Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891. Thea. Aber man erstickt doch darin! Martha. Der Kopf bleibt frei. Unter dem Kinn wird zugebunden. Thea. Und dann schlagen sie dich? Martha. Nein. Nur wenn etwas Besonderes vorliegt. Wendla. Womit schlägt man dich, Martha? Martha. Ach was -- mit allerhand. -- Hält es deine Mutter auch für unanständig, im Bett ein Stück Brod zu essen? Wendla. Nein, nein. Martha. Ich glaube immer, sie haben doch ihre Freude -- wenn sie auch nichts davon sagen. -- Wenn ich einmal Kinder habe, ich lasse sie aufwachsen wie das Unkraut in unserem Blumen- garten. Um das kümmert sich Niemand und es steht so hoch, so dicht -- während die Rosen in den Beeten an ihren Stöcken mit jedem Sommer kümmerlicher blüh'n. Thea. Wenn ich Kinder habe, kleid' ich sie ganz in Rosa. Rosahüte, Rosakleidchen, Rosaschuhe. Nur die Strümpfe -- die Strümpfe schwarz wie die Nacht! Wenn ich dann spazieren gehe, laß ich sie vor mir hermarschiren. -- Und du, Wendla? Wendla. Wißt ihr denn, ob ihr welche bekommt? Thea. Warum sollten wir keine bekommen? Martha. Tante Euphemia hat allerdings auch keine. Thea. Gänschen! -- weil sie nicht verheirathet ist. Wendla. Tante Bauer war dreimal verheirathet und hat nicht ein einziges. Martha. -- Wenn du welche bekommst, Wendla, was möchtest du lieber, Knaben oder Mädchen? Wendla. Jungens! Jungens! Thea. Ich auch Jungens! Thea. Aber man erſtickt doch darin! Martha. Der Kopf bleibt frei. Unter dem Kinn wird zugebunden. Thea. Und dann ſchlagen ſie dich? Martha. Nein. Nur wenn etwas Beſonderes vorliegt. Wendla. Womit ſchlägt man dich, Martha? Martha. Ach was — mit allerhand. — Hält es deine Mutter auch für unanſtändig, im Bett ein Stück Brod zu eſſen? Wendla. Nein, nein. Martha. Ich glaube immer, ſie haben doch ihre Freude — wenn ſie auch nichts davon ſagen. — Wenn ich einmal Kinder habe, ich laſſe ſie aufwachſen wie das Unkraut in unſerem Blumen- garten. Um das kümmert ſich Niemand und es ſteht ſo hoch, ſo dicht — während die Roſen in den Beeten an ihren Stöcken mit jedem Sommer kümmerlicher blüh'n. Thea. Wenn ich Kinder habe, kleid' ich ſie ganz in Roſa. Roſahüte, Roſakleidchen, Roſaſchuhe. Nur die Strümpfe — die Strümpfe ſchwarz wie die Nacht! Wenn ich dann ſpazieren gehe, laß ich ſie vor mir hermarſchiren. — Und du, Wendla? Wendla. Wißt ihr denn, ob ihr welche bekommt? Thea. Warum ſollten wir keine bekommen? Martha. Tante Euphemia hat allerdings auch keine. Thea. Gänschen! — weil ſie nicht verheirathet iſt. Wendla. Tante Bauer war dreimal verheirathet und hat nicht ein einziges. Martha. — Wenn du welche bekommſt, Wendla, was möchteſt du lieber, Knaben oder Mädchen? Wendla. Jungens! Jungens! Thea. 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Martha. Ach was — mit allerhand. — Hält es deine
Mutter auch für unanſtändig, im Bett ein Stück Brod zu eſſen?
Wendla. Nein, nein.
Martha. Ich glaube immer, ſie haben doch ihre Freude —
wenn ſie auch nichts davon ſagen. — Wenn ich einmal Kinder
habe, ich laſſe ſie aufwachſen wie das Unkraut in unſerem Blumen-
garten. Um das kümmert ſich Niemand und es ſteht ſo hoch,
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mit jedem Sommer kümmerlicher blüh'n.
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Roſahüte, Roſakleidchen, Roſaſchuhe. Nur die Strümpfe — die
Strümpfe ſchwarz wie die Nacht! Wenn ich dann ſpazieren gehe,
laß ich ſie vor mir hermarſchiren. — Und du, Wendla?
Wendla. Wißt ihr denn, ob ihr welche bekommt?
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nicht ein einziges.
Martha. — Wenn du welche bekommſt, Wendla, was
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Wendla. Jungens! Jungens!
Thea. Ich auch Jungens!
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