Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
Wendla. Ach Gott -- ich spüre nicht das Geringste!
Melchior. Das glaub' ich dir -- -- durch all' deine
Röcke durch. ...
Wendla. So schlag' mich doch an die Beine!
Melchior. Wendla! -- (er schlägt sie stärker)
Wendla. Du streichelst mich ja! -- Du streichelst mich!
Melchior. Wart' Hexe, ich will dir den Satan austreiben!
(Er wirft den Stock bei Seite und schlägt derart mit den Fäusten d'rein, daß
sie in ein fürchterliches Geschrei ausbricht. Er kehrt sich nicht daran, sondern drischt
wie wüthend auf sie los, während ihm die dicken Thränen über die Wangen rinnen.
Plötzlich springt er empor, faßt sich mit beiden Händen an die Schläfen und stürzt, aus
tiefster Seele jammervoll aufschluchzend, in den Wald hinein.)

Wendla. Ach Gott — ich ſpüre nicht das Geringſte!
Melchior. Das glaub' ich dir — — durch all' deine
Röcke durch. …
Wendla. So ſchlag' mich doch an die Beine!
Melchior. Wendla! — (er ſchlägt ſie ſtärker)
Wendla. Du ſtreichelſt mich ja! — Du ſtreichelſt mich!
Melchior. Wart' Hexe, ich will dir den Satan austreiben!
(Er wirft den Stock bei Seite und ſchlägt derart mit den Fäuſten d'rein, daß
ſie in ein fürchterliches Geſchrei ausbricht. Er kehrt ſich nicht daran, ſondern driſcht
wie wüthend auf ſie los, während ihm die dicken Thränen über die Wangen rinnen.
Plötzlich ſpringt er empor, faßt ſich mit beiden Händen an die Schläfen und ſtürzt, aus
tiefſter Seele jammervoll aufſchluchzend, in den Wald hinein.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0040" n="24"/>
          <sp who="#WEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Wendla</hi>.</speaker>
            <p>Ach Gott &#x2014; ich &#x017F;püre nicht das Gering&#x017F;te!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Das glaub' ich dir &#x2014; &#x2014; durch all' deine<lb/>
Röcke durch. &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Wendla</hi>.</speaker>
            <p>So &#x017F;chlag' mich doch an die Beine!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Wendla! &#x2014;</p>
            <stage>(er &#x017F;chlägt &#x017F;ie &#x017F;tärker)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Wendla</hi>.</speaker>
            <p>Du &#x017F;treichel&#x017F;t mich ja! &#x2014; Du &#x017F;treichel&#x017F;t mich!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Wart' Hexe, ich will dir den Satan austreiben!</p><lb/>
          </sp>
          <stage>(Er wirft den Stock bei Seite und &#x017F;chlägt derart mit den Fäu&#x017F;ten d'rein, daß<lb/>
&#x017F;ie in ein fürchterliches Ge&#x017F;chrei ausbricht. Er kehrt &#x017F;ich nicht daran, &#x017F;ondern dri&#x017F;cht<lb/>
wie wüthend auf &#x017F;ie los, während ihm die dicken Thränen über die Wangen rinnen.<lb/>
Plötzlich &#x017F;pringt er empor, faßt &#x017F;ich mit beiden Händen an die Schläfen und &#x017F;türzt, aus<lb/>
tief&#x017F;ter Seele jammervoll auf&#x017F;chluchzend, in den Wald hinein.)</stage><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0040] Wendla. Ach Gott — ich ſpüre nicht das Geringſte! Melchior. Das glaub' ich dir — — durch all' deine Röcke durch. … Wendla. So ſchlag' mich doch an die Beine! Melchior. Wendla! — (er ſchlägt ſie ſtärker) Wendla. Du ſtreichelſt mich ja! — Du ſtreichelſt mich! Melchior. Wart' Hexe, ich will dir den Satan austreiben! (Er wirft den Stock bei Seite und ſchlägt derart mit den Fäuſten d'rein, daß ſie in ein fürchterliches Geſchrei ausbricht. Er kehrt ſich nicht daran, ſondern driſcht wie wüthend auf ſie los, während ihm die dicken Thränen über die Wangen rinnen. Plötzlich ſpringt er empor, faßt ſich mit beiden Händen an die Schläfen und ſtürzt, aus tiefſter Seele jammervoll aufſchluchzend, in den Wald hinein.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/40
Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/40>, abgerufen am 21.11.2024.