Melchior. Ich kenne das nämlich ſchon lange! — ſchon bald ein Jahr. Moritz. Ich war wie vom Blitz gerührt. Melchior. Du hatteſt geträumt? Moritz. Aber nur ganz kurz ....... von Beinen im himmelblauem Tricot, die über das Katheder ſteigen — um auf- richtig zu ſein, ich dachte, ſie wollten hinüber. — Ich habe ſie nur flüchtig geſehen. Melchior. Georg Zirſchnitz träumte von ſeiner Mutter. Moritz. Hat er dir das erzählt? Melchior. Draußen am Galgenſteg! Moritz. Wenn du wüßteſt, was ich ausgeſtanden ſeit jener Nacht! Melchior. Gewiſſensbiſſe? Moritz. Gewiſſensbiſſe?? — — — Todesangſt! Melchior. Herrgott … Moritz. Ich hielt mich für unheilbar. Ich glaubte, ich litte an einem inneren Schaden. — Schließlich wurde ich nur dadurch wieder ruhiger, daß ich meine Lebenserinnerungen auf- zuzeichnen begann. Ja ja, lieber Melchior, die letzten drei Wochen waren mein Gethſemane. Melchior. Ich war ſeinerzeit mehr oder weniger darauf gefaßt geweſen. Ich ſchämte mich ein wenig. — Das war aber auch alles.

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/23>, abgerufen am 21.11.2024.